Schlagwort-Archive: schreibtechniken

kreatives schreiben und arbeit

beim kreativen schreiben kollidieren in den augen vieler zwei vorstellungen miteinander: „qualitativ hochwertiges“ schreiben sei arbeit und kreatives schreiben eher spaß an der freude. in unserer gesellschaft ist die definition von arbeit in den vorstellungen vieler menschen verknüpft mit unangenehmem, unausweichlichem und anstrengendem. es ist natürlich anstrengend, im sinne von den körper und kopf fordernd, wenn man am tag mehrere stunden schreibt. und doch kann das einhergehende gefühl der spaß am schöpferischen, am reflektieren und am diskurs sein.

darum bedeutet zum einen kreatives schreiben nicht automatisch die abwesenheit von arbeit. und arbeit bedeutet nicht automatisch die abwesenheit von kreativität, spaß und lernlust. man muss dazu die vorstellung vom kreativen schreiben immer wieder korrigieren. das kreative schreiben ist eher einer grundhaltung, eine herangehensweise. dabei steht im vordergrund, die zielvorgaben nicht zu eng zu fassen, sondern der entwicklung und dem prozess mehr raum zu geben. es können mit dem kreativen schreiben assoziations- und schreibtechniken verknüpft werden.

vergleicht man dies mit anderen kreativen tätigkeiten und berufen, dann ist das kreative schreiben eine wunderbare ergänzung oder auch die voraussetzung für berufliche schreibtätigkeiten. kreatives schreiben lässt sich also leicht in die kategorie arbeit aufnehmen, mal als schwerpunkt, mal als beiwerk. spannend wird es dann beim diskurs, wie hoch die qualität der ergebnisse sei. auch hierbei wird das kreative schreiben oft unterschätzt. denn wenn es die hintergrundtechnik für wissenschaftliche texte, für geschäftliche schreibarbeiten, für biografische tätigkeiten oder für pädagogische projekte ist, dann kann und darf die qualität der kreativen ergebnisse nicht zu schlecht sein. denn sonst wäre das kreative schreiben keine erleichterung der schreibarbeit, sondern nur ein schmückenden und verspieltes beiwerk

dem ist aber nicht so. auch wenn es nicht unbedingt ziel des lebens sein muss, dass ich bei der sicherung meines lebensunterhalts spaß habe, so kann spaß bei der arbeit ein angenehmer nebeneffekt sein. ich möchte hier nicht der vorstellung vorschub leisten, dass heutzutage arbeit eine durch und durch zufriedenstellende verquickung von privatem und geschäftlichem sein müsse. ich möchte eher behaupten, dass im rahmen der klar umrissenen arbeitszeit, der einzelne Weiterlesen

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wie man den spass am schreiben abgewöhnt (11)

zu wenig zeit

dem schreiben wird zu wenig zeit gegeben. betrachtet man sich unsere schulischen und hochschulischen ausbildungen, dann fällt eines auf: für mathematik, den damit verbundenen kaufmännischen, statistischen und methodologischen vorgehensweisen gibt es in allen ausbildungsgängen genug raum. doch für das schreiben, dem zweiten standbein unseres arbeitslebens und einer der grundlagen unserer kommunikation, wird vergleichsweise sehr wenig zeit zur verfügung gestellt.

es ist nicht nachvollziehbar, weshalb beim schreiben davon ausgegangen wird, dass es keine notwendigkeit des weiteren lernens gibt. besonders auffällig ist dies zum beispiel in den hochschulen, der wissenschaft und der forschung. studiengrundlage in beinahe allen fächern ist die statistik. doch kaum ein fach kommt auf die idee, das wissenschaftliche schreiben und recherchieren ebenso auf den plan zu setzen. hierzu würde gehören, wie man die angemessene literatur finden, wie man sinnvoll exzerpiert, wie man ansprechende präsentationen erstellt oder wie man abschlussarbeiten, forschungsberichte und hausarbeiten verständlich und schlüssig verfasst.

meist taucht die frage des schreibens für die lernenden erst dann auf, wenn es eigentlich zu spät ist. es wird sehr plötzlich und möglichst schnell versucht, sich die notwendigen weiteren schreibkompetenzen anzueignen. lehrende oder arbeitgeber wiederum sind entsetzt, was sie für texte von den lernenden erhalten. doch kaum jemand fordert bei uns, dass auch in fortführenden ausbildungen die weiterentwicklung des schreibens betrieben werden sollte. und wie geschrieben, im mathematisch-statistisch-kaufmännischen bereich ist es eine selbstverständlichkeit.

ich kann nur darüber spekulieren, weshalb dies so ist. eventuell liegt es daran, dass auch lehrende nie gelernt haben, dass schreiben gelernt werden kann. auch sie unterlagen der vorstellung „entweder man kann es oder man kann es nicht“. diese schlechte tradition geben leider viele weiter. machen sie doch einmal die probe aufs exempel und fragen sie ihre lehrenden nach hinweisen zum schreibstil. am besten fragen sie drei personen – und sie werden fünf antworten erhalten.

