Schlagwort-Archive: reim

schreibidee (350)

die deutschen haben einen seltsamen begriff, der schwer zu erklären ist und stark politisch besetzt ist: die „heimat“. heimat kann überall sein, wird aber meist sehr eng gedacht, also auf den eigenen ort, den eigenen kiez, das eine haus, die eine wohnung bezogen. ist die heimat einmal benannt, dann beginnt das spiel „meine heimat – deine heimat“. ganz selbstverständlich ist die eigene heimat die beste und die fremde nur bedrohlich. es wird zeit, diese vorstellungen zu untergraben, mit der schreibanregung zu „heimat-jedichten“.

dafür sind erst einmal heimatbegriffe zu suchen: die schreibgruppenteilnehmerInnen notieren sehenswürdigkeiten, wichtige gebäude oder institutionen aus ihrer heimat (was sie dafür halten, bleibt ihnen überlassen). nun suchen sie nach worten, die sich auf ihre sehenswürdigkeiten reimen, also zum beispiel „eiffelturm“ und „zweifelwurm“. im anschluss werden zwei vierzeiler in der form „abab aabb“ geschrieben.

doch nicht genug damit: am besten klingen die gedichte in der heimatsprache (also in der landessprache oder im ortsüblichen dialekt). dazu werden die gedichte noch einmal überarbeitet. im anschluss werden die hochdeutsche und die sprachlich veränderte version vorgetragen. es findet keine feedbackrunde statt.

im vorfeld des treffens wurde die schreibgruppe aufgefordert, texte über ihre heimat mtizubringen. dies sollten möglichst touristenführer oder ähnliches sein. man kann auch den lexikoneintrag zum wohnort, oder die fremdenverkehrsbotschaft aus dem internet ausgedruckt mitbringen. einen dieser texte (nicht länger als eine seite) wählen die teilnehmerInnen nun aus. dieser text soll stück für stück verdichtet werden. als erstes wird er auf einen zehnzeiligen abschnitt verdichtet, dann auf maximal zwölf verse (dies sich nicht reimen müssen) und zum schluss auf vier zeilen.

zum abschluss wird der heimattext weitergegeben an andere schreibgruppenteilnehmerInnen. diese verdichten die fremde heimat ebenso, wie oben beschrieben. und auch dieses „heimatjedicht“ sollte noch einmal in die ortsübliche sprache, in den ortsüblichen dialekt übertragen werden. dann werden der heimattext, die erste verdichtung, die zweite verdichtung und die dialektversion vorgetragen. anschließend findet eine feedbackrunde statt. darin kann auch die vorstellung von heimat diskutiert und der wettbewerb, welches der schönere dialekt, die schönere sprache gestartet werden.

sollte noch ein wenig zeit übrig sein, könnten die teilnehmerInnen im vorfeld mitgebrachte heimatgedichte von anderen schriftstellerInnen vortragen und damit den heimatabend beenden 😉

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„auf sie mit idyll“ von wiglaf droste – ein buchtipp

wie der vollständige titel des buches „auf sie mit idyll – die schöne welt der musenwunder“ schon sagt, finden sich darin kurze und etwas längere texte, die sich vor allen dingen der literatur aber auch sonst den schönen künsten und dem schönen leben zuwenden. wiglaf droste berichtet darin von seiner zeit als stadtschreiber in rheinsberg, portätiert krimiautoren und widmet sich den aktuellen politischen entwicklungen.

aber vor allen dingen beschäftigt sich droste mit dem gebrauch unserer sprache. er kommt in fahrt, wenn er das gefühl hat, dass sprache verhunzt wird, dass sie verschleiern und verstecken soll. und er hat keine hemmungen, eigene sprachkreationen (und kleine bösartigkeiten) in den text einfließen zu lassen. eine sehr amüsantes buch, das einen animiert, gleich selber zum stift zu greifen und sich der glosse zu zu wenden.

gewürzt wird ein teil der texte mit kleinen zwei- oder vierzeilern, mit einer „hymne auf die lesebrille“ oder eben solchen rhythmischen und direkten aussagen wie „das leben muss weggelebt, wachheit ist der schlüssel, und ohne klare bewusstsein ist alles nur tran und dschumm und pooftütentum.“ (droste über die erkenntnisse von janwillem van de wetering). ein durch und durch empfehlenswertes buch für menschen, die während des lesens gern lachen. es ist 2011 bei der edition tiamat erschienen. ISBN 978-3-89320-145-7.

