Schlagwort-Archive: nächte

„nachtstücke – ein lesebuch“ – ein buchtipp

dies ist kein neues buch, es ist kein aktuelles buch, aber es ist ein buch, das all die gedanken über nacht und dunkelheit versammelt, die der mensch schreibend zu papier bringen kann. die herausgeber hans ulrich hirschfelder und gert nieke haben sich daran gemacht, texte über die lichtlose zeit zwischen sonnenuntergang und -aufgang zusammenzustellen.

heraus gekommen ist das buch „nachtstücke – ein lesebuch„, das eine mixtur aus kurzgeschichte, kurz-kurz-geschichten und gedichten ist. vom dunklen, das angst macht, bis zu geschichten der nachtschwärmer und der liebenden, findet sich alles in dem buch. es ist eine wunderbare anregung über die nacht, über das leben in der nacht zu schreiben, eben auch über die dunklen seiten des lebens.

interessant wäre es auch noch gewesen, zu erfahren, ob die texte in der nacht oder am tag entstanden sind. versammelt in dem buch sind jedenfalls größere (arno schmidt, ingeborg bachmann, peter glaser…) und kleinere namen. auch das macht das buch so angenehm. es geht nicht um die nacht in der weltliteratur, in der deutschen literatur. es geht um den schriftlichen ausdruck über die nacht, und der findet sich in vielen verschiedenen texten. unterbrochen wird die textsammlung durch illustrationen von quint buchholz, die die nacht sichtbar einfangen. ein buch, das einen in nächtliche stimmungen bringen kann.

das buch ist schon 1988 bei suhrkamp in frankfurt am main als taschenbuch erschienen, vielleicht lässt es sich noch antiquarisch erstehen. ISBN 3-518-37987-9

Werbung

biografisches schreiben und dunkelheit

erinnern sie sich an ihre ersten albträume als kind? irgendwann steht jedes kind einmal nachts auf und ruft nach seinen eltern oder kriecht zu ihnen ins bett, da es von bösen wesen oder unangenehmen dingen geträumt hat. ab diesem moment wird einem die wirkung der dunkelheit, der nacht, ein wenig bewusst.

dann entwickeln sich die menschen im laufe ihrer entwicklungen auseinander. die einen werden „lerchen“, menschen, die gern früh aufstehen und viel tageslicht mitnehmen, die anderen, „eulen“, sind die, die nachts am besten arbeiten können, die die nacht zum tag machen. sie haben sich mit der dunkelheit arrangiert und bevorzugen eventuell die stille die nachts einkehrt.

manche menschen schlafen bei vollmond schlecht, wenn er in der nacht aufgeht. sie können sich nicht erklären, wie die natur solche auswirkungen auf ihre befindlichkeit haben kann. in unserer „erleuchteten“ kultur und gesellschaft stellt dunkelheit eher etwas bedrohliches dar, da passt die schlecht geschlafene vollmondnacht gut dazu. aber haben nicht viele von uns auch ihren meisten sex in der dunkelheit, also jedenfalls ist es draußen dunkel, das schlafzimmer mag ja beleuchtet sein.

es lohnt sich, beim betrachten der eigenen lebensgeschichte einmal einen blick auf die nächte und in die dunkelheit zu werfen. wie hat man denn seine nächte verbracht. wer im krieg die wohnungen abdunkeln musste und die nächte in luftschutzkellern verbringen musste, der wird mit der dunkelheit eventuell dramatisches und bedrohliches verbinden. wer immer nachts gearbeitet hat, wird sich im laufe der zeit an diesen rhythmus gewöhnt haben und die anderen menschen mit ganz eigenen augen sehen.

aber man kann beim thema „dunkelheit“ im zusammenhangen mit dem biografischen schreiben noch einen schritt weiter gehen: was war das dunkelste kapitel in der eigenen lebensgeschichte? jeder mensch hat ein dunkles kapitel, das ihn über jahre begleitet. das müssen nicht immer hochdramatische oder grausame situationen sein. es genügt, dass es situationen sind, die einen nicht los lassen, Weiterlesen

kreatives schreiben und dunkelheit

ganz ohne licht lässt sich schwer schreiben, also zumindest mit stift und papier. erblindete menschen kennen den zustand und haben meist die blindenschrift erlernt, schreiben also, ohne etwas zu sehen. menschen, die das zehnfinger-schreibsystem gut erlernt haben können meist auch ohne licht recht fehlerfrei tippen, haben jedoch meist sowieso einen leuchtenden bildschirm vor sich, der es ihnen ermöglicht, ihre fehler gleich zu korrigieren.

aber es gibt auch die dunkelheit, die nicht tiefschwarze nacht bedeutet. sie hat etwas romantisches, wenn kerzen den raum erhellen. stanley kubrick hat einmal einen film gedreht, in dem es eine abend- und nachtszene gibt, die ohne scheinwerfer gedreht wurde. dazu musste er zwar erst einmal empfindlicheres filmmaterial erhalten, doch die bilder erzeugen eine einmalige atmosphäre. so kann auch das schreiben bei kerzenlicht eine besondere stimmung einfangen.

warum nicht mit der schreibgruppe den raum voller kerzen stellen und die beleuchtung auf sich wirken lassen (natürlich nur, wenn die gruppe während der dunkelheit stattfindet)? auch schreiben am lagerfeuer unter einem sichtbaren sternenhimmel (etwas, das in der großstadt und an ihren rändern schwer umzusetzen ist, da nur ein kleiner teil des sternenhimmels sichtbar ist) kann eine besondere stimmung einfangen. oder vor einem kamin sitzend, die lichter im raum sind aus. ebenso könnte man tische in einen garten tragen, fackeln drumherum stellen und eine schreibgruppe veranstalten.

mit großer wahrscheinlichkeit werden die texte in diesen schreibgruppen ein wenig romantischer, etwas sanfter. anders, als texte, die in einem gruseligen umfeld mit taschenlampe geschrieben werden. oder zum beispiel in einer höhle, einem tunnel oder einem bergwerk mit grubenlampe. auch dies wären möglichkeiten, sich der dunkelheit schreibend anzunähern. vielleicht kennen sie die nachtwanderungen aus kindheits- und jugendzeiten, die an orte führten, die sie bei tageslicht kannten, ihnen nun aber vollkommen anders erschienen. ein leintuch, eine lampe und ein paar schattenspiele, die als schreibanregung dienen können.

ganz besonders sind natürlich die vollmondnächte, Weiterlesen