Schlagwort-Archive: gegenstände

schreibidee (279)

unserer welt, unsere kommunikationen und unser alltag quellen über vor angeboten. jede minute, jede sekunde muss eine entscheidung getroffen werden, was man möchte und was nicht. einmal an den supermarktregalen entlang, einmal durch die straßen gegangen und schon steht man wieder vor einer entscheidung. mancher mensch leidet inzwischen unter der „qual der wahl“, dem druck immer mehr entscheidungen treffen zu müssen, immer mehr zu wissen. darum ist der wunsch groß, sich nur auf eine einzige sache zu konzentrieren. das wird möglich in der schreibanregung „1-treffen-1-gegenstand-stories„.

die qual der wahl liegt dieses mal bei der schreibgruppenleitung: was für einen gegenstand soll man auswählen für das nächste treffen der schreibgruppe? sinnvoll könnte es sein, sich auf einen gegenstand zu konzentrieren, von dem man allen teilnehmerInnen ein exemplar mitbringen kann, damit der gegenstand genau betrachtet werden kann. also zum beispiel eine spülbürste, einen tesafilm oder einen knopf.

als erstes wird der gegenstand von den schreibgruppenteilnehmerInnen beschrieben. auf maximal zwei seiten soll der gegenstand in seinem äußeren erscheinungsbild umschrieben werden, ohne dass sein name erwähnt wird. es sollen keine verwendungsmöglichkeiten des gegenstandes erwähnt oder andere zusammenhäng hergestellt werden. dann werden die beschreibungen in der gruppe vorgetragen und in der feedbackrunde wird darüber diskutiert, wie gut der gegenstand getroffen wurde.

im anschluss erstellen alle teilnehmerInnen ein cluster zu dem gegenstand. danach wird abermals eine beschreibung des gegenstands verfasst. diese darf um etliches länger sein, als die vorherige, dafür dürfen auch metaphern, verwendungsmöglichkeiten und vieles mehr erwähnt werden. der gegenstand darf beim namen genannt werden. die beschreibungen werden vorgetragen. abermals findet eine feedbackrund statt.

nun orientiert man sich an der musik und schreibt „variationen“ zu den vorherigen texten. dabei kann man sich auf andere details des gegenstands konzentrieren oder auf andere „typen“ des gegenstands (also zum beispiel anstatt eines roten, großen knopfs einen kleinen grauen betrachten). die texte werden nicht vorgetragen.

zum abschluss wird eine lange geschichte geschrieben, in der der gegenstand die hauptrolle spielt, als protagonist auftritt, man sich auf ihn konzentriert. in diese geschichte können die vorherigen studien, beschreibungen, metaphern und mehr einfließen. anschließend wird die geschichte vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt. und falls die gruppe lust hat, kann man aus allen texten zum beispiel ein „buch des knopfes“ oder ähnliches erstellen.

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„drei dinge meines lebens“ – ein ausstellungstipp

ich war bis jetzt nicht in der ausstellung in berlin-neukölln, aber die idee ist eine schöne, die sich auch im biografischen schreiben wunderbar umsetzen lässt. das „museum neukölln“ ( http://www.museum-neukoelln.de ) hat menschen aufgefordert, drei dinge oder gegenstände, die einem im eigenen leben sehr wichtig waren und sind herauszusuchen und zur verfügung zu stellen. anschließend wurden die menschen befragt, welche bedeutung die dinge für sie haben und warum dies so ist. aus den dingen und interviews ist eine kleine ausstellung entstanden, die bis ende dezember besucht werden kann.

diese ausstellung aber auch die idee können eine anregung sein, so etwas einmal entweder für sich auszuprobieren oder in schreibgruppen anzuwenden. es ist wahrscheinlich nicht ganz leicht nur drei dinge auszuwählen, die einem wirklich, wirklich wichtig sind und das eigene leben wiederspiegeln. spannend wird es dann vor allen dingen bei der begründung. warum hat man dieses wandgemälde gewählt und nicht den kochlöffel, mit dem man beständig die leckersten essen für freunde und partnerInnen gekocht hat? warum stammen die gewählten drei dinge alle aus einer zeit, die schon lange vorbei ist und nichts hat bezug zur gegenwart? diese oder andere fragen können sich aus der suche nach den drei dingen meines des lebens ergeben.

