Schlagwort-Archive: umweltschutz

nabelschau (57)

40 millionen versus 2,1 milliarden. ein tag, zwei zahlen. der bundesumweltminister will zur bekämpfung des klimawandels für die weltgemeinschaft 40 millionen euro zur verfügung stellen. hübsch, aber zu wenig. deutsche firmen haben im letzten jahr waffen für 2,1 milliarden vertickt. gruselig und teilweise fragwürdig. beides zeigt, dass die eigentlichen schwierigkeiten auf der welt immer noch nicht verstanden werden oder verstanden werden wollen.

keiner macht die rechnung auf, wie viele menschen im letzten jahr durch naturkatastrophen umgekommen sind und wie viele durch kriege. es mag sein, dass der krieg zahlenmäßig immer noch vorn liegt, ich weiß es nicht. aber es ist damit zu rechnen, dass der klimawandel schnell aufholt. beinahe alle meteorologen und wissenschaftler sind sich einig, dass extreme wetterlagen zunehmen. doch irgendwie geht das in die gesamtrechnung immer noch nicht ein. man kann sich ja gegen manches unglück versichern.

doch ist das haus mal weggespült, sind die kinder verhungert oder hat ein wirbelsturm alles mitgenommen, dann kann man das nicht rückgängig machen und dann zahlt das keiner. man kann nur hoffen, dass regierungen und die weltgemeinschaft einspringen, um überhaupt wieder eine existenz gründen zu können. und die gestorbenen macht es nicht wieder lebendig. 40 millionen scheinen in diesem moment als schlechter witz. setzt man diese summe in beziehung zu den kosten in afghanistan, verstärkt sich die schieflage.

schaut man sich dann noch an, wie europa auf der un-konferenz zum thema migration argumentiert und wie es sich verhält an seinen grenzen, dann scheint alles noch absurder. und es scheint kein umdenken in aussicht. wenn ich in einem land leben würde, in dem regelmäßig der monsun mein haus wegspült, dann würde ich auch versuchen mich vom acker zu mache und dorthin zu gehen, wo dies nicht passiert. und was glauben sie, wie wird die zukunft der menschheit auf der welt aussehen. kriege scheinen in diesen momenten beinahe wie ein zuckerschlecken. aber naturgewalten scheinen so weit weg und schicksalshaft. ich empfehle: schnell umdenken!

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jonathan franzen über das schreiben und den umweltschutz – ein lesetipp

in der aktuellen ausgabe der zeitschrift „cicero“ ist ein längeres interview mit jonathan franzen abgedruckt. auslöser ist die frage nach seinem umweltpolitischen engagement. auslöser sind der boom der grünen in deutschland und die umweltpolitischen essays von franzen in us-amerikanischen zeitschriften.

und es wird interessant. denn die umweltpolitik ist nur ein aspekt eines gesellschaftskritischen autors, der sich mit der frage auseinandersetzt, wie viel der aktuellen schwierigkeiten in der literatur platz finden kann und vor allen dingen in welcher form. anschließend wird der bogen vom gesellschaftlichen engagement zur persönlichen verfassung beim schreiben geschlagen.

auch hier sind die ausführungen recht interessante. hier traut sich jemand zu formulieren, dass das schreiben auch immer eine persönliche verarbeitung von anliegen und schwierigkeiten ist. der interviewer wolfram eilenberger möchte im schreiben noch stärker eine therapeutische funktion sehen als franzen selber. franzen hält sich da ein wenig bedeckt, will aber die chancen der selbstvergewisserung beim schreiben nicht klein reden.

auch wenn sich die interviews mit schriftstellerInnen über ihr schreiben in letzter zeit in den zeitschriften und zeitungen häufen (eine interessante frage, weshalb das schreiben so einen großen stellenwert bekommt), ist auch dieses interview recht aufschlussreich. es zeigt, wie unterschiedlich die beweggründe für das schreiben sein können. und es zeigt gleichzeitig, dass es wirkung zeigt, sowohl beim autor als auch bei den leserInnen. das ist ein aspekt, der heute gern klein geredet wird. wahrscheinlich unterschätzt sich der mensch an diesem punkt selbst ganz gern.

nabelschau (24)

mit schneekanonen auf spatzen schießen. na dett war ja mal nen ordentlicher winter. man ahnt schon, dass nun die kritiker der klimawandeltheorie wieder auf den plan treten werden und uns erklären werden, dass an der ganzen hysterie, von wegen die erde erwärme sich, nichts dran sei. dass sich all die entwicklungen im rahmen der natürlichen klimaschwankungen bewegen würden.

