Schlagwort-Archive: gefühle

wissenschaftliches schreiben und männer

das wissenschaftliche schreiben ist überspitzt formuliert, ein männliches schreiben. möglichst ohne emotionen, ohne zu viel persönliche meinung ist eine untersuchung oder ein experiment zu beschreiben, eine ausarbeitung zu erstellen. es wird kein grosses gewese darum gemacht, es bedarf keiner schmückenden und verzierenden sprache. wissenschaftliches schreiben reduziert das schreiben auf die wiedergabe von tatsachen. dies kommt dem weiterhin gelebten männlichen prinzip nahe.

klar kann man wissenschaft auch ganz anders aufbereiten (übrigens können dies auch männer), doch betrachtet man sich einmal die deutschsprachige wissenschaftslandschaft, dann ist dies nicht erwünscht. wann werden bei uns schon einmal essays oder kommentare in seminaren geschrieben? wo finden noch große diskurse statt? manchmal wünscht man sich die emotionalen und direkten 68er zurück, wenn man die heutigen hochschulen betrachtet. da gab es stundenlange diskussionen von 3000 menschen im audimax der fu mit marcuse oder anderen lehrenden zur gesellschaftlichen lage. (siehe http://web.fu-berlin.de/chronik/chronik_Home.html). hier wurde um wissenschaft und ihre ausrichtung gestritten.

dies ist alles vergangenheit. bis heute beherrschen weiter die männer die hochschulen (auch wenn es immer mehr frauen in gehobenen positionen gibt) und verfolgen das eher hierarchisch-emotionslose prinzip. ausreisser aus diesem gefüge darf es nur in den „kreativen“ fächern und hochschulen geben. schaut man genau hin, dann herrscht bei vielen wissenschaftlerInnen eine große begeisterung für das eigene forschungsgebiet und die entdeckungen, die dabei gemacht werden. leider finden sich diese begeisterungen in den wissenschaftlichen texten nicht wieder.

wenn man die freude über die wahrscheinliche entdeckung der higgs-teilchen im fernsehen gesehen hat, dann fragt man sich, weshalb sich in wissenschaftlich geschriebenem diese freude nicht zeigt. es gilt die vorstellung, dass emotionen unwissenschaftlich seien. dem widerspricht aber die persönliche begeisterung für das eigene fach, die eigene disziplin (sonst würde man sich nicht über jahrzehnte mit ein und demselben thema auseinandersetzen). hier wünscht man sich ein seminar mit forschern, um einmal selber zu erforschen, wie männer ihre begeisterung in worte fassen. und dann möchte man sie fragen, Weiterlesen

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kreatives schreiben und männer

vor kurzem in der doku über das bestsellerschreiben wurde auch eine kreative schreibgruppe aus frankreich vorgestellt. wie in deutschland schien es, besuchen beinahe ausschließlich frauen gruppen, die gemeinsam kreativ arbeiten. bei männern scheint es einen stärkeren vorbehalt gegenüber den kreativen techniken zu geben und die einsamen wölfe schreiben lieber für sich in ihren kammern, suchen weniger den austausch.

statistischen untersuchen zu der frage, wie weit männer kreativen und intuitiven techniken raum in ihrem leben geben, gibt es meines wissens bis jetzt nicht. aber es ist schon ein phänomen, welchen dingen sich männer in unserer welt eher zuwenden und welchen weniger. dies kann nicht frei von erziehungs- und geschlechterrollenfolgen sein. autos reparieren, rasen mähen oder eine neue veranda bauen, da blühen manche männer auf. sich hinsetzen, einen stift in die hand nehmen und den eigenen gedanken und emotionen freien lauf lassen, das fällt schon schwerer.

ich weiß, ich weiß, das ist ein vorurteil, doch die zahlen der schreibgruppen deuten zumindest darauf hin, dass es unterschiedliche umgänge mit kreativität gibt. so wäre zum beispiel mal eine geschlechts-gemischte schreibgruppe interessant, die lust hätte selbstreflexionen über das eigene schreiben zu verfassen. und es wäre einmal eine ausschließliche männerrunde des kreativen schreibens interessant, um zu schauen welche formen der annäherung an das kreative gewählt werden.