beim schreiben setzen viele voraus, dass der lernprozess mit der ausbildung an der schule ein für allemal abgeschlossen ist, und der rest nur noch feinheiten sind, die man sich selbst Weiterlesen

web 2.92 – ph.d. in creative writing

für das schreiben gibt es zwei grundregeln, die hilfreich sein können. regel 1: schreiben, schreiben und nochmals schreiben. regel 2: schauen, wie andere schreiben. was haben sie für erfahrungen gemacht, wie haben sie ihren weg zum schreiben gefunden?
auch wenn jeder seinen eigenen individuellen prozess durchläuft, wie zum (literarischen) schreiben gefunden, spricht nichts gegen das lernen von anderen. in allen berufsgruppen sind ausbildungen damit verbunden, techniken und experimente, untersuchen und vorgehensweisen von vorgängerInnen nachzuvollziehen, die effekte zu reflektieren. warum also nicht auch beim schreiben.

für alle interessierten hat kelcey parker den wunderbaren blog „ph.d. in creative writing“ ins leben gerufen. (ph.d. ist laut wikipedia „in englischsprachigen Ländern der wissenschaftliche Doktorgrad in fast allen Fächern und der höchste Abschluss des Postgraduiertenstudiums. In diesen Ländern ist der Ph.D.-Abschluss in aller Regel mit der Berechtigung verbunden, an einer Universität zu lehren“). kelcey parker ist also hochschullehrerin für creative writing.

in ihrem englischsprachigen blog hat sie vor einiger zeit die rubrik „how to become a writer“ ins leben gerufen. dazu werden schriftstellerInnen und schreiblehrerInnen fünf fragen gestellt:

  1. Why did you want to become a writer?
  2. How did you go about becoming a writer?
  3. Who helped you along the way, and how?
  4. Can you tell me about a writer or artist whose biography inspires you?
  5. What would you say in a short letter to an aspiring writer?

die antworten sind vielfältig, spannend und anregend. über zwanzig professionelle haben bis jetzt ihre schreibbiografien und -tipps offengelegt. eine anregung für alle interessierte. gebündelt findet man die äußerungen hier: http://phdincreativewriting.wordpress.com/how-to-be-a-writer/ .

doch auch sonst lohnt sich ein blick in den blog: http://phdincreativewriting.wordpress.com . viel spaß beim lesen und schreiben.

schreibberatung und stärke

ratsuchende haben vor jedem beratungsgespräch schon die stärke aufgebracht, sich hilfe zu suchen, das gespräch zu vereinbaren und den termin wahrzunehmen. viele andere menschen verfügen nicht über dies kraft. doch im gespräch selber beschreiben sich viele als schwach, fehlerhaft oder unfähig eine bestimmte schreibaufgabe zu bewältigen. eine aufgabe von schreibberaterInnen ist es in diesem moment, neben der vermittlung von schreibtechniken, das selbstbewusstsein zu stärken.

dies lässt sich über verschiedene wege meist erreichen. zum einen kann man den menschen durch das absolvieren von schreibanregungen und die vermittlung von schreibtechniken, das gefühl zurückgeben, doch etwas schriftliches zu papier bringen zu können (und häufig dies nicht gleich abzuwerten). zum anderen kann man im gespräch die persönlichen ressourcen der ratsuchenden aufschlüsseln. meist zeigt sich, dass viel kompetenz vorhanden ist, diese aber als unzureichend betrachtet werden.

es geht oft in solchen beratungsgesprächen um die selbstbewertung, die wiederum auf teilweise erlebten fremdbewertungen basieren. man blickt also nicht selten in die vergangenheit, um festzustellen, wann das schreiben unangenehm wurde. kann man einzelne momente der abwertung durch andere ausmachen, dann können auch die gründe und maßstäbe für diese bewertungen hinterfragt werden. und man kann die frage stellen, warum den bewertungen durch andere so viel macht gegeben wird, dass die eigentliche tätigkeit des schreibens nicht mehr durchgeführt werden kann.

es geht nicht darum, bewertungen wegzureden. es wird sie immer geben, auch im berufsleben, teils berechtigt, teils beliebig. in der schreibberatung geht es darum, einen realistischen umgang mit den bewertungen zu finden, und einen angemessenen mit der Weiterlesen

wie man den spass am schreiben abgewöhnt (06)

holde hörbücher

die digitalisierung der welt macht es möglich, bücher und ganze literarische werke auf relativ wenig speicherplatz akustisch festzuhalten. nicht die digitale speicherung der schriftzeichen, sondern die speicherung der laute des vorgelesenen soll uns literatur näher bringen. da das lesen meist von schauspielerInnen oder den autorInnen selber vorgenommen wird, unterwerfen wir uns beim hören von hörbüchern dem rhythmus und der betonung der anderen.

so praktisch das hörbuch sein mag (kann man doch während einer autofahrt oder im öffentlichen nahverkehr ungestört literatur konsumieren), es unterscheidet sich im eindruck stark vom eigenen leseprozess. daraus ergibt sich ein vor- und ein nachteil: sollten wir uns dem schreiben widmen, bekommen wir eventuell ein gespür für einen angenehmen sprachrhythmus, da wir ihn im hörbuch öfter gehört haben. auf der anderen seite wird uns das lesen, die wahrnehmung von schrift und buchstaben immer fremder.

wenn wir sätze und geschichten nur noch hören, dann verwandelt sich die rolle von geschriebenem in einen konsumartikel. der leseprozess geht aber einen schritt weiter – wir bestimmen die geschwindigkeit, in der wir lesen. wir bestimmen die verarbeitung des gelesenen viel direkter während des leseprozesses. natürlich können wir auch ein hörbuch zwischendurch abschalten und uns gedanken über das gehörte machen, aber beim lesen, halten wir kurz inne, überlegen etwas und machen dann weiter.

