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details einer wissenschaftlichen arbeit auf schreibboutique.de

eine wissenschaftliche arbeit zu verfassen und zu schreiben, unterliegt mehr oder weniger regeln. es wird oft vermittelt, es gebe eine eindeutige vorgehensweise in den wissenschaften. dies stimmt nur bis zu einem gewissen punkt. um ein wenig orientierung zu geben, habe ich auf meiner homepage http://schreibboutique.de einmal die einzelnen groben abschnitte einer wissenschaftlichen arbeit ausführlicher dargestellt.

doch wer erwartet hier ein allgemeingültiges konzept zu erhalten, dem sei geschrieben, dass es dies in den wissenschaften in der form nicht gibt. die einzelnen posts können nicht mehr sein als ein pfad, an dem man sich beim verfassen einer arbeit entlanghangeln kann. es war mir wichtig, an den entsprechenden stellen darauf zu verweisen, wenn man beim schreiben der arbeit lieber sein (forschungs)umfeld fragen sollte, wie bestimmte aspekte einer arbeit umgesetzt werden.

bei den darstellungen handelt es sich also um den kleinsten gemeinsamen nenner beim schreiben einer wissenschaftlichen arbeit, da die welt der wissenschaften so vielfältig und verschieden ist. doch vielleicht hilft es trotzdem dem einen oder der anderen beim verfassen eines angemessenen textes. garantien kann ich dafür nicht übernehmen – einfach mal reinschauen:

1. die einleitung

2. die these / fragestellung

3. theoretische grundlagen

4. die forschung / die methode

5. datenerhebung

6. datenauswertung und das ergebnis

7. diskussion und abschluss

8. inhaltsverzeichnis, zitate, literaturverzeichnis, fussnoten

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schreibidee (382)

schreibgruppen sind auch eine spielwiese für außergewöhnliches und einmaliges. sie bieten den raum, welten zu erfinden, die es nie geben wird. darum dieses mal eine art rollen- oder gedankenspiel, eine wirkliche schreibwerkstatt. denn es ist eine schreibanregung zur „erfindung des schreibamtes“.

wir haben ein finanzamt, ein arbeitsamt, ein ordnungsamt und auch ein bürgeramt. warum nicht noch ein schreibamt einrichten, das alle belange rund um das schreiben regelt und initiiert. als einstieg in das gedankenspiel wird die schreibgruppe eingeladen, ideen zu sammeln, was ein schreibamt alles erledigen kann. dazu erstellen die teilnehmerInnen ein cluster zur frage des schreibamtes. anschließend verfassen sie einen längeren text, der ihr ganz persönliches schreibamt mit allen aufgaben und strukturen beschreibt. die texte werden vorgetragen, die ideen am flipchart gesammelt und es wird feedback gegeben, wie sinnvoll und hilfreich die anderen schreibgruppenteilnehmerInnen die vorgeschlagene struktur finden.

anschließend werden gemeinsam die aufgabengebiete des schreibamtes entworfen. hat sich die schreibgruppe auf eine struktur geeinigt, werden die einzelnen abteilungen des schreibamtes auf einzelne zettel notiert. nun wird unter den teilnehmerInnen gelost. jede/r übernimmt eine abteilung und wird so zusagen zur leitung der abteilung ernannt. nun müssen aufgaben und ziele der jeweiligen abteilungen formuliert werden. alle schreibgruppenteilnehmerInnen erstellen ein kurzes konzept ihrer abteilung. anschließend werden die abteilungen in einer kleinen präsentation in der schreibgruppe vorgestellt.

danach wird eine längere geschichte geschrieben, in der das schreibamt eine rolle spielt. welche abteilung oder aufgabengebiete in der geschichte berücksichtigt werden oder ob die geschichte innerhalb des schreibamtes spielt, bleibt den schreibenden überlassen. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss des gedankenspiels soll noch ein humorvoller zeitungsartikel verfasst werden. wenn man schon ein amt gründet, dann ist die bürokratie nicht zu vernachlässigen. also wird von den teilnehmerInnen ein journalistischer bericht über die hürden oder schwierigkeiten im neuen schreibamt geschrieben und in der schreibgruppe vorgetragen.

