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biografisches schreiben und fliegen

fliegen wird gern als menschheitstraum beschrieben. auch diese fähigkeit, wie das schwimmen, haben wir der tierwelt abgeschaut. dabei haben kluge köpfe versucht, technische geräte zu entwickeln, die uns in die luft und ins wasser bringen und befähigen, uns dort fortzubewegen. inzwischen sind dies sehr ausgereifte geräte, die uns sogar zum mond fliegen lassen. doch was bedeutet das für uns selber? schätzen wir diese maschinellen fortbewegungen oder erscheinen sie uns eher unsicher und anmaßend.

beim betrachten der lebensgeschichte: welche erfahrungen haben wir mit dem fliegen gemacht? wenn man zum beispiel aus beruflichen gründen viel fliegen musste, dann schätzt man es eventuell, in der freizeit auf dem boden zu bleiben. manch eine(r) kann anhand seiner reisedokumente und ausweise nachvollziehen, wo man schon gewesen ist. und für manche ist das fliegen mit der sehnsucht nach fremden orten verbunden. listen sie doch einmal auf, was sie mit dem fliegen verbinden. schauen sie, welche rolle diese menschliche fähigkeit in ihrem leben gespielt hat. und notieren sie ihre gedanken dazu.

aber sie können das fliegen beim biografischen schreiben auch noch ganz anders verwenden: erstellen sie eine flugbahn ihres lebens. es kann sich an den abbildungen der flugbahnen von zugvögeln orientieren: dabei notieren sie die orte, die sie im laufe ihres lebens aufgesucht haben. sie zeichnen die zwischenlandungen und die ziele ein. oder sie orientieren sich beim erstellen der flugbahn vor allen dingen an der flughöhe. sie definieren für sich, was eine große höhe bedeutet und was es heisst, auf dem boden zu landen oder abzustürzen. zeichnen sie ihr leben mit ihren flughöhen auf. notieren sie bei den verschiedenen höhenmetern, welches ereignis Weiterlesen

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schreibidee (336)

was ist die midlife-krise anderes, als das gewahr werden, dass man die eigentlichen ziele und seine ganz persönlichen lustfaktoren aus den augen verloren hat. das ruder soll herumgerissen werden, denn man wird älter und vieles blieb bis dahin unerfüllt. wahrscheinlich tun die hormone ihr übriges, dass man glaubt, dieses gefühl könne nicht auch schon mit zwanzig oder noch mit achtzig jahren aufkommen. man kann immer wieder den blick auf die eigene „lebensliste“ werfen. darum dieses mal eine schreibanregung zu „lebenslisten-texten“.

als einstieg können diverse selbstbefragungs-, assoziations- oder listenübungen angeboten werden. ziel aller übungen ist es, dass die schreibgruppenteilnehmerInnen am schluss eine ganz individuelle liste vor sich liegen haben, auf der die zehn punkte vermerkt sind, die sie in ihrem leben noch machen wollen oder die für sie in zukunft am wesentlichsten sind. diese listen werden nicht vorgestellt aber in eine reihenfolge gebracht: oben steht der allerwichtigste gedanken und bei den folgenden nimmt der grad der notwendigkeit ab.

nun werden zu jedem punkt auf der liste von den schreibenden begründungen von maximal 10 zeilen länge notiert. auch diese persönlichen gedanken werden nicht veröffentlicht. sind die begründungen geschrieben (vielleicht jeweils auf eine karteikarte), kann die liste noch einmal überblickt und eventuell spontan umgestellt werden. dann wird zum spitzenreiter der liste eine handlungsanweisung geschrieben. was muss getan werden, damit dieser wesentliche aspekt im eigenen leben umgesetzt wird? die handlungsanweisung sollte nicht länger als eine seite sein. zuhause können auch zu den anderen punkten handlungsanweisungen notiert werden.

