Schlagwort-Archive: vergangenheit

biografisches schreiben und wünsche

jeder mensch entwickelt im laufe seines lebens wünsche, die unbedingt erfüllt werden sollte. als junger mensch sind es oft die an den weihnachtsmann oder im spielwarenladen. etwas älter handelt es sich um schulabschlüsse, ausbildungs- oder studienplätze. danach eröffnet sich der wunsch nach finanzieller absicherung und einem arbeitsplatz. irgendwann wünschen sich viele mehr ruhe, einen lottogewinn, die perfekte partnerschaft und beziehung, unterhaltung, erfolg, ein haus, kinder …

wenn man genau hinschaut, wird man feststellen, dass die wunschliste im laufe des lebens eher länger, denn kürzer wird. man erinnert sich vielleicht noch an die wunschzettel an den weihnachtsmann und denkt, was war ich damals begierig bestimmte dinge zu bekommen. doch genau hingeschaut, kann man eventuell für sich feststellen, wie viel man unternimmt um eine bestimmte person für sich zu gewinnen. ja, man möchte der erfüllung der wünsche auf die sprünge helfen.

beim biografischen schreiben kann man einen blick auf seinen aktuellen wunschzettel werfen (und falls man mal als jüngerer mensch ziele und wünsche für das eigene leben notiert hat, diese miteinander vergleichen). man kann sich erinnern, wie viele wünsche in erfüllung gegangen sind. ich möchte hier nicht der askese das wort reden, aber häufig stellt sich heraus, dass eine ganze menge vom gewünschten auch eingetreten ist. die unzufriedenheit ob der aktuellen situation ist nicht selten mit dem phänomen „ist ein wunsch erfüllt, entstehen drei neue“ gekoppelt.

erstellen sie doch einmal ein wunschbarometer für ihre verschiedenen lebensabschnitte – sowohl die vergangenen als auch die bevorstehenden – und notieren sie sich, was sie getan haben oder machen mussten, damit Weiterlesen

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schreibberatung und wünsche

beratungen finden statt, da sich ein mensch in einer situation befindet, die für ihn leidendruck verursacht und die er ändern möchte. steht dieser wunsch nicht im hintergrund, also möchte jemand die situation nicht verändern, obwohl er leidet, kann beratung nicht funktionieren. bei schreibberatung verhält es sich genauso.

doch meist werden beratungen von weiteren wünschen begleitet, die beraterInnen nicht erfüllen können. oft ist der wunsch da, das eine einmalige beratung (oder therapie), die situation von heute auf morgen ändert. das ist ein verständlicher wunsch, denn wir menschen möchten per se nicht leiden. aber da es häufig um über einen längeren zeitraum erlernte verhaltensweisen oder erlebte situationen geht, kann der wunsch nicht in erfüllung gehen. bei der schreibberatung ist dies manchmal möglich (womit ich hier aber keine versprechungen machen möchte).

bei der schreibberatung kann ein anstoss durch die vermittlung von schreibtechniken und schreibstrategien genügen, um eine veränderung der situation hervorzurufen, die so nachhaltig wirkt, dass alle weiteren schritte von den klientInnen allein gegangen werden können. aber auch bei der schreibberatung kann der veränderungsprozess aufwendiger sein, wenn es nicht nur um die verwendeten schreibtechniken geht, sondern um die rolle des schreibprozesses im laufe des eigenen lebens, um das gelernte und erlebte.

zudem taucht in beratungen häufig der wunsch auf, dass man als ratsuchender mensch nur die gleichen handlungen vollführen müsse wie die ratgebenden und sich dadurch auf dem richtigen weg befinde, also die situation beherrsche. dieser wunsch folgt der idealisierung, dass beraterInnen keine Weiterlesen

jugend in deutschland aus tagebüchern, briefen und dokumenten – ein buchtipp

die wiedergabe des titels dieses buches wäre nur das zitat eines zitats gewesen und hätte auf die falsche fährte gelockt. darum habe ich dieses mal die unter-über-schrift gewählt, um einen hinweis auf das spannende werk zu geben. eigentlich handelt es sich um das buch „“wir wollen eine andere welt“ – jugend in deutschland 1900 – 2010 – eine private geschichte aus tagebüchern, briefen, dokumenten“. zusammengestellt hat das buch fred grimm.