wissenschaftliches schreiben und unsicherheit

von außen betrachtet scheint es, wie wenn das wissenschaftliche schreiben unglaublich viele sicherheiten bieten würde. angefangen beim layout, beim aufbau eines wissenschaftlichen textes bis zu den zitierweisen und dem literaturverzeichnis existieren absprachen und regelungen. das eigentliche forschungssetting und der untersuchungsaufbau wiederum werden vorab mit zuständigen personen geklärt und abgesprochen. also scheint kaum platz für unsicherheiten zu existieren.

doch weit gefehlt, denn auch in forschung und wissenschaft menschelt es. in dem moment, in dem eine betreuung durch andere personen notwendig ist, kann sich alles wieder ändern. so eindeutig, wie es oft vermittelt wird, sind die strukturen einer wissenschaftlichen arbeit gar nicht. nehmen sie zehn wissenschaftlerInnen und berfragen sie sie, wie groß der persönliche anteil sein darf, wie stark sich jemand mit seiner meinung in einer wissenschaftlichen arbeit positionieren darf. sie werden mit großer wahrscheinlichkeit zehn verschiedene antworten bekommen – von der haltung, dass nur im diskussionsteil ein minimaler anteil an persönlichen statements der autorInnen auftauchen kann bis zur haltung, dass jederzeit persönliche statements abgegeben werden dürfen, wenn sie nur klar gekennzeichnet sind.

auch die kennzeichnung von zitaten wird verschieden gehandhabt, vor allen dingen bei internetverweisen, die auswertung von (statistischen) daten sowieso, ebenso wie die notwendigkeit von grundlagenliteratur. eigentlich spricht nichts gegen unterschiedliche arbeitsweisen in wissenschaft und forschung, wenn nicht parallel ständig vermittelt würde, es gäbe einen wissenschaftlichen konsens, eine klare struktur. dem ist nicht so und dem wird es auch nicht sein. die vergleichbarkeit von wissenschaftlichen arbeiten (vor allen dingen, wenn es darum geht, zu bewertungen und benotungen Weiterlesen

nabelschau (64)

die abschaffung des blätterns oder sich einen wolf scrollen. ja, es ist doch ein lästiges unterfangen, ein buch umzublättern oder in einem blog die älteren posts durch klicken aufzurufen. das sagten sich zumindest die betreiberInnen von wordpress.com und haben mal eben das „blättern“ abgeschafft. wenn man nun durch die blogs bei wordpress.com scrollt, dann findet das scrollen einfach kein ende. es geht unendlich weiter.

das mag ja bei kleineren blogs ganz hübsch sein, doch bei einem blog wie diesem aus vier jahren mit über 2000 posts kann dies zur überflutung von leserInnen führen. da gefallen vielen kleine päckchen von maximal 20 posts definitiv besser. doch nicht der entwickler-crew. sie gehen davon aus, dass der mensch anders gestrickt ist, und schreiben, sich auf ihre statistiken berufend, dass beim „unendlichen“ scrollen mehr gelesen würde.

tja, das ist die krux mit den statistiken. es kann gut sein, dass neue besucherInnen sich flott durch einen blog scrollen und somit die statistik in die höhe treiben. doch die statistik erfasst eben nicht, wie zugeballert, überfordert oder erschrocken sich jemand fühlt. die aufhebung aller strukturen mag erst einmal ganz chic wirken, lässt leserInnen aber schnell sich haltlos fühlen. es ist eine frage der usability. beschränkungen auf die aktuellen, neuesten informationen werden meist bevorzugt und nicht das protzen mit allem vorhandenen.

ähnlich wirken die timeline-änderungen bei facebook. auch da kann sich im laufe der zeit ein gefühl, sich im weltall eines lebens verloren zu haben, einstellen. ich als leser bin gefordert, die beschränkung des lesens selbst durchzuführen. ich muss also eine entscheidung mehr treffen, mich selbst stoppen und mir in einer großen strukturlosigkeit selber eine struktur schaffen.

da mögen entwickler technischer neuerungen doch einmal das unverwüstliche buch anschauen: menschen würden bücher wahrscheinlich nicht so sehr schätzen, wenn es nicht die möglichkeit des blätterns gebe. wer möchte schon vor einem einzigen plakat sitzen und dort den text eines ganzen buches lesen. inhaltsverzeichnisse und einzelne seiten geben auch hier struktur und halt. vielleicht sollte man das blättern doch nicht abschaffen.

