Schlagwort-Archive: uncreative writing

schreibidee (354)

da „copy & paste“ viele beiträge in diesem blog in letzter zeit dominierte, hier noch ein letztes mal das thema aufgreifen. in dem buch „uncreative writing“ von kenneth goldsmith wird der vorschlag gemacht, einmal dem kopieren von texten einen großen stellenwert zu geben. darum hier die schreibanregung für den ruhigen abend, die ruhigen tage: „kopieren-kopieren“.

diese idee lässt sich nur bedingt in schreibgruppen durchführen und ist kurz und knapp. goldsmith fordert seine studierenden auf, ganze texte oder sogar bücher von hand abzuschreiben oder zu tippen. (siehe http://gettinginsidejackkerouacshead.blogspot.de von simon morris, das abgetippte buch „on the road“).

also, wählen sie sich einen längeren, literarischen text aus und schreiben sie ihn ab. wenn sie das mit hilfe einer blog-software bewerkstelligen, dann wird das buch, der text vom ende zum anfang dargestellt.
beobachten sie sich als schreibende. achten sie darauf, was dies in ihnen auslöst. und notieren sie sich vielleicht ein paar gedanken. mehr ist nicht zu tun. als erweiterung könnte man im nächsten schritt einzelne abschnitte aus romanen und büchern abschreiben und neu miteinander kopiere. doch das eigentliche schreiben benötigt erst einmal sowieso einige zeit.

und wenn sie sich fragen, was sie da tun, dann schauen sie sich die begründung von kenneth goldsmith an: http://gettinginsidejackkerouacshead.blogspot.de/2008/06/project-proposal.html .

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kritische bemerkungen zum „neuen kreativen schreiben“ nach stephan porombka (1)

in der einleitung seines artikels (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2012/02/20/das-„neue-kreative-schreiben-ein-lese-und-diskussionstipp/) von 2009 schreibt professor stephan porombka (hildesheim): „Verabschiedet wird die Fiktion, dass es beim literarischen Schreiben um das Freilegen von Innerem und Eigentlichem geht. Dem neuen Kreativen Schreiben geht es – in Abgrenzung von alten sozial- oder kulturpädagogisch ausgerichteten Programmen zur literarischen Selbsterfahrung oder Freizeitgestaltung – um die Arbeit am Text und damit um die Effekte, die am Text und mit dem Text entstehen, wenn man schreibt. Es geht darum, diese Arbeit nicht als etwas zu verstehen, was man nebenbei betreiben kann. Das literarische Schreiben wird als eine Form von Lebenskunst verstanden, die aufwendig und fortlaufend geübt werden muss und die man durchaus auch professionalisieren kann.

hier wird eine abgrenzung formuliert, die in dieser form in der praxis nicht vorhanden ist. schaut man sich die angebote an kreativem schreiben in deutschland an, dann reicht die bandbreite von literarischen exklusiv-zirkeln über die anwendung von kreativen schreibtechniken im coaching, im biografischen schreiben oder im wissenschaftlichen kontext bis zu schreibgruppen zur freizeitgestaltung in volkshochschulen. nun wäre zu klären, ob der begriff „kreativ“ nur einer richtung, schule oder vorstellung zugeordnet werden kann oder ob er nicht ein allumfassender begriff für schöpferische, intuitive neukombinationen in verschiedenen bereichen ist. vor allen dingen die aktuelle kreativitätsforschung zeigt auf, dass zum einen der begriff „kreativität“ ein sehr unklarer und umstrittener ist, dass aber zum anderen eine untrennbare verbindung zwischen der subjektiven historizität (meinen „selbst“erfahrungen im laufe meines lebens), meiner intuition und meiner kombinationsfähigkeit besteht.

dies zeigt, dass jeder mensch kreativ sein kann, wie weit die ergebnisse nun positiv oder negativ bewertet werden, unterliegt ganz anderen kriterien, zum beispiel der gesellschaftlichen situation, den individuellen bedürfnissen nach sinneseindrücken und den moden. also geht es herrn porombka nur um die besetzung eines positiven begriffs für seine vorstellungen (denn „kreativ“ wird bei uns gesellschaftlich inzwischen positiv, wenn nicht sogar als notwendige soziale kompetenz betrachtet). und in einem handstreich wird „neues kreatives schreiben“ dem literarischen schreiben gleichgesetzt. um die abgrenzung aufrecht zu erhalten, wird postuliert, dass es nicht mehr um „selbsterfahrung“ und „sich ausdrücken“ gehe. den autor, die autorin zeige man mir, die nicht eigene erfahrungen in texte einfließen lassen. ich mache von morgens bis abends, selbst in meinen träumen „selbsterfahrung“. aus dem erfahrenen ergeben sich gedanken, ideen, geschichten. mal dienen sie mehr der verarbeitung des erfahrenen, mal weniger.

