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schnickschnack (125) – IKEA Hackers

das schwedische möbelhaus der selbstabholer ist kreativ so anregend wie ein baumarkt: lässt man einmal seine fantasie spielen, dann kann man wunderbar aus dem angebot dinge entwerfen und herstellen, die so von den produzenten nicht gedacht waren. ob man nun aufhübscht, perfektioniert oder ganz neu kombiniert, man schöpft das angebot einfach noch weiter aus.

vielleicht sollte man sich zu beginn erst einmal an preiswerten produkten versuchen, um für sich zu probieren, wie gern man bastelt und werkelt. macht es spass, kann man den „hack“ 😉 perfektionieren. und für all diejenigen, die schwierigkeiten haben, sich unter ikea-hacks etwas vorzustellen, gibt es natürlich einen blog, der voller ideen ist. natürlich sind manche veränderten möbelstücke geschmackssache, aber die auswahl ist. und man sollte bedenken, dass manche produkte ihre garantie verlieren, wenn man sie verfremdet, neu kombiniert oder umbaut.

hier finden sich die vielen tipps:

IKEA Hackers.

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wund-starr-krampf (07)

fussball – nachgetreten

ja, man könnte es ruhen lassen, denn es sollte nicht sein. war ja nur ein spiel und somit ist das kapitel männer-fussball-em erledigt. mir scheint aber, dass man einmal nachschauen sollte, was da eigentlich für mechanismen sowohl im vorfeld, als auch im nachhinein im spiel sind. denn die ganze kiste kommt nicht so harmlos daher, wie dann gern getan wird.

so hysterisch war es noch nie. mit ein paar jahresringen im holz erinnert man sich an die diversen meisterschaften. klar, teilweise waren die strassen leer, aber diese em hat so manchen rekord gebrochen. schon das erste spiel entmenschlichte den öffentlichen raum. das war aber kein zufall, sondern eine folge des medialen wahnsinns. tage vorher war auf allen medialen kanälen nichts anderes mehr zu vernehmen als die vorbereitung auf das spiel. da sah man es auch nicht so eng, dass konsequent für die fanmeile in berlin (eine privatwirtschaftliche angelegenheit) werbung gemacht wurde. seriöse nachrichten verkamen zu einer fussball-hofberichterstattung. der effekt: nicht verlieren können (dazu gleich mehr).

so politisch war es noch nie. nein, ich meine nicht das fernbleiben der kanzlerin und den hauch kritik an den undemokratischen verhältnissen in der ukraine. ich meine die tatsache, dass medien im schulterschluss mit den regierenden die em zu einer nicht-politischen veranstaltung erklärten und ja alles so hübsch in der ukraine war. man hätte das auch ganz anders thematisieren können, doch das war nicht erwünscht. hier ist keine trennschärfe mehr erkennbar. das ist das politische und bedenkliche (ähnliche berichterstattungen finden sich zum beispiel beim thema steigende strompreise, wenn wir die energiewende wollen).

so viele steuergelder wurden noch nie verschwendet. die preise für übertragungsrechte steigen beständig. da man sich anscheinend dem marktdenken des fussballs (der sowieso schon von der sporthilfe gefördert wird) anpasst und auch hier kein kritisches wort mehr verliert (aus der tour de france hat man sich einmal wegen kritischer momente zurückgezogen), wird inzwischen zu jeder tages- und nachtzeit zusätzlich werbung eingeblendet. doch nicht genug damit. die sendezeiten der öffentlich-rechtlichen sender werden kurzfristig geändert und spiele, die gerade gesendet wurden, gleich noch einmal ausgestrahlt. es gibt keine alternativen mehr (die privaten passten sich so weit an, dass sie eigentlich nur noch dauerwiederholungen sendeten). medial herrschte bald einen monat ein ausnahmezustand.

so schlecht wurde noch nie verloren. man muss es ja auch einmal auf den sportlichen punkt bringen. seit über 10 jahren verliert die deutsche mannschaft. doch vorher wird jedesmal propagiert, man könne jede mannschaft schlagen. und wie erbärmlich dann die folgen: niemand geht beim endspiel mehr zur fanmeile (also geht es doch um nationalismus und nicht um den schönen sport). man kann sich auch nicht für die andere mannschaft freuen. es kommt zu einer skurrilen emotionale verquickung eines sportereignisses mit offenem ausgang und nationaler gefolgschaft. ja, man stilisiert das nicht-gewinnen zu einem sommermärchen hoch, um irgendwie das gesicht zu wahren. was für altbackene rituale – wenn man schon meint, sich in wettbewerb mit anderen begeben zu müssen.

man ahnt, was in zwei jahren auf einen zukommt. nun ist man erst einmal spielverderber 😉

wie man den spass am schreiben abgewöhnt (10)

absurder anspruch

selten wird der anspruch an die schreibenden offen gezeigt oder ausgesprochen. es handelt sich dabei eher um ein unterschwelliges gären, das sich bei den schreibenden verfestigt. im gegensatz zur angloamerikanischen welt, ist europa und insbesondere deutschland den gedanken von der elite, der exzellenz und dem genie verhaftet. kreatives, literarisches und wissenschaftliches schreiben werden nicht in die kategorie „erlernbar“ angesiedelt, sondern unter begabung und talent.

