Schlagwort-Archive: unsicherheit

web 2.0 und unsicherheit

die nutzung des web 2.0 ist eine gratwanderung zwischen unsicheren und selbstsicheren momenten. man nehme nur einmal facebook als beispiel. bei facebook vernetzt man sich mit menschen, die man von „sehr gut“ bis „kaum“ kennt. inzwischen kann man staffelungen einstellen, wen man über was informieren möchte. alle nutzerInnen wissen außerdem, dass eigentlich der anbieter dieses netzwerks ständig mitliest. es kann also in keinem moment von privatheit gesprochen werden. doch das spielt bei facebook für viele keine rolle mehr – privates wird zu öffentlichem – immer gekoppelt mit einer leichten unsicherheit im hinterkopf, was denken die anderen über mich.

erst wenn hunderte zur eigenen party kommen, die man nicht kennt, aber da man den verteiler nicht korrekt bedient hat sie sich eingeladen fühlen. erst dann spürt man, wie öffentllich das private bei facebook werden kann. und dann wird man vorsichtig. man möchte teil eines netzes sein, doch eigentlich nur eines sicheren und verlässlichen netzes. aber diese gewissheit gibt es im web 2.0 nicht mehr. die gab es eigentlich auch vorher im internet nicht mehr. der grund ist leicht auszumachen: es ist die virtualität der digitalen welt: ich sehe nicht eins zu eins, mit wem ich kommuniziere, wer was von mir lesen kann. ich kann nur einen vertrauensvorschuss geben, den ich nie überprüfen kann.

wenn man sich dessen bewusst ist, dann kann man sich eigentlich nicht mehr selbstsicher durch das netz bewegen. dann wird immer unsicherheit im spiel sein. dann tauchen fragen auf: bin ich zu weit gegangen? wieso habe ich mich spontan mit meiner meinung so weit aus dem fenster gelehnt? sollte ich mich überhaupt noch im internet bewegen? wie gut sind die freundschaften mit anderen wirklich? auf wenn kann ich mich verlassen? ohne eine reale überprüfung durch treffen und Weiterlesen

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wissenschaftliches schreiben und unsicherheit

von außen betrachtet scheint es, wie wenn das wissenschaftliche schreiben unglaublich viele sicherheiten bieten würde. angefangen beim layout, beim aufbau eines wissenschaftlichen textes bis zu den zitierweisen und dem literaturverzeichnis existieren absprachen und regelungen. das eigentliche forschungssetting und der untersuchungsaufbau wiederum werden vorab mit zuständigen personen geklärt und abgesprochen. also scheint kaum platz für unsicherheiten zu existieren.

doch weit gefehlt, denn auch in forschung und wissenschaft menschelt es. in dem moment, in dem eine betreuung durch andere personen notwendig ist, kann sich alles wieder ändern. so eindeutig, wie es oft vermittelt wird, sind die strukturen einer wissenschaftlichen arbeit gar nicht. nehmen sie zehn wissenschaftlerInnen und berfragen sie sie, wie groß der persönliche anteil sein darf, wie stark sich jemand mit seiner meinung in einer wissenschaftlichen arbeit positionieren darf. sie werden mit großer wahrscheinlichkeit zehn verschiedene antworten bekommen – von der haltung, dass nur im diskussionsteil ein minimaler anteil an persönlichen statements der autorInnen auftauchen kann bis zur haltung, dass jederzeit persönliche statements abgegeben werden dürfen, wenn sie nur klar gekennzeichnet sind.

auch die kennzeichnung von zitaten wird verschieden gehandhabt, vor allen dingen bei internetverweisen, die auswertung von (statistischen) daten sowieso, ebenso wie die notwendigkeit von grundlagenliteratur. eigentlich spricht nichts gegen unterschiedliche arbeitsweisen in wissenschaft und forschung, wenn nicht parallel ständig vermittelt würde, es gäbe einen wissenschaftlichen konsens, eine klare struktur. dem ist nicht so und dem wird es auch nicht sein. die vergleichbarkeit von wissenschaftlichen arbeiten (vor allen dingen, wenn es darum geht, zu bewertungen und benotungen Weiterlesen

schreibpädagogik und unsicherheit

zwei aspekte bei schreibgruppen sind nicht zu unterschätzen: die unsicherheit der teilnehmerInnen und die unsicherheit der anleitung. trifft dies aufeinander ergibt sich eine durch und durch unsichere schreibgruppe. da unsicherheit nicht automatisch bedeutet, dass weder kreatives noch biografisches in schreibgruppen entsteht, spielt dies eigentlich erst einmal keine rolle. wenn aber durch die unsicherheiten gruppendynamiken entstehen, die das schreiben behindern, dann sollte dies beachtung finden.