selbst der krampfhafte versuch einer objektivierung des wahrgenommenen wird immer dem persönlichen unterliegen. wie kenneth goldsmith in seinem buch „uncreative writing“ zeigt, entsteht sogar dann etwas subjektiv-kreatives, wenn man Weiterlesen

Aktuelles Angebot der SchreibBoutique Christof Zirkel

Schreibberatung für AkademikerInnen oder andere Menschen in Schreibkrisen: siehe unter http://schreibboutique.de/schreibberatung/

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Schreibgruppe: „Ich bin schwul und noch viel mehr …“ – Biografisches Schreiben für schwule Männer ab 40
Ab 16.02.2012. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/biografisches-schreiben/

Schreibgruppe: Kreatives Schreiben und Uncreative Writing – Ein Hoch auf den Remix
Ab 18.02.2012. Weitere Informationen siehe unter http://schreibboutique.de/kreatives-schreiben/

Anmeldung für die Schreibgruppen:
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web 2.78 – maquina poetica

und noch ein kleiner automat für die lyrikerInnen unter ihnen. dieses mal gibt es einen mix aus der computergenerierung von lyrik, eigener beteiligung und visuellen darstellungen. um die „maquina poetica“ sinnvoll nutzen zu können, sollte man sich die vorherigen bemerkungen des entwicklers und programmierers genau durchlesen.

doch dann kann man das internet dazu nutzen, eine anregung für die erstellung eigener lyrik zu erhalten. oder man lässt sich einfach nur einen text aufgefächert verzerren, aber diese zweite variante bietet nicht viel mehr. schön ist auch der service, die generierten oder entworfenen gedichte, versenden zu können. ich persönliche bevorzuge aber die funktion, in der zufällig worte in das bild schweben, die noch nicht einmal irgendetwas lyrisches ergeben müssen.

diese schwebenden worte sind eine wunderbare anregung für weitere texte. man greift einfach nur die wörter auf, die gerade der tagesstimmung entsprechen und setzt sich an einen eigenen text oder ein gedicht. man kann natürlich auch dem computer das spiel der worte überlassen und einfach nur genießen. die seite kommt schlicht daher, hat es aber „uncreative written“ in sich. der blick lohnt, um eine ahnung davon zu bekommen, was schon vor längerer zeit mit computern alles machbar war und wie viel text im netz vorhanden ist. dazu passt es auch, dass bei der einen animation worte verwendet werden, die von nutzerInnen der seite hinzugefügt wurden. also text aus dem existierenden, vorhandenen zu remixen wird hier beinahe 1 zu 1 umgesetzt.

zu finden ist die seite „maquina poetica“ unter: http://www.maquina-poetica.net/ .

flarf des siebten tages

fasching und kälte und rosenbeet

Mein Grüner Daumen
aus grünem Vlies
kämpfe ich gegen Vogelmiere vorne im Rosenbeet
in einem Pflanzring

Fasching Helau Helau Helau!
Ruft der Regen zum Morgentau
der frierende Zucker gestern
ein totaler Faschingsverachter

Kartoffeln schälen, waschen und
als Beetfüller in reduzierter Form
Moos auf den Steinen
Drei Rosen aus Papier

Ärgere Dich nicht, dass der Rosenstrauch Dornen hat
lieber etwas Kälte als dieses grauenhafte Schmuddelwetter!
Die alte Katze liegt jetzt unter dem Rosenbeet
Wunder des Lebens zwischen Komposthaufen

die Magnolien im April
Bald kommt der Kältekick
Eine Raupe
der letzte Tag vor der Fastenzeit

„uncreative writing“ von kenneth goldsmith – ein buchtipp

an der universität von pennsylvania lehrt kenneth goldsmith das fach „uncreative writing“ oder übersetzt „unkreatives schreiben“. schon der titel des faches lässt zweifel aufkommen, worum es sich bei dem seminar handeln könnte. was ist un-kreatives schreiben? da bin ich wieder bei der frage danach, was eigentlich untiefe ist? eine große tiefe oder eine anhöhe?

