Schlagwort-Archive: soziales umfeld

mein computer und ich – eine umgangslehre (24)

netzwerk

„netzwerken“ ist der große trend. die funktionen des internets und die geschwindigkeiten der computer haben diesen trend erst möglich gemacht. unter „netzwerken“ versteht man die zugehörigkeit zu diversen sozialen zusammenschlüssen. früher war dies eher durch eine vereinsmitgliedschaft möglich, heute gehört man einem digitalen netzwerk an. dabei kann es sich um ein privates oder berufliches netzwerk handeln (teilweise finden sich die netzwerke zusätzlich in einer vereinsstruktur wieder).

das grösste und ausdifferenzierteste soziale netzwerk ist facebook. man kann die mit einem vernetzten menschen differenzieren, und ihnen ein ranking-label geben. dementsprechend erhalten sie persönliche informationen oder auch nicht. man kann sich nicht mehr unter pseudonymen verstecken, die realen namen sind gewünscht. das netzwerken ist schon lang keine spiel mehr, sondern eine ernsthaft und zeitraubende angelegenheit. und das vernetzen wird als lösung von vielen problemen oder konflikten angesehen.

erst einmal mag dies vernünftig klingen: viele augen lösen ein problem schneller als nur zwei oder vier augen. viele menschen einzubinden in eine entscheidung verhindert spätere konflikte. viele menschen zu einem thema zu verbinden kann grundlage vieler neuer ideen und kreativer erkenntnisse sein. das klingt ideal. wird die virtuelle vernetzung auch noch in das reale leben überführt, dann sei man auf dem richtigen weg.

jain. das internet bietet sicherlich die tolle möglichkeit, weltweit menschen finden zu können, die die gleichen interessen haben, wie man selbst. es ist viel leichter in fachlichen austausch zu gehen. aber auf der anderen seite hat gerade das netzwerken einen nebeneffekt: berufliches wird immer stärker mit privatem verquickt und die trennschärfe verliert sich. das netzwerken ist auch ein zeichen dafür, dass sich die klaren strukturen verlieren. doch dies sorgt im laufe der zeit für zusätzlichen zündstoff. arbeitskonflikte lassen sich viel schwerer klären, wenn privates mit ins spiel kommt. die auflösung der hierarchien wird vorgegaukelt. man kann dies feststellen, wenn letztendlich entscheidungen getroffen werden müssen. schlagartig stellen menschen fest, dass hierarchien durch das netzwerken nur virtuell eingeebnet wurden und damit nicht automatisch teilhabe entsteht.

netzwerken erhöht auch den druck auf einzelne, ihre freizeit mit dem beruflichen sozialen umfeld zu verbringen. das fängt bei gemeinsamen staffelläufen, mittagessen oder ausflügen im arbeitsumfeld an, geht weiter über klausurfahrten, einladungen und gemeinsame bonusreisen. die schwierigkeit besteht darin, dass auch in der freizeit das berufsleben nicht mehr verlassen wird. man kann sich aber in halbprivaten momenten nicht so verhalten, wie man es im privatleben tun würde. man bleibt trotz der freizeitgestaltung auf einer strategischen ebene (wohl wissend, dass es hierarchien Weiterlesen

Werbung

biografisches schreiben und nähe

nähe ist etwas sehr schönes und kann etwas sehr gruseliges werden. vor allen dingen emotionale und körperliche übergriffe haben etwas mit nähe zu tun. da wir inzwischen in einer gesellschaft leben, in der viele grenzen (der privatheit, der körperlichkeit, des berufs, der kommunikation …) überschritten werden, wird das erzeugen von nähe oder von distanz eher schwerer als leichter.

auch in unseren zwischenmenschlichen kontakten im laufe unseres lebens geht es immer wieder um nähe und distanz. angefangen bei den wünschen, einzelnen menschen näher kommen zu wollen bis zu der frage, wie nahe dürfen einem andere kommen. hier kann man zum beispiel auf einem großen blatt, sich selber in die mitte zeichnen und dann eintragen, welche menschen, die man kennt, in welcher distanz zu einem selber stehen. dies kann man für den aktuellen zeitpunkt machen, aber auch für vergangene zeiten.

wie sah es zum beispiel in der jugendzeit aus, oder beim berufseinstieg? zusätzlich kann man zum beispiel noch markieren, welche menschen man gern in seiner nähe hatte und welche weniger, welche hätten gern näherkommen dürfen und welche sollten noch weiter weg sein. dabei können erinnerungen an die schönsten nähe-erlebnisse mit einem anderen menschen auftauchen, ebenso wie übergriffige situationen, die man im laufe seines lebens erlebt hat. bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte geht es ja immer wieder um die frage, in welchem sozialen umfeld man sich wie bewegt hat. und vor allen dingen, wie angenehm dies Weiterlesen

biografisches schreiben und vorurteil

der mensch braucht nur einen bruchteil von sekunden, um sich ein erstes bild von einem anderen menschen zu machen. der erste eindruck hat eine enorme bedeutung. untersuchungen haben ergeben, dass vieles am intuitiven ersten eindruck zutrifft. anscheinend haben wir ein gespür dafür entwickelt wer freund, wer feind, wer angenehm und wer unangenehm für uns ist. und doch fallen diese entscheidungen nicht frei von gesellschaftlich vermittelten einstellungen aus. da mag es eine biologische reaktion geben, doch genauso gibt es eine emotionale, beeinflusste reaktion.