das hörbuch kommt dem fernsehen nahe, es verwandelt uns in einen literaturkonsumenten, der seine passivität im gegensatz zum lesen erhöht. lesen, so seltsam es scheinen mag, ist ein aktiver prozess und geht mit vielen anderen verhaltensweisen einher. dies hat garantiert auswirkungen auf die lust am schreiben. sich aus einer passiven beschäftigung zu lösen und zu einer aktiven überzugehen fällt uns schwerer, als aus einem aktiven prozess in einen anderen aktiven prozess zu switchen.

schaut man es sich genau an, kann man beim lesen zum beispiel notizen an den rand des buches machen, eigene gedanken und ideen parallel notieren. haben sie schon einmal jemandem mit einem hörbuch gesehen, der ähnliches macht? in einem buch markiere oder unterstreiche ich nur, bei einem hörbuch ist das nicht möglich. doch der prozess des notierens und unterstreichens kann eine effektive vorstufe des eigentlichen schreibens sein. wenige menschen diktieren ihre texte in den computer – obwohl dies auch eine schreibmöglichkeit ist. aber hörbuch hören und gleichzeitig notizen diktieren ist technisch nicht so leicht umsetzbar.

ich glaube nicht, dass hörbücher automatisch die lust am schreiben nehmen. ich glaube aber, dass die verlagerung auf die passive seite, den einstieg in die aktive seite des schreibens erschweren. vielleicht sollte man sich seine bücher selber laut vorlesen und dies aufnehmen, um sie auf einem noch ganz anderen weg wahrzunehmen.

eine stilkunde als zeitungsbeilage – ein lesetipp

wenn menschen der meinung sind, dass unsere sprache und unsere schreibe den bach runtergehen, dann tun sie viel dafür, ihr kulturgut zu retten. der vorteil für den einfachen leser, den schlichten schreiberling besteht darin, dass die versuche zur rettung unserer sprache preiswert und vielfältig daherkommt, damit die menschen leicht erreicht werden.

und so findet sich plötzlich in der wochenzeitung „die zeit“ eine über 40-seitige beilage zum stilvollen schreiben, zu regeln des verständlichen schreibens und über die tätigkeiten der schreibenden. unter dem titel „wie sie besser schreiben“ finden sich 20 lektionen einer deutsch-stilkunde von wolf schneider. na, das ist doch mal was nützliches. also meine empfehlung: wer keine bücher von wolf schneider besitzt, dem sei diese beilage als einstieg ins flüssige, verständliche schreiben empfohlen.

eines sollte man dabei aber überlesen: die vorworte. sie bescheinigung uns nur wieder eine sprachverarmung, offerieren wieder den langweiligen hochwertigen kanon „guter“ sprache, um dann in den lektionen das spielerische und kräftige unserer worte zu feiern und zu propagieren. weg von den plattitüden – hin zum ausdruck. das leben ist ein widerspruch. oder wie wäre es sonst zu erklären, dass als „sprachmeister“ in der beilage nur schriftsteller der letzten jahrhunderte vorgestellt werden, die dem bildungsbürgerlichen kanon entspringen – goethe, schiller, nietzsche, kafka, kleist, heine und mann. wie wenn es heute keine sprachvirtuosen mehr gäbe.

wer sich in die auseinandersetzung um den spracherhalt stürzen möchte, der lese das vorwort von wolf schneider: http://www.zeit.de/2012/20/Sprache .

schreibberatung und wünsche

beratungen finden statt, da sich ein mensch in einer situation befindet, die für ihn leidendruck verursacht und die er ändern möchte. steht dieser wunsch nicht im hintergrund, also möchte jemand die situation nicht verändern, obwohl er leidet, kann beratung nicht funktionieren. bei schreibberatung verhält es sich genauso.

doch meist werden beratungen von weiteren wünschen begleitet, die beraterInnen nicht erfüllen können. oft ist der wunsch da, das eine einmalige beratung (oder therapie), die situation von heute auf morgen ändert. das ist ein verständlicher wunsch, denn wir menschen möchten per se nicht leiden. aber da es häufig um über einen längeren zeitraum erlernte verhaltensweisen oder erlebte situationen geht, kann der wunsch nicht in erfüllung gehen. bei der schreibberatung ist dies manchmal möglich (womit ich hier aber keine versprechungen machen möchte).

bei der schreibberatung kann ein anstoss durch die vermittlung von schreibtechniken und schreibstrategien genügen, um eine veränderung der situation hervorzurufen, die so nachhaltig wirkt, dass alle weiteren schritte von den klientInnen allein gegangen werden können. aber auch bei der schreibberatung kann der veränderungsprozess aufwendiger sein, wenn es nicht nur um die verwendeten schreibtechniken geht, sondern um die rolle des schreibprozesses im laufe des eigenen lebens, um das gelernte und erlebte.

zudem taucht in beratungen häufig der wunsch auf, dass man als ratsuchender mensch nur die gleichen handlungen vollführen müsse wie die ratgebenden und sich dadurch auf dem richtigen weg befinde, also die situation beherrsche. dieser wunsch folgt der idealisierung, dass beraterInnen keine Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und haltung

wissenschaft ist meist hierarchisch organisiert. mal ist die hierarchie flacher, mal sehr steil. titel spielen in den wissenschaftfen eine große rolle, da sie kompetenzstufen signalisieren sollen. dies verhindert so manchen kritischen diskurs und ist eng verknüpft mit den ökonomischen grundlagen der wissenschaften. eine eigene haltung in den wissenschaften einzunehmen ist meist erst nach dem erreichen bestimmter positionen machbar. vorher kann einem im wissenschaftlichen kontext schnell die existenz entzogen werden.