das senkt das engagement des vermittelns von unbeschwertem schreiben und erhöht die frustration bei den schreibenden. denn die urteile, ob etwas gelungen oder nicht gelungen ist, werden auch auch von den schreibenden unter „ich kann einfach nicht schreiben“ abgelegt. dieser entscheidung wird auch nicht gegen gesteuert. eigentlich wäre hier eine ähnliche aussage, wie beuys sie für die kunst mit dem satz „jeder ist ein künstler“ getroffen hat, notwendig: jede/r kann schreiben.

nun kommen aber beinahe alle menschen irgendwann in die situation, dass sie eine schriftliche arbeit, eine ausarbeitung oder einen vortrag abliefern müssen. im hintergrund formulieren viele für sich: das muss jetzt der außergewöhnlich wurf werden, damit ich auch die entsprechenden bewertungen erhalte. und in dieser haltung nähern sie sich dem schreiben. der anspruch an sich selbst ist nicht mehr abwertung (ich kann nicht schreiben), sondern hohe erwartung (ich muss etwas perfektes schreiben).

es wird aus den augen verloren, dass alle einmal klein angefangen haben. es wird ebenso aus den augen verloren, dass man erst einmal einfach drauflos schreiben kann, um alles später zu überarbeiten. schon der erste satz muss unter diesem absurden anspruch der perfekte satz werden. die belastung des anspruchs an sich selbst (der eben noch nicht einmal von außen formuliert wird) führt viele menschen in eine schreibkrise. qual an jedem satz von anfang an zu feilen, bis er perfekt sitzt, verleidet jeden weiteren schreibversuch oder überhaupt eine unverkrampftes schreiben.

das „creative writing“ oder auch die lockeren abwandlungen des wissenschaftlichen schreibens in der angloamerikanischen welt befördern eben kein niedriges niveau, sondern eine gelassenere herangehensweise. wenn ich weiß, dass es einen stete entwicklung meines schreibens geben kann, und wenn ich weiß, dass ich mich dem schreiben auch spielerisch und interessengeleitet nähern kann, dann senkt sich die schwelle des eigenen anspruchs enorm. und dies bedeutet nicht, dass man in der niveaulosigkeit verharrt, sondern es bedeutet, dass man mehr energie und arbeit in das überarbeiten steckt, dass man stück für stück an einen text herangeht.

aber viel leichter in diesem zusammenhang fällt der einstieg in das verfassen der texte. und diese leichtigkeit ermöglicht viel kreativere, intuitivere und außergewöhnlichere gedanken. hier wird eigentlich erst der raum für kreatives, literarisches oder wissenschaftliches schreiben gegeben. feststellen kann man dies als leserInnen: angloamerikanische fachtexte strahlen oft eine viel entspanntere Weiterlesen

Jackson Pollock by Miltos Manetas – noch eine spielerei

wahrscheinlich liegt es am regnerischen wetter, dass einem seltsame spielereien am computer und im internet über den weg laufen 😉 malen wie jackson pollock, ganz leicht gemacht, auf diesen nenner kann man die schon ältere webseite von miltos manetas bringen.

wenn man auf „enter jacksonpollock.org“ klickt, öffnet sich eine weiße seite. dann mit der maus drüber fahren, klicken, mehr braucht es nicht. nur mit speichern oder ausdruck ist es nicht so einfach, aber das lässt sich sonst auch anders lösen.

nur so kurz was fürs auge: Jackson Pollock by Miltos Manetas.

where´s the pixel? – ein spieltipp

ganz einfach, ganz schlicht – aber es bringt einen runter von jedem stress und jeder viel-denkerei: eine weisse fläche auf dem bildschirm, es ist eingeblendet gegen wen man spielt und irgendwo auf der weissen fläche befindet sich ein schwarzer pixel, der angeklickt werden muss.

der effekt: als erstes wischt man mal den staub vom bildschirm, der sich schnell ansammelt und gern die gröé eines pixels hat. als zweites kann man feststellen, dass man vielleicht doch eine brille benötigt. und als drittes ist es erstaunlich, dass man das ding doch nach recht unkoordinierten suchbewegungen finden und anklicken kann.

drei durchgänge gibt es, dann kann man einen neuen gegner wünschen. mehr passiert nicht, spass macht es trotzdem: wheres the pixel?.

wortklauberei (107)

„a wie angriff“
„a wie a-klasse“

endlich spricht es eine werbung einmal aus: es herrscht krieg auf den strassen. und daimler liefert den neuen panzer dafür. in dem martialischen spot bezieht sich der autohersteller zwar auf den fussball, der wohl auch nur die funktion besitzt ein ventil für all die angestaute angst und wut einer gesellschaft darzustellen. selten hat es ein werbespot so auf den punkt gebracht, wofür heutzutage die großen karossen gekauft werden oder fussball gespielt wird. ach ja, daimler ist übrigens auch ein recht ergiebiger rüstungskonzern.

wie war das noch einmal mit dem „stahlhelm“, der nur ein versprecher war (aber was für einer?). die relativierung folgt auch schon auf dem fuße: die briten würden sich noch viel stärker vor großen fussballspielen einer kriegerischen sprache bedienen. na dann, ist ja alles in ordnung. der mediale großangriff ist trotzdem nur noch eine verlogene farce. gebetsmühlenartig ist vor der em betont worden, es sei ja ein sportlicher wettkampf, der nicht zur hauptaufgabe habe, sich mit gesellschaftlichen verhältnissen in den gastgeberländern oder überhaupt auseinanderzusetzen.

