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wund-starr-krampf (05)

tagesschau in 100 sekunden

wir leben in einer schnelllebigen zeit, wie man so schön sagt. manche sprechen von einer beschleunigung der kommunikation. dabei können wir nicht schneller sprechen als wir sprechen und wir können auch nicht schneller lesen als wir lesen. aber wir können verkürzen, komprimieren und in ein zeitfenster dadurch doppelt so viele informationen unterbringen.

die schwierigkeit bei verkürzungen besteht darin, dass gehalt und information reduziert werden auf ein minimum. nun sendet die ard seit einiger zeit neben ihrem üblichen nachrichtenangebot „die tagesschau in 100 sekunden“. ich rätsle seitdem, wer mit diesen infohäppchen irgendetwas anfangen kann. es scheint, wie wenn die ard sich den nachrichten bei „kabel eins“ oder „pro sieben“ annähert. in 100 sekunden passen maximal fünf meldungen und das wetter. die meldungen müssen jeweils in ein paar sätzen abgehandelt sein und sind einzig ein aktualitätsupdate.

in der literatur und in der werbung mag der spruch lauten: in der kürze liegt die würze. auf den nachrichtensektor lässt sich das einfach nicht übertragen. wie hier vor kurzem schon einmal angemerkt, schaffen wir uns unsere aufmerksamkeitsstörungen selber, indem wir dem zuschauer nicht mehr zutrauen, informationen, die länger als 20 sekunden sind, aufnehmen zu können. eine andere erklärung für die 100 sekunden nachrichten finde ich nicht.

warum muss sich ein öffentlich-rechtlicher sender zum vorreiter der häppchen-kultur machen? und da sind sie schon wieder: die einschaltquoten. außerdem ist es ja nur ein zusätzliches angebot zum üblichen nachrichten-angebot. dann kann man es auch weglassen und dafür lieber den filmabspann vollständig zeigen, ihn nicht verkürzen und beschleunigen. vielleicht kann man auch die täglichen plauderrunden im öffentlich-rechtliche rundfunk verkürzen und durch knackige interviews ersetzen. man wünscht sich klartext und nicht geschwindigkeit. so hatte ich bis jetzt auch den auftrag an die sendeanstalten verstanden.

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web 2.91 – einfach für alle

das internet mit seinen immer raffinierteren layouts, mit seinen content management systems, mit den diashows und den gallerien, mit den farb- und animationsorgien, dieses internet ist selten barrierefrei. soll heissen, es ist schwer zu lesen mit sehbeeinträchtigungen, die filme bei youtube haben meist keine untertitelung bei hörbeeinträchtigung, farbenblindheit lässt etliche seiten unsichtbar werden und der aufbau der seiten macht ein gehörgesteuertes surfen kompliziert und unübersichtlich. auf der anderen seite sind barrierefreie seiten im grafikdesign schlichter und weniger animiert. hier einen mittelweg zu finden, ist für menschen ohne programmierkenntnisse kompliziert.

aber man kann sich ja mal kundig machen, was es an hilfreichen tipps und informationen gibt. denn manche grundregeln lassen sich leicht umsetzen und helfen anderen menschen, auch an der digitalen welt ungestört teilhaben zu können. die „aktion mensch“ betreibt eine aufschlussreiche und informative homepage, auf der sich viele tipps befinden, um das internet barrierefreier zu machen: „einfach für alle“. aber wie schon geschrieben, bei vielen hinweisen muss man sich in die tiefen der programmierung einer seiter, der bearbeitung eines textes begeben. doch manchmal sind es auch die einfachen kleinen dinge, wie zum beispiel eine klare beschriftung der verwendeten bilder oder die verwendung von überschriften-formaten, die das surfen den anderen erleichtert.

