Schlagwort-Archive: mut

selbstbefragung (170) – unsicherheit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „unsicherheit“.

  • woran merken sie, dass sie sich unsicher fühlen? beschreiben sie.
  • wann fühlten sie sich das letzte mal sehr unsicher? warum?
  • wie überwinden sie am leichtesten ihre unsicherheit?
  • wann brachte sie ihre unsicherheit einmal in schwierigkeiten?
  • wann waren sie zu selbstsicher und bemerkten es erst im nachhinein?
  • in welcher lebenssituation erstaunte sie ihr eigener mut? beschreiben sie.
  • welcher mensch macht sie immer unsicher? warum?
  • welchen menschen machen sie immer unsicher? was glauben sie warum?
  • was schätzen sie an unsicheren momenten?
  • wie kontrolliert wären sie gern? beschreiben sie.

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

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schreibpädagogik und schmerzen

zwei gedanken möchte ich hier darstellen. als erstes greife ich die aussagen des vorherigen post auf. ja, es gibt texte, die man liest oder hört, die einem beinahe körperliche schmerzen bereiten. dies kann einem auch in schreibgruppen so gehen. doch wie sollte man sich dann verhalten? konstruktive kritik fällt einem schwer und man hat das gefühl, dass man der schreibenden person keinen gefallen tut, wenn man das geschriebene schönredet.

auch der folgende schritt benötigt mut und fällt vielen schwer: formulieren sie klar ihre kritik. es kann nicht sein, dass man eine geschichte nicht aushält und dies nicht formulieren darf. man muss den schmerz nicht hinunterschlucken. doch die kritik sollte sich ausschließlich auf den text, auf die technik oder auf die formulierungen beziehen. es sollte klar formuliert werden, dass eine große kritik keine kritik an der person der schreibenden ist. mit einer ausnahme der regel: werden im text menschenbilder vermittelt und persönliche haltungen der autorInnen, die menschenverachtend sind, dann darf auch kritik an der haltung der schreibenden geübt werden.

die begründung, weshalb man auch grosse kritik äußern sollte, besteht in der überlegung, ob es sinnvoll ist, sich so sehr zurückzunehmen, dass man aus den zusammenhängen regelrecht verschwindet. das kann nicht ziel sozialen austausches sein. selber kann man sich auch an den meinungen der anderen orientieren, ob die eigene so sehr abdriftet, dass selbstkritische reflexionen hilfreich erscheinen. und man sollte sich dem folgenden diskurs nicht entziehen, nach dem motto: „ich hau mal kurz drauf und verziehe mich dann.“. aber auch kritisierende müssen sich keinen personalisierenden debatten aussetzen und können diese ebenso abbrechen. schlussfolgerung: nicht jeder schmerz muss in schreibgruppen ausgehalten werden 😉

zweiter gedanke zum thema „schreibpädagogik und schmerzen“ ist ein ganz praktischer: man kann eine schreibgruppe für schmerzpatientInnen gründen. es gibt erkrankungen, die starke und langwierige schmerzen verursachen. dauerhafter schmerz kann einen an die grenzen seiner psychischen kräfte bringen – migränepatientInnen können ein lied davon singen.

schreiben kann im zusammenhang mit schmerzen zwei funktionen übernehmen: Weiterlesen

wie man den spass am schreiben abgewöhnt (03)

grosse genies

im land der dichter und denker hat sich die haltung, dass zum schreiben eine mischung aus genie und angeborener begabung gehört, noch nicht verflüchtigt. zwar wird in manchen bereichen zugestanden, dass kreativität und fantasie gefördert werden können, doch die letztendliche veröffentlichung schaffen nur „echte“ schriftstellerInnen.

das macht es jeder person, die die lust verspürt, geschichten oder romane zu schreiben, den anfang schwer und lässt wahrscheinlich viele gute schreiberInnen zurückschrecken. warum genügt es nicht, sich darauf zu einigen, dass literatur selten in einem ungetrübten schreibfluss entsteht. dass literatur schreiben eben auch arbeit ist. dies könnte vielen die tür öffnen, indem sie sich darauf einrichten, dass sie wie andere menschen einer arbeit nachgehen und dann mal schauen, wie das ergebnis ankommt.