ein blick in die teilnehmerländer würde viel mehr offenbaren. der tagesspiegel aus berlin hielt es abermals für notwendig zu betonen, dass beim autokorso nach dem sieg der deutschen mannschaft ein großer teil der teilnehmer einen migrationshintergrund (und wahrscheinlich einen deutschen pass) hattena. zudem hätten einige teilnehmer feuerwerkskörper mit auf die fanmeile genommen und dort auch abgefeuert. wie in allen wohngebieten schon beim ersten spiel silvesterstimmung herrschte, nur dass mancher knall nicht mehr nach feuerwerk sondern nach waffe klang. aber auch hier folgt die relativierung sofort: es lag am alkoholeinfluss.

alles nur ein unterhaltsames spiel, bei dem aus jeder pore aggression schwallt. a wie angriff. g-e wie germany. da wirkt der anschließende spot der uefa für die gegenseitige nationale toleranz wie eine veraltete benetton-werbung. wäre man doch endlich einmal ehrlich: es geht um das große geschäft von großen konzernen, von fanmeilen-betreibern oder von handelszonen. und es geht darum, emotionen zu kanalisieren. denn zeitgleich werden wieder 120 milliarden beigesteuert, um banken zu retten. hier will niemand den slogan „a wie angriff“ hören. ist ja auch kein spiel.

schreibberatung und kombinieren

wie in der vorigen schreibidee dargestellt, kann das absurde kombinieren von textsorten und schreibtechniken das herangehen an eine schreibaufgabe etwas auflockern. dabei ist damit zu rechnen, dass auch der innere zensor, dass die eigenen erwartungen an einen text etwas in den hintergrund treten. die schreibenden wissen, dass ein beipackzettel als gedicht kein „ernsthafter“ text ist, und lässt sie mit großer wahrscheinlichkeit entspannt in den schreibprozess einsteigen.

in der schreibberatung kann man auch ein paar anleihen bei der systemischen therapie machen. eine der vorstellungen dieser therapieform besteht darin, dass das individuelle (denk)system, in dem ein mensch lebt, verstört werden kann, damit sich ein neues system herausbildet. wenn es also bei schreibprozessen immer wieder die gleichen hemmungen und blockaden gibt, dann könnte man versuchen, sie zu verstören und zu umgehen.

in diesem moment kann es hilfreich sein, zum beispiel einen wissenschaftlichen text(abschnitt) erst einmal als kurzgeschichte oder kochrezept schreiben zu lassen. dabei verlässt man die inhaltliche fragestellung nicht, soll heißen, man sammelt weiter stichpunkte und wissen im text an, aber die form und struktur widerspricht jeglicher norm. das verschwinden der norm kann die nötige freiheit geben durch die neukombination von inhalt und struktur neues zu denken und zu formulieren. ganz abgesehen davon besteht zusätzlich die möglichkeit, andere worte für den gleichen sachverhalt zu finden, die eventuell später in den fachtext übernommen werden können. dadurch wird der lesefluss aufgelockert und der text eventuell ansprechender.

duch neu- oder rekombinationen von schreiberlebnissen in der schreibberatung nimmt man den teilweise blockierenden mustern erst einmal Weiterlesen

kreatives schreiben und kombinieren

der kreative remix des uncreative writing wurde hier schon oft und öfter thematisiert. wenn jemand mehr darüber erfahren möchte, einfach hier in der suchfunktion den begriff „remix“ oder „uncreative writing“ eingeben. darum hier noch ein weiterer blickwinkel zum kombinieren. dabei beziehe ich mich eher auf die frage, „wer definiert das kreative schreiben?“.

es gibt einen diskurs darüber, ob kreatives schreiben ausschließlich als literarisch-ästhetisches schreiben, ob es einzig als schreiben für den persönlichen ausdruck oder ob es in anlehnung an das „creative writing“ zu verstehen ist. die diskussion krankt daran, dass es keine umfassende definition des begriffes „kreativ“ gibt, dass man unter „schreiben“ jegliche schriftliche formulierung verstehen kann und dass die bezeichnung „kreatives schreiben“ sehr vielfältig verwendet wird.

doch muss man sich denn festlegen? welchen sinn macht dies? ich bin der meinung, dass es im hintergrund der vorgehensweisen und debatten einen grundkonsens gibt, an dem man sich orientieren kann. ganz gleich, welches buch man aufschlägt oder wessen meinung man hört, in einem punkt sind sich alle einig: schreiben und in der folge „kreatives schreiben“ kann jeder mensch lernen. der genie-gedanken von der veranlagung zum bestseller-autor, zur bestseller-autorin ist veraltet und widerlegt.

schreiben ist verknüpft mit lernen und arbeit, kreatives schreiben basiert in allen vorstellungen auf die anwendung bestimmter schreib- und assoziationstechniken. die vorstellung, welche techniken zum kreativen schreiben gehören, variieren ein wenig, aber sind sich doch in vielen aussagen zumindest ähnlich, wenn nicht sogar identisch. mit diesem pool verschiedener vorgehensweisen lässt sich das kreative schreiben ganz gut umschreiben und fassen.

