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mein computer und ich – eine umgangslehre (14)

politik

tja, was soll man da schreiben. politik verlagert sich ins internet??? es scheint so. doch sicher ist das nicht. viele menschen werden weiterhin ihre informationen aus dem fernsehen (oder wenn es über computer läuft) von den sendern, nachrichtenagenturen oder (digitalen) zeitungen beziehen. dort entscheidet sich weiterhin politik.

das internet mag die möglichkeit der informations- und gerüchteweitergabe beschleunigen und somit unterstützung bei der organisation von politik darstellen. es mag auch das ausweichmedium in sehr restriktiven gesellschaften sein. aber die meisten menschen verbringen trotzdem weiterhin den großteil ihres tages nicht vor dem eigentlichen computer und im internet.

dazu kommt das problem, dass die fälschungsmöglichkeiten, also die verbreitung von falschmeldungen und die darstellung von veränderten bildern leichter ist. das ist die crux der digitalisierung. sie überträgt sich auch auf die anderen medien. fernseh- und zeitungsbilder lassen sich inzwischen leichter fälschen, da der aufwand viel geringer ist. der computer erhöht die geschwindigkeit der produktion von politik, aber auch die geschwindigkeit von verwirrung.

und weiterhin ist nicht durchdacht, was eigentlich geschieht, wenn diese form der information plötzlich beeinträchtigt wird oder wegfällt. die hilflosen reaktionen lassen sich ahnen, wenn man betrachtet, wie menschen reagieren, wenn ihre handynetze wegfallen. der computer oder das internet verwandeln sich also in ein druckmittel in auseinandersetzungen. wer die wege im internet im griff hat, hat auch die macht.

doch man kann politik und den gebrauch von computern auch noch von einer anderen seite betrachten. so spannend dieses gerät ist, es wird von der politik zu stark unhinterfragt als lösungsmittel für gesellschaftliche schwierigkeiten propagiert. angefangen hat das alles mit der debatte um die globalisierung und mit dem neoliberalismus. der gesellschaft wird durch die digitalisierung ein ein gerät angetragen, das sie zu großen teilen nicht versteht und nicht beherrscht. es wird aber viel zu wenig vermittelt und unterstützt, dieses gerät in den griff zu bekommen. hier zieht sich die politik zurück.

schaut man sich an, wie viel heutzutage über den computer kommuniziert wird und schaut man sich an, dass es gerade mal einen datenschutzbeauftragten für den bund und jeweils einen für die länder gibt, dann ist das ein schlechter scherz. man durchforste doch einmal die webseiten der bundesregierung nach themen wie die digitalisierung, den datenschutz oder dem schutz der informationen. man findet wenig und noch weniger hilfreiches. hier lässt die politik den bürger allein. im gegensatz zum urheberrecht, wo viele hebel in bewegung gesetzt werden, wird nicht oder kaum zu den gefahren der nutzung des computers getan.

man kann also zu dem schluss kommen, dass ich zwar auf teufel komm raus die digitalisierung nutzen und in mein leben einbinden soll, dass aber gleichzeitig beim diskurs über die folgen und bei konsequenzen aus den folgen gesellschaft und politik enorm hinterherhinken. das erinnert verdächtig an die atomenergie und beruhigt nicht unbedingt.

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kreatives schreiben und schicksal

in geschichten, wie im täglichen leben, sind die zufälligen ereignisse das salz in der suppe. plötzlich begegnen sich zwei mensch, passiert die katastrophe oder bekommt der dialog eine ungeahnte wendung. in den geschichten kann man die protagonistInnen den ereignisse aussetzen, denen die eigene kreativität den vorzug gibt. hier kann man die gesamte welt untergehen lassen oder eben eine alternative auf dem mars anbieten.

schreibende werden in ihren eigenen geschichten zu schicksalsboten. sie haben die macht über die geschichten. klar, psychologisch betrachtet, erklären manche schriftstellerInnen, sie würden von den geschichten geschrieben und nicht umgekehrt. und doch kann man an diversen handlungssträngen zum würfel greifen und selbst entscheiden, in welche richtung sich das geschehen entwickelt. ja, schreiben ist eben ein schöpferischer akt. und das kreative schreiben fördert die lust, diese macht der fantasie auszuschöpfen.

