Schlagwort-Archive: selbstwert

biografisches schreiben und frucht

es ist vielleicht noch einmal an der zeit, über die früchte des biografischen schreibens zu schreiben. denn viele menschen glauben, dass biografisches schreiben häufig nur menschen betreiben, die einen drang zu selbstdarstellung haben oder bekannt und berühmt sind. der blick auf sich selbst, das eingeständnis, dass es blinde flecken in den eigenen erinnerungen gibt oder der gedanke, dass es ungelöste schwierigkeiten und probleme im eigenen leben gibt, das ist eine vorstellung, die viele menschen für sich nicht in betracht ziehen.

denn erst sehr spät nach dem zweiten weltkrieg bemerkten die menschen, die ihn als junge erwachsene oder als kinder miterlebt haben, dass es da noch erinnerungen und gedanken gibt, die ihnen auch nach über 70 jahren nicht aus dem kopf gehen. teils sind es schreckliche momente, teils ängste oder es ist auch nur ein diffuses unwohlsein. erst wenn sich die beschwerden so verstärken, dass man nicht mehr drumherum kommt, dann fangen die menschen an, sich mit ihren erinnerungen auseinanderzusetzen. das ist nicht negativ, nein, es ist oft eine schutzfunktion nach traumatisierenden ereignissen, verdrängen zu können. doch es signalisiert gleichzeitig, dass verdrängen nicht verarbeiten bedeutet.

das biografische schreiben kann einem helfen, erinnerungen beim namen zu nennen, sie sich bewusst zu machen, einen schriftlichen weg zu suchen, sie zu verarbeiten. so, wie wir häufig zu vorsorgeuntersuchungen gehen, so könnte man sich auch seiner psyche widmen und nach vielen gelebten jahren ein resümee ziehen, das gleichzeitig eine entlastung und neuorientierung sein kann. denn wir werden alle immer älter, haben also auch oft die kraft und möglichkeit, unserem leben noch einmal eine andere richtung zu geben. die frucht dieses prozesses besteht darin, seinen eigenen ganz persönlichen bedürfnissen ein stück näher zu kommen.

eine andere frucht des biografischen schreibens ist es, nach einem langen arbeitsleben der freizeit das gewicht zu geben, das sie verdient hat. vor allen dingen die älteren generationen scheuen heute noch formen der „selbstverwirklichung“, obwohl dies eine freiheit ist, die sie verdient haben. die schwarzen löcher, die sich vor ihnen auftun, wenn sie das arbeitsleben verlassen, dürfen ohne schlechtes Weiterlesen

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wissenschaftliches schreiben und selbstwert

für viele nagt das wissenschaftliche schreiben am selbstwertgefühl. die hochschulen tun wenig dagegen, die große verunsicherung, vor allen dingen beim verfassen von abschlussarbeiten, einzudämmen oder zu beseitigen. master-, diplom- und doktorarbeiten sind für hochschulangehörige meist die ersten momente, in denen sie selbstständig forschungsfragen entwickeln und forschungen durchführen. hausarbeiten, referate und die bachelor- oder vordiplomarbeiten sollen sicherlich eine vorbereitung auf den nächsten größeren schritt darstellen. doch meist fehlt es am ausführlichen feedback, das die weiterentwicklung der eigenen (schreib)kompetenzen ermöglicht.

hochschulen haben schon zu wenig personal, um die wissenschaftlichen schreibprozesse angemessen zu begleiten. selbstzweifel und versagensängste nehmen bei den schreibenden zu, je näher die abschlussarbeiten rücken. manche versuchen sich an anderen abschlussarbeiten zu orientieren, andere fragen im freundeskreis oder versuchen über literatur zum wissenschaftlichen schreiben, einen weg durch den schreibprozess zu finden. je voller die hochschulen, seminare und sprechstunden werden, desto schwieriger wird es für dozentInnen eine angemessene begleitung anzubieten.

dabei gibt es an einzelnen hochschulen erfolgsversprechende konzepte und einrichtungen, die eine schreibdidaktische begleitung des schreibprozesses ermöglichen. so werden schreibzentren mit „peer-tutoring“-konzepten aufgebaut, es gibt beratungsstellen und online-beratung. aber das sind bis heute immer noch die wenigsten hochschulen, die dies anbieten. auf der anderen seite wird beklagt, dass die zahl der studienabbrecherInnen zunimmt. völlig außer acht gelassen wird in den meisten diskussionen die psychologische komponente, dass sich viele studierende auf sich selbst zurückgeworfen fühlen.