wiederum der kreativität zugehörig ist die vorstellung der neukombination von bereits vorhandenem. kreativität basiert auf spiel, experiment und kombination. dinge werden kombiniert und in verbindung gebracht, die bis dato kaum in kontakt kamen. so lassen sich natürlich auch diverse arbeitsfelder mit dem Weiterlesen

schnickschnack (108) – „bla bla“

interaktive animationen sind manchmal gruselig überladen, so wie zur zeit manche adventskalender im web (anscheinend hat inzwischen jede firma einen adventskalender mit preisen). andere animationen kommen ganz schlicht daher und machen, zumindest mir, viel spaß. eine solche gibt es aus kanada. den link habe ich in der zeitschrift „lürzer´s archiv“ gefunden, die versucht „gute werbung“ zu bündeln.

doch die animation „bla bla“ von vincent morisset ist keine werbung, sondern nur eine geschichte über die kommunikation der menschen. einfach mal reinschauen und sich wie wild durch das bild klicken. auf die figuren, auf die kugeln oder einfach nur in der landschaft rumklicken und sich überraschen lassen, was passiert. der ton sollte an sein. viel spaß damit.

http://blabla.nfb.ca/#/blabla/de

schreibberatung und spiel

die schreibberatung wird normalerweise dann aufgesucht, wenn nichts mehr oder nur noch wenig geht und man sich nicht sicher ist, wie man anstehendes bewältigen soll. es handelt sich in diesem moment aus der sicht der klientInnen um eine ernste situation, die oft als existentiell empfunden wird. im hintergrund droht eine gefahr, nämlich einen wichtigen schreibprozess nicht bewältigen zu können und negative konsequenzen zu erwarten.

dementsprechend verlaufen beratungsgespräche auch erst einmal in einer ernsthaften atmosphäre, dem thema angemessen. doch zwischendurch kann es sinn machen, diese teiweise belastende bedrohung in den hintergrund zu rücken und sich der fragestellung auf eine spielerische weise anzunähern. dabei kann die erste reaktion der klientInnen sein, am vorgehen zu zweifeln, da man ihre aktuelle emotionale basis verlässt. spielerisches ist bei uns im beruflichen oder wissenschaftlichen kontext weiterhin recht negativ besetzt. platt geschrieben: „dabei kann doch nichts sinn- und gehaltvolles herauskommen.“

man sollte niemanden zum spiel zwingen, der diese vorgehensweise als weitere bedrohung erlebt. aber man kann dazu animieren, einmal einen probelauf auszuprobieren. sollte er sich als wenig hilfreich erweisen, kann man wieder zur alten vorgehensweise zurückkehren. doch sollte sich ein positiver effekt einstellen, kann noch mehr spielerisches ausprobiert werden. außerdem kann man aufzeigen, dass ein kurzes durchbrechen der belastenden gedanken, einen aufatmen lassen kann, ja, dass es kreative vorstellungen freisetzen kann.

manche sehr ernsthafte bedrohung relativiert sich aus einem anderen betrachtungswinkel. gerade beim schreiben kann das spiel mit sprache und ideen vielfältige ergebnisse liefern. das spiel bringt oft auch den spaß am thema und an der sache zurück. denn die meisten ratsuchenden befinden sich ja in einem beruflichen kontext, der ihnen eigentlich einmal spaß gemacht hat. im laufe der zeit Weiterlesen

„gamestorming“ von brown, gray und macanufo – ein buchtipp

wie der titel schon erahnen lässt, ist das ganze leben ein spiel. oder anders formuliert, an beinahe jede aufgabe kann man spielerisch herangehen. das nimmt der aufgabe zwar nur teilweise ihre ernsthaftigkeit, aber es schafft raum für mehr kreativität. kein anderes ziel hat das buch „gamestorming – ein praxisbuch für querdenker, moderatoren und innovatoren“ von dave gray, sunni brown und james macanufo.

wie peppt man ein meeting auf, damit am schluss neue gedanken und analysen zum vorschein kommen? man arbeitet nicht starr zielorientiert und in einer strikten abfolge, sondern man arbeitet spielerisch verlaufsorientiert und lässt raum für neues. mit dieser behauptung machen sich die autorInnen daran, den heutigen anforderungen an entwicklungen und neuerungen gerecht zu werden. es gibt sie kaum mehr, die stringente lösung eines problems. die welt ist vielfältiger und unübersichtlicher geworden. dem muss auch in wirtschaft und im marketing rechnung getragen werden.

uns so werden im buch eine große auswahl an verschiedenen „spielen“, assoziationstechniken und gruppenaktionen zusammengetragen, die eine veränderte herangehensweise zulassen. angenehm ist dabei, dass auch ergebnislose prozesse zugelassen werden. unangenehm scheint mir die beschwörung des spielerischen in prozessen, die für die einzelnen teilnehmerInnen existentiell sein können. es gibt nicht viel raum für die eigene befindlichkeit. doch die kommt ins spiel, wenn man der kreativität raum gibt.

