Schlagwort-Archive: stress

schreibidee (388)

unsere zeit wird immer knapper (siehe posts vom 02.08.12), die erschöpfungszustände der menschen nehmen zu, die psychosomatischen erkrankungen und störungen steigen an und viele menschen fühlen sich ständig gehetzt. kaum haben sie urlaub, fällt es vielen schwer, sich überhaupt wieder runterzubringen und zu regenerieren. dabei gibt es so vielfältige möglichkeiten wie sauna, meditation, genussvoll essen, faulenzen, … darum eine schreibanregung zu „regenerationstexten“.

was benötigen wir zur regeneration? diese einstiegsfrage wird den schreibgruppenteilnehmerInnen gestellt. alle notieren sich ein paar stichpunkte und wählen anschließend drei punkte aus. zu diesen punkten entwerfen sie einen werbeslogan oder ein werbegedicht. zum beispiel: „neben flora und fauna, hilft zum entspannen auch die sauna!“. die slogans werden in der schreibgruppe vorgestellt.

im nächsten schritt wählen die teilnehmerInnen für sich aus, welche form der regeneration ihnen am besten gefällt. dabei können die werbesprüche, vielleicht auch anderer teilnehmerInnen, als überschrift aufgegriffen werden, um nun einen längeren text über diese regeneration zu schreiben. dabei sollen, wie in einem werbetext die vorzüge und benefits blumig geschildert werden. diese texte dürfen auch gern satirische züge annehmen. anschließend stellen alle teilnehmerInnen ihre lieblingsform in der schreibgruppe vor. es findet eine kurze feedbackrunde statt, in der auch eine rückmeldung gegeben wird, wie sehr man sich vom werbetext angesprochen fühlt.

nun sollen aber eigentliche regenerationstexte verfasst werden. hierzu kann im vorfeld in der schreibgruppe eine kurze diskussion geführt werden, ab welchem moment texte vielleicht zur regeneration beitragen. so kann es sich zum beispiel um meditationstexte oder „wohlfühl“texte handeln. es kann sich um kraftspendendes handeln oder um beruhigendes, positiv gedachtes und vieles mehr. es gibt keine weiteren vorgaben für den zu schreibenden text, die geschichte. anschließend werden die texte, eventuell auch in einem besonderen tonfall, ja nach idee, in der schreibgruppe vorgetragen. es findet eine ausführliche feedbackrunde statt, in der alle teilnehmerInnen benennen können, wie diese form der regeneration auf sie wirkt.

zum abschluss gibt es noch eine kleine persönliche schreibübung. alle schreibgruppenteilnehmerInnen formulieren für sich eine kurze list, in die sie ihre ganz persönlichen regenerationswünsche für die nächste zeit eintragen. dabei können auch gern daten genannt werden, wann diese form der regeneration umgesetzt werden soll. die liste wird nicht in der gruppe vorgetragen, sondern mit nach hause genommen und vielleicht umgesetzt.

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schreibpädagogik und arbeit

schreibpädagogik ist nichts anderes, als der versuch, menschen über die verschiedensten wege zum schreibprozess anzuleiten. am umfassendsten kann man dies in einer schreibgruppen-arbeit verwirklichen. dabei wird man als schreibpädagoge zur anleitenden person der gruppe. und dies bedeutet, sich gedanken über die anleitung einer schreibgruppe machen zu müssen. denn auch in diesem arbeitsfeld gibt es sehr verschiedene vorstellungen von der praktischen umsetzung.

generell, wie bei allen anderen (lern)gruppen, kann man eine grobe vorplanung vornehmen, aber nie abschätzen, wie die einzelne gruppe sich zu den vorschlägen verhält. nun gibt es zwei möglichkeiten: stringent die eigenen vorgaben zu verfolgen und durchzusetzen (zum beispiel, wenn es sich um die umsetzung von lehrplänen handelt) oder dem eigentlichen gruppenprozess mehr gewicht zu geben und auf jede gruppe zugeschnitten das angebot zu verändern (mit der folge, dass die lernergebnisse einer gruppe sehr verschieden ausfallen).

um es einmal platt zu formulieren: die stringenz kostet weniger planungsaufwand dafür aber mehr durchsetzungsaufwand. die ausrichtung auf die gruppe kostet dafür mehr planungsaufwand, dafür ermöglicht sie aber individuelles lernen, das für die anleitung weniger energie benötigt. insgesamt benötigen aber beide vorgehensweisen die aktive auseinandersetzung mit den teilnehmenden durch die schreibpädagogInnen. dies ist arbeit. die wertigkeit sozialer und pädagogischer berufe ist in unserer gesellschaft nicht sehr hoch angesiedelt. es wird davon ausgegangen, dass kommunikation zwischen menschen keinen sehr hohen aufwand bedeutet.