aber nein, meist wird ein abschreckungsszenario formuliert. denn selbst wenn einem talent von anderen bescheinigt würde, dann könnte man sich lang noch nicht sicher sein, einen verlag zu finden oder leserInnen zu gewinnen. wer sich durch den dschungel der genie-talent-begabungs-argumentation durchwindet und trotzdem zu stift oder tastatur greift, muss schon ein dickes fell haben.

die einschüchterung beginnt schon früh. gehen wir einmal davon aus, eine person entscheidet für sich, ich nehme den job der literarischen arbeit auf und schreibt erste texte und geschichten. schon die ersten leserInnen werden häufig mit der erwartung an das geschriebene gehen, dass dies nun der ganz große wurf sein muss. dementsprechend fällt das feedback auch durch gute freunde und bekannte oder durch literaturkreise schnell vernichtend aus.

anscheinend muss vor dem schreiben lernen erst das feedback-geben gelernt werden. wie lässt sich konstruktive kritik lernen? vor allen dingen sollten sich alle feedbackgeberInnen vom geniegedanken verabschieden. die grundhaltung, dass geschriebenes natürlich überarbeitet und verbessert werden kann, ist unabdingbar. das mag für manche leserInnen lächerlich klingen, doch es ist nicht zu unterschätzen Weiterlesen

schreibberatung und störung

in schreibberatungen zeigt sich häufig, dass bei den ratsuchenden keine schreibblockaden vorliegen, sondern durch das existierende umfeld ständige störungen während des schreibprozesses das schreiben erschweren. in der folge geht es darum, was zu tun ist, um möglichst störungen zu vermeiden. was ist denn nun eine störung beim schreibprozess? hier ein paar beispiele:

  • telefonklingeln
  • ein computer im internet-modus, der jede neu eingegangene mail meldet (entweder lautstark oder durch zeichen auf dem bildschirm)
  • nachbarschafts- und baulärm (oder anderer lärm)
  • lebensabschnittsgefährtInnen, die das schreiben nicht ernst nehmen und davon ausgehen, man unterbreche das schreiben bei fragen oder anrufen jederzeit.
  • kinder
  • spontane besuche von bekannten und freundInnen
  • kollegInnen, die mal kurz im büro vorbeischauen
  • haustiere, die versorgt werden wollen
  • hunger und durst

die liste kann je nach persönlichen lebenssituationen und schreibanlässen erweitert werden. in der beratung stellt sich die frage, wie mit den störungen umgegangen werden kann. dabei landet man oft bei dem thema, wie man sich für ein eigenes interesse oder eine eigene tätigkeit freiraum schaffen kann. man muss vor allen dingen den mut aufbringen, die eigenen bedürfnisse klar zu formulieren. auch in diesem kontext sind beraterInnen gefragt: „mut aufbringen“.

denn man kann nicht erwarten, dass mitmenschen ein gleich großes interesse für die eigenen vorlieben und arbeitsweisen entwickeln. aber man darf eine störungsfreie zeit einfordern, in der man den eigenen schreibaufgaben nachgehen kann. dies kann man auch für seinen arbeitsplatz einfordern oder Weiterlesen

biografisches schreiben und kombinieren

wenn man sich seine lebensgeschichte anschaut, dann gab es mit großer wahrscheinlichkeit immer wieder ereignisse, die sich ähnelten aber jedesmal unterschiedlich verliefen, je nachdem, welche menschen aufeinander trafen, was in der folge passierte. selbst wenn man sich bemüht, alle äußeren bedingungen identisch zu gestalten, hat jedes ereignis seine ganz eigenen regeln und verläufe. es lässt sich nichts vorhersagen.

beim biografischen schreiben kann man den blick auf die ereignisse werfen, die einen am meisten erstaunten. man dachte, man weiß, was passieren wird, ahnte die folgen der kombination und wurde überrascht. listen sie doch einmal die überraschungen ihres lebens auf. und schauen sie, wie sie mit den überraschungen umgingen. die spontanen reaktionen sind oft die spannendsten, wenn man sich selber noch ein wenig kennenlernen möchte.