wenn man mit hilfe von persönlichen zeugnissen in ein jahrhundert eintaucht, dann stellt man fest, wie viel sich in dieser zeit verändert hat und wie viel sich ständig wiederholt. schon anfang des 20ten jahrhunderts echauffierten sich die gesellschaft und die moralwächter über junge menschen (die halbstarken), die um die häuser zogen und tranken. diese debatten haben wir hundert jahre später wieder. war es früher die kirche, die aufsässigkeit sündig fand, haben wir heute die institutionen der drogenbeauftragen und der bundeszentrale für gesundheitlich aufklärung.

oft könnte man glauben, es gebe keine generationskonflikte mehr, zu viel sei friede, freude, eierkuchen, aber das buch zeigt, dass immer wieder jugendliche haltungen einnehmen, die ältere generationen nicht mehr oder schwer nachvollziehen können. und es zeigt sich auch, dass unsere gesellschaft um kinder ein unglaubliches aufhebens machen, bei jugendlichen meist überhaupt kein verständnis mehr zeigt.

doch noch unter einem ganz anderen aspekt ist dieses buch höchst spannend: beim biografischen schreiben kann man es durch zeitzeugnisse wunderbar nutzen, um in die vergangenheit einzutauchen. können sie sich noch erinnern, was sie in ihrer jugend besonders bewegte? das buch gibt unzählige anregungen, ja es vermittelt sogar die stimmung in der jugendzeit ihrer eltern. es zeigt ebenso die ängste und nöte bestimmter generationen, es macht vergangenes verständlicher.

die beinahe-gegenwart kommt ein wenig kürzer in dem buch vor, aber das macht nichts, denn man kann sie im internet oder in den „shell-studien“ finden. wer wissen will, wie sich jugendliche heute fühlen, sollte sie einfach fragen 😉 . das buch ist bei tolkemitt bei zweitausendeins in frankfurt am main 2010 erschienen. ISBN 978-3-942048-17-0

biografisches schreiben und lust (2)

über die lustvollen erlebnisse im eigenen leben wurde hier schon nachgedacht und darüber wie man sie in die eigene biografie einbinden könnte (siehe https://schreibschrift.wordpress.com/2009/06/15/biografisches-schreiben-und-lust/). doch dieses mal möchte ich den blick auf die lust am biografischen schreiben lenken, denn die beschäftigung mit dem eigenen leben hat auch eine sehr angenehme komponente, mit der wenige rechnen.

beim biografischen schreiben geht es nicht nur darum, vergangenheiten aufzuarbeiten, verdecktes offenzulegen und erinnerungen zu reaktivieren. es geht auch darum, sich seiner zu vergewissern, also für sich selbst eine haltung zu finden, die nicht mit vergangenem hadert. oft wird erklärt, dass der schritt dorthin anstrengend und schwer sei. sich all die widrigkeiten zu vergegenwärtigen, um sie loszulassen, koste viel energie und es gehe einem dann nicht immer gut. das ist möglich, doch oft genug ist das gegenteil der fall.

die schönen momente im leben vergessen wir gern schneller, als die widrigen. das schmerzhafte und problematische bleibt anscheinend besser im langzeitgedächtnis haften und scheint leichter abrufbar zu sein. fragen sie einmal andere menschen, welches die eindrücklichsten erlebnisse in ihrem leben waren und sie bekommen oft traumatische ereignisse geschildert. viele schreibtechniken des biografischen schreibens können aber auch darauf angewendet werden, sich verstärkt an die schönen dinge der eigenen biografie zu erinnern.

und plötzlich fällt menschen auf, wie viele schöne momente sie erlebt haben. es geht mir hier nicht um vorstellungen des „positive thinking“, sondern um das gleichgewicht Weiterlesen

„die große zukunft des buches“ von eco und carrière – ein buchtipp

das ganze buch ein gespräch zwischen zwei buchliebhabern und -sammlern: umberto eco und jean-claude carrière. auslöser für das gespräch ist die frage, ob die digitalisierung unseres lebens, das gedruckte buch zum verschwinden bringt? die leserInnen können sich schon nach ein paar seiten zurücklehnen und feststellen, die wahrscheinlichkeit ist sehr gering. denn die schrift ist eine ähnliche erfindung wie das rad, sie kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. der mensch kann nicht auf die schrift verzichten, seitdem er sie erkannt und entdeckt hat.

