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wie man den spass am schreiben abgewöhnt (06)

holde hörbücher

die digitalisierung der welt macht es möglich, bücher und ganze literarische werke auf relativ wenig speicherplatz akustisch festzuhalten. nicht die digitale speicherung der schriftzeichen, sondern die speicherung der laute des vorgelesenen soll uns literatur näher bringen. da das lesen meist von schauspielerInnen oder den autorInnen selber vorgenommen wird, unterwerfen wir uns beim hören von hörbüchern dem rhythmus und der betonung der anderen.

so praktisch das hörbuch sein mag (kann man doch während einer autofahrt oder im öffentlichen nahverkehr ungestört literatur konsumieren), es unterscheidet sich im eindruck stark vom eigenen leseprozess. daraus ergibt sich ein vor- und ein nachteil: sollten wir uns dem schreiben widmen, bekommen wir eventuell ein gespür für einen angenehmen sprachrhythmus, da wir ihn im hörbuch öfter gehört haben. auf der anderen seite wird uns das lesen, die wahrnehmung von schrift und buchstaben immer fremder.

wenn wir sätze und geschichten nur noch hören, dann verwandelt sich die rolle von geschriebenem in einen konsumartikel. der leseprozess geht aber einen schritt weiter – wir bestimmen die geschwindigkeit, in der wir lesen. wir bestimmen die verarbeitung des gelesenen viel direkter während des leseprozesses. natürlich können wir auch ein hörbuch zwischendurch abschalten und uns gedanken über das gehörte machen, aber beim lesen, halten wir kurz inne, überlegen etwas und machen dann weiter.

das hörbuch kommt dem fernsehen nahe, es verwandelt uns in einen literaturkonsumenten, der seine passivität im gegensatz zum lesen erhöht. lesen, so seltsam es scheinen mag, ist ein aktiver prozess und geht mit vielen anderen verhaltensweisen einher. dies hat garantiert auswirkungen auf die lust am schreiben. sich aus einer passiven beschäftigung zu lösen und zu einer aktiven überzugehen fällt uns schwerer, als aus einem aktiven prozess in einen anderen aktiven prozess zu switchen.

schaut man es sich genau an, kann man beim lesen zum beispiel notizen an den rand des buches machen, eigene gedanken und ideen parallel notieren. haben sie schon einmal jemandem mit einem hörbuch gesehen, der ähnliches macht? in einem buch markiere oder unterstreiche ich nur, bei einem hörbuch ist das nicht möglich. doch der prozess des notierens und unterstreichens kann eine effektive vorstufe des eigentlichen schreibens sein. wenige menschen diktieren ihre texte in den computer – obwohl dies auch eine schreibmöglichkeit ist. aber hörbuch hören und gleichzeitig notizen diktieren ist technisch nicht so leicht umsetzbar.

ich glaube nicht, dass hörbücher automatisch die lust am schreiben nehmen. ich glaube aber, dass die verlagerung auf die passive seite, den einstieg in die aktive seite des schreibens erschweren. vielleicht sollte man sich seine bücher selber laut vorlesen und dies aufnehmen, um sie auf einem noch ganz anderen weg wahrzunehmen.

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biografisches schreiben und haltung

was würden sie als ihre grundhaltungen in ihrem leben bezeichnen? diese frage kann zum (schreib)anlass beim biografischen schreiben genommen werden, um einmal zu schauen, mit welchen positionen man sein leben meistert. es gibt keinen menschen, der keine meinung hat. auch wenn viele auf nachfragen sagen, „ich habe dazu keine meinung.“, wissen sie doch genau, dass dies nicht stimmt.

man hat eine meinung, nimmt eine haltung ein, will sie aber nicht offen legen. das ist das schöne am biografischen schreiben: wenn man es nicht offenlegt, kann man einmal alles aufschreiben, was man anderen noch nie sagen wollte. wie sieht es also in ihrem inneren aus? wie stehen sie zu fragen der ethik und moral? welche politik finden sie gut? wen haben sie das letzte mal gewählt? bei welchen themen fällt es ihnen extrem schwer, eine klare haltung einzunehmen?