aber abseits des schreibverhaltens sind männer natürlich auch in texten, geschichten und literatur immer wieder mit der zugeschriebenen rolle konfrontiert. es gibt so gut wie keine männerbewegte literatur, also texte, in denen sich männer anders verhalten, als es ihrer von der gesellschaft erwarteten rolle entspricht. ganz gleich, welches genre man betrachtet, ob roman, krimi, science fiction oder fantasy, männer erhalten auch von vielen frauen die rolle, die sie schon immer inne haben müssten.

im kreativen schreiben könnte man diese rollen verändern. wie wäre es mit einer schreibanregung, in der nicht nur die verunsicherung der männer durch emanzipiertere frauen thema wäre, sondern in denen männer eine rolle einnehmen, die abseits Weiterlesen

web 2.0 und coolness

das web 2.0 für sich ist ja schon cool. zumindest bietet es viele online-möglichkeiten, die vor ein paar jahren noch unvorstellbar gewesen wären. der kontakt, der austausch, das soziale netz – alles ist einfacher und schneller geworden. und zum digitalen austausch online gehört es eben auch, dass emotionen schwer zu vermitteln sind. schon vor etlichen jahren entwickelten user die emoticons, die zumindest ansatzweise emotionen abbilden sollten. doch schaut man sich zum beispiel 😉 , 😯 , 😦 oder 😳 an, so sind dies nicht unbedingt sehr aussagekräftige zeichen.

emotionen können im internet entweder bildlich angedeutet oder schriftlich ausformuliert werden. aber es gibt ein problem: mimik und tonfall fehlen erst einmal. es mag sein, dass liebesbriefe auch heute noch funktionieren und sehr emotional sind. aber sie sind erst einmal einseitig und meist schließen sich andere formen der kommunikation an. aber eine diskussion oder ein gespräch (chat) werden immer daran kranken, dass einem für das verständnis der anderen person bezugspunkte fehlen. schon das telefonieren ist eine einschränkung, die sich noch durch das hören des tonfalls reduzieren lässt, aber schriftlich ist die gefahr von missverständnissen eine größere.

gleichzeitig kann man aber die frage stellen, inwieweit das web 2.0 die coolness in unserer gesellschaft verstärkt. nicht ohne grund definiert sich inzwischen eine gruppe selbst als „emos“, etwas, das vor zwei jahrzehnten seltsam erschienen wäre, da sich die menschen ungern emotionale kompetenzen absprechen lassen würden. heute ist man wahrscheinlich stolz darauf, im netz auf eine strategische art und weise zu kommunizieren. emotionalität kommt am ehesten bei protest und abwertung ins spiel, positive emotionen werden ins private gerettet.

einher mit der coolen kommunikation geht das nesting im engsten vertrautenkreis, abseits des webs. hier wird all das an emotionaler kommunikation gelebt, das virtuell nicht gelebt werden kann. da gleichzeitig das arbeitsleben entgrenzt ins privatleben funkt und die kommunikationsbereitschaft rund um die uhr praktiziert wird ist auch rund um die uhr strategisches verhalten angesagt. kulturpessimistisch könnte man formulieren: je cooler und strategischer kommuniziert werden muss Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und coolness

wissenschaftliches schreiben ist eigentlich pure coolness. keine andere schreibform zeigt weniger emotionen im text, vielleicht noch gebrauchsanweisungen, doch selbst juristen schreiben lebhafter. aus dem wissenschaftlichen schreiben wurden emotionen verband, um eine wie auch immer geartete objektivität zu bewahren. es ist der glaube, dass eine gefühllose und subjektlose sprache die reinheit der wissenschaften bewahrt.

betrachtet man jedoch die forschungsfelder und studien, ergebnisse oder erkenntnisse genau, ist eigentlich das gegenteil der fall. in alle untersuchungen fließen auch die auffassungen der forschenden mit ein. das beginnt bei einem menschenbild, das grundlage ist für die vorstellungen, was neue erkenntnisse für uns seien. es geht weiter über das forschungssetting und die frage, welche aussagen sich aufgrund von statistischen erhebungen treffen lassen und geht bis zur frage, wie viel persönliche meinung in einen wissenschaftlichen text einfließen darf.

gerade die naturwissenschaften vermitteln, dass es möglich wäre in einem menschenungebundenen neutralen raum forschen zu können. was für ein trugschluss. und so werden alle forschenden zu einer angemessenen coolness angehalten, die ihnen gerade einmal im schlusskapitel die möglichkeit eröffnet, persönlich position zu beziehen. man kann dies auch anders und nicht weniger wissenschaftlich handhaben. wissenschaft hat einen gemeinsamen kleinsten nenner: meinungen und thesen müssen belegt oder widerlegt also begründet werden. das hat zur folge, dass die behauptung auch von anderen durch experimente, befragungen oder studien belegt und widerlegt werden kann, die begründung also wiederholt werden kann.