anders sieht es damit aus, wie die schrift verbreitet wird, natürlich verlagert sich vieles ins internet, aber auch hier wird man mit erfrischenden gedanken konfrontiert. ein großer stromausfall und vielleicht verschwindet das internet wieder so schnell, wie es gekommen ist. eco vergleicht die situation mit dem zeppelin: eine große katastrophe und die menschheit verzichtete auf diesen fortschritt. nun muss man nicht unbedingt darauf hoffen, vieles fortschrittliche bestand auch weiter, aber das gedankenspiel um die dauerhaftigkeit des buches, „die große zukunft des buches“ liest sich spannend und regt zu vielen eigenen gedanken an.

die beiden experten fragen sich zum beispiel auch, welche schriften uns eigentlich überliefert sind. sind das wirklich die schriften, die damals in den alten kulturen tonangebend waren oder sind es nur zufällige überbleibsel, deren gewicht in den damaligen gesellschaften marginal war? und was bedeutet dies für unsere gläubigkeit an überliefertes?

ein weiter bogen, der aber immer wieder zu der frage zurückführt, ob der unterschied zwischen internet und buch wirklich so groß ist, wie immer getan wird? denn auch früher bei den ersten büchern wurde schon wissen und weitergabe von wissen gefiltert. eco und carrière gehen sogar so weit, dass sie behaupten „unser wissen über die vergangenheit verdanken wir idioten, dummköpfen und gegnern“ (eine der kapitelüberschriften), da der rest verloren gegangen ist oder nicht weitergegeben wurde.

es wird richtig amüsant in dem gespräch, viel wissen wird vermittelt und der diskurs regt zu einer neuen sichtweise an. ich kann dieses buch jedem empfehlen, der sich mit den konsequenzen des internet für unsere gesellschaften auseinandersetzen möchte. ein kluges und witziges, gedrucktes buch 😉 es ist 2011 in münchen beim deutschen taschenbuch verlag erschienen. ISBN 978-3-423-34694-8

biografisches schreiben und finden

wer sich auf die suche nach der eigenen lebensgeschichte begibt, möchte gern etwas finden. meist geht es um erinnerungen, um gefühle von damals und auch um antworten auf manche fragen, die man bisher nicht beantworten konnte. fängt man einmal an, seinen lebensweg aufzuschreiben, fallen einem immer mehr details ein. und die weitere suche kann ganz konkret werden.

da erinnert man sich an beste freundInnen von damals, an lehrerInnen, die einen stark beeinflusst haben, an arbeitskollegInnen oder an beziehungspartnerInnen, die man aus den augen verloren hat. und man begibt sich auf die suche nach manchen, da man wissen möchte, was aus ihnen geworden ist, wie es ihnen geht oder weil man sich nach einem kontakt zurücksehnt, den man als sehr angenehm empfunden hatte.

zum einen blendet man in der rückschau gern mal die gründe aus, weshalb man nicht weiter kontakt gehalten hat, zum anderen glaubt man gern daran, dass sich grundlegend etwas veränderte. das ist oft nicht der fall. am besten kann man dies bei jahrgangstreffen der schulen, die man mal besuchte feststellen. selbst in 20 oder 30 jahren verändern sich die personen und ihre haltungen meist weniger als man vermutet. es entsteht darum nicht selten schnell wieder eine recht vertraute atmosphäre.

es kann jedoch auch zu ernüchterungen kommen. in der erinnerung scheinen viele momente angenehm und lebhaft gewesen zu sein, aber wenn man sich dann wieder in dem kontext bewegt, dann stellt man fest, was einen störte, was nicht so spannend war, wie es Weiterlesen

schreibidee (299)

der stete wandel der gesellschaft vollzieht sich schnell, im laufe der jahre für viele menschen zu schnell. es ist wahrscheinlich sowohl eine alterserscheinung als auch realität, dass man das gefühl hat, der wandel beschleunige sich stetig. dazu kommt, dass im alter gefühlte zeit schneller vergeht. es gibt untersuchungen dazu, dass dieses gefühl bei allen älteren menschen früher oder später aufkommt. und gleichzeitig verstärkt sich die vorstellung, mit dem gesellschaftlichen wandel nicht mehr mithalten zu können. die vergangenheit erscheint häufiger gülden und rosa, die gegenwart wirkt fremd und schal. eine schreibanregung zur aussage „früher war alles besser„. (eine aussage, die heute auch schon gern von 30-jährigen getroffen wird.)