und die spannendste frage, warum behalten sie manche haltungen für sich. abseits des gedankens, man müsse ja nicht jedem menschen alles erzählen, bleibt es doch ein interessantes detail, dass man zu manchen themen auch den besten freundInnen nichts mitteilt. spüren sie einmal in sich hinein, was sie denken und fühlen zu den heiklen themen unserer welt.

wenn man sich seiner haltung schriftlich annähert, wenn man also seine vergangenheit betrachtet und sich überlegt, auf welche seite man sich geschlagen hat, bei welchem thema man nach außen trat und seine haltung mitteilte, dann offenbaren sich manchmal aspekte, die man von sich selber bis dahin nicht genau kannte. das schreiben fördert das erschließen von gründen für das eigene verhalten und die eigene haltung. man kann also ein wenig nabelschau betreiben und das unterfüttern, was das biografische schreiben ausmacht: man kann die gründe für seine eigenen handlungen klarer benennen.

das bedeutet nicht, dass man sich rechtfertigen muss, es bedeutet nur, mir werden meine handlungen noch ein wenig bewusster (aber nur, wenn mir vorher nicht so ganz klar war, weshalb ich was getan habe). daneben bekommt das schriftliche nachdenken über die eigene haltung beinahe philosophische dimensionen: der urschleim unserer sozialen aktivitäten basiert auf haltungen. und unsere haltungen entstehen aus erlebtem, also erfahrenem, aus vermitteltem, also Weiterlesen

schreibidee (359)

das ambiente spielt auch eine rolle. so könnte man die bedeutung von rahmenhandlungen und rahmengeschichten bei romanen oder kurzgeschichten beschreiben. welche untertreibung. der rahmen kann ein bild hervorheben oder verschwinden lassen, aufpeppen oder abschwächen. es ist wie mit den nebenrollen im film – die eigentliche geschichte erhält erst durch den rahmen ihre kraft. na dann, eine schreibanregung für „gerahmte geschichten“.

zum einstieg bringt die schreibgruppenleitung einen text mit, der ausgedruckt in ein kleineres quadrat auf eine seite passt. die kopien werden an die gruppenteilnehmerInnen verteilt. nun kann auf der kopie um den text, nachdem er gelesen wurde, stichwortartig notiert werden, durch welche rahmen die aussage des textes verändert werden kann. die ideen für rahmenhandlungen oder rahmengeschichten werden in der schreibgruppe kurz vorgestellt.

anschließend wählen sich die gruppenteilnehmerInnen für sich einen rahmen aus und schreiben ihn. dafür darf text vor den text und nach dem text notiert werden. und es darf, da man ja rechts und links schwer etwas anfügen kann, ein abschnitt in die mitte des vorhandenen textes, der vorhandenen geschichte platziert werden. wenn dies geschehen ist, werden die texte mit rahmen in der schreibgruppe vorgestellt. es findet eine kurze feedbackrunde statt, in der diskutiert werden kann, wie stark rahmen geschichten beeinflussen.

im nächsten schritt werden die teilnehmerInnen der schreibgruppe aufgeteilt. die eine hälfte schreibt nur einen ausführlichen rahmen, die andere hälfte schreibt eine geschichte. wenn alle das schreiben beendet haben, werden die stories ausgetauscht. die, die stories geschrieben haben, tauschen ihre texte miteinander aus und die, die rahmen geschrieben haben, ihre rahmen. danach kehren sich die schreibaufgaben um. wer einen rahmen schrieb, schreibt nun eine story in einen rahmen, und wer eine story schrieb, schreibt nun den rahmen zu einer anderen story. dieser schreibprozess dauert relativ lang, es sollte also genug zeit dafür eingeplant werden.

anschließend findet eine ausführliche feedbackrunde statt. beim vorlesen werden rahmen und geschichten gekennzeichnet. zum abschluss werden abermals die texte in der gruppe ausgetauscht. nun wird jeder story eine anderer rahmen verpasst. der neue rahmen sollte sich stark vom vorherigen unterscheiden. es soll versucht werden durch den neuen rahmen, der ganzen geschichte eine ganz andere bedeutung zu geben. die neuen gerahmten geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen.

