Schlagwort-Archive: romantik

biografisches schreiben und sonne

ganz schlicht: welche rolle hat die sonne in ihrem leben bisher gespielt? auf diese frage kann man den aspekt „sonne“ beim biografischen schreiben reduzieren. natürlich schließen sich meist andere fragen an: wie? was soll die sonne mit meinem lebens zu tun haben? warum sollte ich mich das fragen?

es ist eine möglichkeit, einen zugang zur eigenen lebensgeschichte zu finden. wenn man bei adam und eva beginnen möchte, dann basiert unser ganzes leben auf der sonne. die pflanzen benötigen die sonne, um energie mit hilfe des chlorophyls zu speichern und zu verwenden. inzwischen werden wir wie die pflanzen und bauen solaranlagen für unseren energiebedarf.

aber man kann an der sonne entlang die eigene lebensgeschichte wie an einer schnur aufreihen: wie waren die ersten familienurlaube? was spielte man als kind draußen? ging man in freibäder und an seen, um freundInnen zu treffen? was passierte da? wie war es mit den ersten flirts draußen? wie romantisch war der eigene naturbezug? garten und schönes wetter? wo fuhr man mit den eigenen kindern zum urlaub hin? hatte man einen job draußen oder drinnen? wie stark beeinflusst das wetter das eigene einkommen? spürt man den klimawandel? ist das eigene gemüt immer sonnig gewesen oder auch bewölkt? und wie war es mit der stimmung wann? wie ist der bezug zum eigenen körper? mag man es nackt in der sonne zu liegen? …

es gibt so viele möglichkeiten die sonne in die betrachtungen und als startpunkt einzubeziehen. dies natürlich nur, wenn es einem schwer fällt, einen ausgangspunkt für das aufschreiben der eigenen biografie zu finden. ansonsten sind die sonne, das wetter, die natur eventuell einzelne aspekte in der eigenen lebensgeschichte. man erinnert sich oft an harte winter oder heisse sommer im zusammenhang mit anderen ereignissen. diese müssen nicht mit dem wetter im zusammenhang stehen, doch die temperaturen können Weiterlesen

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schreibpädagogik und wasser

so wie der schreibfluss in schreibgruppen gefördert und unterstützt werden soll, so kann „wasser“ das thema von schreibgruppen in vielfältiger form werden. wie ich schon zum biografischen und kreativen schreiben aufgezeigt habe, lassen sich zum thema wasser viele schreibideen und schreibanregungen entwickeln. doch darüber hinaus kann wasser auch ganz praktisch schreibgruppen dienen.

man kann zum beispiel auf kreuzfahrten zur unterhaltung der passagiere schreibgruppen anbieten. wenn sich jemand mehrere tage oder wochen auf einem schiff aufhält, will er oft im laufe der zeit auch ein wenig abwechslung erleben. schaut man sich die kreuzfahrt-angebote an, dann ist inzwischen auf vielen schiffen für alles gesorgt. angefangen beim tanzkurz über fitness-übungen, kino, theater, bis zu vorträgen und lesungen. warum also an solch einem ort nicht auch gemeinsam schreiben. kreuzfahrten bieten viele eindrücke, die wiederum wunderbar schriftlich ausgedrückt werden können.

und wenn ich dann schon in der tourismus-branche bin, dann kann ich mir auch vorstellen, dass man zum beispiel als schreibgruppe dem flusslauf eines flusses folgt und dazu schreibt. man kann entweder auch mit einem schiff den fluss entlang fahren oder parallel zum fluss von hotel zu hotel, von sehenswürdigkeit zu sehenswürdigkeit. und bei jedem stopp werden kleine schreibübungen eingeflochten.

doch manchmal genügt auch auf anderem wege ein abstecher zum wasser. da fallen mir freibad-geschichten mit schreibgruppen ein, oder eine tour entlang der Weiterlesen

schreibidee (329)

sowohl eine horrorvorstellung als auch ein wild-romantisches bild: irgendwo zu landen, wo man nicht hin wollte. die heutigen navis wissen das meist zu verhindern (obwohl es exemplare geben soll, die einen konsequent vom weg abbringen). aber da gibt es die geschichten von einem menschen auf einer insel, in der wildnis oder auch nur im falschen stadtteil. sie sind gestrandet. handelt es sich dabei um zwei menschen, dann kann eine romantische wendung zum tragen kommen. eine schreibanregung zu „gestrandeten geschichten“.