diese schreibanregung ist eher biografischer natur. es wäre in der schreibgruppe vorher zu klären, ob interesse daran besteht. dann kann zum einstieg notiert werden, welche dinge, gegenstände und verhaltensweisen man aus früheren zeiten vermisst. manches davon existiert heute weiter (zum beispiel das brausepulver), manches ist verschwunden (die klebenden spülmittelblumen). von generation zu generation werden dies verschiedene erinnerungen sein. die stichworte sollten in der schreibgruppe vorgestellt werden, da man entweder andere generationen kennenlernen kann oder parallelen zu den anderen schreibgruppenteilnehmerInnen finden kann.

nun sind zwei kurze texte zu verfassen: zum einen ein maximal zweiseitiger text voller unverständnis für die heutige zeit. welche entwicklung, welcher wandel strengen einen an, kann man nicht nachvollziehen? und zum anderen eine auch maximal zweiseitige hymne auf das güldene zeitalter vor etlichen jahren. was vermisst man heute, was hat einem damals besonders gefallen oder was würde man gern neu beleben?. auch diese texte werden kurz vorgetragen, es findet keine feedbackrunde statt.

anschließend wird eine längere geschichte oder betrachtung zu der aussage „früher war alles besser“ geschrieben. natürlich darf man dieser behauptung widersprechen. trotz allem sollte der text recht persönlich gehalten werden, also nicht unbedingt übergreifende philosophische betrachtungen angestellt werden. die geschichte wird anschließend vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt. in der runde können nur aussagen zur schriftlichen umsetzung der eindrücke getroffen werden, es können keine persönlichen eindrücke verhandelt werden.

zum abschluss dann noch einen blick weiter zurück. mensch verklärt nicht nur gern die eigene vergangenheit, auch etliche zeitalter werden idealisiert. so feiern die einen das mittelalter, die anderen die zeit der römer, der griechen oder der azteken. bei genauerer betrachtung wird man schnell mit grausamkeiten konfrontiert, die man heute in unserer gesellschaft nicht mehr erleben möchte. alle schreibgruppenteilnehmerInnen wählen sich ein zeitalter und formulieren in einem maximal zweiseitigen text, warum dieses zeitalter keinen spaß machte. historisch muss das nicht ganz stimmig sein, fantasie und kreativität dürfen gern eingesetzt werden. die texte werden in der gruppe vorgetragen.

biografisches schreiben und vielfalt

manche menschen glauben im alter, ihr leben wäre doch ein ruhiges, ja geradezu langweiliges gewesen, das keinen anderen menschen interessieren könnte. kommt man jedoch mit ihnen ins gespräch, stellt sich sehr schnell heraus, was in ihrem leben alles los war. manchmal waren es kleinigkeiten oder weltereignisse, die etwas auslösten, veränderten und vor allen dingen von den menschen alles forderten. alle sind bemüht aus ihrer perspektive, das beste aus ihrem leben zu machen. allein dieses bemühen ist einen bericht wert.

und wenn man dann mal anfängt nachzufragen oder die menschen sich hinsetzen und anfangen, sich schriftlich an manches zu erinnern, dann wird das erlebte mehr und mehr. schön öfter habe ich in schreibgruppen den effekt erlebt, dass die teilnehmerInnen über die vielfalt ihres eigenen leben erstaunt waren. wen hatte man nicht alles in der zwischenzeit vergessen, welche schwierigkeiten hatte man so gut verdrängt, dass man glaubt, nichts erlebt zu haben. auch die schönen ereignisse verblassen teilweise, wenn man sie sich nicht immer wieder ins gedächtnis ruft. und das biografische schreiben ist eine der besten möglichkeiten, es sich ins gedächtnis zu rufen.

einmal mit der erinnerungen angefangen, ergibt gern eins das andere, und immer mehr details werden wieder erinnerbar. wenn man sie dann aufschreibt, schützt man sich davor, vieles schnell wieder zu vergessen. wer ernsthaft noch einmal einen blick auf seine vergangenheit werfen möchte, der führe am besten ein kleines notizbuch bei sich, um erinnerungsfetzen, die einem an verschiedenen orten begegnen können, gleich zu notieren. auslöser können dabei zum beispiel gerüche, geräusche, bilder oder auch Weiterlesen

liste (42) – vorsätze

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „vorsätze„.