doch momentan haben wir eine gegenteilige entwicklung: da keine zusammenhänge mehr erfasst werden, keine emotionen mehr im spiel sind, sondern beinahe alles nur noch auf mathematikbasierte statistiken runtergebrochen wird, fehlt in vielen zusammenhängen die eigentlich begründung. coolness ist exakt der richtige ausdruck dafür. denn coole kommunikation lässt möglichst alles menschliche außen vor und führt zu handlungen, die keiner menschlichen logik mehr folgen. doch durch dauercoolness verlieren wird den kontakt Weiterlesen

liste (121) – coolness

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „coolness“.

das ist für mich „echt cool“:

diese menschen sind für mich „echt cool“:

das stört mich sehr am „cool sein“:

hierbei hat mir coolness weitergeholfen:

hierbei stand meine coolness oder die von jemand anderem im weg:

biografisches schreiben und coolness

cool sein kann zur lebensaufgabe werden. meist wird die haltung der coolness mit männern verbunden. man nehme zum beispiel einen echten kerl, versiert in kampftechniken und kriegsführung, mit spiegelverglaster sonnenbrille, der in der kommunikation nur zu einzelnen, kurzen und knappen antwortsätzen fähig ist. in seinem öffentlichen auftreten möchte der coole mann keine näheren kontakte aufbauen und schon gar nicht emotionen äußern.

so das klassische bild der coolness. seitdem ich den begriff „coolness“ hier im blog bespreche, landete prompt die suche „ist weinen cool?“ hier auf der seite. anscheinend hat sich in der vorstellung, was coolness sein könnte und was nicht, einiges verändert. coolness ist auch schon länger nicht mehr auf das männliche geschlecht beschränkt. beim biografischen schreiben kann man für sich vielleicht erst einmal festhalten, was man selber unter „cool sein“ versteht. denn nur wenn man seine eigene erklärung gefunden hat, kann man auch schauen, ob man nun im laufe seines lebens öfter cool war oder nicht.

und dann kann man den blick auf die eigene lebensgeschichte noch zusätzlich verändern: war man in situationen cool, in denen es im nachhinein betrachtet viel sinnvoller gewesen wäre, wenn man emotionen gezeigt hätte, sich gehen lassen hätte oder geflohen wäre? wie oft stand man sich mit coolness selbst im weg und wie oft erreichte man durch coolness positives im laufe seines lebens? wie oft war coolness bei einem selber eher ein ausdruck von unsicherheit, angst oder scham? wo hat man überhaupt gelernt, cool zu sein? oder war man vielleicht nie in seinem leben cool und findet dies auch weiterhin nicht erstrebenswert?

der blick kann noch stärker geweitet werden: kennt man coole menschen? und welche coole menschen Weiterlesen

selbstbefragung (139) – masochismus

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „masochismus“.

  • wann haben sie das letzte mal ihre bedürfnisse zum wohle anderer zurückgestellt? beschreiben sie.
  • wie kommen sie darauf, egoistisch zu sein, wenn sie ihre eigenen bedürfnisse verfolgen? begründen sie.
  • ist es für sie lustvoll, andere bestimmen zu lassen? warum?
  • wie stark und oft bestimmen sie für andere, was zu tun ist?
  • wann haben sie am stärksten an dieser welt gelitten?
  • ist melancholie für sie ein genuss? warum?
  • wen haben sie lang in schutz genommen, obwohl er oder sie ihnen nicht unbedingt gutes wollte?
  • wem gegenüber haben sie sich unfair verhalten?
  • wann machen sie sich hilflos, klein und verhalten sich unterwürfig? fühlt sich das für sie gut an?
  • wie weit mussten sie sich ihren eltern unterwerfen?

hier können sie weitere 1000 fragen als pdf-datei runterladen.

schreibpädagogik und verzeihen

schreibgruppen finden meist in sehr harmonischer, kreativer atmosphäre statt. aber wie bei allen gruppen, kann es auch in schreibgruppen zu konflikten kommen. vor allen dingen der bereich des feedback-geben ist anfällig für störungen. alle schreibenden lassen persönliche anteile in ihre texte fließen: sei es eine haltung, ein gefühl oder erlebnisse, die einmal gemacht wurden. die häufigste konfliktquelle ist die „deutung“.

