Schlagwort-Archive: sexualität

biografisches schreiben und männer

immer wieder wird diskutiert, wie groß denn nun die geschlechterdifferenzen seien. ein paar biologische und medizinische phänomene lassen sich festmachen, aber auch hier ist vieles nicht so eindeutig, wie lang angenommen wurden. und doch wird jedem jungen mann nahegelegt (auch heute zu großen teilen noch), die männliche rolle einzunehmen. dekonstruktionisten versuchten lang, diese vorgaben zu relativieren. doch so lang die verteilung von arbeitsplätzen und die beteilung am profit eher männern zugesprochen wird, wird sich am rollenverständnis nichts ändern.

was bedeutet es nun in der lebensgeschichte „mann zu sein“ oder eben „nicht mann zu sein“? die meisten männer im deutschsprachigen raum haben in ihrem leben einen abschnitt, der entweder wehrdienst, zivildienst oder in-den-krieg-ziehen heisst. dieser lebensabschnitt folgt kurz nach der schule oder schon zu schulzeiten (beim krieg). und er hinterlässt bei jedem seine wirkung. wie sah die aus? wie sahen die erlebnisse aus? änderte sich etwas dadurch im eigenen leben?

es lohnt sich, beim biografischen schreiben einen blick darauf zu werfen, wie weit man mit der rolle als mann konfrontiert wurde. hat sie einem immer gefallen oder gibt es momente, wo einen die rituale der männlichkeit nerven? aus der sicht von frauen kann in der biografie betrachtet werden, inwieweit sie einen umgang mit der männerrolle gefunden haben. wo begegnete einem ein ausdruck von männlichkeit und was hat man davon gehalten? in die biografie vieler frauen fällt sicher auch die etablierung des feminismus. welchen effekt hatte dieser auf das eigene leben?

und dann gibt es noch spezielle aspekte beim thema „männer“ im biografischen schreiben. war man zum beispiel teil eines männerbundes? wie erlebte man diese zeit und welche bedeutung hatte er? oder distanzierte man sich irgendwann von der männerrolle (zum beispiel als transgender – aber dies ist sicherlich die modernere variante) und welche reaktionen kamen vom näheren umfeld. es gab zeiten, da war schon das leisten des zivildienstes in den augen anderer die abkehr von der männlichkeit.

das mündet in der frage, wie man andere männer erlebt hat. an erster stelle natürlich den vater. welche rolle nahm der mann vater gegenüber tochter oder sohn ein? welche rolle nahm der vater als mann in der familie ein. wurde ihm von der mutter Weiterlesen

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liste (96) – sex

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um den „sex“.

meine sexuellen vorlieben:

das bedeutet sex für mich am meisten:

menschen, mit denen der sex toll war:

menschen, mit denen der sex nicht toll war:

menschen, mit denen ich gern sex hätte:

schreibideen der erotischen art

nachdem ich den blog die letzten tage beinahe ausschließlich mit schreibideen gefüllt habe, um die 350 voll zu bekommen, gleich noch ein hinweis auf weitere schreibanregungen im netz. es wurde hier schon vor einiger zeit erwähnt, dass ines witka ein schreibprojekt startet, bei dem wöchentlich schreibanregungen zum erotischen schreiben gegeben werden.

seit einigen wochen können in ihrem blog (siehe http://www.gatzanis.de/blog.html ) schreibideen zu den verschiedensten bereichen der erotik gefunden werden. diese schreibübungen sind ein novum, da sie sich ausschließlich der lustvollen seite des menschen widmen. erstaunlich, dass es solch ein angebot nicht schon früher gegeben hat. hier finden sich anregungen zu den themen fetisch, eros, wesen, sexualität, dirty talk, weihnachten und vielem mehr. beständig kommt neues hinzu.

man kann sich über die kommentarfunktion beteiligen und eigene texte einstellen. und man kann sich dabei mit den eigenen erotischen fantasien auseinandersetzen. jetzt ist das so eine sache, persönliche fantasien zu veröffentlichen, doch man muss es ja nicht unter dem eigenen namen tun.

