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ein interview zu den auswirkungen der modernen kommunikationstechnik

die kulturwissenschaftlerin sherry turkle hat schon vor über zehn jahren interessante und umfassende bücher zum thema internet, digitale kommunikation, identitäten im netz und ähnliches geschrieben. nun hat sie ein neues buch verfasst und gab dazu schon der süddeutschen zeitung ein interview. letzten freitag dann ein noch ausführlicheres interview für das magazin der süddeutschen zeitung. dabei revidiert sie teilweise ihre eigene position zu den vorteilen der digitalen kommunikation.

generell ist ihr blickwinkel sehr interessant, da sie aufzeigt, wie bindend und zwingend smartphones unsere face-to-face-kommunikation verändern. man kann es tagtäglich auf der strasse beobachten. und, das scheint mir wichtig, es ist nicht nur die junge generation, die den kleinen sprechcomputern verfallen sind. erst ihre elterngeneration hat ihr die geräte zur verfügung gestellt.

hier argumentiert mir sherry turkle ein wenig zu kurz gedacht. ich finde man kann den einfluss der eltern auf die verwendung von handys und smartphones um einen wichtigen aspekt erweitern: die geräte machen es den eltern möglich, ihre kinder noch besser zu kontrollieren. viele argumentieren mit einem sicherheitsaspekt. da die welt aber nicht bedrohlicher als vor 30 jahren geworden ist (laut kriminalstatistik) stellt sich die frage, woher die sorge kommt. aber das ist ein anderer aspekt. wichtiger scheint mir der effekt: der bewegungsspielraum von jungen menschen hat sich in den letzten jahrzehnten verkleinert, auch dazu gibt es studien.

ansonsten deckt sherry turkle die schwierigkeiten des digtialen lebens umfassend auf und formuliert überlegungen, wie damit in zukunft umgegangen werden kann. wie schon von anderen formuliert: es geht um das lernen eines sinnvollen umgangs mit den computern und co. ein wichtiger aspekt am „tag des modernen lebens“.

hier kann das interview nachgelesen werden: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/37827/Wir-sind-zusammen-allein .

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web 2.93 – memoryloops.net

so kann man biografische erinnerungen auch aufarbeiten: man kann sie aufnehmen, verorten (auf einen stadtplan projizieren) und allen für das handy oder den computer zur verfügung stellen. so können menschen, die die orte besuchen die erinnerungen von menschen, die früher dort lebten abrufen und sich anhören. teilweise sind erinnerungen miteinander verknüpft, andere stehen für sich allein. und wer die biografischen erinnerungen öfter hören möchte, der kann sie auch als mp3-datei herunterladen.

diese sammlung von lebensgeschichten auf dem münchner stadtplan sind wider das vergessen des dritten reiches und des nationalsozialismus. geschichten von zeitzeugen mit lokalem bezug bietet „memoryloops.net„. hier in berlin gibt es in schöneberg an etlichen orten schilder, die auf die ereignisse während des dritten reiches vor ort hinweisen. doch das web 2.0 bietet mehr nähe zum ort und zum geschehen. und es macht den abruf der informationen mit dem smartphone vor ort möglich.

anders formuliert: man mache sich ein hörbares bild von der vergangenheit vor ort. dafür bekam das angebot im internet die grimme online award vor ein paar tagen. berechtigterweise. und man wünscht sich solche erinnerungen und zeitzeugenberichte für viele städte in deutschland. damit die erinnerungen nicht verloren gehen und so weit weg scheinen. zu finden ist das angebot unter: http://www.memoryloops.net .

und in der folge sind sich solche verknüpfungen von biografischen erinnerungen mit orten noch zu anderen ereignissen vorstellbar.

mein computer und ich – eine umgangslehre (20)

geschwindigkeit

ja, manches läuft schneller ab mit dem computer. das macht ihn auch so attraktiv, dass man nicht mehr texte mit der schere und dem klebestift überarbeiten muss, dass man nicht mehr das fünfte mal eine matritze betippen muss, damit man fehlerfreie abzüge machen kann, dass man nicht stundenlang im fotolabor stehen muss, um ein bild zu bearbeiten.