probieren sie doch einmal die bedienungshilfen ihres computers aus und lassen sie sich ihre eigene homepage oder ihren pdf-text vorlesen. sie werden schnell feststellen, wo die darstellung hängt. ob sie das von sich aus ändern können, hängt von ihren kenntnissen ab, doch ein blick auf die seite von aktion mensch kann eventuell manche einfache änderung, die man bis dahin nicht bedachte, anregen. außerdem gibt es homepages, die ihre eigene webseite analysieren, wie weit deren erscheinung barrierefrei ist. und ein kompromiss zwischen technischem schnickschnack und barrierefreier erscheinung ist auch schon ein schritt. bei flash, javascript und formularen wird es teilweise erst einmal schwer bleiben. doch schritt für schritt könnte das netz verständlicher werden. die webseite der aktion mensch ist unter http://www.einfach-fuer-alle.de/ zu finden.

„Die (s)panische Fliege“ der Volksbühne Berlin – heute in 3sat – ein Fernsehtipp

Heute Abend um 20.15 Uhr zeigt 3sat aus Anlass des Berliner Theatertreffens die Inszenierung des Stückes „Die (s)panische Fliege“ der Volksbühne Berlin. Wer bei Kälte oder Regen der Kultur eine Chance geben möchte, dem sei diese Inszenierung ans Herz gelegt. So viel Spaß hat man selten im Theater, und doch zeugt es vor allen Dingen vom Spaß der SchauspielerInnen (und den sportlichen Leistungen). Hier eine kleine Vorschau: Die (s)panische Fliege – Volksbühne Berlin.

Und hier das Programm von 3sat: http://www.3sat.de/programm/

die literale revolution in einem sketch

einfach nur mal reinschauen und schon versteht man das buch besser: http://www.youtube.com/watch?v=5PgAEmvtG9U 😆

der tipp stammt aus dem blog von studierenden des studiengangs biografisches und kreatives schreiben http://schreibmutige.schreibboutique.de .

schnickschnack (108) – „bla bla“

interaktive animationen sind manchmal gruselig überladen, so wie zur zeit manche adventskalender im web (anscheinend hat inzwischen jede firma einen adventskalender mit preisen). andere animationen kommen ganz schlicht daher und machen, zumindest mir, viel spaß. eine solche gibt es aus kanada. den link habe ich in der zeitschrift „lürzer´s archiv“ gefunden, die versucht „gute werbung“ zu bündeln.

doch die animation „bla bla“ von vincent morisset ist keine werbung, sondern nur eine geschichte über die kommunikation der menschen. einfach mal reinschauen und sich wie wild durch das bild klicken. auf die figuren, auf die kugeln oder einfach nur in der landschaft rumklicken und sich überraschen lassen, was passiert. der ton sollte an sein. viel spaß damit.

http://blabla.nfb.ca/#/blabla/de

beinahe-wildnis auf arte – ein fernsehtipp

skandinavien hat noch viele flecken auf denn kein mensch lebt. auch wenn in manchen regionen die holzbewirtschaftung, der bau von staudämmen und der tourismus der wildnis in den ländern sehr zusetzt, es gibt regionen, die dem menschen kaum zugänglich sind. es gibt zum beispiel einen wanderweg, den man nur betreten darf und sollte, wenn man sich vorher anmeldet. jährlich sterben dort weiterhin menschen, da die wildnis wild bleibt.

arte stellt nun in einem porträt die skandinavischen länder und ihre menschen vor. dazu gehören natürlich auch städte und zivilisation. aber schon in folge 1 der 15 folgen von „europas hoher norden“ werden die lofoten an der westküste norwegens vorgestellt. eine region, die aussieht, wie wenn jemand die alpen ins meer geschmissen hätte. leider sind hauptsächlich bilder aus dem winter zu sehen, dabei sehen die lofoten vor allen dingen im sommer sehr wild aus und sind es auch.

also, tolle bilder, interessante länder, viel natur, eine menge wildnis und interessante porträts. ach ja, und wer bis jetzt folgen verpasst hat, sie werden wiederholt und man kann sie im internet anschauen. mehr infos hier: http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/Europas-hoher-Norden/4293566.html . es lohnt sich.