es ist faszinierend, dass menschen zwar ihren gesamten tagesablauf und jegliche regungen ins netz stellen, aber bei erotik und sexualität wird es heikel. dabei zeigen genug untersuchungen, dass wir menschen mehrmals am tag an die körperlichen lüste denken. unsere gesellschaft hat ein skurriles gedankengebäude aus scham, moral und beichte gebaut. zum einen sind medien und werbung over-sexed, zum anderen tun es alle, aber schöne geschichten darüber zu schreiben, scheint eines der schwersten unterfangen zu sein.

wird zeit, dass sich daran etwas ändert. der blog von ines witka ist eine gute gelegenheit dafür, mehr erotik in das eigene leben zu lassen, und sei es nur in gedanken.

web 2.0 und lust

es ist lust, ob es einem gefällt oder nicht, wenn im internet die seiten mit pornografie boomen und vielfach gesucht und angeklickt werden. das auge lüstelt mit (anscheinend eher bei männer, denn bei frauen (obwohl mir auch frauen bekannt sind, die sagen, das wäre eine mär)). jedenfalls macht das netz in bezug auf die lust ein reichhaltiges angebot.

erheiternd daran ist, dass keiner da gewesen sein will, also anscheinend niemand diese seiten angesurft haben will, viele nur aus versehen durch den falschen klick mit der maus dort gelandet sind und wiederum andere dachten, bei dem homepage-titel würde züchtiges gezeigt werden. ende der 70er und in den 80er Jahren des letzten jahrhunderts gab es solche selbsterweckungs-artikel wie „ja, ich habe …“.

manchmal wünschte ich mir, dies würde es zu der aussage: „ja, ich habe pornoseiten im netz angesurft!“ geben. das würde die ganze doppelzüngige debatte über den kinder- und jugendschutz im netz, über die gelebten sexualitäten entspannen und auf ein realistisches niveau bringen. doch dem ist leider nicht so. ich finde es immer wieder erstaunlich, dass es gesellschaftliche diskurse schaffen, auf der einen seite die vermarktung der sexualität zu verteufeln und gleichzeitig werbung, internet und köpfe pornografisch zu besetzen.

dagegen spräche nichts, würde es nicht so verschämt gehandhabt. es geht anscheinend um lust. könnte der diskurs darüber offen geführt werden, wäre sie nicht gar so schambesetzt und vor allen dingen dann wäre sie auch nicht so erniedrigend. warum nicht im größten kommunikationsmedium lust kommunizieren? die muss nicht sauber und brav sein, lust hat immer auch einen „versauten“ und gierigen moment. aber die lust sollte menschlich sein.

bestes beispiel: die idealisierung der potenz, der körperlichen verfasstheit. die abgebildeten ideale im lust- und pornografie-zusammenhang sollten erkannt werden, dann würden sich menschen Weiterlesen

kreatives schreiben und lust (2)

oft genug habe ich betont, wie lustvoll kreatives schreiben sein kann, darum kein wort darüber. nein, es soll um die darstellung von lust beim kreativen schreiben gehen. die gratwanderung zwischen literatur, erotischer literatur und pornografie wird gerade wieder diskutiert, nachdem das buch „haus der löcher“ von nicholson baker erschienen ist. wie also lust darstellen?

am besten lustvoll. es ist erstaunlich, dass es uns menschen leichter fällt, mord, massaker und folter schriftlich darzustellen als eine lustvolle und intime begegnung. man mag es scham nennen, was uns davon abhält, zu sehr ins detail zu gehen. aber eigentlich müssten wir diese form der scham auch gegenüber erniedrigungen und gewalttätigen situationen empfinden. tun wir aber nicht.

darum könnte eine rolle des kreativen schreibens sein, die waagschale wieder in die andere richtung zu verschieben. entweder in allen bereichen mehr scham walten zu lassen, doch dies würde nicht unseren gesellschaftlichen entwicklungen entsprechen. oder dann doch auch beim beschreiben und schreiben von lust, mehr zu wagen. wir haben die worte dafür und sie wurden zu manchen zeiten auch reichlich verwendet.