zum einen gibt es das phänomen, dass auch in schreibgruppen strukturen, wie man sie aus der schule kennt, auftauchen. dies bedeutet, obwohl die teilnehmerInnen die gruppe freiwillig und zu ihrem vergnügen besuchen, machen sie aus der leitung eine person, die ihnen unangenehme dinge zumutet, denen sie ausweichen, und eine person, an der sie sich abarbeiten. sollte nun die schreibgruppenleitung unsicherheit ausstrahlen, kann ihr dies schnell zum nachteil werden.

gern werden auch schreibgruppenleitungen auf ihre kompetenzen hin getestet. es gibt ebenso die versuche der alpha-teilnehmerInnen die leitung „vom thron zu stossen“. dies geht nicht selten mit der abqualifizierung der leitung, unberechtigter kritik und einer personalisierung des konflikts einher. leider verstärkt unsicherheit die schwierigkeiten oft noch. man kann in diesem moment zwei strategien verfolgen: man legt alle bedenken und unsicherheiten offen. ab diesem moment wird man in vielem unangreifbar und das abarbeiten an der person beinahe unmöglich. bezieht man die teilnehmerInnen dann noch in die nächsten entscheidungsfindungen explizit mit ein, kann das die ganze lage entspannen.

eine andere strategie wäre es, die leitungsfunktion für einen festgelegten zeitraum den gruppenteilnehmerInnen Weiterlesen

liste (117) – unsicherheit

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „unsicherheit“.

meine größten unsicherheiten:

meine sympathischsten unsicherheiten:

meine besten rezepte gegen unsicherheiten:

diese unsicherheiten mag ich an anderen menschen:

diese unsicheren momente haben mein ganzes leben verändert:

kreatives schreiben und unsicherheit

kreatives schreiben mag die selbstsicherheit in bezug auf das schreiben erhöhen, es mag das spiel mit den wörtern fördern und einen kreativen schub geben. aber es steigert nicht automatisch die selbstsicherheit, mit dem geschriebenen an die öffentlichkeit zu gehen. erst das gemeinsame schreiben in gruppen und die leserunden in den gruppen können ein gespür dafür geben, dass die eigenen texte hörbar und interessant sind.

man kann darüber spekulieren, weshalb es menschen schwer fällt, mit selbstgeschriebenem an die öffentlichkeit zu gehen. zum einen sind es bei vielen menschen die schulerfahrungen, die davor zurückschrecken lassen, das eigene (und teilweise persönliche) einer bewertung auszusetzen. und dann ist es meist die vorstellung von der zu erwartenden bewertung. man ist daran gewöhnt, dass dinge in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. die wenigsten kennen ein feedback, das aufzeigt, was einzelne hörerInnen oder leserInnen anspricht, welche worte oder textabschnitte ansprechen, wie ein text wirkt.

und so werden im vorfeld selbsturteile gefällt. das vortragen des textes wird eingeleitet mit entschuldigen wie „nur“, „versucht“, „nicht ganz fertig“ oder „habe ich noch nicht überarbeitet“. hier bricht sich die unsicherheit bahn, die durch das kreative schreiben sogar erst einmal verstärkt werden kann. denn man begegnet sich selbst intensiver während des schreibprozesses. persönliches fliesst in den schaffensprozess ein. seien es begebenheiten, gefühle oder erinnerungen, die sich raum im kreativen nehmen, die sich verselbstsständigen.

es ist ähnlich wie mit der psychologie. hier ist auch manchmal zu hören: gehen sie davon aus, dass sie im laufe ihrer auseinandersetzung mit dem fach eher verunsicherter werden, denn sicherer. denn wie beim kreativen schreiben, offenbaren sich für viele menschen plötzlich welten, die bis dahin überhaupt nicht beachtet wurden. persönliche wünsche und bedürfnisse schieben sich in den vordergrund, die man so lang unbewusst im zaum hielt. das eigene wird verglichen, wird seziert, wird maskiert und immer wieder offenbart. wie weit nehmen es die anderen wahr? was machen sie damit? richten sie mein veröffentlichtes gegen mich selbst?