und ja, die kommunikation über den computer und das internet verläuft oft beinahe in echtzeit. doch jede/r kennt die situation, dass mails doch nicht so schnell ankommen, wie die anbieter suggerieren oder die übertragungsrate bei skype das gesprochene sehr zerhackt. eigentlich ist das netz heute schon regelmäßig überfordert, gestört und in manchen regionen überhaupt noch nicht nutzbar. dass vieles so rund läuft, hat nur damit zu tun, dass das web 2.0 die eigentlichen datenübertragungen reduziert hat, dass die komprimierung von dateien ständig voranschreitet und deren größe bei beinahe gleicher qualität geringer ist.

der wichtigste aspekt bei der frage nach der geschwindigkeit der computer ist meiner ansicht nach der autosuggestive oder suggerierte moment. viele menschen stöhnen darüber, dass sich ihr leben beschleunigt und nennen im gleichen atemzug den technischen fortschritt. als lösung sehen sie die distanzierung von der digitalen welt an. und sie wundern sich, dass ihr leben danach auch nicht langsamer wird. also stürzen sie sich auf tipps zum zeitmanagement, zum selbstcoaching und zu mehr gelassenheit, aber irgendwie will das alles nicht so richtig klappen.

der computer ist eigentlich nur ein werkzeug. ein werkzeug, das manche arbeitsschritte vereinfacht und schneller erledigt. die eigentliche geschwindigkeit des alltags entsteht aber aus der form der nutzung des werkzeugs und die krux daran ist ein ganz anderer aspekt. angefangen hat es mit der produktionsform „just-in-time“. es wird alles vorrätig gehalten, um einen differenzierten produktionsprozess jederzeit durchführen zu können, wenn die nachfrage signalisiert wird. das heisst zum beispiel: heute ein buch bestellt und morgen wird es an der haustür ausgeliefert. diese form der logistik und vorratshaltung hat sich inzwischen längst in alle arbeitsbereiche übertragen und im privatleben verankert.

zu „just-in-time“ gehört die verfügbarkeit rund um die uhr. diese verfügbarkeit ist erst mit den modernen kommunikationsmitteln möglich geworden, mit dem computer (und dem handy, das inzwischen ein kleiner computer ist). der computer wird also während der wachphasen in unserem leben am körper getragen, um jederzeit auf anliegen, fragen und aufträge (auch im privaten) reagieren zu können. wer dem nicht folgt, der hat Weiterlesen

nabelschau (66)

die muße-verachtung. bei begegnungen mit menschen kann man zur zeit etwas erschreckendes feststellen (na ja, ganz neu ist es nicht, aber gefühlt nimmt es zu) – viele laufen am limit. es gab sie schon immer, die gestressten, die wirbelwinde, die workaholics. der große unterschied besteht meiner ansicht nach darin, dass die hektik, die taktung und der stress nicht mehr frei gewählt sind. sie sind da in etwas reingerutscht, aus dem sie kaum mehr herauskommen.

noch interessanter wird das ganze, wenn man den nebeneffekt mitbekommt. selbst in momenten der totalen erschöpfung und am anfang der erholungsphasen wird von betroffenen der muße oder dem nichtstun abwehr und abwertung entgegengesetzt. die schwierigkeit besteht darin, dass sie sich dadurch selber abwerten. denn sie haben nichts nötiger, als eine längere ruhephase, als eine rückbesinnung auf sich selber. heutzutage gibt es nichts schlimmeres als nichts zu tun. ruhephasen stehen unter rechtfertigungsdruck.

