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schreibpädagogik und stärke

in schreibgruppen als leitung stärke zu zeigen, bedeutet, sich um die schreibgruppendynamik zu kümmern. denn es gibt in jeder gruppe situationen darum, wo man die waage zwischen angenehmer anleitung und autoritärem stil wahren muss. da geht es wieder um den goldenen mittelweg. es geht um die frage, wie man es sich bei konflikten oder entscheidungen manchmal durchsetzen muss, wenn man die verantwortung für die gruppe trägt.

zum einen kann es sein, dass man mit minderjährigen teilnehmerInnen in einer schreibgruppe zu tun hat und einen lehrauftrag erfüllt. dann ist man nicht nur für die vermittlung von lehre zuständig, sondern auch für die unversehrtheit der teilnehmerInnen. und kinder oder jugendliche können, auch beim schreiben, sich gegenseitig das leben schwer machen. heikel in einer schreibgruppe ist es zusätzlich, dass durch die kreativen prozesse einzelne teilnehmerInnen etwas von sich preis geben. wenn in diesem moment die rückmeldungen der anderen verletzend sind, dann trifft das doppelt hart.

aber auch bei erwachsenen schreibgruppenteilnehmerInnen kann es ähnliche situationen geben. die wahrscheinlichkeit ist etwas geringer, doch es ist nicht zu unterschätzen, in welche große konkurrenz die teilnehmerInnen miteinander treten können. in den häufigsten fällen ist dies nicht der fall, da die gruppen ein gemeinsames interesse miteinander verbindet. doch selbst in seminaren und fortbildungen gibt es situationen, in denen die teilnehmerInnen sich an der gruppenleitung abarbeiten.

gruppendynamisch ist vieles vorstellbar, in den seltensten fällen geschieht es. man sollte jedoch nicht von anfang an einen relativ autoritären stil pflegen, nur um gleich jede mögliche schwierigkeit im keim zu ersticken. zum einen funktioniert das nicht, zum anderen passt dieser leitungsstil weder zum kreativen, noch zum biografischen schreiben. stärke bedeutet im kontext der schreibpädagogik, dass in den situationen, in denen es notwendig ist, klare positionen eingenommen werden, diese Weiterlesen

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schreibpädagogik und nähe

in schreibgruppen kann sowohl „textliche nähe“ als auch nähe zwischen den teilnehmerInnen hergestellt werden. die beiden varianten hängen oft zusammen. wenn texte verfasst werden, die einem „nahe kommen“, dann gehen sie nicht selten ebenso anderen nahe. und durch den austausch über nahe gehende texte entsteht wiederum zwischen den teilnehmerInnen von gruppen nähe. eindeutig prädestiniert für das erzeugen von nähe in schreibgruppen ist das biografische schreiben. hier wird persönliches untereinander offengelegt. aber, wie schon oft beschrieben, kann beim kreativen schreibn ebenso viel persönliches einfließen und vermittelt werden.

doch was ist nun bei der leitung von schreibgruppen in bezug auf „nähe“ zu beachten? in erster linie die eigene rolle. es ist eine beständige gratwanderung, selber an der nähe teilzuhaben und gleichzeitig eine gruppe zu leiten. hierbei ist immer der arbeitskontext zu beachten: befinden sich die teilnehmerInnen in einem abhängigkeitsverhältnis zu einem? hat man eine aufsichts- oder erziehungpflicht? ist die teilnahme freiwillig und / oder ein lockerer verbund?

wenn man die eigene rolle realisiert hat, dann kann man sich überlegen, wie man in diesem rahmen agieren möchte. es ist zum beispiel zu beachten, wie weit nähe zu einzelnen teilnehmerInnen von schreibgruppen entsteht und welche reaktionen dies bei anderen hervorruft. hierbei wäre eine klare trennung von arbeit und freizeit hilfreich. als gruppenleitung trägt man verantwortung für alle und natürlich gibt es immer ein bedürfnis, gleichberechtigt zwischenmenschlich zu agieren. bevorzugungen und ablehnungen sollten vermieden werden.