und doch lohnt es sich für die meisten menschen, sich diesen unsicherheiten auszusetzen. das offenbaren des persönlichen ist Weiterlesen

biografisches schreiben und unsicherheit

schon als jugendlicher ahnte man, dass die erwachsenen längst nicht so selbstsicher sind, wie sie einem glauben machen wollten. nach außen stellten sich viele als menschen mit klaren vorstellungen, prinzipien und werten dar. doch kratzte man ein wenig an der fassade, dann offenbarten sich unsicherheit, angst und zweifel. nun braucht jeder erwachsene mensch nur sich selbst anzuschauen, sich selbst zu befragen und schnell findet man die momente, in denen man sich überhaupt nicht sicher ist oder war.

wie wäre es, einmal einen blick hinter die eigene fassade zu werfen? wie weit klaffen bei ihnen die außendarstellung und die innere verfassung auseinander? ist es nicht ein seltsames gesellschaftliches phänomen, dass die inszenierung des selbst vor allen dingen die unsicherheiten überdecken soll? warum nur? es ist doch etwas sehr menschliches, dass man nicht jede entscheidung, die man trifft, hundertprozentig für richtig hält. es gibt so viele überraschungen, zufälle und nicht absehbare folgen, dass man gar nicht sicher sein kann, dass die entscheidung richtig war.

doch es schwirrt ein kodex bei uns herum, der von uns in der außendarstellung verlangt, stete sicherheit auszustrahlen. und so halten wir daran fest, dass der flughafen rechtzeitig eröffnet wird. jeder, der uns nach zweifeln fragt bekommt eine klare antwort – der zeitplan wird eingehalten. die renten sind sicher – die banken sind stabil – der klimawandel kann gestoppt werden – … skurril, da wir damit erst schwierigkeiten verursachen, die uns noch unsicherer werden lassen. klar, wir müssen wieder und wieder entscheidungen treffen und wir sollten uns relativ sicher dabei sein. aber was wäre so schlimm, wenn man seine unsicherheit durchschimmern lassen würde?

und hier sind wir alle an der reihe beim biografischen schreiben: wie viele schwierigkeiten haben wir uns dadurch bereitet, dass wir unsere unsicherheit verborgen haben? das fängt bei beziehungen an und endet im berufsleben. wie oft verlangten menschen von uns eine klarheit, die wir gar nicht ins uns tragen? wie oft wurde uns übel genommen, dass wir unsere meinung noch einmal änderten? und wie haben wir darauf reagiert? vielleicht waren die selbstsicheren momente in unserem leben die, in denen wir Weiterlesen

selbstbefragung (170) – unsicherheit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „unsicherheit“.

  • woran merken sie, dass sie sich unsicher fühlen? beschreiben sie.
  • wann fühlten sie sich das letzte mal sehr unsicher? warum?
  • wie überwinden sie am leichtesten ihre unsicherheit?
  • wann brachte sie ihre unsicherheit einmal in schwierigkeiten?
  • wann waren sie zu selbstsicher und bemerkten es erst im nachhinein?
  • in welcher lebenssituation erstaunte sie ihr eigener mut? beschreiben sie.
  • welcher mensch macht sie immer unsicher? warum?
  • welchen menschen machen sie immer unsicher? was glauben sie warum?
  • was schätzen sie an unsicheren momenten?
  • wie kontrolliert wären sie gern? beschreiben sie.

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

schreibberatung und unsicherheit

da wir in einer gesellschaft leben, die weiterhin das „self-made“-prinzip propagiert, die teamarbeit nur teilweise honoriert, die mit „kooperativ“ und „kollaborativ“ ihre schwierigkeiten hat, in einer gesellschaft, die entsolidarisiert und dann erstaunt ist, dass es in allen lebensbereichen so viele beschwerden gibt, darum sind auch beratungen weiterhin schambesetzt. bis sich jemand bei uns hilfe sucht, dauert es gewöhnlich lang und das problem ist oft schon sehr fortgeschritten.