interview mit philip roth auf arte – ein fernsehtipp

einer der großen literarischen querdenker aus den usa, philip roth, gibt normalerweise kaum interviews, will sich nicht zu seinen büchern äußern. aber wie es aussieht, hat er im jahr 2010 william karel lange rede und antwort gestanden und sich begleiten lassen.

daraus ist das porträt eines schriftstellerlebens geworden, wie sie in letzter zeit öfter auf arte gezeigt werden. ob man für sich selber als schreibender mensch, etwas daraus ziehen kann oder die person philip roth nur interessant ist, kann ich nicht sagen. wahrscheinlich sollte man einfach mal heute abend gegen 23.00 uhr reinschauen, ausschalten kann man ja immer noch. hier die informationen, die auf der homepage von arte zu finden sind: http://www.arte.tv/de/Kultur-entdecken/Philip-Roth–ohne-Beschwerden/4115664.html . es sind eine ganze menge informationen.

schreibidee (288)

tja, wie sich dem thema näher? am besten augen zu und durch. so oder ähnlich könnte man scherzhaft die folgende schreibanregung umschreiben. denn es ist nicht so leicht, die richtigen worte zu finden. manches klingt zu gestelzt, anderes zu flappsig. formuliere ich es mal so: jeder mensch kann erblinden. ob im hohen alter, weil die augen ihre funktion aufgeben, ob durch unfälle oder seit geburt, die wahrnehmung der welt ändert sich dadurch fundamental. deshalb eine schreibanregung zu einer „blinden-story„.

wer sein leben lang blind ist, kennt bestimmte situationen überhaupt nicht und kann sich schwer in ein sehendes leben versetzen. umgekehrt ist es genauso. je nachdem ob blinde teilnehmerInnen bei der schreibgruppe dabei sind oder nicht (dies ist nicht abwegig, da es schreibgeräte für blinde gibt) ist folgende übung zu erweitern oder nicht. der hälfte der schreibgruppenteilnehmerInnen werden die augen verbunden und sie werden von der anderen hälfte für eine halbe stunde durch die umgebung der gruppenräume geführt. dabei sollten sie ihre eindrücke gedanklich sammeln. lassen sie die nicht-sehenden etwas ertasten, an dingen riechen und so weiter.

danach werden die eindrücke niedergeschrieben. sowohl die eindrücke der sehenden, als auch die der nicht-sehenden. und sollten blinde teilnehmerInnen dabei sein, sollten diese einen text verfassen, wie sie sich das sehende leben vorstellen? wo liegen die unterschiede? wie ist das zum beispiel mit der liebe auf den ersten blick? und nun das ganze noch einmal umgekehrt. anschließend werden die texte kurz vorgetragen.

im anschluss wird eine längere geschichte verfasst, in der entweder plötzliches nicht sehen können oder plötzliches sehen können eine rolle spielt. was verändert sich im alltag oder im leben der menschen? zu welchen unsicherheiten kommt es oder ergeben sich auch amüsante situationen? die geschichten werden vorgelesen und es findet eine feedbackrunde statt.

sollte dann die gruppe noch zeit haben und es am ort ein speiselokal geben, das abgedunkelt ist und in dem man von blinden bedient wird, dann könnte dies den abschluss der schreibgruppe bilden. ansonsten wäre zu überlegen, essen zu gehen, und sich während des essens gemeinsam die augen zu verbinden. die geschmackliche wahrnehmung wird garantiert eine andere sein.

web 2.58 – visuelle poesie

das auge liest mit. auf diesen nenner könnte man den blog von anatol knotek aus wien bringen. visuelle poesie hat eine lange tradition. sie ist der versuch, wortspiele nicht mit abfolgen und lauten darzustellen, sondern mit der anordnung des geschriebenen.