natürlich kann man sich noch ganz andere kombinationen des eigenen lebens anschauen. welche menschen brachte man gern zusammen, mit welchen menschen brachte man sich selber gern zusammen und welche menschen passten gar nicht in einen raum? woran lag es, was geschah?

oder blicken sie auf ihre ästhetische welt: welche farben, welche muster und welche kleidung haben sie gern zusammengebracht, wurden zu ihren erkennungszeichen? warum gefielen ihnen die kombinationen? wie reagierten andere Weiterlesen

„frei geschrieben“ von judith wolfsberger – ein buchtipp

auch dieses buch widmet sich dem wissenschaftlichen schreiben wie das vor kurzem vorgestellte buch. aber die herangehensweise der autorin ist eine völlig andere. hier werden schreibübungen und schreibanregungen zu den einzelnen arbeitsschritten gegeben, die ihre nähe zum kreativen schreiben nicht verleugnen können.

das buch von judith wolfsberger enthält schon im titel eine idee vom lustprinzip beim wissenschaftlichen arbeiten: „frei geschrieben – mut, freiheit & strategie für wissenschaftliche abschlussarbeiten„. es zeigt die schwierigkeiten, in die man beim verfassen einer wissenschaftlichen abschlussarbeit geraten kann, offen und unverblümt auf. und die autorin nimmt kein blatt vor den mund, wenn sie die situationen an den hochschulen beschreibt. die situationen, die es zusätzlich erschweren, eine interessante und spannende wissenschaftliche abschlussarbeit zu verfassen.

judith wolfsberger regt zu einer unkonventionelleren herangehensweise an, die vor allen dingen darauf ausgerichtet ist, für sich selber eine angenehmes zeitmanagement zu finden, in einen schreibfluss zu kommen und gleichzeitig fantasie und kreativität in die eigenen wissenschaftlichen texte einfließen zu lassen. dabei gibt sie schreibanregungen, die in kurzer zeit umzusetzen sind.

am besten eignet man sich das buch einige zeit vor dem verfassen einer abschlussarbeit an, um genug zeit für die umsetzung zu haben. dies wird einem später große vorteile bringen: die angst vor dem verfassen einer wissenschaftlichen abschlussarbeit könnte verflogen sein. das buch bietet viele beruhigungen und vor allen dingen anregungen zur zeitstrukturierung an. ein durchweg empfehlenswertes buch. es ist bei utb 2009 in der 2ten auflage erschienen. ISBN 978-3-8252-3218-4

web 2.0 und mut

klingt erst einmal komisch, im netz mut zu benötigen. viele machen sich darüber wahrscheinlich überhaupt keine gedanken. da ist ein netz, in dem sich viele menschen bewegen, mit denen möchte ich kommunizieren, spielen oder daten austauschen, warum also noch einen gedanken verschwenden. die dimension ihres handelns wird ihnen oft erst später bewusst.

andere nehmen diese dimension gedanklich vorweg. sie malen sich auch, was alles passieren könnte, wenn man sich nur mit ein paar worten an die weltöffentlichkeit wendet. die überwindung ist groß (mal abgesehen von der diskussion um die sinnhaftigkeit) und es bedarf mehrerer anläufe, um alles zu bewältigen.

und dann gibt es noch den schock. man hat einmal was geschrieben und bekommt anschließend panik, ob dies im web überhaupt richtig platziert ist, von anderen verstanden wird oder ob es nachgefragt wird. alle drei aspekte benötigen an einem bestimmten punkt mut. den mut, auszuhalten, nicht zu wissen, was andere mit dem, was man geschrieben hat, machen. den mut zu realisieren, dass das geschriebene nun jeder lesen kann.

journalistInnen lernen dies im laufe ihres berufslebens, sie stehen in kontakt mit den leserInnen und vor allen dingen mit redaktionen, erhalten also auch ein professionelles feedback. die einzelnen web-schreiberInnen erleben dies erst einmal nicht. vieles versinkt im netz und taucht nie wieder auf. abseits der großen frustration, die es auslöst, Weiterlesen

schreibpädagogik und mut

im zusammenhang mit schreibgruppen und deren anleitung gibt es zwei aspekte, die mut erfordern. zum einen ist mut notwendig, an einer gruppe teilzunehmen, zum anderen ebenso mut notwendig, eine (schreib)gruppe anzuleiten und gruppendynamische prozesse zu gestalten.