das ist schwarzmalerei? der wissenschaftsbetrieb ist ein durch und durch politischer betrieb. es geht in jedem forschungsbereich darum, auf welchen grundlagen und wissenschaftstheorien die gesamte forschung aufbaut. die 68er-bewegung verbreitete sich nicht ohne grund vor allen dingen an den hochschulen. doch wie kann man nun eine haltung in den wissenschaften finden?

das wissenschaftliche schreiben (oder das schreiben an sich) können dabei eine hilfe sein. zum einen entwickelt man theorien ab einem bestimmten punkt sowieso schriftlich. sie müssen ja veröffentlicht und verbreitet werden. wie weit man bei der veröffentlichung ausschließlich eigene vorstellungen einbringen kann, hängt von der position im wissenschaftlichen gefüge ab. normalerweise entwickelt man auch nicht allein ideen. es wird im team geforscht, also werden meist theorien im team entwickelt. interessant wird es erst in dem moment, in dem die meinungen auseinandergehen. dann zeigt sich, wie ausgereift die diskussionskultur im eigenen forschungsbereich ist.

davon abhängig ist auch, wie stark andere meinungen sanktioniert werden. die ökonomisierung der wissenschaften gibt schon ein ziel vor: verwertbarkeit der ergebnisse. dadurch verliert grundlagenforschung immer mehr boden. das bleibt problematisch und führt auch zu schriftlichen auseinandersetzungen in den fachwelten. man kann seine haltung, wenn man eine veröffentlichungsmöglichkeit erhält, schriftlich mitteilen. doch die zurückhaltung ist meist groß, Weiterlesen

„schreibdenken“ von ulrike scheuermann – ein buchtipp

Schreiben und Denken statt Denken und dann Schreiben

In ihrem neuen Buch bricht Ulrike Scheuermann die Lanze für eine umfassende Schreibdidaktik an Hochschulen, an Schulen oder in anderen Aus- und Fortbildungsinstitutionen. Der Titel des Buches gibt dabei schon die Richtung vor „Schreibdenken – Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln“.

Bis heute ist bei uns die Auffassung verbreitet, dass man erst denken und dann reden (oder hier, schreiben sollte). Doch laut Scheuermann ist das oft ein recht ideenloser, anstrengender Prozess, der durch die Umkehrung der Abläufe erfrischt werden kann. Denn wenn wir schreiben, dann denken wir gleichzeitig. Eigentlich denken wir den ganzen Tag, jede Millisekunde ein Gedanke, doch wir vertrauen unseren spontanen Gedanken wenig. In ihrem Buch zeigt die Autorin Wege auf, wie wir durch das Schreibdenken zu einer sprudelnden Quelle von Ideen und Formulierungen werden können. Der Effekt besteht darin, dass uns Schreibprozesse, die wir tagtäglich in Beruf und Wissenschaft durchlaufen, leichter fallen, unsere Texte interessanter und lesbarer werden.

Um an diesen Punkt des Schreibdenkens zu kommen, offeriert Ulrike Scheuermann ein Bündel an Informationen und praktischen Übungen. Sie beginnt mit der Erläuterung, was Schreibdenken überhaupt ist, wie es wirkt und wo es angewendet werden kann. Dann gibt sie den LeserInnen durch die Darstellung von Schreibtypen und Schreibprozessen ein Werkzeug an die Hand, die eigene (Schreib)Situation aufzuschlüsseln. Im Anschluss zeigt sie Methoden auf, die man für sich selbst oder als Lehrende in Seminaren anwenden kann. Der „Methodenkoffer“ bietet für jede Situation ein Anregung, das Schreibdenken in die eigenen Arbeits- und Schreibprozesse zu integrieren. Zum Schluss wird in dem Taschenbuch der Reihe „Kompetent lehren“ noch einmal gesondert auf die Möglichkeiten, das Schreibdenken in der Lehre anzuwenden, von der Autorin eingegangen.

Das Buch ist sehr verständlich geschrieben, die Anleitung der Übungen kann man leicht nachvollziehen und man hält einen Ratgeber im positiven Sinne in der Hand. So geht das Buch über den Gedanken des kompetenten Lehrens hinaus und animiert zum Selbstcoaching. Zum Kennenlernen des Schreibdenkens und zum Ausprobieren oder Umsetzen dieser Praxis lohnt sich der Kauf des Buches. Ich hoffe, dass sich das Schreibdenken in den Schulen und Hochschulen so etabliert, wie es Ulrike Scheuermann formuliert.

Diskussionswürdig finde ich jedoch die Begründungen, weshalb Schreibdenken sinnvoll und notwendig sei. Hier hat sich für mich ein Widerspruch ergeben. Als jemand, der sehr viele positive Erfahrungen bei Gruppenarbeiten und -diskursen gemacht hat, kann ich die Vorstellung, Gruppenideenfindungen und -diskurse würden Ausweichverhalten bestärken, nicht nachvollziehen. Es scheint mir, wie wenn es eher eine Kritik an den Lernbedingungen unserer Bildungsinstitute mit überfüllten Seminaren und Vorlesungen sein müsste. Und es scheint mir, wie wenn die Autorin dem selbst nicht vollständig folgt, da sie im Methodenkoffer wieder wunderbare Vorschläge für Gruppenarbeiten macht. Wahrscheinlich ist alles eine Frage der Umsetzungen und Absprachen in Lehrveranstaltungen. Auch hierfür macht Scheuermann sehr hilfreiche Vorschläge.