früher war visuelle poesie das starre darstellende bild. doch heute bietet das web 2.0 in kombination mit den digitalen animationstechniken eine unglaubliche bandbreite an neuen möglichkeiten, bewegung in die sprache zu bringen. in dem blog „visuelle poesie“ wird dies in wunderbarer weise umgesetzt. es gibt eine menge sehr humorvoller wortspiele in bewegung.

der inzwischen recht einfach zu erstellenden flash-animation sei dank, dass unsere sprache, dass die worte und einzelne buchstaben durch die luft gewirbelt werden können, um zur nachahmung anzuregen. wer sehr schöne bilder genießen möchte, besuche doch einfach mal http://visuelle-poesie.blogspot.com/ .

schnickschnack (90)

das f***-wort ist inzwischen gebräuchlicher als noch vor jahrzehnten, ja es hat etwas freundliches, beinahe umgangssprachlich kuscheliges erhalten. manchen deutschen deftigen dialekten ist das nicht fremd. hier werden ausdrücke, die in anderen regionen beleidigungen darstellen, als freundschaftsbeweise und sprachliche zuneigung ausgeteilt.

ähnlich zu verstehen ist die website „fuck you very much“ aus dänemark. sie geht eine wunderbare verbindung aus diashow und gaaaanz knapper selbstdarstellung in ein paar worten ein. jeden tag kommen neue bilder und neue anmerkungen hinzu. die bilder sind fundstücke aus dem internet, die kommentare sind von zwei schreibenden verfasst.

wenn man dieses digitale bilderbuch aufschlägt, dann findet man wahrscheinlich sehr schnell ein gefallen daran, immer weiter zu blättern, sich eigene kommentare zu den bildern zu überlegen und einfach die schreibenden stück für stück kennenzulernen. wie weit die durchschimmernden haltungen der beiden veröffentlichenden nur virtuelle fantasie sind oder realität, das lässt sich nicht sagen, spielt aber auch keine rolle.

die seite ist vor allen dingen eine anregung. eine anregung zum bildersammeln, eine anregung sich selber mit ein paar worten und vielen bildern darzustellen. oder eine anregung, zu einzelnen bildern ganz eigene geschichten zu erfinden und zu schreiben. einfach mal vorbeischauen bei http://fuckyouverymuch.dk/ .

schnickschnack (86)

es ist wieder so weit, heute startet die berlinale. es bleibt, auch wenn sich die modalitäten für eine kinokarte verschärft haben und die chancen, viele filme eigener wahl zu sehen, komplizierter geworden sind, eines der wenigen großen filmfestivals mit einer so umfassenden publikumseinbindung.

das besondere sind nicht die blockbuster, die im wettbewerb auftauchen, das besondere sind die ausgefallenen filme im panorama und im forum, die wahrscheinlich nie die deutschen kinos oder fernsehsender erreichen werden. selbst arte und 3sat zeigen viele von ihnen nicht.

doch genau diese „ausgefallenen“ filme zeigen, was kreativität alles vollbringt, wie vielfältig die möglichkeiten des geschichten erzählens, der dokumentation und des abbildens sind. da wagnis sich abseits der berlinale-trampelpfade zu bewegen wird meist reichlich belohnt. doch die nischen werden eher kleiner denn größer. die berlinale ist auch eine verkaufsveranstaltung, das sollte man nicht übersehen. was dieses jahr geboten wird findet man unter http://www.berlinale.de .

biografisches schreiben und blickwinkel

beim betrachten der eigenen lebensgeschichte geht man erst einmal ausschließlich von der eigenen sichtweise aus. man hat etwas erlebt im laufe seines lebens und schreibt die eindrücke, erfahrungen und erlebnisse nieder. es ist einem wichtig dies für sich selber so umfassend und interessant wie möglich aufzuschlüsseln. doch der blick bleibt oft ein einziger, nämlich der eigene.

