Schlagwort-Archive: wertung

kreatives schreiben und unsicherheit

kreatives schreiben mag die selbstsicherheit in bezug auf das schreiben erhöhen, es mag das spiel mit den wörtern fördern und einen kreativen schub geben. aber es steigert nicht automatisch die selbstsicherheit, mit dem geschriebenen an die öffentlichkeit zu gehen. erst das gemeinsame schreiben in gruppen und die leserunden in den gruppen können ein gespür dafür geben, dass die eigenen texte hörbar und interessant sind.

man kann darüber spekulieren, weshalb es menschen schwer fällt, mit selbstgeschriebenem an die öffentlichkeit zu gehen. zum einen sind es bei vielen menschen die schulerfahrungen, die davor zurückschrecken lassen, das eigene (und teilweise persönliche) einer bewertung auszusetzen. und dann ist es meist die vorstellung von der zu erwartenden bewertung. man ist daran gewöhnt, dass dinge in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. die wenigsten kennen ein feedback, das aufzeigt, was einzelne hörerInnen oder leserInnen anspricht, welche worte oder textabschnitte ansprechen, wie ein text wirkt.

und so werden im vorfeld selbsturteile gefällt. das vortragen des textes wird eingeleitet mit entschuldigen wie „nur“, „versucht“, „nicht ganz fertig“ oder „habe ich noch nicht überarbeitet“. hier bricht sich die unsicherheit bahn, die durch das kreative schreiben sogar erst einmal verstärkt werden kann. denn man begegnet sich selbst intensiver während des schreibprozesses. persönliches fliesst in den schaffensprozess ein. seien es begebenheiten, gefühle oder erinnerungen, die sich raum im kreativen nehmen, die sich verselbstsständigen.

es ist ähnlich wie mit der psychologie. hier ist auch manchmal zu hören: gehen sie davon aus, dass sie im laufe ihrer auseinandersetzung mit dem fach eher verunsicherter werden, denn sicherer. denn wie beim kreativen schreiben, offenbaren sich für viele menschen plötzlich welten, die bis dahin überhaupt nicht beachtet wurden. persönliche wünsche und bedürfnisse schieben sich in den vordergrund, die man so lang unbewusst im zaum hielt. das eigene wird verglichen, wird seziert, wird maskiert und immer wieder offenbart. wie weit nehmen es die anderen wahr? was machen sie damit? richten sie mein veröffentlichtes gegen mich selbst?

und doch lohnt es sich für die meisten menschen, sich diesen unsicherheiten auszusetzen. das offenbaren des persönlichen ist Weiterlesen

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biografisches schreiben und kunst

ein weites feld: es geht um ästhetik, um geschmack oder um eigene künstlerische ambitionen. das erstaunliche in unserer gesellschaft ist, dass wir die kunst zwar schlecht behandeln (miese bezahlung und finanzierung, minimale verankerung in der (aus)bildung, skurriler geniekult), gleichzeitig aber nicht von ihr lassen können. zwischenzeitlich scheint es (und wird es auch so vermittelt), wie wenn kunst und kultur ein luxusproblem wären. dabei zeigt sich, dass selbst unter widrigen lebensumständen immer wieder kunst geschaffen wurde.

kunst vermittelt zwischen erworbenen fähigkeiten, gesellschaftlichen vorstellungen und persönlichem ausdruck. kunst kann kritisieren, untermalen, konservieren oder auch nur anarchisch durch das leben mäandern. beim verfassen der eigenen lebensgeschichte, sollte auf keinen fall der bezug zur kunst, zum künstlerischen fehlen. immer noch begegnen viele menschen dem begriff „kunst“ mit ehrfurcht und sehen sich selbst weit entfernt von kreativität. betrachtet man aber den alltag, dann zeigt sich, dass sowohl kunst konsumiert als auch geschaffen wird.

es heisst nicht ohne grund gartenkunst, kochkunst, kleinkunst, baukunst und vieles mehr. die wertigkeit ist oft eine gesellschaftlich übernommene. die gern getroffene aussage bei moderner kunst „das könnte ich auch!“, sollte eigentlich als einladung verstanden werden, es wirklich zu probieren. eine abkehr von der abwertung des selbstgeschaffenen (und sei es auch „nur“ ein eigenes strickmuster oder kinderbild) würde die kunst an sich glaubhafter und lebhafter erscheinen lassen. schauen sie doch mal beim biografischen schreiben, was sie alles selbst geschaffen haben. schauen sie, wie sie es bewerten, wie sehr sie es mit anderen „schöpfungen“ vergleichen. nicht alles muss gleich die konkurrenz mit auktionsrekord-kunst bestehen.