und dann lässt sich darüber schreiben. die dinge können beschrieben werden, in die beschreibung kann die eigene lebensgeschichte einfließen. sie können teil einer langen geschichte werden, in der die ereignisse und bedeutungen der dinge nachvollzogen werden. oder man verwendet die dinge ganz anders in geschichten, lässt den persönlichen bezug weg. man kann alle teilnehmerInnen einer schreibgruppe auffordern, jeweils drei dinge des eigenen lebens mitzubringen und alle dürfen anschließend zehn minuten frei über diese dinge erzählen. vieles lässt sich aus bedeutungsvollen (alltags-)gegenständen machen, das die eigene lebensgeschichte wiedergibt. das museum neukölln bietet eine interessante vorlage dafür.

wie entwickle ich schreibideen?

es kann spaß machen, schreibideen von anderen aufzugreifen und mit deren hilfe texte zu verfassen. noch mehr spaß macht es aber für sich selber oder für gruppen, die man anleitet, schreibideen selber zu entwickeln. doch wie geht man am besten vor, um eine umsetzbare schreibidee zu finden?
zum einen gibt es keine garantie dafür, dass sich jede schreibidee umsetzen lässt. schreibideen bewähren sich erst dann, wenn sie einmal ausprobiert wurden.
zum anderen kann eine schreibidee in der einen gruppe ganz wunderbar funktionieren, in der anderen gruppe aber kläglich scheitern. nicht alle ideen sind überall umsetzbar.

also kann man im vorfeld nicht alles antizipieren, das eine schreibidee hilfreich macht oder nicht. deshalb sollte man nicht zu vorsichtig in der planung, dafür um so bedachter in der anwendung sein. im laufe der zeit entwickelt man ein gespür dafür, welche schreibidee in welcher gruppe ganz gut ankommen könnte.

nun geht es erst einmal darum, einen einstieg in eine schreibidee zu finden. hier gibt es keine beschränkungen. auslöser für eine idee und einen kreativen prozess kann eigentlich alles sein. angefangen bei einzelnen gegenständen, erlebnissen, jahreszeiten, rituale, verhaltensweisen bis zu einzelnen worten, zeitrahmen oder schreibwerkzeugen, alles kann in eine schreibidee verwandelt werden.
man setze sich zum beispiel an einen ruhigen ort, in einen raum oder ins alltägliche getöse und lasse seinen blick schweifen. was fällt einem auf, was erblickt man? Weiterlesen

schreibidee (137)

das magazin einer tageszeitung veröffentlichte vor jahren jeden sommer geschichten von schriftstellerInnen geschrieben, die sich einzig um einen gegenstand drehten, nämlich eine luftmatratze (ich bin mir nicht mehr sicher, ob diese rot oder blau war). ansonsten gab es keine vorgaben. neben den einzelnen amüsanten geschichten machte vor allen dngen der vergleich der ideen, die sich um den gegenstand rankten, die ausgabe interessant. so soll es dieses mal in der schreibanregung um „geschichtenvergleiche“ gehen.

es gibt dafür keinen einstieg inhaltlicher art, sondern nur die anwendung einer schreibtechnik. als anleiterIn gibt man der schreibgruppe einen gegenstand vor. das kann besagte luftmatratze sein, aber auch ein handmixer, eine krawatte oder ein gelber teddy sein. zu diesem gegenstand wird in 10 minuten ein focussiertes freewriting verfasst. anschließend ist noch ein cluster zu erstellen und daraus eine geschichte geschrieben. die geschichten und somit ideen werden sich anschließend gegenseitig vorgestellt. während der feedbackrunde darf dieses mal die jeweilige schreibidee bewertet werden. wenn alle geschichten vorgelesen sind, können die teilnehmerInnen sagen, welche geschichte ihnen am besten gefallen hat und warum. darüber wird nicht diskutiert, da es um persönlichen geschmack geht.

danach kann die vorgabe erweitert werden auf zwei gegenstände, die die folgende schreibanregung bestimmen. in der vorbereitung der nächsten geschichte wird genauso vorgegangen, wie oben beschrieben. dies lässt sich natürlich, je nach vorhandener zeit, auf drei, vier oder fünf gegenstände erweitern. ich würde mich auf gegenstände konzetrieren und keine eigenschaften oder verben zur vorgabe machen, da ein gegenstand den meisten spielraum für ideen zulässt. außerdem sollte immer wieder betont werden, dass die gegenstände nicht bestimmend für die geschichte sein müssen, sondern auch nur am rand auftauchen können.