doch interessant könnte eine erweiterung des biografischen schreibens um den blick anderer sein. wie haben andere die für mich bewegenden oder einschneidenden Situationen erlebt? wie stellte sich alles aus ihrer sich dar? um dies zu erfahren, kann man zum beispiel wegbegleiterInnen aufsuchen oder anschreiben, und sie bitten, einem ihre erinnerungen mitzuteilen. dies kann in einem interview oder einem text geschehen.

dadurch ergeben sich eine menge zusätzliche möglichkeiten. man kann seine aufgeschriebene lebensgeschichte mit o-tönen anderer untermalen. man hat die möglichkeit, die eigene sichtweise noch einmal zu hinterfragen, um sich dadurch nicht nur in der eigenen egozentrischen sicht zu verlieren. man kann aber auch bestätigungen für die eigenen annahmen und deutungen zu den handlungen anderer erfahren. oder man erhält ganz neue informationen, die damals, als die dinge geschahen, nicht ausgesprochen werden konnten und durften. man kann in auseinandersetzung mit den aussagen und beobachtungen anderer treten, ihnen im eigenen text widersprechen, das für und wieder der verschiedenen darstellungen abwägen. Weiterlesen

web 2.0 und bilderflut

das web 2.0 füllt sich oder anders formuliert, die speicherkapazitäten nehmen ständig zu und werden mit daten angefüllt. darunter ist viel geschriebenes. doch insgesamt sind es vor allen dingen die bilder und filme, die unsere gewohnheiten der wahrnehmung der welt verändern. die kommunikation zwischen den menschen wird visueller. war es früher das gespräch auf der straße mit den nachbarn, ist es heute die mail mit links und bildern der sozialen bezugsgruppe im netz.

wenn ich in meinem realen umfeld kommuniziere, nehme ich aus meinem blickwinkel heraus die welt um mich herum wahr, höre die aussagen der anderen und es entsteht für mich eine authentische wahrnehmung. kommuniziere ich im virtuellen umfeld, lese ich die anderen, nehme ich die welt um mich herum immer öfter aus dem blickwinkel der anderen wahr, indem ich ihre fotos oder ihre filme betrachte. ich kann schwer überprüfen, wie authentisch das mir dargebotene ist. und ich weiß nicht, welche beweggründe die anderen hatten, die welt genau so abzubilden, wie sie es getan haben.

da es aber nicht sinnvoll erscheint, das mir dargebotene ständig zu hinterfragen und nach erklärungen zu suchen (gerät in diesen momenten doch die kommunikation ins stocken), verführt mich mein gehirn, mein soziales gewissen dazu, diese virtuelle welt als bare münze zu nehmen, zur realität zu machen. ich blende aus, dass es sich um eine zweidimensionale darstellung, um ein digitales abbild handelt.

geschriebenes lässt spielraum, eigene bilder und gedanken einfließen zu lassen, vergleiche zwischen dem gelesenen und eigenem erlebten herzustellen. abbilder suggerieren authentizität, dabei bewege ich mich aber auf schwankendem boden. es fällt mir immer schwerer eine trennung zwischen meiner eigenen wahrnehmung und der der anderen herzustellen. weit gedacht könnte man diskutieren, ob ich durch die dargebotenen fremdwahrnehmungen nicht meine individualität oder subjektivität verliere. alle sehen das gleiche.

zumindest kann man vermuten, dass dadurch eigene positionen schwerer werden, denn die bilder sprechen eine „eindeutige“ sprache. das fernsehen als mediale vorstufe konnte schon realitäten abbilden, doch es stand noch in größerem widerstreit zur realen alltagswelt. je mehr lebensäußerung sich inzwischen ins internet verlagern (angefangen bei der kontaktaufnahme, der anbahnung von beziehungen, das einkaufen, das wissen abfragen, die reise planen, den ausblick genießen bis zum alltäglichen kommunizieren), desto schwieriger wird es, meinen alltag selbstständig wahrzunehmen. der blickwinkel und das filtern der information liegt in den händen anderer. Weiterlesen

schreibidee (202)

ich möchte noch einmal die verschiedenen sichtweisen auf eine szene, eine geschichte oder eine situation aufgreifen. diese schreibanregung ist nur eine von unendlich vielen möglichkeiten, „blickwinkel-texte“ zu verfassen. dieses mal sind die vorgaben durch die schreibgruppenleitung relativ strikt, da alle teilnehmerInnen der schreibgruppe den gleichen blickwinkel einnehmen sollen. spannend bleibt, was alle jeweils sehen und wie sie das gesehene beschreiben.