es wird immer dann schwierig, wenn schreibgruppenteilnehmerInnen gegenseitig deutungen über die haltungen, gefühle und erlebnisse aussprechen. diese form des feedbacks sollte von anfang an ausgeschlossen werden. sie hilft bei der textbetrachtung und beim textverständnis nicht weiter. habe ich als leser oder zuhörer interesse an mehr informationen und hintergründe zum geschriebenen, dann kann ich nachfragen, bevor ich eine eigene interpretation liefere. diese interpretationen können sehr verletzend sein und die wahrscheinlichkeit, dass sie daneben zielen, liegt bei 50 prozent.

da es sich bei diesen auseinandersetzungen schnell um eine sehr persönliche und personalisierende handelt, kann es mit dem verzeihen des fehltritts eine zeitlang dauern. generell kann man aber davon ausgehen, dass hinter diesen ausrutschern keine absicht und keine feinschaft steckt, sondern es sich um ein versehen oder sogar um ein zu großes interesse an den anliegen der anderen person handelt. es ist zu empfehlen, dass die verletzte person das gespräch sucht, bevor sie über einen längeren zeitraum ihre wut oder ihr schlechtes gefühl mit sich herumträgt.

natürlich ist es idealer, wenn die feedback-gebende person von sich aus den fehler bemerkt und um verzeihung bittet. doch sie muss es nicht bemerken, wenn sie nicht darauf Weiterlesen

kreatives schreiben und freude

kreativ seiner freude ausdruck verleihen, das ist in eine aussage gepresst, die chance, die das kreative schreiben bietet. denn wie soll man freude schriftlich darstellen. es ist nicht sehr ansprechend, wenn in einem text immer wieder „juchhuu“ steht oder der satz „ich freue mich so“, „er freute sich so“ auftaucht. also benötigt man alternativen, um die freude für die leserInnen nachvollziehbar zu machen.

da kann eine beschreibung der mimik und des körperlichen ausdrucks eines menschen, der sich freut, hilfreich sein. oder man steckt die freude in einen dialog, ohne immer wieder „ich freue mich so“ zu verwenden. die kombination aus dialog und beschreibung der mimik kann den ausdruck einer freudigen fröhlichkeit noch verstärken. die schwierigkeit besteht darin, dass freude nur eine emotion ist, die ausgedrückt wird und keine handlung. aber aus der freude heraus können handlungen entstehen, die das bild verstärken. so kann jemand zum beispiel aus freude durch die eigene wohnung tanzen oder sich etwas außergewöhnliches leisten.

eine andere form, freude kreativ darzustellen sind metaphern und vergleiche. am bekanntesten ist wahrscheinlich der satz „sich freuen wie ein schneekönig“ oder auch aussagen, wie „er grinste wie ein honigkuchenpferd“. man kann mit freuen eine menge bilder verbinden, viele davon haben mit lachen, lächeln, spontanen ausrufen oder bewegungen zu tun. da kann jemand vor freude beinahe platzen, es kann die freude überschäumen wie ein gut geschütteltes bier oder es werden einfach nur die arme hochgerissen.

diese bilder deuten auf einen weiteren kreativ umsetzbaren aspekt der freude hin: Weiterlesen

schreibidee (252)

neben der liebe gibt es noch ein phänomen, das schwer einzuordnen ist. der mensch ist fähig zu objekten und situationen eine enge beziehung aufzubauen. die lustbefriedigung ist ohne diese objekte oder situationen nicht vorstellbar. man braucht diese emotionale „brückentechnologie“, um lust und leidenschaft positiv erleben zu können. dies wird in der schreibanregung aufgegriffen, um „fetisch-geschichten“ zu schreiben.

alles kann zum fetisch gemacht werden. darum werden zum einstieg die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, sich einen ausgefallenen gegenstand oder ein alltägliches ereignis auszuwählen. so können zum beispiel eine zitronenpresse oder die hektik am fahrkartenautomat gewählt werden. nun sollen eine zweiseitige liebeserklärung oder ode an die gegenstände und ereignisse verfasst werden. diese werden anschließend vorgetragen.