in gleicher weise kann man die handlungen, mit denen die protagonistInnnen (oder heldInnen) der eigenen geschichten reagieren, bestimmen. sie können sich schicksalsergeben in das geschehen einfinden oder sich widerständig gegen die ereignisse und zufälle auflehnen. sie können verschwörungstheoretische gedanken entwickeln und nicht an den zufall glauben. sie können von fügung reden und dankbar für das geschehene sein. die eigentliche entscheidung treffen die autorInnen.

und aus dieser situation ergibt sich so etwas wie verantwortung, wenn man seine texte der öffentlichkeit vorstellt. da mag es die freiheit des kreativen geben und doch gibt es auch eine moral im hintergrund. wenn texte und geschichten in menschenverachtung, hetze oder qual umschlagen und der autor, die autorin dazu schweigt, dann wird es schwierig. im hintergrund werden ereignisse und zufälle immer in eine kontext eingepasst und sei es nur, Weiterlesen

nabelschau (41)

Digitaler Diskurs. Das liebe alte Internet. Es wächst und wächst und sammelt und sammelt. Die Suchmaschinen kommen kaum hinterher. Wer etwas auf sich hält, der hat seinen eigenen Internetauftritt. Der twittert seine Gedanken und Erlebnisse. Der hat ein schickes Profil bei facebook, schaut noch einmal kurz bei gayromeo rein und bestellt seine Bücher sowieso nur noch bei amazon. Serien und Filme schaut man sich auf Abruf an, Musiksender stellt man sich selber zusammen, Bilder veröffentlicht man auf diversen Plattformen und dann legt man seine Daten sowieso beim Cloud-Computing außerhalb der eigenen Festplatte ab.

Doch seitdem das Internet existiert, diskutiert ein Teil der Gesellschaft, wie sehr diese technische Neuerung unser Leben verändert. Ja, in den Augen mancher Kulturkritiker, wie sehr es uns zum Negativen verändert. Da kommen in regelmäßigen Abständen die Mahnungen zum Vorschein, junge Menschen würden das Lesen verlernen, sie könnten nicht mehr bei der Sache bleiben. Ältere Menschen wären mit dem digitalen Brei restlos überfordert und unsere abendländische Kultur wäre bedroht.

Jain, stimmt und stimmt auch nicht. Vor allen Dingen springt ins Auge, dass der Diskurs schräg geführt wird. Ganze Generationen von Nerds sind schon längst davon galoppiert, und die Kreativen binden Computer und Internet ohne Hemmungen in ihr Alltagsleben ein. Mutti und Vati buchen ihre Reise am Computer, ihre Kinder bloggen aus dem Ausland, wo sie gerade einen Studienaufenthalt absolvieren. Bahnticketkauf, Steuererklärungen und Sperrmüll-Auktionen laufen in vielen Haushalten digital nebenher. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Diskurs um das digitale Leben zu spät kommt. Und er ähnelt in vielen Aussagen der Diskussion um den Fernseher, als er neu eingeführt wurde.

Doch eine gehaltvolle Diskussion um die Veränderungen durch eine Digitalisierung des Alltags und des Denkens bleibt weiterhin notwendig, aber bitte nicht unter diesen kulturpessimistischen Vorzeichen. Das Abendland wird durch das Internet nicht untergehen. Es sieht eher anders aus: Positive Ideen verbreiten sich ebenso schnell um die Welt, wie negative Ereignisse. Angst macht das Netz vor allen Dingen denjenigen, die sich bisher in ungerechten Machtpositionen befanden. Darum wird auch immer wieder der Schalter umgelegt, der die weltweite Vernetzung unterbindet. Es wird versucht diese riesige Diskussionsplattform in den Griff zu bekommen.