als einstieg bekommen die schreibgruppenteilnehmerInnen einen alltagsgegenstand in die hand gedrückt oder er wird auf einen zentralen platz gestellt. das kann eine kaffeemaschine, ein voller joghurtbecher oder ein stempel sein. dieser gegenstand ist nun auf jeweils einer viertel seite von oben, unten, rechts und links zu beschreiben. die schreibenden nehmen jeweils den blickwinkel ein und beschreiben den gegenstand. die kurzen betrachtungen werden in der schreibgruppe vorgelesen, aber es wird kein feedback gegeben.

der nächste schritt ist recht aufwendig, kann aber eventuell vor dem gruppentreffen vorbereitet werden. man sollte eine sehr kurze geschichte mit mehreren protagonisten finden. diese geschichte wird vorher von allen gelesen. nun sollen auf maximal zwei seiten für jeden protagonisten die beobachtungen und gedanken, die gemacht werden, aufgeschrieben werden. da es den zeitlichen rahmen der schreibgruppe sprengt, greift man einen protagonisten heraus und lässt mehrer teilnehmerInnen ihre texe vorlesen, für den nächsten protagonisten machen dies dann andere teilnehmerInnen der schreibgruppe. so bekommen alle einen einblick in die vielfalt der betrachtungen.

zum schluss nimmt man noch einen gegenstand, der in der geschichte auftaucht, und lässt ihn aus seiner sicht die ereignisse erzählen. auch dieser gegenstand wird vorgegeben und dient allen als beobachter. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgelesen und beim feedback wird darauf geachtet, welcher charakter dem gegenstand von den schreibenden zugeschrieben wurde.

alternativ kann auch ein tier genommen werden und man beschreibt die situation, wie das tier sie wohl sieht. dabei geht es dieses mal aber nicht um eine „vermenschlichtes tier, das sich gedanken macht. man versucht sich eher zum beispiel in die stubenfliege zu versetzen, die mit ihrem insektenauge ein ganz anderes bild der situation empfängt. um dies zu illustrieren kann man in wissenschaftlichen zeitschriften suchen, die den blickwinkel von tieraugen beschreiben. dieser wird auf die jeweilige geschichte angewandt.

kreatives schreiben und blickwinkel

wie schon im vorletzten post erwähnt, kann man in der schreibpädagogik bei der anleitung von schreibgruppen den teilnehmerInnen vermitteln, wie sich die veränderung des blickwinkels auf die geschichte auswirken kann. das kreative schreiben bietet dazu alle möglichkeiten des blickes, die ein mensch sonst nicht einnehmen, die aber die fantasie wunderbar abbilden kann.

zum einen kann man einfach nur menschen von anderen positionen aus ereignisse betrachten lassen. man muss sich das wie eine kameraeinstellung beim film vorstellen. so kann im krimi der mord neben dem mörder stehend ganz anders aussehen, als hinter dem opfer auf die szene blickend. man kann also blicke rechts, links, oben oder unten platzieren. man kann den blick über die szene schweben lassen, man kann kreise um das ereignis ziehen oder man kann mehrere personen aus dem gleichen winkel blicken lassen, aber gleichzeitig ihre verschiedenen gedanken schriftlich auffangen.