wie stellt man denn eine forschungsthese auf? wie positioniert man sich zu der these und wie begründet man schlüssig seine eigene position? was sagen meine forschungsergebnisse letztendlich aus und wie trenne ich sie klar von meiner subjektiven position? wann komme ich ins deuten und ins kaffeesatzlesen und wann arbeite ich wissenschaftlich? wie finde ich die richtigen worte? ab welchem moment klingt ein text zu locker, wann erschöpft er sich Weiterlesen

schreibberatung und flucht

ich möchte hier nicht darüber schreiben, weshalb jemand die schreibberatung fluchtartig verlassen könnte, auch wenn mir manche gründe dazu einfallen. nein, es geht mir um die frage, welche rollen die kleinen oder großen fluchten bei schreibkrisen und schreibblockaden spielen. es geht um die momente, in denen einem so viel anderes einfällt, während man sich eigentlich an eine schreibaufgabe setzen sollte und diese abarbeiten müsste.

da werden fenster geputzt, es wird im internet gesurft, ganz dringend muss man lebensmittel kaufen, obwohl der kühlschrank voll ist, freunde werden angerufen, da man sich so lang nicht mehr gemeldet hatte, dann kommen ein paar einladungen, die man alle gern wahrnimmt, man muss auch die alten zeitungen mal aussortieren und noch vieles mehr. wenn man diese aufgaben nicht jetzt erledigen würde, dann würde man binnen kürzester zeit im chaos versinken. so jedenfalls ist gern die argumentation in der schreibberatung.

schlicht formuliert werden halbbewusst falsche prioritäten gesetzt und dadurch der druck zu lösung der schreibaufgabe ständig erhöht. die fluchten fühlen sich aber nicht gut an. im hinterkopf kreisen die gedanken, dass man eigentlich etwas anderes, wichtigeres machen müsste. und gleich fallen einem wieder 10 ausreden ein, warum nicht gerade jetzt. der gute rat von außen, macht es meist nicht besser. da wird aufgezeigt, dass es nun mal dinge im leben gibt, die man nicht so gern macht, aber wenn man sich nur ein bisschen zusammenreisst, dann klappt das schon. da werden horrorszenarien, die man meist schon selber im kopf hat, ausgemalt und druck erhöht sich beständig.

nebenher ist der mensch auch noch so geschickt, dass er sich mit anderen vergleicht und davon ausgeht, die schaffen das alle ganz leicht, nur man selber kriegt es wieder nicht auf die reihe. außerdem, was hat man schon schriftlich mitzuteilen. die eigenen schreibprodukte zeugen doch eher von schlechter qualität, das forschungsprojekt liefert keine brauchbaren ergebnisse, man hat einen fürchterliche schriftsprache und noch vieles mehr. bei solchen gedanken kann man ja nur die flucht ergreifen und hoffen, dass sich alles von selbst regelt.

der teufelskreis besteht darin, dass das prokrastinieren keinen spaß mehr macht. so lang es einem gut damit geht, spricht nichts gegen „aufschieberitis“. aber sobald man nur noch mit schlechtem gewissen und bauchgrimmen die flucht antritt, lohnt ein blick auf die eigenen denkmuster. die erste frage lautet: wie realistisch ist die eigene einschätzung? flüchtende schreiberInnen haben meist Weiterlesen

schreibberatung und verzeihen

nein, es geht nicht darum, dass sich schreibberaterInnen und klientInnen gegenseitig verzeihen. es mag situationen geben (selten), in denen dies notwendig sein kann. aber ich gehe von einer professionellen haltung bei schreibberatungen aus, die genug raum gibt für das klären eines fehlers oder schwierigen verhaltens.

es geht mir darum, dass gerade in der schreibberatung, das sich selbst verzeihen können, ein wichtiges thema werden kann. schreibkrisen und schreibblockaden hängen nicht selten mit vehementen selbstverurteilungen zusammen. klientInnen verzeihen sich nicht, dass sie fehler in ihrem text finden, dass das geschriebene nicht ihren hohen erwartungen und ansprüchen genügt. daraus entsteht die schwierigkeit, dass ein text nicht abgeschlossen, sondern ständig überarbeitet oder verworfen wird.

