Schlagwort-Archive: idee

wissenschaftliches schreiben und lust

das ist eine kombination, die vielen unvorstellbar erscheint. heutzutage sind die funktionen des studiums ganz andere als früher. das studium dient nur zum teil der forschung und wissenschaft, es ist vor allen dingen berufsvorbereitung, also eine akademische berufsausbildung. auch wenn sich hochschulvertreterInnen immer noch dagegen wehren, so ist vor allen dingen auch durch die bachelor- und masterstudiengänge die schule in die hochschulen getragen worden.

der zeitliche spielraum für eigenständiges forschen wird immer stärker eingeschränkt. dabei ist das forschen, das finden des eigenen interesses und einer eigenen fachlichen position basierend auf wissenschaftlichen überlegungen, das spannende am studieren. hochschulen verlagern ihre tätigkeiten immer mehr in richtung wissensvermittlung, geben aber kaum anlass für lustvolles forschen, suchen und entdecken. genau dies würde aber das wissenschaftliche schreiben lustvoll werden lassen. haben sie schon einmal eigene gedanken und ideen schriftlich weitergesponnen? haben sie schon einmal einen position eingenommen, die sie mit diversen notierten thesen untermauerten?

das sind die momente, wo sich das schreiben mit dem denken verbindet und einem während des schreibens immer mehr ideen und belege und argumente in den sinn kommen. dazu gehört, keine scheu vor der eigenen meinung zu haben. gelernt zu haben, dass man auch daneben liegen darf mit eigenen gedankenkonstrukten und dass ein widerspruch zu eigenen position nicht ein angriff auf meine person bedeutet. beim wissenschaftlichen schreiben kann sich kreativität mit forschendem handeln verbinden. man denkt für sich dinge „neu“, auch wenn man später vielleicht feststellt, dass schon 10 andere forscher diesen gedanken hatten.

es hat etwas befriedigendes, schrankenlos dinge neu zu kombinieren, problemen auf den grund zu gehen und eventuell Weiterlesen

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schnickschnack (98)

die welt ist bunt, chaotisch und gern mal unstrukturiert. manchen unter zwängen leidenden menschen, aber auch nur strukturierte und ordentliche geister kann dies zur verzweiflung bringen. schon seit längerer zeit steuert der schweizer ursus wehrli dem entgegen.

erst hat er mal die kunst aufgeräumt, denn man kann auch in gemälde oder skulpturen ordnung bringen. eine hübsche idee, kubistische oder abstrakte gemälde zu ordnen. bildbestandteile wurden nach form, farbe und größe sortiert. es verschwand zwar der ausdruck des kunstwerks, aber es herrschte ordnung in der kunstwelt 😉

und jetzt hat sich wehrli den alltag zur brust genommen. warum parken auf parkdecks die autos nicht nach farben sortiert? oder wieso werden die pommes nicht aufgereiht in die pappschale gelegt. alles chaotische momente im leben. und so kann man einen blick auf die ideen der wirklich aufgeräumten welt auf dieser homepage werfen: http://www.kunstaufraeumen.ch/ . das ist definitiv ausbaufähig 😛

schreibidee (271)

wissenschaft dient nicht nur der aufschlüsselung unserer umwelt, sie dient auch der erfindung von ganz neuen gegenständen oder techniken. und erfinden benötigt wie das schreiben eine kreative haltung, bei der dinge oder gedanken kombiniert werden, die bis dahin noch nie kombiniert wurden. wenn man sich von großen erfindern die aufzeichnungen ansieht, dann geht es nie ausschließlich um logik, dann geht es auch auch um spielerei. also eine spielerische schreibanregung für „erfindergeschichten„.

als einstieg ein spiel für die schreibgruppenteilnehmerInnen: alle schreiben jeweils auf einen zettel fünf gegenstände oder geräte, die ihnen gerade in den sinn kommen. die zettel werden eingesammelt und gemischt. dann ziehen alle teilnehmerInnen zwei mal zwei zettel. dabei kombinieren sie jeweils zwei zettel miteinander. diese beiden zettel sind die neue erfindung, die sie gemacht haben. auf maximal zwei seiten sollte die erfindung beschrieben werden. welchen zweck erfüllt sie? für wen ist sie geeignet und welches bedürfnis kann mit der erfindung befriedigt werden. die beschreibungen werden in der gruppe vorgetragen.