was ich mir für die nächste zeit vornehme:

was ich mir in meinem leben vornahm und umsetzte:

was ich mir in meinem leben vornahm und nicht umsetzte:

was andere von mir erwarten, ich aber nicht erfüllen will:

biografisches schreiben und suche

das ganze biografische schreiben ist eine einzige suche. man begibt sich auf die suche nach der eigenen vergangenheit. man möchte es noch einmal wissen, was war, wie es war und warum es so war? dabei versucht man die steine der vergangheit überhaupt zu finden, dann umzudrehen und sich überraschen zu lassen. das ist teilweise sehr unterhaltsam, wenn man sich an dinge erinnert, dinge wieder findet, die man lang vergessen hatte. oder es ist anstrengend, wenn in der eigenen vorstellung die suche nicht sehr effektiv verläuft oder man sich an weniger schönes erinnert.

die suche nach vergangenem, vergessenem kann man ein wenig forcieren. die einfachste möglichkeit ist es natürlich, wenn man so etwas, wie tagebücher geschrieben hat. sich alte tagebücher vorzunehmen und sie noch einmal zu lesen, versetzt einen meistens recht schnell wieder in die gefühls- und erlebniswelten von damals. hier wird man mit großer wahrscheinlichkeit schnell finden, was man suchte.

eine weitere möglichkeit ist es, sich mit menschen aus der vergangenheit zu unterhalten, sie zu befragen. auch wenn diese sich vielleicht nicht mehr an alles erinnern, so können sie einem doch oft bei der suche weiterhelfen. manchmal genügt es auch, sich mit menschen zu unterhalten, die ähnliches erlebt haben. das kann eigene erinnerungen wecken.

oder man schaut in die archive von zeitungen, in bibliotheken oder in filmarchive, um wieder ein bild von der vergangenheit zu bekommen. da erinnert man sich dann plötzlich an ereignisse, die man einmal sehr wichtig fand, die sich aber nicht in den gedanken festsetzten. es hilft als brücke zu den eigenen, ganz persönlichen ergebnissen. vorteil ist dabei, dass unser langzeitgedächtnis meist länger gut funktioniert als das kurzzeitgedächtnis.

oder man nutzt diverse assoziationstechniken, Weiterlesen

schreibberatung und kritik

ein heikles gebiet: wie sollte in einer schreibberatung an den texten kritik geübt werden? wenn man davon ausgeht, dass jemand in die beratung geht, der gerade schwierigkeiten damit hat, seine schreibaufgaben zu erledigen, dann kann kritik schnell dazu führen, dass überhaupt nicht mehr geschrieben wird. denn nicht selten basiert die schreibkrise auf übertriebener selbstkritik. wird da von den beraterInnen noch ein draufgesetzt, findet sich die perfekte bestätigung der selbstkritik.

also müsste im ersten schritt der beratung eigentlich geklärt werden, welche funktion kritik im zusammenhang mit dem schreiben hat. sie stellt nicht die person in frage, sie ist immer nur eine anregung, sie bietet die chance dazu zu lernen und sie wird nur den geäußerten bedürfnissen der ratsuchenden folgend formuliert. doch ebenso wird sie nicht schönreden. es hilft niemandem, wenn man kritik schönredet. kritik sollte sich immer an der realität orientieren. wenn jemand zum beispiel bei einer hausarbeit vollständig das thema verfehlt, dann macht es keinen sinn, nur zu äußern, dass das eine unterkapitel ganz interessant formuliert sei.

werden während der beratung die kriterien der kritik geklärt und erklärt, dann ist am ehesten vermittelbar, dass die kritik sich nicht gegen die ratsuchenden richtet. die schwierigkeit, kreativ geschaffenes zu kritisieren besteht immer wieder darin, dass es von den kritisierten gern in eine persönliche, also personalisierende kritik verwandelt wird. hier hilft nur gebetsmühlenartige wiederholung, dass es nicht um die person geht, die einem gegenübersitzt, sondern um den text.

es gibt manche vorstellungen, wie kritik funktionieren sollte: so wird gern die sandwich-technik angewendet. dies bedeutet, den kritischen teil mit positiven kritiken zum umhüllen. mit scheint dies zu strategisch, denn es bedient eigentlich die angst vor kritik. Weiterlesen

liste (28) – ziele

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „ziele„.