in dem buch „uncreative writing“ entfaltet goldsmith die gedankengänge zum unkreativen schreiben. dieses schreiben lebt von vorhandenem, schon geschriebenen, das überall auf der welt existiert. seit dem internet und der digitalisierung unseres lebens ist das angebot an „schon geschriebenem“ dermaßen angewachsen, dass sich die frage stellt, inwieweit ständig neues produziert werden muss. dazu kommt bei mir der gedanke, ob man nicht jeden satz, den man verfasst, irgendwo im netzt demnächst noch einmal finden kann?

jedenfalls zeigt goldsmith das enorme potential des schon geschriebenen auf und er benennt diverse möglichkeiten, wie man das vorhandene material bearbeiten kann – als rearangieren, remixen, rekombinieren, zusammenfassen, überhaupt wahrnehmen, beachten, auflisten, verkürzen, verstärken, zitieren, plagiieren und vieles mehr. dabei stellt der autor bezüge zu den dadaisten, den surrealisten, den konzeptionisten und vielen anderen künstlerInnen und schriftstellerInnen her, z.b. walter benjamin, andy warhol, samuel beckett, gertrude stein und andere. vor allen dingen beschreibt er auch aktuelle schreib- und kunstprojekte. und er berichtet von den vorgehensweisen in seinem seminar zu „uncreative writing“.

das buch ist extrem spannend, da es unsere aktuellen lese- und schreibveränderungen aufgrund der computer und des intenets aufgreift, vorurteilsfrei nutzbar macht und neues entstehen lässt. einen neuen bezug zum schreiben und zur literatur. ich habe selten so ein die kreativität anregendes buch gelesen, obwohl es unkreativ sein möchte (mit einem augenzwinkern). und dem schreiben am computer wird eine neue (eigentlich schon vorgedachte) riesige spielwiese eröffnet. absolut lesenwert (leider nur in englisch). die lust, unkreatives schreiben zu lehren ist riesengroß.
das buch ist 2011 in der columbia university press in new york erschienen. ISBN 978-0-231-14991-4

flarf des sechsten tages

wurstsalat und herbst und birne

Die Herbstshow
Wurstsalat ein beliebter Klassiker

Wurstsalat mit Rettich
Wurstsalat mit Mortadella & Kapern
Wurstsalat mit Kürbiskernöl und Käse
Wurstsalat garniert (mit gemischtem Salat)
Wurstsalat aus Mortadella
Wurstsalat mit Käse und gemischten Salaten
Wurstsalat mit Käse und Knoblauch-Croûtons
Wurstsalat mit Gurken und Paprika
Wurstsalat 1,2 mit Pommes frites
Wurstsalat mit Brunnenkresse
Wurstsalat mit fruchtiger Note
Wurstsalat mit Brot oder Bratkartoffeln
Wurstsalat mit eingelegtem Limburger
Bohnen-Wurst-Salat
Rettich-Wurst-Salat

Wurstsalat, den ich nach meinem Geschmack mit frischen Dingen ergänze
Wurstsalat und Bier
Wurstsalat einfach

Die Küchenschlacht
Rund um die Birne

Regensburger Wurstsalat mit Essiggurken und Zwiebeln
Schwäbischen Wurstsalat
Bayrischer Wurstsalat
in Bayern mit ganzen Wurstscheiben
Elsässer Wurstsalat unterscheidet sich von der Schwarzwälder Variante
Badischer Wurstsalat mit Spargel
Schwäbisch oder Schweizer mit bunter Salatgarnitur
Russische Eier auf Wurstsalat
Exotischer Wurstsalat
Mediterraner Wurstsalat mit Artischocken
Holländischer Käse-Wurstsalat
Frankfurter Wurstsalat
Rheinischer Wurstsalat nach Oma´s Art
Mühle-Wurstsalat mit Mischsalat und Pommes frites
Schweizer Wurstsalat von der Schinkenwurst mit Emmentaler Käse
Schweizer Wurstsalat mit Bratkartoffeln
Schweizer Wurstsalat mit Käsestreifen, Brot
Schweizer Wurstsalat, Eierlikör