Beim Medium Fernsehen war dies alles noch viel einfacher. Da konnte der Diskurs über die Wirkung der einseitigen Berieselung auch gern zeitverzögert kommen. Und das Medium konnte man leicht in den Griff bekommen, für Propaganda-Zwecke nutzen. Ein paar Piratensender behaupteten sich vor allen Dingen auf Radiofrequenzen, aber deren Zahl war verschwindend gering. Es erschloss sich ein gigantischer Markt. Das Internet macht es da viel schwerer. Inzwischen kann jeder senden, wenn er möchte und einen neueren Computer besitzt. Was heute diskutiert wird, ist schon vor zwei Jahren megaout gewesen. Die Menschheit vernetzt sich abseits der üblichen Trampelpfade, ständig entwickeln sich neue Trampelpfade.

Man kann das Ganze einfach nur spannend finden. Es zeigt sich, dass viele selbstregulative Mechanismen im Zusammenleben der Menschen greifen. Nur da, wo vehement versucht wird, ausschließlich „Gutes“ zu zu lassen, da geht der Versuch schnell nach hinten los. Das Internet und Web 2.0 ist unmoralisch, so unmoralisch wie unsere Gesellschaften. Es ist nur Abbild der Lebensumstände und es führt uns täglich vor Augen, wie wir leben. Wir kommunizieren immer visueller. Das ist nicht automatisch negativ, es ist nur anders. Hier wäre es an der Zeit, zu schauen, welche großen Chancen das Internet bietet. Erstaunlicherweise bringen eher einzelne Menschen die qualitativ hochwertigen Produkte ins Internet und nicht die großen geldgesteuerten Konglomerate. Das Internet ist gleichzeitig gigantisch und unglaublich kleinteilig. Jeder kann seine Nische finden, etwas, was in früheren Gesellschaftsformen gar nicht möglich war. Und so lang die Nische nicht sanktioniert wird, so lang kann das viel Wissen vermitteln, so lang ist der Diskurs im Internet schon viel weiter als der Diskurs außerhalb des Internets. Also: Schluss mit dem Gejammer über die Bedrohung durch die digitale Welt. Jeder möge die Virtualität so nutzen, damit sie die reale Welt ein bisschen besser macht. Doch dazu muss man sie auch wirklich nutzen! Und man muss sich die Freiheit nehmen, zu entscheiden, mit was man sich auseinandersetzen möchte. Darum bleibt die wichtigste Forderung, dass die Suchmaschinen frei sein und bleiben müssen.

web 2.0 und urheberrecht

wer hat die hat die macht über das wissen? die frage wird im internet immer drängender. es geht nicht nur um wikileaks, um informationen in ländern, die offen und direkt zensur ausüben, nicht nur um das abschalten von knotenpunkten und datenleitungen. es geht vor allen dingen auch darum, welches wissen wird wem für welchen preis zugänglich gemacht. und ab diesem moment geht es auch darum, ob in zukunft im internet informationen, die eigentlich allen zur verfügung stehen sollten, kostenpflichtig sind.

diese fragen sind eng verknüpft mit dem urheberrecht. denn wenn die gesetzgebung die hand über veröffentlichungen hält, dann schützt das zwar das geistige eigentum der autoren, macht aber auch grundsätzliches wissen nur für die zugänglich, die bezahlen können. die krux war absehbar, wenn auch nicht in bezug auf die digitalisierung. schon damals, als die forschungsförderungsgesetze geändert wurden und die drittmittelforschung haus- und hoffähig gemacht wurde, kritisierten einige, dass ab diesem moment die geldgeber der forschung darüber entscheiden werden, wann erkenntnisse an die öffentlichkeit kommen.

und siehe da, auch die staatlich geförderte wissenschaft hat nachgezogen. da die forschung und wissenschaft inzwischen aufgefordert sind möglichst zu vermarktende ergebnisse zu liefern, gerät in manchen bereichen die grundlagenforschung ins hintertreffen. doch nicht genug damit, auch wenn die steuern aller bürger dazu verwendet werden, die forschung zu finanzieren, haben die bürger noch lange keinen ungehinderten zugang zu den forschungsergebnissen. selbst interessante abschlussarbeiten sind zwar in bibliotheken zugänglich, aber noch lang nicht im internet.