die wissenschaft spricht da eine andere sprache. nimmt man einmal den dienstleistungssektor, dann hat man inzwischen festgestellt, dass ständige freundlichkeit und das eingehen auf die bedürfnisse der anderen, ungemein stresst. grund dafür ist, dass die eigenen emotionen in schach gehalten werden müssen, da sonst die gefahr, einen kunden zu verlieren, groß ist. auch die pädagogischen tätigkeiten verlangen Weiterlesen

ein vortrag über die beschleunigung des lebens

swr 2 ist ein kultursender des südwestrundfunks, der über eine wunderbare, umfassende mediathek verfügt. viele sendungen können abermals angehört werden, aber auch kurze wissenschaftliche vorträge werden dort bereit gehalten. man kann sie anhören, als hördatei runterladen oder die mitschrift der sendung abspeichern, je nachdem, welcher zugang einem am ehesten zusagt.

gestern wies jemand in facebook auf einen spannenden vortrag von professor hartmut rosa aus jena hin. da mich das thema „beschleunigung unserer kommunikation und unseres lebens“ schon immer interessiert hat, habe ich mir den vortrag natürlich sofort angehört. auch wenn er nicht mehr ganz frisch ist, also ein paar jahre auf dem buckel hat, so ist der doch weiterhin topaktuell. denn rosa gibt in 28 minuten einen hervorragenden überblick über die gründe für eine stete beschleunigung unseres leben. und er zeigt die „beinahe-unausweichlichkeit“ dieses prozesses auf.

auf alle fälle hörens- oder lesenswert, wenn man sich mit den konsequenzen der digitalen medien und kommunikationsformen auseinandersetzt oder wenn man versucht der zeitknappheit zu entkommen. und da es noch andere hübsche hinweise im netz zu diesem thema gibt, ernenne ich den heutigen tag einfach zum „tag des modernen lebens“.

hier der link zum swr 2 und zum vortrag: SWR2 Wissen: Aula: Immer schneller und immer oberflächlicher – SWR2 :: Programm :: Sendungen A-Z :: Wissen :: Archiv | SWR.de.

schreibberatung und männer

ähnlich wie bei kreativen schreiben, suchen männer nicht seltener die schreibgruppen auf, wie sie auch seltener die schreibberatung aufsuchen. dabei sind sie aber aus meiner erfahrung nicht weniger bereit ihre schwierigkeiten offen anzusprechen als frauen. manche beraterInnen haben wohl diese erfahrungen gemacht, doch es scheint mir, dass männer, wenn sie einmal den schritt getan haben, sich unterstützung zu suchen, dem prozess der beratung dann nicht mehr im weg stehen. doch der schritt zu beratungen fällt männern definitiv schwerer.

dies hat sicherlich mehrere ursachen: an erster stelle steht die geschlechterrolle. mit schreiben probleme zu haben, ist in der „harten“ welt eines mannes ein schwer einzuordnendes phänomen. darum kommen auch aus den mündern von männern äußerung, wie „schreibblockaden“ gibt es als schriftsteller nicht, dann sollte man nicht schriftsteller werden“. schreiben sei anstrengend, es sei eben kein hobby. überspitzt dargestellt bedeutet dies „was nicht tötet härtet ab“. man sollte meinen, diese rollenklischees hätten sich überlebt, doch dem ist nicht so.

das unangenehme daran ist, dass sich eine große zahl von männern lieber durch stete schreibschwierigkeiten quält, als sich hilfe zu holen. dahinter steckt eine große anstrengung, die nicht verlassen wird und die steten stress verursacht. es lohnt sich den nächsten schritt zu machen, denn dann ist man auf dem weg, sich selbst gutes zu tun. aber es bedarf der vorherigen emotionalen selbstreflexion, die einem zeigt, dass es allein nicht mehr weiter geht. aus anderen beratungszusammenhängen ist mir bekannt, wie viel zeit und energie es benötigt, neben dem besprechen der schwierigkeiten, noch über die tatsache zu sprechen, dass es keine armutszeugnis ist, sich unterstützung zu suchen.

es ist auch heute noch ein zeichen von stärke für einen mann, den schritt zu machen, eine beratung aufzusuchen. durch die vorbehalte gegenüber hilfe, gibt es auch einen erstaunlichen unterschied im beratungssetting zwischen männern und frauen: frauen bevorzugen die wahrung der schweigepflicht und erwarten beratungen in räumen mit geschlossenen türen. männer lassen sich bevorzugt in der halböffentlichkeit beraten. sie finden das aufsuchen eines extra-beratungsortes eher Weiterlesen

nabelschau (66)

die muße-verachtung. bei begegnungen mit menschen kann man zur zeit etwas erschreckendes feststellen (na ja, ganz neu ist es nicht, aber gefühlt nimmt es zu) – viele laufen am limit. es gab sie schon immer, die gestressten, die wirbelwinde, die workaholics. der große unterschied besteht meiner ansicht nach darin, dass die hektik, die taktung und der stress nicht mehr frei gewählt sind. sie sind da in etwas reingerutscht, aus dem sie kaum mehr herauskommen.

