Schlagwort-Archive: verstehen

Verständlichkeitsstudie – ERGO Versicherungsgruppe AG – ein lesetipp

wer versteht das kleingedruckte? wer liest und versteht gebrauchsanweisungen? wie soll man eine steuererklärung machen, wenn man sie nicht versteht?

erste ergebnisse einer studie von forsa, im auftrag der ergo versicherungsgruppe, können im internet nachgelesen werden. es lohnt sich ein blick in die pressetexte zu werfen, denn neben den texten von versicherungsverträgen scheinen die steuererklärungen am unverständlichsten zu sein.

da kann man tief durchatmen. dachte man doch immer, die anderen würde das alles verstehen, nur man selber ist zu doof dazu. bei den befragten texten könnte man eine wortklauberei an die andere hängen. und vielleicht schafft es ja eine schreibpädagogik mit kreativem schreiben, die welt ein stück verständlicher zu machen.

übrigens lesen frauen das kleingedruckte öfter als männer. was ein echter kerl ist, der kriegt das schon so hin – auch wenn er monate dafür braucht. aber ein blick ins kleingedruckte oder die gebrauchsanweisung ist ein zeichen von schwäche 😀

hier kann man nachschauen:

ERGO Verständlichkeitsstudie | ERGO Versicherungsgruppe AG.

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selbstbefragung (158) – bürokratie

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „bürokratie“.

  • in welchem moment kam die bürokratie das erste mal über sie? beschreiben sie.
  • welche unterlagen haben sie überhaupt nicht verstanden?
  • welches problem bekamen sie im zuständigkeitswirrwarr nie geregelt?
  • verhalten sie sich auch manchmal bürokratisch? warum?
  • wann bedeutet bürokratie sicherheit für sie?
  • wie würden sie das steuersystem verändern? beschreiben sie.
  • bei welchen bürokratischen abläufen finden sie unsere gesellschaft am ungerechtesten?
  • wie gehen sie heute mit bürokratischen situationen um? beschreiben sie.
  • ist so eine „selbstbefragung“ wie diese hier nicht auch ganz schön bürokratisch? warum?
  • welches gesetz würden sie sofort erlassen?

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

wissenschaftliches schreiben und eifersucht

das wort „eifersucht“ ist vielleicht nicht ganz zutreffend, man kann es auch neid oder konkurrenzverhalten nennen. denn in den wissenschaften herrscht inzwischen eine hauen und stechen um positionen und vor allen dingen finanzierungen. dies folgt der vorstellung, dass konkurrenz das geschäft belebe.

wie hier im blog vor kurzem beschrieben, ist dies in bezug auf grundlagenforschung und gesellschaftliche notwendigkeiten ein trugschluss. als beweis kann man zum beispiel die gefälschten forschungsergebnisse, die gehäuft veröffentlicht oder zumindest lanciert werden, sehen. da es kaum mehr grundsicherungen für wissenschaftlerInnen gibt, lebt nun auch die forschung von der sensation. dies bringt aber menschen dazu, sensationen zu schaffen, die gar nicht existent sind.

daneben werden weiterhin berufungen und stellenbesetzungen an die zahl der veröffentlichungen geknüpft. dies hat den effekt, dass forschende teilweise auf teufel komm raus versuchen, aus teilergebnissen eine veröffentlichung zu erstellen. zudem werden dadurch die hierarchien in den hochschulen gestärkt, da vorgesetzte darauf bestehen, in der veröffentlichung genannt zu werden, obwohl die eigentliche forschungsarbeit von ihren mitarbeiterInnen geleistet wurde.

und als weiterer aspekt kommt noch der zeitdruck hinzu. die forschungsergebnisse sollten vor den anderen, den konkurrentInnen, veröffentlicht werden, um seine spitzenposition zu erhalten. doch damit unterbindet man teamwork und kollaboratives forschen. oft wird mit heisser nadel gestrickt und nicht selten sind die forschungsergebnisse nicht wiederholbar.

dies hat auch auswirkungen auf das wissenschaftliche schreiben. auf den eigentlichen schreibprozess wird immer weniger zeit verwendet. forschungsergebnisse sind für die normalsterblichen kaum mehr zu verstehen. das liegt nicht ausschließlich an der komplexität der forschungen. inzwischen bereitet die ergebnisse Weiterlesen

biografisches schreiben und kommunikation

wir sind soziale wesen. kaspar hauser hat gezeigt, dass wir ohne ansprache, ohne kontakt zu anderen menschen verkümmern. es zeigt sich, dass wir den austausch benötigen, um zu lernen. erst machen wir nach, was andere machen, sprache entwickeln wir durch kopieren und erfolg haben. später denken wir selber, kopieren zwar auch noch, aber entwickeln gleichzeitig eigene formen der kommunikation. und je nach erfahrungen, die wir gemacht haben, fällt es uns leichter oder schwerer, mit anderen in kontakt zu kommen.

dabei geht es nicht nur um die sprachlichen fähigkeiten, es geht in der kommunikation noch einen ganzen schritt weiter: sende ich eine botschaft, die der empfänger auch als passend empfindet? wenn mir zum beispiel jemand von seiner schweren erkrankung berichtet und daraufhin frage, ob er die britische prinzenhochzeit auch im fernsehen verfolgt hat, dann könnte dies als affront verstanden werden. darum lernen wir neben der sprache, neben dem sich ausdrücken auch eine form von emotionaler einstimmung auf die anderen. von all dem (und noch weiterem, das hier aber zu viel würde) hängt ab, ob uns kommunikation glückt oder eher nicht.

beim biografischen schreiben können wir einen blick darauf werfen, in welchen situationen wir das gefühl hatten, dass uns kommunikation besonders gut glückte. meist geht für uns ein sehr angenehmes gefühl damit einher, wenn wir feststellen, dass wir mit unserem gegenüber auf einer ebene interagieren. man fühlt sich aufgehoben, angenommen und verstanden. darum versuchen wir immer wieder kontakt zu anderen menschen aufzunehmen. auch dieses fällt dem einen schwerer, dem anderen leichter. im biografischen schreiben können wir davon berichten, welche kommunikationen uns gut getan haben, welche uns leicht gefallen sind, durch welche wir uns weiterentwickelt haben, wodurch wir am meisten lernten und wie wir im laufe der zeit unser soziales netz gespannt haben.

denn es geht anderen genauso wie uns. und vielleicht finden sich beim lesen von lebensgeschichten, kommunikationsberichte, die wir ähnlich kennen und erlebt haben. denn erstaunlicherweise gefallen auch oft die bücher und berichte, die unserem eigenen erleben entsprechen. Weiterlesen