raymond queneau und hunderttausend milliarden gedichte – ein surftipp

manche können sich vielleicht noch an die klapp-kinderbücher erinnern, in denen zum beispiel menschen oder tiere abgebildet waren, deren körper unterteilt war in drei oder vier segmente. und dann konnte man entweder den kopf umklappen oder zum beispiel die beine und plötzlich entstand eine neu figur, ein neu gemixtes wesen, das die beine oder den kopf eines anderen menschen oder tieres hatte.

beim umklappen der einzelnen segmente entstanden also immer wieder neue wesen, es ergaben sich eine menge kombinationen. wichtig war bei den büchern nur, dass die konturen übereinstimmten, damit die einzelnen segmente verschiedener wesen aufeinander passten und sich wieder ein geschlossenes bild ergab.

raymond queneau, ein text-bastler, den ich hier schon mit seinem buch „stilübungen“ vorgestellt habe, hat das prinzip der klapp-kinderbücher auf die lyrik übertragen. er hat zehn 14-zeilige sonnette verfasst, die sich in ihrer struktur sehr ähneln. vor allen dingen reimen sich sich in den jeweiligen abschnitten mit demselben reim. dadurch werden einzelne zeilen der sonnette austauschbar und es ergeben sich hunderttausend-milliarden gedichte. es können unzählige remixe oder rekombinationen erstellt werden. der verlag „zweitausendeins“ hatte dieses werk als klappbuch veröffentlicht. mehr informationen zu diesem gedicht-projekt finden sich bei wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hunderttausend_Milliarden_Gedichte .

heute gibt es das internet. und wenn das internet eines kann, dann digital den zufall ins spiel bringen oder durch die hand der user rekombinationen und einen remix herstellen. so gibt es zwei seiten im web, die die hunderttausend milliarden gedichte von queneau produzieren können – auf französisch oder auf englisch. das eine angebot sieht bei manchen browsern ein wenig chaotisch aus, funtkioniert aber trotzdem wunderbar. viel spaß beim remixen und rekombinieren von literatur, von kreativem unter: http://www.bevrowe.info/Queneau/QueneauRandom_v4.html und http://x42.com/active/queneau.html .

web 2.77 – versquelle.de

das internet sprudelt unaufhörlich mit neuen gedanken und ideen. es verwertet vorhandenes immer und immer wieder und es gruppiert dieses um, kombiniert neu. die digitalen rechner im hintergrund werden stetig schneller und effizienter und so spannt sich inzwischen ein netz über die ganze welt, das die quelle unversiegbar erscheinen lässt.

ich habe hier schon einmal einen gedichtgenerator vorgestellt, eine homepage über die ein computer lyrik produziert. dort war es möglich einzelne begriffe einzugeben, die in das gedicht eingebunden wurden. die „versquelle“ wiederum greift auf einen großen pool an gedichten zurück, erkennt reime, beachtet stimmungen und bemüht sich, die verslänge einzuhalten.

natürlich ist die versquelle kein wesen, sondern es ist ein rechner, der im hintergrund die zusammenstellung neuer gedichte vornimmt. dabei kann skurriles aber auch recht ansprechendes entstehen, ähnlich wie „flarf“. die homepage der versquelle bietet zudem noch zwei weitere kleine hilfen: die ecke, in der man das generierte gedicht weiter bearbeiten kann und ein digitales reim-lexikon, das wörter vorschlägt, die sich auf das eingegebene reimen.

zum schluss kann man das generierte und anschließend ein wenig nachbearbeitete gedicht auf der homepage veröffentlichen. ein plagiat ist es auf keinen falle, es ist etwas neues. es lässt sich nicht mehr ausmachen, was daran nun der eigenanteil und was der computer ist, denn die vorauswahl hat man ja nach gutdünken getroffen. eine spannende und spielerische form, die dem „un-creative writing“ schon sehr nahe kommt. zu finden ist die versquelle unter http://www.versquelle.de/ .

