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„reisen im skriptorum“ von paul auster – ein buchtipp

es handelt sich bei dem buch um keine neuerscheinung, eigentlich kommt es vom grabbeltisch der mängelexemplare. doch das bedeutet eigentlich nichts, bücher können ja zeitlos sein. die geschichte, die paul auster in seinem buch „reisen im skriptorum“ erzählt, könnte jeden menschen treffen, der schreibt. plötzlich wacht man auf und fragt sich wo man ist. es fehlen einem im ersten moment die worte für die eigene situation, das umfeld ist unklar.

das ganze hat etwas bedrückendes. handelt es sich um alzheimer oder andere altersgebrechen? oder handelt es sich um einen traum, den man gerade nicht verlassen kann? auster entblättert in seiner geschichte stück für stück, dass die situation des erzählers wohl mit dem schreiben von geschichten und romanen zu tun hat. so langsam erkennt der schreibende, dass er die personen, die ihn pflegen und versorgen kennt, ebenso wie seine besuche. doch er weiß nicht genau, woher er sie kennt. so viel sei geschrieben, es sind die geister, die er rief.

während des lesens wird einem bewusst, dass es sich um mehr als eine altenpflegestation handeln muss, dass der erzähler gefangen ist in einem wirrwarr aus ungereimtheiten, deren grundlagen er immer mehr auf die spur kommt. man ahnt, wer die personen um ihn herum sein könnten. man ahnt es darum, da sie ihm so viele vorwürfe machen, da er so viel macht über sie hatte. doch den schluss der geschichte kann man nicht ahnen. er gibt dem ganzen geschehen eine fiese note.

ein buch, das einen hineinzieht in eine welt der bedürftigkeit und hilflosigkeit. ein buch, das einen ebenso lang im unklaren lässt, wie den protagonisten. und ein buch, das am schluss die frage entstehen lässt, woher eigentlich die eigenen geschichten und personen beim schreiben von geschichten und romanen kommen. eine schöne story für zwischendurch. das buch ist 2007 bei rowohlt in reinbek bei hamburg erschienen. ISBN 978-3-498-00074-5

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schreibidee (332)

der mensch hat vor allen dingen zwei ängste: den tod und irgendwie in kombination damit, den weltuntergang. mal wieder soll es 2012 der fall sein, dass die erde aufhört sich zu drehen, wenn der maya-kalender endet. wird aber auch auch zeit, dass hier in den schreibanregungen die „katastrophe“ mehr raum erhält, darum zu jahreswechsel „weltuntergang-stories“.

szenarien für den weltuntergang gibt es viele. im popcorn-kino immer wieder gern ein thema, da es einen beruhigt nach hause gehen lässt mit dem gedanken: heute ist es noch nicht soweit. darum wird zum einstieg von den schreibgruppenteilnehmerInnen auf dem flipchart gesammelt, wie die welt untergehen könnte. alle teilnehmerInnen wählen sich aus der liste zwei szenarien aus und schreiben auf maximal zwei seiten, was jeweils passieren wird. diese beschreibungen werden in der gruppe kurz vorgetragen.

anschließend wählen sich die teilnehmerInnen ein szenario aus, wählen einen protagonisten, eine protagonistin und schildern in einer längeren geschichte, wie aus der sicht der betroffenen der weltuntergang vor sich geht. was sonst noch in der geschichte passiert bleibt den schreibenden überlassen. anschließend werden die geschichten in der gruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt. dabei wird betrachtet, wie ergreifend der untergang geschildert wurde.

wie schon im kino, leben auch in der literatur die katastrophen vom untergang der welten im kleinen, in einem klar umrissenen umfeld. denn die großen spektakel funktionieren nur mit den geschichten am rande. darum sollen nun alle schreibenden untergänge der kleinen welten für sich auflisten. durch was kann ein zusammenleben, ein umfeld oder eine region zerstört werden? auch hier wird erst einmal auf maximal zwei seiten ein szenario entworfen.

dieses mal werden die texte nicht in der schreibgruppe vorgetragen, sondern gleich eine längere story verfasst. auch hierfür benötigt es wieder protagonistInnen, aus deren sicht das geschehen geschilder wird. dabei kann es sich nur um das zerbrechen einer familie, einer beziehung oder einer freundschaft handeln. ebensogut kann es aber auch um eine umweltkatastrophe, einen amoklauf oder ein großen unfall gehen. die ohnmacht und die unausweichlichkeit sollten spürbar werden, wenn die kleinere welt untergeht. diese texte werden in der gruppe vorgetragen und im feedback werden die eben benannten kriterien genauer betrachtet.