also muss die freizeit ebenso gefüllt, getaktet und überfrachtet werden wie das arbeitsleben. oder die kräfte reichen nur noch zum zudröhnen, also zum beballern mit eindrücken und chemischen zusatzstoffen. ruhephasen geraten so zu störungen und sind oft genug gestört. schlafen klappt nicht mehr richtig, dösen ist unangebracht und gedanken schweifen lassen wirkt lethargisch in den augen vieler. und alle haben im hinterkopf, dass sich die außenbewertung vor allen dingen auch an einer sinnvollen gestaltung der freizeit orientiert. hier möchte man einen eindruck hinterlassen.

lang habe ich mich gegen den „mode“-begriff burn-out gewehrt. doch ich kann nicht umhin zuzugeben, dass es wohl mehr als eine mode ist, die selbst- aber vor allen dingen auch fremdüberforderung zu benennen. die körperlichen und seelischen reaktionen sind zu heftig. und vor allen dingen die abwehr gegenüber Weiterlesen

„die gebeugte stadt“ – ein lesetext

er wandelte durch die strassen und seine angst wurde unbeschreiblich. lang war er nicht mehr hier gewesen und am anfang war ihm auch nichts aufgefallen. doch irgendwann spürte er, dass ihm etwas fehlt. ganz gleich, wo er sich hin bewegte, irgendwas irritierte ihn. und dann fiel es ihm auf: die menschen auf den strassen blickten ihn nicht mehr an.

seitdem er bemerkt hatte, dass niemand mehr den augenkontakt sucht, seitdem schaute er seine mitmenschen noch intensiver an. und je länger er wieder in der stadt war, um so stärker fröstelte es ihn. langsam stieg die angst in ihm hoch, dass sich etwas geändert hatte, und er hatte es nicht mitbekommen.

da machte er es sich zur aufgabe, jeden tag auf die strasse zu gehen, herumzuwandeln und sich umzuschauen. vielleicht konnte er herausfinden, was seine stadt so verändert hatte. gerade einmal zwei jahre war es her, dass er das letzte mal hier war.

so steht er nun wieder auf der strasse vor seinem haus. beim blick nach links fällt ihm eine frau an der bushaltestelle auf, die gebeugt an der informationssäule steht und nur ab und zu den blick auf die strasse wirft, um den herannahenden bus zu sehen. gerade als er den weg rechterhand einschlagen will kommt ein junger mann von links, kreuzt seinen weg und schreitet gebeugt nach rechts an ihm vorüber. er denkt sich, dem muss ich folgen, ich laufe ihm einfach hinterher, vielleicht kann ich feststellen, was ihn so bedrückt erscheinen lässt.

während er dem jungen mann folgt, bemerkt dieser das anscheinend überhaupt nicht. der gebeugte überquert an diversen ampeln strassen und steuert zielstrebig auf den u-bahnhof zu. selten blickt er für einen moment nach links oder rechts, eigentlich nur, wenn er sich nicht sicher ist, ob nicht doch ein auto kommen und ihn erfassen könnte. dann geht der mann weiter gebeugt seines weges. er folgt ihm die treppen in den bahnhof hinab, folgt ihm auf den bahnsteig und stellt sich neben ihn, um vielleicht einen blick erhaschen zu können.

nichts, auch auf dem bahnsteig hebt der mann kaum seinen kopf, nur kurz, als die bahn einfährt und er in den waggon steigt. er setzt sich neben den mann, der nun mit gebeugtem kopf auf seinem sitz sitzt. er blickt sich um und seine angst bekommt weiter futter. überall sitzen gebeugte menschen. auch in der u-bahn lässt kaum jemand Weiterlesen

nabelschau (59)

handys sind dafür da, nicht benutzt zu werden, jedenfalls in berlin. sie haben streit in der beziehung und ihr partner glaubt ihnen nicht, dass sie noch gearbeitet haben. im zeitalter der dienstleistungen genügt ein anruf bei der berliner polizei und sie bekommen die auskunft, wann sie sich in der nähe welches sendemasten mit ihrem handy am letzten abend aufgehalten haben. dies könnte zumindest teilweise ihren partner beruhigen. obwohl sie sich natürlich mit ihrem neuen lover auch an der arbeitsstelle getroffen haben könnten.