noch interessanter wird das ganze, wenn man den nebeneffekt mitbekommt. selbst in momenten der totalen erschöpfung und am anfang der erholungsphasen wird von betroffenen der muße oder dem nichtstun abwehr und abwertung entgegengesetzt. die schwierigkeit besteht darin, dass sie sich dadurch selber abwerten. denn sie haben nichts nötiger, als eine längere ruhephase, als eine rückbesinnung auf sich selber. heutzutage gibt es nichts schlimmeres als nichts zu tun. ruhephasen stehen unter rechtfertigungsdruck.

also muss die freizeit ebenso gefüllt, getaktet und überfrachtet werden wie das arbeitsleben. oder die kräfte reichen nur noch zum zudröhnen, also zum beballern mit eindrücken und chemischen zusatzstoffen. ruhephasen geraten so zu störungen und sind oft genug gestört. schlafen klappt nicht mehr richtig, dösen ist unangebracht und gedanken schweifen lassen wirkt lethargisch in den augen vieler. und alle haben im hinterkopf, dass sich die außenbewertung vor allen dingen auch an einer sinnvollen gestaltung der freizeit orientiert. hier möchte man einen eindruck hinterlassen.

lang habe ich mich gegen den „mode“-begriff burn-out gewehrt. doch ich kann nicht umhin zuzugeben, dass es wohl mehr als eine mode ist, die selbst- aber vor allen dingen auch fremdüberforderung zu benennen. die körperlichen und seelischen reaktionen sind zu heftig. und vor allen dingen die abwehr gegenüber Weiterlesen

„muße“ von ulrich schnabel – ein buchtipp

ein buch mit klaren botschaften: es ist kein wunder, dass wir heute so gestresst sind und unter termindruck stehen. dagegen kann man etwas unternehmen, aber das ist nicht ganz leicht. die gesellschaft verlangt bestimmte verhaltens- und vorgehensweisen und sich konträr dazu zu verhalten kann abwertungen und sanktionen nach sich ziehen. doch es zeigt sich, viele entdeckungen in den wissenschaften und literarische „genie“streiche gingen einher mit mußestunden der entdeckerInnen und schriftstellerInnen. wahrscheinlich ist muße notwendig, um „kreativ“ sei zu können.

der vollständige titel des buches von ulrich schnabel benennt die hauptbotschaft: „muße – vom glück des nichtstuns“. schnabel schildert, wie schön es sein kann, nichts zu tun. damit meint er aber nicht, sich in eine vollständige „leere“ katapultieren zu müssen, sondern es auszuhalten, den dingen und gedanken ihren lauf zu lassen und weder einzugreifen, noch zu kontrollieren oder es im griff haben wollen. dabei wird ein historischer abriss der rolle der muße ebenso mitgeliefert wie die aktuelle gesellschaftsanalyse mit ihrer „muße-feindlichen“ struktur. schnabel geht außerdem der frage nach, woher diese muße-feindlichkeit kommt.

leider beruft sich auch ulrich schnabel, bei seinen versuchen die funktion der muße und ihre vorteile zu begründen, auf die neurowissenschaften und die neuropsychologie. das wäre überhaupt nicht notwendig gewesen und wirkt, wie wenn es einen rechtfertigungsdruck gäbe, der nur mit naturwissenschaftlichen erkenntnissen zurückgewiesen werden kann. das ist schade, denn zwischendurch blitzen immer wieder die gesellschaftstheoretischen begründungen für die abschaffung der muße durch (z.b. woher kommt die aussage „zeit ist geld“ und warum entfaltete sie so eine große wirkung?), denen eigentlich nur mit gesellschaftlichen (also auch politischen) veränderungen begegnet werden kann.

denn schnabel möchte nicht, dass praktiken der muße dafür verwendet werden, noch effizienter zu sein, noch leistungsstärker zu werden und die muße wieder in ihr gegenteil zu verkehren. er plädiert für eine generelle veränderung, da wir sonst bald die grenzen unserer möglichkeiten und kräfte erreichen. ein spannendes buch, das zu diskussionen anregt und hinweise gibt, wie man für sich eine „zeit der muße“ schaffen kann. mich hat der autor damit gewonnen, dass er die frühaufsteher-kultur kritisch beleuchtet und ein hohes lied auf den schlaf singt 😉

das buch ist 2012 im pantheon verlag erschienen. isbn 987-3-570-55175-2

schnickschnack (113)

im rahmen der selbstoptimierung kann alles noch ein wenig effektiver und schneller werden. einer der boomenden begriffe ist das „zeitmanagement“. so sind inzwischen jeder und jede aufgerufen, sich selber perfekt zu takten. und da die zeiten zwischen arbeit und freizeit in vielen berufen verschwimmen, da die erreichbarkeit eines jeden im vordergrund steht, darum ist vieles verbesserungsbedürftig.