nach zahlreichen beschwerden bei wordpress.com (die erst einmal geflissentlich ignoriert wurden) kann man mit einem trick das blättern wieder aufrufen. so muss etwas in die fusszeile gesetzt werden. für die leserInnen des schreibschrift-blogs ergibt sich dadurch die zusätzliche information ganz am fuße einer seite nach 20 posts, zu sehen, dass über 5000 spam-kommentare inzwischen eingetrudelt sind. auch wenn dies keine weltbewegende info ist, so ist es ein abbild nerviger effekte des bloggens. und dann kann man fröhlich weiterblättern :mrgreen:

biografisches schreiben und ordnung

ein schwieriges thema für viele: folgte ihr leben einer ordnung? können sie eine struktur in ihrer lebensgeschichte finden? und wenn ja, wie sieht diese aus? voran sollte die frage gestellt werden, ob es überhaupt sinn macht, nach einer ordnung zu suchen.

der mensch hätte gern die kontrolle über sein leben. dazu gehört zum beispiel der gedanke: „wenn ich a mache, dann wird b geschehen“. eine gewisse verlässlichkeit der ereignisse macht generell sinn. denn gäbe es die nicht, bestünde der alltag aus purer ohnmacht. man könnte nur das geschehen ertragen, sich aber auf nichts verlassen. damit dies nicht geschieht, geben gesellschaften sich regeln. so kann ich davon ausgehen, wenn ich als fussgänger bei grün über die kreuzung gehe, dann kommt kein auto, das mich überfährt. gut, absolute sicherheit kann es nicht geben, doch insgesamt funktionieren viele regeln und ordnungen ganz gut.

aber diese vorstellung von klarer struktur, von festen regeln und einer sichtbaren ordnung auf die eigene lebensgeschichte zu übertragen, das kann sich schnell als unmöglich erweisen. wir menschen unterliegen in vielen (uns nicht unwichtigen) bereichen dem zufall. auch wenn es kontaktbörsen und partnervermittlungen gibt, ob es zwischen zwei menschen funkt, ob sie sich überhaupt begegnen, das ist nicht regelbar. und ob daraus dann eine beziehung entsteht, diese lang andauert oder es wieder zu einer trennung kommt, neue menschen kennengelernt werden, das lässt sich nicht prophezeien.

man müsste wahrsagen können, welchen verlauf das eigene leben nimmt, wenn eine feste ordnung vorliegt. manch einer mag daran glauben. aber dann begibt er sich auf die ebene des glaubens, die wiederum keine regel oder ordnung ist. doch trotz dieser überlegungen lohnt es, beim biografischen schreiben zu schauen, ob es nicht doch muster im eigenen leben gibt, die immer wieder auftauchen. viele unserer handlungen haben mit erlerntem und gemachten erfahrungen zu tun (sowohl im positiven als auch im negativen). da ist es nicht abwegig, öfter die gleichen handlungen zu vollführen, obwohl man vielleicht gern etwas anderes machen würde.

darum sind diese muster und ordnungen auch so spannend für einen selber, wenn man etwas an seiner situation ändern möchte. es lohnt der blick auf die auslöser oder ereignisse, die einen zu bestimmten handlungen bringen, und es lohnt die frage, woher die eigenen reaktionen kommen. ansonsten lohnt es aber auch, festzustellen, dass man nicht so viel im griff hat, wie man gern hätte. also auch ein wenig verantwortung für die eigene lebensgeschichte abzugeben und nicht alle ursachen bei sich selber zu suchen. denn man wird feststellen, dort, wo man eine ordnung vermutete, besteht gar keine beim näheren betrachten. und schon scheint die eigene biografie viel zufälliger. bleibt nur noch die frage, ob jemand am zufall rumspielt oder nicht 😉

wissenschaftliches schreiben und ordnung

im gegensatz zu anderen schriftlichen werken unterliegen wissenschaftliche texte einer relativ strikten ordnung. die welt der wissenschaften hat sich auf manche standards geeinigt. so orientiert sich der aufbau eines wissenschaftlichen textes an zwei kriterien: der vorstellung, wie forschung (und damit die generierung von thesen und deren bearbeitung bis zu einem ergebnis) zu verstehen ist, und den absprachen, wie forschung schriftlich aufzubereiten ist.