insgesamt lohnt es sich die große sammlung an spieltechniken anzuschauen und zu nutzen, wenn man seminare und meetings organisiert. man benötigt post-its ohne ende, flipcharts, stifte (dem zeichnen wird im buch eine große bedeutung zugesprochen), zeit und ideen. dann kann mit großer wahrscheinlichkeit eine menge entstehen und entwickelt werden. positiver nebeneffekt: hierarchien werden zeitweise aufgehoben. das buch ist bei o´reilly 2011 in köln erschienen. ISBN 978-3-89721-326-5. es gibt eine homepage zum buch, auf der beinahe alle spiele versammelt sind: http://www.gogamestorm.com/?page_id=234 .

wissenschaftliches schreiben und spiel

die wissenschaft ist eine ernste angelegenheit, wenn man den wissenschaftlerInnen glauben möchte. doch das spannende am forschen und am experimentieren, ja am durchdenken von fragestellungen und thesen, besteht darin, dass im hintergrund immer eine spielerische komponente stattfinden. ähnlich dem kreativen schreiben oder andere kreativen techniken, besteht der fortschritt in wissenschaften immer wieder in der neukombination von wissen und gewohntem.

in vielen denkfabriken wird ein gehöriges quantum an zeit für spielerische momente verwendet. schaut man sich an unseren hochschulen und instituten um, ist davon leider nicht viel zu merken. es herrscht immer noch die auffassung, dass eine streng statistisch-naturwissenschaftliche herangehensweise (auch in sozialwissenschaftlichen fächern) den forschungsprozess begünstigt. schaut man sich zum beispiel die natur und das ökosystem an, dann gibt es diese form der eindeutigkeit und klarheit an kaum einem punkt.

so stellt sich die frage, ob auch beim wissenschaftlichen schreiben nicht mehr „spielraum“ genutzt werden kann. es geht nicht darum, das grundprinzip der wissenschaftlichen herangehensweise, die belegpflicht für behauptungen und schlussfolgerungen, abzuschaffen. es geht darum, dass allein die formen der formulierung, das einfließen eigener position und die verankerung von gedankenspielen, mehr platz finden könnte. abgesehen davon, dass die texte lesbarer würden, ist damit zu rechnen, dass sie auch zu mehr nachdenken und weiteren gedankenspielen anregen.

es wird oft unterschätzt, wie groß das interesse, auch von menschen, die nicht an hochschulen oder in instituten forschen, an wissenschaftlichen erkenntnissen ist. man schaue sich nur Weiterlesen

schreibidee (302)

es gibt ein „plakatives“ kabarettprogramm, das ohne gesprochenes auskommt aber keine pantomime ist, das allein mit geschriebenem wunderbar unterhält: „ohne rolf“ (siehe http://www.ohnerolf.ch/ ). ein wunderbarer versuch, dies in schreibgruppen einmal auszuprobieren. darum die anregung zu „raschelnden dialogen„.

zum einstieg werden alle schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, einen kurzen aber knackigen dialog zwischen zwei personen zu verfassen (dies empfiehlt sich bei einer fortgeschrittenen schreibgruppe, sonst wären erst einmal schreibideen zum dialoge schreiben umzusetzen (die sich auch hier im blog finden)).

wenn der dialog geschrieben ist, dann werden alle aussagen auf große zettel geschrieben, eventuell satz für satz oder auch nur einzelne wörter. wörter, die wie in der comicsprache ein gefühl oder eine nonverbale reaktion ausdrücken. anschließend werden zweiergruppen gebildet und es wird zeit gegeben, dass die beiden teilnehmerInnen gemeinsam ihren jeweiligen dialog ein wenig einstudieren können. wie dies gehen kann lohnt gemeinsam ein blick auf die homepage von „ohne rolf“, um ein gespür dafür zu bekommen.

die dialoge werden vor der schreibgruppe ohne zu sprechen vorgeführt. anschließend findet eine feedbackgruppe statt. es macht keinen sinn, ein feedback zur performance zu geben, da alle teilnehmerInnen so etwas wahrscheinlich zum ersten mal machen und die koordination erst einmal schwer fällt. aber es kann feedback zu den dialogen und ihrer wirkweise im geschriebenen vortrag geben.

nun kommt die schwerere variante: alle schreibgruppenteilnehmerInnen notieren sich mögliche antworten, fragen und äußerungen für einen smalltalk oder eine diskussionsrunde ins blaue hinein. das heisst, sie wissen nicht, was die anderen notieren und haben keine ahnung, was auf sie zukommt. die schreibgruppe wird in zwei gruppen aufgeteilt, die sich gegenübersitzen. man kann nun dazu auffordern, dass der reihe nach zettel hochgehalten werden, die einen dialog entstehen lassen (dazu sind übrigens etwas kleiner zettel notwendig). also alle wählen aus ihrem jeweiligen pool notierter beiträge einen passenden aus. oder es wird „durcheinandergeredet“, so dass jede(r) hochhalten kann, was sie gerade passend finden.

am schönsten wäre es, wenn die schreibgruppenleitung oder eine person aus der schreibgruppe, die dialoge gleichzeitig notiert. da die anderen der eigenen gruppe mit großer wahrscheinlichkeit nicht lesen können, was man gerade kommuniziert hat (man sitzt ja nebeneinander der anderen gruppe gegenüber), werden zum abschluss die dialoge und das raschelnde geplapper noch einmal vorgelesen (wenn sie notiert wurden).

eine empfehlung: keine angst vor chaos, ich vermute, dass sich solche spielereien beim zweiten oder dritten versuch einspielen. einzig die protokollantInnen sollten schnell notieren können, damit keine unnötigen pausen entstehen. andere formen der aufzeichnung werden sich nicht finden lassen.

schreibidee (271)

wissenschaft dient nicht nur der aufschlüsselung unserer umwelt, sie dient auch der erfindung von ganz neuen gegenständen oder techniken. und erfinden benötigt wie das schreiben eine kreative haltung, bei der dinge oder gedanken kombiniert werden, die bis dahin noch nie kombiniert wurden. wenn man sich von großen erfindern die aufzeichnungen ansieht, dann geht es nie ausschließlich um logik, dann geht es auch auch um spielerei. also eine spielerische schreibanregung für „erfindergeschichten„.

als einstieg ein spiel für die schreibgruppenteilnehmerInnen: alle schreiben jeweils auf einen zettel fünf gegenstände oder geräte, die ihnen gerade in den sinn kommen. die zettel werden eingesammelt und gemischt. dann ziehen alle teilnehmerInnen zwei mal zwei zettel. dabei kombinieren sie jeweils zwei zettel miteinander. diese beiden zettel sind die neue erfindung, die sie gemacht haben. auf maximal zwei seiten sollte die erfindung beschrieben werden. welchen zweck erfüllt sie? für wen ist sie geeignet und welches bedürfnis kann mit der erfindung befriedigt werden. die beschreibungen werden in der gruppe vorgetragen.

nun werden noch einmal zwei zettel gezogen. die kombination dieser beiden zettel ist auch eine erfindung. doch dieses mal liegt der schwerpunkt nicht auf der beschreibung der erfindung, sondern auf der geschichte, die dahintersteckt. das bedeutet, wie wurde der neue gegenstand erfunden? was geschah? dazu soll eine etwas längere geschichte geschrieben werden. mit welchen gegenständen oder ideen wurde gespielt, damit die erfindung am schluss herauskam? die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es gibt eine kurze feedbackrunde.

im nächsten schritt werden von allen schreibgruppenteilnehmerInnen die letzten zwei mal zwei zettel gezogen. dazu wird nun eine lebensgeschichte „gebaut“. ein erfinder wird erfunden. dazu kann vorbereitend eine kleine charakterbeschreibung der erfinderInnen notiert werden. anschließend wird eine längere geschichte um die erfinderInnen geschrieben, in der auch die letzten beiden gegenstände erfunden werden. wie kam es zu dem erleuchtenden schritt? mit was wurde gespielt? die geschichten werden in der schreibgruppe vorgelesen und es gibt eine ausführliche feedbackrunde.

zum abschluss wählt die schreibgruppe die beste erfindung des treffens. welcher neue gegenstand ist aus der sicht der gruppe der interessanteste und sollte weiter verfolgt werden. wenn noch zeit ist, dann könnte man noch eine spielerische patentanmeldung formulieren.

„kreativitätstechniken“ von georg schumacher – ein „buchtipp“

also ein buch ist es eigentlich nicht, ein gesellschaftsspiel eigentlich auch nicht. es ist eine box mit 75 („spiel“)karten, ein block, ein bleistift und eine kleine sanduhr. das design ist fröhlich und ansprechend und macht auf den inhalt neugierig. es gibt keinen großen begleittext, es gibt nur die anregung, die karten zu verwenden, um die eigene kreativität zu entdecken. denn die einzige aussage, die hinter der box steckt, ist die behauptung, jeder mensch sei kreativ.

jawoll, ja, kann man dazu nur sagen. und so bieten die karten der „kreativitätstechniken – spielerisch kreativer werden – 75 übungen, die ihre fantasie beflügeln“ von georg schumacher einen bunten mix aus rätseln, übungen, wort“spielen“, fantasieanregern, regeln, hinweisen, forschungsergebnissen, intuitionsübungen, denktrainings und dergleichen mehr. auch wenn man darüber streiten kann, ob kreativität einem sehr biologistisch-evolutionärem konzept folgt, bietet diese box viele nützliche und interessante anregungen. auf den karten wird nicht in abrede gestellt, dass der mensch ganz eigene mittel entwickelt hat, kreativ zu sein. dies wird zum beispiel durch quizfragen wie, was bestimmte berühmte erfinder und schriftsteller gemeinsam haben, in rechnung gestellt. das tagebuch schreiben und skizzenbuch führen.

so bleibt viel raum für spielerei und schreiben beim ausprobieren der box. manchmal wünschte man sich noch etwas mehr selbstreflexive anregungen, da man die fähigkeit des menschen zur selbstreflexion auch als grundvoraussetzung für kreativität sehen kann. auf alle fälle ist die box aber ein wunderbarer pool und ideengeber für kreativitätsübungen, die man sowohl für sich selber verwenden kann, als auch als vorlagen für eigene kreativitätstechniken und -ideen, die man in gruppen anwenden möchte. und das schöne daran, viele anregungen können mit jeder altersstufe durchgeführt werden.

die box ist 2010 in moses. verlag in der rubrik „think! smarter“ in kempen erschienen. artikelnummer 25112 (dieses mal keine ISBN).

schreibpädagogik und suche

was kann man mit schreibgruppen suchen?
ich werde hier ein paar beispiele auflisten, auf welche suchen man sich begeben kann:

auf der suche nach dem idealen schreibort. in schreibgruppen kann man schritt für schritt das jeweils eigene schreibverhalten der teilnehmerInnen analysieren und daraus schlüsse ziehen lassen, wie der ideale schreibort zuhause gestaltet sein sollte. was lenkt ab und fördert?
aber man kann noch einen schritt weiter gehen und mit der gruppe in der stadt, in einer schönen landschaft, in verschiedenen gebäuden kleine schreibübungen durchführen. diese orte dienen nicht nur der schreibanregung, sondern können auch unter dem blickwinkel „wie gut kann man an diesen orten schreiben?“ betrachtet werden. so finden die teilnehmerInnen eventuell für sich den idealen schreibort außerhalb der eigenen vier wände.

auf der suche nach des rätsels lösung. schreibgruppen sind meist freizeitgruppen, die dem sozialen kontakt und dem vergnügen dienen. da ist es eine wunderbare abwechslung, wenn zu einem treffen ein schreib-rallye veranstaltet wird. entweder organisiert man in den gruppenräumen stationen, die zu durchlaufen, zu entschlüssen und zu bedienen sind oder man begibt sich wieder nach draußen und lässt die teilnehmerInnen einem vorher organisierten pfad durch die stadt, eine landschaft folgen. diese rallye ist gespickt mit schreibanregungen, die sich nach der lösung einer aufgabe ergeben. so wird das spielerische mit dem schreiben verbunden.

auf der suche nach dem historischen einfluss. man kann mit schreibgruppen historisch bedeutsame orte, friedhöfe oder museen besuchen, um die ausstrahlung der orte und der dahinter liegenden geschichte zur schreibanregung zu nutzen. man kann die schreibgruppe mit historischen stadtführungen oder museumsführungen verknüpfen und anschließen geschichten und texte verfassen lassen. oder man gibt selber einen kurzen abriss von den geschichten der vergangenheit, damit sich die teilnehmerInnen besser in die ehemalige atmosphäre versetzen können.

auf der suche nach dem idealen feedback. in regelmäßigen abständen kann in schreibgruppen eine reflexion über die bisher erfolgten feedbacks durchgeführt werden. Weiterlesen

digitaler diskurs (2) – ein lesetipp

es gibt einen zweiten sehr interessanten artikel zu den folgen des internets in „lettre international“ – frühjahr 2011, Nr.92. manuel arias maldonado schreibt über den „planet wikipedia – eine digitale enzyklopädie oder ein spiel um vernetztes wissen„.

der titel des textes verrät eigentlich schon alles. die auseinandersetzung ist auch keine neue: ist wikipedia wirklich ein gutes lexikon, eine gute enzyklopädie? kann das funktionieren, bürgerInnen bei der erstellung einer wissenssammlung zu vertrauen und die sammlung ihnen zu überlassen? spannend scheint, dass etliche untersuchungen gezeigt haben, dass das digitale lexikon in vielen bereichen den vergleich mit anderen lexika nicht scheuen muss.

und doch tickt der „planet wikipedia“ ein wenig anders. es werden stärker aktuelle und populäre themen aufgegriffen. schadet das einem lexikon oder verändert sich nicht auch unsere form der wissensbeschaffung? man kann noch einen schritt weitergehen und fragen, ob durch die vernetzung von wissen unser denken beeinflusst wird, wir also anders denken? manuel arias maldonado trägt viel wissen um wikipedia in dem langen artikel zusammen.

dabei diskutiert er die frage, ob es sich inzwischen nicht um ein wissenspiel handelt, dessen ausgang immer offen bleibt. wikipedia ist ein prozess. dies kann ein großer vorteil sein, wenn man wissenschaften und forschung betrachtet, die inzwischen ihre erkenntnisse in vielen bereichen nicht mehr mit der gleichen absolutheit vertreten können, wie dies früher der fall war. auch die natur und der mensch basieren auf formen der vernetzung, verändern sich ständig, erreichen nie einen absoluten status quo. eventuell kommt wikipedia diesem prinzip viel näher als die bis dahin üblichen enzyklopädien.

doch die schnelligkeit und teilweise laienhafte bearbeitung von themen verlangen abstriche bei der tiefe des wissengehalts mancher einträge bei wikipedia. schadet dies den gesellschaften nun oder macht das nichts aus? die folgen von wikipedia sind noch nicht geklärt, aber da der prozess ja nicht endet, sind viele zukunftsszenarien vorstellbar. mit etwas misstrauen genossen, bietet wikipedia eine enorme vernetzung, die ganze wissensgebilde vermittelbar macht. hier ein kleiner vorgeschmack: http://www.lettre.de/aktuell/92-Arias-Maldonado.html

schnickschnack (88)

manchmal ist werbung einfach nur lustig. lustig, schräg und interaktiv. wenn man dann auch noch schreiben darf, dann ist dies ein bonbon für die freunde dieses blogs. tipp-ex hat da etwas ins netz gestellt, das einfach nur ein großer spass ist. plötzlich wird das filmchen schauen zum schreibspiel.

man besuche die seite http://www.youtube.com/user/tippexperience . sehe sich den werbegag an und trage dann worte ein. empfehlen kann ich schon mal „schreiben“ und „fucks„. aber es gibt noch viel mehr. einfach mal ausprobieren und sich nicht zu sehr an den grammatik-regeln oder an der deutschen sprache festhalten. die freunde der seite geben ein paar hinweise, was noch alles möglich ist.

