Schlagwort-Archive: ökologie

mein computer und ich – eine umgangslehre (15)

ökologie

wenn die glühbirne zu viel strom verbraucht, dann wird eine verordnung erlassen, die die produktion der klassischen glühbirne stoppt und energiesparlampen den weg bereitet. eine kluge entscheidung, die sicherlich gehörige stromersparnisse bringen und uns doch nicht im dunkeln sitzen lässt. doch wer erlässt verordnungen, dass computer und smartphones möglichst energiesparend funktionieren sollen? das, was wir bei den glühbirnen sparen verpulvern wir längst schon wieder durch unsere hochleistungsrechner.

je besser die rechenleistung der prozessoren wird, um so mehr strom verbrauchen sie, um so wärmer laufen sie. so ist eines der größten probleme großer rechenzentren die kühlung der heisslaufenden komponenten. für die kühlung muss abermals strom verwendet werden. kaum jemand macht die rechnung auf, wie viel strom im laufe der jahre für die digitalisierung unserer welt notwendig ist. bis jetzt sind die menschen vor allen dingen an immer schnelleren und komplexeren rechnern interessiert.

auch der weg ins netz sollte schneller und unkomplizierter gehen. die smartphones sollten an jedem ort der welt empfang haben, aufladbar sein und möglichst alle fähigkeiten eines computers besitzen. die energiebilanz all dieser entwicklungen (ganz abgesehen von der computer-produktion) ist keine gute. dabei handelt es sich um eine ähnliche milchmädchenrechnung wie beim elektro-auto. es wird nach dem motto „kernenergie nein danke – bei mir kommt der strom aus der steckdose“ gehandelt.

abgesehen davon, dass unsere computer ganze großraumbüros aufheizen (und man diese energie nutzen könnte) stellen sich die wenigsten die frage, was uns unsere rechenleistungen an strom wert sind. und wie immer fängt das ökologische gewissen im kleinen an:

  • wenn man den rechner nicht nutzt, dann kann man ihn auch ausschalten (der lustige bildschirmschoner mag zwar ansprechend aussehen, lässt das ding aber weiterlaufen). Weiterlesen
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wortklauberei (70)

„mozarella in „herzli“-form zum muttertag“

gelinde geschrieben, das ist käse. das ist irgendwie ein mix aus frischkäse und echtem käse. bitteschön, welche mutter möchte zum muttertag „mozarella in „herzli“-form„? ach ja, ich vergaß, liebe geht ja durch den magen. dann ist es natürlich romantisch, wenn man käse in herzli-form, tomaten in „scheibli“-form und basilikum in „blättli“-form verspeisen kann, dann noch olivenölchen in „tröpfli“-form drüber, leckerli. ach mutti, du bist doch die beste.

jedenfalls trällerte der hinweis auf den zuneigungs-mozarella in den letzten tagen immer wieder als werbetrailer einer öko-ladenkette aus dem radio. so gut die produkte geschmacklich und qualitätsmäßig sein mögen, die öko-läden und -produzenten rutschen bei ihrer wortwahl jedesmal daneben. wem ist nur diese gruselige verkleinerungsform eingefallen? und warum wirkt die werbung bei den ökos immer so altbacken, ja spaßfrei? und ist der muttertag nicht ein sehr umstrittener feiertag (so aus der gesellschaftskritischen ecke kommend)?

fragen über fragen, die einem wahrscheinlich niemand beantworten kann. sollte dieses marketing aber funktionieren, dann ist an alternativer lebensweise und der daraus resultierenden kundschaft doch zu zweifeln. oder man muss konstatieren, die alternative lebensweise ist in der mitte der gesellschaft angekommen. denn da gibt es schon länger zuckerschiffchen für den kaffee, bärli-wurst und marshmellows als osterhasen.

fantasieanregend ist diese werbung auf alle fälle, mir fallen dermaßen viele produkte ein: das spanferkli mit ofenkartöffelchen und kräuterliquärkli dazu. oder die prinzessböhnchen mit möhrchen an schweinelendchen im einem leckeren sößli. ach komm, lasst uns doch zum muttertag ins restaurantli gehen für eine gourmetli-mittagsesserchen 😛 .

nabelschau (27)

terror der freiheit oder die verantwortung für die richtige entscheidung. unser leben ist vielfältig, vielschichtig, bunt und vor allen dingen unübersichtlich. am besten zeigen ökologische konzepte oder chaostheoretische überlegungen, dass eine klare linie schwer zu finden ist. denn eigentlich kann man kaum überblicken, welche handlung welchen effekt haben wird. so bietet uns der alltag zwar viele möglichkeiten aber mindestens ebenso viele entscheidungshilfen.