„fremdes“ erscheint oft bedrohlich. wie weit mir aber etwas fremd erscheint, hat mit meinen vorherigen erfahrungen zu tun. und ob ich bestimmte erfahrungen gemacht habe, hat wiederum mit erziehung zu tun, mit dem umfeld, in dem ich lebe und mit dem, was ich lernen durfte. darum verfestigen sich vor allen dingen in autoritären gesellschaften gern vorurteile, da man ja nichts anderes kennt. und seien wir mal ehrlich, es gibt keinen menschen, der ohne vorurteile durch das leben wandert. wichtiger ist es, gelernt zu haben, diese schnell getroffenen urteile auch wieder revidieren zu können und zu dürfen. das heisst, auch den zweiten eindruck als wichtig zu erachten.

im biografischen schreiben kann man sich seinen vorurteilen, die man im laufe seines lebens hatte annähern. natürlich auch nur so weit, wie man sich selbst kritisch betrachten kann. das ist nicht ganz einfach, da es eben auch wieder von den gemachten erfahrungen abhängig ist. aber man kann beinahe „neutrale“ instanzen hinzuziehen. fragen sie doch einfach mal gute freunde, bei denen sie davon ausgehen können, dass die kein blatt vor den mund nehmen, was sie meinen, welchen vorurteilen sie raum geben. lassen sie die aussagen sacken, verstricken sie sich nicht in diskussionen darum.

man kann später für sich selber überlegen, ob man die einschätzung der anderen für sich annehmen möchte oder nicht. vielleicht geben die rückmeldungen einen hinweis auf weiße flecken in der eigenen wahrnehmung. aber, und dies finde ich ebenso wichtig, man muss aufpassen, sich nicht beständig selber zu verdächtigen. Weiterlesen

schreibpädagogik und sucht

„ohne meine schreibgruppe kann ich nicht mehr leben!“, so oder so ähnlich erträumen sich schreibgruppenleiterInnen die mentalen konsequenzen bei ihren teilnehmerInnen. es sollen abhängigkeiten hergestellt werden. dafür werden alle register gezogen. schon im vorfeld wird der raum aufgehübscht (gruppenleitungen bringen gern mal blumensträusse mit), eventuell stehen die üblichen softdrinks zur verfügung, die sitzgelegenheiten werden in kommunikationsfördernde anordnungen rangiert und ein herzlich willkommen prangt irgendwo an der wand, auf einem flipchart oder im beamerbild.

mit charm, kreativen anreizen und harmonischer sozialer interaktion wird ein soziales kleinod geschaffen, das mensch sonst kaum in dieser hektischen, konkurrenten welt findet. also tritt nicht selten der effekt des rundum-wohlfühlens ein, der es schwer macht auf den nächsten schreibgruppentermin zu warten. ab diesem moment sind die teilnehmerInnen „angefixt“. wenn dann noch das erfolgserlebnis, eigene texte aus dem inneren schöpfen zu können ohne sich dafür schämen zu müssen, eintritt, dann ist dies schon die halbe miete zu einer ausgewachsenen schreibgruppen-sucht.

das faszinierende: die nebenwirkungen werden gern in kauf genommen, ja sogar häufig begrüsst. plötzlich eintretendes selbstbewusstsein in bezug auf die selbstgeschriebene texte, verteidung des schreibens gegenüber der umwelt und die konsequente annäherungen an eigene gedanken und gefühle werden von schreibgruppenteilnehmerInnen gern ertragen. der hunger nach nachschub an feedback, komplimenten und selbst kritik ist nach einer gewissen zeit der teilnahme kaum mehr zu stillen. und die schreibgruppenleitungen legen nach. sie bieten bei jedem treffen noch eine schreibanregung und noch eine. sie schreiben gern mal mit und machen den eindruck, als hätte das beständige schreiben keinen schaden bei ihnen hinterlassen.

skeptische teilnehmerInnen suchen noch für eine gewisse zeit nach dem haken an der schreibgruppen-sucht, doch sie finden keinen und erliegen letztendlich auch dem flair. dabei kommen die konsequenzen schleichend daher, aber sie werden längst nicht mehr wahrgenommen: Weiterlesen

web 2.0 und bilderflut

das web 2.0 füllt sich oder anders formuliert, die speicherkapazitäten nehmen ständig zu und werden mit daten angefüllt. darunter ist viel geschriebenes. doch insgesamt sind es vor allen dingen die bilder und filme, die unsere gewohnheiten der wahrnehmung der welt verändern. die kommunikation zwischen den menschen wird visueller. war es früher das gespräch auf der straße mit den nachbarn, ist es heute die mail mit links und bildern der sozialen bezugsgruppe im netz.