der mut, an einer gruppe teilzunehmen: ganz gleich was für eine gruppe man besucht, der erste schritt ist für viele der schwerste: HINGEHEN. sich keine gedanken darüber zu machen, wie es werden könnte. im vorfeld kann man das nie bei einer gruppe wissen. wenn man nicht einzelne teilnehmerInnen schon kennt, dann ist es immer eine überraschung, wen man in den gruppen treffen wird. das kann sowohl gut gehen als auch (selten) schlecht laufen.

einfacher ist es, wenn alle neu in der gruppe sind. dann kann man davon ausgehen, dass die anderen teilnehmerInnen genauso aufgeregt sind, wie man selber. geht man aber in eine existierende gruppe, dann kann die angst aufkommen, dass die anderen sich ja schon gut kennen und man selber niemanden. aber auch dies ist normalerweise kein problem, da alle das gefühl kennen, neu in eine gruppe zu kommen. darum gibt es immer wieder einzelne, die einen begrüßen und erste informationen geben. ist die gruppe angeleitet, dürfte dies sowieso kein problem sein.

und dann geht es natürlich um bewertungen. die gedankliche vorwegnahme von bewertungen durch die anderen teilnehmerInnen stellt für viele eine hürde dar. gern wird davon ausgegangen, dass das eigene auftreten kritisiert werden wird und explizit bei schreibgruppen, dass das vorgelesene nicht gut ankommt. hier kommt der mut ins spiel, sich über die eigenen ängste (die häufig unbegründet sind) hinwegzusetzen. Weiterlesen

liste (40) – mut

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um den „mut„.

situationen, in denen mich der mut verlassen hat:

die mutigsten menschen für mich:

meine eigenen mutigsten momente:

und in diesen situationen hätte ich in zukunft gern großen mut:

biografisches schreiben und mut

lernen zwei menschen sich kennen und schätzen, erzählen sie sich gern gegenseitig aus ihrer vergangenheit. was man so gemacht hat, wie es einem erging oder auch wo man gerade steht. eigentlich findet tagtäglich biografisches storytelling statt. doch beim kennenlernen werden gern die schwierigen situationen ausgespart. man erzählt sich nicht gleich von den größten ängsten, die einen begleiteten, von den krassen erlebnissen, die man hatte. nur manchmal geschieht das gegenteil, dann werden von anfang an die abgründe ausgebreitet. auch dies kann eine strategie sein, interesse beim gegenüber zu wecken. aber dann werden meist die schönen momente ausgespart.

das biografische schreiben kann dazu dienen, alle aspekte des eigenen lebens zu erzählen: schriftlich und erst einmal sich selber. es gehört eine gehörige portion mut dazu, sich den aspekten des lebens anzunähern, die man gern vor sich selber ausspart, die man beim kennenlernen anderer weglässt. und um es vorsichtig zu formulieren, der schritt muss nicht immer schön sein. er hat aber meist einen therapeutischen effekt: man hat noch einmal alles durchgearbeitet und kann es nach dem aufschreiben auf die seite legen.

es gibt keinen zwang, das biografische schreiben, zum aufhellen der eigenen dunklen flecken zu nutzen. es ist jedoch ein phänomen, dass das schreiben an sich förderlich ist, sich an dinge zu erinnern, die man bis dahin gut vor sich selber versteckte. da bedarf es zweierlei mut, Weiterlesen

schreibberatung und mut

der mutigste schritt besteht wahrscheinlich darin, sich einzugestehen, dass man allein nicht weiterkommt und hilfe benötigt. denn unsere gesellschaft ist zwiespältig in bezug auf zu erbringende leistungen. schreiben wird sehr einseitig gelehrt. der schwerpunkt liegt auf schönschrift und grammatik, andere formen der lehre tauchen nur selten auf. gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass in bestimmten situationen das schreiben und formulieren von allein funktioniert. alle gehen davon aus, dass man sich nur ein wenig zusammenreissen müsse und schon läuft es wie beim aufsatz-schreiben in der schule.