betrachten sie eher den aspekt, wie es sich anfühlte, als sie etwas schafften, schöpften, entwarfen oder erfanden. was wollte man mit dem gemachten ausdrücken? warum wollte man etwas ausdrücken? wie hat die umwelt das wahrgenommen? und wie wichtig ist es einem, anerkennung Weiterlesen

kreatives schreiben und kunst

eigentlich ist alles kunst – die lebenskunst, die kunst der entspannung, das künstliche und künstlerische, das wissen und das nichtwissen (die kunst der ignoranz). und wie es dann auch schon viele künstlerInnen formuliert haben, sind wir alle künstlerInnen, auch wenn es die meisten nicht sein wollen. sagen sie einem mensch, er möge doch einmal kunst schaffen, wird er ihnen antworten, er könne so etwas nicht. fragen sie den menschen, was er den zuletzt gebaut, gebastelt oder gedacht habe, dann stellen sie fest, auch er hat dinge oder gedanken erschaffen, die abbilder der realität sind.

da wir es aber notwendig fanden, für die kunst einen markt zu haben, brauchten wir auch händler und experten, die kunst bewerten und einordnen. und so entstanden aus moden kunst, aus abbildern kunstwerke. jede, absolut jede zeit hat ihre kunst. woher sollten wir wissen, ob nicht in dreihundert jahren die plastiknachbildungen griechischer skulpturen und säulen für den reihenhausgarten der hohen kunst der postmoderne zugerechnet werden? und doch fühlt sich mancher berufen, zwischen kunst und kitsch oder zwischen kunst und krempel zu unterscheiden.

wahrscheinlich geht es nur um die bedeutung des erschaffenen, des abbildes. so kann auch kreativ geschriebenes in den augen der schöpferInnen oder leserInnen kunst sein. doch in den augen der literaturwelt werden die ergebnisse der kreativen schreibprozesse gern belächelt. irgendwo verläuft für sie die grenze zwischen kunst und hobby. betrachtet man aber die schreibprozesse großer künstlerInnen, stellt man fest, dass sie die gleichen zweifel und fragen plagte, wie die teilnehmerInnen von schreibgruppen.

und da ist sie wieder, die bedeutung des geschaffenen. ganz gleich, welcher produktionsprozess im vorfeld beschritten wurde, eigentlich sollte nur das ergebnis zählen, sich die bewertung von kunst also nicht an der person, sondern am text orientieren. es wäre einmal interessant, texte und werke ohne namen der autorInnen und deren biografie zu veröffentlichen. ich bin mir sicher, die urteile über das geschriebene würden anders ausfallen. doch, und dies scheint inzwischen in allen künsten der fall zu sein, der markt könnte zusammenbrechen. die verwertung von kunst ist inzwischen ein großes geschäft, das niemand aufs spiel setzen will.

doch noch einmal zurück zum kreativen schreiben: seien sie sich gewiss – vieles von dem, das in schreibgruppen, mit schreibübungen oder durch die verwendung von schreibtechniken entsteht, vieles davon ist kunst, auch wenn es nie einen verlag finden und gedruckt wird. denn das eigentlich intensive und letztendliche wohltuende ist der schaffensprozess – alles danach ist theater, markt und posse. man mag auch den zweiten schritt schätzen, keine frage, und man möchte, dass andere die eigenen abbildungen interessieren, man möchte damit sogar sein geld verdienen, aber es wird nie an den eigentlich kreativen moment heranreichen.

kreatives schreiben und kunst bedeutet nichts anderes, als einen schriftlichen ausdruck für sich selbst zu finden. na dann, lasst uns kunst machen!

kreatives schreiben und stärke

es sind zwar keine zusammenhängenden texte und ohne bilder funktionieren sie auch nicht, aber in der welt der comics gibt es viele beispiele für die umsetzung des themas „stärke“ in einem fantastischen umfeld. da gibt es männer die fliegen können, feuerbälle schleudern, in einen topf zaubertrank gefallen sind oder auch frauen, die mauern hochklettern und menschen mit ihrem blick gefrieren lassen. meist haben die heldInnen eine bestimmte besondere stärke, mit der sie das böse bekämpfen und für das gute eintreten.

