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web 2.87 – det missionerande kopimistsamfundet

das in der ersten zeile ist schwedisch. denn schwedInnen haben eine kirche der „kopiererInnen“ gegründet. dies scheint der nächste schritt in der auseinandersetzung um das urheberrecht und des „copy & paste“ zu sein. die kirche ist inzwischen in schweden offiziell anerkannt. ob es sich dabei nur um eine strategie handelt oder darüber hinausgeht, muss man wahrscheinlich abwarten.

die kirchenvertreterInnen sind der meinung, dass die kopie ein ganz natürlicher prozess ist. in der natur werde ständig kopiert. ob bei der zellteilung, der reperaturmechanismen im körper und natürlich der vermehrung der dna. so sind wir alle eine kopie unserer eltern. neben der neukombination stellt wirklich jedes leben eine kopie dar. nur mutationen verändern das genom grundlegend.

natürlich gehen die kopimistInnen noch einen schritt weiter. sie sagen, dass sie das prinzip der kopie in ihrem ganzen leben vertreten, also auch bei kulturellen gütern. sollten sie angeklagt werden, würden sie sich auf das recht der freien glaubensausübung beziehen. inzwischen gibt es gruppen und kirchenvertreterInnen in vielen verschiedenen ländern. weitere infos bietet wikipedia unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Det_Missionerande_Kopimistsamfundet . auf dieser seite befindet sich auch der link zur schwedischen originalseite der kopimisten.

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schnickschnack (82)

der sinkende stern der katholischen kirche ist schwer aufzuhalten, zumindest in den westlichen nationen. da ist es sinnvoll, sich gedanken darüber zu machen, wie man kirche modernisieren und aufhübschen könnte, damit sie wieder attraktiver wird und der laden läuft. ein versuch besteht darin, das zölibat abschaffen zu wollen oder frauen zu priesterinnen zu ernennen.

doch seien wir mal ehrlich, das attraktive an der katholischen kirche ist der ganze tand, sind die zeremonien. kaum eine glaubensrichtung bietet so viel symbolisches, das immer wieder mit inbrunst zelebriert wird. unter pr-gesichtspunkten spricht der erfolg für die kirche, sie konnte sich lang halten. gut, ob der rückkehr zur messe in latein so hilfreich war das muss sich noch rausstellen, böte sich doch der chatsprech für eine attraktive zeremonie online an.

besonders ausdrucksstark wirkten über jahrhunderte die heiligen der kirche, die schutz, mahnung und halt für verschiedene lebensaspekte boten. doch inzwischen haben sich die gesellschaften und die lebenskonzepte verändert, so dass selbst die heiligen ein wenig altbacken wirken. aber es gibt abhilfe. grafikerInnen haben sich des themas angenommen und einfach neue heilige für diverse lebensbereiche entworfen. da erfreuen dann schon die namensgebungen für die himmelswesen, noch mehr aber die künstlerische umsetzung, die bilder.

im internet kann man sich in ruhe all die glaubensstützer_innen betrachten, bei „grobgrafik„, einem konzept, das an sich schon eine gehörige portion humor bietet. und da noch nicht alle aufgaben der heiligen umschrieben sind, kann man sich selber die stellenbeschreibungen kreieren, und als vorschlag sicher den grafikerInnen zusenden. viel spaß bei der betrachtung, mal sehen ob die kirche ein wenig entstaubt wird. zu finden sind die bilder und namen unter http://www.grobgrafik.de/sanktnimmerlein/ .

von wichtigen und unwichtigen diskussionen – ein kommentar

die „hauptstadt des atheismus“, wie die ard gestern berlin nannte, hat zugeschlagen und sich gegen „pro reli“ also für „pro ethik“ ausgesprochen. dies eindeutig und unanzweifelbar. in der folge waren die intiatoren von „pro reli“ mit der aussage zu hören und zu lesen, dass sie es zumindest geschafft hätten, eine wichtige diskussion in berlin anzustoßen.

da kann man geteilter meinung sein. es war eher eine lästige diskussion, da die ganze volksabstimmung eigentlich nur wieder eines zeigte, es gibt in deutschland eine viel zu starke verquickung von kirchen und staat. eigentlich ist ja glaube nicht diskutierbar, sondern eben glaube. dies sei bitte jedem überlassen, wie er dies für sich handhaben möchte. das bedeutet zum beispiel auch, dass nicht alle, die gegen den religionsunterricht als wahlpflichtfach automatisch „atheisten“ sind. irgendwann mutete die diskussion eher als auseinandersetzung zwischen institutionen an, an der auch professionelle meinungsbildner beteiligt waren.

hier scheint es sinnvoller, einmal zu diskutieren, ob die bevölkerung die institutionen noch will. zumindest ist in deutschland noch viel zu lernen, was basisdemokratie angeht. ob nun der berliner senat steuergelder für wahlwerbung verwendet oder die kirchen kirchensteuern für ihre positionierung. es stellt sich die frage, ob ich als steuerzahl ein interesse an solch einem schaukampf habe. ein blick in die schweiz würde zeigen, dass es regeln geben kann, um keine position zu bevorteilen.

nochmals, über glaube lässt sich nicht diskutieren. also mögen alle, die ihrem glauben folgen, dies für sich tun, aber bitteschön den rest davor verschonen. es gäbe so viele wichtigere diskussionen, die in diesem land gescheut werden, aber jeden bürger angehen. island hat es am letzten wochenende vorgemacht. und dann könnten wir vielleicht auch einmal diskutieren, wieviel geld die kirchen eigentlich vom staat bekommen, warum sie so viel mitsprache haben und wer die kirchen von unten fördert? oder warum sich die kirchen als einer der größten sozialdienstleister und arbeitgeber nicht an tarifverträge hält? diese diskussionen halte ich für allemal interessanter.