ich möchte hier keine drohgebilde produzieren. ja, es kann so einfach laufen, und das ist schön. aber das schreiben kann auch schwer fallen. wenn aber alle drumherum zu verstehen geben, dies dürfe nun wirklich nicht das problem sein, dann fängt man an, sich zu fragen, was man nur falsch mache. der nächste schritt, nämlich zu sagen, ich brauche hilfe, bei mir läuft das nicht so locker, wie es andere formulieren, ist ein erschwerter.

es hat sich bei uns noch nicht etabliert, davon auszugehen, dass man schreiben auch in bezug auf die ideen und die kreativität lernen kann. hier schwirrt die schriftstellerInnen-aura durch die vorstellungen: entweder man habe talent oder eben nicht, einen ansprechenden und lebhaften text produzieren zu können. im job und in den wissenschaften sei dies sowieso nicht so notwendig. mutig ist es, sich aus diesen vorstellungen freizustrampeln.

mutig ist es auch, den nächsten schritt zu machen, sich beraterInnen zu suchen. zu telefonieren oder zu mailen, um einen termin zu vereinbaren, und dabei immer wieder seine schreibgeschichte offen zu legen. es sich selber einzugestehen, dass man hilfe benötigt ist etwas anderes als dann auch noch unbekannten dritten von den persönlichen schwierigkeiten zu berichten. jedoch, ist dieser schritt geglückt, dann Weiterlesen

selbstbefragung (101) – mut

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „mut„.

  • wofür hätten sie gern mehr mut? beschreiben sie.
  • wann wandelt sich für sie mutigkeit in sorglosigkeit?
  • welches war bis jetzt ihre mutigste handlung in ihrem leben?
  • und wann hat sie der mut verlassen?
  • was halten sie von mutproben? warum?
  • wer in ihrem umfeld erscheint ihnen besonder mutig?
  • woraus schöpfen sie ihren lebensmut? erklären sie.
  • dürfen sie auch einmal schwach sein? warum?
  • welche reaktionen lassen ihren mut schwinden?
  • mut, angst, selbstbewusstsein und selbstschutz hängen zusammen. wie kombinieren sich diese aspekte bei ihnen, in ihrem leben?

kreatives schreiben und mut

ja, man kann über helden schreiben, die mutig die welt, menschen oder auch nur den kanarienvogel retten. „mut“ taucht als motiv in geschichten immer wieder auf. doch viel interessanter scheint mir der blick darauf, wie viel mut es kostet, kreativ zu schreiben. das mag in den ohren mancher etwas seltsam klingen, ist es doch nur ein wenig geschichten schreiben, etwas, das in der vorstellung unbeteiligter in die kategorie „das machen frauen in der volkshochschule“ (nichts gegen hausfrauen) gehört.

hier fängt die sache mit dem mut schon an. es ist mutig, sich hinzusetzen, entgegen aller abwertender vorurteile, zum stift zu greifen und der eigenen fantasie freien lauf zu lassen. diejenigen, die diese vorstellung possierlich finden und das kreative schreiben mit schulfaufsätzen vergleichen, scheuen diese form des ausdrucks meistens. denn dabei handelt es sich um den zweiten mutigen schritt: persönliches in einen text einfließen zu lassen.

im vorfeld weiß man nie, was das schreiben mit einem macht. man kann sich ein thema vornehmen, recherchieren und nachdenken, einen plot entwickeln und dann feststellen, dass sich die geschichte in eine ganz andere richtung entwickelt, als man es sich vorstellte. schreiben birgt immer die chance (oder gefahr) in sich, dass dinge einfließen und handlungen geschehen, die im schreibfluss nicht kontrolliert werden können. schreiben kann auch einen mutige form des kontrollverlusts sein, und eben ein ausdruck ganz persönlicher gefühle.