doch momentan überkommt einen das gefühl, die gesellschaft wolle, neben der verschämten nutzung von pornografie im internet, im öffentlichen leben nur noch gewalt und dramatik raum geben. in diesen momenten verschwinden die körper der einzelnen im hintergrund und spielen keine rolle mehr. sie spielen nur noch eine rolle, wenn sie für ein körperliches ideal zugerichtet werden.

vielleicht sollte man damit anfangen den eigenen körper oder den der partnerInnen detailiert zu beschreiben. nicht nach mankos suchen, sondern der natur ein wenig raum geben. dies kann man erweitern um die beschreibung Weiterlesen

schreibidee (297)

untersuchungen belegen: eine triebfeder des menschlichen handelns bleibt weiterhin der archaische trieb, also der versuch sexuelle befriedigung zu finden. viele gedanken drehen sich um diese erfüllung schwer benennbarer körperlicher kontakte. und hier spaltet sich das gesellschaftliche denken: auf der einen seite überschwemmt von aufreizenden angeboten und bilder, auf der anderen seite fehlen immer wieder die worte und es bedarf des buches „feuchtgebiete“ oder ähnliches, um eine stimme zu finden. warum also nicht einmal die gewagte schreibanregung zu „genital-geschichten„.

da es so etwas wie scham und persönliche haltungen zum verbalen umgang mit sexualität gibt, bedarf es der zustimmung der schreibgruppe im vorfeld, sich dem thema der sexualität zu nähern. abgesehen davon besteht, wie immer in schreibgruppen, die möglichkeit, seine texte nicht vorzulesen. es kann aber gleichzeitig mit dem sexualpädagogischen blick darauf hingewiesen werden, dass es eigentlich nichts dabei ist, da alle menschen mit ihrem körper befriedigung suchen. und so kann der einstieg in die schreibanregung in einem kleinen fragebogen bestehen, der nach den vorlieben und abneigungen bei der eigenen sexualität fragt. (ein witziges beispiel dafür gibt es zum beispiel auf der homepage von zwei grafikdesignern „benrik.co.uk“ unter http://benrik.co.uk/bestof/large/showme.php?day=61 ) dieser bogen ist natürlich persönlich und soll nicht vorgetragen werden, da es sich um eine schreibgruppe und keine selbsterfahrungsgruppe handelt.

anschließend werden gemeinsam am flipchart, begriffe für die genitalien der beiden geschlechter gesammelt. welche begriffe kennt man, welche metaphorischen umschreibungen kennt man für die geschlechtsorgane und den sex? anschließend wählen sich die schreibgruppenteilnehmerInnen einen begriff aus. dieser begriff bildet die überschrift über ihren ersten text. welche geschichte sich dann darunter ergibt, ist allen freigestellt. die geschichte sollte maximal drei seiten umfassen. wer möchte, kann seinen, ihren text anschließend in der schreibgruppe vorstellen.

dann können szenen und ausschnitte aus der weltliteratur vorgestellt werden, die der sexualität und der umschreibung der genitalien gewidmet sind (es gibt beispiele zuhauf). diese werden entweder kurz vorgelesen oder als kopien verteilt und können in ruhe gelesen werden. anschließend wird eine längere „genitale geschichte“ verfasst, die keine weiteren vorgaben erfüllen muss. wer möchte kann sich dem thema über ein fokussiertes freewriting annähern. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss wird noch ein elfchen zur schönsten sache der welt geschrieben und vorgetragen.

biografisches schreiben und scham

wissenschaftler streiten weiter darüber, ob scham angeboren, anerzogen oder ein mix aus beidem ist. kann man sich an bestimmte erlebnisse und anblicke gewöhnen oder werden sie einen immer wieder in scham versetzen und unangenehm sein? schaut man sich die entwicklung der nachtclubs und die pornografisierung der gesellschaft an, dann ist eine veränderung denkbar. die welt könnte freizügiger werden, auch wenn in vielen erotisierungen schon wieder eine seltsame verklemmtheit verankert ist.