auf der anderen seite agiert man als leitung auch nur als mensch, als subjekt, das gefühle entwickelt. dies sollte man nicht ignorieren, so sehr auch immer wieder die nötige distanz betont wird. zu viel distanz macht schreibgruppen schnell zu lehrveranstaltungen, die Weiterlesen

schreibpädagogik und urteil

bewertungen sind verhasst und beliebt. situationen, die daraufhin angelegt sind, dass man von anderen bewertet wird, gestalten sich für die meisten sehr unangenehm und man hofft, dass man gut aus dem rennen geht. dinge, die man erschaffen und geschöpft hat, möchte man gern von anderen möglichst positiv bewertet bekommen. und vor allen dingen, man möchte überhaupt eine bewertung, ein urteil erhalten. in gruppen kann es auch vorkommen, dass die teilnehmerInnen vor allen dingen von der gruppenleitung ein urteil erhalten möchten.

so verhasst vielen die schule war mit den lehrerInnen, die immer wieder bewertungen abgegeben haben, so wichtig scheint manchen später die beurteilung durch eine ihnen kompetent erscheinende person. das kann aber eine (schreib)gruppenleitung in schwierigkeiten bringen: wie soll das urteil denn ausfallen? natürlich hätte jeder mensch gern eine positive reaktion. doch wie verhält man sich, wenn das ergebnis nicht befriedigt?

eine empfehlung: nachfragen! fragen sie die person, zu was sie denn ein feedback haben möchte, und vor allen dingen, was für ein feedback. man hüte sich vor der aussage „das gefällt mir“, „das gefällt mir nicht“. ein subjektives urteil sollte mindestens als solches gekennzeichnet sein. aber am besten lässt man dies weg. denn man befindet sich in der leitenden rolle einer gruppe. wer glaubt, dass eine einforderung des urteils durch „leitungen“ doch kaum vorkomme, sieht sich schnell getäuscht, wenn er gruppen egal welcher altersgruppe anleitet.

und doch kann man voraussetzen, dass man, wenn man schreibgruppen für erwachsene anbietet, es auch mit erwachsenen zu tun hat, also auch einmal ein „urteil“ über einen text gesprochen werden darf. dieses urteil sollte angemessen und ausgewogen sein, Weiterlesen

schreibpädagogik und vertrauen

vertrauen spielt in der schreibpädagogik, damit in schreibgruppen und vor allen dingen in gruppendynamiken eine große rolle. zuerst einmal müssen schreibgruppenteilnehmerInnen in gewisser weise der gruppenleitung vertrauen. würden sie dies nicht tun, ließen sie sich nicht auf die schreibanregungen und -vorgaben ein. eine angeleitete gruppe kann ohne einen gewissen vertrauensvorschuss durch die teilnehmerInnen nicht funktionieren. aber das ist in jeder gruppe so. spannender scheint mir in diesem zusammenhang das vertrauen in gruppendynamischen prozessen.

viele selbsthilfe- oder freizeitgruppen finden sich zusammen, ohne dass die teilnehmerInnen sich im vorfeld kennen. es ist für jeden ein wagnis, mit einer gruppe von menschen zusammenzuarbeiten, denen man noch nie begegnet ist. darum wird als einstieg bei ersten gruppentreffen gern ein kennenlernspiel durchgeführt, natürlich auch bei schreibgruppen. heikler wird die frage des vertrauens aber schnell bei der frage, ob jemand seinen text, seine geschichte vortragen möchte. davon ausgehend, dass in jedes schriftliche ergebnis auch ein persönlicher anteil einfließt, geraten schreibgruppenteilnehmerInnen ins schwanken, wie viel sie wie schnell von sich preisgeben möchten.

der effekt besteht darin, dass zu beginn einer neuen schreibgruppe die texte mit vorsicht und mit denken an die hörerInnen verfasst werden. das vertrauen, sehr persönliche texte dem feedback auszusetzen, muss sich erst entwickeln. gern beruhigen sich menschen damit, dass man ja ein gemeinsames interesse habe, nämlich zu schreiben, und darum zurückhaltung den gruppenprozess nur blockiere. es wird viel vertrauensvorschuss gegeben. doch dies leugnet, dass es menschen gibt, mit denen man sich besser versteht, und menschen, mit denen die chemie nicht stimmt. Weiterlesen

schreibpädagogik und verkörperung

eine gruppenleitung ist eine gruppenleitung ist eine gruppenleitung… sie leiten eine schreibgruppe an? sie machen dies ehrenamtlich und sind erstaunt, dass die teilnehmerInnen so viel von ihnen erwarten? sie können nicht mehr oder weniger als die teilnehmerInnen und doch lassen diese sie nicht aus der rolle der leitung? dabei würden sie so gern auf gleicher ebene mit allen andere der schreibgruppe kommunizieren.