dabei wandelt sich die welt so schnell, dass die geschwindigkeit inzwischen einen vermarktungsvorsprung darstellt. private konzerne scannen bücher, filmen museen und sammeln fotografien. die urheber dieser daten können teilweise keinen einfluss darauf nehmen. und auf der anderen seite ist vieles davon öffentlich gefördert, würde also auch eher einen leichten öffentlichen zugang erwarten lassen. darum scheint ein schon etwas älterer aufruf zum urheberrecht weiterhin aktuell zu sein: http://www.urheberrechtsbuendnis.de/, ebenso wie das buch von rainer kuhlen „erfolgreiches scheitern – eine götterdämmerung des urheberrechts?“, das unter creativ-commons-lizenz (die man sich genau durchlesen sollte) als pdf datei aufgerufen werden kann: http://www.kuhlen.name/MATERIALIEN/RK2008_ONLINE/files/HI48_Kuhlen_Urheberrecht.pdf .

„emergenz digitaler öffentlichkeiten“ von stefan münker – ein buchtipp

was ist denn das web 2.0 außer einer interaktiven oberfläche im internet? es ist vielleicht ein medium. aber eigentlich nicht nur eines, sondern es sind viele medien. eine medienplattform, die beinahe alle möglichkeiten bedient. wie unterscheidet sich dieses medium von anderen medien wie radio und fernsehen? was für auswirkungen hat das auf unser soziales miteinander, welche folgen ergeben sich zum beispiel für den journalismus? wie verläuft unsere kommunikation?

diesen und vielen anderen fragen widmet sich das buch von stefan münker, „emergenz digitaler öffentlichkeiten. die sozialen medien im web 2.0.„. der medienwissenschaftler gibt einen historischen überblick hin zum web 2.0. er eröffnet die folgen für unsere gesellschaftlichen kommunikationsstrukturen und befindet sich mit seinem buch auf der höhe der zeit. das buch hat nicht den anspruch, ein letztendliches urteil über die entwicklung zu formulieren. es formuliert einzig, dass man sich dieser entwicklung nicht entziehen kann.

so wie jedes medium, ist die medienplattform web 2.0 in ihren auswüchsen zu kritisieren. doch um kritik üben zu können, muss man sich erst einmal ein bild vom stand er dinge machen. dafür eignet sich das buch wunderbar. es zeigt auf, wie das private öffentlich wird. was es leider nicht aufzeigt, und dies gehört meiner ansicht nach heute zu dieser thematik einfach dazu, ist die frage nach dem datenschutz. denn auch hier unterscheidet sich das internet von allen anderen medien, der rückschluss auf die einzelne person ist sehr einfach geworden. münker beleuchtet zwar die verschiebung der machtverhältnisse, wirft aber kaum einen blick auf den schutz des einzelnen. es geht nicht nur um die umgehung der zensur und die beeinflussung von wahlen durch medien, es geht um die kleinteilige kontrolle des einzelnen.

und doch, das buch fasst beinahe alle entwicklungen verständlich zusammen, so sperrig auch der titel daherkommen mag. wer also einen aktuellen überblick bekommen möchte, dem sei das buch an herz gelegt. es ist im suhrkamp verlag in frankfurt am main in der reihe edition unseld 2009 erschienen. ISBN 978-3-518-26026-5

woche der „digitalen revolution“

es ist nicht zu übersehen und nicht zu überlesen, dass der diskurs über das internet, das web 2.0, die neuen kommunikationstechniken, den computer, die suchmaschinen, macht und ohnmacht im digitalen zeitalter und der streit über die konsequenzen der entwicklung gerade so richtig beginnt. welche auswirkungen haben die technischen entwicklungen, die digitalen anwendungen auf unser leben.

vieles an den diskussionen erinnert an frühere debatten, als die computerspiele aufkamen, als das private fernsehen startete oder als überhaupt fernseher und telefon dem bürger zugänglich wurden. doch sowohl die dimensionen der veränderungen als auch die lautstärke der debatten erscheinen existentieller. es erinnert an die gesellschaftlichen umwälzungen als der buchdruck erfunden wurde und die effekte auf die welt weitreichende auswirkungen hatten.