man kann in diesen momenten der beratung zwar schreibtechniken vermitteln, die vielleicht im laufe der zeit, einen schreibfluss ermöglichen, aber in manchen fällen muss man damit rechnen, dass ein freewriting als firlefanz und gehaltloses schreiben von den klientInnen beurteilt wird. die denkschleife, dass die eigenen schriftlichen produkte schlecht und ungenügend sind, benötigt eine andere aufarbeitung der schwierigkeit.

in diesem moment macht es sinn, die schreibbiografie ein wenig genauer zu betrachten und vielleicht noch darüber hinaus zu gehen, und der gesamten biografie einen blick zu zu werfen. woher kommt der gedanke, dass man stetig „unzureichendes“ produziert? ist dies irgendwo vermittelt worden und hat man die person von anderen menschen übernommen oder haben einen misserfolge in die denkrichtung gesteuert?

hier ist es notwendig die subjektivität von textkritiken aufzuschlüsseln. daneben muss eventuell betrachtet werden, warum man den urteilen anderer so viel gewicht gibt und dem eigenen Weiterlesen

kreatives schreiben und erfolg

wann ist kreatives schreiben erfolgreich? vielleicht wenn man einen schönen, zusammenhängenden text erstellt hat. oder wenn man das gefühl hat, dass die eigene kreativität viel raum einnehmen durfte. oder wenn man den inneren zensor überwinden konnte. oder vielleicht, wenn man eine tolle idee für eine längere geschichte entwickeln konnte. …

kreatives schreiben ist so vielfältig, dass man es aus den unterschiedlichsten blickwinkeln als erfolg erleben kann. und da es sich abermals um eine subjektive bewertung handelt, werden auch die bewertungsmaßstäbe, was nun am eigenen schreiben ein erfolg war, sehr unterschiedlich ausfallen.

doch oft genügt es schon den kreativ schreibenden, dass sie überhaupt geschrieben haben, als erfolg zu werten. das kreative schreiben ist ein ansporn, sich zeit zu nehmen (für sich selber, etwas zu tun), seiner kreativität raum zu geben (überhaupt daran zu glauben, kreativ sein zu können), eine idee zu verfolgen (ohne sie gleich wieder in zweifel zu ziehen) und etwas selber zu schöpfen (ja, die idee hat man eigenständig produziert und daraus ist etwas vollkommen neues, einmaliges enstanden).

dies ist der positive effekt des kreativen schreibens, der von vielen menschen so erlebt wird. darum ist kreatives schreiben, wenn man sich darauf einlassen kann und wenn man die eigene tätigkeit nicht gleich als schnickschnack abtut, oft erfolgreich. es vermittelt den menschen ein gutes gefühl und steigert dadurch das eigene selbstwertgefühl, so wie dies bei anderen erfolgen auch der fall ist.

beim kreativen schreiben steht man erst einmal nicht in konkurrenz mit anderen menschen (obwohl dies in schreibgruppen auch auftreten kann), sondern man steht in konkurrenz mit dem „inneren schweinehund“. es geht oft um den gedanken, doch nicht schreiben zu können, noch nie geschrieben zu haben und sowieso nichts anständiges hinzubekommen. die schreibtechniken des kreativen schreibens überzeugen im laufe der zeit, viele menschen vom gegenteil. und wenn man dann auch noch den erfolg feiern kann, sich darüber freuen kann, etwas geschrieben zu haben, dann löst sich die eventuelle konkurrenz zu anderen auch schnell in nichts auf.

denn das kreative schreiben folgt eigentlich keinem leistungsprinzip, man bestimmt eben subjektiv selber, was für einen in ordnung ist, was einen erfolg darstellt. das ist etwas, was viele von uns verlernt haben, da unsere gesellschaft sehr schnell mit bewertungen von außen bei der hand ist. das kreative schreiben kann erfolgreich bekräftigen, sich wieder mehr auf sich selbst und die eigenen bedürfnisse zu konzentrieren.

schreibberatung und ziele

auf den ersten blick scheint es einfach, welche ziele eine schreibberatung erreichen sollte: die schreibkrise oder schreibblockade überwinden. doch bei genauerer betrachtung kristallisiert sich heraus, wie unterschiedlich die ziele der einzelnen ratsuchenden ausfallen können. denn das schreiben ist oft nur ein ausdruck anderer schwierigkeiten und krisen. die schreibberatung wird schnell zu einer beratung subjektiver befindlichkeiten und lebenssituationen.

