Schlagwort-Archive: vermenschlichung

mein computer und ich – eine umgangslehre (09)

emotionen

in diesem abschnitt der betrachtungen zum computer, komme ich dem titel der reihe besonders nahe: „mein computer und ich“ signalisiert schon einen bezug, der über die nutzung eines werkzeugs oder eines dings hinausgeht. so wie es scheint, entsteht ein emotionaler bezug zu dem werkzeug des schreibens, surfens und kommunizierens.

ein grund mag in der multimedialität des computers liegen. er ist inzwischen die schaltstelle vieler lebensbereiche und deckt etliche werkzeuge gleichzeitig ab. verschwindet ein computer (also fällt der strom aus oder gibt die festplatte den geist auf), scheint dies schlimmer zu sein, als der ausfall des kühlschranks.

und noch eine tatsache macht den kontakt zum computer so emotional, ja beinahe menschlich: der computer deckt viele bereiche unserer sozialen interaktion ab. wie die geschichte von kaspar hauser zeigte, benötigen wir diese interaktion zum überleben. neben der direkten, realen kommunikation machte die einführung des internets ein weiteres virtuelles feld der kontakte auf, das inzwischen zum alltag gehört und in das sich vieles aus der realen welt verlagert.

ein letzter aspekt der emotionen ist die undurchschaubarkeit der rechenprozesse im hintergrund. schon der bildschirm eines computers, die nutzeroberfläche suggeriert einen schreibtisch, aktenordner oder ein blatt papier. auch ohne internet bewege ich mich in einer virtuellen welt, die der computer generiert. ich arbeite an der oberfläche im wahrsten sinne des wortes und nicht direkt mit der festplatte, in die ich informationen kratze oder mit kleinen schaltern, die ich an und aus schalte. diese distanz zwischen werkzeug und benutzer erhöht das gefühl von ohnmacht, wenn etwas geschieht, das ich nicht steuern kann und das ich nicht wollte.

und so muss die maschine als stellvertreter für kollegInnen, für mitmenschen und teils für beziehungspartner herhalten. dabei kann es dann zu ähnlichen konflikten kommen, wie sie im realen leben auch stattfinden. es ist schwer sich dieser vorstellung zu entziehen und es wird immer schwerer, je mehr tätigkeiten computer übernehmen können.

wird zum beispiel der haushalt zu großen teilen vom computer gesteuert (ein ziel vieler neuer entwicklungen) und der computer ist für die müllentsorgung zuständig, erledigt das aber nicht korrekt, dann bekommt er die rolle anderer menschen, die nie den müll rausbringen. sich in diesem moment zurückzunehmen und sich zu sagen, dass die maschine einen defekt hat, also einfach nur repariert werden muss, fällt sichtlich schwer. denn es sind alltäglichkeiten, die Weiterlesen

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schreibidee (274)

es gibt kaum einen vierbeinigen freund, der den menschen so beschäftigt, wie der hund (außer natürlich für manche die pferde, deren rücken irgendwie das glück der erde sind). aber auch bei pferden sind meist hunde ein zierendes beiwerk, wie bilder von jagdgesellschaften aus früheren zeiten zeigen. und die katze ist doch ein eher widerspenstiges wesen, wohingegen der hund regelmäßig zu lebenspartnerInnen- oder kinder-ersatz umfunktioniert wird. bei dieser großen bedeutung wird es zeit eine schreibanregung für „hunde-texte“ zu geben.

die haltung zu hunden ist zwiespältig, nicht wenige menschen fürchten sie, im gegensatz zu den hundenarren. und mancher hund wurde von ihren besitzerInnen in eine waffe verwandelt. darum soll zum einstieg, das persönliche verhältnis zum hund von den schreibgruppenteilnehmerInnen geklärt werden. alle schreiben einen zweiseitigen brief an einen hund mit der anrede „hallo hund, was ich dir immer schon einmal schreiben wollte …“. die briefe werden in der schreibgruppe vorgetragen.