einziger unterschied scheint die geschwindigkeit zu sein. die umsetzung der digitalen veränderungen geschehen in einer schnelligkeit, die bisher keine kulturtechnik geschafft hat. darum gehört in einen blog, der sich mit schreibpädagogik und dem web 2.0 auseinandersetzt, ein blick auf die entwicklungen und vielleicht anregendes zu den gesellschaftlichen diskursen.

ja, es ist schwer einzuschätzen, wie die weiteren konsequenzen der digitalen entwicklung aussehen werden. und ist die „digitale revolution“ wirklich eine revolution oder nur ein zusätzliches instrument der kommunikation? dies alles werde ich in dieser woche aus dem blickwinkel eines kleinen computernutzers versuchen darzustellen und zu hinterfragen. aufgehübscht durch ein paar links am rande.

schnickschnack (77)

fotografien bieten ein großes potential, zum schreiben zu finden. bilder können beschrieben werden, können assoziationen hervorrufen und den einstieg ins kreative schreiben fördern. darum heute mal wieder der hinweis auf zwei fotoausstellungen in berlin, die gegensätzlicher kaum sein könnten.

bei der einen ausstellung handelt es sich um die werkschau einer fotografin, die sich eigentlich zufällig dem handwerk angenähert hat und im laufe der letzten jahrzehnte den blickwinkel in deutschland stark beeinflusste. ich erinnere mich an das buch „männer“, das mitte der 80er jahre für aufsehen sorgte, da der nackte männliche körper aus einer neuen perspektive aufgenommen wurde.

herlinde koelbl sorgte aber auch mit ihrer dokumentation über politikerInnen, die sie über jahre begleitete und interviewte, darunter joschka fischer und angela merkel, für einen neuen blick auf die protagonisten der macht.

viele ihrer fotografien sind im dokumentarischen schwarzweiß gehalten und sie hat einen eigenen sehr persönlichen stil entwickelt. das kann nun alles im martin-gropius-bau in einer werkschau anlässlich des runden geburtstags der fotografin betrachtet werden. mehr infos finden sich hier: http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/11_gropiusbau/mgb_04_programm/mgb_04_aktuelle_ausstellungen/mgb_04_ProgrammlisteDetailSeite_1_11395.php . schwerlich kann ein link länger sein 😉

biografisches schreiben und autoritäten

neben den vorbildern, die bei der entwicklung des eigenen lebens eine olle spielen können, haben vor allen dingen so genannte autoritäten einen gehörigen einfluss auf uns. autoritäten besitzen nicht per se mehr macht, sie wird ihnen auch zugeschrieben. dies oft gesellschaftlich und durch die erziehung. je nachdem was einem im laufe der zeit vermittelt wurde, verhält man sich auch dementsprechend autoritäten gegenüber.

die bewegung der 68er war zum beispiel in vielen gesellschaftlichen zusammenhängen der versuch, autoritäten vom sockel zu stürzen. darunter wurden professoren, universitätspräsidenten, richter, polizisten und vieles mehr verstanden. die antiautoritäre erziehung versuchte machtverhältnisse aufzulösen. früher war autorität vor allen dingen eng gekoppelt an das männliche geschlecht. das ist heute nicht mehr so.

trotz allem haben viele menschen vor allen dingen viel zu viel respekt vor öffentlichen einrichtungen, obwohl sich deren autorität aus nichts heraus erschließt. dazu kommt, dass viele anderen die macht zusprechen, über sie zu urteilen und sie zu bewerten. auch hier erschließt sich nicht, woraus diese position entsteht. eng gekoppelt wird dies zum beispiel an einen wissensvorsprung, der zwar in teilbereichen vorhanden ist, aber in anderen bereichen wahrscheinlich nicht gegeben ist. damit verkleinern menschen gern ihre eigenen kompetenzen.