meine größten ziele für die zukunft:

meine kleinsten ziele für die zukunft:

die wichtigsten ziele, die ich bis jetzt erreicht habe:

die ziele, die ich leider nie erreichen konnte:

davon träume ich, weiß aber, dass es sich wahrscheinlich nie erreichen lässt:

meine träume, die erstaunlicherweise wirklichkeit wurden:

biografisches schreiben und ziele

wie weit setzt man sich ziele in seinem leben? zwei aspekte können in bezug auf das biografisches schreiben betrachtet werden. zum einen der blick in die vergangenheit und zum anderen der daraus folgende ausblick in die zukunft. vielleicht kann man bei diesen betrachtungen einfließen lassen, wie weit man sich überhaupt ziele im laufe seines lebens gesetzt hat.

es gibt menschen, die die nächsten fünf bis zehn jahre ihres lebens planen. sie nehmen sich vor, bestimmte gehaltsvorstellungen zu erreichen, ausbildungen abzuschließen oder auch nur gesund geblieben zu sein. andere menschen wiederum lassen alles auf sich zukommen, sie wollen und können nicht planen, sondern erwarten gespannt, was als nächstes in ihrem leben passiert. sie haben maximal grobe ziele, dass sie zum beispiel ihr finanzielles auskommen im laufe ihres lebens haben oder dass sie einen großen freundeskreis ihr eigen nennen können.

bei der zielorientierung gibt es kein gut oder schlecht. hier sollte wieder jeder der vorstellung folgen, die ihm am angenehmsten ist. beide gerade genannten vorstellungen bieten vor- und nachteile. die starke orientierung an zielen kann eine gute planung und vorbereitung auf nächste schritte im leben bedeuten. sie kann ebenso einschränken, da an den zielen lang festgehalten wird, auch wenn sie sich als nicht zu verwirklichen herausstellen. keine konkreten ziele zu verfolgen ermöglicht ein flexibles reagieren auf ereignisse. gleichzeitig besteht aber die gefahr, sich in dem um einen herum geschehenden zu verheddern und die eigenen interessen aus den augen zu verlieren. zwischen diesen beiden polen der zielorientierung gibt es eine große bandbreite unter den menschen.

beim betrachten der eigenen lebensgeschichte kann man einen blick darauf werfen, wie weit man dem nahe gekommen ist, was man sich wünschte, erträumte oder eben angestrebt hat. Weiterlesen

biografisches schreiben und blickwinkel

beim betrachten der eigenen lebensgeschichte geht man erst einmal ausschließlich von der eigenen sichtweise aus. man hat etwas erlebt im laufe seines lebens und schreibt die eindrücke, erfahrungen und erlebnisse nieder. es ist einem wichtig dies für sich selber so umfassend und interessant wie möglich aufzuschlüsseln. doch der blick bleibt oft ein einziger, nämlich der eigene.

doch interessant könnte eine erweiterung des biografischen schreibens um den blick anderer sein. wie haben andere die für mich bewegenden oder einschneidenden Situationen erlebt? wie stellte sich alles aus ihrer sich dar? um dies zu erfahren, kann man zum beispiel wegbegleiterInnen aufsuchen oder anschreiben, und sie bitten, einem ihre erinnerungen mitzuteilen. dies kann in einem interview oder einem text geschehen.

dadurch ergeben sich eine menge zusätzliche möglichkeiten. man kann seine aufgeschriebene lebensgeschichte mit o-tönen anderer untermalen. man hat die möglichkeit, die eigene sichtweise noch einmal zu hinterfragen, um sich dadurch nicht nur in der eigenen egozentrischen sicht zu verlieren. man kann aber auch bestätigungen für die eigenen annahmen und deutungen zu den handlungen anderer erfahren. oder man erhält ganz neue informationen, die damals, als die dinge geschahen, nicht ausgesprochen werden konnten und durften. man kann in auseinandersetzung mit den aussagen und beobachtungen anderer treten, ihnen im eigenen text widersprechen, das für und wieder der verschiedenen darstellungen abwägen. Weiterlesen

schreibidee (162)

im alltag erlebt man im öffentlichen raum oft kurze ausschnitte aus einer längeren handlung. man schnappt einen gesprächsfetzen auf, man sieht eine handlung oder man erlebt eine reaktion. die hintergründe sind einem unbekannt, doch oft genug fängt man gleichzeitig an, darüber zu spekulieren, was diesem ereignis vorangegangen sein könnte. ähnliches soll in dieser schreibidee geschehen, nur nicht aufgrund von alltagserlebnissen, sondern mit hilfe von bildern. es werden „was-geschah-vorher-geschichten“ geschrieben.

