Schlagwort-Archive: freundschaften

nabelschau (61)

was gab es da noch zu überlegen? absurd, absurder, am absurdesten: es gibt handlungen und haltungen, die ich schwer nachvollziehen kann. das kommt selten vor, aber es kommt vor. da geht es über monate um die frage der vorteilsnahme, die frage der verstrickungen und einem selber müsste bewusst sein, dass dem so ist. doch die haltung, die nach außen getragen wird, ist, sich im recht zu befinden. da wollte uns also jemand klar machen, dass all seine reisen, seine freundschaften und seine kredite ganz normalen kriterien folgen, dass unser leben heute so aussieht.

zu teilen mag das stimmen, vor allen dingen in bestimmten kreisen dieser republik. die konsequenz des groß gepriesenen „netzwerkens“ können nämlich auch so genannte „seilschaften“ werden. und bei der propagierung des netzwerkens wird dies meist an keiner stelle thematisiert. ja, es ist sogar ein netter zug, sich gegenseitig zu unterstützen. doch, und hier liegt die krux, es ersetzt inzwischen eine vorstellung von solidarität, die sich auch menschen zuwendet, die nicht zum netzwerk gehören. bei den gepriesenen freundschaften regieren leistungen und gegenleistungen. auch wenn ich nicht glaube, dass es die auf der anderen seite propagierte „selbstlosigkeit“ gibt, da jeder helfende mensch zumindest eine emotionale gegenleistung erhält, so muss es doch einen mittelweg geben.

doch dieser mittelweg wird nicht mehr beschritten und wie es scheint, auch überhaupt nicht mehr gesehen. noch erschreckender scheint mir aber, dass nicht mehr gesehen wird, wie sehr auf kosten anderer agiert wird (und das nicht nur im kleinen land, sondern im ganzen weltgefüge). und um es noch einmal am ehemaligen bundespräsidenten wulff festzumachen, es scheint immer häufiger von außen betrachtet tragisch, dass die haltung schon so verinnerlicht ist, dass anderes kaum mehr vorstellbar scheint. darum sollte es mich auch nicht verwundern, dass nach dem gestrigen antrag zur aufhebung der immunität noch einmal eine nacht verstreichen musst, bis man sich dazu äußert.

die journalistInnen hätten garantiert am gleichen abend zur verfügung gestanden, die kollegInnen aus den diversen fraktionen auch. in unserer schnelllebigen welt ist dies keine schwierigkeit. aber es benötigte abermals bedenkzeit. und diese bedenkzeit erschreckt.

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biografisches schreiben und nähe

nähe ist etwas sehr schönes und kann etwas sehr gruseliges werden. vor allen dingen emotionale und körperliche übergriffe haben etwas mit nähe zu tun. da wir inzwischen in einer gesellschaft leben, in der viele grenzen (der privatheit, der körperlichkeit, des berufs, der kommunikation …) überschritten werden, wird das erzeugen von nähe oder von distanz eher schwerer als leichter.

auch in unseren zwischenmenschlichen kontakten im laufe unseres lebens geht es immer wieder um nähe und distanz. angefangen bei den wünschen, einzelnen menschen näher kommen zu wollen bis zu der frage, wie nahe dürfen einem andere kommen. hier kann man zum beispiel auf einem großen blatt, sich selber in die mitte zeichnen und dann eintragen, welche menschen, die man kennt, in welcher distanz zu einem selber stehen. dies kann man für den aktuellen zeitpunkt machen, aber auch für vergangene zeiten.

wie sah es zum beispiel in der jugendzeit aus, oder beim berufseinstieg? zusätzlich kann man zum beispiel noch markieren, welche menschen man gern in seiner nähe hatte und welche weniger, welche hätten gern näherkommen dürfen und welche sollten noch weiter weg sein. dabei können erinnerungen an die schönsten nähe-erlebnisse mit einem anderen menschen auftauchen, ebenso wie übergriffige situationen, die man im laufe seines lebens erlebt hat. bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte geht es ja immer wieder um die frage, in welchem sozialen umfeld man sich wie bewegt hat. und vor allen dingen, wie angenehm dies Weiterlesen

selbsterkenntnis und selbstbefragung

manch einer hofft, dass ihm seine umwelt endlich die richtigen fragen stellt, damit er von sich erzählen kann. doch leider erscheint die umwelt nicht selten recht widerständig und interessiert sich für einige aspekte des lebens des anderen nicht. so sitzt er weiter da und hofft. dabei kann viel zeit vergehen, ungenutzte zeit.