was hat dies nun mit biografischem schreiben zu tun? ganz einfach: jeder schreibende steht irgendwann vor der frage, wie viel seiner intimen erlebnisse und erfahrungen er preisgeben möchte. so lang die lebensgeschichte nur für einen selber notiert wird, so lang kann sich die scham im hintergrund halten. man notiert das, was man denkt. doch selbst dann, ähnlich wie beim tagebuch schreiben, überlegt man, ob nicht später einmal jemand das geschriebene in die hände bekommt, man dies nicht mehr kontrollieren kann, und die eigene person nackt vor den leserInnen steht.

darum notieren die meisten menschen keine details ihrer sexuellen begegnungen, keine überlegungen zu ihren fantasien und wenige unzensierte gedanken zu anderen menschen. das steht im widerspruch zu den dating-börsen im internet, die jegliches detail offenlegen, das den eigenen sexuellen interessen entspricht. scham kommt anscheinend immer dann ins spiel, wenn tiefe gefühle ins spiel kommen. denn wieso sollte ich in meinem tagebuch dinge notieren, die mich nicht berühren. aber bei einer dating-börse geht es um angebot und nachfrage und nicht unbedingt um aktuelle gefühlslagen gegenüber einzelnen personen.

noch schwieriger wird die frage der scham, wenn man sich entscheidet mit der eigenen lebensgeschichte an die öffentlichkeit zu gehen. wie gut sollen einen die anderen menschen kennenlernen? viele biografien bilden nur die fassade der eigenen bedürfnisse ab, aber nicht die bedürfnisse selber. Weiterlesen

selbstbefragung (62) – sex

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „sex„.

  • welche sexuelle spielart mögen sie am meisten? beschreiben sie.
  • wie lebt es sich in einer sexualisierten welt?
  • mit wem hätten sie gern sex, auch wenn es nie dazu kommen wird?
  • wie können sie sich aufgeilen oder was geilt sie auf? beschreiben sie.
  • welche ihrer sexuellen begegnungen verunglückte gehörig?
  • wie gehen sie oder wie würden sie mit „sexuellem versagen“ umgehen? wie sieht dies für sie aus?
  • welche menschen in ihrem umfeld finden sie unattraktiv? benennen sie.
  • welchen körperteil finden sie bei ihren sexualpartnerInnen am erotischsten?
  • haben sie zu viel oder zu wenig sex? warum?
  • warum ist ihnen sex nur so wichtig?

„das ende der liebe“ von sven hillenkamp – ein buchtipp

der untertitel des buches gibt einen hinweis auf die problematik, die der text von sven hillenkamp aufgreift. „das ende der liebe – gefühle im zeitalter unendlicher freiheit„. unendlich bedeutet, ich habe alle möglichkeiten, die ich mir nur vorstellen kann. die schwierigkeit für den menschen besteht darin, dass dies einen verlust von kontrolle oder halt bedeuten kann. natürlich wünschen wir uns alle die freiheit. die freiheit über jede lebenssituation verfügen und daraufhin entscheiden zu können.

aber gleichzeitig kann es uns immer schwerer fallen, wählen zu können. für was entscheide ich mich denn, wenn ich ein unendliches angebot vor mir habe. abgesehen von der tatsache, dass es wirkliche freiheit in den heutigen gesellschaften nicht gibt, etwas, das auch hillenkamp sieht, gaukeln aber vor allen dingen die digitalen medien, gaukelt die digitale revolution vor, einen ganz neuen freiheitsgrad auch im sozialen kontakt zu erleben. man sehe sich nur die portale der partnersuche und sexuellen kontakte an. die auswahl an potentiellen partnerInnen ist unüberschaubar. es wird versucht durch suchkriterien die möglichkeiten einzuschränken. na ja, und was suchen wir dann? den idealen menschen, das perfekte, das, was wir schon immer wollten.

