Schlagwort-Archive: kultur

ein vortrag über die beschleunigung des lebens

swr 2 ist ein kultursender des südwestrundfunks, der über eine wunderbare, umfassende mediathek verfügt. viele sendungen können abermals angehört werden, aber auch kurze wissenschaftliche vorträge werden dort bereit gehalten. man kann sie anhören, als hördatei runterladen oder die mitschrift der sendung abspeichern, je nachdem, welcher zugang einem am ehesten zusagt.

gestern wies jemand in facebook auf einen spannenden vortrag von professor hartmut rosa aus jena hin. da mich das thema „beschleunigung unserer kommunikation und unseres lebens“ schon immer interessiert hat, habe ich mir den vortrag natürlich sofort angehört. auch wenn er nicht mehr ganz frisch ist, also ein paar jahre auf dem buckel hat, so ist der doch weiterhin topaktuell. denn rosa gibt in 28 minuten einen hervorragenden überblick über die gründe für eine stete beschleunigung unseres leben. und er zeigt die „beinahe-unausweichlichkeit“ dieses prozesses auf.

auf alle fälle hörens- oder lesenswert, wenn man sich mit den konsequenzen der digitalen medien und kommunikationsformen auseinandersetzt oder wenn man versucht der zeitknappheit zu entkommen. und da es noch andere hübsche hinweise im netz zu diesem thema gibt, ernenne ich den heutigen tag einfach zum „tag des modernen lebens“.

hier der link zum swr 2 und zum vortrag: SWR2 Wissen: Aula: Immer schneller und immer oberflächlicher – SWR2 :: Programm :: Sendungen A-Z :: Wissen :: Archiv | SWR.de.

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nabelschau (69)

an männern darf man rumschnippeln. gesellschaften ändern sich, kulturen entwickeln sich und neue gedanken kommen auf. dazu gehört bei uns zum beispiel, dass wir stücke für stück einen neuen bezug zum körper hergestellt haben. (manchmal äußert sich dies in einer form des gesundheitsfanatismus, manchmal wird aber auch nur durch juristischen schutz). so sieht unser strafrecht nicht mehr vor, bestrafungen durch die entfernung von körperteilen oder körperliche züchtigungen umzusetzen. wer diese entwicklung nachvollziehen möchte, dem sei foucault ans herz gelegt.

kommt jedoch der glaube ins spiel, verlieren wir teilweise unsere eigenen haltungen aus den augen. die bundesregierung besonders schnell. kaum äußert sich kritik an dem kölner urteil, das die beschneidung von jungen männern als körperverletzung einordnet und untersagt, da erklärt die bundesregierung, dass die religionsfreiheit gewahrt bleiben müsse und nimmt künftige rechtliche entscheidungen schon einmal vorweg. mit welchem recht?

wir sind uns einig, dass das einschnüren von frauenfüssen in der asiatischen welt ebenso eine problematische sache ist, wie die magersucht von modemodels. der bundesrat hat vor ein paar jahren die initiative ergriffen und eine gesetzesänderung auf den weg gebracht, die die beschneidung von frauen als körperverletzung einstuft (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/012/1701217.pdf). dabei wurden die männer vergessen. nun wird im fernsehen zum beispiel damit argumentiert, dass in afrika sogar die beschneidung von männern aus gesundheitsgründen empfohlen würde, um der übertragung von krankheiten vorzubeugen. doch davon ist man längst abgerückt, nachdem studien abgebrochen werden mussten, in denen man feststellen musste, dass die neuinfektionsrate eher zugenommen denn abgenommen hat.

also geht es um eine auseinandersetzung, die den gesellschaftlichen wandel abbildet: freie religionsausübung vs. körperliche unversehrtheit. wir kommen nicht drumherum, uns damit zu beschäftigen. transidenten menschen, erwachsenen, die ihren körper und ihre genitalien verändern möchten, verpflichten wir zu vorheriger therapie, zu rechtfertigungen und diversen untersuchungen. interidente wurden (und werden zum teil noch) per diagnostik im säuglingsalter einem geschlecht zugeordnet und es werden körperlich eingriffe vorgenommen. doch diese entscheidungen sind, so lang es keine gesundheitlichen gründe gibt, inzwischen sehr umstritten.