wenn man das kreative schreiben in einer schreibgruppe praktiziert oder es wagt, texte von sich der öffentlichkeit preis zu geben, dann unternimmt man den nächsten mutigen schritt. denn die reaktion der anderen Weiterlesen

schreibidee (259)

worüber schreiben sie am liebsten nicht? was fällt ihnen beim schreiben schwer? wann wird schreiben ein balanceakt? tja, da könnte so etwas wie angst im spiel sein (das müsste nicht, ist aber oft). man kann versuchen, das zu überwinden und sich dann in textexperimente stürzen, die man bis dahin noch nicht beschritten hat. vielleicht ist diese schreibanregung eine kleine unterstützung auf dem weg zu außergewöhnlichem. ich nenne es einfach „mut und wut„.

gestartet wird in der schreibgruppe mit einer frage: welches thema umgehen sie bis heute bei ihrem kreativen schreiben? gibt es etwas, worüber sie gern schreiben würden, sich aber nicht trauen? die teilnehmerInnen notieren sich ihre hürden und nicht-geschriebenen-textbeispiele. nun wählen sie sich zwei aus und umreissen kurz, worüber sie schreiben würden. diese textvorschläge werden nicht in der schreibgruppe vorgestellt, da sie sehr persönlichen charakter haben könnten.

anschließend wird von der schreibgruppenleitung ein kleiner exkurs darüber gehalten, dass es beim kreativen schreiben erst einmal keine moralischen und ethischen schranken gibt, diese nur zu achten und beachten sind, wenn etwas veröffentlicht wird, man seine texte anderen zur verfügung stellt. dies gilt natürlich auch in schreibgruppen. dies ist die einleitung, die gruppenteilnehmerInnen dazu einzuladen, sich einem thema zu widmen, über das zu schreiben sie sich bisher nicht trauten.

denn nun soll eine geschichte geschrieben, die nicht von mut handelt, sondern mut kostet. es gibt keine vorgabe, was das sein soll. schon vorab wird mitgeteilt, dass sie nicht vorgelesen werden muss und dass es keine feedbackrunde geben wird. aber alle sollten sich an einer persönlichen hürde versuchen. in diesem zusammenhang scheint es notwendig, dass die schreibgruppenleitung sehr aufmerksam ist. sollte auffallen, dass es jemandem schlecht geht bei dem versuch, die eigenen hürden zu überwinden. man darf jederzeit abbrechen, ja sogar die gruppe verlassen. auf der anderen seite sollten die hürden nicht zu hoch angesetzt werden. niemand muss sich in der schreibgruppe beweisen.

nach dieser anstrengenden phase kann wer will seinen persönlichen mut-text vorstellen. es wird definitiv kein feedback gegeben. dann sollte ein wenig durchgeatmet werden und der fokus wird auf die wut gerichtet. denn man kann sich neben der überwindung von hürden, auch in rage schreiben. davor scheuen ebenso viele schreibende zurück. doch warum nicht einmal schriftlich ungerecht, sauer, ausfallend werden und die contenance verlieren?

alle teilnehmerInnen können vorab eine kleine liste erstellen, worauf sie wütend sind. dann wird ein punkt ausgewählt und losgelegt. auch diese texte müssen nicht vorgestellt werden, auch zu diesen geschichten gibt es kein feedback (denn zur wut anderer lässt sich schwer ein feedback geben). anschließend kann wieder, wer möchte, seine geschichte vortragen.

dieses mal scheint es doppelt wichtig, zum schluss des schreibgruppentreffens eine ausführliche feedbackrunde durchzuführen. nicht zu den texten wird eine rückmeldung gegeben, sondern zur erfahrung, sich auf ein terrain zu begeben, das man bis jetzt gescheut hat. es kann befreiende aber auch angstmachende wirkung haben.

schreibberatung und saftig

ein skurrile kombination. wie kann schreibberatung saftig werden? oder was ist überhaupt eine saftige schreibberatung? damit meine ich eine schreibberatung, die lust am schreiben fördert, die die eigenmotivation zum laufen bringt. und ich meine eine schreibberatung, die die offenen, direkten und kräftigen worte sowohl im text als auch in der kommunikation bevorzugt.