nun werden noch einmal zwei zettel gezogen. die kombination dieser beiden zettel ist auch eine erfindung. doch dieses mal liegt der schwerpunkt nicht auf der beschreibung der erfindung, sondern auf der geschichte, die dahintersteckt. das bedeutet, wie wurde der neue gegenstand erfunden? was geschah? dazu soll eine etwas längere geschichte geschrieben werden. mit welchen gegenständen oder ideen wurde gespielt, damit die erfindung am schluss herauskam? die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es gibt eine kurze feedbackrunde.

im nächsten schritt werden von allen schreibgruppenteilnehmerInnen die letzten zwei mal zwei zettel gezogen. dazu wird nun eine lebensgeschichte „gebaut“. ein erfinder wird erfunden. dazu kann vorbereitend eine kleine charakterbeschreibung der erfinderInnen notiert werden. anschließend wird eine längere geschichte um die erfinderInnen geschrieben, in der auch die letzten beiden gegenstände erfunden werden. wie kam es zu dem erleuchtenden schritt? mit was wurde gespielt? die geschichten werden in der schreibgruppe vorgelesen und es gibt eine ausführliche feedbackrunde.

zum abschluss wählt die schreibgruppe die beste erfindung des treffens. welcher neue gegenstand ist aus der sicht der gruppe der interessanteste und sollte weiter verfolgt werden. wenn noch zeit ist, dann könnte man noch eine spielerische patentanmeldung formulieren.

„das lesikon der visuellen kommunikation“ von juli gudehus – ein buchtipp

nein, es handelt sich um keinen tippfehler, es sollte nicht „lexikon“ heißen, „lesikon“ ist eine schöpfung der autorin. lesikon deutet schon darauf hin, dass viel zu lesen ist, doch erst beim aufschlagen fällt auf, dass nicht ein bild zum thema visuelle kommunikation auftaucht. wenn man nicht anfängt zu lesen, dann mag der erste eindruck abschreckend sein. abgesehen von den 3000 seiten sind die stichworte noch nicht einmal wirklich alphabetisch sortiert.

aber wenn man beginnt, zu lesen, dann begeistert man sich in kürzester zeit für dieses buch, selbst als laie in bezug auf die visuelle kommunikation. das ganze buch ist ein großer spieltempel, ein assoziationskatalog riesigen ausmaßes. am besten verstrickt man sich in das buch gleich neben seinem internetfähigen computer. denn nicht nur die vielen querverweise, der labyrinthische aufbau machen einen unbändigen spaß, zu den meisten begriffserklärungen wird auch noch eine internetseite erwähnt. mal als fundort der beschreibung, mal als verweis auf mehr. dabei kann man seltsame entdeckungen machen. irgendwie scheint das buch wie surfen im lexikon oder cloud-computing in gedruckter form mit digitaler ergänzung.

die autorin juli gudehus hat neun jahre lang zusammengetragen, was auch nur im entferntesten mit visueller kommunikation zu tun hat. und da das ganze leben mit visueller kommunikation zu tun hat, findet sich auch zu beinahe allem etwas. von der ersten minute an kann man sich der sogwirkung „des lexikons der visuellen kommunikation“ nicht entziehen. da es keine übliche lexikalische struktur gibt, sondern das buch im untertitel als collage bezeichnet wird, sollte man es auch so handhaben. in jeder ecke eine kleine anregung. man kann ihr folgen, man kann einfach weiterlesen, man kann querverweise aufsuche oder eben das internet.