so könnte die zukunft der handynutzung aussehen, wenn nicht bald jemand einschreitet oder alle nutzerInnen diese nervtötenden dinger abschalten. denn es wird gesammelt: verbindungen, telefonnummern, uhrzeiten, orte. und bringt man sie in kontakt miteinander ergeben sich bewegungsbilder. sie befinden sich fünf mal in der nähe eines tatorts, dann kann es sein, dass die polizei bei ihnen vor der tür steht und vermutet wird, sie hätten eine straftat begangen. nun sollten sie als handybesitzer immer wissen, wo ein tatort ist, damit ihnen dies nicht geschieht. sie haben dann zwei möglichkeiten: einen anderen sendemasten suchen oder das handy ausschalten.

besonders interessant erscheint mir der gedanke, dass davon ausgegangen wird, dass straftäterInnen so eng verwachsen sind mit ihrem handy, dass sie sie nicht zu hause lassen, wenn sie eine straftat begehen. gleichzeitig haben sich bei der millionenfachen datenerfassung in berlin keine straftaten aufklären lassen. hmmm, seltsame vorgehensweise und skurrile argumentation. logischerweise sollte man erwarten, dass jemand öffentlich zu dem schluss kommt, dette bringt wohl nüscht. aber nein, die argumentation geht in eine andere richtung: demos waren bei der erfassung nicht dabei (wie in sachsen), es handelte sich ausschließlich um schwere straftaten.

schwere straftaten sind nicht schön, ja auf alle fälle ahndungswürdig, aber mal auf gut glück (das bis jetzt niemandem hold war) einen generalverdacht gegenüber allen anwesenden und telefonierenden auszusprechen und dementsprechend zu handeln, das ist nur noch schräg. es handelt sich dabei um die aufgeblasene variante der rasterfahndung, bei der nur noch der ort eine rolle spielt. zwei konsequenzen ergeben sich daraus: die hoffnung, dass menschen ihre quasselboxen etwas öfter abschalten, und die handlung, sofort aufzulegen, wenn einen jemand vom handy aus anruft 😆

wortklauberei (49)

„du bist nicht auf der welt, um zu schweigen“

jawoll ja, da stimmt man doch sofort zu und vermutet einen revolutionären aufruf dahinter. wie sonst sollte man die äußerung „du bist nicht auf der welt, um zu schweigen“ verstehen. macht den mund auf, lasst euch nichts gefallen, schaut nicht weg, reiht euch ein! oder richtet sich der satz an eltern, die ihren kleinen kindern das sprechen beibringen sollten, anstatt sie mit süssigkeiten abzufüttern?

weit gefehlt. dieser satz prangt auf plakatwänden und wirbt für die handy-flatrate von vodafone. oh, wie treffend der aufruf erscheint. oder anders formuliert, es hätte des plakates gar nicht bedurft, um die menschen auf ihr rederecht aufmerksam zu machen. denn wer durch die straßen zieht, glaubt neben dem lärm der verbrennungsmotoren, nur noch geplapper zu hören.

auf dem bürgersteig, in der u-bahn, im buchladen, im zug, in der bäckerei, im kino, beim frisör, im discounter, in und vor den kneipen und natürlich in den wohnungen. die menschen schweigen schon lang nicht mehr. sie belabern sich gegenseitig mit vielen nichtigkeiten und seltsamerweise finden die wichtigen gespräche wohl nicht am handy statt. oder es finden überhaupt keine wichtigen gespräche mehr statt. doch das wäre eine unterstellung, die nicht glaubwürdig erscheint.