das internet ist einer der besten orte, um sich darin zu verlieren. von link zu link geklickt landet man auf seiten, von denen eine interessanter als die andere ist. doch man hat überhaupt nicht die zeit, die geballten informationen, aufzunehmen, zu analysieren und daraufhin eine umfassende entscheidung zu treffen. je mehr wissen und damit möglichkeiten zur verfügung gestellt werden, um so stärker ist man zur selbstbeschränkung aufgefordert.

gern werden deshalb gewichtige entscheidungen nicht mehr ohne experten getroffen. doch schon gerichtsverfahren zeigen, dass gutachten durch andere gutachten leicht zu widerlegen sind. es gibt keine klarheiten und sicherheiten, die uns experten eindeutig liefern können, auch wenn wir sie gern hätten. doch wie soll man sich in dieser vielfalt noch entscheiden?

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nabelschau (24)

mit schneekanonen auf spatzen schießen. na dett war ja mal nen ordentlicher winter. man ahnt schon, dass nun die kritiker der klimawandeltheorie wieder auf den plan treten werden und uns erklären werden, dass an der ganzen hysterie, von wegen die erde erwärme sich, nichts dran sei. dass sich all die entwicklungen im rahmen der natürlichen klimaschwankungen bewegen würden.

gleichzeitig versagte vor einiger zeit die weltpolitik beim versuch, eine veränderung bei der umweltverschmutzung herbeizuführen. es wäre mehr möglich gewesen, doch man zögert weiter. ökologisch betrachtet, hat die natur da kein problem mit. geht das eine ökosystem hopps, baut sich ein neues auf. es mag für den menschen nicht attraktiv sein, lebensunwirtlich, aber für andere lebewesen bieten sich da sicherlich möglichkeiten.

der gutmensch sagt sich in solchen momenten, da muss etwas geschehen. also organisiert er eine demo. doch demos sind auch nicht mehr so interessant, seitdem man eigentlich täglich wegen irgendetwas auf die straße gehen könnte. also muss eine aussagekräftige demo her, ein event. vor etlichen wochen organisierte man in berlin eine schneemann-demo, um auf den klimawandel aufmerksam zu machen. hübsche idee, auch wenn aufgrund der vorjahre davon auszugehen war, es wird keinen schnee geben.

doch weit gefehlt, berlin hatte dieses jahr genug schnee. nur leider keinen für schneemänner. es war zu kalt, der schnee zu pulvrig. doch anstatt einfach eine eisschollen-demo auszurufen (und vielleicht knut drauf zu setzen), wurden schneekanonen nach mitte geschafft, um genug pappigen schnee produzieren zu können. nun fragt sich der unbedarfte mensch, womit werden schneekanonen eigentlich betrieben? mit wasser und viel strom (oder anderen energiequellen). so kam es zum inszenierten widerspruch. eine demo gegen klimawandel, hohen co2-ausstoss und energieverschwendung mit hilfe von energiefressenden schneekanonen. wahrscheinlich solarstrom-betrieben, um die umwelt zu schonen.

da hätte man dann auch gleich den klimawandel fordern können, damit die solarzellen in zukunft nur noch so jubilieren. aber immer noch besser als die verwendung der atomenergie zur brückentechnologie zu erklären wie es zur zeit geschieht, um weiter strahlend in die zukunft blicken zu können. ist schon scheisse, dass das leben so komplex ist.

am rande (06)

vielleicht sollte man einen etwas in vergessenheit geratenen begriff wieder ausgraben (es gibt ihn noch nicht einmal als deutschsprachigen eintrag bei wikipedia), der aber das zusammenspiel zwischen digitaler kommunikation und gesellschaftlicher entwicklung ganz gut erfassen könnte: die medienökologie. (immerhin gibt es einen kleinen englischsprachigen eintrag bei wikipedia, zu finden unter „media ecology„: http://en.wikipedia.org/wiki/Media_ecology )

es ist kein ganz neuer gedanke, dass es eine wechselwirkung zwischen den medien und der entwicklung der gesellschaft gibt. nun stellen das internet und der computer kein eigenes medium dar, sondern sie dienen als plattform für viele medien. aber das, was in diesen medien produziert und verbreitet wird hat sicherlich auswirkungen auf die gesellschaft, die wiederum veränderungen der medien (oder plattformen) vorantreibt.

so verändert das handy, die sms oder twittern sicher unsere kommunikation. doch die veränderte kommunikation fordert im gleichen zug technische neuerungen, die den neu entstandenen bedürfnissen noch gerechter werden. nicht ohne grund entwickeln sich die handys inzwischen zu tragbaren mini-pcs und vor allen dingen multimedia-geräten. es wäre spannend zu diskutieren, wieweit man dieses ökologische system an bestimmten punkten beeinflussen kann, damit es weiterhin eine fundierte und auch befriedigende kommunikation ermöglicht. wollen wir wirklich noch kürzere kommunikationsformen als das twittern oder sollte wieder mut zur länge von den technischen neuerungen unterstützt werden?

