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kritische bemerkungen zum „neuen kreativen schreiben“ nach stephan porombka (1)

in der einleitung seines artikels (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2012/02/20/das-„neue-kreative-schreiben-ein-lese-und-diskussionstipp/) von 2009 schreibt professor stephan porombka (hildesheim): „Verabschiedet wird die Fiktion, dass es beim literarischen Schreiben um das Freilegen von Innerem und Eigentlichem geht. Dem neuen Kreativen Schreiben geht es – in Abgrenzung von alten sozial- oder kulturpädagogisch ausgerichteten Programmen zur literarischen Selbsterfahrung oder Freizeitgestaltung – um die Arbeit am Text und damit um die Effekte, die am Text und mit dem Text entstehen, wenn man schreibt. Es geht darum, diese Arbeit nicht als etwas zu verstehen, was man nebenbei betreiben kann. Das literarische Schreiben wird als eine Form von Lebenskunst verstanden, die aufwendig und fortlaufend geübt werden muss und die man durchaus auch professionalisieren kann.

hier wird eine abgrenzung formuliert, die in dieser form in der praxis nicht vorhanden ist. schaut man sich die angebote an kreativem schreiben in deutschland an, dann reicht die bandbreite von literarischen exklusiv-zirkeln über die anwendung von kreativen schreibtechniken im coaching, im biografischen schreiben oder im wissenschaftlichen kontext bis zu schreibgruppen zur freizeitgestaltung in volkshochschulen. nun wäre zu klären, ob der begriff „kreativ“ nur einer richtung, schule oder vorstellung zugeordnet werden kann oder ob er nicht ein allumfassender begriff für schöpferische, intuitive neukombinationen in verschiedenen bereichen ist. vor allen dingen die aktuelle kreativitätsforschung zeigt auf, dass zum einen der begriff „kreativität“ ein sehr unklarer und umstrittener ist, dass aber zum anderen eine untrennbare verbindung zwischen der subjektiven historizität (meinen „selbst“erfahrungen im laufe meines lebens), meiner intuition und meiner kombinationsfähigkeit besteht.

dies zeigt, dass jeder mensch kreativ sein kann, wie weit die ergebnisse nun positiv oder negativ bewertet werden, unterliegt ganz anderen kriterien, zum beispiel der gesellschaftlichen situation, den individuellen bedürfnissen nach sinneseindrücken und den moden. also geht es herrn porombka nur um die besetzung eines positiven begriffs für seine vorstellungen (denn „kreativ“ wird bei uns gesellschaftlich inzwischen positiv, wenn nicht sogar als notwendige soziale kompetenz betrachtet). und in einem handstreich wird „neues kreatives schreiben“ dem literarischen schreiben gleichgesetzt. um die abgrenzung aufrecht zu erhalten, wird postuliert, dass es nicht mehr um „selbsterfahrung“ und „sich ausdrücken“ gehe. den autor, die autorin zeige man mir, die nicht eigene erfahrungen in texte einfließen lassen. ich mache von morgens bis abends, selbst in meinen träumen „selbsterfahrung“. aus dem erfahrenen ergeben sich gedanken, ideen, geschichten. mal dienen sie mehr der verarbeitung des erfahrenen, mal weniger.

selbst der krampfhafte versuch einer objektivierung des wahrgenommenen wird immer dem persönlichen unterliegen. wie kenneth goldsmith in seinem buch „uncreative writing“ zeigt, entsteht sogar dann etwas subjektiv-kreatives, wenn man Weiterlesen

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schreibidee (292)

reisezeit, zugfahrzeit. zug fahren hat den großen vorteil, dass man sich ausschließlich auf die landschaft konzentrieren kann, ohne lenken zu müssen. man kann alles an sich vorüberziehen, beobachten, wie sich der ausblick verändert. gut, bei hochgeschwindigkeitszügen rauscht die landschaft an einem vorüber, für diese schreibanregung sollte deshalb eine langsamerer zug gewählt werden. ob eine reale oder nur eine vorgestellte „zugfahrt nach kreativitien“ stattfindet, muss die schreibgruppe entscheiden.

alle einsteigen und das gepäck nicht vergessen. das richtige gepäck auf einer zugreise ist das wichtigste. es sollte nicht zu schwer sein, beim umsteigen tragbar, nicht zu groß, damit es in die gepäckablage passt und alles enthalten, was man in der nächsten zeit benötigt. darum notieren sich die schreibgruppenteilnehmerInnen auf einer liste, was sie für „kreativitien“ brauchen. diese listen stellen sie sich kurz gegenseitig vor.

dann geht es los. die plätze sind eingenommen, alle haben es sich so gemütlich wie möglich auf ihren sitzplätzen gemacht. und alle schauen aus dem fenster. was zieht als erstes vorüber, was zeigt an, dass kreativitien nicht mehr weit entfernt sein kann? welche veränderung findet sichtbar statt? dazu wird ein kurzer text geschrieben (maximal zwei seiten) und in der schreibgruppe vorgelesen.

nun kommt man an die grenze nach kreativitien. da es sich um ein recht eigenwilliges land handelt, gibt es auch noch grenzkontrollen und klare zollbestimmungen. diese zollbestimmungen sind von den reisenden aufzuschreiben. was darf man nicht mit nach kreativitien nehmen und was nur in bestimmten kleineren mengen? alle schreibenden notieren die zollbestimmungen auf maximal einer seite und tragen sie danach vor.

nun ist man eingereist. der zug setzt sich wieder in bewegung und blicke und gedanken können umherschweifen. was sieht man? was macht kreativitien so besonders. von allen schreibgruppenteilnehmerInnen wird ein längerer text darüber geschrieben, was an ihrem persönlichen fenster vorbeizieht und was ihnen besonders gut an diesem land gefällt. dieser text kann eine geschichte oder ein bericht, ein protokoll oder ein abenteuer sein. anschließend werden die texte vorgelesen. da zum persönlichen eindruck schwer ein feedback stattfinden kann, setzt sich die schreibgruppe damit auseinander, welche vorlieben für sie jeweils zu kreativitien gehört.

nach dem vorlesen der texte ist man angekommen. nun sollte die reise- und schreibgruppenleitung noch darauf hinweisen, dass die eben entstandenen texte einen guten anhaltspunkt dafür geben, was für einen selber zum kreativ sein, notwendig ist. dass man diese schreibanregung in regelmäßigen abständen wiederholen kann, um für sich zu sehen, was für kreatives schreiben eventuell notwendig ist, und vor allen dingen, was man im gepäck haben sollte. man kann sich damit seine eigene kreative welt ausmalen. und nun bei der ankunft aussteigen und alles erkunden.

diese schreibanregung kann auch in einer schreibberatung als einstieg bei der suche nach der idealen schreibumgebung verwendet werden. vor allen dingen der zoll könnte hier eine große rolle spielen, nämlich die frage, was man zurücklassen sollte, wenn man kreativ sein möchte.

kreatives schreiben und stress

eine vorstellung ist, kreatives schreiben funktioniere nicht, wenn man stark unter stress stehe, da einem so viel durch den kopf gehe und man sich nicht auf das schreiben konzentrieren könne. das ist ein trugschluss. kreatives schreiben funktioniert auch gerade unter stress. denn es stellt keine ansprüche an das ergebnis. soll heißen, ich kann auch den stress kreativ beschreiben. kreatives schreiben kann im gegenteil entlasten, indem ich durch das schreiben, einen teil meiner anspannung zu papier bringe und los werde.

gut, es gibt keine garantien, dass das immer funktioniert. aber langfristig ist es eine übungssache, eine frage der häufigkeit, ob ich darauf vertrauen, durch das kurze schreiben ohne anspruch eine entlastung zu erfahren. stressig wird es erst in dem moment, in dem ich von mir beim kreativen schreiben eine weitere leistung erwarte. stress ist oft schon ein ausdruck von realen oder vorgestellten erwartungen, von druck, der verspürt wird. wenn ich dies auf das schreiben anwende, dann wird das kreative schreiben keine stressmindernde wirkung haben.

doch allein der von mir geschriebene letzte satz kann ebenso unter druck setzen. man kann von sich erwarten, dass kreatives schreiben einen nicht unter druck setzen darf. das hat den effekt, sich weiter in der hohen erwartungsschleife zu befinden. hilfreicher scheint es, wenn man sich sagt, ich möchte mich einfach kurz (oder auch lang) ausdrücken, was gerade mit mir ist. im hintergrund gebe ich den druck auf das papier oder auf den bildschirm weiter. und dieser prozess kann zumindest kurzfristig entlasten.

die folge wird nicht sein, dass sich alle schwierigkeiten von selbst erledigen. Weiterlesen

was bringen mir kreativität und schreiben?

gern wird der nutzen von aktivitäten und entwicklungen betrachtet. wieso sollte ich etwas lernen und anwenden, wenn es keinen effekt für mich hat? also effekte, oder wie nadine hostettler es in ihrem kommentar formulierte, „erfolge“ hat man mit kreativität und schreiben immer, die frage bleibt, wie erweitert die kombination beider fähigkeiten meine handlungsmöglichkeiten? ich möchte hier ein paar konsequenzen benennen. doch im vorfeld noch bemerken: das kreative schreiben ist sicherlich keine wundertechnik, die uns alle zu bekannten und berühmten schriftstellerInnen macht, sondern eine ansammlung von techniken und vorgehensweisen, die uns manche tätigkeiten erleichtern können.

aber kommen wir zu den möglichkeiten, die sich aus der kombination von kreativität und schreiben ergeben können:

  • ohne großen zeitaufwand gelange ich zum regelmäßigen schreiben. etliche techniken bieten „erfolge“, also ergebnisse nach fünf bis zehn minuten. wenn ich diese zeit täglich dafür nutzen kann, schaffe ich schon erstaunliche ergebnisse.
  • durch diese unkomplizierten möglichkeiten kann ich meine eigene ehrfurcht und angst vor dem schreiben abbauen. noch zu oft denken viele, es benötige erst einmal eine grandiose idee, viel zeit und geniale schreibe, um sich effektiv auszudrücken.
  • mein schreiben entwickelt sich eher in spielerischer form, denn durch große anstrengungen.
  • ich erweitere meinen spielraum für sprache. mir fallen formulierungen und zusammenhänge ein, die sich mir vorher schwerer erschlossen hätten.
  • ich finde eine zusätzliche möglichkeit in meinem leben, mich auszudrücken.
  • ich finde eine zusätzliche möglichkeit in meinem leben, eindrücke zu verarbeiten.
  • mein blick in die „welt“ wird umfassender. ich nehme mehr wahr, laufe aufmerksamer durch den alltag.
  • dadurch erschließen sich mir mit großer wahrscheinlichkeit auch mehr handlungsmöglichkeiten im laufe der zeit. je mehr eindrücke ich verarbeite, desto mehr alternativen werden vorstellbar und anwendbar.
  • mein erweitertes und „neues“ schreiben kann sich in allen lebensbereichen ausbreiten. sowohl berufliches schreiben, soziale kontakte als auch wissenschaftliche ergebnisse und selbstreflexionen lassen sich entwickeln.
  • ganz persönlich überwinde ich vielleicht die mir in der schule nahegelegte ernsthaftigkeit beim schreiben. humor darf in meinen schriftlichen ausdruck einzug halten.
  • da beim schreiben immer auch anteile von mir einfließen, ich mich ausdrücke, kann mir das schreiben, die kreativität bei der selbstreflexion eine große hilfe sein. nun muss ich mich nicht die ganze zeit selbst reflektieren, aber umbruchphasen kann dies eine große hilfe sein.
  • nicht nur beim schreiben kann ich die ernsthaftigkeit des lebens ein wenig zurückdrängen, auch bei der bewertung meiner leistungen und „erfolge“ besteht die möglichkeit meine erwartungshaltung an mich selber ein wenig zu reduzieren.
  • selbstbewusstsein schöpft aus eigenbewertungen, der verarbeitung von fremdbewertungen und sichtbaren veränderungen in meiner lebensqualität. kreatives schreiben ermöglicht mir den blickwinkel auf mich selbst zu verändern. es garantiert zwar keinen positiven blick aber die chance, näher an eigenen bedürfnissen zu sein, erhöht sich. Weiterlesen

schreibidee (136)

das tropische klima, die drückende hitze und die sich entladenden gewitter lassen die menschen ermatten. bald naht der sommerurlaub für viele (oder er hat schon begonnen) und mancher befindet sich in einem zustand der erschöpfung. erschöpfung kann etwas angenehmes habe, da sie auf vollbrachtes zurückblicken lässt, sie kann aber auch pure müdigkeit sein. bevor also alle den stift weglegen und keine lust mehr zum lesen haben, soll diese schreibanregung „geschichten der erschöpfung“ hervorbringen.

als einstieg dient in der schreibgruppe mal wieder der blick auf die eigenen lebenserfahrungen. die teilnehmerInnen werden aufgefordert, situationen aus ihrem leben zu notieren, nach denen sie sich sehr erschöpft fühlten. es sollten mindestens fünf begebenheiten notiert werden. dann sollte zu jeder situation notiert werden, ob es sich um eine angenehme oder unangenehme erschöpfung handelte. aus den beispielen werden zwei ausgewählt, je eine angenehme und eine unangenehme. die situationen, erlebnisse werden auf jeweils einer seite beschrieben. diese kurzen beschreibungen werden in der schreibgruppe vorgestellt.

nun wird sich von der eigenen erschöpfung abgewendet. es sind abermals beispiele der erschöpfung zu suchen, aber dieses mal welche, die anderen menschen widerfahren sind. situationen, in die man noch nicht selber geraten ist. es wird der vorgang von oben wiederholt, die einteilung in positiv und negativ und die beschreibung von zwei beispielen. diese werden auch vorgestellt in der schreibgruppe.

aus der palette von vorgestellten erschöpfungssituationen wählen sich alle teilnehmerInnen der gruppe je ein beispiel aus. dazu erstellen sie ein cluster mit dem begriff „erschöpfung“ in der mitte. aus diesem cluster heraus wird eine längere geschichte geschrieben. die geschichten werden in der gruppe vorgelesen. sollten dann noch nicht alle teilnehmerInnen der schreibgruppe erschöpft sein, kann ja noch gemeinsam durch den wald gejoggt werden 😉

kreatives schreiben und träume

jeder mensch träumt nachts. die einen erinnern sich gut daran, andere erklären, dass sie nicht geträumt hätten. man kann die erinnerung an die nächtlichen träume ein wenig trainieren, indem man sich vor dem einschlafen vornimmt, die erinnerungen zu behalten. hilfreich kann auch ein traumtagebuch sein, dass möglichst neben dem bett liegt und in das kurz nach dem aufwachen eingetragen wird, an was man sich noch erinnert.

aber jeder mensch erinnert sich auch an sehr eindrückliche träume, die ihn eventuell geweckt haben. das sind meist sehr intensive träume, die für einen selbst eine große bedeutung haben. zum einen können versuche unternommen werden, träume aufzuschlüsseln und sie beim biografischen schreiben zu thematisieren oder in therapeutischen zusammenhängen. zum anderen können träume, die in ihren fantasievollen geschichten beeindrucken, auch eine grundlage für weitere geschichten im zusammenhang mit dem kreativen schreiben bilden.

so kann der „plot“ eines traumes verwendet werden, eine kurzgeschichte mit vielleicht surrealem touch zu schreiben. oder es werden einzelne eindrückliche bilder in geschichten übertragen. am spannendsten scheint mir die möglichkeit, einen traum weiter zu schreiben, wenn man abrupt von ihm aufwachte. ob es der klingelnde wecker oder die anspannung während des träumens war, die einen aufwachen ließen, die fortsetzung der geschichte wird dann der wachen fantasie überlassen.

wenn man eine schreibgruppe anleitet, könnte man zum beispiel einen geschichtsanfang ausgeben der aus einem eigenen traum resultiert und die teilnehmerInnen der gruppe weiterschreiben lassen. es kann für einen selber sehr aufschlussreich sein, welche wendungen und entwicklungen die anderen für die eigene geschichte finden. so bieten träume ein großes potential an schreibideen, die nicht verpuffen müssen.

schreibpädagogik und warming up

ich bin kein großer freund von so genannten warming ups bei irgendwelchne fortbildungen. habe ich mich doch entschieden, mir neue informationen anzueignen und gehe deshalb zu bestimmten veranstaltungen. normalerweise fühle ich mich in solchen momenten konzentriert und aufmerksam, sonst würde ich die veranstaltung nicht aufsuchen. bei psychologInnen und sozialpädagogInnen werden trotz allem gern noch bewegungsübungen oder kennenlernspielchen gemacht. eine kurze vorstellungsrunde würde es auch tun.

doch viele teilnehmerInnen schätzen diese vorgehensweise. also ist zu überlegen, welche formen des warming up sich für schreibgruppen anbieten. bewährt haben sich schreibspiele oder assoziationsübungen als einstieg in schreibwerkstätten, also möglichkeiten, langsam ins schreiben zu kommen. dies lockert die runde teilweise auf, kann verknüpft werden mit äußerungen über die eigene befindlichkeit im moment oder einem vorstellungstext.

gerade der austausch über befindlichkeiten erscheint mir aber recht sinnlos, denn es ist nicht mehr, als ein erfahrungsaustausch, mir geht es gerade so und so. was sollen die anderen dazu sagen, was fangen sie mit dieser information an? „schön darüber geredet zu haben“ wäre eine mögliche reaktion. in diesen momenten sollte man sich überlegen, ob schreibgruppen selbsterfahrungsgruppen oder kreative werkstätten sind. oder haben sie erlebt, dass sportlerInnen, schauspielerInnen und musikerInnen erst einmal über ihre befindlichkeiten reden, bevor sie zu proben und üben beginnen?

bei psychologischen schreibgruppen wiederum kann die befindlichkeit eine große rolle spielen. hier sollte raum dafür da sein, denn es geht im laufe der gruppe auch darum, festzustellen, wie das befinden sich bis zum ende des treffens verändert. aber eines ist meiner ansicht nach überhaupt nicht nötig, durch den raum zu hüpfen und irgendwelche laute von sich zu geben. das möchte ich dann doch den sportlerInnen überlassen

schreibpädagogik und neugierde

 

da sich schreibgruppen oft aus menschen zusammensetzen, die sich vorher nicht kannten, versuchen die teilnehmerInnen, sich durch ihre texte gegenseitig kennenzulernen. dies kann sowohl zu schönen, als auch zu schwierigen momenten führen.

der angenehme aspekt dieses kennenlernens besteht darin, dass die gegenseitige annäherung nicht über smalltalk erfolgen muss, sondern gleich über aussagekräftige texte der einzelnen stattfindet. dadurch lern man menschen von einer seite kennen, die sie im alltag nicht unbedingt preisgeben. man trifft sich sozuschreiben bei den geschichten, die geschrieben wurden. die feedbackrunden bieten eine zusätzliche möglichkeit miteinander ins gespräch zu kommen.

da der mensch an sich ein ganz schön neugieriges wesen ist, kann dies aber auch den wunsch in der gruppe, möglichst gleich sehr persönliche texte zu hören und eventuell zu schreiben, verstärken. das ist nicht ganz unproblematisch. Weiterlesen

warum es hier so „viele“ posts gibt

des öfteren wurde mir geschrieben oder gesagt, das sei einfach zu viel, was ich hier veröffentliche, das könne man gar nicht alles lesen. zu beginn des bloggens hatte ich mir ein limit gesetzt, um im rahmen meines studienabschlusses möglichst genug erfahrungen zu sammeln und ein fazit zum bloggen ziehen zu können. das ist nun seit einiger zeit erledigt und ich wollte die zahl der posts reduzieren. ein wenig ist dies geglückt.

doch gleichzeitig machte ich die erfahrung, dass, einmal angefangen sich in bestimmte thematiken zu vertiefen, einem ständig neue, interessante informationen über den weg laufen. sie reizen mich, sie öffentlich zu machen. eigentlich gibt es noch viel mehr. erst versuchte ich sie zu notieren und zu einem späteren zeitpunkt zu veröffentlichen. doch es bildete sich eine halde, die abzutragen, dann auch keinen sinn mehr macht.

inzwischen vertraue ich auf das selektive lesen. soll heißen, nicht jeder mensch findet alles gleich interessant, so kann man etliches auch auslassen. außerdem bietet das taggen und mit kategorien versehen wie auch die suchfunktion eine umfassende möglichkeit der auswahl. und es zeigt sich, dass dies zum beispiel über die suchmaschinen wahrgenommen wird. da der blog dort ganz gut platziert ist, geschieht es immer wieder, dass ältere posts wieder hervorgeholt und gelesen werden. meiner ansicht nach ist dies eine der großen chancen des web 2.0. es kann erst einmal etwas in der versenkung der unübersichtlichkeit verschwinden, aber spezifische interessen sorgen für eine beständige neuauflage. oder anders geschrieben, nichts geht verloren.

ab und zu lassen sich dann die posts unter bestimmten aspekten noch einmal in gesonderten posts zusammenfassen und im laufe der zeit vielleicht auch einmal in eine pdf-datei. ich finde es schmeichelnd, dass menschen ein großes interesse an möglichst vielem in diesem blog haben, hoffe aber, dass das übersehen bestimmter posts nicht zu unangenehm ist. und ich werde mich bemühen, ab und zu etwas weniger zu schreiben. doch das internet ist so schnelllebig, dass schwer zu sagen ist, wann welcher tipp noch weiter verfolgt werden kann. also nichts für ungut und danke für die konstruktive kritik ❗

auf meinen spuren – ein buchtipp

im rahmen des biografischen schreibens werden verschiedene techniken angewendet, um sich seiner eigenen lebensgeschichte anzunähern. das ist aber nichts neues, sondern ein in der psychotherapie oder im rahmen vieler zeitzeugen-projekte schon länger übliche vorgehensweise.

die persönliche lebensgeschichte aufzuschlüsseln kann einem einen überblick über die eigene entwicklung geben und dem entwickeln neuer handlungsmöglichkeiten für zukünftige entscheidungen zuarbeiten. dieses interesse an sich selber ermöglicht es dem einzelnen menschen, sich ein bild von sich zu machen.

das buch „auf meinen spuren – das entdecken der eigenen lebensgeschichte – vorschläge und übungen für pädagogische arbeit und selbsterfahrung“ von herbert gudjons, marianne pieper und birgit wagener bietet eine fülle an praktischen techniken, die allein durchgeführt werden können, um sich seiner lebensgeschichte und seiner selbst bewusst zu werden. leserInnen können für sich entscheiden, welche technik sie für sich sinnvoll und angenehm finden und diese durchführen. aber auch menschen, die in der biografiearbeit tätig sind, bietet das buch viele anregungen. ob reflexionen zur familie, zur eigenen kindheit, zum zeitgeschichtlichen kontext, zum selbstbild oder zum körperbewusstsein, es bietet eine fülle an vorschlägen. auch wenn das mir vorliegende buch nicht ganz frisch ist, die techniken verlieren nicht an wert. schön wenn man so etwas geschenkt bekommt, ansonsten vielleicht im antiquariat nachschauen, es ist erschienen bei rororo im taschenbuch-verlag im november 1986 und hat die ISBN 3-499-18304-8.

biografisches schreiben und anfang

 

viel wurde hier geschrieben zu den möglichkeiten des biografischen schreibens und zum verfassen der eigenen lebensgeschichte. doch bisher wurde kaum erwähnt, weshalb man dies eigentlich machen sollte und eine noch viel größere hürde wurde nicht angesprochen, wie am besten anfangen.

in erster linie sinnvoll scheint, die eigene biografie für sich selbst zu verfassen. beginnt man von anfang an, die leserInnen mitzudenken, wird man etliches der eigenen geschichte aussparen. es ist einfacher wenn man die eigene lebensgeschichte veröffentlichen möchte, den entstandenen text zu überarbeiten und zu persönliches zu streichen, als in eine öffentliche biografie für sich die persönlichen details im nachhinein einzufügen.

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schreibpädagogik und selbstdarstellung

texte und geschichten enthalten immer auch einen biografischen anteil, mal mehr, mal weniger. von außen lässt sich das nicht beurteilen, nur die autorInnen wissen, welcher aspekt ihrer geschichten ihr ganz persönlicher ist. aber neben diesen sehr subjektiven momenten spielt es in schreibgruppen auch immer eine rolle, wie mann und frau nach außen wirkt.

um den aspekt des gegenseitigen kennenlernens ein wenig zu erleichtern, können vorstellungsrunden durchgeführt werden oder schreibspiele, die zur selbsdarstellung auffordern. wenn dies nicht gemacht werden kann, da zum beispiel die zeit für die schreibgruppe sehr beschränkt ist, dann können zumindest schreibanregungen zu selbstreflexiven texten gegeben werden. diese können den teilnehmerInnen die möglichkeit bieten, etwas über sich selbst und ihre schreiberfahrungen mitzuteilen. denn werden solche angebote nicht gemacht, dann brechen sich die selbstdarstellungen oft in anderen texten oder in den feedbacks bahn. menschen haben in neuen gruppen erst einmal den wunsch, etwas über die anderen zu erfahren, bevor sie sich näher aufeinander einlassen.

eine gefahr besteht in solchen verpassten anfangsmomenten immer, aber vor allen dingen auch, wenn es gegenseitige vorstellungen gegeben hat. die gruppe tendiert dazu, gern persönliche befindlichkeiten mitzuteilen, sowohl in texten als auch bei feedbacks. dies ist aber selten konstruktive kritik, da sich über subjektive empfindungen nicht diskutieren lässt, denn die gefahr in solchen momenten ins deuten zu verfallen ist recht groß. so ist es in solchen momenten wichtig, dass gruppenleiterInnen eingreifen und die feedbacks auf eine ebene der konstruktiven kritik zurückzuführen.

denn wie hier schon einmal dargestellt können schreibgruppen in solchen momenten zu selbsterfahrungsgruppen mutieren, die eher psychologische aspekte beleuchten, denn gruppen des kreativen schreibens zu sein, die vor allen dingen daran interessiert sind einen zugang zum schreiben zu finden. vor allen dingen können mutierte gruppen auch die gruppenleitung überfordern, das sie den vorgebrachten befindlichkeiten nicht gewachsen ist. hier ist einzig professionelle distanz zu wahren.

schreibpädagogik und selbsterfahrung

 

es gibt eine schwierigkeit bei der anleitung von schreibgruppen, die erst einmal kaum verhindert werden kann. denn kreatives oder biografisches schreiben kann bei den einzelnen teilnehmerInnen dinge zu tage fördern, die ihnen lang nicht bewusst waren. natürlich entsteht dann oft das gefühl, sich mitteilen zu wollen. dagegen spricht bis zu einem gewissen punkt nichts. doch die form der selbsterfahrung birgt die gefahr in sich, dass sich eine schreibgruppe in eine selbsterfahrungsgruppe verwandelt und dadurch therapeutische züge annimmt.