ab diesem moment entsteht für uns eine vorstellung von einem menschen, der all unsere sehnsüchte und bedürfnisse stillt, mit dem der sex einmalig ist, der zu keinen komplikationen und schwierigkeiten führt, bei dem wir keine angst haben müssen, dass er uns einmal verlassen könnte. doch genau diese gefahr nimmt eigentlich zu. denn das wissen um eine beinahe unendliches angebot an potentiellen partnerInnen, lässt uns ahnen, dass es noch eine passendere person geben könnte. gleichzeitig sind wir bemüht, perfekt für die interessentInnen zu wirken, die auf uns zukommen. wohl wissend, dass es jemand besseren als uns geben könnte. laut hillenkamp kann in diesem moment die vorgegaukelte freiheit und unendlichkeit in einen terror der wahlmöglichkeiten umschlagen.

ein spannendes gedankenspiel auf die soziale interaktion von menschen angewendet. das buch beleuchtet die schwierigkeiten der kommunikation, die ausdifferenzierung der szenen und vorstellungen, eben damit auch das ende der liebe, die ein soziales konstrukt ist und wahrscheinlich von einem anderen ersetzt werden wird. schon der stil des buches bindet einen, da eine klare, „laute“ und provozierende sprache zum nachdenken und inneren diskurs anregt. mancher gedanke erschreckt und zertrümmert die romantisierenden träume. ein buch, das ernüchtern kann, gleichzeitig aber aufschreckt und den widerstand in einem herausfordert. wirklich lesenswert, da selten die digitalisierung des zusammenlebens so schonungslos seziert wird. das buch ist 2009 bei klett-cotta erschienen. ISBN 978-3-608-94608-6

web 2.41 – lebensfreude50.de

befragungen und statistiken zeigen, dass die älteren generationen in deutschland inzwischen aufholen was dauer und häufigkeit der nutzung des internets bedeutet. viele haben nie in der schule informatik als unterrichtsfach gehabt, mussten in ihrem beruf wenig mit dem computer arbeiten und hielten im privatleben kontakte über das telefon oder briefe.

inzwischen müssen auch die 50plus-generationen an ihren arbeitstellen den computer als standardwerkzeug verwenden, haben sich als erstes das handy als kommunikationsmittel angeeignet und sind längst auf dem vormarsch das internet zu erobern. denn selbst in der rente lassen sich inzwischen reisen leichter über das web buchen und planen. die berührungsängste mit moderner technologie werden abgelegt.

so wie heute viele junge menschen meinen, ältere hätten keine ahnung vom internet, so wurde auch lang geglaubt, dass das interesse an beziehungen, freundschaften und sex ab einem gewissen alter keine rolle mehr spielt. man war mit einem menschen verheiratet, wenn der nicht mehr existierte, dann endete die zweisamkeit für immer. ein großer trugschluss, man kann sich auch mit neunzig noch hals über kopf verlieben. und inzwischen gibt es auch flyer zu einem internetangebot für die 50plus-generation. unter http://www.lebensfreude50.de findet sich „internet für junggebliebene„. oder wie der anbieter formuliert: „verabreden ohne junges gemüse„. hier liegt die zukunft des internets, da die bevölkerungsstatistik zeigt, der markt wächst. die digitale kontakt- und partnerbörse bietet alles was solche angebote bieten sollten.

biografisches schreiben und lust

wovon hier bisher noch nicht geschrieben wurde, was aber beim schreiben der eigenen lebensgeschichte, auch wenn man von beruf nicht domina oder callboy war, eine rolle spielt, oft jedoch ausgeblendet wird, ist die eigene sexualität, die eigene lust. hier ergeben sich große unterschiede zwischen den generationen, da der umgang mit lust und sex sich in den letzten jahrzehnten enorm verändert hat.

außerdem ist man zum glück inzwischen davon abgerückt, zu glauben, dass es im alter kein verlangen mehr gebe, ebenso wenig glaubt man noch, dass die ehe bedeutet, dass es nach ein paar jahren keine lust mehr geben kann. deshalb kann es für einen selber aufschlussreich sein, wieweit man seine lust gelebt hat oder konventionen einem einen strich durch die rechnung gemacht haben. vielleicht hat man ja auch erst später entdeckt, was alles möglich ist, als sich das gesellschaftliche klima weiter lockerte. oder man umging trickreich die muffigkeit früherer jahrzehnt, was generell nicht zu unterschätzen ist.

