Schlagwort-Archive: schaffen

schreibpädagogik und coolness

gruppen verleiten manchmal zur übertriebenen selbstdarstellung. kreative gruppen fördern diesen prozess. das kann erst einmal sehr unterhaltsam sein, und es gehört zu gruppenprozessen auch dazu, aber es wird dann lästig, wenn sich die anderen gruppenmitglieder nicht zur wehr setzen oder wenn sich eine gruppe keine regeln gibt. es entwickeln sich alpha-positionen von einzelnen gruppenmitgliedern. früher wurde diese rolle meist von männern besetzt, heute kann man das nicht mehr so eindeutig sagen. die alpha rolle kann sowohl von teilnehmerInnen einer gruppe eingenommen werden als auch von der gruppenleitung.

es soll hier klar unterschieden werden zwischen der rolle der aktiven teilnahme an einem gruppengeschehen und der rolle der coolen führerschaft. bei schreibgruppen sind diese führungsrollen schwieriger einzunehmen, da durch das schreiben viel allein und eigenständig gearbeitet wird, also alle teilnehmerInnen nicht in einem ständigen kommunikativen austausch miteinander stehen. zudem gibt es meist die regel, dass alle teilnehmerInnen ihren text vortragen, was das aufbauen einer hierarchie schwerer macht.

aber natürlich kann es auch in schreibgruppen die teilnehmerInnen geben, die aus ihrer vorstellung vom schöpferischen und künstlerischen die haltung ableiten, dass ihre beiträge so einzigartige seien, dass sie viel (zeit)raum einnehmen dürfen, dass sie nur positive rückmeldungen verdienen und dass ihre wortbeiträge, zum beispiel beim feedback, die einzigen treffenden interpretationen liefern. dies kann schnell zu diskussionen führen, die die ganze gruppe beschäftigen, aber keine weiterentwicklung der schreibprozesse fördern.

die überzeugung der außergewöhnlichkeit geht nicht selten mit einer (lauten) coolness einher. beim film kann man dies zum beispiel schön am verhalten auf dem roten teppich festmachen. in schreibgruppen ist das eher an anderen punkten feststellbar. wenn jemand sich bei leserunden stetig vordrängt, wenn überbetont vorgetragen wird oder wenn stetig scherze über die beiträge Weiterlesen

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biografisches schreiben und kunst

ein weites feld: es geht um ästhetik, um geschmack oder um eigene künstlerische ambitionen. das erstaunliche in unserer gesellschaft ist, dass wir die kunst zwar schlecht behandeln (miese bezahlung und finanzierung, minimale verankerung in der (aus)bildung, skurriler geniekult), gleichzeitig aber nicht von ihr lassen können. zwischenzeitlich scheint es (und wird es auch so vermittelt), wie wenn kunst und kultur ein luxusproblem wären. dabei zeigt sich, dass selbst unter widrigen lebensumständen immer wieder kunst geschaffen wurde.

kunst vermittelt zwischen erworbenen fähigkeiten, gesellschaftlichen vorstellungen und persönlichem ausdruck. kunst kann kritisieren, untermalen, konservieren oder auch nur anarchisch durch das leben mäandern. beim verfassen der eigenen lebensgeschichte, sollte auf keinen fall der bezug zur kunst, zum künstlerischen fehlen. immer noch begegnen viele menschen dem begriff „kunst“ mit ehrfurcht und sehen sich selbst weit entfernt von kreativität. betrachtet man aber den alltag, dann zeigt sich, dass sowohl kunst konsumiert als auch geschaffen wird.

es heisst nicht ohne grund gartenkunst, kochkunst, kleinkunst, baukunst und vieles mehr. die wertigkeit ist oft eine gesellschaftlich übernommene. die gern getroffene aussage bei moderner kunst „das könnte ich auch!“, sollte eigentlich als einladung verstanden werden, es wirklich zu probieren. eine abkehr von der abwertung des selbstgeschaffenen (und sei es auch „nur“ ein eigenes strickmuster oder kinderbild) würde die kunst an sich glaubhafter und lebhafter erscheinen lassen. schauen sie doch mal beim biografischen schreiben, was sie alles selbst geschaffen haben. schauen sie, wie sie es bewerten, wie sehr sie es mit anderen „schöpfungen“ vergleichen. nicht alles muss gleich die konkurrenz mit auktionsrekord-kunst bestehen.

betrachten sie eher den aspekt, wie es sich anfühlte, als sie etwas schafften, schöpften, entwarfen oder erfanden. was wollte man mit dem gemachten ausdrücken? warum wollte man etwas ausdrücken? wie hat die umwelt das wahrgenommen? und wie wichtig ist es einem, anerkennung Weiterlesen

kreatives schreiben und kunst

eigentlich ist alles kunst – die lebenskunst, die kunst der entspannung, das künstliche und künstlerische, das wissen und das nichtwissen (die kunst der ignoranz). und wie es dann auch schon viele künstlerInnen formuliert haben, sind wir alle künstlerInnen, auch wenn es die meisten nicht sein wollen. sagen sie einem mensch, er möge doch einmal kunst schaffen, wird er ihnen antworten, er könne so etwas nicht. fragen sie den menschen, was er den zuletzt gebaut, gebastelt oder gedacht habe, dann stellen sie fest, auch er hat dinge oder gedanken erschaffen, die abbilder der realität sind.

