Schlagwort-Archive: planung

nabelschau (66)

die muße-verachtung. bei begegnungen mit menschen kann man zur zeit etwas erschreckendes feststellen (na ja, ganz neu ist es nicht, aber gefühlt nimmt es zu) – viele laufen am limit. es gab sie schon immer, die gestressten, die wirbelwinde, die workaholics. der große unterschied besteht meiner ansicht nach darin, dass die hektik, die taktung und der stress nicht mehr frei gewählt sind. sie sind da in etwas reingerutscht, aus dem sie kaum mehr herauskommen.

noch interessanter wird das ganze, wenn man den nebeneffekt mitbekommt. selbst in momenten der totalen erschöpfung und am anfang der erholungsphasen wird von betroffenen der muße oder dem nichtstun abwehr und abwertung entgegengesetzt. die schwierigkeit besteht darin, dass sie sich dadurch selber abwerten. denn sie haben nichts nötiger, als eine längere ruhephase, als eine rückbesinnung auf sich selber. heutzutage gibt es nichts schlimmeres als nichts zu tun. ruhephasen stehen unter rechtfertigungsdruck.

also muss die freizeit ebenso gefüllt, getaktet und überfrachtet werden wie das arbeitsleben. oder die kräfte reichen nur noch zum zudröhnen, also zum beballern mit eindrücken und chemischen zusatzstoffen. ruhephasen geraten so zu störungen und sind oft genug gestört. schlafen klappt nicht mehr richtig, dösen ist unangebracht und gedanken schweifen lassen wirkt lethargisch in den augen vieler. und alle haben im hinterkopf, dass sich die außenbewertung vor allen dingen auch an einer sinnvollen gestaltung der freizeit orientiert. hier möchte man einen eindruck hinterlassen.

lang habe ich mich gegen den „mode“-begriff burn-out gewehrt. doch ich kann nicht umhin zuzugeben, dass es wohl mehr als eine mode ist, die selbst- aber vor allen dingen auch fremdüberforderung zu benennen. die körperlichen und seelischen reaktionen sind zu heftig. und vor allen dingen die abwehr gegenüber Weiterlesen

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mein computer und ich – eine umgangslehre (03)

gesellschaft

der begriff „gesellschaft“ ist eine sehr unklare struktur, also ein sammelbegriff für alle anwesenden in irgendwelchen grenzen oder strukturen. man kann die strukturen national betrachten, dann lässt sich feststellen, dass 7% der schwedInnen noch nie das internet genutzt haben, bei den deutschen sind es 17%, ach ja, und in rumänien 57% (laut der zeitschrift „brand eins“ im november). also lässt sich festhalten, nur noch ein sechstel der 16- bis 74-jährigen kennt das internet nicht.

somit müssen grob fünf sechstel unserer gesellschaft einen umgang mit dem computer pflegen (eventuell sogar mehr, da man computer nutzen und nicht ins internet gehen kann). doch was ist das für ein umgang? in mir festigt sich immer stärker das bild: ein naiver umgang. denn an den wenigsten bildungsorten wird der umgang mit dem computer und dem internet diskutiert. es wird hingenommen, dass manche dinge funktionieren und andere nicht. es wird viel an computern gearbeitet, aber es wird kaum geschult und gelehrt, wie weit sich durch die digitale arbeit unser leben verändert.

unsere gesellschaft vermittelt und diskutiert nur die funktionalität der geräte aber nicht die bedeutung und die einflüsse. es ist ein sehr kleiner teil der gesellschaft, der sich mit diesen fragestellungen auseinandersetzt. der großteil der bevölkerung möchte eigentlich nur, „dass die dinger funktionieren“. doch es gibt einen horrenden unterschied zwischen einem stift, der funktioniert, wenn er schreibt, und einem computer, der verarbeitet, umwandelt und präsentiert, wenn man an ihm schreibt. diese form der verarbeitung und umwandlung erscheint im schlichten alltäglichen gebrauch wie eine schreibmaschine. im etwas erweiterten gebrauch, wie dem internet, transportiert die digitalisierung aber bestimmte denkmuster, ablagesysteme und suchstrukturen.