es zeigt, wie unbeholfen wir mit der frage umgehen, wie mit unseren körpern umzugehen ist (und es wird zeit, dass endlich den einzelnen menschen die entscheidung überlassen wird – wie es ja auch bei der kosmetischen chirurgie und bei tätowierungen der fall ist). und dann können eben eltern und gläubige nicht mehr für säuglinge und kinder entscheiden. eine gesellschaft darf auch gegenüber religiösen traditionen eine neue haltung einnehmen. nur eines scheint mir zudem wichtig: wir sollten endlich aufhören eine unterscheidung der geschlechter mit in den diskurs zu schleppen! wollen wir beurteilen, ob eine beschneidung beim mann mehr oder weniger schmerzen verursacht als eine beschneidung bei der frau? und wollen wir festlegen, wie der körper eines menschen zu sein hat, bevor dieser mensch selbst entscheiden kann? da müssen wir uns entscheiden.

Kulturstiftung des Bundes – Kulturen des Bruchs – ein veranstaltungstipp

eine spannende veranstaltung der kulturstiftung, die sich der frage widmet, wie weit wir mit unseren biografischen erfahrungen und erkenntnissen unseren eigenen spielraum einengen und wie weit wir wieder mut zu vergessen haben sollten. hier geht es um text, um sprache, um politik, um digitales und um das schreiben.

und nur am rande sei bemerkt: das ganze kostet nichts, es ist keine voranmeldung notwendig und die themen erscheinen ausnehmend spannend. also, nichts wie hin und sich gedanken über die zukunft machen! das ganze findet in berlin, im haus der berliner festspiele statt.

Kulturstiftung des Bundes – Kulturen des Bruchs.

schnickschnack (120) – ausstellungskataloge

wenige veröffentlichungen in buchform sind so zeitgebunden, wie der klassische ausstellungskatalog. das ist schade, da vergriffene auflagen normalerweise nicht mehr zu bekommen sind, kein neudruck vorgesehen ist und der katalog ein für alle mal in der versenkung verschwunden ist. natürlich lassen sich manche kataloge später bei ebay oder in antiquariaten wiederfinden. aber seltener als andere literatur.

denn einen ausstellungskatalog kaufen sich die meisten, um später noch einmal die exponate zu betrachten, zusätzliche informationen zur ausstellung oder über die künstlerInnen zu lesen. bei berühmten ausstellungen kann dies auch jahrzehnt danach noch von interesse sein. nun sollte man meinen, dass in der heutigen zeit die digitalisierung die möglichkeit bietet, solche informationen gebündelt zur verfügung zu stellen. doch leider ist dies nicht der fall. (kaufen kann man die noch vorhandenen exemplare natürlich weiterhin, z.b. bei art-servicehttp://art-service.de/ ).

die kunsthalle wien ( http://www.kunsthallewien.at/ )bietet auf ihrer homepage den tollen service, dass kataloge früherer ausstellungen, die vergriffen sind, als pdf-datei heruntergeladen werden können. solch ein angebot sucht man sonst vergebens. zusätzlich gibt es noch interessante veröffentlichungen zum thema „kunst“. darunter befinden sich zwei bände voller interviews, geführt mit künstlerInnen zu ihren kunstwerken. band 1: http://www.kunsthallewien.at/downloads/mediazone/Publikationen/Theorie/2007_Interviews1_deutsch.pdf – band 2: http://www.kunsthallewien.at/downloads/mediazone/Publikationen/Theorie/2008_Interviews2_deutsch.pdf .

ja, so kann kunst, kultur, urheberrecht und internet auch funtkionieren. mal sehen, ob andere auch diesen schritt wagen.

ein aufruf zum urheberrecht – kommentiert

schriftstellerInnen haben in der wochenzeitung „die zeit“ den aufruf „wir sind die urheber!“ zum schutz des urheberrechts gestartet. inzwischen fanden sich viele mitunterzeichnerInnen. hier der aufruf: http://www.wir-sind-die-urheber.de/ . in diesem aufruf wenden sich die schreiben gegen diebstahl und geiz im internet – sie möchten ihr geistiges eigentum schützen. das ist ein verständliches und sinnvolle anliegen.

aber! und dies ist ein groooßes „aber“, die begründungen für den schutz des eigenen geistigen eigentums und für die einhaltung des urheberrechts sind seltsam, wenn nicht sogar abstrus. da haben wir schon seit langem eine missachtung der kultur und des geistigen eigentums vor allen dingen durch die „verwerterInnen“. nur ein paar stichworte: tantiemen, bestsellerlisten, lektorat, verträge, übertragung der verwertungsrechte, verlagsgesellschaften, bürokratie, hörbücher, e-books …

faszinierend ist, dass in diesem aufruf nicht klarer position bezogen wird. man könnte mit solch einem aufruf diverses fordern:

  • angemessene entlohnung für geleistete geistige arbeit
  • zugang zur literatur und zu büchern für alle bürger des staates (nur wer geld hat, hat bei uns auch einen wirklichen zugang zu büchern)
  • ausbau der bibliotheken
  • veröffentlichungsmöglichkeiten für nicht abgesicherte schriftstellerInnen
  • überprüfung des verkaufsrankings
  • aufhebung von knebelverträgen
  • unterstützung von autorInnenverlagen
  • eindeutige positionierung zu monopolistischen strukturen im internet und verlagswesen

aber diese kuschelprosa gegenüber den „verwerterInnen“ und dem gesellschaftssystem wird mit großer wahrscheinlichkeit genau das gegenteil vom erhofften erreichen, denn nun haben wir es schwarz auf weiss: literaten verkaufen sich auf teufel komm raus. und plagiieren kommt anscheinend in den besten familien vor. hier verrutscht ein maßstab nach dem anderen. was ist denn nun diebstahl und was nicht? die grenzen sind längst nicht mehr so klar, wie es der aufruf suggerieren möchte. und der ausschluss ganzer bevölkerungsgruppen wird in kauf genommen (nicht ein wort zu den unveröffentlichten, zum geistigen ausschluss ganzer bevölkerungsgruppen). so bleibt das „gschmäckle“, hier will jemand nur seine pfründe sichern, sich aber keine gedanken über die entwicklung der gesellschaft machen. schade!

p.s.: man muss bei uns leider inzwischen gleichzeitig betonen, dass man, wenn man obiges schreibt, nicht dem diebstahl geistigen eigentums das wort redet – auch eine folge dieses verallgemeinernden aufrufs!

„Wege durch das Land“ – ein veranstaltungstipp

klingt vielfältig und interessant – literatur, musik und schreiben – den ganzen sommer über in ostwestfalen-lippe.

hier die homepage:

Startseite Wege durch das Land.

die berlin web-week startet heute

sonst ist ja „nüscht“ los in der stadt 😉 eine woche lang kann man sich ausschließlich digitalen fragestellungen widmen, wenn einen die kommunikationstechnische zukunft interessiert. heute startet die „re:publica“, eine konferenz der internet-community und -macherInnen. viele veranstaltungen und diskussionen können per livestream verfolgt werden.

und am ende der woche findet die „next berlin“, eine konferenz der digitalen industrie europas statt. viele informationen zu den aktuellen themen finden sich auf der webseite. dazwischen gibt es diverse sonstige veranstaltungen, die alle auf der zentralen homepage der web-week gebündelt sind. also, abtauchen ins digitale nirvana (vorher kurz luft holen) – und falls man keine zeit dazu hat, kurz mal auf den seiten nachschauen, um dann wieder aufzutauchen und die aktuellen digitalen diskurse ins soziale umfeld tragen. denn eines ist sicher: an der digitalen welt scheiden sich immer noch die geister.

zentrale homepage: http://berlinwebweek.de/

homepage re:publica: http://re-publica.de/12/

homepage next berlin: http://nextberlin.eu/

web 2.86 – in praise of copying

die frage, wer eigentlich was besitzt und wer wovon profitiert, geht in die nächste runde. in der digitalen welt werden von (kultur-)konzernen maßstäbe angelegt, die fragwürdig scheinen. kunst und kultur lebten immer von der kopie. sich künstlerische techniken anzueignen hatte von je her mit kopien zu tun. und wie die süddeutsche zeitung heute im feuilleton zum verdienst der künstlerInnen mitteilte: „urheber und verwerter (musik- und buchindustrie – anm.d. autors) haben mitnichten die gleichen interessen“.

und der kunde hat dann auch noch einmal ganz andere interessen. es mag juristisch einwandfrei sein, doch logisch ist es nicht: ich kaufe eine ware und darf mit ihr nicht machen, was ich möchte. das wäre, wie wenn ich die gurke für den gurkensalat schäle und die schale als beweis, dass ich den salat gegessen habe, wieder zurückbringen müsste. und der gastronomie-verband verlangt von mir eine abgabe, wenn ich andere zum essen einlade. vielleicht sollten künstlerInnen immer öfter einen „hofladen“ aufmachen.

letztendlich landet man bei der diskussion immer wieder an zwei punkten: was ist uns kultur wert? und wie geht man mit kopien um?. was geschieht zum beispiel mit menschen, die einen nachgemalten rembrandt oder van gogh in ihrer wohnung haben?

lange vorrede, kurzer sinn: der blog von marcus boon versammelt beispiele des multimedialen copy & paste auf seiner homepage. gleichzeitig lädt er dazu ein, seine wissenschaftliche arbeit „in praise of copying“ herunterzuladen. vielleicht sollte man sich erst einmal mit dem prinzip des kopierens auseinandersetzen, bevor man moralische und strafrechtliche urteile fällt. mehr unter: http://inpraiseofcopying.wordpress.com .

was für´s auge und was für´s hirn – ein shopping-tipp

normalerweise gebe ich hier keine shopping-tipps. ist ja auch etwas schwierig, wenn es sich nicht um ein online-angebot handelt. aber dieses mal mache ich eine ausnahme. der grund? seit über 20 jahren ist das kiosk-angebot der weltstadt berlin ein trauriges. es gibt zwar an jeder ecke einen kiosk, aber die auslagen entsprechen eher einem discounter-angebot, denn der lese- und blickfreude. man musste weit fahren, um zeitungen und zeitschriften zu finden, die nicht nur den massengeschmack bedienen.

erst jetzt habe ich mitbekommen, dass es seit ein paar jahren, eine alternative gibt: „doyoureadme?!“ (man kommt so selten nach „mitte“). also, es gibt einen laden (besser geschrieben irgendwie inzwischen zwei), der print-produkte in zeitschriften- und buch-form anbietet, die ihren schwerpunkt auf erscheinungsbild und inhalt legen. für meinereinen ein kleines paradies, das es in dieser stadt noch viel öfter geben könnte.

und wie es sich gehört, findet sich auch für nicht-berlinerInnen eine umfassende homeapage zum waren- und ladenangebot. ich gehe einfach mal davon aus, dass es auch in anderen regionen nicht unbedingt eine größere auswahl an besonderen zeitungen und zeitschriften gibt. dabei bietet die welt (die so globalisiert sein soll) viel mehr. das internet hat sicherlich ein übriges dazu getan, dass man zumindest feststellen kann, was andere länder und regionen bieten. also, jedenfalls gibt es eine homepage, die einen (subjektiven) überblick über die schönen und interessanten print-erzeugnisse gibt. es lohnt, den blog anzuschauen und je nach interesse den internetauftritt der zeitschriften zu suchen. da bekommt man einen überblick, was alles möglich und interessant ist.

und sollte man in berlin leben, kann man einen der beiden läden besuchen und mal stöbern. mehr infos finden sich hier: http://www.doyoureadme.de/ .

die transmediale aus berlin auf arte.tv – ein tipp

arte hatte schon immer eine recht informative homepage zu den einzelnen filmen und sendungen, die im programm standen. da werden hintergrundinformationen zu themenabenden gegeben oder es gibt links zu weiterführenden seiten im netz. da werden die filme genauer beschrieben und seit einigen jahren können auch etliche sendungen sieben tage lang im internet angeschaut werden.

seit anfang diesen jahres geht arte einen schritt weiter und bietet raum für kreative aus aller welt, um kreatives vorzustellen, abzubilden, zu entwickeln und zu veröffentlichen. zu finden ist die seite unter http://creative.arte.tv . diese seite soll beständig wachsen. sie soll eine interaktive plattform für kreative sein. die anfänge klingen vielversprechend und sehen interessant aus.

und auf dieser homepage findet sich auch in den nächsten tagen „transmediale.tv„. bis jetzt nur mit einem einzigen beitrag vertreten, sollen während der transmediale nächste woche diskussionen, beiträge und filme auf die seite gestellt werden. es lohnt für interessierte an digitaler kunst ein blick auf die seite. zu finden ist sie unter: http://creative.arte.tv/de/space/transmediale_tv/messages/ .

und wenn einem dann die tollen ideen kommen, dann kann man ja versuchen, sie für die kreativseite von arte zu produzieren und sie damit ins netz zu stellen 😉

schreibpädagogik und kulturelle unterschiede

auch wenn man nicht anhänger der theorie der „kulturellen identitäten“ ist, also der meinung ist, dass menschen fähig sind, ihre unterschiedlichen hintergründe zu überwinden, auch dann sind die unterschiede doch vorhanden. dies schlägt sich insbesondere dann nieder, wenn es um sprache geht. bei schreibgruppen stehen das spiel mit der sprache und der persönliche ausdruck im vordergrund. das bedeutet, dass sich dort die kulturellen unterschiede besonders stark zeigen können.

das soll nicht bedeuten, dass sie unüberbrückbar nebeneinander stehen. aber es muss kommuniziert und sich darüber ausgetauscht werden. viele menschen schreiben lieber in ihrer muttersprache. finden sich nun in einer schreibgruppe unterschiedliche muttersprachlerInnen, sollten sie sich zumindest gegenseitig verstehen, also der jeweils anderen sprache mächtig sein. oder es wird sich auf eine gemeinsame sprache geeinigt. dies wird mit großer wahrscheinlichkeit hierzulande deutsch oder englisch sein. bei allen anderen sprachen ist damit zu rechnen, dass sie einzelne teilnehmerInnen nicht verstehen werden.

so kann man sich entweder entscheiden, sollte man weitere sprachen als leiterIn selber gut sprechen und schreiben können, eine schreibgruppe für bestimmte sprachgruppen anzubieten, oder man findet für die jeweiligen treffen dolmetscherInnen. eine weitere anwendung Weiterlesen

selbstbefragung (66) – kultur

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „kultur„.

  • was verstehen sie unter kultur? beschreiben sie.
  • welche kulturelle richtung sagt ihnen am ehesten zu? warum?
  • wie wichtig war ihnen in ihrem leben immer der konsum von kultur?
  • glauben sie, dass kulturelle produkte die gesellschaft verändern können? begründen sie.
  • was halten sie vom bonmot „kampf der kulturen“? sehen sie sich als unbeirrbarer verfechter einer kultur?
  • welche künstlerInnen bewundern sie am meisten? zählen sie auf.
  • welche kulturellen produkte würden sie gern schaffen können, haben es aber noch nie ausprobiert?
  • welche kulturellen produkte haben sie schon geschaffen?
  • wen halten sie in ihrem umfeld für einen „kunstbanausen“? was denken sie darüber?
  • wie „wertvoll“ finden sie kultur? oder ganz konkret, was würden sie für kultur bezahlen?

web 2.0 und lesen – ein zeitschriftentipp

die aktuelle ausgabe der zeitschrift „geo“ (august 2009) widmet sich in dem artikel „die revolution des lesens“ von johanna romberg der entwicklung des lesens im zusammenhang mit der entwicklung der modernen medien.

die auseinandersetzung um den einfluss des internets auf das lese- und schreibverhalten vieler menschen findet schon seit jahren statt. da stehen sich meist unversöhnlich die wahrer des bildungsbürgerlichen ideals den propagandisten einer digitalen revolution gegenüber. beide gruppen haben mit ihren positionen teilweise recht. ja, es verändert sich etwas, sowohl das schreiben als auch das lesen betreffend.

bis heute nicht geklärt ist, ob sich das schreiben und lesen aufgrund der neuen medien verändert oder aufgrund der neuen anforderungen bei bildung und im arbeitsleben wegen des einsatzes der neuen medien. das medium an sich kann nicht unbedingt einen einfluss haben, sondern die vertreterInnen, die die verwendung der medien steuern.

der artikel von frau romberg regt sicherlich den diskurs über die veränderungen an. vor allen dingen deshalb, weil er erfrischend unaufgeregt daherkommt. so zeigt sie auf, dass es schon immer veränderungen in der aneignung und weitergabe von wissen gegeben hat. was sollte also so bedrohlich an einer weiteren veränderung sein? ob diese entwicklung „gut“ oder „schlecht“ sein wird, kann kein mensch vorhersehen. sie wird anders sein. darum einfach lesen und weiterdiskutieren und vielleicht die entwicklung beeinflussen. http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_magazin/61305.html

schnickschnack (76)

die welt ist groß, zumindest aus dem blickwinkel von einmeterachtzig. und die welt ist aufgeteilt in viele länder. irgendwann fing der mensch an, grenzen zu ziehen, sich sprachen zu geben, traditionen zu entwickeln und verschiedene richtungen einzuschlagen. oft geschah dies nicht unbedingt in friedlicher absicht, sondern in konkurrenz zu den nachbarn.

deshalb begann man im laufe der zeit, so etwas wie diplomatie zu entwickeln. nicht eine gruppe sollte allein die bedingungen setzen, sondern alle verschiedenen gruppen stehen miteinander in kontakt, tauschen sich aus und einigen sich im besten falle auf ein friedliches zusammenleben. dafür wurden botschaften mit botschaftern oder botschafterInnen erfunden. in berlin gibt es viele botschaften.

und damit die botschaften nicht allzusehr in konkurrenz miteinander treten, was sich häufig auch von sich aus nicht tun, gibt es einmal im jahr das „all nations festival“. dieses wochenende ist es wieder so weit, viele botschaften in berlin öffnen ihre türen und laden zu einer „botschaftsweltreise“ ein. dabei kann man die köstlichkeiten und kulturellen eigenheiten des jeweiligen landes kennenlernen. das festival findet am samstag, den 04ten juli von 11.00 bis 18.00 uhr statt. weiter infos finden sich auf der informativen homepage des festivals unter: http://www.allnationsfestival.de/ . das alles ist kostenlos und es bedarf nur eines ausweises wegen mancher sicherheitskontrollen. ansonsten genieße man die vielfalt und stelle fest, die menschen unterscheiden sich gar nicht so sehr, auch wenn sie in verschiedenen ländern leben. es sind menschen.

web 2.0 und „europeana“

die europäische kulturdatenbank „europeana“ versiebte erst einmal ihren start, da sie technisch dem ansturm nicht gewachsen war. inzwischen macht es den anschein, dass die immer noch in der beta-version ins netz gestellte informationsseite sich berappelt und auf suchanfragen reagiert. zudem sollen in nächster zeit zusätzliche rafinessen auf der seite ausgebaut werden. jetzt schon teilweise verwendbar ist die „timeline“ oder auf deutsch der „zeitstrahl“, der kulturobjekte nach ihrem alter sortiert.

auffällig bleibt es, dass die existierenden archive, die material zur verfügung stellen, anscheinend hauptsächlich in frankreich zu finden sind. dort gibt es auch viele schriftliche zeugnisse, die als pdf-datei einzusehen sind oder filme, die angeschaut werden können. aber es ist zu erwarten, dass konsequent weiter ausgebaut wird. abseits mancher sprachbarrieren, die bei der beschreibung mancher titel der exponate, schwierigkeiten bereiten können, ist jetzt schon die auswahl enorm. dabei findet sich wichtiges aber auch alltägliches, das nur ein wenig nostalgiegefühle auslöst.

die planung, nebenher eine community aus interessierten nutzern der datenbank aufzubauen, ist wahrscheinlich die interessanteste entwicklungen, da der sortiermodus der exponate ein ganz neuartiger werden wird, wie es heute schon durch die tags und kategorien bei blogs der fall ist. wen also viele kulturelle erzeugnisse interessieren, der sollte immer mal wieder einen blick auf „europeana“ werfen, und zwar hier: http://www.europeana.eu . übrigens kann man dann die sprache der startseite und weiterer infos oben rechts wählen.

schreibpädagogik und anstrengung

schreiben ist hobby, freizeit, spass, so die allgemeine meinung. wenn schreiben im wissenschaftlichen oder beruflichen kontext stattfindet, dann wird es zwar als leistung verstanden, aber als eine, die so nebenher stattfindet. man hat es zu können und zu leisten, aber niemand beachtet die anstrengung dahinter. vielleicht wird gerade noch schriftstellerInnen und autorInnen zugestanden, dass schreiben nicht so einfach ist, anderen aber nicht.

wer zum beispiel an schreibgruppen teilnimmt, macht dies als hobby und in den augen vieler vergleichbar mit häkeln. abgesehen davon, dass häkeln auch gern unterschätzt wird, besteht kaum verständnis dafür, dass das schreiben an sich, eine anstrengende tätigkeit ist. auch wenn man davon ausgeht, dass das gehirn nie aufhört zu denken, besteht ein großer unterschied darin, ob man gedanken schweifen lässt oder konzentriert an einer sache arbeitet. so können schreibgruppen anstrengen.

man sollte also nicht verwundert sein, wenn man nach etlichen stunden intensiver arbeit an geschichten und texten, selbst an schreibspielen, einfach erschöpft ist. ähnlich sollte man nicht erstaunt sein, wenn man schreibgruppen anleitet, die struktur schafft und selber noch mitschreibt, die tätigkeit und leistung, die man erbracht hat, spürt. es ist eine form der anerkennung des selbst geschaffenen und der eigenen leistung, wenn man diese form der kreativen arbeit auch für sich selbst akzeptiert.

es ist natürlich schwer, der umwelt, die es selber noch nie ausprobiert hat, verständlich zu machen, dass schreiben, auch kreatives schreiben, eine form von arbeit ist. man kann dann nur an die schreiberfahrungen des anderen erinnern und nachfragen, wie man es in der schulzeit empfand, wenn drei stunden aufsatz zu schreiben waren oder eine abschlussarbeit geschrieben werden musste. spannend bleibt es, warum bei uns hobbys, wenn sie nicht fussball sind ; -) so gering geschätzt werden, aber zum beispiel ehrenamtliche tätigkeit sehr hoch eingeschätzt wird.

all diese formen persönlicher aktivität, sollten in sozialen gesellschaften einen hohen wert haben. früher waren zum beispiel gewerkschaften oder die arbeiterbewegung bemüht, neben der organisation und weiterbildung auch kulturelle förderungen und angebote anzubieten. das schreiben oder andere kreative formen des ausdrucks werden weiterhin einzig als vergnügen und zeitvertreib verstanden. der lernprozess oder die weiterentwicklung des einzelnen menschen gerät dabei aus dem blickfeld.

nabelschau (14)

der hype des bürgertums. eine aufgabe des bürgertums ist es, sich ob der moralischen werte sorgen zu machen und gleichzeitig den nervenkitzel zu verspüren, in kontakt mit sündenbabel zu kommen. so wurden die schmuddelkinder schon immer gleichzeitig verteufelt und bewundert. denn diese lebten das, was die bürgerInnen im tiefsten winkel ihrer seele ersehnten, eine gewisse form der dekadenz.

so verwundert es auch nicht, dass der berliner club „berghain“ es heute auf die erste seite des feuilletons des süddeutschen zeitung geschafft hat. denn hier kann sich im angeblich „angesagtesten club der welt“ der bürger, die bürgerin in kontakt bringen mit sexuellen ausschweifungen (darkrooms, unisex-toiletten) und „schwulen“. man kann sich richtig vorstellen, wie manchen ein wohliger schauer über den rücken fährt, während sie eine ihnen fremde welt betrachten. gustav seibt beschreibt die entwicklung des clubs als anfang vom ende, da die „location“ inzwischen hoffähig und dadurch verwässert wird.

das schöne an dieser entwicklung ist es, dass sie nicht aufzuhalten ist und inzwischen nur noch ein abklatsch dessen, was gelebt werden kann, wenn man möchte. besonders schön daran ist, dass berlin die möglichkeit hat und immer nutzte, schon längst wieder neue orte und spielplätze der schmuddelkinder zu schaffen. die wellen der empörung werden wegen der alternativen wieder hochschlagen, die aufregung wird groß sein, dem persönlichen ekel wird ausdruck verliehen, um später einen blick auf die dekadenz anderer zu werfen.

die eigentliche gefahr besteht aber darin, dass die beachtung keine anerkennung ist. es ist eben nicht mehr als ein schauer, der über den rücken läuft, um sich anschließend zu sagen, dass man doch auf der guten seite der gesellschaft seinen platz gefunden hat. mich erinnert dies an einen größeren schwulen club vor über zwanzig jahren in stuttgart, der gern einmal von heterosexuellen bürgerlichen abendgesellschaften besucht wurde um nichts anderes zu tun, als zu gaffen. in solchen momenten wünschte ich mir immer, dass die kinder der paare auch garantiert schwul oder lesbisch würden. denn ein wenig leben kann in den besten familien vorkommen.

web 2.38 – pigbrother.at

schweinemast macht das fleisch billiger. grundlage der schweinemast ist es, die tiere auf engem raum zu halten, für wenig bewegung zu sorgen und gleichzeitig ständig zu füttern. ähnliches geschieht in den letzten jahren mit menschen. sie werden auf engem raum in container gepackt (nein guantanamo ist damit nicht gemeint), sie haben wenig bewegung, zumindest geistige und sie bekommen je nach verhalten futter.

so wie die schweine am trog versuchen die menschen, sich gegenseitig den raum abzulaufen. sie versuchen sich tag und nacht, wohl wissend, dass sie beobachtet werden, darzustellen. das führt zu gesprächen, die nicht einmal mehr unterhaltungswert haben, sondern die zuschauer überzeugen sollen, den besseren menschen zu erkennen. dazwischen werden künstlich skandale inszeniert, da die aufmerksamkeit sonst abnehmen würde. was interessiert an menschen, die sich nur um sich selbst drehen? wahrscheinlich der trost, dass das eigene leben noch nicht die gleiche tristesse erlangt hat. oder vielleicht doch?