bei der gemeinsamen analyse der schreibsituation durch die beraterInnen und die ratsuchenden zeigt sich zum einen, dass jede beratung verschieden ist von einer anderen (verallgemeinerungen sich also schwer vornehmen lassen) und zum anderen, dass auch bei der suche nach handlungsmöglichkeiten zur erreichung zukünftiger ziele, die persönliche lebenssituation eine herausragende rolle spielt. man muss in der schreibberatung die welt nicht neu erfinden, da viele beratungskonzepte und -theorien ebenso anwendbar sind, wie in anderen lebenszusammenhängen.

aber schreibberaterInnen sollten wissen um die zusammenhängen zwischen dem schreiben und der gesamten lebenssituation haben. so weist ein hoher anspruch an das eigene schreiben, der zur schreibkrise führt, oft auf eine erlernte leistungshaltung hin, die zur selbstüberforderung führen kann. darin steckt auch nicht selten das in frage stellen des eigenen selbstwertes. doch auch dies lässt sich nicht einfach verallgemeinern. Weiterlesen

selbstbefragung (50) – streben

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „streben„.

  • was möchten sie in ihrem leben noch unbedingt erreichen?
  • warum haben sie es bis jetzt nicht erreicht? was fehlt ihnen?
  • wie anstrengend empfinden sie es, nach etwas zu streben? beschreiben sie.
  • um was bemühen sie sich zur zeit sehr?
  • wie sehen sie ihr leben in 10 jahren? was wird sich verändert haben? was haben sie erreicht?
  • sind sie zufrieden, was sie bis jetzt erreicht haben? begründen sie.
  • haben sie ein vorbild für ihr streben? wenn ja, wen und warum? wenn nein, warum nicht?
  • möchten sie erfolgreich sein? begründen sie.
  • was bedeutet ruhm für sie?
  • nach was haben sie bis heute umsonst gestrebt?

selbstbefragung (40) – selbstbewusstsein

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „selbstbewusstsein„.

  • wie gut kennen sie sich? begründen sie.
  • sind sie mit den meisten ihrer handlungen heute einvestanden oder zweifeln sie öfter an ihrem tun? beschreiben sie.
  • welcher selbstbewusste mensch ist für sie ein großes vorbild (darf auch eine film- oder romanfigur sein)?
  • glauben sie an die wirkung von vorbildern? warum?
  • was benötigen sie, um sich ihrer noch bewusster zu werden? wer kann ihnen dabei helfen?
  • in welchen momenten vergessen sie gern, wie wichtig sie sich sind?
  • was mögen sie an sich nicht?
  • was mögen sie an sich?
  • welche der beiden gerade erstellten listen zum selbstwertgefühl ist länger? warum?
  • wem würden sie gern sehr selbstbewusst gegenübertreten? wie würde das aussehen? was hindert sie daran?

selbsterkenntnis und versuchung

man ist versucht, den ganzen selbsterkenntniskram sein zu lassen, scheint er doch anstrengend, nicht sehr ergiebig und nicht selten wie ein laufen im kreis. betrachtet man zum beispiel spontan geschriebenes aus krisenzeiten oder melancholischen phasen, kann man manchmal sein eigenes gejammer schwer ertragen. selten schreiben menschen nieder, wie gut es ihnen geht, denn dann geht es ihnen ja gut, es scheint nicht notwendig etwas zu verarbeiten.

erst einige zeit später realisiert man meist, wie gut es war, sich die zeit für sein eigenes gejammer zu nehmen. man stellt fest, dass diese kreisbewegungen notwendig waren um die richtige abzweigung zu finden und sich abermals ein stückchen entgegen zu fahren. doch kaum befindet man sich auf der idyllischen landstraße, hadert man schon wieder mit den nächsten schritten der selbsterkenntnis. nicht selten formulieren menschen für sich, dass es ihnen ohne diesen ganzen psychoquatsch und dieses seelenstriptease auch ganz gut gehe. wohl wahr, wer nicht möchte sollte auch keine veranlassung haben die selbsterkenntnis voran zu treiben. es kann nicht zur allgemeinforderung werden, dies zu tun. und es stimmt, manche phasen der aufschlüsselung eigener gefühle und gedanken können verdammt anstrengend sein.