den teilnehmerInnen der schreibgruppe wird eine auswahl sehr verschiedener bilder zur verfügung gestellt. alle wählen sich jeweils zwei bilder aus. davon sollte eines ein stilleben sein und das andere das abbild einer handlung. zu beiden bildern schreibt man nun die vorgeschichte auf ungefähr eine seite.

die bilder werden nun an die jeweiligen nachbarInnen in der schreibgruppe weitergegeben. diese schreiben ihre eigene vorgeschichte zu den bildern. im anschluss werden die bilder mit ihren zwei vorgeschichten vorgestellt. dies bietet einen schönen vergleich der fantasien der teilnehmerInnen.

nun wählen sich alle abermals ein neues bild aus. dabei gibt es keine vorgaben. es ist eine längere „was-geschah-vorher-geschichte“ zu schreiben. im anschluss wird das bild mit der vorgeschichte wieder an nachbarInnen weitergegeben. doch dieses mal schreiben alle die vorgeschichte zur vorgeschichte. das bedeutet, sie lesen sich den text ihrer kollegInnen durch und überlegen sich, was denn eine gewisse zeit vorher noch geschehen sein könne. dabei muss kein bezug mehr auf das bild genommen werden. dieser schritt kann noch einmal in der schreibgruppe vorgenommen werden, um im anschluss die langen geschichten bis zu dem bild vorzutragen. und plötzlich hat man kleine erzählungen, deren schluss eine fotografie darstellt.

das schreiben und der wandel der zeit

beim aussortieren diverser unterlagen, fiel mir auch ein propaganda-blättchen der bundesregierung aus dem sommer 2007 in die hand. weiß der geier, weshalb ich dies behalten habe. jedenfalls steht da in großen lettern unter „deutschland aktuell“ der titel „gemeinsam den aufschwung gestalten“. anderthalb jahre später würde sich schon die titel „gemeinsam den abschwung gestalten“ oder „gemeinsam die krise überstehen“ anbieten.

schreiben, ob literatur oder im internet, ob journalismus oder tagebuch, unterliegt dem zeitgeist, der sich rasant schnell ändern kann. beim journalismus gehört dies zum job, jeden tag eine neue wichtige meldung, die wochen später schon wieder vergessen ist. aber in der literatur kann dies zum problem werden. vor zwei tagen habe ich bei einer lesung eine geschichte gehört, in der ein handy und sein klingelton die hauptrolle spielten und auslöser vieler verwicklungen war. diese geschichte wird eine begrenzte halbwertszeit haben, da es in etlichen jahren vielleicht gar keine handys mehr gibt.

was geschieht mit geschichten, in denen die glühbirne ein warmes licht spendete. schreibt man nun, „die energiesparlampe spendete ein helles licht“? allein der begriff „energiesparlampe“ klingt extrem technisch und kalt. aber von glühbirnen zu schreiben, würde nicht mehr der realität entsprechen und die geschichte kann nur noch von zeiten vor 2010 handeln. oder storys, in denen saure milch eine große rolle spielt wird es in absehbarer zeit auch nicht mehr geben, da die milch inzwischen ewig haltbar ist. so kann der wandel der zeit die geschichten überholen und sie schnell auf das gebiet der „historie“ verschieben. vor allen dingen texte, die aktuelle techniken und entwicklungen einbeziehen, werden in etlichen jahren wahrscheinlich als geschichten der vergangenheit betrachtet werden, die ein bild davon liefern, wie man damals so lebte.

denn welche kutsche irrt heute noch durch den wald oder welcher autofahrer verfährt sich ohne gps. wer zeitlose literatur verfassen will, soltte nicht unbedingt technik eine rolle spielen lassen oder sie nur am rande erwähnen, denn sicher ist nichts, noch nicht einmal unser wirtschaftssystem.

schreibidee (93)

es gibt zusammenkünfte von menschen, die sich schon sehr lang kennen und immer wenn sie aufeinandertreffen nach der mitteilung neuester entwicklungen an dem punkt „erinnerst du dich noch…“ landen. dies kann in einer schreibgruppe der anlass für eine schreibanregung sein. es sollen „vor-20-jahren-geschichten“ geschrieben werden.

