Schlagwort-Archive: fluss

wortklauberei (113)

„sommerflussverkauf“

werbung und wortspiele treffen oft und gern aufeinander. mal erheiternd, mal nervtötend oder auch nur unverständlich. was würden sie mit der überschrift „sommerflussverkauf“ in verbindung bringen? ich erst einmal einen sprachfehler oder dialekt, jedenfalls eine person, die das „sch“ in „f“ verwandelt. da muss ich an den film über die „sch´tis“ denken. ansonsten kann ich mir noch den ausverkauf der wasserstrassen vorstellen, doch bisher gab es zwar inseln und seen im angebot der maklerei, aber von flüssen hatte ich noch nicht gehört.

die auflösung: es handelt sich um werbung für flusskreuzfahrten. oha, da hat jemand mit dem wortspiel gleichzeitig die bedeutung um die ecke gebracht. nichts deutet auf schiffe, auf fahrten oder nur auf touristisches hin. der funktioniert darum nicht, da der sommerschlussverkauf einfach zu dominant ist. das ist ein bekanntes event, das wir alle kennen und oft ausgesprochen haben. die veränderung eines buchstaben ist zu schwach. es ist so, wie wenn ein bordell mit sommerkussverkauf, oder ein waffenhändler mit sommerschussverkauf werben würde (obwohl letzteres eher die passende assoziation erzeugen könnte).

nimmt man das wort ernst, dann kann man es allerdings direkt als schreibanregung verwenden: „man schreibe eine geschichte über den ersten sommerflussverkauf“. die pressemeldungen dazu: „schnäppchenjäger an der schlei“, „mosel und main mit ins einkaufskörbchen rhein“ oder „neues hippes muss – kauf den fluss“. man kann die versteigerung der flüsse beschreiben. oder überlegungen anstellen, was jemand mit einem gekauften fluss anstellt – vielleicht als erstes umleiten, damit er am eigenen haus vorbeifließt 😉 schluss mit dem blödsinn und mit dem ssv – heutzutage nennt man das river-sale!

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nabelschau (60)

macht mich nicht nass! wasser wurde hier meist so lieblich dargestellt, wie wenn es kaum ein wässerchen trüben könnte. doch in erster linie macht es nass – von innen und von außen. und nass möchte man nur werden, wenn man es eingeplant hat. geht einem aber im rucksack mit unterlagen die wasserflasche auf oder gerät auf dem weg zum abendlichen date in einen regenschauer, dann hat es sich schnell mit der gutmütigkeit der menschen und des wetters.

doch noch einen schritt weiter: dieses schlichte, klare element kann häuser wegtragen, hänge zum rutschen bringen, deiche aufweichen und sich in jeder ecke stauen. da kommt es erst als kleines rinnsal aus der wand und in kurzer zeit verursacht es einen gehörigen wasserschaden. das wasser dürfte in vielen bereichen ruhig ein wenig dezenter auftreten. die schwierigkeit besteht darin, dass dies nicht nur in der hand des wassers liegt, sondern der mensch fleissig daran arbeitet, dass rinnsale zu reissenden fluten werden.

und so langsam kommen die menschen nicht mehr damit hinterher, die schäden des wassers zu reparieren, schon tauchen die nächsten auf. da klingt es zwar verlockend, wenn der meeresstrand der eigenen haustür näher rückt, aber gleichzeitig muss man beständig damit rechnen, nasse füsse zu bekommen oder gleich mit allem hab und gut weggeschwemmt zu werden. und es spielt keine rolle mehr, ob man am berg oder im tal lebt.

schon die römer versuchten das wasser für sich zu nutzen, für sich arbeiten zu lassen, aber sie machten es noch dezent. heute werden ganze landstriche überschwemmt, menschen vertrieben, es wird gestaut und versiegelt, kanalisiert und begradigt. anscheinend ist wasser so verführerisch für allmachtsfantasien, da es so klar, schlicht und tröpfelnd daherkommt. dabei können schon tropfen genügen, um den menschen zu foltern. manchmal scheint es, wie wenn in der wasserwelt das kind schon in den brunnen gefallen wäre.

die menschen finden in vielen regionen kein wasser mehr, das sie noch trinken können, in anderen ertrinken sie darin. das mittelmaß ist verloren gegangen. und was fällt den menschen ein: der vertrieb in plastflaschen, ein umkämpfter markt, um nicht krankheiten und gleichzeitig medikamentencocktails mit dem trinkwasser aufzunehmen. plötzlich erscheint einem ein sommerlicher platzregen als paradies in der wasserwelt. die natur darf mich nass machen, aber die gesellschaft sollte die finger davon lassen, da werd ich nur stinkig.

schreibpädagogik und wasser

so wie der schreibfluss in schreibgruppen gefördert und unterstützt werden soll, so kann „wasser“ das thema von schreibgruppen in vielfältiger form werden. wie ich schon zum biografischen und kreativen schreiben aufgezeigt habe, lassen sich zum thema wasser viele schreibideen und schreibanregungen entwickeln. doch darüber hinaus kann wasser auch ganz praktisch schreibgruppen dienen.

