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„engagiert euch!“ von stéphane hessel – ein buchtipp

nach dem kleinen aber feinen büchlein „empört euch!“ (hier im schreibschrift-blog besprochen) hat der franzose, oder besser, hat sein verlag nachgelegt. nun gibt es das büchlein „engagiert euch! – stéphane hessel im gespräch mit gilles vanderpooten„.

zwei drittel des buches macht das interview aus. es dreht sich um die menschenrechte, die entwicklungspolitik, ökologie und umweltschutz und natürlich um alternativen, die globalen krisen zu bewältigen. hessel bleibt in diesem interview ein unerschütterlicher optimist, der gleichzeitig klaren und durchdachten widerstand fordert. er sieht in den momentanen krisen eine große chance, dass der mensch es schaffen könnte, die welt menschlicher zu machen. dabei beruft er sich auf seine lebenserfahrungen, die ausführlicher in dem buch „empört euch!“ dargestellt sind und die ich in der damaligen buchbesprechung aufgegriffen habe.

ein drittel des buches besteht aus der wiedergabe der „allgemeinen erklärung der menschenrechte„, die 1948 von der uno verabschiedet wurde. es ist spannend, die hehren ziele der damaligen diplomatInnen zu lesen. sie haben an ihrer gültigkeit nichts verloren. und wenn man sie liest, dann wird man feststellen, dass kein land der welt die menschenrechte vollständig umsetzt. aber vielleicht lohnt es sich, dem ideal einer gerechten welt immer näher zu kommen.

das buch ist 2011 im ulltein buchverlag in berlin erschienen. ISBN 978-3-550-08885-8

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„empört euch!“ von stéphane hessel – ein buchtipp

eigentlich ist es ein büchlein, wie man es selten in den buchhandlungen findet. gerade einmal 30 seiten und doch inzwischen so viel gelesen. da äußert sich ein über neunzigjähriger diplomat und philosoph über die möglichkeit und notwendigkeit des widerstands in der heutigen gesellschaft. aus der eigenen lebensgeschichte ergibt sich für ihn ein postulat der empörung gegen die verletzung der menschenrechte. sein aufruf überschreitet die forderungen des neudeutschen „wutbürgers“ bei weitem.

so formuliert er: „ich sage den jungen: wenn ihr sucht, werdet ihr finden. „ohne mich“ ist das schlimmste, was man sich und der welt antun kann. den „ohne mich“-typen ist eines der absolut konstitutiven merkmale des menschen abhanden gekommen: die fähigkeit zur empörung und damit zum engagement.“ er fordert alle auf, verantwortung zu übernehmen, gewaltfrei widerstand gegen eine welt im gewinn- und konkurrenzwahn zu leisten. er erinnert an die überlegungen der résistance für eine gerechte welt, um zukünftig totalitarismus und nationalsozialismus zu verhindern.

so klein das büchlein sein mag, so verständlich ist die kurze botschaft. wahrscheinlich benötigt man ab und zu eine erinnerung an die kraft der empörung und notwendigkeit einer veränderung. also, wo sind die ideale und utopien der zukunft? stéphane hessel bietet mit „empört euch!“ einen anstoss zum nachdenken. das buch ist 2010 bei ullstein in berlin erschienen. ISBN 978-3-550-08883-4

wortklauberei (64)

„transformationspartnerschaft“

dass diplomatische sprache eine sprache für sich ist, daran lässt sich nicht zweifeln. dass diplomatische sprache aber auch oft der versuch ist, keine klare position zu beziehen, das wird gern verschwiegen. ja, in ägypten wehrt sich die bevölkerung gegen eine zynische und gewalttätige regierung. und so, wie es schon häufiger in den letzten jahrzehnten der fall war, haben die regierungen der industrienationen mit machthabern zusammen gearbeitet, die die menschenrechte nicht achten.

denn eine unterdrückte bevölkerung produziert und kauft trotzdem waren und kommt nicht mit seltsamen forderungen an, die unbequeme demokratische prozesse in gang setzen. im diplomatensprech wird dann gern von „stabilität“ in der region gesprochen und die angst vor einem „machtvakuum“ geäußert, wenn es unruhig in der bevölkerung wird.

wenn dann letzte nacht der deutsche außenminister westerwelle in den tagesthemen nach der rede von präsident mubarak interviewt wird, dann sagt der „freie“ demokrat nicht, „wir unterstützen die forderungen der ägyptischen bevölkerung bei ihrer friedlichen revolution und können die enttäuschung über die zynische ansprache verstehen.“ nein, dann versteigt er sich in die aussage, dass man eine „transformationspartnerschaft zur demokratie“ hin anbiete.