im anschluss werden auszüge aus „die aufzeichnungen des pudels ali“ (autor wolfdietrich schnurre) von der schreibgruppenleitung vorgetragen und als kopie verteilt. nun sind alle teilnehmerInnen aufgefordert, die aufzeichnungen ein wenig fortzuführen. wie sieht die welt und das zusammenleben mit den menschen, aus der sicht eines hundes aus? manche hundebesitzer schwören ja darauf, dass ihr vierbeiner sie versteht. ist das wirklich so? auch diese texte werden anschließend in der gruppe vorgetragen und es gibt eine feedbackrunde, die raum für eine diskussion über das wesen der hunde gibt.

zum abschluss ist noch eine hundegeschichte zu schreiben. einzige vorgabe für diese geschichte ist es, dass ein hund der hauptprotagonist ist. wie das umgesetzt wird, bleibt den schreibgruppenteilnehmerInnen überlassen. der hund muss nicht positiv oder vermenschlicht dargestellt werden, er soll nur eine rolle spielen. die geschichten werden vorgelesen und es findet eine feedbackrunde statt.

schreibidee (246)

berlin ist nicht nur die hauptstadt des landes, berlin ist auch die stadt der haustiere, vor allen dingen der hunde. in ländlicheren regionen würde man nicht unbedingt von haustieren sprechen, sondern von nutztieren, die gehalten werden, doch das sind feinheiten. darum werden nutztiere einfach dazugezählt, wenn es in dieser schreibanregung darum geht, „haustier-geschichten“ zu schreiben.

doch beim einstieg kann man nicht davon ausgehen, dass jeder mensch einmal mit einem haustier (nutztier) gelebt hat. darum werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, falls sie nie ein haustier hatten, eines ihrer wahl zu erfinden. denn zu beginn sollen alle teilnehmerInnen auf jeweils einer seite maximal drei haustiere, die sie hatten oder erlebten in einem psychogramm beschreiben. was waren die eigenheiten des tieres (hier darf auch das eigene reitpferd oder der wellensittich der oma beachtung finden).

die kurzen haustier-psychogramme werden in der schreibgruppe vorgelesen. anschließend wählt man eines der tiere aus. es darf auch das tier anderer teilnehmerInnen sein. es soll eine geschichte geschrieben werden, die zwei vorgaben hat: zum einen spielt das tier die hauptrolle, zum anderen tauchen die gedanken des tiers in der geschichte auf. die geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und beim feedback wird betrachtet, wie gut die „tierischen“ gedanken erfasst wurden.

anschließend sollte die menschliche seite der haustierhaltung beleuchtet werden. dieses mal wir eine geschichte aus sicht der haustierhalterInnen geschrieben. dazu gibt es auch eine vorgabe: die halterInnen müssen in ihr haustier (nutztier) vernarrt sein und es das verhalten des tieres vermenschlichen. auch diese geschichte wird anschließend in der schreibgruppe vorgetragen, um im feedback den fokus auf die darstellung der vermenschlichung zu legen.

zum abschluss können dann noch sehr versöhnliche texte geschrieben werden. denn nun geht es um kurze geschichten, wie ein haustier das leben eines menschen zum positiven verändert. zum beispiel wird durch das tier die einsamkeit überwunden, das herrchen wird gerettet oder das pferd baut zum autistischen kind eine beziehung auf. es gibt viele möglichkeiten für schöne erlebnisse mit tieren.
generell wäre zu überlegen, ob die schreibgruppenteilnehmerInnen ihre tiere nicht mitbringen können, wenn sie lust haben.

kreatives schreiben und tiere

wie konnte ich bisher nur die zwei-, vier-, sech-, acht- und x-beiner vergessen? eigentlich war meine affinität zu den geschöpfen dieser erde mal recht groß. aber beim schreiben erinnern sie wohl doch zu sehr an fabeln und märchen. und irgendetwas wehrt sich gegen die vermenschlichung. wie erzählte mir vor kurzem jemand, den ein hund angefallen hat? das herrchen (die verniedlichung ist wahrscheinlich in dem moment sehr passend) sprach mit seinem hund: „na du kleiner racker, was machst du denn für sachen?“

doch abseits davon sind tiere eine unerschöpfliche quelle fantasievoller geschichten. wieso nicht die fische vor der küste japans sich über die zunehmende strahlung unterhalten lassen. oder einfach nur wie tiervater brehm eine charakteranalyse eines tieres (oder eines fantasietieres) erstellen. auch hier greift natürlich die vermenschlichung, aber es gibt gar keine andere möglichkeit. ich weiß nicht, was die dicke hummel denkt, wenn sie eine honigreiche blüte findet. ich weiß auch nicht, was der hund denkt, wenn er mir den knochen vor die füße wirft.