abseits der menschen kann man vor allen dingen tieren menschliche augen geben. sie beobachten szenen, entweder aus einem tierischen blickwinkel, wie der mensch ihn sich vorstellt oder aus einem vermenschlichten blickwinkel. tiere können dabei denken, nur sehen, beißen, knurren oder auch wegfliegen. man kann tiere sich über die szene unterhalten lassen, man kann sie ihren instinkten folgen lassen. ähnliche fähigkeiten können dann auch noch pflanzen gegeben werden. sie unterscheiden sich von tieren, dass sie meist nicht sehr beweglich sind, also einen starren blickwinkel einnehmen.

in der literatur stört es nicht, wenn irgendwann gegenstände belebt werden, so lang die geschichte spannend ist und die handlung fesselt. in diesen momenten machen sich die leserInnen keine gedanken, ob das beschriebene realistisch ist, sie nehmen die vorgaben der autorInnen hin. und ein toaster blickt auf einen ehestreit in der küche mit anderen augen als die bratpfanne, die später als waffe herhalten muss. Weiterlesen

selbstbefragung (72) – sehen

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um das „sehen„.

  • was sehen sie gern? zählen sie auf.
  • glauben sie an hellsehen?
  • was sehen sie, was andere nicht sehen? beschreiben sie.
  • wer kennt am besten ihre sichtweisen? warum?
  • was wollen sie nie sehen?
  • was haben sie gesehen und es verschwindet nicht mehr aus ihren erinnerungen?
  • sehen sie sich erotik oder pornografie an? warum?
  • wie wollen sie von anderen gesehen werden?
  • wie sehen sie sich selbst? woher kommen die unterschiede zur vorherigen frage?
  • welchen blickwinkel nehmen sie am liebsten ein? begründen sie.

liste (16) – blickwinkel

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um den „blickwinkel„.

meine liebsten blickwinkel, aus denen heraus ich dinge gern betrachte:

die sichtweisen, mit denen ich am liebsten betrachtet werde:

blickwinkel, die ich endlich einmal einnehmen sollte, mich aber nicht traue:

die sichtweisen, die ich nie einnehmen möchte, auf gar keinen fall:

ich schau gern hinauf zu:

ich schau ab und zu herab auf:

schnickschnack (85)

grün steht auch für frische. frisch gebackene regisseure und regisseurinnen haben meist nicht das geld für einen ausgewachsenen spielfilm, darum widmen sie sich dem kurzfilm. (was für ein grandioser übergang vom letzten eintrag in diesem blog 😛 ) kurzfilme werden im fernsehen eigentlich nur von den öffentlich-rechtlichen randkanälen gezeigt, obwohl diese filmgattung wunderbare ergebnisse hervorbringt. man schaue bei arte nur ab und zu mal in die sendung „kurzschluss“. versucht man aber kurzfilme auf youtube zu finden, dann sucht man oft vergebens.

bei youtube werden zwar auch, oft mit schlichten mitteln gemachte kurzfilme gezeigt, die auch so einer gewissen berühmtheit gelangen können, aber sie sind nicht zu vergleichen mit den geschichten in professionellen kurzfilmen. also wurde es schon länger zeit, dass im internet eine plattform eingerichtet wird, die es ermöglicht, produzierte kurzfilme länger zur verfügung zu stellen.

solch eine plattform und ständig wachsende datenbank stellt nun das schweizer fernsehen zur verfügung. zu finden ist die sammlung von kurzfilmen unter dem bezeichnenden namen „frischfilm“ (s.o., womit ich also wieder beim „grün“ wäre). für diese plattform gab es auch den grimme online award. eine gute entscheidung, die vielleicht etliche junge regisseurInnen bekannter macht. zu finden ist diese kurzfilm-plattform unter http://frischfilm.sf.tv . vielleicht braucht man dann youtube kaum noch.

web 2.38 – pigbrother.at

schweinemast macht das fleisch billiger. grundlage der schweinemast ist es, die tiere auf engem raum zu halten, für wenig bewegung zu sorgen und gleichzeitig ständig zu füttern. ähnliches geschieht in den letzten jahren mit menschen. sie werden auf engem raum in container gepackt (nein guantanamo ist damit nicht gemeint), sie haben wenig bewegung, zumindest geistige und sie bekommen je nach verhalten futter.