also alles in allem ein wälzer der anregungen, sowohl fachlicher als auch kreativer. ja, wenn der aufwand nicht so groß wäre, wünschte man sich noch mehr lesikone, zum beispiel über das schreiben, das hören und schmecken. doch schreibanregungen findet man auch in diesem buch und noch viele anregungen für die eigene werbung. nur für die quellenangaben würde man sich eine kleine leselupe wünschen. das buch ist 2010 im verlag hermann schmidt in mainz erschienen. ISBN 978-3-87439-799-5

p.s.: aufmerksam geworden bin ich auf das buch durch die sendung „druckfrisch“ in der ard. manchmal klappt das doch mit dem bildungsauftrag 😉

schreibpädagogik und ideenpool

ich habe mir hier viele gedanken über die möglichkeiten der schreibpädagogik, ihre schwierigkeiten und auch ihre umsetzung gemacht. bis jetzt habe ich aber kaum einen blick darauf geworfen, was denn der reiz der schreibpädagogInnen ist, diesen beruf, diese tätigkeit auszuüben. nun, man kann freude empfinden, anderen etwas beizubringen. das ist etwas, was man mit allen pädagogInnen teilt. doch wo liegt der besondere anteil des schreibens?

die schreibpädagogik hat den vorteil, zum einen in deutschland eine recht junge disziplin zu sein. das ermöglicht es, immer wieder neues terrain zu betreten, neue konzepte zu entwerfen und auszuprobieren.
zum anderen spielt eben das schreiben, das kreative, das biografische, das wissenschaftliche schreiben eine große rolle. dies bedeutet, dass man sich in einem mehr oder weniger kreativen feld bewegt. und in diesem zusammenhang kann man ständig neue ideen entwickeln, also kreativ sein in der schaffung von schreibanregungen.

diese form der kreativität kommt dem schreiben selber schon sehr nahe. und jede idee will, bevor sie als anregung weitergegeben wird, selbst ausprobiert sein. man regt sich also nicht nur zur schaffung eines ideenpools an, sondern auch zum eigenen schreiben. wenn man dann auch noch im anschluss die ideen zum beispiel in schreibgruppen oder fortbildungen anwendet, dann kann man selber abermals mitschreiben. immer wieder entstehen neue texte, neue umsetzungen und dadurch meist weitere ideen.

schreibpädagogInnen werden mit großer wahrscheinlichkeit die lehrmittel nie ausgehen. nein, sie schaffen in einem kreativen experimentierfeld stück für stück einen ideenpool, der im laufe der zeit weiter anwächst. natürlich muss eine bewährte anleitung einer schreibgruppe nicht dauernd verändert werden, aber einzelne ideen können, auch je nach gruppenstimmung, ausgetauscht werden. somit schaffen sich schreibpädagogInnen durch einen angelegten ideenpool einen großen freiraum in der umsetzung von schreibanregungen.

einzig die katalogisierung all der hervorsprudelnden ideen könnte im laufe der jahre zum problem werden. Weiterlesen

wie werde ich kreativ?

anders formuliert lautet die frage: wie werde ich schöpferisch? und die platte antwort lautet: indem man einfach loslegt. doch womit nur loslegen? gern formulieren menschen von sich, dass sie nicht kreativ seien. so etwas könnten sie nicht, sie hätten keine fantasie, ihnen würde nicht so viel einfallen. genauer betrachtet sind erst einmal alle kreativ. allein die bewältigung des alltags in der heutigen zeit, verlangt von jedem menschen ein gewisses maß an kreativität. immer wieder geschehen situationen, die einen auffordern, die üblichen handlungs- und denkgewohnheiten zu verlassen und neue wege zu beschreiten. dies ist ein ausdruck von kreativität.

doch schauen wir mal auf die kreativität, die im kulturellen bereich eine rolle spielt. eines der größten vorurteile besteht darin, dass man glaubt, die kreativen köpfe würden ihre ideen aus sich selber heraus schöpfen, hätten eine veranlagung dafür auf ideen zu kommen. dabei machen sie nichts anderes, als zu spielen. natürlich bauen viele ein gedankengebäude drumherum, das ihre kreativität als theoretisch unterfütterte entwicklung erscheinen lässt. und doch spielen sie im endeffekt. denn was ist spielen anderes, als gegebenes neu zu kombinieren, unerwartete situationen zu meistern und szenarien zu erfinden.

spielen wird bei uns gern als den kindern vorbehalten angesehen. spiel hängt mit spaß zusammen und kann deshalb in der vorstellung vieler nichts ernsthaftes sein. dabei ist spielen eine form, die welt zu entdecken und zu bewältigen. nichts anderes machen kreative. sie greifen die einflüsse von außen und die gefühle von innen auf, kombinieren sie und schaffen daraufhin etwas neues. neu wird es durch die neuartige kombination. nehmen wir ein allseits bekanntes beispiel: die verhüllung des reichstags in berlin durch christo und jeanne-claude. es handelte sich um nichts anderes, als dinge, die man im alltag auch macht, nämlich etwas zu verpacken, in andere dimensionen zu übertragen. zum einen verpackt man geschenke und zum anderen verhüllt man häuser mit gerüsten, wenn man sie renovieren möchte. kreativ war die idee, ein großes gebäude, wie ein geschenk zu verpacken.