da wir es aber notwendig fanden, für die kunst einen markt zu haben, brauchten wir auch händler und experten, die kunst bewerten und einordnen. und so entstanden aus moden kunst, aus abbildern kunstwerke. jede, absolut jede zeit hat ihre kunst. woher sollten wir wissen, ob nicht in dreihundert jahren die plastiknachbildungen griechischer skulpturen und säulen für den reihenhausgarten der hohen kunst der postmoderne zugerechnet werden? und doch fühlt sich mancher berufen, zwischen kunst und kitsch oder zwischen kunst und krempel zu unterscheiden.

wahrscheinlich geht es nur um die bedeutung des erschaffenen, des abbildes. so kann auch kreativ geschriebenes in den augen der schöpferInnen oder leserInnen kunst sein. doch in den augen der literaturwelt werden die ergebnisse der kreativen schreibprozesse gern belächelt. irgendwo verläuft für sie die grenze zwischen kunst und hobby. betrachtet man aber die schreibprozesse großer künstlerInnen, stellt man fest, dass sie die gleichen zweifel und fragen plagte, wie die teilnehmerInnen von schreibgruppen.

und da ist sie wieder, die bedeutung des geschaffenen. ganz gleich, welcher produktionsprozess im vorfeld beschritten wurde, eigentlich sollte nur das ergebnis zählen, sich die bewertung von kunst also nicht an der person, sondern am text orientieren. es wäre einmal interessant, texte und werke ohne namen der autorInnen und deren biografie zu veröffentlichen. ich bin mir sicher, die urteile über das geschriebene würden anders ausfallen. doch, und dies scheint inzwischen in allen künsten der fall zu sein, der markt könnte zusammenbrechen. die verwertung von kunst ist inzwischen ein großes geschäft, das niemand aufs spiel setzen will.

doch noch einmal zurück zum kreativen schreiben: seien sie sich gewiss – vieles von dem, das in schreibgruppen, mit schreibübungen oder durch die verwendung von schreibtechniken entsteht, vieles davon ist kunst, auch wenn es nie einen verlag finden und gedruckt wird. denn das eigentlich intensive und letztendliche wohltuende ist der schaffensprozess – alles danach ist theater, markt und posse. man mag auch den zweiten schritt schätzen, keine frage, und man möchte, dass andere die eigenen abbildungen interessieren, man möchte damit sogar sein geld verdienen, aber es wird nie an den eigentlich kreativen moment heranreichen.

kreatives schreiben und kunst bedeutet nichts anderes, als einen schriftlichen ausdruck für sich selbst zu finden. na dann, lasst uns kunst machen!

was ist eine muse und was hat sie mit liebe zu tun?

musen sind mysterien, die schwer zu beschreiben sind und sehr subjektiv ihre wirkung entfalten. musen sind menschen, die künstlerisch tätige menschen in ihrem schaffensprozess animieren. doch wodurch sie die künstlerInnen zu ideen anregen, das ist beinahe unmöglich zu beschreiben. die verbindung zwischen künstlerInnen und ihren musen geht weiter als eine freundschaft.

in einer guten freundschaft tauscht man seine erlebnisse und stimmungen aus, man unterstützt sich gegenseitig und man gestaltet die freizeit gemeinsam. im laufe der zeit lernt man sich sehr gut kennen, weiß wie der oder die andere denkt und fühlt. mit einer muse muss einen keine freundschaft verbinden. es genügt eine schwingen auf der kreativen ebene. die muse muss anscheinend gar nicht viel tun, muss sich nicht mit der lebenssituation der kreativen auseinandersetzen. sie muss nur da sein und so sein, wie sie ist.

eine muse hat anscheinend eine ausstrahlung, die einen auf ideen bringt. natürlich transportiert sich die ausstrahlung auch über die kommunikation zwischen künstlerInnen und musen. man muss sich das vielleicht wie zwei menschen vorstellen, die einen gedanklichen faden ständig weiterspinnen, sich in den weiten der fantasie verlaufen und zum schluss an einem punkt rauskommen, den sie nicht für möglich gehalten hätten. die künstlerInnen setzen dieses erlebnis in ein werk um, die musen haben diese ambition meist nicht.

doch auch diese verallgemeinerung trifft das verhältnis zwischen musen und den künstlerInnen nicht vollständig. manchmal mag es nur der körperliche ausdruck einer person sein, der einen zu ideen anregen kann, manchmal ist es der stimmfall oder auch nur der augenaufschlag. das besondere an einer muse ist, Weiterlesen