in den usa gibt es zumindest die „media ecology association“ (mea), die weiterhin versucht die theorie der medienökologie zu entwickeln. zu finden ist sie unter: http://www.media-ecology.org/ .

web 2.40 – schadstoffregister des umweltbundesamtes

vor 25 jahren träumte man in der ökobewegung davon, dass man endlich einmal erfahre, was die großen betriebe alles so in die luft, ins wasser und in den boden entlassen. es war schwer, an brauchbare daten zu kommen. man konnte zum beispiel nur sehen, dass ein kleiner fluss, wenn er an der papierfabrik vorbeigeflossen war, jeden wochentag eine andere farbe erhielt und sich schlagartig eintrübte. die behörden sahen dies als ein notwendiges übel wirtschaftlichen erfolgs. oder man fuhr an leuna vorbei und konnte aus den schornsteinen aufsteigenden qualm in den knalligsten farben beobachten.

inzwischen werden schadstoffproduktion und verbringung gemeldet und registriert. sicherlich nicht alles, aber wer es nicht tut, kriegt probleme, sehr viel mehr als früher. das vom umweltbundesamt geführte schadstoffregister steht nun allen bürgern im internet zur verfügung. dies ist nicht unbedingt eine konsequenz deutscher politik, wohl aber eine konsequenz europäischer. und immerhin ist das umweltbundesamt die erste europäische behörde, die der entscheidung folgt.

ein schöner erfolg, auch wenn er über 25 jahre gedauert hat. und natürlich sollte ein gewisses misstrauen gegenüber gemachten oder auch nicht gemachten angaben, nicht aufgegeben werden. nur dieses misstrauen führte im laufe der jahre dazu, dass überhaupt umweltschutz nicht mehr ignoriert werden kann und dass die ökonomischen folgen einer verschmutzten umwelt inzwischen in viele rechnungen eingehen.

zu finden ist das register unter http://www.prtr.bund.de . es kann nach ortsname, postleitzahl oder in einer deutschlandkarte gesucht werden. eine einfach zu bedienende oberfläche macht die wahl recht leicht und gibt vielfältige informationen. das freut den öko.

nabelschau (11)

ich will mein fahrrad abwracken. es gibt menschen in dieser gesellschaft, die ihre mobilität mit dem öpnv (öffentlicher personennahverkehr) und dem fahrrad erlangen. sie haben sich schon vor jahrzehnten überlegt, dass es in dieser gesellschaft zu viele autos gibt und dass sich der großteil der zurückzulegenden wege auch so bewerkstelligen lassen. diese menschen haben die arschkarte gezogen.

schon früher bei der pendlerpauschale konnten man sein fahrrad nicht berücksichtigen. das änderte sich zum glück vor geraumer zeit ein wenig. auch steuerlich lässt sich ein dienstfahrrad immer noch nicht geltend machen, war es doch die persönliche entscheidung auf ein auto zu verzichten. und jetzt wieder. die autoindustrie, die beständig daran gearbeitet hat, das sparsame auto nicht zu produzieren, obwohl dies technisch längst möglich ist, soll auf teufel komm raus gestützt werden.

die gesellschaft hat unsummen in den ausbau ihrer autobahnen und straßen gesteckt und behandelte den nahverkehr immer äußerst stiefmütterlich. die konsequenz: der nahverkehr erscheint für viele immer noch nicht attraktiv, da allein die anschlüsse einen gehörigen mehraufwand an zeit benötigen. ähnlich sieht es mit der bahn aus, die lieber nebenstrecken schloss, und den verkehr auf busse verlagerte, als ein attraktives angebot zu machen. dies fiel übrigens nicht vom himmel, sondern war politisch gewünscht. denn der aufsichtsrat der bahn ist von der bundespolitik getragen, wie man gerade feststellen konnte.

und so gibt es für ein neues auto geldgeschenke, also subventionen, die ich mit bezahle. doch wenn mein fahrrad durch häufigen gebrauch das zeitige segnet, dann muss ich dies vollständig selbst finanzieren. die ökobilanz des fahrrads wird nicht honoriert, die schlechte ökobilanz der einzelfahrerInnen wird noch unterstützt. skurril bei den zu erwartenden ökologischen folgen. aber versuchen sie mal, eine abwrackprämie für ihr fahrrad zu bekommen. obwohl diese industrie sicher auch unterstützung gebrauchen könnte.