biografisches schreiben und störung

neben den störungen beim schreiben, erlebt der mensch im laufe seines lebens beständig störungen. das gehört zum leben dazu. man versucht meist einen plan, ein konzept, ein ziel oder den nächsten schritt zu verfolgen. doch wie das leben so ist, es kann immer etwas dazwischen kommen. für viele menschen ist dies schwer auszuhalten. sie versuchen, kontrolle über ihre lebensbedingungen zu erhalten.

beim biografischen schreiben sind genau diese momente interessant. ein blick darauf, wann die lebensplanung in richtungen abdriftete, die man nicht wollte, die man aber im nachhinein positiv empfand, zeigt einem, wie viel man selbst bestimmen kann und was man nicht im griff hat. bei negativen erlebnissen stellt sich zusätzlich ein starkes gefühl von ohnmacht ein, das für alle menschen schwer auszuhalten ist. auch hier lohnt ein blick.

welche strategien hat man entwickelt um mit positiven oder negativen unwägbarkeiten umzugehen? kann es für andere interessant sein, darüber zu lesen. oder ist es für einen selber noch einmal eine zusätzliche form, das eigene bisher verbrachte leben aufzuschlüsseln und neue ziele zu benennen. störungen der unberechenbaren art sind also meist die extremen entwicklungspunkte in der lebenslinie eines menschen.

nehmen man nur einmal das klassische beispiel des unberechenbaren todes. eigentlich ist die vorstellung vom tod auch die motivation für viele lebensimpulse. so entsteht bei manchen menschen die vorstellung, dass man jeden tag so intensiv wie möglich verbringen sollte, da man nie weiß, wann einen der tod ereilt. andere lebenskonzepte verwirklichen die vorstellung, dass man im jetzigen leben möglichst positive Weiterlesen

kreatives schreiben und bewusstes

es passt wunderbar, dass ich mir dieses thema für heute vorgenommen hatte. da befand ich mich die letzten tage unter schreibenden mit viel kreativem potential und wir entwickelten schreibideen, probierten sie selber aus. irgendwann im laufe der zeit entspann sich eine diskussion darüber, wie weit die teilnehmenden der arbeitsgruppe persönliches in ihre texte einfließen ließen. oder anders formuliert: inwieweit unsere unbewussten ängste in texten widergespiegelt werden.

teil wurde psychologisierend diskutiert und sich andererseits dagegen gewehrt. darum vorab ein bemerkung: ich kann mich bewusst zum kreativen schreiben verhalten. dies bedeutet, ich treffe selbst die entscheidung, wie weit ich gehen möchte, was ich veröffentlichen möchte und wem ich was veröffentlichen möchte. ich kann mich darum auch strategisch verhalten: eventuell schreibe ich nur über die dinge, von denen ich glaube, dass sie die anderen interessieren. oder ich lasse sehr persönliche aus, stelle es den anderen nicht zur verfügung, da es mich zu sehr beschäftigt. vielleicht versuche ich auch nur einen lustigen text entstehen zu lassen.

natürlich fließt bei jedem schreibprozess persönliches ein. texte entstehen aus meinen erfahrungen heraus. ich kann nicht abgekoppelt von mir schreiben. allein meine wortwahl, meine ideen-generierung oder auch meine vorlieben beim schreiben haben mit mir zu tun. selbst wenn ich dem zufall viel raum gebe, so ist allein die entscheidung für den zufall eine persönliche.

ebenso kann es bei jedem schreibprozess sein, dass unbewusstes einfließt. ich wäre ein übermensch, wenn ich bei jedem schritt, bei jeder handlung, genau wüsste, worauf diese basieren. mein kopf ist ein heiterer gesell, der nicht in der eindeutigkeit agiert, wie es mir manchmal forscherInnen weiß machen wollen. unsere träume zeigen uns sehr klar, dass wir vieles abgespeichert haben, an das wir uns Weiterlesen

selbstbefragung (157) – bewusst

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „bewusstes“.

