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biografisches schreiben und wohnen

wenn man sich den zeitschriftenmarkt und die ladenzeilen anschaut, dann sieht man schon, welche bedeutung wohnen bei uns hat. wenn man sich dann noch den werbespruch eines schwedischen möbelhauses ins gedächtnis ruft (wohnst du noch oder lebst du schon?), dann zeigt sich die enorme bedeutung des wohnens bei uns. und wenn man es dann mit anderen regionen auf dieser welt vergleicht, dann leben wir im luxus.

es ist nicht neu für unsere gesellschaft, dass wohnen eine große rolle spielt. selbst vor hundert jahren gab es moden für möbel und schnickschnack in wohnungen. doch damals waren die gedanken über die wohnungseinrichtung den wohlhabenden menschen vorbehalten. heute ist wohnung-einrichten ein zweig der privatsender. und je stärker das „nesting“ voranschreitet, also der zwischenzeitliche rückzug ins private, ins eigene nest, desto größer die bedeutung der eigenen vier wände.

beim biografischen schreiben kann man seine eigenen wohnkonzepte aufgreifen. es geht nicht nur darum, welche möbel einem gefallen haben, welches der erste größere wohnraum war, den man selbst einrichtete, sondern es geht auch darum, in welchem wohnumfeld man lebte oder leben wollte. ist man, nachdem man das zuhause verlassen hat, in eine wg, eine eigene wohnung oder schon ins selbstgebaute haus gezogen? wohnte man am rand einer stadt, mitten in der stadt oder doch lieber auf dem land? warum das alles? was waren die eigenen beweggründe für die gewählte wohnsituation?

natürlich kann man sich auch gedanken darüber machen, wie viel zeit man darauf verwendet, das eigene wohnen nach den eigenen vorstellungen zu gestalten. wie hoch sind die ansprüche? und vor allen dingen, welche bedeutung hat das wohnen für einen selber? was ist meine wohnung für mich? rückzugsort, treffpunkt, schlafplatz, familienlebensraum, arbeitsplatz, Weiterlesen

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nabelschau (10)

heimwerkerInnen-exzesse. ein gericht in spanien hatte vor ein paar tagen entschieden, dass dauerhafter lärm der folter gleich kommt, da ihm schwer auszuweichen ist, und eine hohe haftstrafe gegen eine kneipenbesitzerin verhängt, die die strasse mit popmusik beschallte. in deutschland sind die regelungen, was lärm angeht, eher schwach und es gibt berechtigungen andere konstant damit zu belästigen. nur bei der nachtruhe versteht dieses land keinen spaß.

dabei liegt das übel an ganz anderen orten. die dichte der baumärkte steigt konstant, denn „selbst ist der mann“, inzwischen auch die frau, beim verschönern des eigenen lebensumfeldes. von der kloschüssel bis zum parkettboden kann alles selbst installiert, verlegt, geschraubt und gehämmert werden. der feine unterschied zu professionellen anbietern des wohnungsverschönerungsgewerbes, bei heimwerkerInnen dauert die veränderung eine ewigkeit.

besonders menschen mit dem hang zum perfektionismus machen sich gern selbst ans werk, weiß man doch nie genau, ob die meisterbetriebe gründlich genug sind, wenn man ihnen nicht über die schulter schaut. so werden das eigenheim oder die ferienbutze mit großer liebe und sorgfalt im laufe der jahre in ein kleines paradies verwandelt. doch bis es so weit ist, nutzen die heimwerkerInnen jeden freien moment, meist momente, an denen andere menschen auch nicht der beschaffung des lebensunterhaltes nachgehen müssen, um zu basteln. dieses basteln setzt inzwischen alle möglichkeiten an brummenden, surrenden und ratternden geräten ein, die ein baumarkt gegen einen kleinen obulus zur verfügung stellt.

daneben soll es natürlich perfekt werden, soll heißen, kaum ist man am einen ende des häuschens oder der wohnung angelangt, kann man am anderen schon wieder anfangen. Weiterlesen