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„muße“ von ulrich schnabel – ein buchtipp

ein buch mit klaren botschaften: es ist kein wunder, dass wir heute so gestresst sind und unter termindruck stehen. dagegen kann man etwas unternehmen, aber das ist nicht ganz leicht. die gesellschaft verlangt bestimmte verhaltens- und vorgehensweisen und sich konträr dazu zu verhalten kann abwertungen und sanktionen nach sich ziehen. doch es zeigt sich, viele entdeckungen in den wissenschaften und literarische „genie“streiche gingen einher mit mußestunden der entdeckerInnen und schriftstellerInnen. wahrscheinlich ist muße notwendig, um „kreativ“ sei zu können.

der vollständige titel des buches von ulrich schnabel benennt die hauptbotschaft: „muße – vom glück des nichtstuns“. schnabel schildert, wie schön es sein kann, nichts zu tun. damit meint er aber nicht, sich in eine vollständige „leere“ katapultieren zu müssen, sondern es auszuhalten, den dingen und gedanken ihren lauf zu lassen und weder einzugreifen, noch zu kontrollieren oder es im griff haben wollen. dabei wird ein historischer abriss der rolle der muße ebenso mitgeliefert wie die aktuelle gesellschaftsanalyse mit ihrer „muße-feindlichen“ struktur. schnabel geht außerdem der frage nach, woher diese muße-feindlichkeit kommt.

leider beruft sich auch ulrich schnabel, bei seinen versuchen die funktion der muße und ihre vorteile zu begründen, auf die neurowissenschaften und die neuropsychologie. das wäre überhaupt nicht notwendig gewesen und wirkt, wie wenn es einen rechtfertigungsdruck gäbe, der nur mit naturwissenschaftlichen erkenntnissen zurückgewiesen werden kann. das ist schade, denn zwischendurch blitzen immer wieder die gesellschaftstheoretischen begründungen für die abschaffung der muße durch (z.b. woher kommt die aussage „zeit ist geld“ und warum entfaltete sie so eine große wirkung?), denen eigentlich nur mit gesellschaftlichen (also auch politischen) veränderungen begegnet werden kann.

denn schnabel möchte nicht, dass praktiken der muße dafür verwendet werden, noch effizienter zu sein, noch leistungsstärker zu werden und die muße wieder in ihr gegenteil zu verkehren. er plädiert für eine generelle veränderung, da wir sonst bald die grenzen unserer möglichkeiten und kräfte erreichen. ein spannendes buch, das zu diskussionen anregt und hinweise gibt, wie man für sich eine „zeit der muße“ schaffen kann. mich hat der autor damit gewonnen, dass er die frühaufsteher-kultur kritisch beleuchtet und ein hohes lied auf den schlaf singt 😉

das buch ist 2012 im pantheon verlag erschienen. isbn 987-3-570-55175-2

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was ist eine muse und was hat sie mit liebe zu tun?

musen sind mysterien, die schwer zu beschreiben sind und sehr subjektiv ihre wirkung entfalten. musen sind menschen, die künstlerisch tätige menschen in ihrem schaffensprozess animieren. doch wodurch sie die künstlerInnen zu ideen anregen, das ist beinahe unmöglich zu beschreiben. die verbindung zwischen künstlerInnen und ihren musen geht weiter als eine freundschaft.

in einer guten freundschaft tauscht man seine erlebnisse und stimmungen aus, man unterstützt sich gegenseitig und man gestaltet die freizeit gemeinsam. im laufe der zeit lernt man sich sehr gut kennen, weiß wie der oder die andere denkt und fühlt. mit einer muse muss einen keine freundschaft verbinden. es genügt eine schwingen auf der kreativen ebene. die muse muss anscheinend gar nicht viel tun, muss sich nicht mit der lebenssituation der kreativen auseinandersetzen. sie muss nur da sein und so sein, wie sie ist.

eine muse hat anscheinend eine ausstrahlung, die einen auf ideen bringt. natürlich transportiert sich die ausstrahlung auch über die kommunikation zwischen künstlerInnen und musen. man muss sich das vielleicht wie zwei menschen vorstellen, die einen gedanklichen faden ständig weiterspinnen, sich in den weiten der fantasie verlaufen und zum schluss an einem punkt rauskommen, den sie nicht für möglich gehalten hätten. die künstlerInnen setzen dieses erlebnis in ein werk um, die musen haben diese ambition meist nicht.

doch auch diese verallgemeinerung trifft das verhältnis zwischen musen und den künstlerInnen nicht vollständig. manchmal mag es nur der körperliche ausdruck einer person sein, der einen zu ideen anregen kann, manchmal ist es der stimmfall oder auch nur der augenaufschlag. das besondere an einer muse ist, Weiterlesen