darum fühlen sich viele menschen, wenn sie denn den schritt zu einer beratung wagen, sehr unsicher. diese unsicherheit zeigt sich in manchen effekten, die wiederum nicht selten ausdruck von angst und scham sind. ich möchte dies nicht allen ratsuchenden unterstellen, aber ich finde es relevant für beraterInnen, sich gedanken über sehr menschliche verhaltensweisen zu machen.

am auffälligsten ist für beraterInnen die nicht-wahrnehmung von vereinbarten terminen. da wendet sich jemand an einen, formuliert seine schwierigkeiten und kommt dann nicht zum termin. gerade bei niedrigschwelligen, kostenlosen angeboten ist dies öfter der fall. doch es kann noch ganz andere gründe haben: untersuchungen zeigen, dass schon der schritt, sich einzugestehen, hilfe zu benötigen und einen termin zu vereinbaren, effekte hat. diese effekte können so weit gehen, dass die erfahrene entlastung dazu führte das problem selber angehen zu können.

doch dies weiß man als (schreib)beraterIn nicht. ebenso kann es sein, dass unsicherheit und angst so zugenommen haben, dass der nächste schritt, einen termin wahrzunehmen, unmöglich erscheint. darum landen beraterInnen in dem zwiespalt, dass sie auf der einen seite einen verdienstausfall haben und auf der anderen seite abklären sollten, ob es eine hemmung gibt, den termin wahrzunehmen. darum ist nachfragen, soweit es sich um keine anonyme beratung handelt, sinnvoll. im therapeutischen setting gibt es zusätzlich oft die regelung, dass die kosten für einen ausgefallenen termin trotzdem übernommen werden müssen. die schreibberatung verhält sich da meist umgänglicher, je nach vorheriger absprache und geschäftsbedingungen.

zur unsicherheit kann es auch gehören, dass am anfang der beratung ein recht aggressiver tonfall vom ratsuchenden angeschlagen wird. die beraterInnen werden abgetestet, es wird versucht die kompetenz abzuklären oder es wird deutlich zu verstehen gegeben, dass man eigentich keinen grund hat, in beratung zu gehen. hier ist es an den beraterInnen, eine verständnisvolle atmosphäre zu schaffen, gelassen zu reagieren und das angebot des gemeinsamen arbeitens an einem problem aufrecht Weiterlesen

wortklauberei (101)

„männer färben nicht – männer tunen“

jawoll ja, das ist doch mal ein satz, der wäre auch zu kaisers zeiten angekommen, wenn zu dieser zeit ebenso viele anglizismen durch den raum schwirrten wie heute. ja, es ist ein satz aus großvaters zeiten, als sie alle glatze hatten, die männer, einen gezwirbelten schnurrbart und seltsame hüte trugen. schon damals bauten sie an ihre kutsche breitreifen und einen flotten heckspoiler.

aber nein, es ist der spot für ein haarfärbemittel, das männer kaufen sollen. wir erinnern uns sofort an bundeskanzler, der nicht gefärbt hat. wir erinnern uns an haarteile die leider jedem menschen sichtbar werden. wir erinnern uns an die vielen glatzen und halbglatzen, die mit seiten- und hinterhaar zugedeckt werden sollen. an die blonden strähnchen die in den 80ern des letzten jahrhunderts auch männer verschämt auf ihrem kopf erstellen ließen. „tunen“ bedeutet so viel wie „abstimmen“. doch womit wird abgestimmt, was wird abgestimmt?

man kann das auto-tuning vielleicht zu raten ziehen: da wird der motor aufgemotzt (das haar fluffig gemacht), die karosserie lackiert (eben farbe ins haar gebracht), die breitreifen montiert (durch haareinpflanzungen der schopf dichter bestückt) und der heckspoiler angebracht (ich schreibe nur vo-ku-hi-la). ich glaube, nicht die ollen kamellen der macker-welt nerven so an dem werbspruch. es sind die verschämtheiten der männer, die erst solche sprüche möglich und den verkauf des haarfärbemittels zunehmen lassen.

dem kann man nur entgegen halten: liebe männer färbt eure haare so oft und so abgestimmt (auf eure kleidung, euren hund oder euer auto), wie ihr wollt. was ist schon dabei? früher habt ihr euch kriegsbemalung ins gesicht geschmiert – auch das war make-up!

selbstbefragung (144) – ekel

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „ekel“.