dabei geht es nicht automatisch um biografisches schreiben, sondern um die generelle erinnerung. so würde man erst einmal mit der frage „was hast du 1989 gemacht?“ starten. alle teilnehmerInnen notieren sich, an was sie sich von vor 20 jahren erinnern. die folgende frage „was war 1989 los?“ bezieht sich auf gesellschaftliche ereignisse, musik und moden. diese erinnerungen werden in der gruppe zusammengetragen. da würde zum beispiel der fall der mauer bei vielen eine rolle spielen. die letzte frage bezieht sich noch einmal auf die persönliche entwicklung: „was hast du vor 20 jahren für dich gelernt?“. es kann sein, dass man sich nicht mehr an alles erinnert. das tut der schreibanregung aber keinen abbruch. nach den fragen wird nun noch ein cluster zur zeit vor 20 jahren erstellt. und dann soll eine geschichte aufgrund der notizen und des clusters geschrieben. die texte werden in der gruppe vorgetragen. und zum abschluss können noch musikstücke und literatur aus dieser zeit vorgestellt werden. anschließend soll noch ein kurzes gedicht zu den eindrücken verfasst werden. diese anregung lässt sich natürlich mit allen zeitabständen durchführen. sie kann sowohl in einer biografiegruppe als auch beim kreativen schreiben eingesetzt werden.

biografisches schreiben und entschleunigung

 

nach dem schreibwochenende im letzten post bietet sich jetzt noch die biografie-klausur an. wer sich seiner lebensgeschichte stellen möchte, kommt gar nicht darum herum, dies häppchenweise zu machen. denn hier ist meist recherche vonnöten. muss doch erst einmal geschaut werden, was man noch an zeitzeugnissen finden kann. oder vielleicht noch einmal seine heimat besuchen, um ein gefühl für die vergangenheit zu bekommen.

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biografisches schreiben und unterstützung

 

manche menschen kommen erst in sehr fortgeschrittenem alter auf die idee, ihre biografie zu verfassen. oder angehörige hätten gern die lebensgeschichte ihrer verwandten festgehalten. doch das selber schreiben bereitet schwierigkeiten, ist vielleicht gar nicht möglich. also tut unterstützung not.

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zeitzeugengeschichte-homepage und lebensgeschichten

hier ist dann auch schon die erste seite, die dieses jahr einen grimme-online-award erhalten hat. dabei handelt es sich um eine seite, die aus interviews mit zeitzeugen besteht. vor allen dingen mit menschen, die das dritte reich miterlebt haben. das besondere an dieser seite ist, dass die interviews schülerInnen geführt haben und sie so bearbeitet haben, dass sie ins internet gestellt werden können.

dort sind sie nachzulesen, zu hören und weitere informationen zu bekommen. dieses projekt erscheint umso wertvoller, je weniger zeitzeugen aus dieser zeit noch leben. letztendlich waren auch die vielen verschiedenen zeitzeugenprojekte mit ein auslöser für die weitere etablierung des biografischen schreibens.

doch besonders sinnvoll finde ich, dass vor allen dingen junge menschen, menschen erleben, die unter ganz anderen lebensbedingungen aufgewachsen sind, vielfältige lebensgeschichten haben und davon erzählen. es ist noch einmal ganz anders ein buch über bestimmte lebensgeschichten zu lesen oder einer leibhaftigen person gegenüberzusitzen und von ihrem leben zu hören. bei solchen kontakten besteht auch immer die möglichkeit nachzufragen und zu diskutieren. sicherlich eine wunderbare ergänzung zum geschichtsunterricht. die homepage ist zu finden unter: http://www.zeitzeugengeschichte.de/

übrigens brachte in diesem zusammenhang die süddeutsche zeitung in ihrer letzten wochenendausgabe ein lange interview mit der schriftstellerin judith kerr, die berühmt wurde durch ihr buch „als hitler das rosa kaninchen stahl“. das buch ist sehr zu empfehlen, da es die erlebnisse eines mädchens in der zeit des dritten reiches schildert. judith kerr sagte, sie habe das buch auch für ihre kinder geschrieben, damit sie wüssten, was sie erlebt habe. der versuch ist gelungen und auch ein beispiel für biografisches schreiben.