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schreibidee (295)

graues wetter, kühl, schauer, viel wind. die bücher sind gelesen, die zu kaufenden dinge besorgt, das fernsehprogramm bietet nichts, im internet hat man auch schon genug gesurft, für freizeitsport ist das wetter zu schlecht. kurz geschrieben: die situation ist öde. sie ist eine mischung aus langeweile, überdruss und antriebslosigkeit. da wäre es mal den versuch wert, dieses gefühlt sowohl in eine geschichte zu übertragen als auch bei den leserInnen auszulösen. somit eine schreibanregung zu „öden geschichten„.

normalerweise möchten sich schreibende selber ausdrücken als auch meist die leserInnen unterhalten, binden und in spannung versetzen. darum käme man kaum auf die idee, öde geschichten zu schreiben, ist also nicht geübt darin. aber diese geschichten sind eine schöne fingerübung für das schreiben. darum notieren die schreibgruppenteilnehmerInnen als erstes auf maximal einer seite, wann sie eine geschichte öde finden. was macht für sie einen text trist und langeweilig? diese kurze beschreibung wird in der schreibgruppe vorgelesen, um für die anderen eine anregung zu sein.

dann wir ein cluster erstellt zu dem begriff „öde handlung“. was sind das für handlungen, die einen vollständig anöden? sollte teilnehmerInnen dazu nichts einfallen, können sie sich vielleicht daran erinnern, welche fernsehsendungen oder welche webseiten sie unglaublich langweilig fanden. nach dem cluster wird eine kurze öde geschichte geschrieben, die maximal drei seiten lang sein sollte. ist die geschichte fertig, wird sie dieses mal nicht vorgetragen, sondern an andere schreibgruppenteilnehmerInnen weitergereicht.

die alle schreibgruppenteilnehmerInnen schreiben dieses mal ein schriftliches feedback dazu, was die ihnen vorliegende geschichte noch öder machen könnte. sie können stellen auf denen ihnen vorliegenden zetteln markieren und dazu stichwortartig kommentare schreiben oder einen zusammenhängenden text, der die alternative aufzeigt. die zettel werden zurückgegeben und der text wird von den verfasserInnnen überarbeitet. dabei kann die story ruhig länger werden, es können wiederholungen eingebaut werden und dergleichen mehr, denn ödnis entsteht auch durch länge und zähigkeit. kenne sie die witze, die einen unglaublich langen vorlauf haben, da kommt zumindest noch ein pointe. doch lassen sie diese weg, wird es eine öde geschichte.

sollte genug zeit vorhanden sein, kann die geschichte noch einmal an andere schreibgruppenteilnehmerInnen weitergereicht werden, die abermals ein schriftliches feedback verfassen. die geschichte wird noch einmal überarbeitet und noch öder gemacht. bevor dann die abschliessende lese- und feedbackrunde durchgeführt wird, sollten alle schreibenden noch eine selbstreflexion über das schreiben öder geschichten von maximal einer seite länge schreiben. wie war es, etwas zu schreiben, das man gar nicht schreiben möchte, also all die fehler bewusst zu begehen, die man sonst beim schreiben vermeiden möchte? die selbstreflexionen werden nicht vorgelesen, aber die geschichten und es findet eine feedbackrunde statt.

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schreibidee (196)

bei „momo“ von michael ende gab es die grauen männer, die einem die zeit stahlen. elefanten sind grau ebenso wie alle mäuse, mancher mensch ist grau-sam und das grau-en kann wie grau-pelschauer über einen kommen. der graue anzug soll geschägtigkeit signalisieren, wie der graupapagei, der ein sprachlicher virtuose ist. zeit, durch diese schreibidee „graue geschichten“ entstehen zu lassen.

eine der hervorstechenden eigenschaften von grau ist es, dass es, wenn es die einzige farbe ist, tristesse ausstrahlt, doch kommt nur ein kräftiger farbtupfer hinzu, es diesen noch verstärkt. als einstieg kann dieses mal in der schreibgruppe entweder gemalt werden: eine graue landschaft, in die zum schluss ein knalliges element eingefügt wird. oder es werden am flipchart zeichen der tristesse gesammelt und auf einem weiteren blatt begriffe oder situationen, die diese tristesse aufbrechen können.

dann werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, eine triste orts- oder situationbeschreibung zu verfassen. diese beschreibungen werden in der gruppe vorgetragen und von allen teilnehmerInnen gibt es rückmeldungen, wie die situation oder der ort noch trister wirken können. anschließend ist die beschreibung in eine geschichte einzubinden, in der eine einzelne person oder handlung diese tristesse aufbricht. die geschichten werden ohne feedback vorgelesen.

zu nächsten übung soll ein material anregen, das das sinnbild einer grauen welt ist, beton. die schreibgruppe wird aufgefordert jeweils ein cluster zum begriff beton zu erstellen. daraus sollen längere geschichten entstehen, in denen beton eine wichtige rolle spielt. anschließend wird zum abschluss der beton „gesprengt“. nun sollen geschichten geschrieben werden, die die vorherige situation vollkommen verändern. dies kann eine fortsetzung des vorherigen textes sein oder auch eine umgeschriebene variante. die beiden ergebnisse werden nacheinander vorgetragen.

liste (11) – farben

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „farben„.

meine lieblingsfarben, der wertigkeit nach aufgereiht:

was bräuchte ich, damit mein leben noch bunter würde?

farben, die ich überhaupt nicht ab kann:

orte und dinge, die mir zu trist und grau sind. hier könnte mal jemand ins farbtöpfchen greifen:

biografisches schreiben und tristesse

 

menschen gehen in der öffentlichkeit gern davon aus, dass sie wichtig sind, dass sie beachtung verdienen und dass sie tolle leistungen erbringen. davon gehen sie zumindest (oft in strategischem verhalten) anderen gegenüber aus. doch kaum werden sie dazu eingeladen, über sich selbst zu schreiben, etwas aus ihrem leben zu erzählen, da formulieren sie, dass sie nichts besonderes erleben, dass ihr alltag langweilig sei und alles ein wenig trist.

dann kommt man mit diesen menschen langsam ins gespräch und es zeigt sich, sie haben wahnsinnig viel im laufe ihres lebens erlebt. sie sind voller geschichten, die, einmal angezapft, nur so aus ihnen hervorsprudeln. doch auch im verlauf des gesprächs gehen sie davon aus, dass ihre geschichten niemanden interessieren wird. nun kann man niemanden zwingen, seine geschichte zu veröffentlichen oder für sich selbst zu notieren. aber man kann eindeutig interesse zeigen, das nicht gespielt werden muss.

und man kann etwas anderes vermitteln, vor allen dingen auch durch das biografische schreiben, den blick auf das eigene leben und den eigenen alltag zu verändern. genauer hinzusehen, was stündlich passiert, was man erlebt, was sich auf der straße zuträgt. es wird nicht lang dauern, bis menschen erkennen, wie randvoll die welt von geschichten ist. Weiterlesen