schon früher gab es menschen, die wahrscheinlich gern selber gefragt worden wären und darum schlichte fragebögen entwickelten, die sie anderen zusendeten. am bekanntesten wurde der bogen von marcel proust, da in den 80ern das faz-magazin ihn bekannten persönlichkeiten vorlegte. nun gibt es aber auch die möglichkeit, sich selbst einen fragebogen vorzulegen, um mehr über sich selber zu erfahren. dabei machen multiple-choice-fragen wenig sinn, da sie die antworten sehr einschränken. außerdem käme solch eine selbstbefragung den psychotests in diversen frauenzeitschriften sehr nahe.

nein, eine selbstbefragung sollte raum für die antworten geben. denn erst wenn ich meine gedankengänge in ihrer vollen länge notieren kann, kann ein schritt weiter in richtung selbsterkenntnis gegangen werden. das internet hat die fragebögen zum kennenlernen anderer wieder hoffähig gemacht. da werden stöckchen um stöckchen versendet. natürlich kann man sich diese stöckchen auch sich selber vorlegen. doch meist sind die fragen schon so angelegt, dass nur eine kurze antwort möglich ist und weites ausholen nicht geplant ist. so bieten sich eher explizit fragebögen zur selbstbefragung an.

neben einem fragenkatalog braucht man die nötige zeit, um auch alles zu beantworten. man sollte sie sich nehmen. stück für stück kann man dann sich sich selber annähern. natürlich darf daneben der austausch mit anderen menschen nicht fehlen. doch einmal mit selbstbefragungen angefangen, fällt es einem selber immer leichter, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. und erst wenn ich für mich geklärt habe, wie meine haltung gegenüber den essentiellen dingen des lebens ist, welche emotionen in mir schlummern oder offen zu tage treten, erst dann fällt es mir leichter, mich und meine positionen, anderen gegenüber zu vertreten.

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schreibidee (50)

ein kleines jubiläum, die fünfzigste schreibidee. zum einen wird es zeit, alle schreibideen zu bündeln. das wird morgen geschehen und somit nach beinahe sechs monaten bloggen einen vielfältigen pool allen interessierten zur verfügung zu stellen. zum anderen bietet die 50 die chance das „jubiläum“ als schreibidee aufzugreifen. hat jubiläum was mit „jubel“ zu tun, ist es an der zeit jubilierende texte zu verfassen. das lässt sich in der schreibgruppe ganz schön umsetzen. die teilnehmerInnen überlegen sich, welcher mensch in ihrem sozialen umfeld sie begeistert, fasziniert oder erfreut. dem möchten sie etwas zurück geben.

dazu gibt es verschiedene möglichkeiten. zum einen kann die schreibanregung gegeben werden, eine dieser typischen jubilarsreime zu verfassen, die die anderen am schluss hochleben lassen. also eine überspitzte, gereimte variante der ode, die keine übertreibung auslässt.

die andere wäre, einen dankestext an die ausgewählte person zu verfassen, ohne die person zu erwähnen oder näher zu beschreiben. nur den dank auszudrücken aus der eigenen perspektive. was hat einem selber der persönliche kontakt zu dem begeisternden menschen gebracht, welche entwicklung  hat man dadurch erfahren. diese anregung geht in die richtung des biografischen schreibens und kann einhergehen mit lebenshöhepunkten.

und es besteht die möglichkeit, sich selbst zum jubilar zu machen. was findet man an sich selbst toll und erwähnenswert. das fällt sicherlich vielen nicht sehr leicht, ist es doch gesellschaftlich verpönt, da „eigenlob stinkt“. genau darum kann es einmal hilfreich sein, den inneren zensor zu überwinden und sich in einem text ausführlich zu loben. denn es wird nicht nur zu selten generell gelobt, es werden viel zu selten eigenlobe ausgesprochen oder geschrieben. diese schreibanregung hat schon beinahe einen therapeutischen effekt, der das selbstwertgefühl ein wenig stärken kann. hier erscheint es sinnvoll, den text auch den anderen vorzustellen. die anregung kann sich auch auf die frage, was findet man an den eigenen texten gut, konzentrieren. also jubel über die eigene schreibe.