wenn ich in meinem realen umfeld kommuniziere, nehme ich aus meinem blickwinkel heraus die welt um mich herum wahr, höre die aussagen der anderen und es entsteht für mich eine authentische wahrnehmung. kommuniziere ich im virtuellen umfeld, lese ich die anderen, nehme ich die welt um mich herum immer öfter aus dem blickwinkel der anderen wahr, indem ich ihre fotos oder ihre filme betrachte. ich kann schwer überprüfen, wie authentisch das mir dargebotene ist. und ich weiß nicht, welche beweggründe die anderen hatten, die welt genau so abzubilden, wie sie es getan haben.

da es aber nicht sinnvoll erscheint, das mir dargebotene ständig zu hinterfragen und nach erklärungen zu suchen (gerät in diesen momenten doch die kommunikation ins stocken), verführt mich mein gehirn, mein soziales gewissen dazu, diese virtuelle welt als bare münze zu nehmen, zur realität zu machen. ich blende aus, dass es sich um eine zweidimensionale darstellung, um ein digitales abbild handelt.

geschriebenes lässt spielraum, eigene bilder und gedanken einfließen zu lassen, vergleiche zwischen dem gelesenen und eigenem erlebten herzustellen. abbilder suggerieren authentizität, dabei bewege ich mich aber auf schwankendem boden. es fällt mir immer schwerer eine trennung zwischen meiner eigenen wahrnehmung und der der anderen herzustellen. weit gedacht könnte man diskutieren, ob ich durch die dargebotenen fremdwahrnehmungen nicht meine individualität oder subjektivität verliere. alle sehen das gleiche.

zumindest kann man vermuten, dass dadurch eigene positionen schwerer werden, denn die bilder sprechen eine „eindeutige“ sprache. das fernsehen als mediale vorstufe konnte schon realitäten abbilden, doch es stand noch in größerem widerstreit zur realen alltagswelt. je mehr lebensäußerung sich inzwischen ins internet verlagern (angefangen bei der kontaktaufnahme, der anbahnung von beziehungen, das einkaufen, das wissen abfragen, die reise planen, den ausblick genießen bis zum alltäglichen kommunizieren), desto schwieriger wird es, meinen alltag selbstständig wahrzunehmen. der blickwinkel und das filtern der information liegt in den händen anderer. Weiterlesen

biografisches schreiben und sport

ganz im gegensatz zum kreativen schreiben, spielt sport im biografischen schreiben teilweise eine viel größere rolle. man schaue sich nur an, wie viele biografien von sportlerInnen auf dem markt sind, man betrachte nur, welche bedeutung sportliche großereignisse im gesellschaftlichen gedächtnis haben und wie viele menschen sich daran erinnern, wie sie diese zeit erlebten.

es wäre beim schreiben der eigenen lebensgeschichte erst einmal zu klären, ob sport für einen selber überhaupt eine rolle gespielt hat oder noch spielt. dabei kann es sich um das aktive ausüben von sport ebenso handeln, wie auch um das dasein als fan. ein großer fan gestaltet zum beispiel seine freizeit hauptsächlich angelehnt an für ihn wichtige sportveranstaltungen. natürlich beeinflusst dies viele aspekte des eigenen lebens.

wenn sich herausstellt, dass sport für einen selber eine gehörige rolle spielt, dann kann im nächsten schritt geschaut werden, wie sehr der sport oder die sportarten das eigene leben beeinflussten. orientierte man seine urlaubswahl an einer sportart? erlebte man außergewöhnliche emotionen bei seinem ersten marathon? lernte man über den sport die heute wichtigsten menschen in seinem leben kennen? engagierte man sich lang in sportvereinen?

sport ist auch immer kommunikation, stellt für viele menschen den ort dar, an dem abseits des arbeitsplatzes soziale kontakte geknüpft werden. dazu kommt für viele das positive körpergefühl nach der sportlichen betätigung hinzu. aber auch die radikale ablehnung von sport kann einfluss auf die eigene lebensgeschichte haben. Weiterlesen

selbstbefragung (60) – arroganz

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „arroganz„.

  • nennen sie drei personen aus ihrem umfeld, die sie arrogant finden. warum?
  • wo liegt für sie der unterschied zwischen arroganz und gewachsener größe? beschreiben sie.
  • viele menschen machen sich lieber klein als ihre größe zu zeigen. wie würden sie sich selbst einschätzen?
  • haben sie sich schon einmal selbst überschätzt? bei was?
  • wer zeigt ihnen auf, wenn sie gefahr laufen, sich selbst zu überschätzen? wie?
  • traut sich ihr umfeld, ihnen zu sagen, wenn sie fehler machen? wieso? und wie reagieren sie in diesen momenten?
  • wem würden sie direkt sagen, dass er / sie sich selbst überschätzt? zählen sie auf.
  • in welchen situationen sind sie gern arrogant? beschreiben sie.
  • wo sehen sie ihre wahre größe?
  • arroganz wertet andere menschen ab. was glauben sie, warum das überhaupt geschieht?