warum macht man es dann trotzdem? Weiterlesen

selbsterkenntnis, ethik und moral

entdeckt der mensch sich, entdeckt er auch, was er gut und was er schlecht findet. vorher entdeckte er nur, was andere gut und schlecht finden. nun bedeutet das ergründen der eigenen haltung nicht, alles zu verwerfen, was andere vor einem schon entdeckt haben. es bedeutet nur, sich stück für stück ein eigenes bild zu machen. und das bild bekommt farben, formen, muster und begrenzungen. der mensch entwickelt seine subjektive ethik. sie versucht er zu vertreten, zu leben und anderen zu vermitteln. denn abermals vom grundsatz ausgehen, dass der mensch eigentlich gut ist, basiert bei vielen die ethik auf einer großen „menschlichkeit“, auf sozialer verantwortung und solidarität.

zur schwierigkeit wird ein anderes, ein nicht kontrollierbares machtgefüge, die anmutungen von außen. meine ethik, meine moral kann noch so gut begründet sein, kann den mensch noch so sehr hofieren, irgendwann stehe ich vor der entscheidung, ob ich sanktionen in kauf nehmen, um authentisch zu bleiben, oder ob ich einen kompromiss für mich finde. ein kompromiss ist nicht das schlechteste, denn nicht jede haltung kann ich allein auf meinem rücken tragen. ich finde mich in einer zwickmühle, die nur die widersprüche, die in der gesellschaft existieren, wiederspiegelt. verharre ich in meiner haltung, klinge ich auch schnell moralisch. bin der meinung alles besser zu wissen, als die anderen, die mich auffordern nachzudenken und eventuell etwas an meiner position zu verändern.

es ist nicht per se schlecht, stur zu bleiben. selbsterkenntnis und selbstwert verdienen respekt, können nicht einfach über den haufen geworfen werden. wer sich zum beispiel einmal entschieden hat, dass pazifismus die einzige möglichkeit ist, sinnlose kriegstreibereien zu überwinden, Weiterlesen

selbsterkenntnis – wozu überhaupt?

wir strengen uns an. wir bemühen uns. wir verändern uns. wir versuchen uns anders zu verhalten. wir analysieren uns. wir durchleuchten uns. wir ergründen unsere handlungen. wir strukturieren uns. wir erkennen uns. all dies, so weit wir es uns gedanklich vorstellen können. und wir lernen, dass es nie genug sein kann. wir sind uns sicher, dass wir, wenn wir uns selber erkennen, genug baustellen finden, an denen wir arbeiten können und sollen. so sind wir aufgerufen immer weiter zu wühlen und zu graben, um endlich dem ideal des allumfassend selbstaufgeklärten menschen nahezukommen. verweigern wir uns diesem prozess, stehen schon mahner und warner parat, die uns darauf aufmerksam machen, dass es an der zeit sei, an uns zu arbeiten. wir gelten schnell als nicht sozial kompatibel, wenn wir unsere beweggründe nicht offen legen können. unsere handlungen sind immer begründet, doch wir müssen auch die gründe wissen.

muss das sein? wer stellt die regel auf, dass man sich selber kennen müsse? und wie hat das auszusehen? nun, heute verdächtigen sich viele menschen selber. sie vermuten, dass es in ihren tiefen, in den abgründen ihrer seelen, verstecke gibt, die sie noch nicht erschlossen haben. sie vermuten schlimmes, dunkles oder böses in sich. darum begeben sie sich auf die suche. die suche nach dem wahren kern, dem punkt, ist er einmal ergründet, der den weg zum glück versperrt. dabei übersehen sie gern, dass ihnen beständig von außen die sicht auf ein glückliches dasein verstellt wird. es ist nicht ihr verschulden, indem sie sich nicht zur genüge kennen. es ist höchstens ihr verschulden, dass sie sich die alleinige verantwortung für ihre lebenssituation aufbürden lassen. gern eingenommen werden zwei reaktionsmuster. das eine erkennt irgendwann die behinderungen von außen, resigniert ob der großen macht und formuliert: „ich kann ja sowieso nichts ändern.“ das andere muster verinnerlicht die selbstverantwortung, begibt sich auf die suche nach mehr selbsterkennen, analysiert, durchdringt und zerstückelt die eigene person und findet laufend neue fehler und schwächen, resigniert und formuliert: „ich bin ein schlechter mensch.“