  • wovor haben sie sich das letzte mal geekelt?
  • welche situation in ihrem leben fanden sie besonders eklig? beschreiben sie.
  • welchen ekel haben sie überwunden?
  • wie äußert sich bei ihnen ekel?
  • gibt es menschen, vor denen sie sich ekeln? warum?
  • ekel hat viel mit angst zu tun – wovor haben sie in diesen momenten angst?
  • haben sie sich schon einmal vor sich selber geekelt? warum?
  • welchen ekel würden sie gern überwinden?
  • wie verhalten sie sich, wenn sie einer ekligen situation nicht ausweichen können? beschreiben sie.
  • wann waren sie so richtig eklig zu anderen menschen?

hier können sie weitere 1000 fragen als pdf-datei runterladen.

kreatives schreiben und fremde

viele möglichkeiten bietet das nachdenken über kreatives schreiben und der/die/das fremde. ich könnte über das herstellen von fremden welten in texten und geschichten schreiben, über die kommunikation mit „fremdem“ in dialogen, über die kreative schriftliche auseinandersetzung mit dem thema „fremdenfeindlichkeit“, um reiseberichte aus der „fremde“ und vieles mehr. aber ich möchte den blick auf ein anderes thema werfen: macht es sinn im kreativen schreiben fremde textgattungen auszuprobieren, auch wenn man sie nicht sonderlich interessant findet?

das kreative schreiben lebt vom spielerischen umgang mit dem schreiben, von der freiheit, selbst zu entscheiden, zu was man schreibt. gleichzeitig lebt das kreative schreiben aber auch davon, für sich zu erleben, dass man mehr schreibkompetenz besitzt als man immer vermutet hat. das erstaunen über die leichtigkeit und freude des schreibens gehört zum kreativen schreiben dazu. den ersten schritt macht man selber: man entscheidet, dass man sich mit dem kreativen schreiben auseinandersetzen möchte.

der zweite schritt wird meist von außen angeregt, entweder durch bücher oder durch gruppe, das internet und schreibübungen: sich auf eine neue art und weise mit dem schreiben auseinanderzusetzen. eine art und weise, die man bis dahin nicht erprobt hat. die erfahrung zeigt, dass am anfang die unsicherheit bei vielen schreibenden groß ist, ob man sich diesen schritt, texte zu verfassen, anderen zur verfügung zu stellen und ein feedback zu bekommen, zutraut. da wird es als hilfreich erlebt, anregungen und anweisungen zu bekommen, was man schreiben sollte.

und natürlich haben alle kreativ schreibende ihre lieblingstextformen oder -gattungen. die einen konzentrieren sich gern auf die lyrik, andere auf die kurzgeschichte und wiederum andere auf den dialog, die szenen, das haiku, die bildergeschichte und vieles mehr. andere formen des schreibens bleiben oft weiterhin unbekannt oder werden umgangen. so gehen etliche menschen davon aus, sie könnten keine lyrik verfassen, weshalb sie sich in diesem genre auch nicht ausprobieren. manche textgattungen bleiben für immer fremd.

hier kann nur die empfehlung ausgesprochen werden, alles einmal auszuprobieren, auch wenn man nach eigenen maßstäben vermutet, dass das ergebnis „schlecht“ sein wird. denn man erinnere sich an die frühere unsicherheit, das kreative schreiben als möglichkeit für sich selber überhaupt zu sehen. diese unsicherheit wird einen auch dann ergreifen, wenn man sich einer neuen textgattung Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und selbstwert

für viele nagt das wissenschaftliche schreiben am selbstwertgefühl. die hochschulen tun wenig dagegen, die große verunsicherung, vor allen dingen beim verfassen von abschlussarbeiten, einzudämmen oder zu beseitigen. master-, diplom- und doktorarbeiten sind für hochschulangehörige meist die ersten momente, in denen sie selbstständig forschungsfragen entwickeln und forschungen durchführen. hausarbeiten, referate und die bachelor- oder vordiplomarbeiten sollen sicherlich eine vorbereitung auf den nächsten größeren schritt darstellen. doch meist fehlt es am ausführlichen feedback, das die weiterentwicklung der eigenen (schreib)kompetenzen ermöglicht.