also gestalten sie sich doch ihr leben noch ein wenig schneller, gehetzter, getakteter und effektiver. wozu zeit mit überflüssigem wie smalltalk oder hobbies verschwenden, es geht doch auch anders 😉 schon vor einiger zeit erschienen im magazin der süddeutschen zeitung 33 hilfreiche tipps, wie man im rahmen der selbstoptimierung noch mehr zeit sparen kann: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36760 .

so humorvolle die ratschläge sind, sie treffen ins schwarze, bei dem planungs- und organisationswahnsinn, dem die meisten von uns inzwischen unterliegen. wenn kinder und jugendliche schon mit terminkalendern rumlaufen, um noch ihren alltag überblicken zu können und wenn erwachsene sich piepend auf den nächsten zeitabschnitt aufmerksam machen lassen müssen, dann scheint irgendetwas nicht mehr zu stimmen.

die einfachere variante bestünde darin, den kalender in einer reform verändern zu lassen und jedem tag 36 stunden zu zu weisen. die veränderung von kalendern diente auch früher schon den wirtschaftlichen anforderungen, warum darauf im rahmen der wirtschaftskrisen nicht zurückgreifen? 😯

kreatives schreiben und reisen (2)

es gibt erkenntnisse, die urlaub und reisen nicht nur als erholung darstellen. zum einen fühlen sich etliche menschen, wenn plötzlich mehr ruhe in ihr leben einkehrt, nicht unbedingt besser. der beginn eines urlaubs kann davon belastet sein, dass erst einmal all die gedanken und dinge verarbeitet werden müssen, die in der stressigen berufszeit beiseite geschoben wurden. wenn sich dann jemand auf reisen begibt und auch dabei kaum ruhephasen hat, dann sorgen die zusätzlichen vielen neuen eindrücke für ein zusätzliches stresspotential.

kreatives schreiben kann eine möglichkeit sein, eindrücke im urlaub zu verarbeiten und als anregung zu nutzen. zwar stellt auch das schreiben nicht unbedingt eine ruhephase dar, aber es kann entlastende wirkung haben. außerdem ist das immer so eine sache mit den fotografien von reisen. sie können visuelle eindrücke wiedergeben, aber nicht die gefühle und empfindungen, die man dabei hatte. wie wäre es also, etwas über den urlaub zu schreiben. angefangen bei einem reisetagebuch, morgenseiten, zu denen man im alltag keine zeit findet, einen reisebericht oder auch nur geschichten und ereignisse, die man am wegesrand erlebt?

man kann auch noch einen schritt weitergehen und eine reise ausschließlich dem schreiben widmen. man kann für sich entscheiden, dass man einen schreiburlaub macht. man wählt sich einen ort, der einem ruhe vermittelt, man lässt die modernen kommunikationsmittel zuhause Weiterlesen

schreibberatung und sucht

es ist in beratungen nicht immer leicht festzustellen, ob die ratsuchenden vor dem termin substanzen zu sich genommen, um emotionen, bewusstsein oder stimmungen zu verändern. hier geht es nicht um die bewertung, ob dies ein persönliches problem darstellt oder nicht. es geht nur darum, ob man in diesen „zuständen“ der ratsuchenden eine sinnvolle beratung durchführen kann.

das schreiben hängt eng mit mentalen funktionen zusammen. doch auch unter beeinträchtigungen der mentalen fähigkeiten durch substanzen wurden große literarische werke verfasst und entwickelt. doch beraterInnen sind nicht unbedingt fähig abschätzen zu können, wie weit die restliche lebensgestaltung der klientInnen eine dauerlevel von mentalen veränderungen unterliegt. so kann zum beispiel unter psychopharmaka sehr wohl gelernt, gearbeitet oder gestaltet werden.

wichtigster aspekt einer schreibberatung oder auch einer beratung generell ist es meiner ansicht nach, es anzusprechen, wenn man den eindruck hat, jemand konsumierte vor der beratung leistungsverändernde substanzen. die schwierigkeit bei sucht besteht ja darin, dass die umwelt oft eine große hemmschwelle hat, dies zu thematisieren. Weiterlesen

schreibberatung und liebe

nein, es soll hier nicht darum gehen, dass sich ratsuchende oder klientInnen in ihre beraterInnen oder therapeutInnen verlieben können. das kann vorkommen, wie in jedem anderen job auch. es macht vieles kompliziert und widerspricht teilweise dem berufsethos, doch es kann nur persönlich geklärt werden.