Gold-Wurstsalat
Premium-Wurstsalat
Wurstsalat einfach

Holsteiner Eiersalat

web 2.77 – versquelle.de

das internet sprudelt unaufhörlich mit neuen gedanken und ideen. es verwertet vorhandenes immer und immer wieder und es gruppiert dieses um, kombiniert neu. die digitalen rechner im hintergrund werden stetig schneller und effizienter und so spannt sich inzwischen ein netz über die ganze welt, das die quelle unversiegbar erscheinen lässt.

ich habe hier schon einmal einen gedichtgenerator vorgestellt, eine homepage über die ein computer lyrik produziert. dort war es möglich einzelne begriffe einzugeben, die in das gedicht eingebunden wurden. die „versquelle“ wiederum greift auf einen großen pool an gedichten zurück, erkennt reime, beachtet stimmungen und bemüht sich, die verslänge einzuhalten.

natürlich ist die versquelle kein wesen, sondern es ist ein rechner, der im hintergrund die zusammenstellung neuer gedichte vornimmt. dabei kann skurriles aber auch recht ansprechendes entstehen, ähnlich wie „flarf“. die homepage der versquelle bietet zudem noch zwei weitere kleine hilfen: die ecke, in der man das generierte gedicht weiter bearbeiten kann und ein digitales reim-lexikon, das wörter vorschlägt, die sich auf das eingegebene reimen.

zum schluss kann man das generierte und anschließend ein wenig nachbearbeitete gedicht auf der homepage veröffentlichen. ein plagiat ist es auf keinen falle, es ist etwas neues. es lässt sich nicht mehr ausmachen, was daran nun der eigenanteil und was der computer ist, denn die vorauswahl hat man ja nach gutdünken getroffen. eine spannende und spielerische form, die dem „un-creative writing“ schon sehr nahe kommt. zu finden ist die versquelle unter http://www.versquelle.de/ .

flarf des zweiten tages

wunder und abfall

Ein kleines Wunder mitten im Müll
Ein längst aufgegebener und mit Abfall gefüllter Brunnen
mehr als nur ein blaues Wunder erleben
die Prophetie lehren

Heilige der Letzten Tage glauben an
Papier aus Bananen-Abfall
Die Natur kennt keinen Abfall
Abfall ist mit Wundern verbunden, Zeichen.

Im Winter frieren die Abfälle in Ihrer Restmülltonne fest?
Kein Wunder, denn hier kochen wir ja auch Wasser
Wie kommt der Zucker aus der Rübe?
Die Wirtschaft wirkt Wunder

Entdeckungen bis hin zu Tier- oder Menschenleichen
Das tödliche Wunder
Defektes Wunder.
Müll gibt es, seit es Menschen gibt.
Rentnerblog: 1 Million Jahre? Wohl kaum!
Regenwurmspiel

Kein Wunder, dass in so einem Chaos leicht etwas verlorengeht

schreibidee (321)

auch die schreibidee soll dieses mal im zeichen der un-woche des uncreative writing stehen. nutzen sie den text, der schon in der welt ist, um neuen text zu remixen und gestalten. dabei können sie auf verschiedene formen zurückgreifen, um „analog- und digital-flarf“ zu verfassen.

als einstieg in der schreibgruppe werden informationen und texte gesammelt. alle teilnehmerInnen werden aufgefordert mindestens eine tageszeitung und drei bücher mitzubringen. diese textlieferanten werde zusammengetragen. nun wählen sich zu beginn die teilnehmerInnen eine tageszeitung aus. die zeitung wird von oben links nach unten rechts seite für seite durchgearbeitet. im vorfeld sollte festgelegt werden, wie viele sätze, zeilen oder begriffe den zeitungen entnommen werden.

nun wird aus jedem artikel der zeitung eine zeile, ein wort, ein satz oder halbsatz notiert. bei der auswahl kann man entweder beliebig vorgehen und mit geschlossenen augen auf eine stelle tippen oder man wählt nach vorliebe aus. die auszüge werden untereinander auf ein blatt geschrieben. wenn die vorgegebene zahl erreicht ist, setzen sie die teilnehmerInnen daran, die notierten worte und sätze in einen für sie schlüssigen zusammenhang zu bringen. daraus kann entweder ein neuer text, ein gedicht oder ein artikel werden. die neuen texte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

