im feuilleton der wochenendausgabe der süddeutschen zeitung erschien heute ein artikel über die leichtigkeit, mit der menschen über´s ohr gehauen werden können, wenn sie partout selbstgeschriebenes veröffentlichen wollen und bereit sind eine menge geld dafür auszugeben. das geld, das die menschen aufgebracht haben, um einen nicht wirklich aktiven literaturagenten zu bezahlen, hätten sie wahrscheinlich eher für books on demand verwendet, und versucht ihre werke selber los zu werden.
es steckt ein ganzes stück tragik in dem artikel „das spiel der verlierer“ von andreas bernard. er berichtet von der gerichtsverhandlung gegen den literaturagenten, der wohl früher ein funktionierendes geschäft betrieb, das sich aber inzwischen in versprechungen erschöpft. gleichzeitig legt der bericht aber auch etwas anderes offen: die verzweiflung, mit der manche menschen ihre schriftlichen produkte an den mann und die frau bringen wollen.
die welt ist nicht gerecht. es mag sein, dass der literaturbetrieb in deutschland schriftliche werke übersieht, die es wert wären, verlegt zu werden. ebenso werden manchmal dinge verlegt, die nur ärgerlich sind. und es mag aber genauso möglich sein, dass gute bücher entdeckt, erkannt und gut vermarktet werden. und zu guter letzt ist es vorstellbar, dass sich menschen, die schriftliche etwas selber geschaffen haben, davon so überzeugt sind, dass sie auf biegen und brechen eine veröffentlichung erreichen wollen und alles dafür tun würden.
leider analysiert der autor nur die schreibenden, die seiner ansicht nach einer literarischen romantik folgen, die es in der form nie gab. mag stimmen, schreiben ist arbeit. aber im gleichen atemzug könnte man den deutschen literaturbetrieb mit seinen vermarktungsstrategien einer kurzen analyse unterwerfen, der bücher zu bestsellern pusht, die das zeug dazu einfach nicht haben. es sind nicht die „randgebiete der literatur“, die in dem prozess sichtbar werden. es sind die hilflosen versuche, bedeutung für das eigene leben zu erlangen, die sich in jedem bereich des lebens abspielen können, in dem öffentlichkeit geschaffen wird.
nur so kann betrogen werden: indem öffentlichkeit versprochen wird, die sich mit großer wahrscheinlichkeit entweder nicht einstellt oder auf kosten der eigenen bedürfnisse geht. und indem eine gesellschaft im hintergrund agiert, die öffentlichkeit als inzwischen eines der höchsten güter propagiert. der literaturbetrieb ist nur eine facette.
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