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selbsterkenntnis und biografisches schreiben

des öfteren war hier schon die rede von der möglichkeit, seine vergangenheit mit dem biografischen schreiben in erster linie für sich selber aufzuschlüsseln. darum möchte ich dieses mal einen blick auf die frage werfen, ab wann es sich lohnt, sein leben zu analysieren und sich dem biografischen schreiben zu zu wenden. einige menschen sind der meinung, sie hätten nicht genug erlebt, um einen blick in die vergangenheit zu werfen. die erfahrungen zeigen etwas anderes. ganz gleich wer es ist, jeder mensch hat einschneidende oder begeisternde erfahrungen gemacht, die wertung der bedeutung des geschehenen liegt eigentlich nur bei einem selber. darum lautet die einfache antwort: es lohnt sich, wenn man möchte, immer einen blick in die vergangenheit zu werfen. es gibt keine altersbegrenzung für das biografische schreiben. selbsterkenntnis hat nichts mit der dauer der lebenserfahrung zu tun.

ein hinweis auf die altersunabhängigkeit könnte sein, dass schon mit jungen jahren angefangen wird, tagebuch zu schreiben. es kommt das gefühl auf, dinge festhalten zu möchten, die sich im alltag ereignet haben, die einen beschäftigen. oft geht dies einher mit den umwälzungen der pubertät. hier fängt mensch an, sich selbst zu reflektieren und sich in das soziale gefüge einzuordnen. vieles verunsichert, stellt in frage und wird neu zugeordnet. angefangen beim eigenen körpergefühl bis zur haltung den eltern gegenüber. der junge mensch fängt an, seine eigenen bedürfnisse zu formulieren, die schnell im widerspruch zu den gesellschaftlichen regeln und konventionen stehen können. schon in diesem moment scheint eine reflexion schriftlicher art möglich, denn was ist tagebuch schreiben anderes. techniken des biografischen schreibens müssen nicht in jahrzehntschritten angewandt werden. auch junge menschen finden schon worte für ihre bis dahin erlebten lebenskrisen und -höhepunkte.

und wer einmal seine alten tagebücher durchstöbert, Weiterlesen

selbstbefragung (24) – natur

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „natur„.

  • würden sie sich als naturverbunden bezeichnen? begründen sie.
  • wie oft halten sie sich in einer woche in der natur auf?
  • unsere natur ist meist eine kultivierte. kennen sie den unterschied zur wildnis?
  • kennen sie mehr als zehn vogelarten und wilde pflanzenarten? zählen sie auf.
  • wie fühlen sie sich, wenn sie einmal in der natur sind?
  • wie groß ist ihr anteil an der zerstörung der natur?
  • wer erscheint ihnen seriöser: industrieverbände oder umweltverbände? begründen sie.
  • glauben sie, dass vieles in der natur des menschen liegt? wenn ja, warum verliert der mensch dann häufiger den kontakt zur natur? wenn nein, worauf basiert dann vieles?
  • wie wird ihrer meinung nach in 30 jahren die natur aussehen? notieren sie stichworte.
  • was halten sie von dem naturprinzip „der am besten angepasste überlebt“?

selbstbefragung (23) – arbeit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „arbeit„.

  • was verstehen sie unter „arbeit“? begründen sie.
  • brauchen sie zum leben regelmäßige arbeit?
  • können sie arbeit und freizeit klar trennen? warum nicht?
  • wie weit haben sie das gefühl, dass sie sich bei ihrer arbeit selbst verwirklichen können? beschreiben sie.
  • wofür arbeiten sie? für geld, gegen die langeweile, zur steigerung ihres selbstwertgefühls, für andere oder aus anderen gründen?
  • würden sie gern weniger arbeiten?
  • wer stellt die regeln für ihre arbeit auf? sind sie zufrieden damit?
  • von was fühlen sie sich bei ihrer arbeit abhängig? begründen sie.
  • wie läuft es denn so mit den kollegInnen und den netzwerken?
  • lernen sie gern beständig dazu?

biografisches schreiben und erholungsphasen

das leben ist ein anstrengendes. ob nun jobs, verantwortung, familie oder konflikte, die gestaltung des lebens benötigt energie. ob es heute anstrengender als früher ist, kann schwer gesagt werden, da die lebensumstände sich in den letzten jahrzehnten sehr gewandelt haben. sehr interessant scheint es daher, welche erholungsphasen ein mensch im lauf seines lebens benötigt und sich gönnt.