ähnliches geschieht mit den büchern, aber hier soll der zufall eine noch größere rolle spielen. dazu wählen alle teilnehmerInnen für sich eine seitenzahl. dies kann ihr geburtstag sein oder ihre lieblingszahl, ganz gleich wie sie wollen. nun werden in beliebiger reihenfolge die seiten entsprechend der gewählten seitenzahl in den büchern aufgeschlagen. der erste satz der seite wird notiert (man kann auch vorgeben, dass der zweite oder dritte oder … satz notiert wird). sind alle bücher verwendet worden, wird ebenfalls aus den notierten sätzen ein neuer text entworfen, der in der schreibgruppe vorgetragen wird. solche analogen flarfs zu schreiben kann in vielfältigen anderen formen durchgeführt werden.

zum abschluss sollte man sich den digitalen flarfs zuwenden. am besten wäre es, wenn alle teilnehmerInnen einen computer für sich zur verfügung hätten, der einen internetzugang besitzt. dann kann man eine suchmaschine nutzen, um zu den selbstgewählten suchbegriffen aus den ergebnissen text für einen digitalen flarf zu ziehen. dies kann man aber auch als gruppenaufgabe mit computer und beamer in einer schreibgruppe bewerkstelligen. dazu werden im vorfeld abstimmungen zu den suchbegriffen durchgeführt, anschließend werden diese in eine suchmaschine eingegeben und alle teilnehmerInnen wählen für sich aus den suchergebnissen sätze oder wörter aus. auch aus diesen ergebnissen wird wieder ein flarf erstellt.

ganz am ende des schreibgruppentreffens wird darüber diskutiert, inwieweit es sich bei dieser vorgehensweise um eine kreative technik handelt oder nicht, ist es doch eine form des „zufälligen“ collagierens.

was ist flarf?

flarf ist der versuch, dem (hauptsächlich digitalen) zufall, spielraum zu geben und ihn für neues zu verwenden. es geht gerade nicht darum, ein konzept beim schreiben von poesie zu verfolgen. irgendwie ist es eine anlehnung an den dadaismus, aber nicht darauf angelegt, dinge zu verfremden. sondern es werden dinge (also texte) verwendet, wie sie erscheinen. dies kann man ein wenig mit dem collagieren vergleichen, das in der malerei schon lange seinen platz hat. in der musik ist es das remixen, das dem flarf nahekommt.

ende des letzten jahrzehnts kam die poetische bewegung des flarf in den usa auf. und sofort wurde das internet als textualer lieferant für die flarfs benutzt. denn die rechenleistungen der suchmaschinen bieten eine reichhaltige auswahl an text. sie mag bei der suche nach informationen ein sinnvolles ranking anbieten. bei der beliebigen, ja zufälligen eingabe von suchbegriffen aber eher zufällige antworten liefern. aus diesen ergebnissen werden mit copy & paste kleine ansammlungen von text geschaffen, die zu einem neuen lyrischen werk mutieren können.

das google sculpting stellt die hauptgrundlage des flarf dar. letztendlich wird auf vorhandenem, also kaum kreativem, neues geschaffen, und im hintergrund findet die kreativität ihren platz. der prozess des schreibens wird das spannende, die suche nach gerade eingefallenem. jim murdoch erklärt auf dieser seite flarf: http://jim-murdoch.blogspot.com/2011/09/how-to-write-flarf.html . so basiert mein „flarf des ersten tages“ auf der google-eingabe „herbst + sonne“. sollte jemand den bedarf haben, eigene flarfs zu veröffentlichen, können diese gern an mich gesendet werden und ich stelle sie in den blog.

es lohnt dieser bewegung mehr raum zu geben, da sie die möglichkeiten des webs für das schreiben besser ausschöpft als viele andere textsammlungen.

flarf des ersten tages

herbst und sonne

Sie leben gern bei sich daheim
gleich neben dem Rathaus
Begleitetes Leben
Deine Strahlen wohltuend und zart

Draußen leuchtet es rot-gelb-gold
von seiner schmuddeligen Seite
Genießen Sie mit sieben gelben Rosen, fünf rot-gelben Gerbera
Nektar an der Herbstsonne

Die Bäume hängen voll mit Pflaumen und Äpfeln
die Marienkäfer derzeit in Scharen
wenn die Sonne durch die buntgefärbten Blätter fällt
Fallschirm-Sonnenhut

Den Herbst des Lebens lebenswert verbringen
Tagesteller und div. Sport- und Kulturangebote
Sie schwamm gestern die letzten Bahnen
Die Schafe genießen

Herbstlaib