  • was ist ihnen erst in letzter zeit sehr bewusst geworden? warum?
  • wo möchten sie bewusst noch genauer hinschauen? beschreiben sie.
  • was erleben sie gern sehr bewusst?
  • was in ihrem leben haben sie unbewusst oft wiederholt, obwohl sie das nicht wollten?
  • welcher mensch in ihrem leben hat ihnen wichtige aspekte bewusst gemacht? wie?
  • in welchen situationen haben sie das bewusstsein verloren?
  • wie selbst-bewusst sind sie? beschreiben sie.
  • wem würden sie gern wichtiges bewusst machen? was?
  • was möchten sie auf keinen fall bewusst erleben?
  • was tun sie, um sich etwas bewusst zu machen?

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

schreibidee (345)

stellen sie sich vor, sie laufen auf einem waldweg dahin, genießen die natur und kennen den weg nicht. sie haben auch keine karte dabei, wollen einfach nur so rumlaufen. dann kommt eine weggabelung – kein schild, kein hinweis, nichts. gehen sie nach rechts oder nach links? ähnliches geschieht uns täglich. wir entscheiden in unserem alltag laufend, was wir als nächstes tun, wie wir handeln wollen oder was wir sagen. meist stehen wir vor entscheidungen, wie „ja!“ oder „nein!“, wie „links“ oder „rechts“. auch beim schreiben von texten tauchen solche momente auf. darum eine schreibanregung zu „überraschenden wendungen“.

hier wurden schon öfter vorschläge gemacht, geschichten zu schreiben, in denen eine handlung, den gesamten verlauf einer story verändert. doch dieses mal soll einen schritt weiter gegangen werden. und dieses mal werden in der schreibgruppe nur zwei längere geschichten geschrieben. zu beginn kann man eine inhaltliche oder stilistische schreibanregung für eine geschichte geben oder den teilnehmerInnen wird freigestellt, worüber sie schreiben. einzige vorgabe: es muss eine handlung geben, es muss etwas geschehen in der geschichte.

anschließend werden die geschichten nicht vorgetragen, sonder alle lesen ihre eigene geschichte noch einmal durch. dabei markieren sie fünf stellen, an denen etwas geschieht. also zum beispiel jemand eine tür schließt, einen brief liest, auf jemanden zugeht und so weiter. dann überlegen sie sich für jedes markierte ereignis, wie das absurdeste alternative ereignis aussieht. dies wird notiert (es können auch mehrere vorschläge sein). so rennt jemand weg anstatt auf jemanden zu zu gehen, wie es die vorliegende variante beschreibt. oder jemand tanzt tango mit sich allein und tanzt auf die andere person zu. oder jemand holt ein sandwich aus der tasche und isst es genüsslich oder …

als nächste wird die eigene geschichte an einen nachbarn in der schreibgruppe weitergegeben. die nachbarInnen markieren ebenso fünf ereignisse oder geschehnisse und notieren auf einem blatt für die jeweiligen stellen absurde alternative vorkommnisse oder handlungen. geschichte und notizen werden an die ursprünglichen autorInnen zurückgegeben.

jetzt wird die geschichte ein zweites mal geschrieben. an insgesamt fünf stellen (man hat die fünf eigenen und die fünf von kollegInnen notierten alternativen zur auswahl) nimmt die geschichte den absurden verlauf. und doch sollte die geschichte nicht vollständig verlassen werden, also keine ganz neue entstehen. es sollen nur einzelne momente durch das unerwartete, wendungen erfahren. es wird sich zeigen, dass stories durch absurde momente nicht selten lebhafter und anregender werden. die neuen geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und du veränderten stellen werden aufgezeigt. anschließend findet eine feedbackrunde statt.

liste (79) – schicksal

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um das „schicksal“.

in diesen momenten hat mich das schicksal am härtesten getroffen:

in diesen momenten hat mich das schicksal am glücklichsten getroffen:

so reagiere ich am ehesten, wenn mich schicksalsschläge (negativ oder positiv) treffen:

dieses schicksal möchte ich nie erleiden:

manche dinge, die andere als schicksal ansehen, sehe ich eher so:

biografisches schreiben und schicksal

man kann vortrefflich darüber streiten, wie viel im eigenen leben beeinflussbar war und ist und wie viel schicksalshaft eintrat, man also nichts dagegen machen konnte. krankheit oder tod sind oft kaum zu beeinflussen, bei unfällen wäre die eigenbeteiligung zu klären, ähnlich wie beim verlust des arbeitsplatzes oder ähnlichem.

