Schlagwort-Archive: zufällig

web 2.0 und zufall

zufällig eine tolle homepage finden ist ungefähr so schön, wie beim stöbern im buchladen das buch zu kaufen, das gerade perfekt zur aktuellen befindlichkeit passt. „toll“ bedeutet natürlich, eine durch und durch subjektive bewertung zu zu lassen. im vergleich zum buchladen ist der pool an zufälligkeiten im netz x-fach höher. so wie man sich zwischen den bücherregalen treiben lassen kann, so kann man durch das netz surfen. der feine unterschied: beinahe alle webseiten ermöglichen sofortiges lesen und sich in den seiten vertiefen.

wenn man dann noch die zufälle anderer surferInnen mitgeteilt bekommt, entsteht langsam eine sammlung lesenwerter texte, die beständig erweitert und ausgebaut werden. es ist wie das lernen von einem zentralthema aus, das sich langsam verästelt und ausbreitet und einen im laufe der zeit an orten landen lässt, die man nie im fokus hatte. der zufall gibt ein gefühl für die reichhaltigkeit des in der digitalen welt angebotenen. daraus kann man eine wunderbare freizeitbeschäftigung machen.

einmal die woche gebe man sich ein zeitlimit und surfe auf gut glück. keine großen suchbewegung über diverse suchmaschinen, keinen empfehlungen folgen, einfach durchklicken. der long-tail-effekt des internets bietet nischen und entdeckungen, die man nicht für möglich hielt. der effekt wird dadurch vervielfacht, dass sich viele menschen gleichzeitig auf den weg machen, spannendes zu finden, dies im netz wieder streuen und somit der querverweis eine größere bedeutung als die literaturkritik bei büchern bekommt. die chance, etwas zufällig aufzuschnappen, macht das surfen so interessant und so verführerisch.

darum die empfehlung, ein zeitlimit zu wählen. die möglichkeit, sich in der vielfalt zu verlieren und alles nur noch zu streifen ist groß. auch das kann lust (auf mehr) hervorrufen, jedoch irgendwann Weiterlesen

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schreibpädagogik und zufall

wer schon öfter schreibgruppen geleitet hat, weiß, wie unterschiedlich die gruppen sein können. alle teilnehmerInnen ergeben ein neues ganzes, das mit keiner anderen gruppe vergleichbar ist. darum unterliegen auch die ergebnisse von schreibgruppen von anfang an dem zufall. denn die konstellation einer gruppe hat immer auswirkungen auf das geschriebene. noch auffälliger wird dies bei schriftlichen arbeiten zu mehreren. man kann wenige verallgemeinerungen darüber anstellen, wie schreibgruppen im allgemeinen verlaufen.

man sollte als schreibgruppenleitung immer für die zufälle offen sein. denn wenn die gruppen so unterschiedlich sind, dann sind auch die vorschläge und ideen aus der gruppe heraus, was man mal machen könnte, sehr unterschiedlich. Klammert man sich als leitung in diesen momenten an sein konzept entgehen einem selber eine menge ideen und anregungen, die man wieder in anderen zusammenhängen aufgreifen kann. schafft man es aber, die zufälligen entwicklungen und ideen in die schreibgruppe zu integrieren, wird man jedesmal eine lebhafte gruppe erleben, die garantiert ebenso vielfältige und lebhafte texte verfasst.

eigentliche ist eine schreibgruppenleitung nichts anderes als eine große klammer um ein bündel zufälle. man kann sich noch so gut auf die schreibgruppentreffen vorbereiten, versuchen Weiterlesen

kreatives schreiben und zufall

kreatives schreiben ist eigentlich purer zufall, andere würden pure intuition dazu sagen. man überlässt seine gedanken und das damit verbundene schreiben dem, was einem gerade durch den kopf geistert. klar kann man im vorfeld eine struktur festlegen, ein hauptthema, dem ganzen eine richtung geben. doch in der letztendlichen konsequenz könnte niemand vorhersagen, was er oder sie jetzt tatsächlich auf das papier bringen oder in computer tippen.

man kann beim kreativen schreiben bezüge herstellen. man kann seine ideen auf die tagesform zurückführen, auf erlebtes oder auf menschen, denen man begegnet ist. man kann sich vornehmen, botschaften in den text zu integrieren, bestimmte worte zu verwenden, einen dialog zu schreiben und vieles mehr. aber wie der einzelne satz entsteht, wie das einzelne wort gefunden wird, lässt sich im nachhinein nicht mehr klären.

wenn man es schafft, den inneren zensor im zaum zu halten, wenn man sich „gehen lässt“ und dem zufall raum gibt, dann trägt einen die eigene geschichte, der eigen text an orte, die man vorher noch nicht betreten hatte. das macht die texte so lebhaft und oft so intensiv. das kreative schreiben geht in solchen momenten viel weiter als oft spekuliert wird. natürlich fließt persönliches ein, natürlich haben viele ihren stil und natürlich hält man sich auch an manche konvention.

aber zufälliges kreatives schreiben geht meist über die von vielen vermutete naive freizeitbeschäftigung hinaus. in vielen fällen entsteht literatur, doch sie findet kaum den weg an die öffentlichkeit. regelmäßiges kreatives schreiben ist auch eine form von arbeit, wie es immer wieder für das literarische schreiben betont wird. hier verschränken sich die vorgehensweisen Weiterlesen

liste (116) – zufall

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um den „zufall“.