diese vorstellungen von wissenschafltichen texten variieren zwar von fachrichtung zu fachrichtung, aber die grobe struktur bleibt beinahe identisch. so ist eine these aufzustellen (egal ob abschlussarbeit oder veröffentlichung in einer fachzeitschrift), die man beforscht (mit experimenten, messungen, befragungen oder analysen) und die man entweder widerlegt oder bestätigt. daraus ergibt sich der aufbau für einen wissenschaftlichen text mit einleitung, aufgabenstellung oder these, der vermittlung von grundlagen für die fragestellung, der wiedergabe der forschungsschritte und einem abschließenden fazit.

wie die einzelnen abschnitte dann auszufüllen sind, also was in die übergeordnete struktur einzubinden ist, das muss entweder mit den lektoraten, den betreuerInnen oder den anderen forscherInnen geklärt werden. doch an der eigentlichen ordnung ist nicht zu rütteln, wenn man sich nicht in die welt der spekulationen und glaubenssätze begeben möchte. (gut, viele forschungs- und theorieansätze folgen doch irgendwann glaubenssätzen, z.b. die überbewertung der statistik in vielen bereichen, aber auch dies kann im rahmen der wissenschaftlichen vorgehensweisen belegt und analysiert werden).

hat man also in die grobe ordnung seine vorgehensweise eingebunden und den roten faden für das schreiben gefunden, dann ist man mit der nächsten ordnung konfrontiert. hierbei geht es eher um schreibtechnische aspekte: wie zitiert man richtig, wie verwendet man informationen aus dem internet, wie belegt und begründet man seine thesen, behauptungen und vorgehensweisen? hierfür gibt es klare standards, die man zum beispiel im internet oder in büchern finden kann. viele abweichungen davon sind nicht möglich. Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und struktur

bei wissenschaftlichen arbeiten, abseits der veröffentlichungen in fachzeitschriften, gibt es eine gewisse strukturvorgabe, die den einstieg in die eigenen strukturierung erleichtert. teilweise lässt sich diese struktur auch auf wissenschaftliche artikel übertragen. schwieriger wird es dann für viele bei der feinstruktur, dem roten faden, der sich durch die arbeit ziehen sollte. darum hier ein paar gedanken dazu.

die grobe struktur sieht zum beispiel bei master-, diplom- oder auch doktorarbeiten folgendermaßen aus: gestartet wird mit der einleitung, die oft auch den persönlichen bezug zur wissenschaftlichen fragestellung darstellen soll und vor allen dingen die forschungsthese aufzeigt. die these bildet die grundlage für die gesamte arbeit und wird mit den forschungsergebnissen be- oder widerlegt. im nächsten schritt folgt die erklärung der grundlagen, die man annehmen und anderweitig belegen kann. dann wird das eigene forschungssetting und die untersuchengen, das wissenschaftliche arbeiten beschrieben. anschließend sind das ergebnis, die beweisführung oder dergleichen mehr zu beschreiben und es wird ein fazit gezogen. nach literaturliste und anhang (zum beispiel mit tabellen, berechnungen oder statistiken) ist das werk vollbracht.

doch wie nun für die einzelnen abschnitte eine struktur finden? letztendlich geht es darum, einen lesefluss zu erzeugen, der es den leserInnen möglich macht den gedankengängen folgen zu können und die herbeiführung des forschungsergebnisses nachvollziehen zu können. um diese struktur zu finden, können schreibtechniken aus dem kreativen schreiben für das wissenschaftliche schreiben sehr hilfreich sein.

vor allen dingen das freewriting bietet die möglichkeit, bevor man in das verfassen der wissenschaftlichen arbeit einsteigt, die grundgedanken sowohl für die ganze arbeit als auch für einzelne unterkapitel zu entwickeln. Weiterlesen

schreibpädagogik und unterschiede

keine schreibgruppe ist wie die andere. keine schreibgruppenteilnehmerInnen sind wie die anderen. kein text gleicht dem anderen nach einer schreibübung. schreibgruppen sind immer ein ort der vielfalt. das bietet große vorteile, da man sich auf die leitung der gruppe zwar vorbereiten kann, aber eben nie den ablauf bis ins kleinste detail durchstrukturieren muss. es bietet aber auch den nachteil, dass in schreibgruppen neben dem vermittelten wissen und der anregung des schreibprozesses eine große portion sympathie oder antipathie eine rolle spielen.

für teilnehmerInnen von schreibgruppen ergeben sich auch vor- und nachteile. denn zum einen lernt man einen bunten mix an anderen menschen kennen, hört viele verschiedene texte und erhält dadurch weitere kreative anregungen. zum anderen könnte einem die klare struktur fehlen, die zum beispiel bei einem sprachkurs vorgegeben sind. es gibt beim kreativen schreiben keine richtigen oder falschen texte, selbst das werturteil gut oder schlecht lässt sich kaum begründen, außer mit dem subjektiven geschmack einzelner personen.