in der folge wird eine geschichte geschrieben, in der das fetischobjekt eine zentrale rolle spielt. so kann es zum beispiel zu einer liebesgeschichte kommen, an deren rand bei jeder lustvollen begegnung der protagonistInnen die zitronenpresse dabei sein muss. vielleicht werden während der körperlichen begegnung zitronen ausgepresst oder auch nur über das objekt der begierde gestreichelt. auch hier sind der fantasie keine grenzen gesetzt. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es gibt eine feedbackrunde.

da fetische erst einmal unproblematisch sind, aber doch für schwierigkeiten sorgen können, wenn sie zu außergewöhnlich sind, soll im anschluss noch eine kurze geschichte geschrieben werden, in der der fetisch zum stolperstein der beziehung wird. so finden sich zum beispiel seltsame rollenspielwünsche oder bekleidungswünsche wieder, die es den partnerInnen schwer machen, nähe gemeinsam zu erleben. diese geschichten werden zum abschluss vorgetragen.

schreibberatung und liebe

nein, es soll hier nicht darum gehen, dass sich ratsuchende oder klientInnen in ihre beraterInnen oder therapeutInnen verlieben können. das kann vorkommen, wie in jedem anderen job auch. es macht vieles kompliziert und widerspricht teilweise dem berufsethos, doch es kann nur persönlich geklärt werden.

es soll hier um ein anderes phänomen gehen, das oft einhergeht mit anstrengenden situationen. wer kennt es nicht, dass in prüfungszeiten oder wenn der stress am größten ist, prompt alles zusammenkommt. das heisst, plötzlich wird in diesen momenten auch die beziehung zu anderen menschen zusätzlich thema. man muss eine abschlussarbeit verfassen und die existierende beziehung fängt an zu kriseln. oder man lernt ausgerechnet in diesem moment eine person kennen, die einen verwirrt.

zu erklären ist das phänomen schwer, man kann nur vermutungen darüber anstellen. so kann es damit zu tun haben, dass in sehr fordernden und konzentrierten situationen die emotionalen fühler und die persönlichen gefühle auf einem sensibleren niveau liegen. also kann es in der schreibberatung passieren, dass diese emotionalen ausnahmesituationen den schreibfluss und die schreibkrise beeinflussen.

nun kann man natürlich versuchen, die persönlichen gefühlslagen in der beratung auszuklammern, sich auf den schreibprozess zu konzentrieren. doch wenn man davon ausgeht, dass schreibschwierigkeiten beeinflusst werden von diversen lebenslagen und die schreibberatung diese einbeziehen sollte, um gemeinsam handlungsmöglichkeiten zu finden, dann müssen die beziehungskonstellationen auch thema sein dürfen.

so kann die schreibberatung, wenn das thema gefühle und liebe thematisiert wurden, schreibtechniken anbieten, die zum einen der klärung des gefühlschaoses zuträglich sein können, und die zum anderen schreiben trotz eines gefühlschaoses ermöglichen. Weiterlesen

selbstbefragung (92) – liebe (2)

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „liebe„.

  • können sie sich selbst lieben? begründen sie.
  • wie zeigen ihnen andere menschen, dass sie sie lieben?
  • was ist für sie beim lieben anstrengend?
  • was oder wen lieben sie gerade?
  • woran bemerken sie, dass sie lieben?
  • welche worte verwenden sie, wenn sie lieben? nennen sie beispiele.
  • macht ihnen liebe manchmal angst? warum?
  • fällt es ihnen leicht, schöne gefühle auszudrücken?
  • wann schwebten sie das letzte mal auf rosa wolken?
  • versuchen sie schöne gefühle festzuhalten? beschreiben sie.

eine weitere selbstbefragung zum thema liebe findet sich hier: https://schreibschrift.wordpress.com/2009/04/19/selbstbefragung-11-liebe/

kreatives schreiben und liebe (2)

seltsam, dass ich bis heute nicht zu diesem thema geschrieben habe, sind doch die beziehungsgeflechte grundlage vieler geschichten und texte. wahrscheinlich liegt es daran, dass die liebe meist eine sehr persönliche vorstellung ist, die schwer verallgemeinert werden kann. klar, es gibt sie, die schnulzen und romantischen schmachtfetzen, die meist wenig mit der realität vieler menschen zu tun haben, denn sie bieten oft ein happy-end. hier wird eine verheissung transportiert, die eher zur satire neigt, denn ein abbild des lebens ist.