positive zufälle, die mein leben am meisten veränderten:

negative zufälle, die mein leben am meisten veränderten:

zufällige bekanntschaften, die mich veränderten:

das möchte ich in zukunft gern zufällig erleben:

was ich am häufigsten mache, um die richtung meines lebens zu beeinflussen:

biografisches schreiben und zufall

man mag es zufall oder schicksal nennen (obwohl schicksal meist mit negativen erlebnissen in verbindung gebracht wird), unser leben verläuft meist nicht ganz so kontrolliert, wie wir das gern annehmen. bewusst wird uns dies in sehr außergewöhnlichen oder gar dramatischen momenten. wenn man zum beispiel einer katastrophe entgangen ist, weil man in einen anderen zug, ein anderes flugzeug oder dergleichen mehr gestiegen ist. manch einer mag da zwar ausrufen „ein zeichen, ein zeichen!“, doch auch die zeichen sind von uns nicht beeinflussbar.

spannend wird die diskussion über die zufälle in unserem leben durch manche behauptungen aus der genetik, der hirnforschung und der zwillingsforschung. hier wird in vielen zusammenhängen der „freie wille“ in frage gestellt. doch die diskussion scheint müßig, da viele erkenntnisse zwar darauf hinweisen, dass mehr unbewusstes unsere entscheidungen beeinflusst als bisher angenommen, aber es nicht die fähigkeit, entscheidungen aufgrund der uns zur verfügung stehenden informationen in frage stellt.

so wandeln wir zwischen selbstüberschätzung und ohmacht durch unsere alltag. im biografischen schreiben können wir zumindest einen blick darauf werfen, welche ereignisse unseres lebens uns zufällig schienen und wie weit sie unsere zukunft beeinflusst haben. sicherlich erinnert man sich nur an die „großen“ zufälle, die wirklich eine bedeutung hatten. aber dies sind auch oft die momente, die unser leben spannend machen. wie weit waren wir bereit, entwicklungen in unserer lebensgeschichte dem zufall zu überlassen? wo haben wir uns besonders angestrengt, die richtung unserer entwicklung zu steuern, und wie fruchtbar oder unfruchtbar war dies? haben unsere erfahrungen mit zufall und Weiterlesen

selbstbefragung (169) – zufall

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um den „zufall“.

  • glauben sie an den zufall in ihrem leben?
  • wie war der grösste zufall ihres lebens? beschreiben sie.
  • welchen zufall würden sie gern herbeiführen können (obwohl es dann gar kein zufall mehr wäre)?
  • glauben sie bei der enstehung unserer welt an einen zufall oder an den determinismus? warum?
  • wie weit ist ihr verhalten zufällig?
  • haben sie schon einmal bei einer lotterie oder anderem gewonnen?
  • wie weit halten sie statistiken für zufällig?
  • wen haben sie zuletzt zufällig getroffen?
  • wen würden sie zufällig wieder treffen?
  • wie viel beachtung schenken sie ihren zufälligen gedanken? warum?

die letzten 150 selbstbefragungen sind als links hier gebündelt: https://schreibschrift.wordpress.com/2012/01/05/1500-fragen-zur-selbstbefragung-aus-diesem-blog/

kreatives schreiben und zufall

manche der techniken des kreativen schreibens versuchen, eine beinah-zufällige situation in der auswahl der themen oder der schreibanregung herzustellen. schaut man sich diese vorgehensweisen genauer an, dann stellt man fest, dass der versuch dem zufall raum zu geben, grandios scheitert. irgendwo im handlungsablauf taucht immer wieder die subjektive entscheidung auf, was man als nächsten schritt machen möchte.

das bedeutet, der zufall ist nie ein wirklicher zufall. selbst wenn ich durch die strassen gehe und mir eindrücke notiere, treffe ich als schreibender in diesem moment (zum beispiel um 14.38 uhr) an diesem tag (zum beispiel, dem 09.11.2011) die entscheidung, exakt zu diesem fein-geäderten rot-gelben blatt meine assoziativen gedanken (die meiner subjektiven tagesstimmung entsprechen, die wiederum davon abhängt, ob ich mir den morgenkaffe über die hose gekippt habe oder nicht) zu notieren.

im hintergrund steht die frage, weshalb machte ich mich an diesem tag zu dieser uhrzeit auf den weg? es gibt gründe dafür, die nichts mehr mit zufall zu tun haben. so scheint der versuch, zufälliges in das kreative schreiben zu integrieren, zum scheitern verurteilt, und das un-zufällige bekommt ein großes gewicht. denkt man dies weiter, muss man zu dem schluss kommen, dass das bemühen um zufall mehr raum gibt für ein authentisches gerade-so-sein.

man hebelt mit dem versuch, dem zufall raum zu geben, einen großteil der verstellungen und literarischen strategien, die einem beim schreiben begegnen können, aus. den zufall einfangen zu wollen, stellt wiederum eine neue strategie dar, den eigenen beweggründen für das aktuelle schreiben, mehr raum zu geben, den inneren zensor ein wenig zu überlisten. somit ist damit zu rechnen, dass „un-zufällige texte“, die eigentlich dem spielerischen zufall überlassen sein sollen, das leben und die vielfalt umfassender einfangen. sie entziehen sich einem teil der ästhetischen planung und gewinnen gleichzeitig dadurch den subektiven charakter der schreibenden.

oder anders formuliert, man kann sich durch die suche nach dem zufall teilweise selbst überlisten und dem eigenen ausdruck einen freieren und stimmungsvolleren gehalt geben. es schreibt sich unbefangener, näher an einem selber, ja manchmal könnte man sogar von einem „meditativen“ charakter sprechen. die selbst gestellt aufgabe fördert die „selbstaufgabe“ 😉 . die strategie des loslassens mutiert zu einem aussagekräftigen „da-sein“.