hochschulen haben schon zu wenig personal, um die wissenschaftlichen schreibprozesse angemessen zu begleiten. selbstzweifel und versagensängste nehmen bei den schreibenden zu, je näher die abschlussarbeiten rücken. manche versuchen sich an anderen abschlussarbeiten zu orientieren, andere fragen im freundeskreis oder versuchen über literatur zum wissenschaftlichen schreiben, einen weg durch den schreibprozess zu finden. je voller die hochschulen, seminare und sprechstunden werden, desto schwieriger wird es für dozentInnen eine angemessene begleitung anzubieten.

dabei gibt es an einzelnen hochschulen erfolgsversprechende konzepte und einrichtungen, die eine schreibdidaktische begleitung des schreibprozesses ermöglichen. so werden schreibzentren mit „peer-tutoring“-konzepten aufgebaut, es gibt beratungsstellen und online-beratung. aber das sind bis heute immer noch die wenigsten hochschulen, die dies anbieten. auf der anderen seite wird beklagt, dass die zahl der studienabbrecherInnen zunimmt. völlig außer acht gelassen wird in den meisten diskussionen die psychologische komponente, dass sich viele studierende auf sich selbst zurückgeworfen fühlen.

wie stellt man denn eine forschungsthese auf? wie positioniert man sich zu der these und wie begründet man schlüssig seine eigene position? was sagen meine forschungsergebnisse letztendlich aus und wie trenne ich sie klar von meiner subjektiven position? wann komme ich ins deuten und ins kaffeesatzlesen und wann arbeite ich wissenschaftlich? wie finde ich die richtigen worte? ab welchem moment klingt ein text zu locker, wann erschöpft er sich Weiterlesen

selbstbefragung (108) – stabilität

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „stabilität„.

  • wie stabil erscheint ihnen ihr lebenskonzept?
  • wie stabil sind ihre beziehungen zu anderen menschen? beschreiben sie.
  • was brauchen sie, damit sie eine beziehung als stabil bezeichnen können?
  • was tun sie, um stabilität in ihrem leben zu empfinden?
  • wann sind sie aus festen strukturen ausgebrochen? warum?
  • was lässt sie instabil werden?
  • was tun sie für andere, damit die sich aufgehoben fühlen?
  • wie sicher sind sie sich, dass ihre zukunft positive formen annimmt? warum?
  • bei welchen menschen fühlen sie sich sicher?
  • welche gesellschaftlichen unsicherheiten machen ihnen angst?

web 2.0 und mut

klingt erst einmal komisch, im netz mut zu benötigen. viele machen sich darüber wahrscheinlich überhaupt keine gedanken. da ist ein netz, in dem sich viele menschen bewegen, mit denen möchte ich kommunizieren, spielen oder daten austauschen, warum also noch einen gedanken verschwenden. die dimension ihres handelns wird ihnen oft erst später bewusst.

andere nehmen diese dimension gedanklich vorweg. sie malen sich auch, was alles passieren könnte, wenn man sich nur mit ein paar worten an die weltöffentlichkeit wendet. die überwindung ist groß (mal abgesehen von der diskussion um die sinnhaftigkeit) und es bedarf mehrerer anläufe, um alles zu bewältigen.

und dann gibt es noch den schock. man hat einmal was geschrieben und bekommt anschließend panik, ob dies im web überhaupt richtig platziert ist, von anderen verstanden wird oder ob es nachgefragt wird. alle drei aspekte benötigen an einem bestimmten punkt mut. den mut, auszuhalten, nicht zu wissen, was andere mit dem, was man geschrieben hat, machen. den mut zu realisieren, dass das geschriebene nun jeder lesen kann.

journalistInnen lernen dies im laufe ihres berufslebens, sie stehen in kontakt mit den leserInnen und vor allen dingen mit redaktionen, erhalten also auch ein professionelles feedback. die einzelnen web-schreiberInnen erleben dies erst einmal nicht. vieles versinkt im netz und taucht nie wieder auf. abseits der großen frustration, die es auslöst, Weiterlesen

schreibpädagogik und mut

im zusammenhang mit schreibgruppen und deren anleitung gibt es zwei aspekte, die mut erfordern. zum einen ist mut notwendig, an einer gruppe teilzunehmen, zum anderen ebenso mut notwendig, eine (schreib)gruppe anzuleiten und gruppendynamische prozesse zu gestalten.