zum abschluss werden noch kurz, um die stimmung ein wenig aufzuheitern, absurde szenarien entworfen und beschrieben (eben so etwas wie „killertomaten“, „murmelattacken“ oder der „aufstand der meerschweinchen in kinderzimmern“). die beschreibungen werden vorgetragen.

schreibpädagogik und blickwinkel

es gibt zwei aspekte bei der frage, welche rolle der eingenommene blickwinkel bei der schreibpädagogik spielen kann. zum einen kann man die schreibgruppen oder einzelnde schreibende anregen, einmal einen anderen blickwinkel einzunehmen. zum anderen kann man seinen eigenen blickwinkel auf die schreibenden und ihre texte verändern, aus einer anderen perspektive einen blick darauf werfen.

den blickwinkel der schreibenden verändern. die bekannteste variante ist sicherlich, verschiedene geschichten zu verfassen mit mehreren protagonisten. dabei wird die geschichte jeweils aus der sicht eines protagonisten erzählt. man nimmt beim schreiben immer wieder eine andere rolle in der geschichte ein. dann kann man noch den beobachtenden schreiber geben, der den überblick über alle geschehnisse hat und sogar eine ahnung vom ausgang der erzählung vermitteln.

daneben kann man aber auch „zoomen“, aus der entfernung beschreiben, ganz nah herangehen an das geschehen. man kann einen gegenstand beobachten lassen, dem gegenstand leben einhauchen und seine rolle einnehmen. es gibt viele varianten, wie der blickwinkel beim schreiben ein und desselben geschehnisses verändert werden kann.

als schreibpädogInnen kann man den schreibgruppen die anregung geben, jeweils den blickwinkel zu verändern. man kann die entstandenen texte vergleichen lassen. dadurch entwickelt sich bei den teilnehmenden ein gespür für die veränderten sichtweisen. wenn man dann dem blickwinkel eine emotion hinzufügt, dass zum beispiel protagonist eins gerade von seiner frau verlassen wurde, dann ergeben sich immer differenziertere geschichten und szenen.

das einnehmen eines veränderten blickwinkels kann den schreibenden zum beispiel beim szenischen schreiben ein gefühl für dialoge geben, da jeder protagonist in seine äußerungen die eigene sicht einfließen lässt. oder es lässt sich ein mosaik eines geschehnisses erstellen, dass die sicht auf das eigentliche geschehen langsam darstellt. der perspektivenwechsel kann einer geschichte erst ihre spannung geben. dies sollte in schreibgruppen vermittelt werden. die schreibpädagogik entwickelt dazu die schreibanregungen und -ideen.

die veränderung des eigenen blickwinkels. hierbei geht es um einen ganz anderen aspekt. wenn man eine schreibgruppe anleitet, begegnet man meist verschiedenen subjekten, die schon unterschiedliche gründe haben, weshalb sie überhaupt schreiben wollen. Weiterlesen

kreatives schreiben und großveranstaltungen

die outdoor-saison fürs essen und trinken, für lockere unterhaltungen und den auftrieb vieler menschen ist eröffnet. in allen regionen finden nun diverse sommerfeste, paraden oder budenmeilen statt. diese veranstaltungen sind ein paradies für kreativ schreibende. wenn sie protagonisten für ihre geschichten und stories suchen, dann begeben sie sich doch einfach einmal dort hin.

nehmen sie einen klappstuhl oder setzen sie sich auf eine der vielen bierbänke und beobachten sie. stichwortartige notizen über einzelne vorbeilaufende charaktere sollten festgehalten werden. dabei kann man sich entweder notizen über das äußere erscheinungsbild machen oder notieren mit was die einzelnen menschen beschäftigt sind. denn in der geschwindigkeit, in der menschen an ihnen vorbeiziehen, ermöglichen kaum mehr beobachtungen, höchstens sie notieren etwas über menschen, die neben ihnen sitzen. doch das unangenehm werden, wenn die menschen mitbekommen, dass sie beobachtet werden.

zwischendurch sollten sie eine pause einlegen und kurze porträts zu den menschen verfassen, die sie beobachtet haben, sonst entfällt ihnen wieder, was sie bei der notiz gedacht haben. Weiterlesen