wir sind oft zu vorsichtig im umgang miteinander, gerade im beratungskontext geht es sehr sanft und zurückhaltend zu. das ist auch oft notwendig, um die verunsicherung der ratsuchenden aufzufangen und die ängste zu nehmen. doch ist dieser schritt vollzogen, dann hat sich eine vertrauensbasis aufgebaut, die es möglich macht, ins detail zu gehen. nun kann es darum gehen, die richtigen worte zu finden.

in diesem moment sollten sich menschen fragen, welche bücher, welche texte sie am liebsten lesen. es sind meist nicht die dezenten, braven und zarten wortgebilde, die einen zum nachdenken anregen und das interesse wecken. es sind die frechen, kecken und direkten formulierungen, die einen fesseln, binden und zustimmen lassen. schaut man sich die romane an, die gern gelesen werden, entbehren sie oft jeglicher realität. sie übersteigern geschehen und ereignisse, sie driften in fantasiewelten ab und sie lassen zufälle aufeinander folgen, die kaum vorstellbar sind.

nun kommt selten jemand in eine schreibberatung, der einen roman schreiben will. doch auch eine wissenschaftliche arbeit oder ein bericht kann wie eine karteileiche erscheinen, in der daten aneinander gereiht sind. oder es kann ein erfrischender text sein, der einen zum nachdenken anregt, der eindeutige thesen enthält, die dann mit daten unterfüttert werden. nachdem dieser text gelesen wurde, weiß ich als leser, wo der autor, die autorin steht. um zu solch einem text zu gelangen, benötigt es ein wenig mut und vor allen dingen Weiterlesen

schreibberatung und mut zur langsamkeit

wer in die schreibberatung kommt, steht meist unter zeitdruck. es muss etwas fertiggestellt, abgegeben oder konzipiert werden. wenn dann noch eigene hohe ansprüche oder erwartungen dazu kommen, dann steigt der stresspegel und das arbeiten fällt beständig schwerer. in diesen momenten müsste eigentlich die notbremse gezogen werden, um sich dem schreibprozess anders annähern zu können.

doch wie kann man vermitteln, dass es auch unter zeitdruck hilfreich sein kann, sich zeit zu nehmen, um schritt für schritt wieder in den schreibprozess einzusteigen? neben der vermittlung von schreibtechniken sollte aufgeschlüsselt werden, wie schreibende sich selber unter druck setzen. dies ist ein prozess, der eine gewisse zeit benötigt. denn man hatte gelernt, dass man an sich selber hohe ansprüche zu stellen hat. es geht darum zu erkennen, dass keine bestrafung und große sanktion erfolgt, wenn das endergebnis nicht ganz perfekt ist.

der lernprozess, nicht gleich mit dem schlimmsten zu rechnen, wenn das geschriebene nicht den eigenen ansprüchen genügt benötigt zeit. logisch können viele ratsuchende die grundsituation erfassen. sie sehen, dass sie durch die hohen erwartungen an sich selber eher zu gar keinem ergebnis kommen, dass sie sich selber im wege stehen. aber emotional ist ein veränderungsprozess schwer umzusetzen, ist es nicht leicht umzulernen.

beraterInnen können im laufe der zeit vermitteln, dass kleine schritte nacheinander überhaupt wieder in den schreibprozess führen, ja sogar ergebnisse hervorbringen. Weiterlesen

wie schreibe ich kreativ?

ich möchte gern den kommentar von regido aufgreifen und behaupten: kreativ schreibt man dann, wenn man den mut aufbringt, die beschränkungen und konventionen des schreibens, zumindest ansatzweise, zu überwinden. eine der größten hürden ist sicherlich die vorstellung, dass man sich erst dann schriftlich äußert, wenn gedanken und geschichten ausgereift sind, qualitativ hochwertige produkte sind. dabei wird unterschätzt, wie profan die meisten schriftstellerInnen ihre werke beginnen.

hier steht die vorstellung vom großen mut, der notwendig ist, um sich zu äußern, um kreativ sein zu können, um sich bewusst in beziehung zu anderen zu setzen, im widerspruch zu den kleinen schritten, die alle menschen eigentlich machen. das überschreiten von regeln und konventionen wird natürlich mit sanktionen belegt und es kann nicht von einzelnen erwartet werden, locker diese „grenzen“ zu überschreiten und alle konsequenzen in kauf zu nehmen. doch oft wird die hürde selber so hoch veranschlagt, dass es gar nicht die sanktionen sind, die bremsen, sondern die eigenen vorstellungen.