als einstieg werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert einmal zu notieren, wo sie auf keinen fall stranden wollen und zum anderen zu notieren, wo sie schon immer einmal stranden wollten. die frage „warum?“ ist auf maximal einer seite zu beantworten. die kurzen begründungen werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen. anschließend sammelt man noch zusätzlich orte, wo man überhaupt stranden kann.

davon wählen sich die schreibenden einen ort aus, er kann für sie negativ oder positiv besetzt sein. es wird eine geschichte geschrieben, wie dort ein einsamer mensch strandet. was passiert dann? wie geht es weiter? wer oder was begegnet diesem menschen? es darf eine längere geschichte werden. die texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackgruppe statt.

nun wird die aufgabenstellung verändert, indem die gruppenleitung einen einzigen (etwas ausgefallenen) ort vorgibt, an dem jemand strandet. auch dazu ist eine maximal vier seiten lange geschichte zu schreiben. und in der fortsetzung wird von der schreibgruppenleitung ein zweiter ort vorgegeben. aber dieses mal sollen dort zwei menschen stranden. es wird nicht vorgegeben, in welchem verhältnis die beiden menschen zueinander stehen. wiederum auf maximal vier seiten werden die ereignisse, die beide erleben, beschrieben. die geschichten werden anschließend vorgetragen und in einer feedback-runde wird zusammengetragen, wie unterschiedlich oder ähnlich die geschriebenen varianten sind.

zum abschluss wird noch ein kurzer text über eine „gestrandete geschichte“ geschrieben. die geschichte wird als flaschenpost gefunden, bleibt auf einer parkbank oder in der u-bahn liegen, sie wird in den falschen briefkasten geworfen … die texte werden vorgelesen.

selbstbefragung (128) – kuschelig

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „kuschelig„.

  • kuscheln sie gern? warum?
  • wie oft kuscheln sie? warum nicht öfter?
  • mit wem kuscheln sie am liebsten?
  • wann wird kuscheln für sie unangenehm?
  • wem würden sie gern zum kuscheln näher kommen?
  • wem möchten sie auf keinen fall zum kuscheln näher kommen?
  • wann erscheint oder erschien ihnen ihr leben kuschelig?
  • welche utensilien (decken, kerzen …) brauchen sie zum kuscheln? warum?
  • wann in ihrem leben hätten sie gern mehr nähe erlebt, doch es kam nicht dazu?
  • wann wurde aus kuscheln sex?

fake im literaturgeschäft – ein lesetipp

im feuilleton der wochenendausgabe der süddeutschen zeitung erschien heute ein artikel über die leichtigkeit, mit der menschen über´s ohr gehauen werden können, wenn sie partout selbstgeschriebenes veröffentlichen wollen und bereit sind eine menge geld dafür auszugeben. das geld, das die menschen aufgebracht haben, um einen nicht wirklich aktiven literaturagenten zu bezahlen, hätten sie wahrscheinlich eher für books on demand verwendet, und versucht ihre werke selber los zu werden.

es steckt ein ganzes stück tragik in dem artikel „das spiel der verlierer“ von andreas bernard. er berichtet von der gerichtsverhandlung gegen den literaturagenten, der wohl früher ein funktionierendes geschäft betrieb, das sich aber inzwischen in versprechungen erschöpft. gleichzeitig legt der bericht aber auch etwas anderes offen: die verzweiflung, mit der manche menschen ihre schriftlichen produkte an den mann und die frau bringen wollen.

die welt ist nicht gerecht. es mag sein, dass der literaturbetrieb in deutschland schriftliche werke übersieht, die es wert wären, verlegt zu werden. ebenso werden manchmal dinge verlegt, die nur ärgerlich sind. und es mag aber genauso möglich sein, dass gute bücher entdeckt, erkannt und gut vermarktet werden. und zu guter letzt ist es vorstellbar, dass sich menschen, die schriftliche etwas selber geschaffen haben, davon so überzeugt sind, dass sie auf biegen und brechen eine veröffentlichung erreichen wollen und alles dafür tun würden.

leider analysiert der autor nur die schreibenden, die seiner ansicht nach einer literarischen romantik folgen, die es in der form nie gab. mag stimmen, schreiben ist arbeit. aber im gleichen atemzug könnte man den deutschen literaturbetrieb mit seinen vermarktungsstrategien einer kurzen analyse unterwerfen, der bücher zu bestsellern pusht, die das zeug dazu einfach nicht haben. es sind nicht die „randgebiete der literatur“, die in dem prozess sichtbar werden. es sind die hilflosen versuche, bedeutung für das eigene leben zu erlangen, die sich in jedem bereich des lebens abspielen können, in dem öffentlichkeit geschaffen wird.