in diesem moment wird die diplomatische sprache als schutzschild verwendet und hinterlässt doch den geschmack, dass man eigentlich gar kein interesse an einer grundlegenden veränderung hat. hätte 1989 jemand in der brd gesagt, er biete eine „tranformationspartnerschaft“ den bürgern der ddr an, dann wäre dies sofort als „besserwessi“ entlarvt worden. es klingt, wie wenn man sagen würde: „wir wissen, wie das mit demokratie läuft, wir erklären euch das gern, wenn ihr so weit seid.“ wundert es da noch jemanden, dass auf diese partnerschaft nicht zurückgegriffen wird.

und dann wiederholt der außenminister nur noch die aussage, es dürfe keine gewalt geben. doch die herrscht schon seit jahrzehnten in ägypten. einfach ein wenig spät diese erkenntnis.

web 2.0 und freiheit der kommunikation

ein kleiner hinweis, auf zwei ganz hübsche plakate der „international society für human rights„, die die angst von regierungen vor der freien kommunikation thematisieren. das internet bietet große chancen, sich auch in ländern, die versuchen die digitale kommunikation zu kontrollieren, offener auszutauschen. die plakate sind als bild oder pdf-datei hier zu finden: http://www.ishr.org/index.php?id=1289 .

doch es zeigt sich, selbst in den wirtschaftsnationen, dass der zugriff auf die kommunikationsmittel ein leichter und vor allen dingen ein beliebter ist. so finden sich viele beispiele, wie daten beschränkt werden sollen, wie der fluss der informationen gelenkt werden soll und wie die menschen mit moralischen appellen erzogen werden sollen.

im widerspruch steht gleichzeitig dazu, dass der datenschutz der daten, die ich nicht preisgeben will, ein mieser ist. gerade sind neue gesetze in deutschland erlassen worden, die eigentlich aufgrund diverser skandale die digitale rasterung der menschen erschweren sollten. doch die werbe- und dossierindustrie hat gewonnen und die gesetze sind alles, nur nicht umfassend. angeblich ist das der lobbyarbeit geschuldet. nun würde natürlich interessieren, welche politiker sich davon beeinflussen ließen. man könnte die eigenen spam- und werbemails einfach gebündelt an sie weiterleiten. vielleicht fiele dann die nächste gesetzgebung ein wenig klarer aus. aber komischerweise greift hier der datenschutz erstaunlich gut 😛

60 jahre „allgemeine erklärung der menschenrechte“

der mensch hat den vorteil gegenüber den tieren, dass er über seine handlungen reflektieren kann. er kann unter berücksichtigung aller umstände eine entscheidung treffen. so trafen am 10ten dezember 1948 die vereinten nationen den entschluss, die „allgemeine erklärung der menschenrechte“ anzunehmen. darin sind ziele formuliert, die für alle bewohner der welt zu gelten haben und von den offiziellen stellen zu kontrollieren sind.

leider wurde dieses ziel bis heute nicht erreicht. und leider ist nicht zu verstehen, weshalb der mensch dies nicht erreicht, kann er doch reflektieren, wie eben erwähnt, was er macht. doch die sachzwänge und nationalen konstrukte dienen immer wieder als argument (oder sollte ich „ausreden“ schreiben), die erklärung nicht zu beachten.

gern berichtet die westliche welt, dass in anderen ländern die menschenrechte mit den füssen getreten würden, leider haben auch viele westlichen nationen das maß der dinge verloren. sicherlich am bekanntesten in den letzten jahren ist der betrieb des gefangenenlagers guantanamo. aber auch die asylgesetzgebung europas und die abschiebungspraxen gegenüber asylbewerberInnen in deutschland stehen im widerspruch zur „allgemeinen erklärung der menschenrechte“.

es grenzt an ein wunder, dass die weltengemeinschaft überhaupt einmal gemeinsam solch eine erklärung verfassen konnte. doch jetzt, immerhin 60 jahre danach, wäre es an der zeit, diese erklärung ernsthaft umzusetzen und sich gebundener an die vorgaben zu fühlen. damit nicht vergessen wird, welche humanen ziele gedacht und benannt werden können, findet sich die erklärung bei wikipedia hier: http://de.wikisource.org/wiki/Allgemeine_Erklärung_der_Menschenrechte .