wie oft sind sie an den punkt geraten, dass sie dachten, jetzt ist jegliche eigene energie aufgebraucht, ich muss neue tanken? und haben sie dann die möglichkeit oder die kraft gehabt, sich erholungsphasen zu gönnen? wer zum beispiel auf dem land auf einem hof aufgewachsen ist, dem erscheint urlaub zu machen als luxus, da es vielen kaum möglich war. unsere gesellschaft konnte sich erst im laufe der zeit immer mehr urlaub gönnen und wir unterscheiden uns darin auch weiter stark von anderen gesellschaften.

für die eigene lebensgeschichte kann es interessant sein, inwieweit man das gefühl hatte, die erholungsphasen für sich zu nutzen, sie als wohltuende abwechslung zu erfahren und sie vielleicht auch zu nutzen, um später das eigene lebens- und arbeitskonzept zu verändern. denn erst in den letzten jahren entstand für manche menschen die möglichkeit ein „sabbatical“ einzulegen, um sich den eigenen bedürfnissen zu widmen. ebenso wie erst seit kurzem auch für männer die möglichkeit besteht, elternzeit zu nehmen und sich der familie zu widmen.

erholungsphasen sind eine gute chance, sich seiner bewusster zu werden oder aber „nur“ durchzuatmen, um später wieder die arbeit aufnehmen zu können. gerade selbstständig tätige menschen haben mehr schwierigkeiten, diese phasen für sich zu organisieren. das kann aber sogar gesundheitlich konseqzenzen haben. vielleicht fällt einem beim betrachten der eigenen lebensgeschichte auch auf, dass man sich sich selbst zu wenig gewidmet hat. oder man entscheidet, nachdem man einmal seine erholungsphasen aufgelistet hat, dass es dringend an der zeit ist, diese nun direkt einzulegen. vielleicht möchte man aber auch nur schauen, welches für einen die schönste erholungsphase war.

selbstbefragung (20) – emotionen

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „emotionen„. wie offen drücken sie ihre gefühle aus? beschreiben sie.

  • können sie auch negative gefühle zelebrieren?
  • würden sie sich eher als emotionaler oder als rationaler mensch bezeichnen?
  • welche bedeutung hat für sie ihr bauchgefühl? hören sie darauf oder nicht? begründen sie.
  • ab wann ist für sie ein mensch gefühllos?
  • wie gehen sie damit um, wenn ihnen gegenüber ein mensch sehr emotional wird?
  • welche ereignisse lösen bei ihnen die meisten emotionen aus?
  • haben sie es schon einmal erlebt, dass sie dachten, sie werden ihrer gefühle nicht mehr herr? beschreiben sie?
  • was bedeutet für sie, mitfühlend zu sein?
  • welche emotionen erscheinen ihnen negativ?

selbstbefragung (19) – humor

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „humor„.

  • können sie über sich selbst lachen? warum?
  • wie geht es ihnen, wenn andere über sie lachen? beschreiben sie.
  • was halten sie von unfreiwilliger komik, slapstick im alltag?
  • lachen sie laut oder leise?
  • ist es ihnen unangenehm, wenn sie sehr laut loslachen? begründen sie.
  • sind sie schlagfertig?
  • können sie witze erzählen?
  • wie oft lachen sie am tag? zählen sie einmal durch.
  • welches buch, welchen film und welche musik finden sie am witzigsten? notieren sie.
  • sind sie eine stimmungskanone auf partys? wie kam es dazu?

kreatives schreiben und kreativität

es gibt menschen, die der meinung sind, sie seien nicht kreativ und werden es auch nie sein. dabei gehen sie davon aus, dass unter kreativität eine besondere fähigkeit zu verstehen ist, die nicht jedem gegeben ist. das ist eine auffassung, die weit verbreitet ist. sie hängt oft mit der vorstellung zusammen, dass kreativität besondere leistungen, wie den „faust“ hervorzubringen hat. dabei sind die ansprüche an sich selbst so hoch, dass jede kreative schreibtechnik scheitern muss.

dabei bietet gerade das kreative schreiben möglichkeiten, sich stück für stück den eigenen kreativen impulsen anzunähern. denn die assoziations- und schreibtechniken bieten, wenn sie konsequent angewendet werden, einen zugang, den eigenen zensor immer besser ausschalten zu können. sie führen die schreibenden an den punkt, sich nicht mehr so viele gedanken über das zu schreibende zu machen. natürlich verschwindet nach vollbrachtem schreiben noch nicht das vernichtende urteil.