denn das soziale gefüge ist noch nicht aus den fugen geraten, also müssen sich die menschen auch noch über die existentiellen dinge des lebens verständigen. doch wenn man es richtig versteht, dann nicht im mobilen raum. das ist ein trost, der einen auffordert die plakatkampagne zu starten „du bist nicht auf der welt, um zu plappern“. wäre doch einmal etwas für den sozialen frieden 😆

datenschutz und rasterprogramme

erstaunlich ist es nicht, dass die bahn die mails ihrer mitarbeiterInnen gerastert hat, denn es gibt die programme dafür. es würde auch nicht erstaunen, wenn andere konzerne dies ebenso machen, es schaut nur keiner genau hin. die programme sind auch nicht so neu. und was da ist, wird auch angewendet werden. hier ist die diskussion sicherlich eine stufe früher zu führen. das soll nicht heißen, dass es keine konsequenzen haben muss, wenn arbeitgeber wissentlich gegen gesetze verstoßen.

aber es wäre überhaupt die frage, weshalb jemand programme schreibt, die den menschen immer besser erfassen, rastern und stichworte suchen. sicher, suchfunktionen können am einzelnen computer oder im firmennetzwerk hilfreich sein, doch dann sind sie für jeden nutzbar und sichtbar. aber man muss sie schon wissentlich verstecken, um die mitarbeiterInnen nichts merken zu lassen. wer schreibt so etwas? welche firma bietet diese dienstleistungen an?

der mensch ist noch zu viel mehr bereit. heute wirbt die telekom in der tageszeitung für das neue iphone und ist ganz stolz darauf, das programm „lokalisten“ anbieten zu können. es ist sozusagen ein ortungsprogramm für „freunde“. ich kann also auf meinem handy sehen, wo sich meine freunde gerade mit ihrem handy befinden, wenn diese das programm ebenso nutzen. wer möchte das? eltern, die ihre kinder auf schritt und tritt überwachen, beziehungspartner, die nicht vertrauen, arbeitgeber, die ihre mitarbeiter kontrollieren und viele andere grenzüberschreitende interessentInnen. hier wird der gläserne mensch als freizeitspaß angeboten.

so rastern und überwachen wir uns schritt für schritt gegenseitig und weiterhin stört sich niemand daran. eigentlich benötigt es jetzt nur noch die verknüpfung von kontodaten, mailverkehr, aufenthaltsort, kredit- und bankkartendaten und dem krankenkassenchip, dann haben wir die absolute kontrolle. man kann sicher sein, es arbeitet schon längst jemand daran, vielleicht wird es auch schon angewendet. anscheinend wollen wir alle die elektronische fussfessel 😦 so geht zumindest niemand mehr verloren.

wortklauberei (14)

„handy“

es wäre einmal interessant, wer den namen für das „mobile phone“ im deutschen erfunden hat. ein witz besagt, es wären die schwaben gewesen, da sie immer fragten „hänn die des kabel vergässa?“. doch es ist zu vermuten, dass das „handy“ seinen namen der tatsache verdankt, dass es in der hand liegt und von dieser gehalten wird. aber wann das geschah ist schwer zu sagen. waren die früheren mobiltelefone doch eher von der größe einer schweinshaxe und hatten die form eines walkie-talkie.

heute verschwinden die dinger in der hand und werden in kindersöckchen gepackt. so sollten sie inzwischen eigentlich „losy“ heißen. und nicht zu vergessen, sie sind eine seuche geworden. es vergeht kein tag, an dem einem nicht jemand vor den füssen rumlatscht und nicht vom fleck kommt, da schnell im gehen die neuste sms gelesen werden muss. es vergeht kein tag, an dem nicht ein autofahrer einen fast vom fahrrad schmeißt, da die rechte hand das telefon ans ohr hält. und es geht vor allen dingen kein tag, an dem nicht jemand über den gesamten u-bahnhof brüllt, da er nicht glauben kann, dass so etwas kleines einen guten empfang haben kann.