und doch kann sich das kreative schreiben natürlich der liebe annähern. man nehme nur die riesige auswahl an kosewörtern, die grundlagen unzähliger geschichten oder gedichte sein können. ein wenig langweilig für kreatives sind die heutigen formen des kennenlernens durch internet und speed-dating geworden. verklemmtere gesellschaften bieten hier für das schreiben viel mehr spielraum. wo strenge regeln des zusammenseins gelten, werden fantasievolle wege gesucht, den spontanen gefühlen und zuneigungen ausdruck zu verleihen. auch darüber könnten unzählige geschichten verfasst werden.

und seitdem es paarberatungsstellen oder beziehungscoaching gibt, wurde auch das mysterium des dauerhaften zusammenlebens analysiert, katalogisiert und seziert. texte von der „großen liebe“, dem ewigen versprechen und der liebe auf den ersten blick wirken in diesen momenten meist kitschig und altbacken. aber das macht eigentlich nichts. seltsamerweise binden solche geschichten selbst den hatgesottendsten coolen. es gibt da beim menschen anscheinend ein gefühlsregister, das er nie so richtig im griff haben kann, wenn er auch noch so sehr versucht, kontrolle darüber zu erlangen. Weiterlesen

biografisches schreiben und körper

wir stecken alle in einem körper fest, an dem wir gern rummäkeln, der an manchen stellen besser gestaltet sein könnte und doch funktioniert er phänomenal. irgendwie hat er etwas an sich wie die heutige autos. ist ein bereich nur einen hauch defekt, kann es sein, dass gleich das ganze system gestört ist und ein größerer eingriff notwendig wird. alles in unserem körper ist so aufeinander eingespielt, besser hätten es wir menschen nicht entwerfen können.

schreibt man seine lebensgeschichte auf, schreibt eigentlich unser körper die lebensgeschichte auf. unser gehirn erinnert sich, wir nehmen wahr, wir fassen es in worte, wir notieren es mit unseren gliedmaßen und kontrollieren mit unseren augen. stift und papier sind nur verlängerungen unseres körpers, wie beinahe alle werkzeuge. darum ist es einen blick wert, unseren körper selber einmal in das biografische schreiben einfließen zu lassen. welches verhältnis haben wir zu unserem körper? wie ist dieses verhältnis entstanden?

und wenn wir zurückblicken auf unser leben, dann blicken wir auch auf das funktionieren unseres körpers. wann hat er mal nicht funktioniert, wann sind wir krank geworden? wann hat er besonders angenehm funktioniert und wir hatten befriedigenden sex? was passierte in diesen momenten, was ging uns durch den kopf? und wie haben wir andere körper erlebt? können wir eigentlich unseren körper schätzen oder haben wir ihm immer wieder dinge angetan, die ihm nicht gut tun? und vor allen dingen, warum machten wir das?

es gibt so viele aspekte unseres körpers, die immer wieder unsere lebensgeschichte beeinflusst haben. zu oft versucht das gehirn, den körper als werkzeug zu nutzen, dabei ist er so viel mehr. vor allen dingen unsere sinne sind eigentlich erst die grundlage des gehirns, das deren reaktionen einordnet Weiterlesen

web 2.47 – emotionen auf sueddeutsche.de

wenn wir schreiben, dann schreiben wir meist auch über uns. wenn wir versuchen mit unseren geschichten andere zu erreichen, dann können wir dies über texte, die sowohl unsere emotionen widerspiegeln, als auch über geschichten, die bei den leserInnen starke gefühle hervorrufen. emotionen sind alltag. eigentlich sind wir die ganze zeit emotional. es gibt menschen, die der meinung sind, dass sie ihre emotionen im griff haben oder dass sie eigentlich kaum gefühle haben. doch das gibt es nicht, denn wir sind alle „emos“.

emotionen helfen uns bei der verarbeitung unserer eindrücke und wahrnehmungen. sie stellen eine verbindung zwischen bisher erfahrenem, der eigenen historizität und neuen eindrücken her. wir versuchen situationen zu bewerten und darauf angemessen zu reagieren. dies kann natürlich immer mal wieder verrutschen, da jede erfahrung auch eine neue sein kann, die wir in unser subjektives raster nicht einordnen können.