Da die Begründungen für den Einsatz des Schreibdenkens nichts an den vielen Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten des Buches ändern, ist es ein äußerst empfehlenswertes Praxisbuch, sich anstelle des erst Denkens und dann Schreibens für das gleichzeitige Schreiben und Denken zu entscheiden.

Das Buch ist 2012 im Verlag Barbara Budrich in Leverkusen Opladen erschienen. ISBN 978-3-8252-3687-8.

schreibberatung und kombinieren

wie in der vorigen schreibidee dargestellt, kann das absurde kombinieren von textsorten und schreibtechniken das herangehen an eine schreibaufgabe etwas auflockern. dabei ist damit zu rechnen, dass auch der innere zensor, dass die eigenen erwartungen an einen text etwas in den hintergrund treten. die schreibenden wissen, dass ein beipackzettel als gedicht kein „ernsthafter“ text ist, und lässt sie mit großer wahrscheinlichkeit entspannt in den schreibprozess einsteigen.

in der schreibberatung kann man auch ein paar anleihen bei der systemischen therapie machen. eine der vorstellungen dieser therapieform besteht darin, dass das individuelle (denk)system, in dem ein mensch lebt, verstört werden kann, damit sich ein neues system herausbildet. wenn es also bei schreibprozessen immer wieder die gleichen hemmungen und blockaden gibt, dann könnte man versuchen, sie zu verstören und zu umgehen.

in diesem moment kann es hilfreich sein, zum beispiel einen wissenschaftlichen text(abschnitt) erst einmal als kurzgeschichte oder kochrezept schreiben zu lassen. dabei verlässt man die inhaltliche fragestellung nicht, soll heißen, man sammelt weiter stichpunkte und wissen im text an, aber die form und struktur widerspricht jeglicher norm. das verschwinden der norm kann die nötige freiheit geben durch die neukombination von inhalt und struktur neues zu denken und zu formulieren. ganz abgesehen davon besteht zusätzlich die möglichkeit, andere worte für den gleichen sachverhalt zu finden, die eventuell später in den fachtext übernommen werden können. dadurch wird der lesefluss aufgelockert und der text eventuell ansprechender.

duch neu- oder rekombinationen von schreiberlebnissen in der schreibberatung nimmt man den teilweise blockierenden mustern erst einmal Weiterlesen

kreatives schreiben und kombinieren

der kreative remix des uncreative writing wurde hier schon oft und öfter thematisiert. wenn jemand mehr darüber erfahren möchte, einfach hier in der suchfunktion den begriff „remix“ oder „uncreative writing“ eingeben. darum hier noch ein weiterer blickwinkel zum kombinieren. dabei beziehe ich mich eher auf die frage, „wer definiert das kreative schreiben?“.

es gibt einen diskurs darüber, ob kreatives schreiben ausschließlich als literarisch-ästhetisches schreiben, ob es einzig als schreiben für den persönlichen ausdruck oder ob es in anlehnung an das „creative writing“ zu verstehen ist. die diskussion krankt daran, dass es keine umfassende definition des begriffes „kreativ“ gibt, dass man unter „schreiben“ jegliche schriftliche formulierung verstehen kann und dass die bezeichnung „kreatives schreiben“ sehr vielfältig verwendet wird.

doch muss man sich denn festlegen? welchen sinn macht dies? ich bin der meinung, dass es im hintergrund der vorgehensweisen und debatten einen grundkonsens gibt, an dem man sich orientieren kann. ganz gleich, welches buch man aufschlägt oder wessen meinung man hört, in einem punkt sind sich alle einig: schreiben und in der folge „kreatives schreiben“ kann jeder mensch lernen. der genie-gedanken von der veranlagung zum bestseller-autor, zur bestseller-autorin ist veraltet und widerlegt.

schreiben ist verknüpft mit lernen und arbeit, kreatives schreiben basiert in allen vorstellungen auf die anwendung bestimmter schreib- und assoziationstechniken. die vorstellung, welche techniken zum kreativen schreiben gehören, variieren ein wenig, aber sind sich doch in vielen aussagen zumindest ähnlich, wenn nicht sogar identisch. mit diesem pool verschiedener vorgehensweisen lässt sich das kreative schreiben ganz gut umschreiben und fassen.

wiederum der kreativität zugehörig ist die vorstellung der neukombination von bereits vorhandenem. kreativität basiert auf spiel, experiment und kombination. dinge werden kombiniert und in verbindung gebracht, die bis dato kaum in kontakt kamen. so lassen sich natürlich auch diverse arbeitsfelder mit dem Weiterlesen

schreibberatung und bürokratie

ganz gleich, ob man bürokratische dinge erledigen muss oder in einem bereich arbeitet, in dem die bürokratischen regeln zu vertreten sind, niemandem fällt es sehr leicht, die texte zu verfassen. uns allen fällt die sprache der absicherung und regelung schwer. doch wir kommen nicht darum herum, entsprechende texte zu verfassen. schreibberatung kann die sprache der texte kaum verändern, aber schreibberatung kann dabei helfen, dass sie einem etwas leichter von der hand gehen.

viele berufsgruppen müssen berichte oder anträge verfassen. diese anlässe sind für die schreibenden oft ein grund für beständiges aufschieben. und dann sitzt man vor dem weißen bildschirm und weiß nicht wie beginnen (wenn es keine strikten vorgaben gibt). gerade das bürokratische schreiben (teilweise kann auch das wissenschaftliche schreiben dazu gezählt werden) stellt für viele eine qual und hürde dar. doch wie diesen prozess auflockern.