natürlich bleiben lust und sexualität ein heikles thema bei der veröffentlichung der eigenen lebensgeschichte oder biografie. man sollte sich gut überlegen, wie weit man sich preisgeben möchte, auf der anderen seite vermisst man in vielen biografien und autobiografien einen hinweis auf das leben an sich. es wird vielleicht noch von partnern und partnerinnen geschrieben, auch über liebe darf man sich ausufernd auslassen, nur nicht über das, was die menschen stark beschäftigt.

und wenn man dann für sich anfängt, ein resümee zu ziehen, könnte einem auffallen, wieviele der eigenen handlungen und der folgenden entwicklungen des eigenen lebens beeinflusst waren von lust und sex. Weiterlesen

web 2.0 und sexualität

die wogen schlagen hoch beim versuch, kinderpornografie im netz zu unterbinden. so wie die wogen eigentlich hoch schlagen sollten, wenn generell eingriffe von staatlicher seite im internet vorgenommen werden. erstaunlich scheint, dass der hebel im netz angesetzt wird, also an einem kommunikationsort und nicht, wie zu vermuten wäre, an der wurzel, nämlich beim kindesmissbrauch.

warum werden nicht automatisch strafverfahren gegen personen eingeleitet, die kinderpornografisches material ins netz stellen? sicher, teilweise können die verursacher überhaupt nicht ausgemacht werden. doch es scheint erstaunlich, dass so wenig ausgemacht werden kann. wie wäre es, die verjährungsfristen für sexuellen missbrauch überhaupt einmal zu erhöhen. oft benötigen menschen recht lang, bis sie sich mit ihrem erlebten missbrauch auseinandersetzen können? wie wäre es, die kleinfamilie nicht unbedingt ständig als nonplusultra der sozialen zusammenlebensweise zu propagieren, da sie der häufigste ort sexuellen missbrauchs ist? und wie wäre es, wenn unsere gesellschaft den wert eines menschen wieder als wertvoll verstünde, dann wäre die hemmschwelle, sich an einem menschen zu vergehen, etliches höher.

noch seltsamer scheint die vorgehensweise generell mit sexualität im netz. überall, wo menschen aufeinandertreffen, geht es um sexualität. das ist so, war schon immer so und wird auch in zukunft so sein. und es sind erwachsene menschen, die die pornografie abrufen. Weiterlesen

web 2.0 und auswirkungen

das internet in seiner heutigen form, aber auch die vergangene entwicklung, regt immer wieder zu diskussionen an. hier schon öfter thematisiert, geht es vor allen dingen um die bedrohlichen aspekte einer informations- und kommunikationsfreiheit, die sowohl berufsgruppen und medien unter druck setzt als auch soziologische, pädagogische und psychologische effekte hat. in der letzten zeit sind zwei veröffentlichungen erschienen, die sich mit den effekten des internet auseinandersetzen.

zum einen geht es um die entwicklung des journalismus und der tageszeitungen in den nächsten jahren. wie verändert das internet die medienlandschaft? dazu äußerte sich letzten freitag das magazin der süddeutschen zeitung, indem es betrachtungen von a bis z anstellte. in der folge kann an verschiedenen orten im web über die veröffentlichten thesen diskutiert werden. zu finden sind alle weiteren informationen unter: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/h/200919  .

zum anderen geht es um den umgang von kindern und jugendlichen mit dem web 2.0 unter sexualpädagogischen aspekten. jeder mensch der aufklärungsveranstaltungen in schulen macht, kann erleben, was kinder und jugendliche schon alles an sexualitäten und pornografie kennen, da sie es im internet gesehen haben. dagegen gehen ihre eltern meist davon aus, dass ihre kinder sich diese informationen noch nicht besorgt haben. hier sind die sexualpädagogik oder das elternhaus gefragt, um einen selbstbewussten umgang mit den neuen medien zu fördern. die bundeszentrale für gesundheitliche auklärung (bzga) hat gerade einen fachreader zu diesem thema veröffentlicht. er ist hier zu finden: http://forum.sexualaufklaerung.de/AktuelleAusgabeForum.php?mid=4 .

