wir menschen verhalten uns stark beeinflusst von unseren gefühlen. wir versuchen selbstfeindliche situationen zu vermeiden, wir weichen schmerz aus und wir wollen im sozialen miteinander mit anderen menschen teilhabe an der welt verwirklichen. vor vielen unserer wichtigen handlungen reflektieren wir die situation, durchdenken sie und kommen zu einem hoffentlich vernünftigen ergebnis. so der idealfall. doch meist kommen emotionen in die quere, die uns zur unvernunft anstiften. eine schreibanregung zu „geschichten der unvernunft“.
zum einstieg werden zwei kurze texte von maximal zwei seiten länge geschrieben. beiden ist die überschrift vorgegeben. der eine ist übertitelt mit „als ich das letzte mal unvernünftig war“, der andere mit „ich wäre so gern unvernünftig und …“. beide texte werden nicht in der schreibgruppe vorgetragen, da sie eventuell sehr persönlich sind.
im zweiten schritt wird eine tabelle erstellt. erst füllen die tabelle die schreibgruppenteilnehmerInnen allein aus und dann werden die ergebnisse in der gruppe zusammengetragen. in die tabelle werden in die eine spalte unvernünftige handlungen eingetragen (z.b. mit über 200 km/h auf der autobahn fahren) und in die zweite spalte werden mögliche gründe für das verhalten eingetragen. hier darf der fantasie nachgegeben werden. es geht nicht darum „entschuldigungen“ für eigenes verhalten zu finden, sondern die begründungsmuster nachzuvollziehen (die nicht logisch sein müssen).
nun wird eine kurze geschichte von allen verfasst, in der eine person unvernünftig ist. die geschichte besteht einzig aus den gedanken der person, aus ihren abwägungen, einschätzungen und selbstreflexionen. gleich darauf wird eine zweite kurze geschichte verfasst. sie soll die folgen des unvernünftigen handels aufgreifen. dies kann eine kleine katastrophe sein, es können formulierte selbstzweifel oder das genussreiche ausbrechen aus einer rationalen welt sein. beide geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen. es findet keine feedbackrunde statt.
nach diesen vielen vorarbeiten wird zum abschluss eine längere geschichte der unvernunft verfasst. es gibt nur eine einzige vorgabe: es muss eine unvernünftige handlung im mittelpunkt der geschichte stehe. wie sie umgesetzt, dargestellt, begründet, durchdacht oder entschieden wird, bleibt den schreibgruppenteilnehmerInnen überlassen. anschließend wird die geschichte in der gruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt, in der auch über den genuss am ausbruch aus der vernünftigen welt und deren gefahrenpotential diskutiert werden kann.
und bevor alle teilnehmerInnen nach hause gehen, notieren sie auf einen zettel in einem satz, welche unvernünftige handlung sie in der nächsten woche umsetzen wollen. diesen zettel nehmen sie mit nach hause.