aber in der schreibgruppe wird nun eine geschichte zum obersten listenplatz geschrieben. diese kann nur das eigen lebensthema aufgreifen, sie kann aber auch biografische züge tragen, das ist den schreibgruppenteilnehmerInnen überlassen. sie sollten aber darauf hingewiesen werden, dass der text später in der gruppe vorgelesen werden soll. wenn notwendig kann vorher ein cluster zum thema erstellt werden. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde mit keiner speziellen fragestellung statt.

zum abschluss der schreibgruppe wird von allen teilnehmerInnen noch eine liste mit den zehn momentan überflüssigsten und am meisten energie raubenden aspekten ihres lebens notiert. auch hier kann der vorschlag gemacht werden, doch für jeden aspekt zuhause eine handlungsanweisung zu schreiben, wie man ihn aus seinem leben verbannen kann.

alle schreibideen aus diesem blog finden sich gebündelt hier: http://schreibideen.schreibboutique.de .

„das leben wartet nicht“ von ulrike scheuermann – ein buchtipp

Ein „Navi“ auf dem Weg zum Wesentlichen im Leben

Wir leben in einer hochkomplexen, widersprüchlichen Welt. Dabei befinden wir uns beständig im Widerstreit zwischen unseren ureigenen, persönlichen Bedürfnissen und den Forderungen der Gesellschaft an uns. Da kann es leicht passieren, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Erst im Laufe der Zeit stellt man fest, dass man inzwischen etwas lebt, das einem selber nicht entspricht. Doch wie zurück auf die Spur des für mich Wesentlichen kommen?

Mein Tipp: Das neue Buch von Ulrike ScheuermannDas Leben wartet nicht – 7 Schritte zum Wesentlichen“ lesen und die darin angebotenen Übungen machen. In dem Buch begleitet die Autorin einen entlang eines roten Fadens von der Grundüberlegung „Wie ist mein Leben heute?“ bis zu dem Gedanken „So sollte mein Leben sein!“. Ausgehend von der Frage „Wie würde ich leben wollen, wenn ich Morgen oder in ein paar Wochen sterbe?“, navigiert sie die LeserInnen durch verschiedene Szenarien der Selbstannäherung.

Nachdem man sich einen Überblick über den Ist-Zustand verschafft hat, werden die eigenen Werte gewichtet, wird auf das Wesentliche fokussiert, eine letzte „weise“ Vorlesung vorbereitet, das Selbst-“Bewusstsein“ weiterentwickelt, werden Beziehungen geheilt und wird selbstlose Liebe ausprobiert. Um die aufeinander aufbauenden Schritte nachvollziehen zu können, bietet die Autorin viele verschiedene selbstreflexive Übungen an. Der Großteil der Übungen animiert zu schriftlichen Annäherungen. Dafür wurden Schreibtechniken des Kreativen und Biografischen Schreibens von Ulrike Scheuermann weiterentwickelt und auf die Fragestellungen abgestimmt. Außerdem können eigene Ideen, Vorstellungen und Gedanken in Bildern, Clustern und Storyboards visualisiert werden.

Das Buch bietet viele Möglichkeiten, sich selbst wieder näher zu kommen. Es gibt Anregungen, Informationen und kleine Stories zum Nachdenken. Ulrike Scheuermann motiviert dazu, dem „Carpe-Diem“-Prinzip zu folgen und Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Die klare Struktur und die verständliche Sprache des Buches machen es einem leicht, alle angebotenen Schritte nachzuvollziehen und auszuprobieren. Und, wie ich finde, ein wichtiger Aspekt: Die letztendliche Entscheidung, wohin die Reise gehen soll, wird einem selber überlassen. So ist das Buch ein flexibles „Navi“, das die subjektiven Bedürfnisse und die persönlichen Ziele der LeserInnen berücksichtigt.