so ist der umgang mit schreibanregungen weiterhin ein sehr persönlicher und die entscheidung für das weitere vorgehen treffen die schreibgruppenteilnehmerInnen jeweils selber. zudem sind die unterschiede in schreibgruppen manchmal so groß, dass es nicht mehr kompatibel ist. in kreativen gruppen treten die unterschiede zwischen personen, ihren erwartungen und ihren schreibergebnissen offener zutage als in „gewöhnlichen“ fortbildungen.

denn in dem moment, in dem die eindeutigen wertmaßstäbe einfach nicht vorhanden sind, in dem moment sind die teilnehmerInnen gezwungen, ihre persönlichen wertmaßstäbe einzusetzen. und da ist es nicht verwunderlich, dass diese teilweise nicht vereinbar sind. Weiterlesen

biografisches schreiben und tägliche rituale

der mensch sei ein gewohnheitstier ist eine behauptung, die nur so lange aufrecht zu erhalten ist, so lange er an arbeitszeiten und öffnungszeiten gebunden ist. einzig unveränderlich scheint vielen der schlafrhythmus. haben sie einmal ihren rhythmus gefunden, sollte er nicht zu oft verändert werden. und so stattet der mensch oft seinen tagesablauf mit ständig wiederkehrenden ritualen aus. diese behalten viele menschen auch nach ihrem arbeitsleben aufrecht, da sie dem tag eine struktur geben

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte sollte ein blick auf den tagesablauf geworfen werden. denn so ein ablauf sagt viel zu den möglichkeiten im laufe des lebens aus. bietet das eigene leben zeit für muße? wie oft ermöglicht der eigene tagesablauf soziale kontakte zu anderen? sind diese sozialen kontakte überhaupt erwünscht oder hat man lieber seine ruhe? und wie wird die ruhe gestaltet? um dies alles zu erfassen, kann eine ganz schlichte übung durchgeführt werden. man notiert für jede halbe stunde eines tages, was man meist zu dieser zeit macht oder machte.

dann kann man zum beispiel notieren, ob zeiten für das essen sich täglich wiederholen, wieweit ein blick in bücher, tageszeitungen oder andere medien möglich sind, wann man zum schreiben kommt. der blick auf den eigenen tagesablauf kann dann noch unter einem anderen aspekt betrachtet werden: was hätte man denn gern geändert? wie sollte der ideale tagesablauf aussehen? und vor allen dingen, auf welche rituale möchte man auf keinen fall verzichten?

je mehr man ins detail geht, umso leichter lassen sich die eigenen rituale aufspüren. muss zum beispiel erst der hund rausgelassen werden, bevor man sich zum mittagessen setzt. und interessant scheint die frage, wie wichtig einem überhaupt struktur im leben ist? möchte man einen festen tagesablauf haben? wie würde es sich für einen anfühlen, wenn alles flexibler gehandhabt würde? wäre dies eine bedrohung oder eine befreiung? viele weitere aspekte können sich aus einem notierten tagesablauf ergeben.

biografisches schreiben und strukturierung

bei schreibgruppen, die biografisches schreiben zum inhalt haben, sollte es mit der struktur der gruppe ganz anders aussehen, als im vorherigen post beschrieben. wichtigster aspekt ist meines erachtens, dass es eine sehr klare und transparente struktur gibt. die annäherung an die eigene lebensgeschichte in einer gruppe ist immer schützenwert, sowohl vor kritiken von außen als auch vor zu großen selbstzweifeln. ein unstrukturierter rahmen kann bei einer beinahe therapeutischen gruppe den einzelnen teilnehmerInnen den halt nehmen.

das mag jetzt dramatisch klingen, hat aber damit zu tun, dass eine schriftliche und kreative annäherung an die eigene lebensgeschichte erinnerungen zu tage fördern kann, die einem zu schaffen machen. das muss nicht sein, kann aber sein. in diesem moment ist es wichtig, dass entweder teilnehmerInnen, die leitung oder eben die struktur der veranstaltung einen halt bieten. wenn ich zum beispiel weiß, dass die umsetzung einer schreibanregung exakt eine gewisse zeit dauert und ich zum beispiel den raum so lang verlassen kann. oder wenn der veranstaltungsplan die thematiken für die jeweiligen treffen schon ausweist, um bei einem thema, das einem zu nahe geht oder einen zu sehr beschäftigt für die jeweilige veranstaltung abzumelden.