beim betrachten der eigenen lebensgeschichte kann aus verschiedenen perspektiven auf die autoritäten des eigenen lebens geblickt werden. zum beispiel unter der fragestellung, wann man das erste mal den respekt vor einer künstlichen autorität verloren hat oder wer wirklich für einen eine autorität darstellte. man kann sich aber auch fragen, wer einem die eigene haltung zu autoritäten vermittelt hat und in welchen lebenszusammenhängen man in machtkämpfe verstrickt war. abhängigkeiten schaffen nicht selten autoritäre bezüge. wann befand man sich in abhängigkeiten? wie hat man diese erlebt und nutzte jemand seine autorität aus? was bewirkte dies in bezug auf die eigene biografie? autoritäten geben eine menge anlass über die eigenen lebenszusammenhänge beim biografischen schreiben nachzudenken.

die macht der admins oder wer weiß das passwort

das internet ist ungerecht. die oberfläche darf jeder anschauen, aber in die tiefen der programme und den hintergrund dürfen und können nur wenige sehen. die administratoren. das kann zum problem werden, wie gerade in san francisco geschehen. der für das städtische computernetz zuständige mitarbeiter fühlt sich schlecht behandelt und hat die schotten dicht gemacht. jetzt sitzt er im gefängnis und verrät das passwort nicht. siehe artikel von spiegel-online unter: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,566187,00.html . das städtische computernetz liegt in gewisser weise lahm. 

die vorkommnisse zeigen eines sehr schön, wie anfällig die computernetze in wirklichkeit sind. hier treffen sich die debatten um die atomkraftwerke und die freiheit des internet. menschen sind im spiel. und einer der vorteile des menschen ist es, dass er nicht immer rational reagiert. das ermöglicht ihm in problematischen situation unkonventionelle lösungen. aber es bedeutet auch, dass es bei angeblich sicheren einrichtungen immer einen unsicherheitsfaktor gibt, der nicht auszuschließen ist. das sollte bei sogenannten risikoabschätzungen berücksichtigt werden, wenn man die atomkraft propagiert. das sollte aber auch jedem klar sein, der glaubt, im internet auf der sicheren seite zu sein.

autoritäre staaten demonstrieren sehr sichtbar, wie der zugang zum web beschränkt werden kann, muss man doch nur über den knotenpunkt verfügen können. und hier befindet sich das netz in einem machtspiel, das im hintergrund verläuft und dem nutzer kaum sichtbar ist. kritische distanz zum informationsangebot im netz ist in diesem zusammenhang zu empfehlen. denn die wahrscheinlichkeit, dass es noch viele informationen neben dem web gibt, ist groß. festzuhalten ist gleichzeitig, dass dies bei anderen medien genauso thema ist, auch hier spielt die verfügung über die informationsmacht eine rolle.

die welt ist ungerecht. 😛

schnickschnack (26)

das bloggen ermöglicht dem administrator eines, macht auszuüben, was veröffentlicht wird und was nicht. letztendlich bestimmt man allein über seine posts, was man für wichtig erachtet und was nicht. das kann sich zu einem geschmacksranking auswachsen.

klare macht üben drei menschen auf der seite „9rules“ aus, dies aber unter angenehmen gesichtspunkten. sie verlinken auf ihrer seite nur blogs, die ihnen gefallen. im vorfeld rufen sie dazu auf, man möge ihnen doch das angebot unterbreiten, doch einmal den eigenen blog zu betrachten. in mehrmonatigen abständen verkünden die drei dann, welchen blog sie zusätzlich in ihre linkliste aufgenommen haben, welchen sie für gut erachten. sie ernennen sich also selber zur bewertungshoheit. grundlage ihrer bewertung sind neun regeln, die auf ihrer seite hier nachzulesen sind. es dreht sich vor allen dingen darum, dass am blog abzulesen ist, dass sich jemand voll ganz seinem thema widmet.

dabei kommt aber ein schöner mix von seiten heraus, der in den meisten fällen von der existierenden blog-masse abweicht. also ein pool an teils herausragenden blogs. wenn man einfach mal so durchs netz surfen will eine tolle möglichkeit. zu finden ist die seite hier: http://www.9rules.com/

web 2.0 und macht

 

es wäre ein trugschluss zu glauben, das internet sei ein hort der offenheit und der demokratie. die zeiten sind schon lang vorbei, wenn es sie jemals gegeben hat. die neue version das web 2.0 ist inzwischen zu einem mächtigen apparat angewachsen und wird immer mächtiger.

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