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leben neben der berliner feuerwehr (12)

senatsgeförderte ruhestörung durch berliner beamte. 22.30 uhr, gerade eben, die hitze lässt nach, der wind ist erfrischend. alle menschen um die feuerwache herum öffnen fenster und türen, um ihre wohnungen zu lüften, um den frischen wind und den abend zu genießen. eine ruhige wohngegend. der dienst der berliner beamten hat um 18.00 uhr begonnen.

um 22.30 uhr genießt man mit freunden, die zu besuch gekommen sind, gemeinsam kühle getränke auf der feuerwache, man unterhält sich über gott und die welt in einer lautstärke, damit es auch alle nachbarn in ihren wohnzimmern mitbekommen können. und man wäscht einen privat-pkw, wie man eigentlich von morgens bis abends bei schönem wetter einen privat-pkw wäscht. wie man schon seit 20 jahren seinen privat-pkw wäscht. denn man hat nichts zu tun. nichts außer ständigem autotüren schlagen, da der pkw ja auch rundum gereinigt werden muss. ach so, der grill ist auch wieder aufgebaut, die gemütliche sitzecke im hinterhof, alles was ein laubenpieper braucht.

seit 20 jahren schaffen es weder senat, noch bezirk, noch ordnungsamt, noch die feuerwehr selber, dafür zu sorgen, dass sich ihre eigenen beamten an ihre eigenen regeln halten. tja, und da soll , wie heute gehört, jemand festgestellt haben, dass es in berlin wenig korruption gebe 😉 ein schelm, der böses dabei denkt.

das leben neben der berliner feuerwehr demnächst auch auf http://www.kiez-on-the-blog.de .

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die lange buchnacht in der oranienstrasse – ein veranstaltungstipp

die o-strasse in berlin ist bekannt. leider ist sie inzwischen so bekannt, dass auch sie, wie viele gebiete kreuzbergs und neuköllns touristisch überrollt wird. und doch, unterscheidet sich die oranienstrasse auch hier von mitte. denn neben der touristischen bespassung bleiben doch eine menge alternative, linke und so36er-mäßige angebote bis jetzt übrig.

dazu gehört auch die etablierung einer langen buchnacht vor über 10 jahren. es wird gelesen, es wird an vielen orten gelesen und es wird stundenlang gelesen. es wird für kinder gelesen, es wird in verschiedenen sprachen gelesen, es wird für erwachsene gelesen, es wird ab 0.00 uhr gelesen, es wird aus einem lexikon gelesen, es gibt offene bühnen, es dreht sich alles um bücher.

die lange buchnacht findet dieses jahr am nächsten samstag, den 14ten mai, in und um die o-strasse herum von vormittags bis tief in die nacht statt. das große programm kann hier ( http://www.lange-buchnacht.de/ ) durchgearbeitet werden, um sich das spannendste auszuwählen. und wer nicht hören will, muss selber lesen.

(skurril mutet im programm an, dass die freiwillige feuerwehr friedrichshain dabei ist, die nicht liest 😉 )

„nachtstücke – ein lesebuch“ – ein buchtipp

dies ist kein neues buch, es ist kein aktuelles buch, aber es ist ein buch, das all die gedanken über nacht und dunkelheit versammelt, die der mensch schreibend zu papier bringen kann. die herausgeber hans ulrich hirschfelder und gert nieke haben sich daran gemacht, texte über die lichtlose zeit zwischen sonnenuntergang und -aufgang zusammenzustellen.

heraus gekommen ist das buch „nachtstücke – ein lesebuch„, das eine mixtur aus kurzgeschichte, kurz-kurz-geschichten und gedichten ist. vom dunklen, das angst macht, bis zu geschichten der nachtschwärmer und der liebenden, findet sich alles in dem buch. es ist eine wunderbare anregung über die nacht, über das leben in der nacht zu schreiben, eben auch über die dunklen seiten des lebens.

interessant wäre es auch noch gewesen, zu erfahren, ob die texte in der nacht oder am tag entstanden sind. versammelt in dem buch sind jedenfalls größere (arno schmidt, ingeborg bachmann, peter glaser…) und kleinere namen. auch das macht das buch so angenehm. es geht nicht um die nacht in der weltliteratur, in der deutschen literatur. es geht um den schriftlichen ausdruck über die nacht, und der findet sich in vielen verschiedenen texten. unterbrochen wird die textsammlung durch illustrationen von quint buchholz, die die nacht sichtbar einfangen. ein buch, das einen in nächtliche stimmungen bringen kann.