es geht immer wieder um die beeinflussbarkeit der eigenen geschicke. zur zeit liegt der gedanke im trend, dass viele aspekte unseres verhaltens, unserer handlungen und unserer gedanken genetisch bedingt sind, also eine schicksalhafte komponente haben. diese betrachtungsweise schmälert eine errungenschaft des menschen, die ihn klar vom tier unterscheidet: die fähigkeit der reflexion der eignen situation.

auch wenn mancher naturwissenschaftler der meinung ist, unser gehirn habe intuitiv schon entschieden, bevor wir anfangen zu reflektieren. doch dieser wissenschaftler muss ebenso zugeben, dass die intuitiven entscheidungen des menschen auf gemachten erfahrungen und lernprozessen, also speicherungen im gehirn basieren. also lässt sich vielleicht doch mehr an zu machenden erfahrungen bestimmen als die neurophysiologie uns erklären möchte.

davon hängt auch beim biografischen schreiben und bei der betrachtung des eigenen lebenskonzeptes ab, ob ich davon ausgehe, dass eh alles nur schicksal ist und ich es nicht ändern kann, oder ob ich glaube, Weiterlesen

liste (64) – eifersucht

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „eifersucht„.

situationen in meinem leben, in denen ich am eifersüchtigsten war:

meine häufigsten reaktionen, wenn ich eifersüchtig bin:

das macht mich am schnellsten eifersüchtig:

wenn eifersucht „besitzdenken“ ist, dann wollte ich vor allem diese menschen besitzen:

die häufigsten vorgehensweisen, um meine eifersucht zu überwinden:

web 2.65 – benrik.co.uk

grafikdesign, schreiben und kreativität sind eine perfekte mischung, um im internet die welt zu verändern. und wenn man dann auch noch den markt der lebensratgeber betritt, der boomt ohne ende, dann kann etwas sehr anregendes zum vorschein kommen. es ist keine neues angebot, es existiert schon länger. doch wie das web so ist, es muss einen erst einmal jemand darauf aufmerksam machen.

und darum hier die „neuentdeckung“ der homepage von ben carey und henrik delehag (also „benrik„). die beiden spielen mit dem netz. neueste variante ist die app „situationist“ für das iphone, eine software, die helfen soll, gewünschte situationen zu erleben. aber ich möchte den blick auf eine sammlung von täglichen anregungen lenken. es ist das buch „this book will change your life“ daraus entstanden. im netz sind die einzelnen beiträge für 365 tage abgelegt.

jeden tag eine andere handlungsanweisung oder lebensanregung der außergewöhnlichen art. ob es darum geht, eine fliege auf ein blatt papier zu bringen und zu erschlagen, oder einfach einen schrei auszustoßen (man kann zwischen drei vorgeschlagenen lautformen wählen), das buch von seite 1 (siehe http://benrik.co.uk/bestof/large/showme.php?day=1) bis seite 365 (siehe http://benrik.co.uk/bestof/large/showme.php?day=365) regt an. die vorschläge für den einzelnen tag sind wunderbar grafisch aufgearbeitet und bieten auch etwas für das auge.

außerdem kann sich das leben wirklich verändern, wenn man diesen teils subversiven vorschlägen folgt 😉

biografisches schreiben und ordnung

ein schwieriges thema für viele: folgte ihr leben einer ordnung? können sie eine struktur in ihrer lebensgeschichte finden? und wenn ja, wie sieht diese aus? voran sollte die frage gestellt werden, ob es überhaupt sinn macht, nach einer ordnung zu suchen.