Zwei Aspekte des Buches ließen beim Lesen in mir Widerspruch aufkommen:

  • Die für meinen Geschmack etwas zu häufige Betonung, dass die Reise zum Wesentlichen anstrengend sei. Zu selten wird mir dargestellt, dass solche Schritte der Selbstannäherung auch befreiend sein können, sich gut anfühlen und ein positives Erleben verursachen können.
  • Die Denkanregungen zum Begriff der „Weisheit“ fokussieren für mich zu sehr auf das Entwickeln von Gelassenheit und Versöhnung. Ich bin der Meinung, nur wenn es auch Unruhe und Widerstand gibt, können Lebenskonzepte entstehen, die Gelassenheit und Versöhnung erst ermöglichen. Dies gehört für mich auch zur Vorstellung von Weisheit. Ohne Kritik und Aufregung wird leicht ein unangenehmer oder unmenschlicher Status Quo erduldet. Oder wie eine Bekannte einmal formulierte: „Wenn ich mich nicht mehr aufrege, dann bin ich tot.“.

Aber dies soll der Empfehlung des Buches „Das Leben wartet nicht – 7 Schritte zum Wesentlichen“ keinen Abbruch tun, denn es regt zum Denken, zum Diskurs und zum Einnehmen einer eigenen Haltung an. Also ein „Navi“, das einen mit großer Wahrscheinlichkeit zum Wesentlichen im eigenen Leben führt. Das Buch ist 2011 in der Reihe „MensSana“ bei Knaur Taschenbuch in München erschienen. ISBN 978-3-426-87555-1

biografisches schreiben und gier

beinahe alle unsere handlungen basieren auf dem versuch, bedürfnisse zu befriedigen. wenn ich laufe, dann möchte ich einen bestimmten ort erreichen, dann möchte ich vorankommen und habe ein ziel vor augen. und selbst wenn ich ziellos durch die gegend laufe, habe ich eine vorstellung davon, warum ich dies tu. es gibt keine unbegründeten handlungen. das ist der normale lauf unseres lebens. dazu gehört auch, dass nicht jedes bedürfnis befriedigt werden kann, dass wir immer wieder aufgerufen sind, unsere bedürfnisse mit den anforderungen von außen abzugleichen. so kann ich nicht einfach weiterschlafen, wenn der wecker klingelt und der erwerbsarbeit nachzugehen ist.

aber manchmal kann es passieren, dass das zu befriedigende bedürfnis so übermächtig und grenzenlos ist, dass es mit der einfachen handlung nicht getan ist. es scheint uns unvorstellbar, dass dieses bedürfnis nicht befriedigt werden könnte. wir werden gierig. das erinnert ein wenig an die kinder, die vor der supermarktkasse unbedingt noch die eine süssigkeit benötigen. doch wenn ihre eltern zu verstehen geben, dass dies nicht geschehen wird, werfen sie sich auf den boden und schreien, um doch zu bekommen, was ihnen versagt wird.

zur gier gehört ebenso eine gewisse maßlosigkeit. dies bedeutet, ist das bedürfnis eigentlich befriedigt, wird noch eins draufgesetzt und entweder müssen gleich noch zwei andere bedürfnisse befriedigt werden oder man möchte von dem erhaltenen einfach mehr, die doppelte portion bedürnisbefriedigung. beim biografischen schreiben hat man die möglichkeit, einen blick auf die eigene gier zu werfen. wovon konnte man nicht genug bekommen, was wollte man unbedingt haben? Weiterlesen

kreatives schreiben und ziele

das kreative schreiben ist ziellos. nein, das stimmt natürlich nicht. aber das, was manchmal erhofft wird, dass das kreative schreiben einen zu bestsellerautorInnen macht, das verfolgt zumindest das deutschsprachige kreative schreiben nicht. also, das kreative schreiben kann eigentlich gar nicht verfolgen, die protagonistInnen des kreativen schreiben verfolgen ziele. so ist das schlichte, aber nicht weniger sinnvolle und effektive ziel der vertreterInnen des kreativen schreiben, mit hilfe des schreibens die eigene kreativität zu fördern, in einen unverkrampften schreibfluss zu kommen und dabei auch noch spaß zu haben.

so scheint das kreative schreiben in den augen mancher, nur so wildes drauflos-schreiben zu sein. das stimmt auch nicht. nur die vorgaben und regeln beim kreativen schreiben sind gering. die schreibenden bestimmen vieles selbst, was sie umsetzen möchten. das kreative schreiben bietet größtmögliche freiheiten. eigentlich keine schlechte sache, wenn man der eigenen kreativität raum geben möchte. und dann kann das kreative schreiben erst einmal ziellos erscheinen. doch zum schluss sitzen alle kreativ schreibenden mit einem selbst geschöpften ergebnis da.