das buch ist schon 1988 bei suhrkamp in frankfurt am main als taschenbuch erschienen, vielleicht lässt es sich noch antiquarisch erstehen. ISBN 3-518-37987-9

biografisches schreiben und dunkelheit

erinnern sie sich an ihre ersten albträume als kind? irgendwann steht jedes kind einmal nachts auf und ruft nach seinen eltern oder kriecht zu ihnen ins bett, da es von bösen wesen oder unangenehmen dingen geträumt hat. ab diesem moment wird einem die wirkung der dunkelheit, der nacht, ein wenig bewusst.

dann entwickeln sich die menschen im laufe ihrer entwicklungen auseinander. die einen werden „lerchen“, menschen, die gern früh aufstehen und viel tageslicht mitnehmen, die anderen, „eulen“, sind die, die nachts am besten arbeiten können, die die nacht zum tag machen. sie haben sich mit der dunkelheit arrangiert und bevorzugen eventuell die stille die nachts einkehrt.

manche menschen schlafen bei vollmond schlecht, wenn er in der nacht aufgeht. sie können sich nicht erklären, wie die natur solche auswirkungen auf ihre befindlichkeit haben kann. in unserer „erleuchteten“ kultur und gesellschaft stellt dunkelheit eher etwas bedrohliches dar, da passt die schlecht geschlafene vollmondnacht gut dazu. aber haben nicht viele von uns auch ihren meisten sex in der dunkelheit, also jedenfalls ist es draußen dunkel, das schlafzimmer mag ja beleuchtet sein.

es lohnt sich, beim betrachten der eigenen lebensgeschichte einmal einen blick auf die nächte und in die dunkelheit zu werfen. wie hat man denn seine nächte verbracht. wer im krieg die wohnungen abdunkeln musste und die nächte in luftschutzkellern verbringen musste, der wird mit der dunkelheit eventuell dramatisches und bedrohliches verbinden. wer immer nachts gearbeitet hat, wird sich im laufe der zeit an diesen rhythmus gewöhnt haben und die anderen menschen mit ganz eigenen augen sehen.

aber man kann beim thema „dunkelheit“ im zusammenhangen mit dem biografischen schreiben noch einen schritt weiter gehen: was war das dunkelste kapitel in der eigenen lebensgeschichte? jeder mensch hat ein dunkles kapitel, das ihn über jahre begleitet. das müssen nicht immer hochdramatische oder grausame situationen sein. es genügt, dass es situationen sind, die einen nicht los lassen, Weiterlesen

kreatives schreiben und dunkelheit

ganz ohne licht lässt sich schwer schreiben, also zumindest mit stift und papier. erblindete menschen kennen den zustand und haben meist die blindenschrift erlernt, schreiben also, ohne etwas zu sehen. menschen, die das zehnfinger-schreibsystem gut erlernt haben können meist auch ohne licht recht fehlerfrei tippen, haben jedoch meist sowieso einen leuchtenden bildschirm vor sich, der es ihnen ermöglicht, ihre fehler gleich zu korrigieren.

aber es gibt auch die dunkelheit, die nicht tiefschwarze nacht bedeutet. sie hat etwas romantisches, wenn kerzen den raum erhellen. stanley kubrick hat einmal einen film gedreht, in dem es eine abend- und nachtszene gibt, die ohne scheinwerfer gedreht wurde. dazu musste er zwar erst einmal empfindlicheres filmmaterial erhalten, doch die bilder erzeugen eine einmalige atmosphäre. so kann auch das schreiben bei kerzenlicht eine besondere stimmung einfangen.

warum nicht mit der schreibgruppe den raum voller kerzen stellen und die beleuchtung auf sich wirken lassen (natürlich nur, wenn die gruppe während der dunkelheit stattfindet)? auch schreiben am lagerfeuer unter einem sichtbaren sternenhimmel (etwas, das in der großstadt und an ihren rändern schwer umzusetzen ist, da nur ein kleiner teil des sternenhimmels sichtbar ist) kann eine besondere stimmung einfangen. oder vor einem kamin sitzend, die lichter im raum sind aus. ebenso könnte man tische in einen garten tragen, fackeln drumherum stellen und eine schreibgruppe veranstalten.

mit großer wahrscheinlichkeit werden die texte in diesen schreibgruppen ein wenig romantischer, etwas sanfter. anders, als texte, die in einem gruseligen umfeld mit taschenlampe geschrieben werden. oder zum beispiel in einer höhle, einem tunnel oder einem bergwerk mit grubenlampe. auch dies wären möglichkeiten, sich der dunkelheit schreibend anzunähern. vielleicht kennen sie die nachtwanderungen aus kindheits- und jugendzeiten, die an orte führten, die sie bei tageslicht kannten, ihnen nun aber vollkommen anders erschienen. ein leintuch, eine lampe und ein paar schattenspiele, die als schreibanregung dienen können.