denn in dem ganzen trubel

jubel, nichts als jubel 😛

biografisches schreiben und hobbys

menschen haben hobbys. viele menschen haben hobbys. etliche menschen haben hobbys, die beinahe ihr restliches leben bestimmen. ob sie jedes wochenende auf einem flohmarkt verbringen, da sie alte bücher sammeln. oder ob sie beinahe jede freie minute für ihr training zum nächsten marathon nutzen. oder ob sie in der wohnung keinen platz mehr haben, da sie teddybären sammeln. es spielt keine rolle, welches hobby ausgeübt wird, doch es hat natürlich einfluss auf die eigene lebensgeschichte.

auch wenn das hobby nicht die gesamte freizeit bestimmt, werden bei der betätigung oft gute freunde kennengelernt oder es verändert sich die eigene einstellung zum leben. bei manchen wird das hobby auch zum beruf, nachdem man in diesem bereich immer erfolgreicher wurde. welcher berühmte rock- und popmusik begann schon seine karriere mit einem musikstudium?

deshalb kann es beim biografischen schreiben sinn machen, eine zeitlinie aufzuzeichnen, entlang der die jeweiligen hobbys notiert werden. und es kann hilfreich sein, zu überlegen, welche menschen, welche orte oder welches wissen einem in dieser zeit begegneten. nicht selten finden leute ihre lebensabschnittsgefährten im rahmen eines sports oder anderen hobbys. und nicht selten kommt es auch in vereinen oder gruppen zu konflikten. all dies sind bestandteile des eigenen lebens und all dies hat einfluss auf die eigene gewordenheit. doch oft werden gerade die dinge, die einem viel spaß machen bei biografien unter den tisch fallen gelassen.

vielleicht haben sie ja noch kontakt zu früheren weggefährtInnen, vielleicht sind sie mit einer person verheiratet, die sie im sportclub kennengelernt haben. vielleicht begründet sich ihr ganzer besitz auf antiquitäten oder sie laufen noch mit 75 jahren beim marathon mit. schildern sie die begebenheiten, die neben der arbeit und der beziehung einfluss auf ihr leben hatten. denn erst so ergibt sich ein rundes bild der eigenen biografie.

biografisches schreiben und freundschaften

viele menschen beeinflussen uns im laufe unseres lebens. die familie kann nicht geleugnet werden, wir sind auf die eine oder andere weise mit ihr verbunden. partnerInnen begleiten einen lange zeiten. aber vor allen lebt man sein leben mit freundInnen. die besten freundinnen und freunde erleben einen in den momenten der zweifel, des zwists oder der trennungen. sie begleiten einen auf den höhenflügen und kennen manches geheimnis, das sonst jedem unbekannt ist.

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte werden sie gern übersehen. da fallen einem die großen lieben, die partnerschaft, der beruf und vieles andere ein. nur freundInnen fristen ein randdasein, obwohl sie einen lang kennen und leiden gesehen haben.

so kann es beim biografischen schreiben sinnvoll sein, gute freundInnen gesondert zu betrachten. um einen unverblümten blick auf sich selbst zu bekommen, könnte man sie zum beispiel interviewen. oder man verfasst einen kleinen fragebogen an die freundInnen. Marcel Proust hat anscheinend einmal einen fragebogen verfasst, um menschen besser kennenzulernen. Zumindest hatte früher das faz-magazin bekannte personen den bogen ausfüllen lassen, siehe hier: http://www.hillschmidt.de/ger/faz.htm . nun könnte der biografische schreiber einen bogen formulieren, auf dem er erlebnisse und eindrücke der gemeinsamen zeit abfragt. den guten freundInnen fällt sicher noch anderes ein, das man aus gutem grund verdrängt hat. oder sie rücken aufgehübschte erinnerungen zurecht. außerdem wagen sie es am ehesten ein klares urteil über die eigene person zu sprechen und man nimmt es ihnen nicht übel. also nur mut und nachgefragt.

manchmal genügt es aber auch nur zeitlich aufzulisten, mit wem man im laufe seines lebens einmal sehr gut befreundet war. denn freundInnen können kommen und gehen wie partnerschaften. aus allen lebensabschnitten bleiben meist nur wenig übrig, was nicht bedeutet, dass die anderen keinen großen einfluss auf die eigene lebensgeschichte hatten. sind eben freundInnen.