der mut, an einer gruppe teilzunehmen: ganz gleich was für eine gruppe man besucht, der erste schritt ist für viele der schwerste: HINGEHEN. sich keine gedanken darüber zu machen, wie es werden könnte. im vorfeld kann man das nie bei einer gruppe wissen. wenn man nicht einzelne teilnehmerInnen schon kennt, dann ist es immer eine überraschung, wen man in den gruppen treffen wird. das kann sowohl gut gehen als auch (selten) schlecht laufen.

einfacher ist es, wenn alle neu in der gruppe sind. dann kann man davon ausgehen, dass die anderen teilnehmerInnen genauso aufgeregt sind, wie man selber. geht man aber in eine existierende gruppe, dann kann die angst aufkommen, dass die anderen sich ja schon gut kennen und man selber niemanden. aber auch dies ist normalerweise kein problem, da alle das gefühl kennen, neu in eine gruppe zu kommen. darum gibt es immer wieder einzelne, die einen begrüßen und erste informationen geben. ist die gruppe angeleitet, dürfte dies sowieso kein problem sein.

und dann geht es natürlich um bewertungen. die gedankliche vorwegnahme von bewertungen durch die anderen teilnehmerInnen stellt für viele eine hürde dar. gern wird davon ausgegangen, dass das eigene auftreten kritisiert werden wird und explizit bei schreibgruppen, dass das vorgelesene nicht gut ankommt. hier kommt der mut ins spiel, sich über die eigenen ängste (die häufig unbegründet sind) hinwegzusetzen. Weiterlesen

liste (23) – scham

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „scham„.

in diesen situationen schäme ich mich am meisten:

diese dinge verunsichern mich ungemein:

dinge und situationen, die bei mir fremdschämen auslösen:

dabei bin ich wirklich selbstsicher:

es gibt menschen, die mich erröten lassen. hier sind sie:

schreibidee (211)

unsicherheit äußert sich auch darin, dass man nicht alles im griff hat, dass man unsichere bewegungen vollführt und vor allen dingen, dass einem das blut in bestimmten situationen in den kopf schiesst. den einen geschieht dies schneller, den anderen nicht so schnell. die geschwindigkeit des errötens sagt nichts über die selbstsicherheit der errötenden aus. aber das ist eigentlich egal und soll hier nicht weiter beschäftigen, denn als schreibanregung sind „texte des errötens“ zu schreiben, gründe kann man dann immer noch beschreiben.

vielleicht erinnern sich die teilnehmerInnen der schreibgruppe, wann sie das letzte mal erröteten. und vielleicht wissen sie auch noch genau, was der auslöser war. zu beginn ist dann ein cluster zum thema „erröten“ zu erstellen. anschließend sollte eine kurze geschichte des errötens geschrieben werden. diese wird in der schreibgruppe vorgelesen. anschließend diskutieren beim feedback die teilnehmerInnen über die gründe des errötens.

denn nun soll der spieß umgedreht werden. es soll eine geschichte verfasst werden, die die zuhörerInnen zum erröten bringt. hier darf in die trickkiste der scham und des schämens gegriffen werden. der text darf fremdschämen, tabubruch oder dergleichen mehr verursachen. natürlich sollten im vorfeld die grenzen der schreibgruppe festgelegt werden. über was sollte nicht geschrieben werden, damit sich niemand verletzt fühlt. die texte des errötens werden später vorgetragen und es wird im feedback festgestellt, ob die geschichte unsicherheit bei den hörerInnen auslöste. denn die gesichtsfarbe sollte nicht der masstab sein.

zum abschluss soll noch eine lanze für die menschen, die aus unerfindlichen gründen leicht erröten, gebrochen werden. es ist ein kurzes „manifest der erröter“ (nicht länger als eine seite) zu verfassen, das jeweils vorgetragen wird.

selbstbefragung (80) – unsicherheit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „unsicherheit„.