es gibt die abenteuer, in denen jemand stärke beweisen muss schon lang. in der odysee sind viele gefahren und hürden zu überwinden, muss klug und stark gehandelt werden, um die reise zu überleben. da reicht bis zu harry potter, der erst im laufe der zeit den grund für sein stärken entdeckt. und allen geschichten gemeinsam ist, dass es nicht nur darum geht, stark zu sein, sondern dass mit der stärke eine form der initiation oder läuterung einhergeht. auschließlich starke helden sind anscheinend sowohl für die schreibenden als auch für die lesenden nicht interessant genug.

das sollte man, wenn man geschichten zum thema stärke schreibt, berücksichtigen. man kann es aber auch einmal ausreizen und dem üblichen vorgehen widersprechen: man erfindet einen protagonisten, eine protagonistin, die einfach nur stark sind, die sich durch alles einen weg bahnen, mit allem Weiterlesen

selbstbefragung (133) – kleidung

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die “kleidung“.

  • wie wichtig ist ihnen kleidung? beschreiben sie.
  • was ziehen sie am liebsten an, wenn sie die wohnung nicht verlassen wollen und es sich gemütlich machen?
  • welche farbe passt am besten zu ihnen?
  • welche marke kaufen sie am häufigsten?
  • haben sie schon einmal etwas selber genäht? warum?
  • mögen sie partnerlook? warum?
  • wie modisch muss ihre kleidung sein?
  • was ziehen sie an, wenn es richtig chic sein soll?
  • wer darf ihnen kleidung kaufen?
  • schätzen sie menschen aufgrund ihrer kleidung ein? warum?

hier können sie weitere 1000 fragen als pdf-datei runterladen.

„geo kompakt“ zu intelligenz, begabung, kreativität – ein lesetipp

neurophysiologie und neuropsychologie sind zur zeit hip. die wissenschaft stürzt sich auf die entschlüsselung des gehirns, um verhaltens- und lernmuster der menschen besser erklären zu können. man kann vortrefflich darüber streiten, wie weit sich die komplexität des menschlichen gehirns überhaupt entfalten lässt, vor allen dingen wenn man sich auf seinen magnetresonanztomographen verlässt. der mensch ist zum glück nicht so logisch, wie man ihn gern hätte.

da stellt sich die frage, was denn nun intelligenz, begabung und kreativität sind und wie sie entstehen. es gibt viele erklärungsversuche. die schwierigkeit besteht darin, dass die drei begriffe mit wertigkeiten besetzt sind, die einen hohen gesellschaftspolitischen gehalt haben. wer möchte schon nicht-intelligent, nicht-begabt und nicht-kreativ sein? doch die mainstream-wissenschaft möchte diesen diskurs nicht führen, da sie erklärt, sie wäre in diesem kontext erst einmal wertfrei.

ob dies wirklich so ist, kann man im neuen „geo kompakt“ (nr. 28) überprüfen. verständlich aufbereitet werden die erkenntnisse zu intelligenz, begabung und kreativität dargestellt und geben einen ganz guten überblick. und doch wird der eigentliche gesellschaftspolitische diskurs nur am rande gestreift. es bleibt im raum stehen, dass kognitive fähigkeiten vor allen dingen von erbgut und erziehung geprägt werden. kann mensch später wirklich keine weiteren begabungen entwickeln? und sind vor allen dingen die eltern für begabungsförderung ihrer kinder im sozialen gefüge von gesellschaften verantwortlich?

doch die zeitschrift kann auf alle fälle zu den notwendigen diskussionen anregen. mehr informationen finden sich hier: http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geokompakt/69640.html .

wortklauberei (66)

„eine entscheidung der konsequenz“

tja, was will uns der redner damit sagen? es war jemand konsequent und hat deshalb eine entscheidung getroffen? oder die konsequenz an sich trifft entscheidungen, ob man will oder nicht? doch wo kommt die konsequenz dann her? wabert sie frei schwebend durch den raum und erwischt einen, wenn man es gerade nicht erwartet?

wahrscheinlich wollte der redner genau diese vage haltung vermitteln. denn „eine entscheidung der konsequenz“ nannte gestern herr westerwelle den rücktritt von herrn guttenberg. wichtig war wohl nur, dass in dem satz die zwei worte „entscheidung“ und „konsequenz“ auftauchen. denn man ist sehr bemüht, das bild aufrecht zu erhalten, dass der ehemalige verteidigungsminister ein sehr konsequenter mensch ist. und dass er „respekt“ verdient.