beide veröffentlichungen können einen diskurs anregen, der längst schon notwendig ist und neben dem internethype bis heute nur sehr ideologisch geführt wird.

web 2.0 und überforderung

platt formuliert: kinderschutz fängt früher an. die sperrung von kinderpornografie-seiten im internet setzt an einem phänomen an, aber nicht bei den ursachen. woher kommt es, dass erwachsene viel jüngere menschen zu einem objekt der befriedigung degradieren? dafür kann es meiner ansicht nach zwei erklärungen geben.

zum einen werden kinder in gesellschaften zu einem gegenstand. inzwischen bei uns zum beispiel zu einem wohlstandssymbol. in früheren gesellschaften und in manchen armen regionen auf dieser welt sind kinder billige arbeitskräfte, unterstützer des lebensunterhalts und altersabsicherungen. hier wurden sie zu objekten der familiären versorgung gemacht. heute dienen sie als objekte der emotionalen versorgung. sie symbolisieren nach außen, dass man sich ein kind leisten kann. und gleichzeitig sollen sie symbolisieren, dass man sich ein leistungsstarkes abbild seiner selbst leisten kann. kinder werden immer früher zu erwachsenen gemacht.

in einem interessanten buch habe ich vor einer weile gelesen, dass gleichzeitig das internet die erwachsenen infantilisiert. sie glauben, ewig jung bleiben zu müssen, und tun alles dafür, nicht die verantwortung für ihr erwachsenen-dasein zu übernehmen. das führt zur verkennung der verantwortung gegenüber jüngeren menschen.

beides zusammen führt dazu, dass unsere medien inzwischen werbungen und programme senden oder verbreiten, bei denen man sich fragt, ob man sich eigentlich ständig auf den kinderkanal verirrt hat. Weiterlesen

schnickschnack (66) – mannkann.com

der besuch von toiletten ist heutzutage nicht mehr nur der versuch, körperflüssigkeiten loszuwerden. viele menschen bringen nach dem gang für kleine königstiger bunte postkarten und lesematerial mit. doch nicht genug damit, in den letzten jahren etablierte sich die augenfällige werbung direkt über dem pissbecken, die männern zusätzliche informationen zur verfügung stellen. die toilette als litfasssäule für die sinnlich vitalen bedürfnisse oder probleme.

wer in den letzten monaten mit einem ice durch die deutschen lande rauschte, konnte vor den toiletten, wenn er sie verließ direkt auf ein plakat mit einem mann darauf schauen, auf dem stand: „harndrang unter kontrolle“. darunter bot sich ein produkt an, das dem mann eine große hilfe sein sollte.

doch der schönste hinweis fiel mir vor kurzem beim laufen lassen ins auge. der hinweis, dass auch der mann zu multi-orgasmen fähig ist. natürlich wurde sofort das passende buch, mit alten geheimnisvollen techniken angeboten, um dem mann die freude zu verlängern. da anscheinend der mann ein problembesetztes wesen ist, was seinen sex angeht. zum buch gibt es auch eine homepage: http://www.mannkann.com .

dort ist nachzulesen, dass man seinen sex „unter kontrolle“ bringen kann, also nicht nur den harndrang. schön, immer wieder zu erfahren, wenn man sich erleichtert, also loslässt, dass eigentlich alles unter kontrolle sein sollte. vielleicht sollte man generell die toiletten für männer abschaffen, wäre ein gute training 😛

web 2.0 und sexting

 

als nicht mehr so junger mensch kann man immer wieder neues dazulernen. am letzten samstag erschien auf der titelseite des feuilletons der süddeutschen zeitung der artikel „die gefährliche entdeckung der eigenen lust – amerikanische gesellschaft und justiz werden von den neuen jugendkulturen und ihren medien überfordert“ von „tracy clark-flory“ (SZ vom 28.02.09, S.13). in dem artikel geht es darum, dass in den usa immer wieder jugendliche angeklagt werden, dass sie kinderpornographie produzieren und vertreiben, wenn sie ihre sexuellen erkundungen zum beispiel mit dem handy filmen und ins netz stellen.