kreatives schreiben und tiere

wie konnte ich bisher nur die zwei-, vier-, sech-, acht- und x-beiner vergessen? eigentlich war meine affinität zu den geschöpfen dieser erde mal recht groß. aber beim schreiben erinnern sie wohl doch zu sehr an fabeln und märchen. und irgendetwas wehrt sich gegen die vermenschlichung. wie erzählte mir vor kurzem jemand, den ein hund angefallen hat? das herrchen (die verniedlichung ist wahrscheinlich in dem moment sehr passend) sprach mit seinem hund: „na du kleiner racker, was machst du denn für sachen?“

doch abseits davon sind tiere eine unerschöpfliche quelle fantasievoller geschichten. wieso nicht die fische vor der küste japans sich über die zunehmende strahlung unterhalten lassen. oder einfach nur wie tiervater brehm eine charakteranalyse eines tieres (oder eines fantasietieres) erstellen. auch hier greift natürlich die vermenschlichung, aber es gibt gar keine andere möglichkeit. ich weiß nicht, was die dicke hummel denkt, wenn sie eine honigreiche blüte findet. ich weiß auch nicht, was der hund denkt, wenn er mir den knochen vor die füße wirft.

und ich kann natürlich diverse tiere miteinander kommunizieren lassen. sie können mich oder andere menschen plötzlich ansprechen. sie können untereinander ein gespräch führen. der zeichentrickfilm macht es vor, wie gut tiere eine rolle abgeben. es ist der mix aus charakterisierung, vermenschlichung und übertragung, der die zuschauer das agieren der tiere auf das leben des menschen übertragen lässt. also doch zurück zur fabel, die die verschiebung auf ein anderes lebewesen nutzt, um eine botschaft direkter zu vermitteln. würde man in tiergeschichten die tiere durch menschen ersetzen, Weiterlesen

web 2.53 – poetron-zone

es gibt webseiten, die einfach ein großer spaß sind. es gibt die seiten schon lang, aber erst jetzt stösst man darauf. und dies mit hilfe eines studierenden, der die seite ausfindig gemacht hat.

gedichte schreiben ist nicht jedermanns oder jederfraus sache. da soll ein rhythmus entstehen, womöglich noch ein reim, das ganze auch noch sinn ergeben, abseits der nonsens-lyrik. eine schwierige aufgabe. dem kann abgeholfen werden. es gibt eine „lyrik-maschine“ im internet. man muss nur ein begriffe eingeben. einen namen, ein nomen, ein verb und ein adjektiv. dann klickt man auf den button und schon wird ein gedicht aus den begriffen generiert.

nun gut, manches ergebnis kann sich nicht unbedingt sehen lassen, es klingt zwar ganz edel, aber der sinn ist verloren gegangen. doch man kann den versuch öfter wiederholen. und mit ein wenig glück entsteht ein gedicht, dass sich kaum von ernsthafter lyrik unterscheidet. das glauben sie nicht? es gibt auch ein quiz auf der website, dass sie vor die frage stellt, ob das dargebotene gedicht vom computer generiert wurde oder von einem schreibenden menschen. spätestens beim quiz kann man ins schlingern geraten.

wo man das alles findet? auf der homepage von günter gehlpoetron-zone„. zu finden ist die seite unter http://www.poetron-zone.de . wenn man mal angefangen hat, den rechner dichten zu lassen, kann man schwer wieder aufhören. und so wurden schon über 4,5 millionen gedichte generiert. selbst wenn man die gedichte nicht verwenden möchte (es kann ja nun wirklich nicht sein, dass ein digitales machwerk wie ein menschliches produkt wirke), bietet poetron-zone anregungen für die eigenen lyrischen entwürfe. und für die lyrik-muffel ist die seite ein wunderbares angebot 😉

schreibspiel (08)

greife ich doch gleich einmal die komponente des spiels beim kreativen prozess auf und wende mich den spielerischen möglichkeiten des schreibens und der sprache zu. beim schreiben an sich macht sich der mensch nicht selten emotional nackig. beim spielen gibt es diese variante eher nur beim sex (der doch oft weniger spielerisch ist als er sein könnte) und beim strip-poker. ich habe dieses schreibspiel einfach einmal „strip-lyrik“ getauft, obwohl das mit dem strippen natürlich den spielgruppen überlassen bleibt und nur in sympathischen erwachsenen runden stattfinden sollte.