es sollte bei der durchführung eine biografischen schreibgruppe in regelmäßigen abständen darauf hingewiesen werden, dass die „sorge um sich selber“ im vordergrund zu stehen hat. Weiterlesen

schreibpädagogik und strukturierung

wie viel oder wie wenig struktur verträgt eine schreibgruppe? eine schwierige frage, ist sie doch nicht zu trennen von der frage, wie das ziel der gruppe aussieht. generell sollte kreativen gruppen ein möglichst weites korsett angelegt werden. es muss die möglichkeit bestehen, gedanken und ideen zu entwickeln und „fortzuschreiben“. auf der anderen seite sind die interessen der teilnehmerInnen oder auch die tagesformen der einzelnen sehr verschieden und subjektiv. dem sollte rechnung getragen werden.

um möglichst vielen interessen gerecht zu werden, könnte man sich bei einer regelmäßigen angeleiteten schreibgruppe zum beispiel überlegen, ob nicht in die planung zu jedem treffen auch das angebot aufgenommen wird, dass eine schreibanregung von teilnehmerInnen gegeben wird. entweder von denen, die lust dazu haben oder von allen teilnehmerInnen jeweils einmal.

findet eine schreibgruppe unter einem fortbildungsaspekt statt, sollte sie auf alle fälle eine klare struktur aufweisen, die darlegt, was grundwissen und grundvoraussetzung der jeweiligen thematik sind. dafür muss genug zeitraum eingeplant werden. die jeweilige anwendung des vermittelten bietet dann wieder mehr freiraum, damit alle ihr kreatives potential angemessen ausschöpfen können. bewährt hat sich in diesem zusammenhang, die eigentliche schreibzeit klar zu begrenzen, diese im vorfeld mitzuteilen und auch auf deren einhaltung zu achten. Weiterlesen

kreatives schreiben und lust

viel zu selten wird hier dargestellt, wie viel spass und lust das entdecken der eigenen kreativität bereiten kann. das mag nun sehr euphorisch und edel klingen, aber vielen menschen wird erst, wenn sie sich einmal einer kreativen tätigkeit hingegeben haben, bewusst, wie wenig sie in ihrem alltag eigene ideen und fantasien einbringen können.

so bekommt das kreative schreiben einen beinahe körperlichen moment, da nach dem schöpfen aus dem eigenen ideenpool und der eigenen fantasie, eine form von erschöpfung eintritt, die zu spüren ist. doch die erschöpfung unterscheidet sich gravierend von dem gefühl nach getaner lohnarbeit müde und gestresst zu sein. der lustfaktor spielt bei kreativen prozessen eine wichtige rolle, was bedeutet, dass man sich nicht nur erschöpft sondern in gewisser weise auch befriedigt fühlt. womit das zu tun hat ist schwer zu ergründen. vielleicht mit dem gefühl, relativ nah bei sich selbst, also den eigenen bedürfnissen zu sein. oder auch nur mit dem gefühl, etwas ganz allein oder zusammen mit anderen geschaffen zu haben, das nicht vorgegeben und vorgeschrieben war.

und es spielt bestimmt auch die eigene überraschung, was sich aus kleinen aufgaben und schreibanregungen alles ergeben kann, eine rolle. denn vor einem kreativen schreibprozess lässt sich nie sagen, was eigentlich entstehen wird. die ideen und gedanken entstehen erst während des schreibens. dabei handelt es sich um eine vorgehensweise, die im alltag nicht gern gesehen ist. nämlich zu sagen, schauen wir doch einmal, was im laufe der zeit aus den vorgaben entsteht. heute wird alles strukturiert, geplant und gezeitet. das macht in vielen zusammenhängen sinn, da sonst die komplexe welt nicht ineinanderspielen könnte. und doch ist ein regelmäßiger ausbruch aus der sicher und starren welt, ein angenehmer versuch die anderen seiten der eigenen existenz zu erkunden.

das mag jetzt sehr edel klingen. doch erinnern sie sich einfach einmal an ihre entdeckungstouren und diversen spiele als kind. so ähnlich fühlt sich für viele der prozess des kreativen schreibens an. lust darauf bekommen?