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bloggen als selbsterfahrung

nachdem die last der masterarbeit von den schultern genommen ist und wieder zeit für spielereien und anderes existiert, fängt das bloggen an, richtig spaß zu machen. das hat auch damit zu tun, dass die reaktionen vielfältig und verschieden sind, teilweise ein diskurs in gang kommt. jetzt fehlt nur noch die rege teilnahme an schreibaufgaben. aber auch da bin ich zuversichtlich.

generell bin ich weiter fasziniert, wieviel im netz zu entdecken ist und wie qualitativ hochwertig viele entdeckungen sind. das vorurteil, dass im internet viel schrott zu finden sei, stimmt so nicht. daneben gibt es eine menge engagierte menschen, die sich viele gedanken darüber machen, was sie anderen anbieten. einzig die zeit, die man dafür aufwenden müsste, allem die angemessene aufmerksamkeit entgegenzubringen, steht nicht immer zur verfügung. Weiterlesen

bloggen als selbsterfahrung (2)

man muss anscheinend erst eine zeitlang ins blaue hinein bloggen, bis sich der blog so etabliert, dass immer mehr zurückmeldungen kommen und ein interesse am blog entsteht. bei manchen blogs habe ich das gefühl, sie haben einfach zu schnell aufgegeben.

es ist aber auch die frage, was man von einem blog erwartet. die besuchermassen sind bei einem blog zur schreibpädagogik nicht zu erwarten. es zeigt sich aber an den suchbegriffen, dass sich immer mehr menschen hier wiederfinden, für die auch die posts gemacht sind. das gefällt mir. einziges problem, das mit der „schreibschrift“, die so viele lernen wollen. ich hätte nie gedacht, dass es so viele menschen gibt, die im internet nach schreibschriften und ihren ausführungen suchen. diesen habe ich ein kleines angebot gemacht, wo sie weitere informationen finden können, doch da gehen die wenigsten hin. anscheinend ist die geduld dann doch zu gering, sich einmal kurz umzuschauen. finde ich nicht schlimm, da ich auch zur suchmaschine zurückkehre, wenn ich denke „hier bin ich falsch“.

spaßig finde ich es, dass ich von manchen direkt mit name gesucht werde. da würde mich natürlich interessieren wer das ist. vielleicht suchen die aber auch den zahnarzt, der den gleichen namen wie ich hat oder sich zumindest manchmal genauso schreibt.

vielleicht können sie das nächste mal eingeben „christof zirkel gesucht von xy“, das sehe ich dann in der blogstatistik und weiß, wer mich auf dieser welt sucht. ansonsten findet man in diesem blog aber auch meine mailadresse, um sich direkt an mich zu wenden.

die ideen gehen weiterhin nicht aus, der selbstversuch für die masterarbeit ist abgeschlossen, jetzt wo es erst richtig interessant wird. zum beispiel das post zu den schwulen suchmaschinen, hatte es doch gleich in der folge 20 neue spam-kommentare, die gefunden wurden. entweder lag es am tag oder doch am begriff, kaum taucht „schwul“ auf, wird schon gespamt. wahrscheinlich mit vorliebe zu viagra. erstaunlich, was sich im hintergrund immer so ergibt. vielleicht sollte ich zu jedem post das schlagwort „schwul“ schreiben und ich würde alle rekorde an spam-kommentaren brechen 😀

bloggen als selbsterfahrung

bloggen ist witzig. kaum hat man damit angefangen, interessiert einen natürlich, wieviele menschen einen lesen. man ist dann erstaunt, dass es mehr sind, als man dachte. gleichzeitig fängt man aber gern mal an, sich gedanken zu machen, was die anderen interessieren könnte. dann fällt einem auf, dass die leserInnen gar nicht so reagieren, wie man dachte. sie lesen etwas ganz anderes.

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