ganz besonders sind natürlich die vollmondnächte, Weiterlesen

leben neben der berliner feuerwehr (03)

ja, es wurde wärmer, ja, so langsam kriecht der sommer unter den wolken hervor, ja, die nächte sind auch warm. die konsequenz, wenn man neben der berliner feuerwehr lebt: hatte der löschzug des nachts einen einsatz, dann wird das gerät ungefähr eine halbe stunde lang in der tiefen nacht im hof überholt. die fahrzeughalle steht leer aber es scheppert und rumpelt durch die nacht ohne unterlass. faszinosum dabei ist es, kommt es zu ungefähr ebenso großen und ausführlichen einsätzen im winter oder bei schlechtem wetter, dann geht das nötigste ganz fix und der rest wird in der fahrzeughalle erledigt.

der große unterschied zwischen winter- und sommernächten besteht darin, das vielleicht auch noch einmal zum nachlesen für feuerwehrbeamte, dass anwohner ihre fenster und türen zu den hinterhöfen offen haben, um ein wenig frische luft schnappen zu können, nach den heißen tagen. viele davon haben vor allen dingen die schlafzimmer geöffnet. ich habe schon vor längerer zeit vorgeschlagen, die fahrzeughalle abzureißen, da sie sowieso keinen sinn mehr macht. und ich habe anscheinend die bedeutung des „tages der offenen tür“ falsch verstanden.

nun kann man natürlich darüber spekulieren, warum dieses zur hochform der inszenierung von geschäftigkeit auflaufende verhalten immer gern mit dem beginn der schulferien einhergeht. aber vielleicht ist es auch nur eine klimatische frage. und da wundert sich noch jemand, dass anwohner sich beschweren. aber laut ordnungsamt ist das ja ein privatgelände (wohl mit großem maschinenpark und nachtarbeit). ja, die lauen sommernächte 😆

kreatives schreiben und nachtleben

berlin hat einen vorteil: es gibt so gut wie keine sperrstunde. oder anders formuliert, in berlin sind die nächte für gewöhnlich lang. das hat sich zwar in den letzten jahren ein wenig verändert und so manche bezirke wirken früher verschlafen als noch vor ein paar jahren. aber wer möchte, kann sich immer noch die ganze nacht amüsierend um die ohren schlagen. wenn man dann am frühen morgen einen blick in diverse bars und kneipen wirft, dann kann man sich des eindrucks nicht erwehren, dass sich ein ganz anderes bild der menschen ergibt, als tagsüber und am späten abend.

diese momente des sonnenaufgangs und der ersten morgenstunden sind getragen von einer gelassenheit, die sonst selten in der hektischen großstadt zu finden sind. diese zeit bietet sich an, menschen in ihrem verhalten und ihren sehnsüchten zu beobachten. wer so lang unterwegs ist, sucht den schönen abschluss für den abend und muss meist nicht mehr gesitteten sozialen gepflogenheiten nachkommen. es scheint, als lösten sich die strengen regeln des zusammenlebens auf. dies nicht in einer negativ aggressiven richtung sondern eher in einer schönen wir-sind-zufrieden-atmosphäre.

und plötzlich bekommt man ein gefühl davon, wie menschen auch zusammenleben könnten, wenn sie die möglichkeit hätten beständig ihren eigenen bedürfnissen nachgehen zu können. darum zeigen sich in den nächten die menschen von einer ganz anderen seite, einer verletzlicheren, offneren. bei der suche nach protagonisten und geschichten gibt es deshalb einen ganz neuen blickwinkel, der manche neue schreibidee produzieren kann. einzige krux, man muss durchhalten, sitzen bleiben oder den wecker am frühen morgen klingeln lassen, um eine milieustudie durchführen zu können. berlin ist um diese zeit auch fertig, man kann eine stadt in solchen momenten ganz entblöst erleben. also ab ins nachtleben.

kreatives schreiben und uhrzeiten

schreibwerkstätten und schreibgruppen finden oft als workshops an wochenenden oder abends statt. die schwierigkeit an den wochenenden besteht darin, dass, um genug zeit zum schreiben zu haben, meist schon morgens angefangen werden muss. dies ist aber für etliche menschen am wochenende eher ein problem. deshalb erscheint es, sollte man schreibgruppen anbieten, sinnvoll, verschiedene angebote zu verschiedenen uhrzeiten zu machen.

so gibt es menschen, die gern ihre morgenseiten direkt nach dem frühen aufstehen verfassen, die also generell früh kreativ sein können. es gibt aber ebenso menschen, deren intensivsten schreibphasen eher spät oder nachts sind. diesen interessen wird selten rechnung getragen. liest man aber biografien von schriftstellerInnen, zeigt sich, dass viele das schreiben in der nacht bevorzugen. erstaunlich ist gleichzeitig, dass viele fortbildungen, gruppen und werkstätten generell der frühaufsteherkultur folgen. so werden unter der woche die gruppen möglichst zeitnah an das arbeitsende platziert und nicht in den späteren abend hinein, da viele am nächsten tag wieder früh arbeiten gehen müssen.