auch freies assoziieren oder clustern hinterlassen den eindruck der beliebigkeit, dabei sind sie ausdruck der subjektivität. alle anwenderInnen dieser schreibvorbereitenden praktiken lassen ihre ganz persönlichen gedanken und ideen in die assoziationen einfließen. der schwerpunkt liegt also auf dem subjektiven charakter des schreibens. und das ist vielleicht auch das ziel des kreativen schreibens: die subjektiven aspekte des schreibens zu fördern. Weiterlesen

liste (28) – ziele

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „ziele„.

meine größten ziele für die zukunft:

meine kleinsten ziele für die zukunft:

die wichtigsten ziele, die ich bis jetzt erreicht habe:

die ziele, die ich leider nie erreichen konnte:

davon träume ich, weiß aber, dass es sich wahrscheinlich nie erreichen lässt:

meine träume, die erstaunlicherweise wirklichkeit wurden:

schreibberatung und ziele

auf den ersten blick scheint es einfach, welche ziele eine schreibberatung erreichen sollte: die schreibkrise oder schreibblockade überwinden. doch bei genauerer betrachtung kristallisiert sich heraus, wie unterschiedlich die ziele der einzelnen ratsuchenden ausfallen können. denn das schreiben ist oft nur ein ausdruck anderer schwierigkeiten und krisen. die schreibberatung wird schnell zu einer beratung subjektiver befindlichkeiten und lebenssituationen.

bei der gemeinsamen analyse der schreibsituation durch die beraterInnen und die ratsuchenden zeigt sich zum einen, dass jede beratung verschieden ist von einer anderen (verallgemeinerungen sich also schwer vornehmen lassen) und zum anderen, dass auch bei der suche nach handlungsmöglichkeiten zur erreichung zukünftiger ziele, die persönliche lebenssituation eine herausragende rolle spielt. man muss in der schreibberatung die welt nicht neu erfinden, da viele beratungskonzepte und -theorien ebenso anwendbar sind, wie in anderen lebenszusammenhängen.

aber schreibberaterInnen sollten wissen um die zusammenhängen zwischen dem schreiben und der gesamten lebenssituation haben. so weist ein hoher anspruch an das eigene schreiben, der zur schreibkrise führt, oft auf eine erlernte leistungshaltung hin, die zur selbstüberforderung führen kann. darin steckt auch nicht selten das in frage stellen des eigenen selbstwertes. doch auch dies lässt sich nicht einfach verallgemeinern. Weiterlesen

selbstbefragung (86) – ziele

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „ziele„.

  • überlegen sie sich ziele für die zukunft? warum?
  • machen sie dafür einen zeitplan? beschreiben sie.
  • welche ziele möchten sie auf alle fälle (egal wann) noch erreichen?
  • in welchen momenten fühlen sie sich ziellos?
  • was tun sie, um ihre ziele zu erreichen? beschreiben sie.
  • wie geht es ihnen, wenn sie ein ziel erreicht haben? können sie dann ihren erfolg genießen?
  • von wem bekommen sie unterstützung bei der erreichung ihrer ziele? warum?
  • welches ziel haben sie nicht erreicht?
  • welches ziel werden sie nie erreichen? warum?
  • von wo aus starten sie gerade, wie sieht die strecke aus und welches ziel ist ihr nächstes?