bei etlichen teilnehmerInnen von schreibgruppen liegen anschließend zwei gefühle im widerstreit. zum einen das angenehme gefühl, etwas geschaffen zu haben, etwas eigenes produziert zu haben. zum anderen aber die kritische betrachtung des ergebnisses, die so schlecht und unprofessionell wirkt. da helfen oft auch keine bewertungen von anderen teilnehmerInnen, dass es sich um gute oder schöne texte handelt. hier werden die anderen eher abschätzig betrachtet, dass sie sich mit solchen schlechten ergebnissen zufrieden geben.

ein wenig verändern können diese situation eventuell selbstreflexive texte über den schreibprozess oder dialoge mit dem inneren zensor. denn bevor man sich endgültig der eigenen kreativität versichern kann, muss man sich vergewissern woher das strenge urteil über sich selber kommt. wann hat man gelernt, dass man höchstleistungen bringen muss und alles darunter ist nicht gekonnt. vor allen dingen bei der kreativität ist das mit der höchstleistung so eine frage, da die geschmäcker sehr verschieden sind. ansonsten kann noch eine schreibberatung hilfe bieten.

selbstbefragung (12) – furcht

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „furcht„.

  • was ist für sie der unterschied zwischen furcht und angst?
  • wovor fürchten sie sich momentan am meisten? warum?
  • wer oder was hat ihnen immer wieder ihre furcht genommen?
  • würden sie gern ein leben ohne furcht führen? begründen sie?
  • erinnern sie sich an fürchterliche dialoge in ihrem leben? wie verliefen diese?
  • manches erscheint aus der ferne furchtbar und wenn man näher rangeht wird es klein und unbedrohlich. in welchen zusammenhängen haben sie dies erlebt?
  • welche menschen fürchten sie und warum?
  • welche ereignisse fürchten sie und warum?
  • fürchten sich menschen vor ihnen? welche und warum?
  • haben sie sich schon einmal vor sich selber gefürchtet? was war passiert?

biografisches schreiben und zweifel

zweifel können ausdruck des misstrauens oder der ungläubigkeit sein, sie können ansporn zur forschung oder des hinterfragens sein. zweifel sind unser motor der selbstbetrachtung. in einer konkurrenzhaften gesellschaft sind zweifel aber vor allen dingen eines, kleine possierliche nager am selbstwertgefühl. viele menschen fühlen sich von ihren mitmenschen in zweifel gezogen. sie beobachten einzelne reaktionen auf ihr dasein und ihr verhalten und gehen davon aus, dass sie sich fehl verhalten haben, obwohl keiner dies geäußert hat.

die toleranz gegenüber fehlern und schwächen von gedanken und verhalten ist bei uns sehr gering. so entsteht oft zwar erst ein gewisser anspruch von außen, erwartungen erfüllen zu müssen, gleichzeitig aber verinnerlichen viele menschen diese erwartungen und versuchen, alles zu geben, um vor ihrem inneren kritiker bestand zu haben.

beim verfassen der eigenen biografie oder lebensgeschichte lohnt ein blick auf die eigenen zweifel. in welchen  momenten überkamen einen die größten zweifel am eigenen dasein und an den eigenen handlungen. wie sah die lösung dieser selbstzweifel aus. wie realistisch scheint es in der nachschau, damals so an sich gezweifelt zu haben. es kann ja eine klare berechtigung geben, etwas zu ändern. aber es kann ebenso sein, dass die veränderungen gar nicht den eigenen bedürfnissen entsprachen und man sich auf kompromisse eingelassen hat, die man nicht mehr für sinnvoll hält.

das biografische schreiben ist eine gute möglichkeit, sich seiner selbst zu vergewissern. es sollte aber auch beachtet werden, dass dies vieles gelebtes in frage stellen kann, da aus der heutigen sich, eine menge überflüssiger kompromisse eingegangen wurden. auch hier ist es wichtig, sich zu überlegen, dass es aus damaliger sicht, aufgrund der damaligen zweifel seine berechtigung hatte. denn sonst besteht die gefahr, sich in bausch und bogen abzuqualifizieren und keinen blick mehr für die eigene entwicklungszeit zu haben. deshalb sind zweifel sowohl eine gute begleitung der eigenen entwicklung aber auch ein vorsichtig zu betrachtendes ereignis der vergangenheit. denn verzweifeln sollte man nicht an dem, was man erlebte.