im letzten post zur schreibpädagogik habe ich schon ein wenig aufgezeigt, dass kreatives oder biografisches schreiben, ach, schreiben an sich, immer einen anteil selbsterkenntnis beinhaltet. doch nicht nur die eingeflossenen gedanken über sich selber machen das schreiben attraktiv und die schreibpädagogik wertvoll, sonder auch die reflexionen über den schreibprozess können im laufe der zeit eine große hilfe sein.
darum lohnt es sich immer wieder, einmal einen blick zurück zu werfen, wie eigentlich der eigene text entstanden ist, wie man schreibt. hier kann man sich in regelmäßigen zeitabständen hinsetzen und einen kleinen katalog abarbeiten, der einem das eigene schreiben ein wenig aufschlüsselt:
einsteigen würde ich mit 10 minuten fokussiertem freewriting zum eigenen schreibprozess. was fällt einem spontan zur eigenen schreibe ein? quält man sich oder fließt die worte nur so auf´s papier? das geschriebene freewriting dann erst einmal beiseite legen.
im nächsten schritt wären ein paar fragen zu beantworten:
- wann schreibe ich am liebsten?
- welche werkzeuge verwende ich zum schreiben?
- was hindert mich am schreiben?
- worauf habe ich schreiblust?
- woher kommen meine schreibideen?
- was mache ich, um schreibblockaden zu überwinden oder zu verhindern?
- wann schreibe ich für mich, wann für andere?
- wie geht es zur zeit meinem inneren zensor?
- welchen neuen text seit der letzten selbstreflexion finde ich am besten und warum?
sind die fragen beantwortet, nehme man sich seinen besten und seinen schlechtesten text der letzten zeit vor. zu beiden texten schreibt man eine halbseitige beurteilung.
jetzt wäre es gut, wenn man jemanden kennt, der sowohl die texte, als auch die beurteilungen liest. diese person sollte einem ein feedback (möglichst ungeschminkt), sowohl zu den texten als auch den beurteilungen geben. bei diesem feedback wären die stärken und schwächen der texte herauszuarbeiten.
anschließend setzt man sich noch einmal hin (diese mal kein freewriting) und notiert auf einer seite, wie sich der eigene schreibprozess in letzter zeit (also seit der letzten selbstreflexion) verändert hat. dabei können auch äußere umstände wie zeitknappheit, lärm von außen, tolles neues schreibprogramm, neues schreibprojekt und vieles mehr einbezogen werden.
dieser text wird noch einmal mit dem freewriting verglichen, und man kann sich stichwortartig notieren, was man sich in nächster zeit für den eigenen schreibprozess vornehmen möchte.
und ganz zum schluss nimmt man ein weißes blatt, das einzig dazu da ist, ideen für das schreiben in nächster zeit zu notieren. dies können ideen für geschichten, projekte, stichworte, charaktere oder auch arbeitsaufträge sein.
all diese überlegungen und ausarbeitungen legt man nun unter dem datum ab, an dem sie entstanden sind. wenn man in regelmäßigen abständen solch eine selbstreflexion durchführt, sammelt sich ein zeitlicher überblick über den eigenen schreibprozess an. dies kann sowohl für einen selber auch später noch sehr aufschlussreich sein, aber vielleicht auch für andere, die sich in ähnlichen situationen befinden. hat man zum beispiel das gefühl, man befindet sich gerade mitten in einer schreibblockade, kann man vielleicht nachschauen, wie man die letzte überwunden hat. oder man liest noch einmal worauf man schreiblust hatte, die idee aber wieder aus den augen verlor. eventuell ist sie später aktuell.
es macht keinen sinn, solche selbstreflexionen wöchentlich durchzuführen. da bekommt man schnell das gefühl, es ändert sich überhaupt nichts. aber vielschreibern kann es alle viertel jahre schon aufschlussreich erscheinen über das eigene schreiben nachzudenken. natürlich genügt auch eine jährliche betrachtung oder alle zehn jahre oder nie. selbstreflexionen sollten immer freiwillig sein und nicht nur stattfinden, wenn es hakt. sie bilden nur eine entwicklung, einen prozess ab, aber sie eröffnen dadurch auch platz und ideen für neues.
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