und ich kann natürlich diverse tiere miteinander kommunizieren lassen. sie können mich oder andere menschen plötzlich ansprechen. sie können untereinander ein gespräch führen. der zeichentrickfilm macht es vor, wie gut tiere eine rolle abgeben. es ist der mix aus charakterisierung, vermenschlichung und übertragung, der die zuschauer das agieren der tiere auf das leben des menschen übertragen lässt. also doch zurück zur fabel, die die verschiebung auf ein anderes lebewesen nutzt, um eine botschaft direkter zu vermitteln. würde man in tiergeschichten die tiere durch menschen ersetzen, Weiterlesen

selbstbefragung (89) – tiere

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „tiere„.

  • haben sie haustiere? warum?
  • was glauben sie, warum tierschutz einen so hohen stellenwert im gegensatz zu sozialer unterstützung von menschen hat?
  • wie stellen sie sich das „denken“ eines hundes vor? beschreiben sie.
  • was halten sie von tierversuchen? warum?
  • welche tiere flößen ihnen angst ein? zählen sie auf.
  • warum vermenschlichen wir tiere und machen den menschen tierisch?
  • welchem tier fühlen sie sich verwandt?
  • essen sie fleisch?
  • mit welchen tieren sind sie aufgewachsen?
  • wie würden sie ihr verhältnis zu tieren bezeichnen?

kreatives schreiben und gegenstände

der mensch mag es, wenn er gegenständen und tieren, also belebten und unbelebten dingen, eine seele und handlungsfähigkeit anhängen kann. da entwickelt sich eine zwiesprache mit dem computer, der nicht das macht, was man möchte. da wird dem lebewesen, dem fiffi als beständigen begleiter, die gleiche reflexionsfähigkeit zugesprochen wie einem menschen. es ist im alltag schwer vorstellbar, das gegenstände und lebenwesen keinen eigenen willen entwickeln, der den eigenen interessen zuwider läuft.


diese form der vermenschlichung lässt sich beim kreativen schreiben wunderbar nutzen. hier darf der cocktailshaker mit dem eiswürfel ein zwiegespräch über die ohnmacht beim shaken geführt werden. hier können metaphorische texte auf das menschliche leben bezug nehmen. so können je nach funktionalität den gegenständen eigenschaften zugeschrieben werden, die eher menschen anhängig sind. das erleichtert es zum beispiel, dinge direkter auszusprechen, die an menschen dargestellt, schnell zu kritik führen könnten. aber es ermöglicht auch, aus größere distanz situationen wiederzugeben.


diese möglichkeiten können in schreibanregungen ihren ausdruck finden. wie oben schon kurz erwähnt, lässt sich zum beispiel der alltag mit einem toaster vergleichen, mit einer rührmaschine oder einem backofen. das handy wäre eine plaudertasche, der regenschirm die urmutter und der stein die hartnäckigkeit. übrigens werden vor allen dingen steine und kiesel gern symbolisch verwendet für bestimmte menschliche zustände.


diese spielereien im kreativen schreiben sollten nicht zu viel niederschlag im alltag finden, denn sonst kommt es zu den reaktionen, die vor allen dingen bei computernutzern festzustellen sind, es wird beschimpft, darauf eingeschlagen und aus dem fenster geworfen. auf der anderen seite scheint es besser, dass die aggressionen am gegenstand ausgelassen werden (siehe boxen und sandsack), denn an anderen menschen. beiden aspekten gleich ist es, dass meist weder die gegenstände noch die menschen der grund der aggressionen ist, es sind die bedingungen und umstände.