in diesem moment werden die jugendlichen juristisch mit pädophilen gleichgesetzt und kriminalisiert. einen ausweg zeigt der artikel nicht auf. er zeigt aber den widerspruch zwischen der „freiheit“ des web 2.0 und dessen grenzen der nutzung auf. anscheinend ist es eine jugendbewegung, „sexting“ zu betreiben. sexting ist ein wortspiel um „texting“, der us-amerikanische begriff für das sms-schreiben. so versenden jugendliche sich gegenseitig nacktfotos von sich oder ihren sexuellen erlebnissen. abgesehen der tatsache, dass manche bilder auch ohne wissen der sexualpartner verteilt werden, stellt sich meiner ansicht nach eher die frage, wie jugendliche auf die idee kommen, nacktfotos von sich zu vertreiben.

relativ einfach, die erwachsenen machen es ihnen vor. diverse dating-seiten im web basieren darauf, das männer ihr gemächt und frauen ihr geschlecht in die kamera halten. doch abgesehen davon, verwundert es nicht, dass diese vorgehensweise der jugendlichen in den usa anscheinend weitverbreitet ist. dies resultiert aus dem widerspruch, eine sehr prüde gesellschaft zu sein, die bei der sexualaufklärung ob im internet oder in den schulen, eher dem christlichen fundamentalismus folgt als einem unverkrampften umgang mit sexualität, und einer der größten pornoindustrien der welt. 

das internet scheint der letzte ausweg der jugendlichen zu sein, die eigene sexualität zu entdecken. Weiterlesen

sex mal recht ernsthaft – ein magazintipp

neben diesem bloggen hier, habe ich noch eine ganze menge mit sexualpädagogik zu tun. daneben ist der antrieb vieler geschichten, verstrickungen, gedanken oder beziehungen der sex, also auch ein aspekt des kreativen schreibens. 😮 außerdem ist wiederum das internet verschrien als sündenbabel und ort der verkommenen sitten, da übersexualisiert. da ist wohl etwas wahres daran, doch längst nicht nur.


wer glaubt, dass in der heutigen zeit offen über sexualtität gesprochen wird, sieht sich im alltag schnell enttäuscht, da vieles idealisiert und mystifiziert wird. da ist es eine wohltuende abwechslung, wenn eine der überregionalen tageszeitungen, die süddeutsche zeitung, in ihrem freitäglichen magazin beinahe ausschließlich über sexualität schreibt.
und dies in einer wohltuenden offenheit, ohne, wie sie selber beschreiben, „anrüchig“ zu wirken. denn dies ist gar nicht so einfach, wie es scheint. nach teilweiser lektüre kann ich nur schreiben, es scheint geglückt zu sein. hier findet auf ungefähr zwanzig seiten wirkliche aufklärung über die sexuellen bedürfnisse der heutigen zeit statt. also, wen es interessiert, der kann das ganze auch im internet nachlesen unter: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/ . und sich dann vielleicht die frage stellen, weshalb es heute immer noch so kompliziert ist, über sex zu reden.

schnickschnack (46)

mancher theoretiker behauptet, kreativität und künstlertum entstehen aus der abwesenheit von sexualität. nun, aktuell müssten dann die usa das kreativste land der welt sein. wie ich darauf komme? aus den usa kommt die bewegung, die jugendlichen und jungen erwachsenen vor allen dingen vermitteln möchte, vor der ehe sexuell abstinent zu bleiben.

die konsequenz aus dieser modernen prüderie lässt sich inzwischen an den vielen jugendschwangerschaften ablesen. doch man sollte nicht unterschätzen, wieweit auch bei uns der trend, sexualität wieder ins verschlossene kämmerlein zu sperren. das ist schade und der lust abträglich. aber gut, jeder so wie er möchte. als gegner dieser entwicklung sollte man aber zumindest wissen, welche positionen im land der christlichen fundamentalismen vertreten werden. dies ist zu finden beim „abstinence clearinghouse“ und dessen homepage: http://www.abstinence.net/  . noch aktueller präsentiert sich der blog unter: http://blog.abstinence.net/ .

und dann einfach kreativ sein und sich freischreiben, egal in welche richtung. 👿