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schreibberatung und spiel

die schreibberatung wird normalerweise dann aufgesucht, wenn nichts mehr oder nur noch wenig geht und man sich nicht sicher ist, wie man anstehendes bewältigen soll. es handelt sich in diesem moment aus der sicht der klientInnen um eine ernste situation, die oft als existentiell empfunden wird. im hintergrund droht eine gefahr, nämlich einen wichtigen schreibprozess nicht bewältigen zu können und negative konsequenzen zu erwarten.

dementsprechend verlaufen beratungsgespräche auch erst einmal in einer ernsthaften atmosphäre, dem thema angemessen. doch zwischendurch kann es sinn machen, diese teiweise belastende bedrohung in den hintergrund zu rücken und sich der fragestellung auf eine spielerische weise anzunähern. dabei kann die erste reaktion der klientInnen sein, am vorgehen zu zweifeln, da man ihre aktuelle emotionale basis verlässt. spielerisches ist bei uns im beruflichen oder wissenschaftlichen kontext weiterhin recht negativ besetzt. platt geschrieben: „dabei kann doch nichts sinn- und gehaltvolles herauskommen.“

man sollte niemanden zum spiel zwingen, der diese vorgehensweise als weitere bedrohung erlebt. aber man kann dazu animieren, einmal einen probelauf auszuprobieren. sollte er sich als wenig hilfreich erweisen, kann man wieder zur alten vorgehensweise zurückkehren. doch sollte sich ein positiver effekt einstellen, kann noch mehr spielerisches ausprobiert werden. außerdem kann man aufzeigen, dass ein kurzes durchbrechen der belastenden gedanken, einen aufatmen lassen kann, ja, dass es kreative vorstellungen freisetzen kann.

manche sehr ernsthafte bedrohung relativiert sich aus einem anderen betrachtungswinkel. gerade beim schreiben kann das spiel mit sprache und ideen vielfältige ergebnisse liefern. das spiel bringt oft auch den spaß am thema und an der sache zurück. denn die meisten ratsuchenden befinden sich ja in einem beruflichen kontext, der ihnen eigentlich einmal spaß gemacht hat. im laufe der zeit Weiterlesen

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wenn das schreiben zur qual wird, kann es bedrohlich werden

april, april. es gibt einen zusammenhang zwischen dem schreiben und der suizidalität. eine untersuchung, die vom schreibzentrum in freiburg gemacht wurde, zeigt, dass die verzweiflung über nicht gefundene worte sich extrem steigern kann. das schreibzentrum befragte zum einen studierende und doktorandInnen, zum anderen schriftstellerInnen und journalistInnen.

erstaunlicherweise zeigten die akademikerInnen eine größere toleranz gegenüber dem schreibfrust, als die beruflich schreibenden. selbst wenn der abschluss eines studiums oder das erreichen des doktorgrades auf dem spiel stehen und nichts auf das papier gebracht wird, denken nur zwei prozent daran, ihrem leben ein ende zu setzen.

ganz anders sieht die quote bei den journalistInnen und schriftstellerInnen. unter ihnen denken immerhin 30 % bei einer schreibblockade an den suizid und vier prozent haben auch schon einen versuch unternommen. danach befragt, was denn in dem moment der anlass sei, erklärten von den suizidalen wiederum 63%, dass sie sich in diesem moment nicht mehr vorstellen könnten, dass die schreibblockade ein ende finden würde. und ein leben ohne schreiben ist für 74% prozent der befragten berufsschreiberInnen nicht vorstellbar.

das ist wahrscheinlich der große unterschied zu den akademikerInnen. diese können sich im gegensatz dazu, zu 79% ein leben ohne schreiben vorstellen. ob das nun ein erschreckendes ergebnis über die bildungslandschaft in deutschland ist, lässt sich der untersuchung nicht wirklich entnehmen. dazu müssten anschlussforschungen angestellt werden. es gibt erste überlegungen an der alice-salomon-hochschule, ein bundesweites forschungsprojekt zu starten, das den zusammenhang zwischen schreibblockaden und psychischen erkrankungen untersuchen soll. es wird vermutet, dass ein großteil der vorherrschenden depressionen in schreibkrisen zu finden sind.

mehr informationen zur untersuchung in freiburg sind auf der website des schreibzentrums freiburg nachzulesen. und ansonsten sollte man schnell anfangen zu schreiben, wenn man präventiv vorgehen möchte 😉

schreibpädagogik und möglichkeitsdenken

im letzten post zum thema schreibpädagogik habe ich die beteiligung der teilnehmerInnen von schreibgruppen bei der gestaltung angesprochen gehabt. das ist die eine möglichkeit, die selbstgestaltung und -hilfe zu den eigenen schreibprozessen zu fördern. eine andere besteht darin, das möglichkeitsdenken, das durch das kreative schreiben eh schon gefördert wird, bei problemlagen zu nutzen. was bedeutet dies?

oft kommt es in schreibgruppen vor, dass teilnehmerInnen über formen von schreibblockaden, zeitdruck oder andere schwierigkeiten im zusammenhang mit dem schreibprozess klagen. sie erhoffen sich von der leitung einer schreibgruppe unterstützung und hilfe, die ihnen bei der bewältigung der schwierigkeiten nützlich ist. dabei kommt es oft zu eindeutigen ratschlägen von der gruppenleitung, was zu tun sei, um alles in den griff zu bekommen. das erscheint mir nicht sehr sinnvoll, da es die sehr subjektiven gründe der eigenen schreibschwierigkeiten außer acht lässt. in diesem zusammenhang empfiehlt sich ein vorgehen nach dem motto „hilfe zur selbsthilfe“.

es wäre zu fragen, was die teilnehmerInnen denn benötigen, damit die schwierigkeit überwunden werden kann. dies kann entweder in einem gruppengespräch stattfinden (wenn sich die schreibgruppe schon relativ vertraut ist) oder ansonsten in einem einzelgespräch vor oder nach der schreibgruppe. im weiteren gespräch wären die teilnehmerInnen bei der suche nach handlungsmöglichkeiten einzubinden. Weiterlesen