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web 2.40 – entrepreneurship.de

parallel zu dem eben beschriebenen buch „kopf schlägt kapital“ gibt es die homepage der arbeitsgruppe um professor faltin an der freien universität in berlin. sie ist zu finden unter http://www.entrepreneurship.de . wenn man die seite aufruft, finden sich viele zusätzliche informationen zu den themen „gründung“ und „geschäftsideen“.

besonders interessant scheinen die vielen aufgezeichneten und abrufbaren vorträge und diskussionen mit menschen, die sich mit möglichkeiten der gründung eigener unternehmen auseinandergesetzt haben. sie sind vor allen dingen im blog zu finden. außerdem besteht das angebot, sich in einem „labor“ real über gründerideen zu informieren und beraten zu lassen. diese teilnahme benötigt eine vorherige anmeldung und die unterzeichnung einer verschwiegenheitserklärung. aber wer mit einer ausgereiften gründungsidee aufwarten kann, der kann sie dort anscheinend im laufe der zeit vorstellen.

außerdem sind auf der seite weiterführende texte zu finden, beispielhafte unternehmen und etliche links, die weiterhelfen können. zudem findet sich ein kleiner online-workshop, in dem professor faltin fragen zu seiner theorie der unternehmensgründung und zur praktischen umsetzung beantwortet. wer sich also überlegt, sich selbstständig zu machen, sollte einmal einen blick auf diese homepage werfen. hier findet man internet in seiner besten form des wissenstransfers, auch wenn die seite in der navigation ein wenig unübersichtlich ist.

„kopf schlägt kapital“ von günter faltin – ein buchtipp

wie lassen sich kreativität und die gründung eines unternehmens verbinden? laut günter faltin gehören sie generell zusammen. er ist professor an der fu berlin und setzt sich in diesem zusammenhang mit „entrepreneurship“ auseinenander. der begriff „entrepreneurship“ ist nicht ins deutsche übersetzbar, „unternehmensgründung“ wird ihm nicht gerecht. er wird jedoch in dem buch „kopf schlägt kapital – die ganz andere art, ein unternehmen zu gründen – von der lust ein entrepreneur zu sein“ ausführlich umschrieben.

das spannende an dem buch ist es, dass es in sich sehr logisch klingt. faltin vertritt die auffassung, dass es zur gründung eines betriebs nicht immense kredite und einen umfassenden businessplan braucht, sondern vor allen dingen eine „ausgereifte“ idee. er propagiert, dass man lieber viel zeit für die entwicklung einer guten idee verwenden sollte, anstatt bestehendes zu wiederholen und mit viel marketing auf den markt zu brettern.

deshalb vergleicht faltin gründerInnen eher mit künstlerInnen denn mit betriebswirtschaftlich orientierten managern. das bedeutet nicht, dass er betriebswirtschaftlichen gedanken widerspricht, er versucht nur, die betriebwirtschaft wieder etwas mehr in den hintergrund zu drängen. dabei wird nicht an kritik der business-wettbewerbe gespart, die vom staat und den ländern gefördert werden. dabei entwirft faltin ein gegenkonzept, das er selbst bei der „teekampagne“, dem inzwischen größten händler für darjeeling-tee, umgesetzt hat.

das buch bietet viele ideen, wie man an eine eigene selbstständigkeit in den verschiedensten bereichen herangehen kann. es gibt impulse und fordert zur kreativität auf. es entwickelt ein modulsystem, dass gründerInnen entlastet und anscheinend den arbeitsaufwand reduziert. eine spannende lektüre, auch für kreative berufe, wenn sie nicht ausschließlich dienstleister werden wollen.
das buch ist 2008 im carl hanser verlag in münchen erschienen. ISBN 978-3-446-41564-5