grundlage ist aber das verlieren, wie beim strip-poker auch. es geht darum, gemeinsam ein gedicht zu verfassen. dabei kann man sich vorher überlegen, wie streng die regeln sein sollen. festgemacht wird das gewinnen oder verlieren am reim. es gibt zum beispiel jemand eine erste zeile eines gedichts vor und der nächste spieler muss die nächste zeile anfügen, die sich reimt. nun kann man natürlich überlegen, sollte das entstehende gedicht auch noch einen sinn geben, die rhythmik nicht ganz über den haufen werfen und dergleichen mehr. anders formuliert, man kann die regeln nach einer gewissen einspielphase beständig verschärfen.

wichtig scheint vor allen dingen, dass ein zeitmaß verabredet wird. die nächste zeile muss in einer bestimmten zeit genannt werden. wenn dies die spielerin, die dran ist, nicht einhalten kann, dann wird zur strafe eine (schreib)aufgabe gestellt oder ein Kleidungsstück abgelegt 😳 . man kann im vorfeld schreibaufgabenkarten erstellen, die dann zu ziehen sind oder die gruppe überlegt sich in dem moment schnell gemeinsam eine kleine aufgabe für den verlierer. natürlich lässt sich hier unendlich kombinieren. das beginnt bei wirklichen schreibaufgaben (die aber zeitlich nicht zu lang dauern sollten) und endet bei der beschaffung von nahrungsmitteln und getränken für den gemütlichen abend.

die „strip-lyrik“ lässt sich am besten in einer gemütlichen schreibrunde spielen. es geht sicherlich nicht darum, dass hervorragende gedichte entstehen, es geht um das spiel und es sollte zeit zur verfügung stehen. aber dann kann es bestimmt viel spaß machen.

kreatives schreiben und reimen

das kreative schreiben bezieht sich nicht ausschließlich auf die kleine kurzgeschichte, das freewriting oder die erstellung von clustern. es kann auch gedichtet werden, in etwa so:

 

muschelpups


muscheln pupsen

wenn sie sich stupsen

in das offene meer


kleine blasen fliechen

keiner kann sie riechen

im wasser wild umher


doch über dem meer

geben blasen düfte her

und das stinkt sehr

 

(märz 2009)

 

bemerkenswert ist dabei, dass sich auch beim reimen der spaß im schreiben in den vordergrund rückt und nicht die harte schule der perfekten lyrik. reime, die sich eigentlich nicht reimen sind erlaubt, ebenso wie die verstörung der rhythmen. abgesehen von der modernen lyrik, die schon längst die meisten konventionen aufgelöst hat, dient das kreative schreiben erst einmal der umsetzung von ideen. die aussagen und die spielerei stehen im vordergrund. das kann alles später noch überarbeitet werden und zu einem ernsten stück literatur mutieren.

also obiges beispiel ist sicher nicht unbedingt ausbaufähig. das ist aber auch nicht der anspruch kreativen schreibens, große literatur zu schaffen. wichtiger scheint es, im fluss des schreibens zu bleiben und spaß daran zu haben. hier scheint der reim eine möglichkeit, die dem blödsinn tür und tor öffnen kann. einer der besten autoren in diesem zusammenhang ist zum beispiel heinz erhardt, eigentlich ein sehr ernsthafter entertainer. doch seine reime spielten mit den konventionen der deutschen sprache. das ist heutzutage erlaubt.

beurteilen, ob etwas vom gereimten später brauchbar ist, können nur die autorInnen selber und in der folge eventuell die leserInnen oder die zuhörerInnen. hilfreich bei der verfassung von reimen sind zum beispiel die verschiedenen reimlexika. sie bieten einen bunten strauß an möglichkeiten. beim kreativen reimen geht es auch wieder darum, die eigenen ansprüche hintan zu stellen und den inneren zensor im zaum zu halten. bei der nachbearbeitung lässt sich immer noch eine menge verwerfen. in diesem sinne, „reim dich oder ich fress dich“.