da lacht der berliner bär 😉

schreibspiel (12) – zapping-collagen

eigentlich ist dieses schreibspiel ein spiel mit stilübungen, das sich am fernsehen orientiert und das medium als brücke heranzieht. man zappt sich so zu sagen durch verschiedene sprach- und somit schreibstile. dies lässt sich ganz real durchführen wenn man einen fernseher mit diversen programmen zur verfügung hat. am schluss werden schriftliche „zapping-collagen“ entstanden sein.

im vorfeld wird vielleicht eine schreibanregung zu einem thema gegeben. man kann aber auch schlicht den fernseher anschalten und aus dem ersten gesehenen die schreibanregung machen. man greift das thema der sendung auf, erstellt ein cluster und beginnt eine geschichte zu schreiben. dazu gehört der auftrag, die geschichte im stil der sendung zu verfassen. sollte es sich zum beispiel um eine nachrichtensendung handeln, wird im stil einer nachrichtenmeldung die geschichte begonnen.

sollte man dieses spiel in gruppen spielen, muss im vorfeld ein spielleiter bestimmt werden. dieser spielleiter hat das recht, in ein anderes programm zu schalten. die gruppe kann im vorfeld festlegen, ob das umschalten einem zeitrhythmus oder dem bauchgefühl des leiters zu folgen hat. zweiteres scheint mir spannender. in dem moment, in dem in ein anderes fernsehprogramm geschaltet wurde, muss auch im stil der dort zu sehenden sendung die geschichte weitergeschrieben werden.

so kann auf den stil der nachrichtensendung, der von „aktenzeichen xy“ folgen oder der eines krimis (zum beispiel die kurzen, knappen sehr bedeutungslosen sätze der „csi“-serien). anschließend ist der comedy-ton anzuschlagen, um dann in die soap zu wechseln. die spielerInnen sollten aber an dem roten faden ihrer geschichte festhalten, auch wenn die wendungen durch das gesehene beeinflusst werden können. es läuft also während des schreibens der fernseher beständig nebenher. und wenn die werbeunterbrechung folgt, dann wird auch der schreibstil unterbrochen und verändert.

für schreibgruppen kann man diese spiel ausführlicher vorbereiten und schon die sendungen zusammenschneiden, die man als stilanregung wählen möchte. denn oft ist es ja so, dass auf vier kanälen gleichzeitig sehr ähnliche sendungen kommen. nach einer festgelegten zeit wird die geschichte beendet und die jeweils entstandenen zapping-collagen werden vorgelesen. dann kann man in die nächste runde starten, eine neue spielleiterin festlegen und sich abermals den stilvorgaben der glotze überlassen. man glaubt gar nicht, wie viele verschiedene sendungen existieren. übrigens lässt sich das gleiche inzwischen auch mit hilfe des internets und einem beamer durchführen.

nabelschau (31)

spielverderber. wer kennt sie nicht? die asketen, die puritanisten, die bedenkenträger, all die menschen, die es in kurzer zeit schaffen, einem ein schlechtes gewissen zu machen. nicht dass man ihren lebensstil teilen würde, nicht dass man ihren bedenken zu viel raum geben würde. es ist ihre haltung, die sie zu spielverderbern macht.

nehmen wir einmal an, man befindet sich gerade in hochstimmung, man feiert, freut sich oder genießt die welt, wie sie sich einem eben präsentiert. die menschen um einen herum teilen die stimmung, da schiebt sich jemand vor einen, blickt einem vorwurfsvoll ins gesicht und erklärt, dass dies ja gerade gar nicht gehe. ob man denn nicht mitbekommen habe, dass zur zeit auf der welt so viel schlecht verlaufe? wie könne man in solchen momenten nur feiern und genießen? wo nehme man diese verdrängung der bedrohung der menschheit nur her?

man kann sich zwar über den bedenkenträger und mahner lustig machen, aber der stachel sitzt. ja, wie kann man nur so verantwortungslos sein und das leben genießen, obwohl leid und elend herrscht? um sich diese frage zu stellen, benötigt es keine globalisierung, damit all die katastrophen auf der welt näher rücken. schon früher genügte ein blick in die nächste umgebung, um festzustellen, es gibt viel schlimmes um einen herum.

asketen und puritanisten setzen noch eins drauf. sie gehen davon aus, dass man mit seinem genusssüchtigen und rücksichtslosen verhalten die ursache des ganzen elends ist. sie formulieren ihren vorwurf direkter, machen einen sündiger. ob nun schlechtes gewissen oder direkte anfeindung, man kann nicht mehr so gelassen weiter machen, wie man es bis dahin tat. der fluss der freude ist unterbrochen.

nichts anderes haben spielverderber im sinn. denn die diskussion, ob man wegen der weltlage tag und nacht in sack und asche durch die gegend laufen muss, hat man für sich selbst schon geklärt. gesellschaftskritik darf mit lebensfreude einhergehen. und es ist ein deutsches phänomen, dass engagement und politik immer mit leid und verzicht einhergehen müssen. aber spielverderber lassen einen nach der eigenen persönlichen entscheidung nicht in ruhe. Weiterlesen