  • in welcher situation haben sie sich zuletzt unsicher gefühlt?
  • was verunsichert sie am meisten?
  • wann verunsichern sie andere menschen?
  • schämen sie sich für ihre unsicherheiten? warum?
  • in welchen bereichen ihres lebens haben sie im laufe der zeit selbstsicherheit hinzugewonnen? beschreiben sie.
  • wie gehen sie mit der unsicherheit anderer menschen um?
  • ab wann wird die unsicherheit anderer für sie anstrengend? warum?
  • von wem lassen sie sich zur zeit gern verunsichern?
  • was gibt ihnen selbstsicherheit? beschreiben sie.
  • wann geht ihnen coolness anderer gehörig auf den keks?

web 2.0 und verheissungen

die fülle des internets kann man genießen oder als anstrengend empfinden. sie fordert uns auf, uns beständig zu entscheiden, was wir denn nun genau betrachten und lesen wollen. manch eine(r) fühlt sich unter druck gesetzt, die qual der wahl zu haben. man kann im web 2.0 versinken und erfasst doch nur einen bruchteil des vorhandenen. ob es sich dabei um informationen, spaß oder soziale interaktion handelt, es spielt keine rolle. man muss sich im web 2.0 selbst beschränken.

die andere seite der medaille sieht aber so aus, dass einem plötzlich eine unendliche welt zur verfügung steht. die virtuelle grenzenlosigkeit verheisst input zu allem. egal was mich interessiert, wen ich treffen möchte oder wozu ich fragen habe, ich finde es im internet. das kann spaß machen, wenn es mich nicht stört, mich ab und zu zu verirren oder in einer sackgasse zu landen. es wird anstrengend, wenn ich gern eine klare, eindeutige antwort suche. denn kaum habe ich eine antwort oder einen kontakt gefunden, bieten sich auch schon zehn alternativen an.

ich kann die alternativen ignorieren und mich für die eine antwort, für die eine person entscheiden, aber ich habe die alternativen wahrgenommen. sie sitzen bildlich geschrieben, in meinem hinterkopf und quengeln dort rum. wie kann ich mir sicher sein, dass der von mir gewählte weg der richtige ist, wenn andere menschen im internet anderer meinung sind. das sind überlegungen, die man auch ohne das internet anstellt. immer wieder entscheidet man sich für einen weg, obwohl es noch andere abzweigungen gibt.

aber die scheinbare unendlichkeit an möglichkeiten im internet verheisst die chance, die wirkliche, ja wahre antwort finden zu können. dies setzt unter druck, zu suchen. nicht aufhören zu suchen, bis man die richtige seite, die perfekte person oder die allgemeingültige antwort auf die eigenen fragen gefunden hat. Weiterlesen

schreibpädagogik und unsicherheit

wie geht man mit teilnehmerInnen um, die das erste mal in ihrem leben eine schreibgruppe besuchen? natürlich genauso wie mit anderen teilnehmerInnen, die schon häufiger schreibgruppen aufgesucht haben. und doch hat man darauf zu achten, inwieweit neue in der gruppe aufgenommen werden. das unterscheidet sich nicht von der anleitung anderer gruppen.

erster ansprechpartner für alle ist die gruppenleitung. dies bedeutet, allen teilnehmerInnen gleichviel aufmerksamkeit entgegenzubringen. auch wenn man zum beispiel aus vorherigen schon manche kennt, sollte man ihnen nicht viel mehr aufmerksamkeit schenken, als anderen, da sich sonst menschen, die das erste mal an einer schreibgruppe teilnehmen, zurückgesetzt fühlen. sie bekommen das gefühl, in einen zusammenhang geraten zu sein, der sich schon lang kennt und keinen zugang offeriert.

es ist damit zu rechnen, dass sich dadurch alte bekannte zurückgesetzt fühlen, hier ist eine balance zu halten. am besten gleicht man diese verschiedenen interessen und empfindungen dadurch aus, dass man am anfang die gruppenregeln formuliert, die jedem und jeder die gleichen chancen einräumt, die eigenen texte und geschichten vorzustellen, die im laufe der übungen entstanden sind und auch allen dieselbe ausführlichkeit beim feedback garantiert.

man nehme also möglichst wenig bezug auf frühere gruppen, das kann man außerhalb der eigentlichen treffen machen, wenn es zum beispiel zum privaten besuch einer kneipe im anschluss geht. doch auch hier sollte man darauf achten, möglichst alle einzubeziehen, wenn diese ein interesse daran signalisieren. denn die rolle der leitung verliert man in diesen momenten immer noch nicht, so sehr man sich auch müht.
oft kann aber in gruppen damit gerechnet werden, dass die anderen teilnehmerInnen sich neuen bereitwillig widmen, da sie das gefühl, neu in einer gruppe zu sein, etwas das erste mal zu machen, gut kennen.