man kann zum beispiel auf kreuzfahrten zur unterhaltung der passagiere schreibgruppen anbieten. wenn sich jemand mehrere tage oder wochen auf einem schiff aufhält, will er oft im laufe der zeit auch ein wenig abwechslung erleben. schaut man sich die kreuzfahrt-angebote an, dann ist inzwischen auf vielen schiffen für alles gesorgt. angefangen beim tanzkurz über fitness-übungen, kino, theater, bis zu vorträgen und lesungen. warum also an solch einem ort nicht auch gemeinsam schreiben. kreuzfahrten bieten viele eindrücke, die wiederum wunderbar schriftlich ausgedrückt werden können.

und wenn ich dann schon in der tourismus-branche bin, dann kann ich mir auch vorstellen, dass man zum beispiel als schreibgruppe dem flusslauf eines flusses folgt und dazu schreibt. man kann entweder auch mit einem schiff den fluss entlang fahren oder parallel zum fluss von hotel zu hotel, von sehenswürdigkeit zu sehenswürdigkeit. und bei jedem stopp werden kleine schreibübungen eingeflochten.

doch manchmal genügt auch auf anderem wege ein abstecher zum wasser. da fallen mir freibad-geschichten mit schreibgruppen ein, oder eine tour entlang der Weiterlesen

schreibidee (224)

passt ja ein wenig in die jahreszeit. in vier tagen ist frühlingsanfang, da kann es nicht schaden, eine schreibanregung zu geben, die der powerriegel unter den schreibanregungen ist. kaum noch nachtfrost, ein wenig regen und schon können die säfte wieder ungehindert fließen. darum, wie kann es nach den letzten posts auch sein, soll dieses mal zu „saftige stories“ angeregt werden.

der einstieg ist leicht. für die schreibgruppenteilnehmerInnen ist eine kleine saft-bar aufgebaut. alle werden aufgefordert, sich ein gläschen ihres lieblingssafts zu nehmen. und wären sie am leckeren getränk nippen soll eine einseitige „hymne“ auf den saft geschrieben werden. sind die gläser geleert, werden die hymnen vorgetragen. es gibt keine feedback-runde.

was kann denn nun „saftig“ bedeuten, wofür steht das wort? für „nektar“, auch ein schöner begriff, oder für „deftig“, „wild“ und „lebhaft“? die schreibgruppenteilnehmerInnen sammeln am flipchart begriffe, die von ihnen mit saftig assoziiert werden. zudem wird eine 30-wort-assoziation zum wort „saftig“ durchgeführt. nun wählen alle jeweils fünf begriffe aus und schreiben in kombination mit ihrer 30-wort-assoziation eine kurze geschichte von maximal drei seiten. diese kurzen geschichten werden auch ohne feedback vorgetragen.

zum abschluss wird eine längere geschichte oder „story“ verfasst. die teilnehmerInnen wählen sich nun jeweils nur einen begriff aus, der sie am stärksten in bezug auf „saftig“ anspricht. es sollte ein direkter, kräftiger und praller begriff sein. anhand dieses wortes wird eine saftige story verfasst. das bedeutet, es wird erwartet, dass in der geschichte etwas fließt, das alle hörerInnen mitreisst, sie im strom des lebens schwimmen lässt. anschließend wird die längere story vorgetragen und beim feedback werden anregungen gegeben, wie die geschichte noch saftiger werden kann.

nach allen feedbackrunden mixt die schreibgruppe zur verabschiedung noch einen leckeren saftcocktail und freut sich über den nahenden frühlingsbeginn 😉

schreibidee (149)

wasser, es ist warm, also wasser. viel wasser soll der mensch zu sich nehmen, er besteht auch hauptsächlich aus wasser. wasser ist sowohl existentiell, umkämpft, teilweise sehr knapp, wird verschwendet, überschwemmt und macht nass. es kühlt, es friert, es fließt vor allen dingen und regt zu vielem an, wie zum beispiel „wassermusik“. darum eine schreibanregung zu „wassergeschichten„.

hier kann der einstieg in das schreiben auf vielfältige weise geschehen. man kann ein flussufer, einen bachlauf oder den meeresstrand aufsuchen. man kann diverse trink- und tafelwasser mitbringen, man kann den klimawandel mit seinen zunehmenden meeresspiegeln ansprechen, dokumentationen über das wasser zeigen, die verschiedene aggregatzustände des wassers präsentieren oder einfach reden wie ein wasserfall. diese einstiege dienen dazu, die teilnehmerInnen der schreibgruppe aufzufordern, ein cluster mit all den assoziationen zu wasser zu erstellen.

als nächstes ist von allen ein fokussiertes freewriting durchzuführen, das sich der frage des persönlichen bezuges zum wasser widmen soll. nun wird zur anregung gemacht, dass eine kurze zweiseitige geschichte zu verfassen ist, die entweder „im wasser“, „am wasser“ oder „auf dem wasser“ spielt. diese geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen.

und in der folge soll aus all den vorbereitenden texten und assoziationen eine idee für eine „wassergeschichte“ ausgewählt werden, die über eine längere schreibzeit verfasst wird. diese geschichten werden nochmals in der runde der schreibgruppe vorgestellt und anschließend bei einem gemeinsamen schluck wasser gewürdigt.