sicherlich ist es so, dass die techniken des kreativen schreibens einen lehren, dass man zu beinahe jeder uhrzeit und in jeder situation kreativ sein kann. doch ebenso sollten angebote auch das wohlfühlen mit berücksichtigen. also könnte es, neben den kleinen mahlzeiten zwischendurch und den rauchpausen, dazu gehören, auf die rhythmen der menschen rücksicht zu nehmen. das ist aber oft nicht der fall, auch nicht bei volkshochschulen oder in kulturzentren. die orientierung an gesellschaftlichen vorgaben ist sicherlich sinnvoll, nur die nischen sind kaum zu finden. denn eigentlich sind kreativität und wohlfühlen zwei dinge, die sich wunderbar ergänzen und gegenseitig befruchten können.

schreibidee (84)

psychologie und medizin wissen schon seit langem, dass sich die helligkeit und die sonneneinstrahlung auf das gemüt des menschen auswirken. sonnenstrahlen lassen die stimmung steigen und verursachen neben einem sonnenbrand heiterkeit. in einer schreibgruppe lassen sich deshalb in einem versuch „geschichten des lichts“ verfassen.

dabei können zur einstimmung die leiterInnen der gruppen zwei kurze texte vorstellen. einmal einen über die dunkelheit und dann einen über helles sonnenlicht. danach wird der raum verdunkelt, wenn die gruppe nicht sowieso zu einer jahreszeit wie jetzt stattfindet. da genügt es, das licht auszuschalten am späteren nachmittag und ein paar kerzen anzuzünden. nun soll ein text verfasst werden, der der stimmung im raum entspricht.

anschließend wird das licht wieder eingeschaltet und vielleicht noch ein paar zusätzliche lampen aufgestellt. das ist natürlich nur möglich, wenn zum beispiel die teilnehmerInnen der schreibgruppe oder die leiterInnen vielleicht ein paar stehlampen mitbringen können. nun ist wiederum eine text zur stimmung im raum zu verfassen.

die teilnehmerInnen begeben sich daraufhin in kleingruppen und stellen sich gegenseitig die „dunklen“ und die „hellen“ texte vor. sie diskutieren, ob sich unterschiede beim schreiben ergeben haben. und zum schluss verfassen alle teilnehmerInnen noch einen reflexion über den vergleich der „geschichten des lichts“. diese reflexionen werden der gesamten gruppe vorgestellt und erhalten ein feedback. übrigens können wir uns sicher sein, dass es zur zeit schon wieder von tag zu tag länger hell wird. 💡

schreibidee (72)

je früher es dunkel wird, und zur zeit wird es schon wieder sehr früh dunkel, desto leichter lässt sich ein zustand simulieren, der eine andere interessante welt zu tage fördert. die nacht. die idee besteht darin, dass eine schreibgruppe die eingefahrenen zeitschemata verlässt und sich spät am tage zum schreiben von „nachttexten“ trifft. gerade großstädte, wie zum beispiel berlin bieten sich an, ein leben zu erkunden, dass tagsüber nicht existiert. zum beispiel eine fahrt mit einem nachtbus bietet in einer halben stunde so viele schreibanregungen zu den fahrgästen, wie sonst nicht. allein die mischung und unterschiedlichkeit der personen wird meist tagsüber nicht erreicht.

besonders interessant erscheinen auch die unterschiedlichen stimmungen, die bei menschen in der nacht hervorgerufen werden. es hat sicherlich etwas damit zu tun, dass man „privater“ sein darf und viele nicht den regeln des arbeitslebens unterworfen sind. so bietet sich als erstes eine exkursion mit der schreibgruppe an, um dann an den üblichen schreibort zurückzukehren und die gesammelten eindrücke zu papier zu bringen. findet eine schreibgruppe nicht in einer größeren stadt statt, kann alternativ ein nachtspaziergang in der natur unternommen werden. auch die landschaften zeigen in der dunkelheit ein sehr verändertes gesicht mit ungewohnten geräuschen.

sind die nachtgeschichten verfasst und wurden sie gegenseitig vorgetragen, ein feedback gegeben, werden viele teilnehmerInnen inzwischen eine gehörige bettschwere erreicht haben. zum abschluss können in der schreibgruppe von den teilnehmerInnen in einer halben stunde noch „gute-nacht-geschichten“ verfasst werden. diese werden zum abschluss noch vorgelesen, bevor die schreibgruppe auseinandergeht, um endlich zu schlafen 😐