nach den betrachtungen zum artikel (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2012/02/20/das-„neue-kreative-schreiben-ein-lese-und-diskussionstipp/) von stephan porombka vor zwei wochen (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2012/02/23/kritische-bemerkungen-zum-„neuen-kreativen-schreiben-nach-stephan-porombka-1/), möchte ich noch einmal bezug auf seine vorstellung der professionalisierung des kreativen schreibens. denn porombka schreibt: „das ob (ob man literarisches schreiben lernen kann – anm. des autors) ist also längst geklärt. experimentiert wird mit dem wie, mit dem auch immer die frage beginnt, wie man literarisches lernen in einem kulturellen kontext lehren und lernen kann, in dem auch die kreativität nicht mehr das ist, was sie einmal war.“
nachdem ich im letzten statement geklärt habe, dass es keine „andere“ kreativität gibt, dass sie nur eine neue bedeutung übergestülpt bekommt, stellt sich die frage, ob die vorgehensweisen des lehrens und lernens neues transportieren. liest man sich „das konzept des neuen kreativen schreibens“ durch, zeigt sich sehr schnell, dass die vorgeschlagenen schreib- und assoziationstechniken schon lang existieren. auch die vorstellung, dass literarisches schreiben arbeit sei und nicht die abbildungen eines genialen geistes oder ein lockeres hobby in volkhochschulen sein kann, hat schon längst die welt des „alten“ kreativen schreibens erreicht (und war meiner ansicht nach auch nie anders intendiert).
das „alte“ kreative schreiben eröffnete nur die neue möglichkeit nach der heroisierung des schriftstellerInnentums, dass jeder mensch die berufswahl „schriftstellerIn“ wählen kann, da jeder mensch zugang zur kreativität finden kann. dies entschärfte das gefälle zwischen intellektuellem bildungsbürgerlichen habitus und der „normalbevölkerung“ – war also eine form der emanzipation des schreibens. die moderenen kulturtechniken taten ein übriges. heute kann jeder den weg in die weltöffentlichkeit mit kreativem suchen und finden. seien es die sängerInnen die über youtube die professionelle musikwelt beschritten, die bloggerInnen, die auf dem buchmarkt landeten oder die layouterInnen und grafikdesignerInnen, die von zuhause an ihrem computer ein neues berufsbild kreierten.
diese schritte benötigten aber keine distanzierung von den „alten“ professionen – grafikdesign, gesang und schreiben funktionieren auch am computer genauso wie vorher. es eröffnen sich nur zusätzliche möglichkeiten: texte können leichter überarbeitet werden, die recherche muss nicht immer vor ort stattfinden, der textaufbau mit hilfe einzelner bausteine lässt sich am computer leichter verwirklichen. aber die kreativität in ihrer ausformung als mix aus erfahrenem, gesehenem und ausdrücklichem, ja neu kombiniertem hat sich nicht geändert. also gibt es auch kein „neues“ kreatives schreiben, es mag sich nur der schwerpunkt verlagern, welche form des geschriebenen, der literatur gerade angesagt ist. das ist aber nichts anderes als eine mode, die man aufgreifen kann oder auch nicht.
und so, wie es bei moden immer der fall ist, gibt es längst eine gegenbewegung – der „emo“ (freund des emotionalen ausdrucks), die fantasy-literatur (die romantische züge in sich trägt), die neue heimat-literatur oder -krimis in einer globalisierten welt, die sich wieder auf die nähe besinnen wollen ebenso, wie dadaistische und lautmalerische, Weiterlesen