zweigleisiges vorgehen erscheint mir sinnvoll. das eine ist, sich bewusst zu machen, was mich erwartet, wenn ich anfange mit allem zu spielen, mit worten, sätzen und erlebnissen. was ist das schlimmste, das mir passieren kann, wenn ich meine ideen zu papier bringe? sollte die bedrohung zu groß erscheinen, kann ich mich strategisch verhalten. ich kann zum einen die erwartungen an mich bedienen und mich im rahmen der konventionen bewegen. gleichzeitig kann ich aber für mich, kleine schritte versuchen. das wäre sozusagen das zweite gleis. es muss nicht gleich der große schriftliche wurf sein. es genügt vielleicht schon einmal ein abc-darium, eine kurz-kurz-geschichte oder einfach „nur“ ein brief an jemand anderen.

das schöne an den kleinen schritten ist es, dass auch sie schon das gefühl vermitteln können, etwas geschaffen zu haben, aus sich und der umgebung geschöpft zu haben. es fühlt sich gut an. Weiterlesen

schreibpädagogik und mut zur fantasie

ob herr der ringe, harry potter oder grimms märchen, all diese geschichten strotzen vor fantasie. da können dinge sprechen, die es bis dahin nicht konnten, da haben gegenstände energien, verursachen wirkungen und folgen, die einem nicht in den sinn kämen und da tauchen wesen auf, die irgendwo eine winzige menschliche komponente haben, aber doch andere wesen sind. würde man einzelne aspekte dieser geschichten herausgreifen und in den alltag einbringen, würden einen die anderen für verrückt erklären: „mein kater hat heute mit mir gesprochen“ (der gestiefelte kater). „ich habe ein bonbon gegessen, dass eiterpickel in meinem gesicht entstehen ließ“ (ein produkt der wesleys).

doch beim mut zu fantasie geht es genau darum. gegen alle widerstände der vernunft und des anstandes etwas denken, das eigentlich nicht gedacht werden sollte. sich gedanklich in welten begeben, die unglaubwürdig sind. bekannt ist zum beispiel das schlaraffenland, das auf der vorstellung der erfüllung beinahe aller wünsche basiert. grundlage ist wahrscheinlich das paradies. und der mensch glaubt immer noch, dass er daraus verstoßen wurde. so hat er sich zu disziplinieren, auch gedanklich, um irgendwann wieder den zutritt zum paradies zu erlangen.

doch das paradies, zumindest in der vorstellung, existiert weiter im menschen. also muss man nur worte für das paradies finden, wesen, die einem schon immer begegnen sollten benennen und vielleicht eine spannende begebenheit neben der wunscherfüllung platzieren. man kann das. die gefahr besteht eigentlich nur darin, dass man das fantasierte mit der realität verwechselt und dann irgendwann wieder auf den harten boden der tatsachen knallt. gedankenflüchtlinge, tagträumerInnen, fantasten sind die bezeichnungen der welt für menschen, die sich in ihrem mut zur fantasie nicht beirren lassen.

die schreibpädagogik bietet eine grundlage, die eigene fantasie wieder aufblühen zu lassen. Weiterlesen

selbstbefragung (12) – furcht

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „furcht„.

  • was ist für sie der unterschied zwischen furcht und angst?
  • wovor fürchten sie sich momentan am meisten? warum?
  • wer oder was hat ihnen immer wieder ihre furcht genommen?
  • würden sie gern ein leben ohne furcht führen? begründen sie?
  • erinnern sie sich an fürchterliche dialoge in ihrem leben? wie verliefen diese?
  • manches erscheint aus der ferne furchtbar und wenn man näher rangeht wird es klein und unbedrohlich. in welchen zusammenhängen haben sie dies erlebt?
  • welche menschen fürchten sie und warum?
  • welche ereignisse fürchten sie und warum?
  • fürchten sich menschen vor ihnen? welche und warum?
  • haben sie sich schon einmal vor sich selber gefürchtet? was war passiert?