daneben transportiert die gesellschaft noch ein ganz bestimmtes bild einer digitalisierung: den fortschritt, die angebliche vereinfachung von prozessen und eine verfügbarkeit, nicht nur von informationen, rund um die uhr. und hier bedingen sich gerät und auffassung Weiterlesen

schreibpädagogik und kommunikation

gruppen, auch schreibgruppen, anzuleiten, hat sehr viel mit der fähigkeit zu mündlicher kommunikation zu tun. denn obwohl in den gruppen die meiste zeit geschrieben wird, sollten die gruppenleitung klar und eindeutig sein. das fängt bei der formulierung der schreibanregungen an, denn sie sollten von jederman verstanden werden. es geht weiter über die fähigkeit gruppendynamiken zu erkennen und gegebenenfalls offen zu thematisieren. und es endet bei der kompetenz, auf persönliche krisen von (schreib)gruppenteilnehmerInnen eingehen zu können.

das bedeutet, auch schreibpädagogInnen sollten die richtigen worte finden können. beim schreiben mag dies vielen leicht fallen, bei der mündlichen kommunikation empfinden es die meisten anstrengend und fühlen sich verunsichert. eine gute übung stellt daher der versuch dar, mit guten kollegInnen einmal die anleitung einer schreibgruppe auszuprobieren. denn wenn man ins kalte wasser springt und ohne vorübung gruppen anleitet, kann man sich schnell verkühlen. ausgestrahlte unsicherheit, der falsche tonfall oder angst vor den reaktionen der gruppenteilnehmerInnen verunsichern schnell jede (schreib)gruppe.

es hilft nicht viel, wenn man versucht, die unsicherheit zu überspielen. da ist es sogar oft besser, auch einer gruppe zu erklären, dass man sich gerade unsicher fühle. in solchen momenten ist eine gruppe eher bereit einem unterstützend zur seite zu stehen. viel schwieriger wird es, wenn eine schreibgruppe mitbekommt, dass man seine emotionen und schwierigkeiten krampfhaft überspielen möchte. es muss klar kommuniziert werden.

das bedeutet nicht, dass der ton der kaserne mit befehl und gehorsam gelten sollte. es bedeutet nur, dass man sich nicht in verbale schlagabtäusche mit teilnehmerInnen einlassen sollte. man hat das gruppentreffen organisiert und strukturiert, also sollte man auch dahinter stehen. stellt man alle planungen kurz vor der durchführung in schreibgruppen zur debatte, dann verzettelt man sich in den verschiedenen interessen der teilnehmerInnen. und ich verspreche ihnen, es gibt verschiedene interessen.

also müssen schreibpädagogInnen trainieren, eine gruppe mündlich passend durchzuführen. das geschieht viel zu selten, nicht nur bei schreibpädagogInnen. es ist nichts dabei, wenn etwas schief geht, wenn die kommunikation stockt. alle gruppenleitungen können und sollten stetig hinzulernen und keine gruppe ist vorhersagbar in ihrem verhalten. also: trainieren sie ihre stimme, Weiterlesen

biografisches schreiben und ziele

wie weit setzt man sich ziele in seinem leben? zwei aspekte können in bezug auf das biografisches schreiben betrachtet werden. zum einen der blick in die vergangenheit und zum anderen der daraus folgende ausblick in die zukunft. vielleicht kann man bei diesen betrachtungen einfließen lassen, wie weit man sich überhaupt ziele im laufe seines lebens gesetzt hat.

es gibt menschen, die die nächsten fünf bis zehn jahre ihres lebens planen. sie nehmen sich vor, bestimmte gehaltsvorstellungen zu erreichen, ausbildungen abzuschließen oder auch nur gesund geblieben zu sein. andere menschen wiederum lassen alles auf sich zukommen, sie wollen und können nicht planen, sondern erwarten gespannt, was als nächstes in ihrem leben passiert. sie haben maximal grobe ziele, dass sie zum beispiel ihr finanzielles auskommen im laufe ihres lebens haben oder dass sie einen großen freundeskreis ihr eigen nennen können.

bei der zielorientierung gibt es kein gut oder schlecht. hier sollte wieder jeder der vorstellung folgen, die ihm am angenehmsten ist. beide gerade genannten vorstellungen bieten vor- und nachteile. die starke orientierung an zielen kann eine gute planung und vorbereitung auf nächste schritte im leben bedeuten. sie kann ebenso einschränken, da an den zielen lang festgehalten wird, auch wenn sie sich als nicht zu verwirklichen herausstellen. keine konkreten ziele zu verfolgen ermöglicht ein flexibles reagieren auf ereignisse. gleichzeitig besteht aber die gefahr, sich in dem um einen herum geschehenden zu verheddern und die eigenen interessen aus den augen zu verlieren. zwischen diesen beiden polen der zielorientierung gibt es eine große bandbreite unter den menschen.

beim betrachten der eigenen lebensgeschichte kann man einen blick darauf werfen, wie weit man dem nahe gekommen ist, was man sich wünschte, erträumte oder eben angestrebt hat. Weiterlesen

selbstbefragung (86) – ziele

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „ziele„.