zu allererst kann man mit hilfe des clusters, des freewritings oder anderer assoziationstechniken die wichtigsten aussagen, die man treffen möchte, herausarbeiten. es werden sich schnell stichpunkte ergeben, die nun in die entsprechende textform gegossen werden sollten. (übrigens kann man für sich regelmäßig wiederholende schreibaufgaben auch selber listen oder fragenkataloge erstellen, um die relevanten stichpunkte aufzulisten.)

nun geht es darum in einen schreibfluss zu kommen, der die eigentliche aufgabe ein wenig leichter macht. dazu bietet sich wiederum das freewriting an (fünf minuten frei schreiben kurz vor dem eigentlichen schreibprozess). in diesen freien text kann man auch all seine frustration oder hilflosigkeit packen, die es einem so schwer macht, den text zu verfassen. damit hat man sie schon einmal abgeladen und sich selber Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und bewusstes

wissenschaftliches schreiben ist sicherlich eine schreibform, die keinen raum für unbewusstes zulässt. es mag sein, wie hier schon öfter thematisiert, dass unbewusstes das schreiben an einem wissenschaftlichen text erschwert, also erfahrungen, die man bisher mit dem schreiben gemacht hat, doch darum soll es heute nicht gehen. es stellt sich für wissenschafltiche schreibende daneben auch die frage, wie man das, was man im kopf schon bewusst vorgedacht hat, zu papier bringen kann.

oft ist es leichter gesagt als getan, die passenden worte für das zu schreibende zu finden. entweder klingen die texte dann buchhalterisch, zu flappsig oder eventuell sehr holprig. grundvoraussetzung für einen ansprechenden text ist häufig ein relativ entspannter schreibfluss. natürlich sind die notwendigen daten und verweise ebenso wichtig, doch sie können ohne probleme noch nachträglich eingefügt werden.

vorbereitend für wissenschaftliche arbeiten werden texte gelesen und untersuchungen angestellt. um später nicht ständig noch einmal alles nach verwendbarem material durchsuchen zu müssen, bietet es sich an, während des lesens und untersuchens, exzerpe oder protokolle zu erstellen. wenn man im vorfeld den roten faden der eigenen arbeit entwickelt hat (wurde hier im blog auch schon thematisiert), weiß man oft welche zitate oder ergebnis für den text brauchbar scheinen. so kann man sich eine sammlung der wichtigen „einzelteile“ erstellen. zum beispiel kann man dafür den „zettelkasten“ von daniel lüdecke als programm verwenden oder zitier-software für die jeweiligen betriebssysteme. wichtig ist es, gleich die randdaten der zitate, links oder untersuchungen nach einem vorher überlegten system mit anzugeben, um sie später nicht noch einmal suchen zu müssen.

nun kann man sich bei den ersten schreibschritten für den haupttext ein wenig zurücklehnen und im wahrsten sinne des wortes „loslegen“. dies bedeutet, dass man die bewussten gedanken, die man zum thema, zur arbeit oder zum text hat, möglichst ungefiltert zu papier bringt. dazu bietet sich das freewriting oder fokussierte freewriting an. in regelmäßigen abständen kann man diese schreibtechnik ohne großen zeitaufwand Weiterlesen

ab 10ten april seminar zum schreiben einer wissenschaftllichen abschlussarbeit

Ob Master-, manche noch Diplom- und Magisterarbeit oder ob Doktorarbeit, manchmal gerät man in die Situation, nicht zu wissen, wie man beginnen soll. Oder es stellt sich die Frage, wie man einen regelmäßigen Schreibfluss beibehalten kann, wo der rote Faden ist, wie die Struktur der wissenschaftlichen Arbeit am sinnvollsten ist und vieles mehr. Dann kann dieses Seminar der SchreibBoutique Christof Zirkel ab Anfang April 2012 mit fünf jeweils 3-stündigen Treffen bestimmt weiterhelfen. Es werden Arbeits- und Schreibtechniken vermittelt, die das Verfassen von Abschlussarbeiten erleichtern. Zudem steht Raum zur Klärung persönlicher Schwierigkeiten beim Schreiben zur Verfügung.
Hier die Daten zum Seminar:

Termine: 10./17./24.04., 08./15.05.2012 (dienstags 17.00 – 20.00 Uhr)
Ort: SchreibBoutique Christof Zirkel, Heesestr. 6, 12169 Berlin
Informationen: http://schreibboutique.de/wissenschaftliches-schreiben/
Teilnehmerzahl: Maximal 10 TeilnehmerInnen
Rückfragen / Anmeldung: Mail: info@schreibboutique.de

Aber auch hier im Blog sind viele Gedanken und Anregungen zum Wissenschaftlichen Schreiben zu finden. Einfach in die Suchfunktion die Worte „wissenschaftliches schreiben und“ eingeben und schon werden die Posts zum Thema angezeigt. Vielleicht helfen ja einzelne Gedanken weiter. Außerdem finden sich unter obigem Link auf der Homepage der SchreibBoutique neben der Seminarankündigungen weitere Infos.

alle angebote der „schreibboutique christof zirkel“ im märz 2012

Schreibberatung für AkademikerInnen oder andere Menschen in Schreibkrisen: siehe unter http://schreibboutique.de/schreibberatung/ oder per Mail beratung@schreibboutique.de