tschuldigung, verstehen sie nicht auch etwas anderes unter konsequenz, unter logischer folgerung, schlussfolgerung, auswirkung, effekt, ergebnis …? nämlich nicht zwei wochen zu warten, bis man dann die schlussfolgerung zieht, die man schon vorher hätte ziehen können. im deutschen versteht man nämlich unter „konsequent sein“, auch eine gewisse direktheit und beharrlichkeit, die nicht lang herum laviert und nicht häppchenweise eingeständnisse produziert.

aber wenn man etwas „eine entscheidung der konsequenz“ nennt, dann kann man auch so schön alle kritiker als „neider“ oder „scheinheilige“ bezeichnen. und so verkehrt man den diskurs um das wissenschaftliche arbeiten in einen diskurs um menschliche charakterzüge und zollt dem zögerlichen respekt, da die worte es suggerieren, dass hier jemand logischen prinzipien gefolgt, die andere in frage stellen. da gab es aber keine logik, da gab es angst, zögern und unsicherheit, wenn man dann schon personalisieren möchte. aber eigentlich reicht einfach nur der blick auf die juristische handhabung falscher angaben in einer doktorarbeit und schon wird die konsequenz klar. so einfach kann die welt ohne formulierungen sein, die kein mensch versteht.

liste (27) – freizeit

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „freizeit„.

wenn ich mal richtig faul bin, dann verbringe ich meine freizeit am ehesten mit:

diese dinge rauben mir meine freizeit:

ich schütze meine freizeit am besten, indem ich folgendes tue:

meine liebsten hobbys:

mit diesen menschen verbringe ich am liebsten meine freizeit:

liste (11) – farben

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „farben„.

meine lieblingsfarben, der wertigkeit nach aufgereiht:

was bräuchte ich, damit mein leben noch bunter würde?

farben, die ich überhaupt nicht ab kann:

orte und dinge, die mir zu trist und grau sind. hier könnte mal jemand ins farbtöpfchen greifen:

liste (03) – falsche entscheidungen

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „falsche entscheidungen„.

entscheidungen, die im nachhinein ein fehler waren:

entscheidungen, die zu spät getroffen wurden:

meine größten fehler (der größe nach sortiert):

eigene fehler, mit denen ich gut leben kann:

fehler anderer, die mir unverzeihlich scheinen (nach härtegrad sortiert):

biografisches schreiben und listen als form der selbstbefragung

manchmal häufen sich so viele dringlichkeiten an, dass man sich nicht entscheiden kann, welche man als erstes erledigen soll. versucht man alle gleichzeitig anzupacken, stellt man schnell fest, dass dies zwar gut gemeint ist aber gern im chaos endet. also setzt man sich hin, stellt eine liste auf und sucht nach kriterien der unterscheidung der dringlichkeiten. so kann man dann zwischen „super dringend“, „ganz dringend“, „dringend“, „nicht ganz so dringend“… eine rangfolge erstellen. es können natürlich auch ganz andere kriterien gewählt werden, z.b. „am wenigsten aufwand“, „wenig aufwand“, „geringer aufwand“… .

diese vorgehensweise ist nicht selten der versuch, sich selbst zu „überlisten“, also eine ordnung zu schaffen, die einem das gefühl gibt, alles im griff zu haben. ähnlich sind auch die ganzen listen gemeint, die so durch presse, wissenschaft oder behörden geistern. ordnung und kontrolle. das ranking liegt seit zwei jahrzehnten im trend. angefangen bei den größten arbeitgebern, den besten ärzten, den beliebtesten kitas oder den „in“- und „out“-listen. es scheint, wie wenn dies der versuch sei, das unübersichtliche, und inzwischen auch immer unübersichtler werdende leben, sich wieder an zu eignen.

doch listen können noch eine andere rolle übernehmen. sie können einen helfen, sich selbst zu vergegenwärtigen, welcher sache, welchem gedanken man welche priorität gibt. die liste kann eine form der selbstbefragung sein, die nur mehr aufschluss über die eigene haltung, die eigenen erfahrungen geben soll. natürlich schimmer auch in diesem moment ein aspekt des kontrollierens, des ordnens durch. aber die listen zu meiner vergangenheit und gegenwart erstelle ich meist nur für mich. so kann man sich fragen, wer denn im eigenen leben die besten und wichtigsten freunde waren? oder welches erlebnis war für einen am traumatischsten? die liste wird zu einer form der selbstbefragung.

und die liste kann als vorbereitung oder unterstützung des biografischen schreibens verwendet werden, wie auch die selbstbefragung. Weiterlesen