Schlagwort-Archive: kompromiss

schreibpädagogik und sonne

da es gerade sommer wird, greife ich gern den begriff „sonne“ auf und wende mich der frage nach helligkeit und wärme in schreibgruppen zu. nein, ich möchte hier nicht noch mehr schreibanregungen zum thema „sonne“ präsentieren, die finden sich schon beim biografischen und kreativen schreiben. es macht sinn, einmal nach dem wohlfühlen in gruppen zu schauen.

winter und sommer sind inzwischen häufig gezeichnet von extremen wetterverhältnissen. dies führt dazu, dass man in räumlichkeiten entweder die heizung voll aufdrehen muss oder für ein wenig kühlung sorgen sollte. es ist bei schreibgruppen und beim schreiben unangenehm, wenn man friert oder kurz vor dem hitzschlag steht. schwierig wird es dadurch, dass wärme- und kälteempfinden von menschen sehr verschieden sind. darum sollte man zwischendurch einmal fragen, ob sich alle so weit wohl fühlen. ist dies nicht der fall und gehen die meinungen auseinander, muss ein kompromiss gefunden werden.

in diesen momenten ist die schreibgruppenleitung gefragt, denn abstimmungen oder diskussionen über die jeweiligen befindlichkeiten können schnell ausufern. darum sollte man sich selber gewisse standards geben. die raumtemperatur sollte bei 20-21 grad celsius liegen (und es sollte angemerkt werden, wenn dies wegen der wetterlage nicht möglich ist). bei viel sonnenschein und großer hitze sollten genug getränke zur verfügung stehen. man kann bei sehr extremer hitze die gruppe entscheiden lassen, ob man sich eventuell auf einen anderen termin vertagen möchte.

dazu kommt das bedürfnis nach frischer luft. bei mehreren menschen in einem raum ist schnell der sauerstoff aufgebraucht. zumindest sollte in pausen gut gelüftet werden. sauerstoffmangel ermüdet und lässt das schreiben immer schwerer fallen. auch hier müssen eventuell kompromisse wegen der temperaturschwankungen und der frischen luft gefunden werden. am rande macht es sowieso sinn, immer wieder pausen in den ablauf einer gruppe einzubauen. gruppenleitungen vergessen diesen aspekt öfter, wenn sie Weiterlesen

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biografisches schreiben und vorsätze

jeder kann an einen punkt geraten, an dem er sich eigestehen muss, dass es so nicht weitergehen kann. das kommt meist nicht nur einmal im leben vor, sondern wiederholt sich in regelmäßigen abständen. gründe gibt es viele dafür: man möchte vertrauen, glauben, nicht immer der miesmacher sein, gut zu allen sein … . also begibt man sich in situationen, macht etwas, das sich später als ein fehler herausstellt. man findet sich nach einem fiasko im chaos wieder.

dies ist die zeit der guten vorsätze. man möchte von grundauf vieles ändern. dies ist die fähigkeit, die den menschen vom tier unterscheidet: situationen reflektieren zu können und sein handeln daraufhin ändern zu können. auch die änderungen im verhalten bleiben oft genug ergebnisoffen, da man nicht abschätzen kann, wie sich etwas entwickelt. aber änderungen erscheinen sinnvoller, als den status quo beizubehalten.

beim biographischen schreiben sind gerade die umbrüche, die selbstbestimmten veränderungen die interessanten. wie hat ein mensch es geschafft aus einer verfahrenen situation wieder rauszukommen? wie konnte jemand seine sucht los werden? wie konnte jemand die tretmühlen so leicht verlassen?

schauen sie doch einmal bei sich selbst, welche gewichtigen vorsätze sie sich in ihrem leben vorgenommen haben und was aus den folgenden handlungen wurde. würden sie sich als konsequenten menschen bezeichnen? haben sie sich damit gutes getan oder eigentlich nur tiefer in den sumpf begeben? auf welchen reflexionen basierten ihre vorsätze? und vor allen dingen, wie selbstbestimmt waren ihre entscheidungen wirklich?

denn bei genauerer betrachtung kann man oft feststellen, dass nicht reflexionen grundlage der vorsätze und entscheidungen waren, sondern die angst. menschen unterschätzen regelmäßig ihre angst vor der welt da draußen. Weiterlesen

selbstbefragung (47) – streit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „streit„.

  • können sie streiten? warum?
  • welches waren ihre produktivsten streits? zählen sie auf.
  • welches waren ihre fürchterlichsten streits? berichten sie.
  • zu welchen menschen brach der kontakt nach einem streit ab?
  • wie versöhnen sie sich am liebsten nach einem streit wieder?
  • gibt es momente, in denen ihnen der streit aus der hand gleitet? was passiert in diesen momenten?
  • wie streiten sie denn? welche techniken wenden sie an?
  • wie kompromissbereit schätzen sie sich selbst ein? wie kompromissbereit schätzen sie andere ein? fragen sie freunde und partner.
  • können sie verlieren? begründen sie.
  • ab wann fühlen sie sich verletzt beim streiten?

biografisches schreiben und zweifel

zweifel können ausdruck des misstrauens oder der ungläubigkeit sein, sie können ansporn zur forschung oder des hinterfragens sein. zweifel sind unser motor der selbstbetrachtung. in einer konkurrenzhaften gesellschaft sind zweifel aber vor allen dingen eines, kleine possierliche nager am selbstwertgefühl. viele menschen fühlen sich von ihren mitmenschen in zweifel gezogen. sie beobachten einzelne reaktionen auf ihr dasein und ihr verhalten und gehen davon aus, dass sie sich fehl verhalten haben, obwohl keiner dies geäußert hat.

die toleranz gegenüber fehlern und schwächen von gedanken und verhalten ist bei uns sehr gering. so entsteht oft zwar erst ein gewisser anspruch von außen, erwartungen erfüllen zu müssen, gleichzeitig aber verinnerlichen viele menschen diese erwartungen und versuchen, alles zu geben, um vor ihrem inneren kritiker bestand zu haben.

beim verfassen der eigenen biografie oder lebensgeschichte lohnt ein blick auf die eigenen zweifel. in welchen  momenten überkamen einen die größten zweifel am eigenen dasein und an den eigenen handlungen. wie sah die lösung dieser selbstzweifel aus. wie realistisch scheint es in der nachschau, damals so an sich gezweifelt zu haben. es kann ja eine klare berechtigung geben, etwas zu ändern. aber es kann ebenso sein, dass die veränderungen gar nicht den eigenen bedürfnissen entsprachen und man sich auf kompromisse eingelassen hat, die man nicht mehr für sinnvoll hält.

das biografische schreiben ist eine gute möglichkeit, sich seiner selbst zu vergewissern. es sollte aber auch beachtet werden, dass dies vieles gelebtes in frage stellen kann, da aus der heutigen sich, eine menge überflüssiger kompromisse eingegangen wurden. auch hier ist es wichtig, sich zu überlegen, dass es aus damaliger sicht, aufgrund der damaligen zweifel seine berechtigung hatte. denn sonst besteht die gefahr, sich in bausch und bogen abzuqualifizieren und keinen blick mehr für die eigene entwicklungszeit zu haben. deshalb sind zweifel sowohl eine gute begleitung der eigenen entwicklung aber auch ein vorsichtig zu betrachtendes ereignis der vergangenheit. denn verzweifeln sollte man nicht an dem, was man erlebte.