Termine nach Vereinbarung
Telefonsprechzeiten: Dienstag 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr; Donnerstag 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/informationen/

Schreibgruppe: „Ich bin schwul und noch viel mehr …“ – Biografisches Schreiben für schwule Männer ab 40
Ab 15.03.2012. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/biografisches-schreiben/ oder per Mail biografie@schreibboutique.de

Schreibgruppe: Kreatives Schreiben und Uncreative Writing – Ein Hoch auf den Remix
Ab 17.03.2012. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/kreatives-schreiben/ oder per Mail kreativ@schreibboutique.de

Seminar: Ein Einstieg in das Wissenschaftliche Schreiben
Ab 06.03.2012. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/wissenschaftliches-schreiben/ oder per Mail info@schreibboutique.de

Anmeldung für die Schreibgruppen und Seminare:
Telefonsprechzeiten: Dienstag 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr; Donnerstag 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Weitere Informationen siehe http://schreibboutique.de/informationen/

kritische bemerkungen zum „neuen kreativen schreiben“ nach stephan porombka (1)

in der einleitung seines artikels (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2012/02/20/das-„neue-kreative-schreiben-ein-lese-und-diskussionstipp/) von 2009 schreibt professor stephan porombka (hildesheim): „Verabschiedet wird die Fiktion, dass es beim literarischen Schreiben um das Freilegen von Innerem und Eigentlichem geht. Dem neuen Kreativen Schreiben geht es – in Abgrenzung von alten sozial- oder kulturpädagogisch ausgerichteten Programmen zur literarischen Selbsterfahrung oder Freizeitgestaltung – um die Arbeit am Text und damit um die Effekte, die am Text und mit dem Text entstehen, wenn man schreibt. Es geht darum, diese Arbeit nicht als etwas zu verstehen, was man nebenbei betreiben kann. Das literarische Schreiben wird als eine Form von Lebenskunst verstanden, die aufwendig und fortlaufend geübt werden muss und die man durchaus auch professionalisieren kann.

hier wird eine abgrenzung formuliert, die in dieser form in der praxis nicht vorhanden ist. schaut man sich die angebote an kreativem schreiben in deutschland an, dann reicht die bandbreite von literarischen exklusiv-zirkeln über die anwendung von kreativen schreibtechniken im coaching, im biografischen schreiben oder im wissenschaftlichen kontext bis zu schreibgruppen zur freizeitgestaltung in volkshochschulen. nun wäre zu klären, ob der begriff „kreativ“ nur einer richtung, schule oder vorstellung zugeordnet werden kann oder ob er nicht ein allumfassender begriff für schöpferische, intuitive neukombinationen in verschiedenen bereichen ist. vor allen dingen die aktuelle kreativitätsforschung zeigt auf, dass zum einen der begriff „kreativität“ ein sehr unklarer und umstrittener ist, dass aber zum anderen eine untrennbare verbindung zwischen der subjektiven historizität (meinen „selbst“erfahrungen im laufe meines lebens), meiner intuition und meiner kombinationsfähigkeit besteht.

dies zeigt, dass jeder mensch kreativ sein kann, wie weit die ergebnisse nun positiv oder negativ bewertet werden, unterliegt ganz anderen kriterien, zum beispiel der gesellschaftlichen situation, den individuellen bedürfnissen nach sinneseindrücken und den moden. also geht es herrn porombka nur um die besetzung eines positiven begriffs für seine vorstellungen (denn „kreativ“ wird bei uns gesellschaftlich inzwischen positiv, wenn nicht sogar als notwendige soziale kompetenz betrachtet). und in einem handstreich wird „neues kreatives schreiben“ dem literarischen schreiben gleichgesetzt. um die abgrenzung aufrecht zu erhalten, wird postuliert, dass es nicht mehr um „selbsterfahrung“ und „sich ausdrücken“ gehe. den autor, die autorin zeige man mir, die nicht eigene erfahrungen in texte einfließen lassen. ich mache von morgens bis abends, selbst in meinen träumen „selbsterfahrung“. aus dem erfahrenen ergeben sich gedanken, ideen, geschichten. mal dienen sie mehr der verarbeitung des erfahrenen, mal weniger.

selbst der krampfhafte versuch einer objektivierung des wahrgenommenen wird immer dem persönlichen unterliegen. wie kenneth goldsmith in seinem buch „uncreative writing“ zeigt, entsteht sogar dann etwas subjektiv-kreatives, wenn man Weiterlesen

das ende der handschrift? – ein lesetipp

inzwischen (nach ungefähr zehn jahren) stellt sich wirklich das ein, womit andere schon lange argumentiert haben: computer und internet verändern unser leben, ja wir erleben mit großer wahrscheinlichkeit nach der literalen revolution nun die digitale.

dies bedeutet, dass grundfertigkeiten des menschen überflüssig werden und entweder ganz verschwinden oder vom digitalen gerät übernommen werden. so muss ein großteil der post nicht mehr ausgeliefert werden, sondern sie kommt über die kabelstränge auf unseren schreibtisch. zum bestellen und kaufen muss ich meine wohnung nicht mehr verlassen. und handschriftliche texte muss ich nicht mehr schreiben, ich kann alles direkt in den computer tippen.