gleichzeitig versagte vor einiger zeit die weltpolitik beim versuch, eine veränderung bei der umweltverschmutzung herbeizuführen. es wäre mehr möglich gewesen, doch man zögert weiter. ökologisch betrachtet, hat die natur da kein problem mit. geht das eine ökosystem hopps, baut sich ein neues auf. es mag für den menschen nicht attraktiv sein, lebensunwirtlich, aber für andere lebewesen bieten sich da sicherlich möglichkeiten.

der gutmensch sagt sich in solchen momenten, da muss etwas geschehen. also organisiert er eine demo. doch demos sind auch nicht mehr so interessant, seitdem man eigentlich täglich wegen irgendetwas auf die straße gehen könnte. also muss eine aussagekräftige demo her, ein event. vor etlichen wochen organisierte man in berlin eine schneemann-demo, um auf den klimawandel aufmerksam zu machen. hübsche idee, auch wenn aufgrund der vorjahre davon auszugehen war, es wird keinen schnee geben.

doch weit gefehlt, berlin hatte dieses jahr genug schnee. nur leider keinen für schneemänner. es war zu kalt, der schnee zu pulvrig. doch anstatt einfach eine eisschollen-demo auszurufen (und vielleicht knut drauf zu setzen), wurden schneekanonen nach mitte geschafft, um genug pappigen schnee produzieren zu können. nun fragt sich der unbedarfte mensch, womit werden schneekanonen eigentlich betrieben? mit wasser und viel strom (oder anderen energiequellen). so kam es zum inszenierten widerspruch. eine demo gegen klimawandel, hohen co2-ausstoss und energieverschwendung mit hilfe von energiefressenden schneekanonen. wahrscheinlich solarstrom-betrieben, um die umwelt zu schonen.

da hätte man dann auch gleich den klimawandel fordern können, damit die solarzellen in zukunft nur noch so jubilieren. aber immer noch besser als die verwendung der atomenergie zur brückentechnologie zu erklären wie es zur zeit geschieht, um weiter strahlend in die zukunft blicken zu können. ist schon scheisse, dass das leben so komplex ist.

nabelschau (11)

ich will mein fahrrad abwracken. es gibt menschen in dieser gesellschaft, die ihre mobilität mit dem öpnv (öffentlicher personennahverkehr) und dem fahrrad erlangen. sie haben sich schon vor jahrzehnten überlegt, dass es in dieser gesellschaft zu viele autos gibt und dass sich der großteil der zurückzulegenden wege auch so bewerkstelligen lassen. diese menschen haben die arschkarte gezogen.

schon früher bei der pendlerpauschale konnten man sein fahrrad nicht berücksichtigen. das änderte sich zum glück vor geraumer zeit ein wenig. auch steuerlich lässt sich ein dienstfahrrad immer noch nicht geltend machen, war es doch die persönliche entscheidung auf ein auto zu verzichten. und jetzt wieder. die autoindustrie, die beständig daran gearbeitet hat, das sparsame auto nicht zu produzieren, obwohl dies technisch längst möglich ist, soll auf teufel komm raus gestützt werden.

die gesellschaft hat unsummen in den ausbau ihrer autobahnen und straßen gesteckt und behandelte den nahverkehr immer äußerst stiefmütterlich. die konsequenz: der nahverkehr erscheint für viele immer noch nicht attraktiv, da allein die anschlüsse einen gehörigen mehraufwand an zeit benötigen. ähnlich sieht es mit der bahn aus, die lieber nebenstrecken schloss, und den verkehr auf busse verlagerte, als ein attraktives angebot zu machen. dies fiel übrigens nicht vom himmel, sondern war politisch gewünscht. denn der aufsichtsrat der bahn ist von der bundespolitik getragen, wie man gerade feststellen konnte.

und so gibt es für ein neues auto geldgeschenke, also subventionen, die ich mit bezahle. doch wenn mein fahrrad durch häufigen gebrauch das zeitige segnet, dann muss ich dies vollständig selbst finanzieren. die ökobilanz des fahrrads wird nicht honoriert, die schlechte ökobilanz der einzelfahrerInnen wird noch unterstützt. skurril bei den zu erwartenden ökologischen folgen. aber versuchen sie mal, eine abwrackprämie für ihr fahrrad zu bekommen. obwohl diese industrie sicher auch unterstützung gebrauchen könnte.