sie verkörpern, wenn sie eine schreibgruppe ins leben gerufen haben und die ersten treffen organisierten, in den augen der anderen die schreibgruppenleitung. wenn ihnen diese rolle einmal zugeschrieben wurde, ist es kaum mehr möglich, eine andere rolle einzunehmen. sie werden genau beobachtet, alle probleme und beschwerden werden an sie gerichtet, ihr verhalten wird gern zwischendurch beurteilt.

es gibt das phänomen in gruppen, dass die rolle der gruppenleitung schnell gekoppelt wird mit der verantwortungsübergabe für alle ereignisse. gruppenteilnehmerInnen befreien sich in diesen momenten von der verantwortung. und wenn man versucht die verantwortung zurückzugeben oder freiheiten in der gestaltung der leitung und des ablaufs einzubauen, wehren sich die teilnehmerInnen. Weiterlesen

schreibpädagogik und kontrolle

schreibgruppen leben davon, dass die teilnehmerInnen sich am angebot beteiligen, in den austausch mit den anderen schreibenden treten und generell ähnliche interessen haben. wie es aber bei gruppen und ihren dynamiken öfter der fall ist, das muss nicht sein. was tun? oder anders formuliert: wie stark sollte man die abläufe in schreibgruppen als leitung kontrollieren und moderieren?

wie schon geschrieben, schreibe ich hier von schreibgruppen, die angeleitet werden. handelt es sich um gruppen, die sich selber konstituiert und zusammengefunden haben, dann benötigen diese meist viel raum für eine basisdemokratische organisation. handelt es sich aber um ein angebot, das eventuell bezahlt wird, also um eine dienstleistung, dann ist die leitung gefordert die interessen möglichst aller teilnehmerInnen unter einen hut zu bekommen.

um dies zu schaffen, sollte immer raum für veränderungsvorschläge und anregungen durch die teilnehmerInnen vorhanden sein. manche pädagogInnen vertreten die auffassung, dass jeder störung raum zu geben sei. darüber kann man streiten, da es auch gruppenmitglieder gibt, die die störung zu ihrem lebensziel gemacht haben (meist nicht aus bösartigen beweggründen). wenn man in diesen momenten allen störungen raum gibt, kann dies die anderen teilnehmerInnen irgendwann belasten und den eigentlichen zweck der schreibgruppe in den hintergrund drängen.

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schreibpädagogik und altersunterschied

bei offenen schreibgruppen oder schreibwerkstätten kann es vorkommen, dass sich menschen sehr verschiedenen alters anmelden. das ist eigentlich einer der schönen nebeneffekte vor allen dingen des kreativen schreibens. das interesse zieht sich durch alle altersgruppen. dadurch wird zumindest schriftlich der austausch zwischen den generationen gefördert.

jedoch für die anleitung von schreibgruppen kann dies auch schwierigkeiten verursachen, die aber nicht überwunden werden können. es fängt schon mit der frage an, ob neben einer schreibgruppe auch moderne kommunikationsmittel zu nutzen sind. es kann in der älteren generation weniger vorausgesetzt werden, dass wissen über die verwendung des internets vorhanden ist. inzwischen nähern sich zwar die nutzerInnendaten an, doch es muss damit gerechnet werden, zeit für grundsätzliches aufzuwenden.

dann sind die lebenserfahrungen natürlich sehr verschieden. dies sind sie zwar auch schon in einer altersgeneration, aber zwischen den generationen bedarf es eventuell zwischenzeitlich einiger erklärungen. dabei kann es um begriffe, lebensorte oder auch die beziehungskonzepte gehen. alles dinge, die beim schreiben von geschichten eine rolle spielen können. hier scheint es wichtig, immer wieder die vorzüge aufzuzeigen, von der jeweils anderen generation etwas lernen zu können oder vermittelt zu bekommen, das einem selber überhaupt nicht bekannt ist.

anleiterInnen sollten aufpassen, dass sie einer generation nicht den vorzug geben, sich selbst darstellen zu können. darauf achtet man sowieso bei der anleitung von gruppen, doch es fällt schwerer, wenn es um die grundsätzlichen lebenserfahrungen geht, wie es im laufe des schreibens eine große rolle spielen kann. bei gruppen zum biografischen schreiben empfiehlt es sich, altersbegrenzungen schon bei der ankündigung der gruppen einzuführen. oder man formuliert eindeutig, dass die gruppe dem austausch der generationen dienen soll.