der mensch hätte gern die kontrolle über sein leben. dazu gehört zum beispiel der gedanke: „wenn ich a mache, dann wird b geschehen“. eine gewisse verlässlichkeit der ereignisse macht generell sinn. denn gäbe es die nicht, bestünde der alltag aus purer ohnmacht. man könnte nur das geschehen ertragen, sich aber auf nichts verlassen. damit dies nicht geschieht, geben gesellschaften sich regeln. so kann ich davon ausgehen, wenn ich als fussgänger bei grün über die kreuzung gehe, dann kommt kein auto, das mich überfährt. gut, absolute sicherheit kann es nicht geben, doch insgesamt funktionieren viele regeln und ordnungen ganz gut.

aber diese vorstellung von klarer struktur, von festen regeln und einer sichtbaren ordnung auf die eigene lebensgeschichte zu übertragen, das kann sich schnell als unmöglich erweisen. wir menschen unterliegen in vielen (uns nicht unwichtigen) bereichen dem zufall. auch wenn es kontaktbörsen und partnervermittlungen gibt, ob es zwischen zwei menschen funkt, ob sie sich überhaupt begegnen, das ist nicht regelbar. und ob daraus dann eine beziehung entsteht, diese lang andauert oder es wieder zu einer trennung kommt, neue menschen kennengelernt werden, das lässt sich nicht prophezeien.

man müsste wahrsagen können, welchen verlauf das eigene leben nimmt, wenn eine feste ordnung vorliegt. manch einer mag daran glauben. aber dann begibt er sich auf die ebene des glaubens, die wiederum keine regel oder ordnung ist. doch trotz dieser überlegungen lohnt es, beim biografischen schreiben zu schauen, ob es nicht doch muster im eigenen leben gibt, die immer wieder auftauchen. viele unserer handlungen haben mit erlerntem und gemachten erfahrungen zu tun (sowohl im positiven als auch im negativen). da ist es nicht abwegig, öfter die gleichen handlungen zu vollführen, obwohl man vielleicht gern etwas anderes machen würde.

darum sind diese muster und ordnungen auch so spannend für einen selber, wenn man etwas an seiner situation ändern möchte. es lohnt der blick auf die auslöser oder ereignisse, die einen zu bestimmten handlungen bringen, und es lohnt die frage, woher die eigenen reaktionen kommen. ansonsten lohnt es aber auch, festzustellen, dass man nicht so viel im griff hat, wie man gern hätte. also auch ein wenig verantwortung für die eigene lebensgeschichte abzugeben und nicht alle ursachen bei sich selber zu suchen. denn man wird feststellen, dort, wo man eine ordnung vermutete, besteht gar keine beim näheren betrachten. und schon scheint die eigene biografie viel zufälliger. bleibt nur noch die frage, ob jemand am zufall rumspielt oder nicht 😉

kreatives schreiben und freude

kreativ seiner freude ausdruck verleihen, das ist in eine aussage gepresst, die chance, die das kreative schreiben bietet. denn wie soll man freude schriftlich darstellen. es ist nicht sehr ansprechend, wenn in einem text immer wieder „juchhuu“ steht oder der satz „ich freue mich so“, „er freute sich so“ auftaucht. also benötigt man alternativen, um die freude für die leserInnen nachvollziehbar zu machen.

da kann eine beschreibung der mimik und des körperlichen ausdrucks eines menschen, der sich freut, hilfreich sein. oder man steckt die freude in einen dialog, ohne immer wieder „ich freue mich so“ zu verwenden. die kombination aus dialog und beschreibung der mimik kann den ausdruck einer freudigen fröhlichkeit noch verstärken. die schwierigkeit besteht darin, dass freude nur eine emotion ist, die ausgedrückt wird und keine handlung. aber aus der freude heraus können handlungen entstehen, die das bild verstärken. so kann jemand zum beispiel aus freude durch die eigene wohnung tanzen oder sich etwas außergewöhnliches leisten.

eine andere form, freude kreativ darzustellen sind metaphern und vergleiche. am bekanntesten ist wahrscheinlich der satz „sich freuen wie ein schneekönig“ oder auch aussagen, wie „er grinste wie ein honigkuchenpferd“. man kann mit freuen eine menge bilder verbinden, viele davon haben mit lachen, lächeln, spontanen ausrufen oder bewegungen zu tun. da kann jemand vor freude beinahe platzen, es kann die freude überschäumen wie ein gut geschütteltes bier oder es werden einfach nur die arme hochgerissen.