so wie die schweine am trog versuchen die menschen, sich gegenseitig den raum abzulaufen. sie versuchen sich tag und nacht, wohl wissend, dass sie beobachtet werden, darzustellen. das führt zu gesprächen, die nicht einmal mehr unterhaltungswert haben, sondern die zuschauer überzeugen sollen, den besseren menschen zu erkennen. dazwischen werden künstlich skandale inszeniert, da die aufmerksamkeit sonst abnehmen würde. was interessiert an menschen, die sich nur um sich selbst drehen? wahrscheinlich der trost, dass das eigene leben noch nicht die gleiche tristesse erlangt hat. oder vielleicht doch?

die logische konsequenz besteht darin, wieder zu den schweinen zurückzukehren. kann das beobachten von schweinen doch etwas meditatives haben (zwischenbemerkung: auf der „documenta“ vor 15 jahren konnte man von einem meditationsraum aus ein außengehege mit schweinen betrachten. yogamatten lagen aus und viele menschen ließen sich ernsthaft auf die „kunst“ ein.) also inszeniert ein österreicher das beständige beobachten von jungen schweinen unter http://www.pigbrother.at . die idee ist wunderbar, ersetzt das internet doch immer mehr das fernsehen und feiert in vielen bereichen eine gewisse inhaltsleere. radio eins vermittelte heute diesen genuss.

außerirdische intelligente wesen werden sich fragen, weshalb der mensch sich nicht einfach in die freie natur begibt, sich dort hinsetzt und die tierwelt betrachtet. das aquarium oder das terrarium waren die vorformen des heutigen fernsehens, auch der schweinemast ähnlich und blubbernd inhaltsleer. die letztendliche konsequenz sollte in einer webseite „guppiebrother“ zur schau gestellt werden. das leben kann so schön sein.

biografisches schreiben und filme

ein abend im kino oder vor dem fernseher (inzwischen häufig vor dem computer) kann eine abwechslungsreiche unterhaltung sein. doch ebenso gibt es filme, die einen tief berühren und zum nachdenken bringen. der film ist ein medium, das lebensgeschichten wunderbar zuspitzen, dramatisieren oder erzählen kann. und es lässt sich ein unterschied feststellen zwischen filmen, die allein der unterhaltung dienten und denen, die lange zeit hängen blieben.

dabei spielt es keine rolle, ob andere den für einen persönlich wichtigen film als reine unterhaltung verstanden haben. es geht darum, was der film in einem auslöste. beim biografischen schreiben kann man zum beispiel eine liste erstellen, an welche filme man sich noch erinnert. manchmal fällt einem der titel nicht mehr ein, aber das spielt auch keine rolle. denn der zweite schritt schein wichtiger für die eigene lebensgeschichte und die äußeren einflüsse darauf. nämlich die erinnerung daran, was einen bewegte an dem film, was einen danach beschäftigte. dies sollte man sich in der liste hinter die jeweiligen filme schreiben, in kurzen stichworten.

denn dann kann man in der folge für sich auswählen, ob beim verfassen der eigenen biografie eine erwähnung mancher filme einem wichtig erscheint. so gibt es zum beispiel filmereignisse, die ganze generationen beschäftigt haben. oder bestimmte filmrichtungen, die einen selbst immer wieder fasziniert haben, da sie nach dem eigenen verständnis das leben gut abbildeten oder die kritik an der gesellschaft direkt formulierten. natürlich kann man für sich auch zu dem schluss kommen, dass es zwar filme gab, die einen sehr bewegten, die aber weiter keinen einfluss auf die eigenen entwicklung hatten, sie also auch nicht erwähnenwert erscheinen. das formulieren der eigenen entwicklung kann nicht von außen geregelt werden. hier werden nur anregungen verschiedener betrachtungsmöglichkeiten gegeben.