es soll hier um ein anderes phänomen gehen, das oft einhergeht mit anstrengenden situationen. wer kennt es nicht, dass in prüfungszeiten oder wenn der stress am größten ist, prompt alles zusammenkommt. das heisst, plötzlich wird in diesen momenten auch die beziehung zu anderen menschen zusätzlich thema. man muss eine abschlussarbeit verfassen und die existierende beziehung fängt an zu kriseln. oder man lernt ausgerechnet in diesem moment eine person kennen, die einen verwirrt.

zu erklären ist das phänomen schwer, man kann nur vermutungen darüber anstellen. so kann es damit zu tun haben, dass in sehr fordernden und konzentrierten situationen die emotionalen fühler und die persönlichen gefühle auf einem sensibleren niveau liegen. also kann es in der schreibberatung passieren, dass diese emotionalen ausnahmesituationen den schreibfluss und die schreibkrise beeinflussen.

nun kann man natürlich versuchen, die persönlichen gefühlslagen in der beratung auszuklammern, sich auf den schreibprozess zu konzentrieren. doch wenn man davon ausgeht, dass schreibschwierigkeiten beeinflusst werden von diversen lebenslagen und die schreibberatung diese einbeziehen sollte, um gemeinsam handlungsmöglichkeiten zu finden, dann müssen die beziehungskonstellationen auch thema sein dürfen.

so kann die schreibberatung, wenn das thema gefühle und liebe thematisiert wurden, schreibtechniken anbieten, die zum einen der klärung des gefühlschaoses zuträglich sein können, und die zum anderen schreiben trotz eines gefühlschaoses ermöglichen. Weiterlesen

kreatives schreiben und gier

auch das kreative schreiben kann dazu verführen, immer mehr davon haben zu wollen. das mag jetzt ein wenig kitschig klingen, doch das gefühl, der eigenen fantasie freien lauf zu lassen, etwas selber geschaffen zu haben, ist ein sehr angenehmes. auch wenn mancher versuch größere anstrengungen benötigt und zwischendurch der einstieg ins schreiben schwer fällt, die erfolgserlebnisse machen es für viele wieder wett.

und wenn etwas so gut gefällt, dann möchte man manchmal nicht wieder aufhören. so kann man in die schleife geraten, eine schreibübung nach der anderen zu machen, sich nur noch mit dem kreativen schreiben zu beschäftigen. das kann sich in zwei richtungen bewegen. zum einen kann im laufe der zeit ein beruf daraus werden, man wendet sich der schriftstellerei zu. viele schriftstellerInnen beschreiben ja, da sie sich etwas anderes als schreiben überhaupt nicht vorstellen können. zum anderen kann aber auch das versinken im kreativen schreiben die weltflucht verstärken. ich bewege mich nur noch in meinen geschichten, ziehe mich von allem anderen zurück und fülle meine zeit vollständig mit fantasiegeschichten aus. beide wege sind denkbar aber nicht alltäglich.

kreatives schreiben bietet eine zusätzliche möglichkeit, einen umgang mit der gier zu finden. in einer recht gierigen welt, kann das kreative schreiben der gegenpol sein. in zeiten, wo es vor allen dingen um leistung, erfolg und beständige steigerung des output geht, bietet das kreative schreiben beinahe eine ruhige phase. Weiterlesen

schreibpädagogik und stress

bei der schreibpädagogik müssen zwei blickwinkel in bezug auf die anleitung von schreibgruppen eingenommen werden. zum einen der blick auf den stress als anleiterIn einer schreibgruppe. zum anderen der auf den stress innerhalb einer schreibgruppe, den man als anleiterIn feststellt. beide stressformen können in jederzeit auftreten, sie sind kein weltuntergang, aber im vorfeld kann man sich eventuell schon ein paar strategien überlegen.

man gerät bei der anleitung einer schreibgruppe sehr in (negativen) stress. was kann man tun? ursache kann zum beispiel sein, dass die vorgeschlagene schreibanregung nicht funktioniert, dass am ende eines treffens die teilnehmerInnen ein negatives feedback geben oder dass einzelne teilnehmerInnen den ablauf des gruppentreffens negativ beeinflussen.