schreibtechnik (24) – 3-wort-lyrik

die werbung und der journalismus bedienen sich gern kurzer und knapper botschaften. um diese zu verstärken, wird gereimt was das zeug hält. gestern zeigte ein werbetrailer der apotheken-zeitung im vorabend-programm (hier kann mensch die veränderung der gesellschaftlichen altersstruktur blicknah erfahren) den tollen titel eines artikels: „alarm im darm„. abgesehen von der reisserischen botschaft, ein reim, der es in sich hat.

mit dieser schreibtechnik lassen sich wunderbar nachrichten effektiv verdichten. so versteht jeder mensch „aus die maus“ oder „not an brot„. bieten diese kurzen, lyrischen ergüsse doch einen ersten hinweis auf den weiteren inhalt des folgenden textes. aber auch für sich allein gestellt, lassen sich so einfache nachrichten vielleicht im zusammenhang mit einem bild oder einem kunstwerk vermitteln. wichtig zu untermalung ist der reim.

ein paar beispiele gefällig? „liebe und triebe„, „nass im fass„, „pflaum am baum„, „wonne der sonne“ oder „lust und frust„. das beispiel „alarm im darm“ ist eigentlich kein ideales, da sich die silbenzahl der reimenden wörter unterscheidet. idealerweise sind bei der „3-wort-lyrik“ die silbenzahlen identisch wie bei „geruchshauch vom rosenstrauch“ oder „reisefieber im charterflieger„.

es scheint also gar kein folgender artikel oder text mehr nötig. eigentlich ist schon alles gesagt oder besser geschrieben. diese schreibtechnik kann natürlich auch für kapitelüberschriften, buchtitel (am besten für ratgeber), songtitel oder aneinandergereiht für gedichte verwendet werden. starke aussagekraft kombiniert mit einem schmunzeln bietet viel spielraum für kreative ideen. ernsthaft werden diese botschaften wahrscheinlich nie erscheinen. der effekt liegt am reim, der diesen texten einen rhythmus gibt, der etwas poppiges ausstrahlt. deshalb hier „schluss mit stuss“ und „leben statt streben“ 😆

schreibaufgabe (17)

nun, auf zur nächsten aufgabe. dieses mal ist moderne lyrik zu aktuellen ereignissen gewünscht. basis des von euch zu verfassenden gedichts soll abermals die „finanzmarktstabilisierungsanstalt“ sein. ist sie doch zur zeit teil eines noch nicht beendeten kapitels. und das wortungetüm bietet sich für das reimen und dichten geradezu an. ob ihr reimt oder nicht, ist natürlich euch überlassen.

„reimlexikon“ – ein buchtipp

vor über einhundert jahren reimte man sich in der lyrik gern einen wolf. um das finden passender wörter für den endreim zu erleichtern, veröffentlichte damals schon der reclam-verlag das „reimlexikon“ von willy steputat. da sich unser sprachschatz seitdem stark verändert hat, wurden die verschiedenen ausgaben des lexikons in ihrer wortwahl verändert und den reimen zugeordnet.

das buch listet in alphabetischer reihenfolge, die endungen der wörter, die einem reim dienen können auf. so findet sich zum beispiel unter „-eumer“ der räumer, der säumer und der träumer. so orientiert sich das buch nicht unbedingt an den silben der wörter, sondern, an den klangabschnitten, die im reim zum tragen kommen. das macht die suche nach den reimwörtern erst ein wenig ungewöhnlich, doch man gewöhnt sich schnell daran.

und wenn man sich einmal gewöhnt hat, dann steht dem vierzeiler zu opis 80ten geburtstag nichts mehr im wege. oder dem klassischen liebesgedicht an muschelchen. oder die ode an den chef zu seinem firmenjubiläum. es mag sein, dass die modernen gedichte keinen reim mehr bieten, doch gerade im bereich der satire, der werbung und der sozialen beziehungen wird weiterhin gern zu einem gedicht mit klarem versmaß und reim  zurückgegriffen. und um den humor dabei nicht zu kurz kommen zu lassen, bietet sich der „schmutzige“ reim  zwischen wörtern an, die sich eher lautmalerisch nahe kommen.

das buch ist gebunden erschienen im philip reclam jun. verlag, stuttgart, 2006. ISBN: 978-3-15-029620-2