wenn es solche grundlegenden veränderungen in gesellschaften gibt, dann gibt es immer die mahner und bewahrer und auf der anderen seite die jubilierer und vorreiter. und nun trifft es unsere „heilige“ handschrift. sie nicht mehr so oft oder gar nicht mehr verwenden zu müssen, scheint manchen wie eine bedrohung all unserer kulturgüter, anderen wiederum begrüssenswert. nun, der großteil der gesellschaft ist da wahrscheinlich unschlüssiger und viel pragmatischer. ich für mich kann nur sagen, „schönschreiben“ als fach in der schule war eine einzige qual, da unter „schön“ nicht schöne texte gemeint waren, sondern das perfekte setzen von strichen, häkchen und kringel. ohne dies wird das leben definitiv entspannter 😯

wie geht es nun mit der handschrift weiter? peter praschl hat sich im magazin der süddeutschen zeitung interessante gedanken darüber gemacht. man kann sie hier nachlesen: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36969 und sich vielleicht anschließend überlegen, wie weit die digitalisierung das eigene leben verändert hat.

ein seminar zum einstieg ins wissenschaftliche schreiben in der schreibboutique christof zirkel

es fällt schwer, eine hausarbeit zu verfassen? man hat schwierigkeiten, längere texte für ein handout oder thesenpapier kurz und knapp zu verfassen? man möchte sich auf spätere, längere schreibprozesse im wissenschaftlichem schreiben vorbereiten?

dann gibt es ab dem 28.02.2012 ein seminar in der schreibboutique christof zirkel. an fünf terminen von jeweils drei stunden länge werden die verschiedenen grundlagen des wissenschaftlichen schreibens vermittelt. gleichzeitig werden schreibtechniken vorgestellt, die es leichter machen, ideen zu generieren, thesen zu formulieren, einen roten faden zu finden, eine verständliche und aufgelockerte schreibsprache zu verwenden und gleichzeitig den wissenschaftlichen anforderungen gerecht zu werden.

in dem seminar werden vorgehensweisen des wissenschaftlichen arbeitens kombiniert mit schreibtechniken des kreativen schreibens. die teilnehmerInnen können mit hilfe diverser formen der selbstreflexion ihren wissenschaftlichen schreibprozess selbst analysieren und optimieren. der einstieg in den schreibfluss soll erleichtert werden und vieles mehr. weitere informationen zu den terminen und modalitäten finden sich hier: http://schreibboutique.de/wissenschaftliches-schreiben/.

wissenschaftliches schreiben und schreiben

im gegensatz zum vorherigen post ist das wissenschaftliche schreiben ein ort der konventionen. kaum eine schreibform ist so klar reglementiert und standardisiert. es gibt einen beinahe weltweiten konsens für veröffentlichungen, formen des zitierens, abschlussarbeiten und dergleichen mehr. ziel des ganzen ist der (krampfhafte) versuch, wissenschaftliche erkenntnisse vergleichbar zu machen. leider leidet unter diesen konventionen meist die schreibsprache und ein großteil der wissenschaftlichen schreibe kommt unglaublich langweilig daher.

dass es auch anders geht, zeigen meist vorträge, vorlesungen oder „populärwissenschaftliche“ texte. hier darf wieder ausgeschmückt, animiert oder akzentuiert werden auf teufel komm raus. von sehr ernsten wissenschaftlern werden diese formen der äußerung abgewertet und gleichzeitig ihr gehalt in frage gestellt. wie wenn wissenschaft frei von jeder schreiblust sein müsse. so lange nicht fabuliert wird, also behauptungen aufgestellt werden, die nicht beweisbar und nachvollziehbar sind, dürfte eine entkrampfte sprache den wissenschaften eigentlich nicht schaden. (übrigens wird in den konventionellen forschungstexten teilweise versteckt unglaublich viel fabuliert, werden ganze forschungsergebnisse gefälscht.)

wer also nicht seinen status in den forschenden welten verlieren möchte, der halte sich an die konventionen. und wenn er mutig ist, dann veröffentlicht er noch nebenher ein knalliges populärwerk. doch auch dabei sei vorsicht geboten, denn zu viel aufmerksamkeit kann schnell bei anderen den oben beschriebenen reflex auslösen: zweifel an der ernsthaftigkeit des wissenschaftlichen vorgehens. es ist faszinierend, wie durch diese bewertungen eine form der Weiterlesen

schreibberatung und schreiben

vorab die klärung eines missverständnisses: eine schreibberatung ist keine rechtschreibberatung. darum geht es auch nur in zweiter oder dritter linie bei einer schreibberatung, um grammatik, schreibfehler oder die korrekte schreibweise. in erster linie geht es um die initiierung eines relativ entspannten schreibprozesses, der frei von qual und großen emotionalen belastungen ist.

darum suchen meist menschen die schreibberatung auf, deren schreibfluss ins stocken geraten ist, für die schreiben eine unglaubliche anstrengung darstellt. in der schreibberatung können dann techniken vermittelt werden, die einen eventuell schritt für schritt an freieren schreibprozess heranführen, zu dem es erst in zweiter oder dritter linie gehört, die entstandenen texte und geschichten grammatikalisch oder unter rechtschreibgesichtspunkten zu korrigieren.

bei der vermittlung von schreibtechniken in der schreibberatung können kleinere schreibübungen mit den ratsuchenden durchgeführt werden. das ausprobieren der vorgeschlagenen vorgehensweise lässt klientInnen leichter einschätzen, ob diese schreibtechnik für sie überhaupt eine sinnvolle ist. es kann gut sein, dass sich beim schreiben in der beratung herausstellt, diese technik ist schwer umsetzbar, sie bereitet ebenso schwierigkeiten, wie Weiterlesen