in allen drei situationen heisst es erst einmal tief durchatmen, nicht sofort handeln, nicht sofort reagieren, sich nicht augenblicklich verteidigen. am wichtigsten wird es sein, weiterhin authentisch zu wirken. dies bedeutet, keinen hehl aus der eigenen situation machen. gruppen haben ein gespür dafür, wenn jemand versucht, schwierige situationen zu überspielen. natürlich leitet man noch die gruppen, man sollte auch nicht unbedingt allen emotionen freien lauf lassen. es geht eher darum, die ereignisse aufzugreifen und für sich selbst zu nutzen.

man kann zum beispiel offenlegen, dass man sich den verlauf der schreibanregung anders vorgestellt hatte und sich im anschluss mit der schreibgruppe auf die suche nach einer besseren variante begeben. man kann sich erst einmal das feedback ohne verteidigungsargumentationen anhören und dann die gruppe noch einmal konkret nach alternativen fragen. danach kann man selber entscheiden, ob man die vorgeschlagenen alternativen annehmen möchte oder nicht. in diesen momenten sollte man seine handlungen begründen. oder man kann die teilnehmerInnen, die negativ in der gruppe agieren, direkt ansprechen und ihnen offenlegen, dass einen das verhalten stört und andere wahrscheinlich auch.

nicht hilfreich scheint es, die schwierigkeiten zu umgehen, zu ignorieren. dies verstärkt den stress eher, als dass es ihn vermindern könnte. die hier genannten drei ansätze sind ein anfang auf der sache nach neuen handlungsmöglichkeiten. das eröffnet einem mehr spielraum und man ist nicht ständig damit beschäftigt zu „vertuschen“ und zu „besänftigen“.

wenn man wiederum feststellt, dass sich schreibgruppenteilnehmerInnen entweder selber oder gegenseitig unter druck setzen, dann sollte man den eigenen eindruck aufgreifen und verbalisieren. man sollte eine meinung der gruppenteilnehmerInnen einholen, ob man mit seiner vermutung richtig liegt. Weiterlesen

selbstbefragung (83) – stress

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „stress„.

  • was hat sie in der letzten wochen gestresst?
  • was hat sie in ihrem leben am meisten gestresst?
  • warum lassen sie sich stressen? begründen sie.
  • kennen sie das gefühl, nicht mehr zu wissen, wo ihnen der kopf steht? warum?
  • was hilft ihnen gegen stress?
  • wie gut schaffen sie es ihren stress zu reduzieren? warum?
  • gibt es menschen, die sie unterstützen, wenn der stress am größten ist? oder meinen sie, alles allein bewältigen zu müssen?
  • gibt es menschen, die sie immer wieder unter druck setzen? warum weichen sie ihnen nicht aus?
  • was entspannt sie wunderbar? beschreiben sie.
  • und warum entspannen sie gerade nicht, sondern ziehen sich diese selbstbefragung rein? begründen sie.

kreatives schreiben und stress

eine vorstellung ist, kreatives schreiben funktioniere nicht, wenn man stark unter stress stehe, da einem so viel durch den kopf gehe und man sich nicht auf das schreiben konzentrieren könne. das ist ein trugschluss. kreatives schreiben funktioniert auch gerade unter stress. denn es stellt keine ansprüche an das ergebnis. soll heißen, ich kann auch den stress kreativ beschreiben. kreatives schreiben kann im gegenteil entlasten, indem ich durch das schreiben, einen teil meiner anspannung zu papier bringe und los werde.

gut, es gibt keine garantien, dass das immer funktioniert. aber langfristig ist es eine übungssache, eine frage der häufigkeit, ob ich darauf vertrauen, durch das kurze schreiben ohne anspruch eine entlastung zu erfahren. stressig wird es erst in dem moment, in dem ich von mir beim kreativen schreiben eine weitere leistung erwarte. stress ist oft schon ein ausdruck von realen oder vorgestellten erwartungen, von druck, der verspürt wird. wenn ich dies auf das schreiben anwende, dann wird das kreative schreiben keine stressmindernde wirkung haben.

doch allein der von mir geschriebene letzte satz kann ebenso unter druck setzen. man kann von sich erwarten, dass kreatives schreiben einen nicht unter druck setzen darf. das hat den effekt, sich weiter in der hohen erwartungsschleife zu befinden. hilfreicher scheint es, wenn man sich sagt, ich möchte mich einfach kurz (oder auch lang) ausdrücken, was gerade mit mir ist. im hintergrund gebe ich den druck auf das papier oder auf den bildschirm weiter. und dieser prozess kann zumindest kurzfristig entlasten.

die folge wird nicht sein, dass sich alle schwierigkeiten von selbst erledigen. Weiterlesen

liste (25) – stressoren

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „stressoren„.

