Monatsarchiv: Juni 2011

„frei geschrieben“ von judith wolfsberger – ein buchtipp

auch dieses buch widmet sich dem wissenschaftlichen schreiben wie das vor kurzem vorgestellte buch. aber die herangehensweise der autorin ist eine völlig andere. hier werden schreibübungen und schreibanregungen zu den einzelnen arbeitsschritten gegeben, die ihre nähe zum kreativen schreiben nicht verleugnen können.

das buch von judith wolfsberger enthält schon im titel eine idee vom lustprinzip beim wissenschaftlichen arbeiten: „frei geschrieben – mut, freiheit & strategie für wissenschaftliche abschlussarbeiten„. es zeigt die schwierigkeiten, in die man beim verfassen einer wissenschaftlichen abschlussarbeit geraten kann, offen und unverblümt auf. und die autorin nimmt kein blatt vor den mund, wenn sie die situationen an den hochschulen beschreibt. die situationen, die es zusätzlich erschweren, eine interessante und spannende wissenschaftliche abschlussarbeit zu verfassen.

judith wolfsberger regt zu einer unkonventionelleren herangehensweise an, die vor allen dingen darauf ausgerichtet ist, für sich selber eine angenehmes zeitmanagement zu finden, in einen schreibfluss zu kommen und gleichzeitig fantasie und kreativität in die eigenen wissenschaftlichen texte einfließen zu lassen. dabei gibt sie schreibanregungen, die in kurzer zeit umzusetzen sind.

am besten eignet man sich das buch einige zeit vor dem verfassen einer abschlussarbeit an, um genug zeit für die umsetzung zu haben. dies wird einem später große vorteile bringen: die angst vor dem verfassen einer wissenschaftlichen abschlussarbeit könnte verflogen sein. das buch bietet viele beruhigungen und vor allen dingen anregungen zur zeitstrukturierung an. ein durchweg empfehlenswertes buch. es ist bei utb 2009 in der 2ten auflage erschienen. ISBN 978-3-8252-3218-4

wissenschaftliches schreiben und kreatives schreiben

man könnte vermuten, dass kreatives schreiben maximal in künstlerischen studiengängen etwas verloren hat, aber in naturwissenschaftlichen und technischen keinen sinn macht. wie schon in den letzten posts zum wissenschaftlichen schreiben aufgezeigt, muss das nicht unbedingt sein. und man kann noch einen schritt weiter gehen, neben assoziationstechniken und der suche nach der forschungsfrage, kann kreatives schreiben eine schriftliche arbeit beleben.

doch vorab ein hinweis oder eine warnung, wie immer man das bezeichnen mag. es gibt dozentInnen und professorInnen, also wissenschaftlerInnen, die darauf schwören, dass wissenschaft in einem starren korsett zu agieren hat. alle formen des abweichens werden als unwissenschaftlich bezeichnet. darum sollte man, bevor man sich an eine lebhafte, leicht zu lesende und energiegeladene schriftliche arbeit macht, mit den betreuenden wissenschaftlerInnen abklären, welche form des schreibens anerkannt wird. man tut sich keinen gefallen, wenn man es auf sanktionen anlegt.

so kann es zum beispiel zum streitpunkt werden, wie viel eigene positionen in einer wissenschaftlichen arbeit auftauchen dürfen. etliche lehrende sind der meinung, dass statements von den verfasserInnen maximal in der zusammenfassung eines wissenschaftlichen textes etwas verloren haben. vor allen dingen abschlussarbeiten für master und diplom sollten ihrer ansicht nach einzig den beweis erbringen, dass man wissenschaftlich arbeiten kann. es gibt aber auch gegenpositionen, die der meinung sind, forschende dürfen sehr wohl eine persönliche meinung abgeben, wenn sie ihre ansichten belegen können.

aber abseits der vorher zu klärenden aspekte, gibt es viele möglichkeiten bei genehmigtem spielraum, das kreative schreiben für die texte zu nutzen. so kann man für begriffe, die immer wieder auftauchen, alternative formulierungen suchen. man kann mit hilfe von formen des verdichtens, mammutsätze können in einfache, verständliche formulierung überführt werden. metaphern und bildbeschreibungen geben einen plastischen eindruck des erforschten. ja, man könnte sogar colloquien, die den wissenschaftlichen abschluss unterstützen sollen, zu (schreib)gruppen umfunktionieren, Weiterlesen

„wissenschaftlich schreiben leicht gemacht“ von martin kornmeier – ein buchtipp

dieses buch ist hilfreich und ärgerlich zugleich.
hilfreich ist es, da es eine fülle von hinweisen und tipps zu den verschiedenen formen des wissenschaftlichen arbeitens und somit auch schreibens bereit hält. vor allen dingen bei den fragen welche form des forschungssettings man wählt oder wie aussagen und thesen formuliert sein sollten bietet das buch einen wunderbaren überblick. martin kornmeier hat in „wissenschaftlich schreiben leicht gemacht – für bachelor, master und dissertation“ alles zusammengetragen, was heutzutage in wissenschaftlichen arbeiten verlangt und erwartet wird.

sollte man also unsicher sein, welche zutaten man für eine wissenschaftliche arbeit benötigt (der autor vergleicht das schreiben einer arbeit mit dem backen eines gugelhupfs), kann man in dem buch gut nachschlagen.

ärgerlich wird es aber, wenn man zu den vorstellungen des autors zur akademischen welt und zum wissenschaftlichen schreiben an sich gelangt. hier wird die aktuell in deutschland existierende form des wissenschaftlichen arbeitens als non plus ultra dargestellt. ein blick auf ted.com würde zeigen, dass man an wissenschaften auch anders herangehen kann. und zum wissenschaftlichen arbeiten gehört für den autor, dass es schwierig sein muss. so zeigen für ihn die schreibprobleme und schreibkrisen in der akademischen welt nur, dass das leben kein kindergeburtstag ist und qualitativ hochwertiges eben weh tun muss.

das ärgert, da entdecken, erforschen und neu kombinieren auch ein sehr kreativer, lustvoller und einfach entspannter akt sein kann. warum sollte dann das zu papier bringen anstrengend sein und in ausschließlich in ein strenges korsett gefasst werden. der umgang mit wissen war bei vielen großen entdeckern und wissenschaftlern oft viel chaotischer und kreativer als es einem dieses buch nahelegen möchte.

darum finde ich, lohnt sich der hohe gehalt an (grund)informationen, die in diesem buch vermittelt, wissenschaftliches schreiben bietet aber noch viel mehr spielräume als hier abgedruckt. das buch ist in dritter auflage im haupt-verlag, zur verlagsarbeitsgemeinschaft utb gehörend, 2010 erschienen. ISBN 978-3-8252-3154-5 .

wortklauberei (74)

„lehruntauglich“

heutzutage verbreiten bildschirme in u-bahnen die wichtigen dinge aus der welt. und vor ein paar tagen flackerte auf einen die aussage „etliche prozent der schülerInnen in deutschland seien lehruntauglich“ herab. was für ein ätzendes wort. dies zeigt eigentlich schon, wie schülerInnen betrachtet werden: als gegenstand. wenn schuhe regenuntauglich, uhren wasseruntauglich oder fahrradlichter strassenuntauglich sind, dann kann man dies verstehen. doch schülerInnen können nicht lehruntauglich sein.

lernen ist ein subjektiver prozess. doch unser schul- und lehrsystem basiert auf verallgemeinerungen, um eine bestimmte form der wissensvermittlung durchführen zu können. schon lange gibt es andere vorstellungen von lehren und lernen. es gibt auch verschiedene vorstellungen, wie zwingend zeitliche abläufe sein müssen. ich schreibe nur kurz „summerhill“ als alternative form des üblichen lehrens und lernens, ein projekt, das der selbstbestimmung den vorrang gibt.

„lehruntauglich“ sagt jedoch aus, dass die jugendlichen nicht zur „lehre“ passen. andersrum wird ein schuh daraus: die „lehre“ passt oft nicht zum lernen und vor allen dingen zu den jugendlichen. es wäre zu wünschen, dass dies endlich einzug in viele pädagogische konzepte erhält. „lehruntauglich“ personalisiert vor allen dingen und bereitet den weg, junge menschen vom lernen schon sprachlich fern zu halten. wenn sie es nicht schon verlernt haben zu lernen, dann sorgt die wortwahl für den rest. und vor allen dingen: was macht man nun mit so einem wissenschaftlichen ergebnis?

einziges ziel sollte es sein, die lehre zu verändern. das wäre konsequent, könnte persönlichkeitszuschreibungen unterbinden und sollte die lehre als lernuntauglich befunden werden, kann sie abermals reformiert werden. dann muss auch nicht an den persönlichkeiten der lehrenden rumgekrittelt werden.

wissenschaftliches schreiben und forschungsfrage

forschen ist der versuch, sich die welt weiter anzueignen, um mehr verfügung über die eigenen lebensbedingungen zu haben. das soll heißen, vieles auf der welt funktioniert auf eine art und weise, die uns menschen bis heute unerklärlich erscheint. stück für stück entschlüsselt der mensch, seitdem er denken kann, seine umwelt. abgesehen von der frage, wie real die wahrnehmung des menschen ist (eine frage, die wahrscheinlich kaum geklärt werden kann), möchte er mehr und mehr über seine lebensbedingungen wissen.

das bedeutet, forschung hat etwas mit neugierde, mit interesse und mit der suche nach erklärungen zu tun. leider verschwindet diese vorstellung in vielen wissenschaftlichen zusammenhängen. die verwertbarkeit der erkenntnisse und experimente steht immer häufiger im vordergrund. und zu dieser verwertbarkeit gehört es auch, dass die forschungsfragen gar nicht mehr selber von den wissenschaftlich schreibenden gesucht werden, sondern vorgegeben sind von der forschungsleitung. die forschungsfragen der einzelnen decken nur noch einen teilbereich eines großen forschungsprojekts ab. dies kann vereinzelt sehr spannend sein, endet aber nicht selten in purer zuarbeit zu den großen fragen.

sollte man aber die freiheit besitzen, seine forschungsfragen zum beispiel für eine abschlussarbeit stellen zu können, dann ist man aufgefordert, stück für stück seine neugierde offen zu legen und einzugrenzen. auch diesen prozess kann man durch schreibtechniken unterstützen und fördern. wie schon im vorherigen post aufgezeigt, bieten vor allen dingen das freewriting (eventuell fokussiertes) und das cluster, schon gute assoziative grundlagen. durch beide techniken kann das forschungsthema grob eingegrenzt werden.

nun lassen sich gedanken aus dem marketing anwenden, um weiter einzugrenzen. einfachstes (und gleichzeitig auch schwerstes) herangehen ist es, die forschungsfrage in eine einzige frage zu packen. oder man formuliert einen werbespruch für das eigene forschungsanliegen mit maximal acht wörtern. auf was für eine essenz lässt sich das forschungsinteresse verdichten. dies ist eine gute möglichkeit, zu verhindern, dass das wissenschaftliche schreiben ausufert und Weiterlesen

wissenschaftliches schreiben und struktur

bei wissenschaftlichen arbeiten, abseits der veröffentlichungen in fachzeitschriften, gibt es eine gewisse strukturvorgabe, die den einstieg in die eigenen strukturierung erleichtert. teilweise lässt sich diese struktur auch auf wissenschaftliche artikel übertragen. schwieriger wird es dann für viele bei der feinstruktur, dem roten faden, der sich durch die arbeit ziehen sollte. darum hier ein paar gedanken dazu.

die grobe struktur sieht zum beispiel bei master-, diplom- oder auch doktorarbeiten folgendermaßen aus: gestartet wird mit der einleitung, die oft auch den persönlichen bezug zur wissenschaftlichen fragestellung darstellen soll und vor allen dingen die forschungsthese aufzeigt. die these bildet die grundlage für die gesamte arbeit und wird mit den forschungsergebnissen be- oder widerlegt. im nächsten schritt folgt die erklärung der grundlagen, die man annehmen und anderweitig belegen kann. dann wird das eigene forschungssetting und die untersuchengen, das wissenschaftliche arbeiten beschrieben. anschließend sind das ergebnis, die beweisführung oder dergleichen mehr zu beschreiben und es wird ein fazit gezogen. nach literaturliste und anhang (zum beispiel mit tabellen, berechnungen oder statistiken) ist das werk vollbracht.

doch wie nun für die einzelnen abschnitte eine struktur finden? letztendlich geht es darum, einen lesefluss zu erzeugen, der es den leserInnen möglich macht den gedankengängen folgen zu können und die herbeiführung des forschungsergebnisses nachvollziehen zu können. um diese struktur zu finden, können schreibtechniken aus dem kreativen schreiben für das wissenschaftliche schreiben sehr hilfreich sein.

vor allen dingen das freewriting bietet die möglichkeit, bevor man in das verfassen der wissenschaftlichen arbeit einsteigt, die grundgedanken sowohl für die ganze arbeit als auch für einzelne unterkapitel zu entwickeln. Weiterlesen

liste (53) – schönheit

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „schönheit„.

die schönsten dinge meines lebens:

die schönsten menschen meines lebens:

das gehört für mich zur schönheit eines menschen:

das schönste an mir selber:

das möchte ich verschönern:

liste (52) – reisen

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um das „reisen„.

meine liebsten reiseziele:

meine liebste reisebegleitung:

was bei mir auf keiner reise fehlen darf:

die schönsten reisen meines lebens:

die fürchterlichsten reisen meines lebens:

schreibidee (270)

neurophysiologen, biologen und mediziner behaupten inzwischen, dass die partnerwahl des menschen weiterhin vor allen dingen genetisch, hormonell und geruchsgesteuert sei. irgendwo ganz am ende der skala spielt dann vielleicht auch noch so genannte „schönheit“ eine rolle. dies stellt einen eklatanten widerspruch zu den romantischen vorstellungen, einem wirklich hübschen menschen verfallen zu können, dar. darum ist es an der zeit das schreiben von „schönheitstexten“ anzuregen.

also, alle naturwissenschaftlichen betrachtungen beiseite: welche bekannten menschen finden die schreibgruppenteilnehmerInnen schön? alle teilnehmerInnen sollten eine liste mit fünf menschen erstellen und jeweils in fünf sätzen beschreiben, was sie an ihren favoritInnen schön finden. diese listen werden kurz in der schreibgruppe vorgestellt. anschließend wird ein kurzer text mit dem titel „was ich an menschen schön finde“ geschrieben. auch diese texte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

anschließend werden geschichten geschrieben, die einen einzigen aspekt berücksichtigen sollen: oft ist es anstrengend, schön zu sein. wie man sich nun mit dem thema auseinandersetzt, bleibt den schreibenden überlassen. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es wird eine feedbackrunde durchgeführt. nach den ernüchternden texten wird es zeit, sich dem romantischen ideal zu zu wenden. die vorstellung „schönheit komme von innen“, erweitert die vorstellung von körperlicher schönheit und schlägt vielleicht die brücke zu den fremdbestimmenden naturwissenschaftlichen vorstellungen.

darum möge nun eine längere geschichte zur „entdeckung der schönheit“ geschrieben werden, ein wenig in anlehnung an „die schöne und das biest“. wann entdeckt man im anderen schönheit? wie geht man damit um? wie lassen sich romantische bande knüpfen? und was steht dem gerne mal im wege? diese fragen nur zur anregung für die folgenden geschichten. natürlich werden der kreativität keine grenzen gesetzt. die geschichten werden in der gruppe vorgelesen und in der feedbackrunde werden auch ein blick auf die verwirklichung des romantischen ideals geworfen.

zum abschluss verfassen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ein kurzes gedicht zur überschrift „schönheitswettbewerb“. das schönste gedicht wird von der schreibgruppe nach dem vorlesen gekürt.

schreibberatung und ressourcen

in der beratung gibt es die „ressourcenorientierte“ herangehensweise. dabei geht es darum, auf welche fähigkeiten und kompetenzen klientInnen zurückgreifen können, um ein problem zu bewältigen. einer der ersten schritte besteht darin, herauszufinden, über welche ressourcen die ratsuchenden verfügen. dieser gedanke lässt sich natürlich auch in der schreibberatung umsetzen. dabei wäre zum beispiel zu klären, was die ratsuchenden bisher in ihrem leben geschrieben, welches für sie das bisher das beste „schreib“-setting war, wann sie am kreativsten sind, wie sie sich gut konzentrieren können und vieles mehr.

im nächsten schritt geht es dann darum, wie sich diese ressourcen für das anstehende problem nutzen lassen. dies ist zwischen beraterInnen und klientInnen zu klären. wenn ich zum beispiel weiß, in welchen situationen ich am leichtesten in einen schreibfluss geraten kann, dann kann man gemeinsam schauen, ob sich solche umstände nicht regelmäßig herstellen lassen. vorangegangen ist meist eine phase der selbstbefragung und selbstbeobachtung, um herauszufinden, in welchen settings sich die klientInnen wohl fühlen.

weitere formen der ressourcennutzung können in einer verwendung anderer interessen für den problematischen schreibprozess bestehen. so kann man sich in der schreibberatung zum beispiel daran orientieren, welche schriftlichen ergebnisse die ratsuchenden am liebsten mögen, ihnen am besten gefallen. zu diesen texten oder geschichten gestaltet man eine schreibübung oder -anregung. man nutzt die positive haltung, auch wenn das schreibthema nichts mit der eigentlichen problematik zu tun hat, um eine positive erfahrung mit dem schreiben und dem schreibfluss vermitteln zu können. vielleicht lässt sich diese erfahrung dann in die eigentliche fragestellung überführen. Weiterlesen

schreibberatung und schönheit

nein, es soll hier nicht darum gehen, ob schreibberaterInnen schön aussehen müssen. das wäre dann doch ein sehr anmaßender gedanke. es geht um die fragen, ab wann ein text für die schreibenden selber „schön“ ist. oft wird im rahmen der blockierenden selbstkritik formuliert: „ich schreibe keine schönen texte“. diesem selbsturteil ist meist nicht sehr leicht etwas entgegenzusetzen, wenn man nicht in die bestärkung der kleinkinderziehung verfallen möchte, und als beraterIn alles als „schön“ bezeichnet, das geschrieben wird.

am anfang einer solchen beratung kommt man nicht drumherum, den schönheitsbegriff zu klären. wie der volksmund schon sagt: über geschmack lässt sich nicht streiten. also ist die beurteilung, ob ein text schön ist, immer ein absolut subjektive. auch wenn sich text- und literaturkritik daran üben, der schönheit von texten und geschichten auf die spur zu kommen, sind die urteile eng mit den kritikerInnen verknüpft. es geht also darum, mit den ratsuchenden zu klären, wessen urteil ihnen den wichtig ist und inwieweit sie sich zu ihren texten denn schon einmal feedbacks eingeholt haben.

oft zeigt sich bei den selbsturteilen nämlich, dass die umwelt ganz anderer meinung zu dem geschriebenen sein kann. zudem ist es schwer, im näheren umfeld menschen zu finden, die ihrem geschmack wirklich ausdruck verleihen und nicht unter gedanken der rücksichtnahme und der engen verbindung zu den schreibenden, doch alles schön finden. diese form des feedbacks verhindert eine entwicklung im schreibprozess. vielleicht kann man sich mit den klientInnen darauf einigen, dass man die bezeichnung „schön“ vollständig weglässt. anschließend kann man sich, je nach textsorte, auf allgemeingültigere bewertungskriterien einigen. zum beispiel, Weiterlesen

schreibpädagogik und reisen

machen sie doch einmal mit ihrer schreibgruppe eine reise. schreibgruppen treffen sich normalerweise an einem festen ort, gehen vielleicht noch ab und zu in das nähere umfeld auf der suche nach schreibanregungen und gehen anschließend wieder auseinander.

eine ganz andere atmosphäre stellt sich ein, wenn man sich abseits des alltags an einen ganz anderen ort begibt. dazu müssen keine großen entfernungen zurückgelegt werden, eigentlich muss man das gruppentreffen nur mit einem länger andauernden ortswechsel verknüpfen. besonders hilfreich ist dabei das gemeinsame übernachten. meist stellt sich erst in diesem moment eine distanz zum alltagsgeschehen ein. handys erschweren dies zwar, aber hierfür können in der schreibgruppe vielleicht abmachungen getroffen werden.

denn relativ unbelastet von alltagssorgen in einer intensiven, kreativen phase, die auch zeitlich länger andauert als ein schreibgruppentreffen, ergeben sich für alle teilnehmerInnen ganz neue schreiberfahrungen. es genügen schon zwei tage, also zum beispiel ein wochenende, um sich konzentrierter miteinander im schreibprozess auseinanderzusetzen. dadurch können texte und geschichten entstehen, die im alltag unvorstellbar wären.

für die schreibgruppenleitung ergibt sich erst einmal ein erhöhter arbeitsaufwand. denn konzentriertes arbeiten benötigt eine intensive vorbereitung, ganz abgesehen von den organisatorischen vorbereitungen. außerdem besteht ein großer unterschied zwischen schreibreisen mit gruppen, die sich bis dahin nicht kennen, und gruppen, die sich schon länger kennen. doch meist ergeben sich bei solchen besonderen schreiberfahrungen auch für gruppenleitungen Weiterlesen

selbstbefragung (106) – schönheit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „schönheit„.

  • finden sie sich schön? warum?
  • welchen menschen finden sie schön? warum?
  • welches schönheitsideal gefällt ihnen?
  • welches schönheitsideal gefällt ihnen nicht?
  • was ist einfach nur schön? beschreiben sie.
  • was ist für sie ästhetik?
  • wie weit lassen sie sich bei ihrer vorstellung von schönheit durch moden und die gesellschaft beeinflussen?
  • wie weit bemühen sie sich, ihre schönheit zu verändern? wie anstrengend finden sie das?
  • wann hat ihnen das letzte mal jemand gesagt, dass er/sie sie schön findet?
  • wann haben sie das letzte mal jemandem gesagt, dass sie ihn/sie schön finden?

kreatives schreiben und reisen (2)

es gibt erkenntnisse, die urlaub und reisen nicht nur als erholung darstellen. zum einen fühlen sich etliche menschen, wenn plötzlich mehr ruhe in ihr leben einkehrt, nicht unbedingt besser. der beginn eines urlaubs kann davon belastet sein, dass erst einmal all die gedanken und dinge verarbeitet werden müssen, die in der stressigen berufszeit beiseite geschoben wurden. wenn sich dann jemand auf reisen begibt und auch dabei kaum ruhephasen hat, dann sorgen die zusätzlichen vielen neuen eindrücke für ein zusätzliches stresspotential.

kreatives schreiben kann eine möglichkeit sein, eindrücke im urlaub zu verarbeiten und als anregung zu nutzen. zwar stellt auch das schreiben nicht unbedingt eine ruhephase dar, aber es kann entlastende wirkung haben. außerdem ist das immer so eine sache mit den fotografien von reisen. sie können visuelle eindrücke wiedergeben, aber nicht die gefühle und empfindungen, die man dabei hatte. wie wäre es also, etwas über den urlaub zu schreiben. angefangen bei einem reisetagebuch, morgenseiten, zu denen man im alltag keine zeit findet, einen reisebericht oder auch nur geschichten und ereignisse, die man am wegesrand erlebt?

man kann auch noch einen schritt weitergehen und eine reise ausschließlich dem schreiben widmen. man kann für sich entscheiden, dass man einen schreiburlaub macht. man wählt sich einen ort, der einem ruhe vermittelt, man lässt die modernen kommunikationsmittel zuhause Weiterlesen

selbstbefragung (105) – reisen

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um das „reisen„.

  • verreisen sie gern? warum?
  • was bevorzugen sie: pauschal- oder individualreisen?
  • mit wem verreisen sie am liebsten? beschreiben sie.
  • haben sie im laufe ihres lebens ihr traumreiseziel gefunden? welches?
  • was lernen sie beim reisen?
  • was nervt sie am reisen?
  • gibt es etwas, das sie für sich noch entdecken möchten? und wann?
  • welches verkehrsmittel verwenden sie beim reisen am liebsten? warum?
  • was entspannt sie am meisten beim reisen?
  • wie sieht ihre ideale fantasiereise aus? beschreiben sie.

schreibidee (269)

wenn wir dann gerade schon einmal bei den urlaubszeiten sind, dann gibt es natürlich auch die geschichten: „wenn einer einmal eine reise tut…“. damit ist nun nicht der eigentlich urlaub gemeint, sondern vor allen dingen die gemeinsame benutzung der verkehrsmittel. besonders spannend gestalten sich dabei meist kreuzfahrten, bustouren oder wander- und klettergruppen. denn plötzlich werden dabei sich unbekannte charaktere zusammengewürfelt, die einen umgang miteinander finden müssen. darum als schreibanregung der weg zu „gruppenreise-geschichten„.

alle schreibgruppenteilnehmer erfinden zehn verschiedene charaktere, die sich gemeinsam bei einer gruppenreise treffen. die personen werden in fünf zeilen, stichwortartig ein wenig umschrieben. sie können natürlich teilweise miteinander verwandt sein, sollten sich aber nicht alle kennen. die kleinen charakteristiken werden nicht in der schreibgruppe vorgetragen. denn anschließend werden noch drei kurze beschreibungen (maximal eine halbe seite) der verschiedenen gruppenreisemöglichkeiten geschrieben (gestern kam zum beispiel eine doku über eine wandergruppe auf den kilimandscharo).

nun wählt man erst die form der gruppenreise aus, die einen am spannendsten erscheint. dann besteht die schwierigkeit darin, eine geschichte, gespräche oder ein szenario zu schaffen, in denen alle charaktere in der einen oder anderen weise aufeinandertreffen und miteinander verknüpft werden. für diese schreibphase ist relativ viel zeit zu veranschlagen, da sich alle personen nicht nur begrüßen sollen. und natürlich sollen die eigenheiten der einzelnen charaktere bei dieser geschichte zum tragen kommen. die entstandenen texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und in der feedbackrunde wird unter anderem rückgemeldet, wie gut die atmosphäre einer gruppenreise getroffen wurde.

sollte noch zeit für einen abschluss bestehen, dann sollte noch ein kurzer text über eine einsame reise eines menschen verfasst werden (gestern tauchte in einer doku zum beispiel ein einsamer wanderer in den gerölligen tadschikischen bergen auf). diese texte werden kurz vorgelesen.

schreibidee (268)

bald starten die sommerferien in berlin. noch diese woche schule, dann ab in den urlaub. und im urlaub entspannen, sich umschauen, einen blick auf sich selbst werfen und möglichst wenig konflikte erleben. aber das ist oft leichter gesagt als getan. denn alle fahren in urlaub, die flieger sind voll, die züge sind voll, die autobahnen sind voll, die urlaubsgebiete sind voll. da ist es vielleicht entspannend, sich den frust hinterher von der seele zu schreiben. darum eine schreibanregung zu „urlaubsfiasko-geschichten„.

die schreibgruppenteilnehmerInnen werden als erstes aufgefordert, auf maximal zwei seiten, ihren schlimmsten urlaub oder ihr schlimmstes urlaubserlebnis zu beschreiben. diese kurzen berichte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

im zweiten schritt werden drei kleine (urlaubs)geschichten erzählt: eine geschichte über menschliche zwistigkeiten im urlaub, eine über widrigkeiten der natur (zum beispiel einen sprung in quallen-übsäte gewässer) und eine über (verkehrs)technische probleme (also zum beispiel ausgefallene klimaanlagen im zug). die geschichten sollten jeweils nicht länger als eine seite sein. anschließend werden auch diese kurzen ereignisse in der schreibgruppe ohne feedback vorgestellt.

aus allen geschichten wird sozusagen ein geschichtepool gebildet. man darf sich eine geschichte, die einem persönlich am meisten zusagt, auswählen. diese geschichte muss nicht von einem selber vorher entworfen worden sein. alle stellen also ihre geschichten allen zur verfügung. nachdem eine kurze geschichte ausgewählt wurde, wird darüber eine lange geschichte geschrieben. entweder fügt man noch weitere fiasköse ereignisse hinzu, oder alles löst sich zum schluss in wohlgefallen auf. der wichtigste aspekt bleibt, dass es in der urlaubszeit geschieht. die geschichten werden anschließend in der gruppe vorgetragen und es gibt eine feedbackrunde.

zum abschluss noch ein kurzer text: alle teilnehmerInnen schreiben auf, wie ihr noch nicht erlebter traumurlaub aussieht. auch diese texte werden zum ende der schreibgruppe vorgetragen, vielleicht kurz bevor die sommerpause beginnt.

liste (51) – vielfalt

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „vielfalt„.

bei diesen dingen/sachen ist mir eine große vielfalt am wichtigsten:

in diesen bereichen ist mir das angebot zu groß:

aus der vielfalt der natur gefiel mir schon immer am besten:

aus der vielfalt des schreiben, des geschriebenen gefiel mir schon immer am besten:

bei diesen formen der vielfalt verliere ich den überblick:

web 2.62 – booooooom.com

vielfältiger kann ein angebot im netz kaum sein, also zumindest was den kreativsektor angeht. die seite „booooooom.com“ versammelt kunst, design, musik, film, fotografie und generell kunst in den verschiedensten variationen. dazu bietet sie immer wieder eine interaktive beteiligung an. so gibt es zur zeit zum beispiel einen wettbewerb, für den man grafikdesign-entwürfe zum einem vorgegebenen thema einreichen kann. der entwurf der gewinner wird anschließend auf geldbeutel gedruckt.

aber man kann die webseite auch nur als ideenpool nutzen, um sich inspirieren zu lassen für eigene projekte und werke. vieles, was visuell angeboten wird lässt sich auch leicht in schriftliches überführen. zudem kann man schriftlich mitdiskutieren, stellung beziehen und sich eben beteiligen. booooooom.com zeigt wunderbar, in wie vielfältiger weise das internet genutzt werden kann, um virtuellen kreativen raum zu schaffen und eine form der vernetzung herbeizuführen. die seite verbindet alle interessierten miteinander und es gibt vor allen dingen erst einmal kein ausschlusskriterium. das ist wahrscheinlich der interessanteste aspekt, wenn man dem gedanken folgt, dass jeder mensch ein künstler ist.

zu finden ist die seite unter: http://www.booooooom.com/ .

schreibpädagogik und vielfalt

schreibgruppen sind gruppen, die ein riesiges potential an möglichkeiten bieten. im gegensatz zum beispiel zum sporttraining, zum kochkurs oder zur selbsthilfegruppe für alkoholiker, benötigt eine schreibgruppe ausschließlich zwei dinge: papier und einen stift (natürlich gibt es noch viele zusätzliche hilfsmittel, die auch verwendet werden können). mit diesen zwei dingen lässt sich anschließend die ganze welt erschreiben.

so gibt es schreibgruppen, die vielleicht nur kreatives oder biografisches schreiben im titel tragen und nicht mehr. dies ermöglicht es den gruppenleiterInnen ihre angebote an der gruppe auszurichten. und da eine solche vielfalt an möglichkeiten herrscht, müssen die gruppen nie enden, wenn dies nicht gewünscht ist (sicherlich ist dies abhängig vom zeitkontingent der schreibgruppenleitung und vieler anderer dinge).

daneben gibt es aber auch unendlich viele möglichkeiten, schreibgruppen zu bestimmten aspekten anzubieten. man kann die thematik des schreibens einkreisen und sich beim biografischen schreiben zum beispiel auf die kindheit konzentrieren oder beim kreativen schreiben auf das schreiben von fabeln. man kann nur eine einzige form von assoziationstechniken verwenden und schauen, was für ergebnisse dabei herauskommen, man kann ausschließlich über den eigenen wohnort schreiben, man kann ein wochenende lang miteinander schreiben, man kann eine feste anzahl von terminen für die schreibgruppe verwenden. die variationsbreite ist unerschöpflich Weiterlesen