  • überlegen sie sich ziele für die zukunft? warum?
  • machen sie dafür einen zeitplan? beschreiben sie.
  • welche ziele möchten sie auf alle fälle (egal wann) noch erreichen?
  • in welchen momenten fühlen sie sich ziellos?
  • was tun sie, um ihre ziele zu erreichen? beschreiben sie.
  • wie geht es ihnen, wenn sie ein ziel erreicht haben? können sie dann ihren erfolg genießen?
  • von wem bekommen sie unterstützung bei der erreichung ihrer ziele? warum?
  • welches ziel haben sie nicht erreicht?
  • welches ziel werden sie nie erreichen? warum?
  • von wo aus starten sie gerade, wie sieht die strecke aus und welches ziel ist ihr nächstes?

schreibidee (170)

nach den schreibideen zum auftauen, aubauen, aufsaugen, aufbruch und auflauf, ist vieles aufgegangen, was meist effekte nach sich zieht. ein effekt der „auf“s ist die erkenntnis, die wahrnehmung des bisherigen und die veränderung zum zukünftigen. das mag jetzt kryptisch klingen, soll aber nur die holprige überleitung zum revolutionären sein: dem aufstand. es ist an der zeit „aufstand-geschichten“ in eine schreibidee zu fassen. der aufstand kommt ja erst einmal vom aufstehen, das an sich eine alltägliche handlung ist, die nichts kämpferisches an sich hat. doch wenn alle gleichzeitig aufstehen, könnte es schon eine interessante entwicklung werden.

als einstieg für die schreibidee können zwei wege gewählt werden. entweder notieren sich die schreibgruppenteilnehmerInnen stichwortartige dinge, für die sie aufstehen würden. aus ihrer liste wählen sie sich einen gedanken aus, den sie auf einer seite näher umreissen. warum würden sie für ihre gewählte angelegenheit aufstehen? warum haben sie es bis jetzt nicht gemacht? die ergebnisse werden in der gruppe vorgelesen. oder man nutzt den beginn der schreibidee für eine körperliche bewegungseinheit (bietet sich zum beispiel bei längeren schreibwochenenden an). man setzt sich und steht immer wieder auf, mit der gruppe zusammen. zu beginn sagt man noch nichts zum thema, dann fordert man die teilnehmerInnen auf, dass sie beobachten, was geschieht. anschließend findet ein kurzes freewriting zum thema aufstehen statt und daraus soll ein einseitiger text entstehen. die texte werden in der schreibgruppe vorgelesen.

als nächster vorbereitungsmöglichkeit bietet sich die aufforderung an, einen aufstand zu konzipieren. so, wie heute im eventmanagement und im pr-bereich. was braucht man für einen aufstand? wogegen soll er sich richten, wofür setzt er sich ein? welche komponenten verwende ich: demos, streiks, internetblockaden, feuer legen oder andere bösartigkeiten. soll körperliche gewalt im spiel sein oder nur widerstand geleistet werden? all dies ist in ein kleines zweiseitiges konzept zu fassen. entweder kann ein rahmen vorgegeben werden und alle sollen zu einer thematik einen aufstand konzipieren oder es können die themen aufgegriffen werden, die persönlich am interessantesten sind. die aufstände werden anschließend in der gruppe vorgestellt.

zum abschluss wird einen längere aufstand-geschichte verfasst. sie kann die konsequente fortführung der vorherigen übungen sein, also eine passende geschichte zum aufstand-konzept, sie kann aber auch eine neue idee, die durch die vorherigen schreibaufgaben entstanden ist, aufgreifen. die aufstand-geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen danach bewertet wie groß das revolutionäre potential ist 😀

schreibpädagogik und planung

 

hat man die möglichkeit, eine schreibgruppe für längere zeit zu leiten, dann ist es hilfreich, nicht alles im detail bis zum letzten termin durchzuplanen. sowohl für die leitung als auch für die teilnehmerInnen kann es interessant sein, mindestens einen termin für eine aktuelle themenwahl offen zu lassen.

hier wäre es im vorfeld sinnvoll, zwei termine früher zettel in die schreibgruppe zu geben, auf die alle teilnehmerInnen jeweils drei thematische vorschläge für ein schreibgruppentreffen notieren sollten. die zettel werden eingesammelt und alle vorschläge notiert. dann wird abgestimmt, pro person gibt es drei stimmen, welches thema zum übernächsten termin der schreibgruppe grundlage für schreibanregungen sein soll.

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