am meisten stressen mich zur zeit:

am liebsten würde ich gerade:

damit entspanne ich mich am besten:

in ruhigen momenten mache ich sehr gern folgendes:

meine häufigsten mechanismen, mich selber unter stress zu setzen, sind:

biografisches schreiben und stress

wie viel stress hatte man bis heute in seinem leben? diese einfache frage kann viel über die eigene lebensgeschichte eröffnen. abseits der üblichen fragestellungen zur eigenen biografie kann man einen blick auf die grundlagen des eigenen handelns werfen. denn irgendwann gerät beinahe jeder mensch in ein hamsterrad, aus dem schwer herauszukommen ist. wann hatte man in seinem leben das gefühl, dass man keine zeit mehr für die dinge hat, die einem eigentlich spaß machen?

auslöser dieses gefühls können viele dinge sein. angefangen bei prüfungen, lernen und ausbildungen bis zum selbstgewählten freizeitstress, der auch keinen spaß mehr macht. es geht mir hier eher um die negativen stressoren, da sie manchmal starke auswirkungen auf das eigene leben haben. denn männer und frauen sind meist immer noch qualitativ verschiedenen stressoren ausgesetzt und sie haben auch verschiedene verarbeitungsweisen gelernt. es kommt nicht von ungefähr, dass männer eher einen herzinfarkt erleiden.

diese form der „stressbewältigung“ verschiebt sich zwar ein wenig, doch auch die gewählten formen der entspannung sind verschiedene. das erstaunliche ist, dass selbst freizeitgestaltungen heutzutage nicht unbedingt der entspannung sondern nur der ablenkung dienen und sich wieder in einem konkurrenten rahmen bewegen. ein teil der gesellschaft ist zum adrenalin-junkie geworden, der überhaupt keine ruhe mehr aushält. es bleibt also beim biografischen schreiben die frage, wie sehr die anspannungen im eigenen leben spaß gemacht haben oder einer vorstellung und angst vor dem „ruhe-stand“ folgen.

wie sehen die folgen des erlebten stresses für einen persönlich aus? hat man irgendwann in seinem leben einmal die notbremse gezogen? oder hat man von anfang eine form gefunden, den stress nicht zu sehr anwachsen zu lassen? darf man darüber schreiben, dass das großziehen von kindern auch ungemein stressig sein kann Weiterlesen

schreibberatung und stress

der heutig alltag hält viele gründe für uns bereit, weshalb wir keine zeit haben zu schreiben. kein problem. das ist eine persönliche entscheidung, wann man schreiben möchte und wann nicht. nur wenn abschlüsse, prüfungen oder arbeitsbedingungen fordern, doch dem schreiben raum zu geben, dann bleibt uns nichts anderes übrig. schnell kann man an den knackpunkt gelangen, dass man weder lust noch zeit hat, dieser anforderung zu folgen.

der einfache aber nicht sehr hilfreiche rat, den sich viele menschen in diesem moment geben, lautet, man muss einfach prioritäten setzen. schön, wenn dies klappt, doch es führt zu keiner reduzierung der alltagsursachen für den stress. das schreiben wird eingebettet in den gesamten stress-komplex. ab diesem moment kann es schnell zur qual werden und der widerstand dagegen wächst.

auch der versuch, genau in dem moment, in dem das schreiben ansteht, das ganze leben umzukrempeln, die restlichen stressoren zu beseitigen, um sich ganz der einen aufgabe zu widmen, kann kontraproduktiv sein. man macht in einem angespannten moment zu viele baustellen gleichzeitig auf. wenn man die jahre vorher dem stress nicht herr wurde, weshalb sollte man es exakt in dem moment, in dem man unter druck steht, besser können. man überfordert sich und gerät eventuell an einen punkt, an dem gar nichts mehr geht.

schreibberatung kann in diesen zeiten vielleicht noch einen ganz anderen ratschlag geben: das schreiben in kleinen häppchen in den alltag zu integrieren. also nicht einen großen berg in großen schritten in angriff zu nehmen, nicht alles zu verändern, sondern im rahmen des vorhandenen kleine schritte, einzubetten. das beginnt mit fünf minuten schreiben am tag. oft fällt schon dieser schritt schwer, es wird formuliert, man habe die zeit nicht gefunden. hier kann die schreibberatung den anfang machen, indem man während der sitzung Weiterlesen

schreibidee (215)

das fernsehen widmet sich momentan der frage, wie sehr wir alle unter druck stehen. schon bei der ersten folge stellt man sich die frage, weshalb sich eigentlich kaum jemand gegen diesen ständigen stress wehrt und sich sagt, das ist euer lebenskonzept, meines sieht anders aus. aber anscheinend leichter gesagt, als getan. also, setzen wir uns alle konsequent unter stress. unsere wissenschaften können uns auch genau sagen, ab wann der stress negativ wird. aber vielleicht sollte man das ganze mal kreativ angehen. darum soll in dieser schreibanregung „der kleine stressor“ thema sein.