„verirren“ von kathrin passig und aleks scholz – ein buchtipp

wir orten, wir können geortet werden, wir planen autos, die selber ihren weg finden, wir kontaktieren beständig den nächsten sendemasten, wir nutzen gps und umts, wir erstellen routen bei google-maps und schauen uns die reiseziele vorher schon einmal digital an. wir wähnen uns auf der sicheren seite, unseren weg zu finden und das ziel schnellstmöglich zu erreichen.

kathrin passig und aleks scholz machen uns mit ihrem buch „verirren – eine anleitung für anfänger und fortgeschrittene“ einen gehörigen strich durch die rechnung. wir irren uns, wenn wir meinen, uns nicht mehr verirren zu können. wir täuschen uns, wenn wir meinen, alles unter kontrolle zu haben. und das ist schön. die beiden autoren versuchen den vorteil des verirrens herauszuarbeiten. so wie früher das flanieren ein ausdruck des müssiggangs war, so könnte heute das verirren diese rolle einnehmen.

warum nicht einmal alle sicherheiten sausen und sich treiben lassen? die welt wird bunter, man wird aufmerksamer und man entdeckt links und rechts des weges vieles, was man sonst übersehen hätte. ob in metropolen oder landschaften, wir können uns, wenn wir wollen überall verirren. es handelt sich beim absichtlichen verirren um die mutigere aber auch realistischere variante. denn selbst mit allen schutzmechanismen vor dem verirren, geschieht es uns doch. und dann sind wir hilflos, da wir nicht damit gerechnet haben.

viele gehen davon aus, dass man sich heute nicht mehr verirren muss, dass man nur jedes hilfsmittel zu nutzen braucht, um auf der sicheren seite zu sein. sie sind nicht darauf vorbereitet, wenn sie sich einmal verirren. das lässt sie in panik geraten und hat teilweise verheerende auswirkungen. dieses belegen kathrin passig und aleks scholz mit vielen beispielen. und sie geben tipps, wie verirren bewältigt werden kann, wie man eventuell doch noch sein ziel findet, bevor man auf der strecke bleibt.

ein teilweise amüsantes aber auch hilfreiches buch in einer unüberschaulichen welt mit einer großen sicherheitsindustrie, die die angst vor dem verirren nutzt. wer auf entdeckung gehen möchte, findet das buch, wenn ich mich nicht irre bei rowohlt berlin verlag, erschienen 2010. ISBN 978-3-87134-640-8

biografisches schreiben und freiheit

freiheit ist ein weiter begriff. es gibt keine eindeutigen und klaren definitionen, was denn unter freiheit zu verstehen ist. außerdem ist zu unterscheiden zwischen gesellschaftlichen voraussetzungen, die freiheiten zulassen, und dem persönlichen denken, wie frei man sich fühlt. denn selbst in gesellschaften, die eine menge freiheiten geben, kann der einzelne das gefühl haben, eingeengt und fremdbestimmt zu sein.

zur subjektiven vorstellung von freiheit gehört eben die lebensgeschichte. welche erfahrungen von freiheit habe ich denn im laufe meiner lebens gemacht? wie weit wurde mir vermittelt, dass ich über viele aspekte meines lebens selbst bestimmen kann? durfte ich als kind die erfahrung relativer freiheit machen? bin ich menschen begegnet, die ein leben abseits vieler konventionen und regeln führten, und beeindruckten mich die menschen?

der mensch ist ein zwiespältiges wesen. zum einen strebt er hohe freiheitsgrade an, wenn sie ihm möglich erscheinen. doch er möchte nicht allein in der welt stehen. so kann eine vielzahl von entscheidungsoptionen auch angst verursachen. die wortwörtliche „qual der wahl“ kommt hier zum tragen. nicht selten fehlen anhaltspunkte ob derer entscheidungen getroffen werden können. so begrüssen viele eine struktur, die ihnen vermittelt und vorgegeben ist. andere wiederum gestalten ihre freiheit auf kosten weiterer mitmenschen. und generell bleiben wir soziale wesen, die auf kontakt zu anderen menschen angewiesen sind. so ist freiheit ohne lebensgeschichte und kontext nicht benennbar.