nur so kann betrogen werden: indem öffentlichkeit versprochen wird, die sich mit großer wahrscheinlichkeit entweder nicht einstellt oder auf kosten der eigenen bedürfnisse geht. und indem eine gesellschaft im hintergrund agiert, die öffentlichkeit als inzwischen eines der höchsten güter propagiert. der literaturbetrieb ist nur eine facette.

schreibidee (270)

neurophysiologen, biologen und mediziner behaupten inzwischen, dass die partnerwahl des menschen weiterhin vor allen dingen genetisch, hormonell und geruchsgesteuert sei. irgendwo ganz am ende der skala spielt dann vielleicht auch noch so genannte „schönheit“ eine rolle. dies stellt einen eklatanten widerspruch zu den romantischen vorstellungen, einem wirklich hübschen menschen verfallen zu können, dar. darum ist es an der zeit das schreiben von „schönheitstexten“ anzuregen.

also, alle naturwissenschaftlichen betrachtungen beiseite: welche bekannten menschen finden die schreibgruppenteilnehmerInnen schön? alle teilnehmerInnen sollten eine liste mit fünf menschen erstellen und jeweils in fünf sätzen beschreiben, was sie an ihren favoritInnen schön finden. diese listen werden kurz in der schreibgruppe vorgestellt. anschließend wird ein kurzer text mit dem titel „was ich an menschen schön finde“ geschrieben. auch diese texte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

anschließend werden geschichten geschrieben, die einen einzigen aspekt berücksichtigen sollen: oft ist es anstrengend, schön zu sein. wie man sich nun mit dem thema auseinandersetzt, bleibt den schreibenden überlassen. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es wird eine feedbackrunde durchgeführt. nach den ernüchternden texten wird es zeit, sich dem romantischen ideal zu zu wenden. die vorstellung „schönheit komme von innen“, erweitert die vorstellung von körperlicher schönheit und schlägt vielleicht die brücke zu den fremdbestimmenden naturwissenschaftlichen vorstellungen.

darum möge nun eine längere geschichte zur „entdeckung der schönheit“ geschrieben werden, ein wenig in anlehnung an „die schöne und das biest“. wann entdeckt man im anderen schönheit? wie geht man damit um? wie lassen sich romantische bande knüpfen? und was steht dem gerne mal im wege? diese fragen nur zur anregung für die folgenden geschichten. natürlich werden der kreativität keine grenzen gesetzt. die geschichten werden in der gruppe vorgelesen und in der feedbackrunde werden auch ein blick auf die verwirklichung des romantischen ideals geworfen.

zum abschluss verfassen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ein kurzes gedicht zur überschrift „schönheitswettbewerb“. das schönste gedicht wird von der schreibgruppe nach dem vorlesen gekürt.

kreatives schreiben und liebe (2)

seltsam, dass ich bis heute nicht zu diesem thema geschrieben habe, sind doch die beziehungsgeflechte grundlage vieler geschichten und texte. wahrscheinlich liegt es daran, dass die liebe meist eine sehr persönliche vorstellung ist, die schwer verallgemeinert werden kann. klar, es gibt sie, die schnulzen und romantischen schmachtfetzen, die meist wenig mit der realität vieler menschen zu tun haben, denn sie bieten oft ein happy-end. hier wird eine verheissung transportiert, die eher zur satire neigt, denn ein abbild des lebens ist.

und doch kann sich das kreative schreiben natürlich der liebe annähern. man nehme nur die riesige auswahl an kosewörtern, die grundlagen unzähliger geschichten oder gedichte sein können. ein wenig langweilig für kreatives sind die heutigen formen des kennenlernens durch internet und speed-dating geworden. verklemmtere gesellschaften bieten hier für das schreiben viel mehr spielraum. wo strenge regeln des zusammenseins gelten, werden fantasievolle wege gesucht, den spontanen gefühlen und zuneigungen ausdruck zu verleihen. auch darüber könnten unzählige geschichten verfasst werden.