aber was gibt es eigentlich alles für gefühle. die häufigsten, wie angst und freude sind allen geläufig. doch für manche reaktion fehlen uns die worte. die süddeutsche zeitung veröffentlicht seit längerer zeit auf ihrer „wissen“-seite eine serie über emotionen. wenn man für seine texte und geschichten die beschreibung von emotionen sucht und gern ein paar erklärungen dafür hätten, dann sollte man auf dieser internetseite einmal nachschauen: http://www.sueddeutsche.de/thema/Gemischte_Gef%C3%BChle .

man wird noch so manches aus der welt der emotionen erfahren. man kann die artikel aber auch als schreibanregung für geschichten nutzen. einfach mal eine emotion rausgreifen und eine story verfassen, in der dieses gefühl die hauptrolle spielt.

schreibidee (160)

der mensch beschreibt sich gern als sensibel. nun lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob er wirklich so sensibel ist oder ob es sich bei der aussage nur um ein warnschild handelt, das die anderen darauf hinweisen soll, „richtig“ mit ihm umzugehen. denn fühlen sich menschen falsch behandelt, können sie schnell beleidigt sein. „beleidigt sein“ ist aber keine direkte kommunikation über zugefügte verletzungen, sondern ein eigenartiges machtspiel. in der schreibidee wird dieses nachtragende verhalten in „beleidigungs- und beleidigt-texte“ gepackt.

als erstes notieren die teilnehmerInnen zwei situationen, in denen sie beleidigt wurden und zwei situationen, in denen sie beleidigt waren. dies soll jeweils nur in ein paar sätzen geschehen. der nächste schritt besteht darin, aufzulisten, wen man selber gern einmal beleidigen würde. sicherlich ist dies kein korrektes soziales verhalten, doch sich solche situationen auszumalen bedeutet nicht, es umzusetzen. aus der liste der personen, wählen sich die teilnehmerInnen schreibgruppe eine aus und schreiben einen beleidigenden brief. dabei ist zu bedenken, dass die briefe anschließend vorgelesen werden sollen, um im feedback zu klären, ob der brief wirklich beleidigend wäre.

im nächsten block der veranstaltung werden erst einmal reaktionsmuster auf beleidigungen notiert. was gibt es für verhaltensweisen, sein „beleidigt oder „muksch“ sein“ zu zeigen? alle teilnehmerInnen stellen eine liste auf. aus der liste wird wieder eine reaktion ausgewählt, die auf einer seite genauer beschrieben wird. die verhaltensweisen werden in der schreibgruppe vorgestellt.

nach den vorarbeiten soll nun ein text geschrieben werden, in dem eine person unbeabsichtigt beleidigt wird und dann auch beleidigt ist. wie finden die zwei menschen (meist findet diese form der interaktion zwischen zwei menschen statt) wieder aus dem nicht offen ausgesprochenen konflikt heraus. die geschichte sollte eine lösung enthalten, die auch unkonventionell sein kann. nachdem alle texte vorgelesen wurden, kann sich die schreibgruppe gegenseitig bestätigen, dass sie sich nie so verhalten würde 😀

selbstbefragung (20) – emotionen

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „emotionen„. wie offen drücken sie ihre gefühle aus? beschreiben sie.

  • können sie auch negative gefühle zelebrieren?
  • würden sie sich eher als emotionaler oder als rationaler mensch bezeichnen?
  • welche bedeutung hat für sie ihr bauchgefühl? hören sie darauf oder nicht? begründen sie.
  • ab wann ist für sie ein mensch gefühllos?
  • wie gehen sie damit um, wenn ihnen gegenüber ein mensch sehr emotional wird?
  • welche ereignisse lösen bei ihnen die meisten emotionen aus?
  • haben sie es schon einmal erlebt, dass sie dachten, sie werden ihrer gefühle nicht mehr herr? beschreiben sie?
  • was bedeutet für sie, mitfühlend zu sein?
  • welche emotionen erscheinen ihnen negativ?

kreatives schreiben und stimmungen

das kreative schreiben unterliegt in seiner umsetzung den aktuellen stimmungen der schreibenden. das kann man schon feststellen, wenn man schreibgruppen mit identischen abläufen durchführt und dabei sehr verschiedene ergebnisse entstehen. dies lässt sich eventuell noch auf die verschiedenen personen zurückführen. doch beim täglichen freewriting zu der gleichen fragestellung kann man feststellen, dass einem jeden tag dieses thema verschieden zugänglich ist.