die logische konsequenz besteht darin, wieder zu den schweinen zurückzukehren. kann das beobachten von schweinen doch etwas meditatives haben (zwischenbemerkung: auf der „documenta“ vor 15 jahren konnte man von einem meditationsraum aus ein außengehege mit schweinen betrachten. yogamatten lagen aus und viele menschen ließen sich ernsthaft auf die „kunst“ ein.) also inszeniert ein österreicher das beständige beobachten von jungen schweinen unter http://www.pigbrother.at . die idee ist wunderbar, ersetzt das internet doch immer mehr das fernsehen und feiert in vielen bereichen eine gewisse inhaltsleere. radio eins vermittelte heute diesen genuss.

außerirdische intelligente wesen werden sich fragen, weshalb der mensch sich nicht einfach in die freie natur begibt, sich dort hinsetzt und die tierwelt betrachtet. das aquarium oder das terrarium waren die vorformen des heutigen fernsehens, auch der schweinemast ähnlich und blubbernd inhaltsleer. die letztendliche konsequenz sollte in einer webseite „guppiebrother“ zur schau gestellt werden. das leben kann so schön sein.

schnickschnack (69)

nachdem die lange nacht der museen so guten anklang findet, entschied man sich bei den bühnen berlins, zuschauern einen überblick über das aktuelle programm in einer langen nacht der opern und theater zu geben. diese erste lange nacht findet am nächsten samstag, den 25ten april von 19.00 uhr bis 01.00 uhr statt. anscheinend ist geplant immer halbstündige sequenzen des aktuellen schaffens zu zeigen.

dies bedeutet, man kann keine stücke vollständig sehen, sondern live so zu sagen das programmheft durchblättern. mal sehen, wie das angenommen wird. ich stelle mir das eher ein wenig enttäuschend vor. denn nicht das reichhaltige angebot ist das problem, sondern teilweise bei wirklich interessanten sachen, an die karten zu kommen. seitdem die bundesregierung nach berlin gekommen ist und die hotels wie pilze aus dem boden schießen, darf man nicht mehr berufstätig sein, wenn man ins theater möchte und keine lust hat im internet zu buchen.

aber egal, die bühnenlandschaft ist genial. warum nicht einmal vorbeischauen, hunger bekommen und sich etwas später was zu essen holen. weitere informationen zur langen nacht der opern und theater sind hier zu finden: http://www.berlin-buehnen.de/langenacht/index.php .

web 2.0 und urheberrecht

es kam gestern zu verurteilungen wegen des verstosses gegen das urheberrecht. dies geschah nicht zum ersten mal und es wird auch nicht das letzte mal gewesen sein. und doch wirft es die frage auf, wie dieses urteil mit der eigentlichen funktion des internet in einklang zu bringen ist. denn eines ist sicher, das web verändert nicht nur die kommunikation der menschen, sondern auch die lebensformen.

ich bin kein jurist, aber es ergeben sich doch viele widersprüche bei genauerer betrachtung. nur einmal angenommen, ich habe mir zu früheren zeiten eine schallplatte gekauft, einen guten freund angerufen, sie ihm durch den telefonhörer abgespielt und er zeichnete das gespräch auf, wäre dann die telefongesellschaft verklagt worden? klar, die tonqualität hätte darunter gelitten. doch man konnte platten ja auch auf magnetbänder aufnehmen, diese in einen briefumschlag stecken und versenden. die post wurde für den transport auch nicht verklagt. für den privaten gebrauch ist dies anscheinend auch weiterhin zulässig, jemandem erstandenes geistiges eigentum zu leihen (siehe bücher). es durfte nur nicht verwertet werden. doch wo fängt verwertung an und wo hört tausch auf?

in dem moment, in dem ich mein gegenüber nicht kenne. bedeutet das nun, dass ich durch das urheberrecht geschützte daten in verschlüsselter form im internet austauschen darf? mal angenommen, ich habe bei facebook 200 freunde, eine nicht so seltene gegebenheit und versende an alle den gleichen musikmix, ist das erlaubt oder nicht?

ich habe dafür zum einen vorher in einen computer investiert, zahle gebühren für den anschluss ans netz und die übertragungsraten, ebenso die personen, die das produkt erhalten. Weiterlesen