so plädiere ich dafür, den namen des geräts zu verändern in „loudy“, „wriggly“ oder „killy“. aber es würde mir auch gefallen, wenn man sich dazu durchringen könnte, worte wie „nervy“ oder „strahly“ zu verwenden. das „y“ sollte man auf keinen fall beseitigen, ist es doch so süss, das kleine. 🙄

schreibtechnik (22) – sms

eigentlich ist es ja eine elektronische technik, eine digitale, die die formen der kommunikatiion erweitert. doch diese technik zwingt dazu, kurze texte zu verfassen. so bietet sich die „sms“ oder das „simsen“ regelrecht zum verdichten der texte zu greifen. wären die dinger kostenlos, eine entwicklung, die zumindest mit flatrates fortschreitet, müssten sich die menschen nicht beschränken und könnten eine sms nach der anderen senden, also ihre texte auf mehrere päckchen verteilen. doch bis jetzt ist es noch nicht so, was zur folge hat, dass sowohl gern abkürzungen für worte verwendet werden, als auch beinahe lyrische texte entstehen.

früher gab es eine ähnliche kommunikationsform, die meist nur in äußersten notfällen verwendet wurde, das telegrafieren. ein telegramm zu verschicken war teuer und führte zu ständig unterbrochenen texten. hier wurden oft nur ein satz oder zwei versendet. im vergleich dazu gestaltet sich die sms schon regelrecht luxuriös. erlaubt sind immerhin 160 zeichen. und doch kann die sms verwendet werden, um sich der lyrik anzunähern. es ist einen versuch wert, einen geplanten brief an eine liebe person einmal in den text für eine sms zu verwandeln und falls möglich abzusenden. das simsen kann sich auf einer poetischen ebene bewegen.

doch meist dient sie zur terminplanung oder dem dating. dadurch reduziert sie sich auf kurze informationen, die auch auf eine mailbox gesprochen werden könnten.

besonders skurril und sicherlich die lyrischen versuche noch steigernd, kann ein dienst sein, der die sms am telefon vorspricht. so hätte man gleich noch eine virtuelle lesung für die empfängerInnen organisiert. versuchen sie es doch einmal, ein haiku per sms zu versenden und vorlesen zu lassen. und dann warten sie auf die reaktionen der empfängerInnen. weitere informationen bei wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/SMS .

schreibidee (32)

nach den gedanken gegen die handy-kommunikation kann man die grenzen überschreitenden gespräche wunderbar in schreibgruppen nutzen. jeder mensch kennt die situation, sich irgendwo zu befinden und ein anderer mensch telefoniert neben ihm mit einem handy. dieses einseitige mithören wird bei der idee aufgegriffen. die schreibgruppenteilnehmerInnen müssen bei der schreibaufgabe zu zweit arbeiten. zuerst schreibt eine(r) ein handy-gespräch auf, das mitgehört wurde. also nur die antworten oder beiträge von der einen seite der kabellosen verbindung. sachen, wie „ja, ja, der krebs ist nach der chemo zurück gegangen.“ (gehört vor ein paar wochen in der u-bahn). es sollten 10 bis 20 beiträge der einen seite sein. da man ja nie hören kann, was die andere verbindungsseite sagt ist es nun an den anderen schreibgruppenteilnehmerInnen, die lücken zu füllen. hier sind der fantasie keine grenzen gesetzt. die anderen der zweiergruppen sind nun dran, zwischen die notierten aussagen des handy-gesprächs, die reaktionen der gegenseite einzufügen. die schreibidee kann sowohl gegenseitig ausgeführt, also beide schreiben gehörtes auf und beide notieren die dazwischenliegende kommunikation. oder es wird nur einseitig geschrieben. und kann man sich an kein handy-gespräch erinnern, dann bestimmt an nachbarInnen, die zum telefonieren gern auf den balkon treten, damit das ganze haus, das wichtige gespräch vernimmt. 😛

moderne kommunikation im film

 

die wiederholung von alten krimiserien oder spielfilmen im fernsehen zeigt einem, wie sehr sich die kommunikation zwischen den protagonisten verändert hat. es ist kein thriller und kein krimi vorstellbar, in dem nicht das handy mehrmals klingelt. natürlich auch hier mit den verschiedensten klingeltönen, im auto, bei der verfolgung oder mitten im gespräch. und auch hier wird das „face-to-face-gespräch“ mittendrin unterbrochen, um an das telefon zu gehen.

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