diese bilder deuten auf einen weiteren kreativ umsetzbaren aspekt der freude hin: Weiterlesen

biografisches schreiben und körper

wir stecken alle in einem körper fest, an dem wir gern rummäkeln, der an manchen stellen besser gestaltet sein könnte und doch funktioniert er phänomenal. irgendwie hat er etwas an sich wie die heutige autos. ist ein bereich nur einen hauch defekt, kann es sein, dass gleich das ganze system gestört ist und ein größerer eingriff notwendig wird. alles in unserem körper ist so aufeinander eingespielt, besser hätten es wir menschen nicht entwerfen können.

schreibt man seine lebensgeschichte auf, schreibt eigentlich unser körper die lebensgeschichte auf. unser gehirn erinnert sich, wir nehmen wahr, wir fassen es in worte, wir notieren es mit unseren gliedmaßen und kontrollieren mit unseren augen. stift und papier sind nur verlängerungen unseres körpers, wie beinahe alle werkzeuge. darum ist es einen blick wert, unseren körper selber einmal in das biografische schreiben einfließen zu lassen. welches verhältnis haben wir zu unserem körper? wie ist dieses verhältnis entstanden?

und wenn wir zurückblicken auf unser leben, dann blicken wir auch auf das funktionieren unseres körpers. wann hat er mal nicht funktioniert, wann sind wir krank geworden? wann hat er besonders angenehm funktioniert und wir hatten befriedigenden sex? was passierte in diesen momenten, was ging uns durch den kopf? und wie haben wir andere körper erlebt? können wir eigentlich unseren körper schätzen oder haben wir ihm immer wieder dinge angetan, die ihm nicht gut tun? und vor allen dingen, warum machten wir das?

es gibt so viele aspekte unseres körpers, die immer wieder unsere lebensgeschichte beeinflusst haben. zu oft versucht das gehirn, den körper als werkzeug zu nutzen, dabei ist er so viel mehr. vor allen dingen unsere sinne sind eigentlich erst die grundlage des gehirns, das deren reaktionen einordnet Weiterlesen

selbstbefragung (56) – intuition

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „intuition„.

  • wann haben sie das letzte mal intuitiv gehandelt? war das ergebnis ihrer handlung positiv oder negativ?
  • wie leicht fällt es ihnen, aus dem bauch heraus zu handeln? beschreiben sie.
  • in welchen momenten denken sie zu viel nach?
  • was ist für sie entlastend, wenn ihr bauchgefühl sich meldet?
  • können sie sich während kreativer phasen in eine art trance versetzen?
  • welche handlungen laufen bei ihnen vollautomatisch ab? nennen sie ein paar beispiele.
  • trauen sie sich in beziehungen intuitiv zu handeln? beschreiben sie.
  • trauen sie sich im beruf intuitiv zu handeln? beschreiben sie.
  • wie äußert sich ihr bauchgefühl am häufigsten?
  • was schlägt ihnen immer wieder auf den magen?

was kann kreatives schreiben nicht leisten?

nachdem ich hier die hymne auf das kreative schreiben verfasst hatte, ist es an der zeit einen kritischeren blick auf die möglichkeiten zu werfen. denn kreativität ist eine form des ausdrucks, es ist aber auch eine form, die immer die deutungshoheit den anderen überlässt. kreatives schreiben kann nicht nur positive effekte haben. hier seien ein paar fragwürdigkeiten aufgelistet:

  • das schreiben in metaphern, die umschreibung von situationen und gefühlen, eine schöne sache, in der sich andere wiederfinden können. doch manches bleibt in der uneindeutigkeit hängen. kreatives schreiben ist kein klartext. es gibt aber sehr wohl situationen im leben, in denen klartext notwendig ist.
  • kreatives schreiben kann deshalb auch als fluchthilfe dienen. wenn die angst zu groß ist, eindeutigkeit zu formulieren, lässt sich vieles hübsch verpacken. gleichzeitig lässt es aber die leserInnen im unklaren und übergibt ihnen die aufgabe, das geschriebene zu entschlüsseln. unversehens wurde in diesem moment ein machtverhältnis aufgebaut.
  • ich äußere mich, äußere mich aber nicht wirklich. die aufforderung lautet: strengt euch an, mich zu verstehen. zumindest wenn die texte direkt an bekannte personen gerichtet sind. das kann ein schönes, intimes spiel sein. es kann aber auch ein aufmerksamkeit erheischendes ritual werden. ab diesem moment ist die furcht vor sanktionen zu vermuten. würde ich schreiben, was ich wirklich denke und fühle, muss ich damit rechnen, dass die anderen mich bestrafen.
  • für einen selber kann kreatives schreiben auch der versuch sein, nicht genau hinzuschauen. wenn ich nahegehende erlebnisse in schöne märchen verpacke, dann kann dies eine brücke zu meinem selbst sein, ebenso aber auch ein minenfeld. verdrängung fällt leichter, so lang ich selber nicht offen ausspreche, was mich eigentlich bewegt. auch diese medaille hat wieder zwei seiten. ohne verdrängung könnten menschen gar nicht existieren, selbstschutz ist notwendig, zu viel beiseite geschoben, entfremdet einen aber von den eigenen bedürfnissen.
  • so kann kreatives schreiben auch zu beschwichtigenden „sucht“ werden, wie beinahe alles andere im leben auch. auch das ist erst einmal nicht „schlimm“, da es in diesen momenten notwendig scheint. und doch scheint es sinnvoll, darauf zu achten, wann man nur noch in metaphern kommuniziert und vergisst, dass man eigentlich auch direkt sprechen kann. dies wird einem spätestens dann bewusst, wenn andere signalisieren, dass sie einen nicht mehr verstehen oder wenn die interpretationen der anderen vollständig an dem vorbeigehen, was ich ausdrücken wollte.
  • kreatives schreiben ist erst einmal „nur“ ein ausdruck, es beseitigt nicht die eigentlichen ängste. die ansprüche hat das schreiben auch nicht, wird aber gern so verwendet. um ängste abzubauen, muss ich nicht nur gründe benennen, sondern handlungsmöglichkeiten gedanklich durchspielen und vor allen dingen dann handeln. Weiterlesen

60 jahre „allgemeine erklärung der menschenrechte“

der mensch hat den vorteil gegenüber den tieren, dass er über seine handlungen reflektieren kann. er kann unter berücksichtigung aller umstände eine entscheidung treffen. so trafen am 10ten dezember 1948 die vereinten nationen den entschluss, die „allgemeine erklärung der menschenrechte“ anzunehmen. darin sind ziele formuliert, die für alle bewohner der welt zu gelten haben und von den offiziellen stellen zu kontrollieren sind.

leider wurde dieses ziel bis heute nicht erreicht. und leider ist nicht zu verstehen, weshalb der mensch dies nicht erreicht, kann er doch reflektieren, wie eben erwähnt, was er macht. doch die sachzwänge und nationalen konstrukte dienen immer wieder als argument (oder sollte ich „ausreden“ schreiben), die erklärung nicht zu beachten.

gern berichtet die westliche welt, dass in anderen ländern die menschenrechte mit den füssen getreten würden, leider haben auch viele westlichen nationen das maß der dinge verloren. sicherlich am bekanntesten in den letzten jahren ist der betrieb des gefangenenlagers guantanamo. aber auch die asylgesetzgebung europas und die abschiebungspraxen gegenüber asylbewerberInnen in deutschland stehen im widerspruch zur „allgemeinen erklärung der menschenrechte“.

es grenzt an ein wunder, dass die weltengemeinschaft überhaupt einmal gemeinsam solch eine erklärung verfassen konnte. doch jetzt, immerhin 60 jahre danach, wäre es an der zeit, diese erklärung ernsthaft umzusetzen und sich gebundener an die vorgaben zu fühlen. damit nicht vergessen wird, welche humanen ziele gedacht und benannt werden können, findet sich die erklärung bei wikipedia hier: http://de.wikisource.org/wiki/Allgemeine_Erklärung_der_Menschenrechte .