darum ist es lohnenswert, sich schreibanregungen mehrmals vorzunehmen. dies bietet die chance durch das schaffen verschiedener texte zum gleichen thema, den für sich auszuwählen, der einem selber am besten gefällt oder am stimmungsvollsten umgesetzt ist. dies ist so zu schreiben die gegenaktion zu stilübungen, wie sie zum beispiel queneau durchgeführt hat, nämlich den gleichen text in verschiedene formen zu bringen. hier werden aber die stimmungen, als die tagesform genutzt.

so kann es bei einem thema zu einer humorvollen umsetzung oder einer variante in niedergeschlagener stimmung kommen. da vor allen dingen emotionen bei der umsetzung von ideen in intensive texte und geschichten eine rolle spielen. stimmungen verändern den inhalt, den ablauf oder die atmosphäre von texten. dies ist natürlich abhängig davon wie eng die schreibanregung gefasst ist.

generell ist zu empfehlen, beim kreativen schreiben, den eigenen stimmungen nachzugeben. denn dann ist man nicht zu sehr damit beschäftigt, sich gedanken über die entstehende atmosphäre zu machen. es besteht natürlich die gefahr, dass man sich in euphorische hymnen oder jämmerliche ergüsse hineinsteigern kann. aber bei verschiedenen varianten besteht ja die möglichkeit, einzelne zu verwerfen oder nachzubearbeiten. es ist jedenfalls damit zu rechnen, dass man sich dadurch der eigenen bevorzugten variante annähert, auch wenn dies ein wenig zeit benötigt. diese vorgehensweise bietet sich vor allen dingen dann an, wenn man in absehbarer zeit mit keinem feedback zu den eigenen texten rechnen kann.

selbstbefragung (16) – leidenschaft

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „leidenschaft„.

  • wie leidenschaftlich sind sie auf einer skala von 01 (wenig) bis 10 (sehr)? warum?
  • was entflammt ihre leidenschaft besonders? nennen sie stichworte.
  • sind sie der meinung, dass leidenschaft leiden schafft? begründen sie.
  • wenn sie sehnsucht nach jemandem haben, was machen sie dann? wieso nicht mehr?
  • können sie in ekstase geraten? wie sieht das dann aus?
  • zelebrieren sie ihre niederlagen oder ignorieren sie sie lieber?
  • gibt es schönen schmerz? erklären sie.
  • welches hobby betreiben sie mit leidenschaft?
  • welchen menschen in ihrem persönlichen umfeld halten sie für den leidenschaftlichsten? warum?
  • ist ihnen leidenschaft suspekt, da sie so viel chaos verursachen kann? da wäre jetzt eine erklärung notwendig.

schreibidee (124)

es gibt etliche orte, an denen menschen besonders ihren gefühlen freien lauf lassen. dazu kann man zum beispiel friedhofskapellen, geburtsstationen, kirchen bei taufen, hochzeiten und beerdigungen, fussballstadien oder schlafzimmer zählen. an diesen orten spielen sich große und kleine dramen, sowie lustspiele und komödien ab. also ist es an der zeit, die schreibanregung für „geschichten an orten der leidenschaft“ zu schreiben.

Einstieg ist die Aufforderung an die schreibgruppe, sich orte der leidenschaft zu überlegen. diese orte werden am flipchart notiert. nun können sich alle teilnehmerInnen einen ort auswählen. diesen ort sollen sie näher beschreiben. dabei ist zu beachten, dass weder personen noch geschehnisse beschrieben werden sollen, sondern nur der ort an sich. dabei kann das ambiente oder die bauweise, die ausstattung und die atmosphäre eine rolle spielen. dazu solte maximal eine seite geschrieben werden.

passend zum ort ist anschließend eine leidenschaft zu wählen, die an diesem ort oft eine rolle spielen könnte. diese leidenschaft ist auch wieder ohne personen zu beschreiben. dabei können metaphorische vergleiche oder starke emotionen gewählt werden. diese beschreibung sollte auch nicht mehr als eine seite umfassen.

beide kurze beschreibungen werden nun verwendet, um eine leidenschaftliche geschichte zu verfassen. nun sind natürlich protagonisten erwünscht. es kann in der geschichte außergewöhnliches geschehen aber auch nur der ganz normale alltag beschrieben werden. jedoch sollte sich in der sprache das leidenschaftliche der situation widerspiegeln. es darf in die trickkiste des starken ausdrucks gegriffen werden. wenn die geschichten fertig sind, werden sie vorgelesen und im feedback darauf bezug genommen, wie gut die leidenschaftlichkeit erfasst wurde.