wie sieht er aus, „der kleine stressor“ aller schreibgruppenteilnehmerInnen? zu beginn liegen stifte und papier bereit, um ein bild vom eigenen, aktuellen, bösen kleinen stressor zu malen. es ist allen überlassen, wie sehr sie dabei ins detail gehen. anschließend werden die teilnehmerInnen aufgefordert eine zweiseitige beschreibung ihres kleinen stressors zu formulieren. was ist er für ein typ? wie verhält er sich? und wo begegnet er einem?

im zweiten schritt wird ein dialog mit dem eigenen kleinen stressor geschrieben. man kann sich gegen ihn wehren, kann ihn fragen, weshalb er auftaucht, kann versuchen, ihn näher kennenzulernen. „auf du und du mit dem eigenen stressor“ könnte die überschrift dieser sequenz lauten. für diesen dialog sollte reichlich zeit vorhanden sein. anschließend wird die charakterisierung des stressors und der dialog mit ihm in der schreibgruppe vorgetragen und ein feedback wird gegeben.

da es sich ja um einen „bösen“ kleinen stressor handeln soll, also einen, den man nicht unbedingt erleben möchte, ist zum abschluss von den teilnehmerInnen der schreibgruppe ein ratgebertext zu verfassen, wie man den stressor in den griff bekommen kann, wie man ihn wieder los wird. was braucht man dazu? welche mittel gibt es gegen ihn? ein ergebnis könnte es sein, sich nicht zu lang mit dem stressor zu unterhalten und sich nicht zu viel mit ihm auseinander zu setzen, sondern ihn einfach zum teufel zu jagen. warum nicht aus allen bildern und stressoren, sowie den ratschlägen zur bekämpfung ein kleines buch machen?

schreibidee (213)

unser körper ist nicht nur ein gut funktionierender kosmos, er muss auch viel verarbeiten. besonders die eindrücke von außen schlagen sich heutzutage in unserem körper nieder. stress ist der große begriff. um vor allen dingen den negativen stress abzuschütteln, gibt es heutzutage eine menge entspannungstechniken. ein teil der techniken arbeitet mit worten, mit der sprache, mit autosuggestion. darum dient diese schreibanregung dem verfassen von „entspannungstexten„.

doch was ist entspannung? die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgefordert eine seite darüber zu schreiben, was sie entspannt. dies kann in stichworten geschehen, aber auch in einem zusammenhängenden text. anschließend werden in der schreibgruppe die möglichkeiten zur entspannung am flipchart oder an einer tafel zusammengetragen.

nun suchen sich alle teilnehmerInnen jeweils eine entspannungshilfe aus und beschreiben sie auf maximal zwei seiten ausführlich. was geschieht in diesen momenten, was entspannt daran so? wie muss vorgegangen werden, braucht man utensilien, um die entspannung herbeizuführen? die verschiedenen entspannungsarten werden in der schreibgruppe vorgetragen. sie können auch im anschluss an das schreibgruppentreffen zusammengeführt und zu einem kleinen entspannungsratgeber layoutet werden.

im anschluss wird geschaut, welche sprache und welche worte eine entspannende wirkung haben können. da gibt es beim autogenen training die „reise durch den körper“, da gibt es die fantasiereisen oder eben auch die beschreibung von „schönen“ und „harmonischen“ landschaften, die untermalt zum beispiel mit musik oder illustriert mit bildern, beruhigend wirken können. es gibt die idee, die anspannenden momente noch einmal ins gedächtnis zu rufen, eventuell aufzuschreiben, und dann zu beseitigen. entweder mental in den müll zu werfen, die notierten gedanken zu verbrennen oder ähnliches.

jedenfalls soll ein längerer entspannender text von den schreibgruppenteilnehmerInnen verfasst werden. ein text ohne große ereignisse, ohne spannungsbogen, ein text, der seine beruhigende wirkung im laufe der zeit entfaltet. die entstandenen texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen. dazu wird von der leitung ein ambiente geschaffen, das beruhigend und unaufgeregt wirkt. beim vortragen sollten sich alle teilnehmerInnen bemühen, eine ruhige und gelassen vortragsstimme zu entwickeln. im anschließenden feedback wird auch zurückgemeldet, wie entspannend die geschichte gewirkt hat. und sollten alle schreibgruppenteilnehmerInnen noch nicht eingeschlafen sein, könnte man überlegen, wie diese texte veröffenlicht werden können.

liste (20) – gelassenheit

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „gelassenheit„.

in diesen momenten wäre ich gern gelassener:

diese ereignisse rauben mir regelmäßig meine ruhe:

das beruhigt mich am ehesten:

die tollsten gelassenen momente meines lebens:

ich lass mich nie wieder stressen durch: