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schreibidee (237)

auch wenn ich ein freund der direkten und klaren sprache bin, darf ruhig mal anders kommuniziert werden. am schönsten wirken zarte worte oft als gedicht. es können aus bildern und metaphern filigrane gebäude der verletzlichkeit und der zuwendung geklöppelt werden. darum lädt diese schreibanregung zum verfassen von „zarten gedichten“ ein.

um noch einmal auf die diversen geschmacksrichtungen zurück zu kommen, werden zu beginn der schreibgruppe zartbittere schokoladetäfelchen ausgeteilt. die teilnehmerInnen werden aufgefordert kurze zartbittere geschichten auf maximal einer seite zu verfassen. was bedeutet zartbitter? eine form von verletzlichkeit offen zu legen, die durch das manchmal leicht bittere leben getroffen wurde. da bekommt die dünne haut leichte verletzungen zugefügt. diese geschichte wird nun noch zu einem gedicht verdichtet. anschließend werden beide schreibergebnisse ohne feedbackrunde vorgetragen.

anschließend sammelt die schreibgruppe worte am flipchart, die einen text filigran erscheinen lassen können. also worte, die schüchtern und feingliedrig daher kommen. alle teilnehmerInnen wählen sich aus der liste zehn worte aus und verfassen anschließend ein gedicht, in dem diese worte auftauchen. dieses gedicht wird vorgetragen und weitergegeben. nun überarbeitet jemand anderes das gedicht und versucht, es noch filigraner zu gestalten.

das gedicht wird abermals weitergegeben und die nächste person nimmt weitere fünf worte von der liste und erweitert das gedicht zu einem kleinen schnitzwerk der zarten worte. die beiden varianten des gedichts werden nacheinander vorgetragen und im feedback wird thematisiert, wie dieses gedicht noch zarter werden könnte. um sich nicht ganz in der ziselierten sprache zu verlieren wird die letzte version des zarten gedichts abermals weitergegeben und die schreibenden werden aufgefordert, nun das ganze gedicht in ein grobschlächtiges muster umzuwandeln. das ergebnis wird auch vorgetragen.

diese schreibanregung kann ein gefühl für die feinen und die deftigen möglichkeiten der sprache geben.