und seitdem es paarberatungsstellen oder beziehungscoaching gibt, wurde auch das mysterium des dauerhaften zusammenlebens analysiert, katalogisiert und seziert. texte von der „großen liebe“, dem ewigen versprechen und der liebe auf den ersten blick wirken in diesen momenten meist kitschig und altbacken. aber das macht eigentlich nichts. seltsamerweise binden solche geschichten selbst den hatgesottendsten coolen. es gibt da beim menschen anscheinend ein gefühlsregister, das er nie so richtig im griff haben kann, wenn er auch noch so sehr versucht, kontrolle darüber zu erlangen. Weiterlesen

schreibidee (119)

frühlingsgefühle öffnen die herzen und lassen die hormone sprudeln wie sonst kaum. da schadet es auch nicht, dass man zu liebesromanen greift und mit den protagonistInnen leidet, weint und schluchzt. nach dem motto, „was andere schreiben können, kann ich auch“, wird als schreibanregung dieses mal die „schnulze“ gefördert.

einstieg in die schreibidee ist das sammeln von klassischen satzkonstruktionen, die immer wieder in schnulzen auftauchen. dazu kann man entweder der schreibgruppe so genannte groschenheftchen mitbringen, die dann durchgearbeitet werden. mehr spaß macht aber das eigene formulieren klassischer „schnulzensätze“. alle teilnehmerInnen sollen je zehn sätze formulieren wie zum beispiel „sie bebte leicht als er ihr aus versehen zart über den arm strich“. diese sätze werden anschließend gesammelt und entweder auf einem flipchart oder an einer tafel notiert. sie stehen nun allen teilnehmerInnen zur verfügung. außerdem wurden von den leiterInnen große emotionen auf kleine zettel geschrieben. alle teilnehmerInnen der schreibgruppe ziehen einen zettel, also eine emotion, die die basis ihrer geschichte darstellen soll. es kann sich dabei zum beispiel um „furcht“, „angst“, „liebe“, „sehnsucht“ oder andere handeln. aus den ganzen zutaten werden nun jeweils schnulzige texte verfasst.

anschließend werden die texte vorgelesen und von den anderen schreibgruppenteilnehmerInnen „schmalzpunkte“ vergeben, um am schluss festzustellen, welche geschichte am schmalzigsten ist. diese geschichte wird zur grundlage der nächsten schreibanregung. denn nun soll aus dem gewinnertext ein romantisches gedicht verfasst werden. dabei kann verdichtet werden, der inhalt aufgegriffen werden und ein neues gedicht verfasst werden oder ein satz aus dem text als überschrift gewählt werden. die gedichte werden zum abschluss vorgetragen, anschließend gibt es schmalzbrote oder frühlingsquark für alle teilnehmerInnen zu essen.

selbstbefragung (10) – melancholie

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „melancholie„, die konsequente folge auf das glück vom letzten mal. lese gerade ein sehr schönes buch über die melancholie in der „grinse“-gesellschaft. demnächst mehr darüber hier.

  • können sie in glücklichen zeiten auch traurig sein?
  • wie oft haben sie depressive verstimmungen? warum so selten oder so oft?
  • was halten sie von der aussage: man muss sich einfach zusammenreissen und seine gefühle nicht so vor sich hertragen?
  • was verstehen sie unter „in gefühlen schwelgen“?
  • würden sie sich als „romantische kuh“ bezeichnen? glauben sie wirklich an die verheissungen dieser haltung?
  • welche melancholischen schriftstellerInnen mögen sie?
  • ertappen sie sich öfter dabei, dass sie das glück festhalten wollen?
  • in welchen momenten werden sie besonders traurig?
  • wie reagieren sie auf menschen, die immer gut drauf sind (weiß der geier auf was)?
  • sind für sie liebe und melancholie unzertrennlich verbunden? warum?
  • wie melancholiefreundlich ist ihre umwelt (freundInnen, partnerInnen, verwandschaft…)?

schreibaufgabe (19)

egal ob telenovela, groschenromane oder holly- und bollywood filme der feinsten machart, es ist eine kunst, perfekten kitsch zu verfassen. schreibaufgabe ist es, einen text zu verfassen unter dem motto „kitsch as kitsch can„. es darf in den schmalztopf gegriffen werden, es dürfen herzzerreissend tränen fließen, es kann gefühlig und romantisch werden, bis man die klebrige süße nicht mehr von den fingern bekommt. es kann geschwärmt, gebebt und geliebt werden auf teufel komm raus. und es gibt keine vorgabe der länge oder textsorte. es dürfen also auch anbetungsgedichte und idyllische landschaftbeschreibungen der geschönten natürlichkeit verfasst werden und selbst bambi darf fröhlich über die blütenübersäte wiese vergnügt tollen.

ich freue mich auf qualitativ hochwertigen kitsch, der jedes plastikblumengesteck in den schatten stellt.