das biografische schreiben bietet hier eine gute möglichkeit, sich seinem eigenen, ganz persönlichen freiheitsbegriff anzunähern. man kann sich beim notieren der eigenen lebensgeschichte fragen: in welchen momenten fühlte ich mich zu sehr eingeschränkt? wann habe ich mich eventuell selber eingeschränkt? habe ich inzwischen eine form für mich gefunden, die vielen meiner bedürfnisse nahe kommt und die mir viele selbstständige entscheidungen ermöglicht? Weiterlesen

biografisches schreiben und vorbilder

menschen suchen sich für ihre lebenskonzepte vorbilder. entweder handelt es sich dabei um menschen im näheren umfeld, die kennengelernt wurden und deren lebensweise bewundernswert erscheint. oder es handelt sich um bekannte persönlichkeiten, von denen man viel gehört hat, sich mit ihren positionen auseinandersetzte und deren ansichten einem einleuchteten. diese orientierung an anderen kann eine große hilfe sein, eigene ziele und erwartungen an das leben zu formulieren

doch es handelt sich dabei um ein zweischneidiges schwert. denn der hang unerreichbares als vorbild zu nehmen, kann das eigene selbstwertgefühl gehörig heruntersetzen. es werden dabei die eigenen qualitäten gern unter den tisch fallen gelassen, um einem ideal zu folgen, das in der eigenen lebenssituation schwer umsetzbar sein wird. und selbst wenn man dem ideal sehr nahe kommt, kann man noch einen drauf setzen und weiterhin der meinung sein, nie das zu erreichen, das man erreichen möchte.

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte, schadet ein blick auf die persönlichen vorbilder nicht. hierfür kann entlang einer zeitleiste mit den eigenen lebensjahren eingetragen werden, welche ideale man wann verfolgte. die einfachste variante notiert die personen, die man bewundert hat und denen man ähnlich werden wollte. doch man kann noch einen schritt weiter gehen und notieren, welche ideale mit den personen verknüpft waren. dann vielleicht ein resümee ziehen, ob man manches von dem erreicht hat, das man einst anstrebte. und sich zum schluss einmal betrachten, wie realistisch die erwartungen an einen selber waren. wenn man diese betrachtung in die eigene biografie einfließen lässt, kann es leserInnen aufzeigen, dass positive oder negative vorbilder zu haben, sicherlich ein ansporn sein kann. dass aber das eigene leben nicht aus den augen verloren werden sollte. denn oft schaut man bei der idealisierung von personen nicht hinter die fassade und dort kann es ganz anders aussehen.

60 jahre „allgemeine erklärung der menschenrechte“

der mensch hat den vorteil gegenüber den tieren, dass er über seine handlungen reflektieren kann. er kann unter berücksichtigung aller umstände eine entscheidung treffen. so trafen am 10ten dezember 1948 die vereinten nationen den entschluss, die „allgemeine erklärung der menschenrechte“ anzunehmen. darin sind ziele formuliert, die für alle bewohner der welt zu gelten haben und von den offiziellen stellen zu kontrollieren sind.

leider wurde dieses ziel bis heute nicht erreicht. und leider ist nicht zu verstehen, weshalb der mensch dies nicht erreicht, kann er doch reflektieren, wie eben erwähnt, was er macht. doch die sachzwänge und nationalen konstrukte dienen immer wieder als argument (oder sollte ich „ausreden“ schreiben), die erklärung nicht zu beachten.

gern berichtet die westliche welt, dass in anderen ländern die menschenrechte mit den füssen getreten würden, leider haben auch viele westlichen nationen das maß der dinge verloren. sicherlich am bekanntesten in den letzten jahren ist der betrieb des gefangenenlagers guantanamo. aber auch die asylgesetzgebung europas und die abschiebungspraxen gegenüber asylbewerberInnen in deutschland stehen im widerspruch zur „allgemeinen erklärung der menschenrechte“.

es grenzt an ein wunder, dass die weltengemeinschaft überhaupt einmal gemeinsam solch eine erklärung verfassen konnte. doch jetzt, immerhin 60 jahre danach, wäre es an der zeit, diese erklärung ernsthaft umzusetzen und sich gebundener an die vorgaben zu fühlen. damit nicht vergessen wird, welche humanen ziele gedacht und benannt werden können, findet sich die erklärung bei wikipedia hier: http://de.wikisource.org/wiki/Allgemeine_Erklärung_der_Menschenrechte .